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ПОДКАМЕННАЯ ТУНГУСКА PODKAMENNAYA TUNGUSKA

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Morgen ausgeruht angehen wollen, haben wir hier<br />

unser Nachtlager geplant. Nach angestrengtem<br />

Suchen sehen wir wirklich eine horizontale Linie<br />

vage durch die Bäume schimmern – das Dach der<br />

Hütte. Nun gilt es, die Stelle beim Anlegen nicht<br />

aus den Augen zu verlieren, denn vom Ufer aus ist<br />

die Hütte im Wald nicht mehr zu sehen – man<br />

steht ja am Fuße der steilen Böschung. Wir suchen<br />

ewig, bis wir den kleinen Trampelpfad finden,<br />

der hinaufführt, nur um oben eine herbe Enttäuschung<br />

zu erleben: die Hütte ist winzig, primitiv,<br />

und total verdreckt, im Grunde nicht mehr als<br />

eine überdachte Müllkippe. Wir nehmen uns zwei<br />

oder drei Holzscheite und beschließen, unser Zelt<br />

am Ufer aufzubauen.<br />

Bisher lagen unsere Zeltplätze jeweils auf Inseln,<br />

und dort weitab vom bewachsenen Teil auf der<br />

vorgelagerten Kiesbank, was uns im Hinblick auf<br />

nächtlichen Besuch relativ ruhig schlafen ließ.<br />

Zwar könnten Bären ohne Probleme die Tunguska<br />

durchschwimmen, aber der Mangel an Beutetieren<br />

macht die Inseln für sie uninteressant. Das könnte<br />

hier anders werden, wenn es vom Ufer herauf verführerisch<br />

nach Fischsuppe duftet. Wir ziehen<br />

daher alle Register: Proviantlager, Feuerstelle<br />

und Zelt errichten wir im Abstand von je etwa 100<br />

m voneinander, und um das Zelt ziehen wir erstmalig<br />

den eigens mitgeschleppten Bärenzaun.<br />

Dabei handelt es sich um einen mobilen Elektrozaun<br />

aus weißer Kunststofflitze, unter 9000V-<br />

Spannung gesetzt von einem kleinen, batteriebetriebenen<br />

Trafo. Die Idee ist, das Meister Petz,<br />

neugierig wie er ist, an dem Band schnuppert,<br />

RATENG! ordentlich einen gewischt bekommt<br />

und in den Wald verschwindet, um niemals wieder<br />

raus zu gehen.<br />

Ob es geholfen hätte? Man steckt nicht drin. Ich<br />

konnte jedenfalls die Litze problemlos in die<br />

Hand nehmen, ohne dass die Schläge allzu unangenehm<br />

gewesen wären. Aber immerhin ist so<br />

eines Bären Nase ja feucht (feucht und kalt, wenner<br />

gesund ist!), und er hat auch keine Gummisohlen<br />

an.<br />

Apropos Fischsuppe: Fab hatte sich bis jetzt stets<br />

gegen den Vorschlag verwahrt, doch mal eine ordentliche<br />

Ucha anzufertigen, jetzt aber ist es endlich<br />

soweit: große Fischstücke mit Kartoffeln,<br />

ordentlich Zwiebeln, Knoblauch, Lorbeer und<br />

Pfeffer, und zum Schluß ein kräftiger Schuß Wodka<br />

rein. Das Ganze auf offenem Feuer geschmiedet<br />

– mehr braucht es nicht für Sternenküche!<br />

Den ganzen Tag haben wir keinen einzigen Menschen<br />

gesehen.

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