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Di. 06.08. 2013<br />
Tag 8, Km 255 – 217, Dunst<br />
Am Morgen zeigt das Thermometer 6 Grad Celsius.<br />
Wir genießen trotzdem das Frühstück aus<br />
Kaffee und Haferbrei am Ufer. Vor der Abfahrt<br />
zieht Fabian noch schnell eine Äsche aus dem<br />
Fluss. Bei der Vorbereitung der GoPro für den<br />
Ritt durch die Stromschnelle bemerken wir, dass<br />
die Kamera den Akku sinnfrei leergesaugt hat –<br />
damit haben wir das Ding für ganze vier Minuten<br />
Aufnahmen im Bolshoj Porog mitgeschleppt.<br />
Scheiß Elektroschrott.<br />
Direkt hinter der ersten Flussbiegung beginnen die<br />
Stromschnellen. Diese sind zwar kürzer, stellen<br />
sich aber als heftiger als der Bolshoj Porog heraus<br />
– drei Wellen hintereinander, jeweils über einen<br />
Meter hoch, rauschen in ganzer Länge über das<br />
Boot. Hinterher Hosentrocknen bei einem Cognac<br />
am nächsten Zufluss; dazu ein bisschen Angeln.<br />
Business as usual: nach zehn Minuten haben<br />
wir jeder zwei große Äschen.<br />
Danach Paddeln durch den Dunst, bis zur Insel<br />
Kukuj, wo wir auf der großen Kieszunge am oberen<br />
Ende unser Zelt aufschlagen. Mücken: ohne<br />
Ende. Abendbrot: Plov mit Äsche, sehr leckere<br />
Variante. Später klärt sich die Frage, warum fast<br />
nirgendwo Treibholz zu finden ist: das Zeug<br />
hängt in rauen Mengen und allen Größen auf der<br />
Linie des höchsten Wasserstandes (also ca. 12 m<br />
über dem jetzigen) am Waldrand zwischen den<br />
Bäumen.<br />
Mi. 07.08. 2013<br />
Tag 9, Dunst<br />
Verschlafen: erst um 9:30 aufgewacht. Zur Strafe<br />
geht`s ohne Frühstück aufs Wasser. Nach ca. 5<br />
km, die Insel Kukui verschwindet hinter uns im<br />
Dunst, gibt es Kekse, Schokolade und Salami im<br />
Boot, dazu Wasser, direkt im Boot sitzend aus<br />
dem Fluss gefiltert.<br />
Gegen 1 Uhr mittags erreichen wir Kuzmowka,<br />
eine Siedlung der Altgläubigen mit wohl zweioder<br />
dreihundert Einwohnern. Zwei kleine Jungs<br />
zeigen mir den Weg zum Geschäft, oben am hohen<br />
Ufer auf einem hölzernen Boardwalk entlang.<br />
Zwischen den Häusern türmen sich riesige Berge<br />
Feuerholz, in den Vorgärten wachsen Kartoffeln,<br />
irgendwo muht eine Kuh. Ein paar Kopftuchmuttis<br />
schlurfen rum und ein unfreundlicher Rauschebart<br />
dreht sich weg, als ich grüße. Am Geschäft<br />
angekommen, verschwinden die Jungs, bevor ich<br />
ihnen Kaugummis kaufen kann. Ein schön<br />
verrumpelter Laden für alles: Farbpötte, Klamotten,<br />
Schulhefte, Kekse und Bier, feilgeboten von<br />
einem weiteren Kopftuchmuttchen. Eingekauft:<br />
Kekse, Schokolade, Bier (12 x Staryj Melnik in