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Dissertation<br />
Sascha Neudörfer:<br />
Thermomechanische Einflüsse auf die Tribologie von Synchronisierungen<br />
Funktion und Lebensdauer <strong>de</strong>s tribologischen Systems „Synchronisierung“ im mo<strong>de</strong>rnen<br />
Fahrzeuggetriebe wer<strong>de</strong>n maßgeblich vom Reibungs- und Verschleißverhalten<br />
<strong>de</strong>r beteiligten Komponenten beeinflusst. Im Zuge <strong>de</strong>r stetigen Weiterentwicklung<br />
geht <strong>de</strong>r Trend zu kompakteren, leichteren und leistungsstärkeren <strong>Getriebe</strong>n<br />
(Abbildung 1, links). Damit die Synchronisierung auch bei <strong>de</strong>n gestiegenen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
ihre Funktion <strong>de</strong>s Drehzahlangleichs beim Gangwechsel zuverlässig erfüllt,<br />
wer<strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rne Reibpaarungen eingesetzt, die sich durch hohe Verschleißfestigkeit<br />
bei gleichzeitiger Reibwertstabilität unter allen Beanspruchungsbedingungen auszeichnen<br />
sollen.<br />
Durch hohe mechanische und thermische Beanspruchungen treten jedoch thermomechanische<br />
Wechselwirkungen auf, welche bisher nicht ausreichend betrachtet<br />
wur<strong>de</strong>n. Diese Rückwirkung <strong>de</strong>r thermischen Verformungen auf die Flächenpressungsverteilung<br />
kann für die tatsächlich im Kontakt auftreten<strong>de</strong>n thermischen und<br />
mechanischen Beanspruchungen entschei<strong>de</strong>nd sein.<br />
Schiebemuffe<br />
Synchronkörper<br />
Synchronring<br />
Losrad mit<br />
Synchronkonus<br />
(Gegenreibfläche)<br />
Volkswagen DQ250<br />
Vorsynchronisierung<br />
Fe<strong>de</strong>r, Druckstück, Kugel<br />
Abbildung 1:<br />
links: Synchronisierungen im mo<strong>de</strong>rnen <strong>Getriebe</strong> am Beispiel Volkswagen DSG®;<br />
rechts: Sperrsynchronisierung nach <strong>de</strong>m System Borg-Warner<br />
Das tribologische Verhalten soll daher unter Beachtung dieser Wechselwirkungen<br />
genauer analysiert wer<strong>de</strong>n, um Rückschlüsse auf optimalen Ringaufbau- und Ringgeometrie<br />
zu ziehen (Abbildung 2). Mit beson<strong>de</strong>ren Analysemetho<strong>de</strong>n und Mo<strong>de</strong>llprüfkörpern<br />
wer<strong>de</strong>n die physikalischen Eigenschaften <strong>de</strong>r Synchronringe ermittelt<br />
und thermomechanische Einflüsse im Experiment bestimmt. Parallel dazu wird ein<br />
numerisches Berechnungsmo<strong>de</strong>ll zur Analyse <strong>de</strong>r thermischen und mechanischen<br />
Beanspruchung <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten Systeme unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r thermomechanischen<br />
Wechselwirkungen im Reibkontakt, <strong>de</strong>m unterschiedlichen Systemaufbau,<br />
sowie die zusätzlichen Materialkombinationen und die speziellen physikalischen<br />
Eigenschaften <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten Materialien entwickelt.<br />
Die durch Prüfstandsversuche gewonnenen Messdaten wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>n Ergebnissen<br />
<strong>de</strong>r FEM-Rechnung verglichen und dadurch Rückschlüsse auf das Reibungs- und<br />
Verschleißverhalten <strong>de</strong>r Systeme aufgezeigt. Abschließend wer<strong>de</strong>n konkrete Vorschläge<br />
zur Analyse und Auslegung von hochbeanspruchten Synchronisierungen<br />
gegeben.
Experiment<br />
Simulation<br />
Lösungsweg<br />
Verschleißversuche<br />
Mo<strong>de</strong>llprüfkörper<br />
thermischmechanischer<br />
Kontakt<br />
Zielsetzung<br />
Verschleißmo<strong>de</strong>ll für mo<strong>de</strong>rne<br />
Reibpaarungen<br />
Verschleißmechanismus<br />
physikalischen Eigenschaften<br />
thermomechanische Einflüsse<br />
Kontakttemperatur<br />
Kontaktpressung<br />
Abgleich<br />
Optimierungsmaßnahmen<br />
Abbildung 2:<br />
Lösungsweg und Zielsetzung<br />
Das Reibwert- und Verschleißverhalten <strong>de</strong>r Synchronisierung resultiert aus <strong>de</strong>r<br />
Reaktion <strong>de</strong>s tribologischen Systems auf die äußeren Beanspruchungen, welche an<br />
<strong>de</strong>n Kontaktflächen <strong>de</strong>r Dachschrägen in <strong>de</strong>n Synchronring eingeleitet und über die<br />
Konusform auf die Reibfläche <strong>de</strong>s Synchronkonus verstärkt wer<strong>de</strong>n. Die Kraftübertragung<br />
erfolgt durch Festkörper- o<strong>de</strong>r Grenzreibung im direkten Kontakt <strong>de</strong>r Reiboberflächen<br />
und Tangentialkräfte, welche durch Scherspannungen im Schmierstoff in<br />
<strong>de</strong>n Vertiefungen <strong>de</strong>r Oberflächenstruktur sowie durch hydrodynamische Schmierfilme<br />
an einzelnen Rauheitserhebungen entstehen.<br />
Durch die komplexe Makrogeometrie <strong>de</strong>s Synchronringes und <strong>de</strong>s Reibbelages sind<br />
die Bauteilelastizitäten über <strong>de</strong>n Ringumfang ungleichförmig und die Beanspruchung<br />
<strong>de</strong>r Reibfläche ist örtlich unterschiedlich. Dadurch bil<strong>de</strong>n sich im Reibkontakt<br />
verschie<strong>de</strong>ne tribologische Bereiche aus (Abbildung 3).<br />
Beanspruchung<br />
Reibbelag<br />
F N<br />
F R<br />
Reibbelag<br />
Ring<br />
p<br />
p<br />
Mikro-EHD<br />
p p p p<br />
Axialkraft<br />
p<br />
Schmierstoff<br />
Konus<br />
x<br />
Konus<br />
Reibbelag<br />
p<br />
F R<br />
F N<br />
F N<br />
F R<br />
Mikro-EHD<br />
p<br />
Schmierstoff<br />
Reibungskontakt<br />
Ring<br />
v<br />
x<br />
Konus<br />
F R<br />
F N<br />
Konus<br />
1000fach überhöht<br />
Abbildung 3:<br />
links: Synchronisierung als tribologisches System mit unterschiedliche Beanspruchungszonen<br />
rechts: thermomechanische Verformung <strong>de</strong>s tribologischen Kontaktes<br />
Mit Hilfe von Mo<strong>de</strong>llsystemen ist es gelungen, einen umfassen<strong>de</strong>n Überblick über<br />
das tribologische Verhalten mo<strong>de</strong>rner Reibpaarungen in Synchronisierungen zu gewinnen.<br />
Durch die gleichen geometrischen Abmessungen sind direkte Vergleiche von<br />
Reibwert- und Temperaturverläufen möglich. Die analytische Ermittlung <strong>de</strong>r thermischen<br />
Eigenschaften <strong>de</strong>r Reibwerkstoffe im Verbund stellt für zukünftige mechanische<br />
und thermische Auslegung Anhaltswerte zur Berechnung und Simulation zur<br />
Verfügung (Abbildung 4).
Temperatur [°C]<br />
A1<br />
B2<br />
SYS A,<br />
D1<br />
C2<br />
B1<br />
Sys B<br />
C1<br />
Synchronring abgehoben<br />
Kontakt zwischen Konus und Ring<br />
T1<br />
Zeit [s]<br />
A1 Seriensystem A, B1 B2 D1<br />
C2<br />
Seriensystem B<br />
C1<br />
Abbildung 4:<br />
Son<strong>de</strong>rmessing Streusinter 1 Streusinter 2 Molybdän Karbon 1 Karbon 2 Karbon 2<br />
metallische Reibwerkstoffe<br />
organische Reibwerkstoffe<br />
Erwärmungskurven einzelner Synchronringe auf <strong>de</strong>m Wärmeleitfähigkeitsprüfstand<br />
Des Weiteren wer<strong>de</strong>n praktische Hinweise zur konstruktiven Auslegung von Synchronisierungen<br />
gegeben. Durch eine beanspruchungsoptimierte Auslegung <strong>de</strong>s<br />
Ringquerschnittes und <strong>de</strong>r Gegenreibfläche lassen sich die mechanischen Reibflächenbeanspruchungen<br />
herabsetzen. Genauso kann mit einer optimierten thermischen<br />
Auslegung die Reibflächentemperatur minimiert wer<strong>de</strong>n. Dabei ist zu beachten,<br />
dass die örtliche Reibflächentemperatur unter an<strong>de</strong>rem aus <strong>de</strong>r Kontaktpressung<br />
resultiert und somit die mechanischen Systemeigenschaften die Beanspruchung <strong>de</strong>r<br />
Reibfläche dominieren (Abbildung 5).<br />
Seriensystem<br />
Mo<strong>de</strong>llsystem<br />
Ringwinkel kleiner<br />
Ringwinkel kleiner<br />
Erstanlage am großen<br />
Konusdurchmesser<br />
(Freistichkante)<br />
• Pressungsüberhöhung<br />
• Abschnei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Reibfläche<br />
Erstanlage am großen<br />
Konusdurchmesser<br />
• Pressungsüberhöhung<br />
Ringwinkel größer<br />
Ringwinkel größer<br />
Erstanlage am kleinen<br />
Konusdurchmesser<br />
• Geringere, gleichmäßigere<br />
Reibflächenbeanspruchung<br />
Erstanlage am kleinen<br />
Konusdurchmesser<br />
• Geringere, gleichmäßigere<br />
Reibflächenbeanspruchung<br />
Abbildung 5:<br />
Unterschie<strong>de</strong> im Verlauf <strong>de</strong>r Kontaktpressung durch toleranzbedingte Winkelunterschie<strong>de</strong><br />
elektronische Veröffentlichung:<br />
Technische Informationsbibliothek Hannover TIB<br />
http://edok01.tib.uni-hannover.<strong>de</strong>/edoks/e01dh08/577796569.pdf