Handreichung für Lehrkraefte - Landesbildungsserver Baden ...
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Es wird schon nichts passiert sein<br />
Umsetzung an Schulen<br />
Melanie hat ihre erste Stelle als Dolmetscherin<br />
bei einem international operierenden Konzern angetreten.<br />
Das Glück war perfekt, als sich ein Kollege in<br />
sie verliebte. Der schlug nach einiger Zeit vor, sich<br />
auf HIV testen zu lassen und ging auch mit gutem<br />
Beispiel voran. Melanie war beeindruckt von soviel<br />
Verantwortungsbewusstsein und entschloss sich ebenfalls,<br />
einen HIV-Antikörper-Test machen zu lassen.<br />
Nun sitzt sie im Wartezimmer einer Aids-/STI-Beratungsstelle<br />
eines Gesundheitsamtes und wartet auf<br />
das Testergebnis.<br />
» FRAGE: Überlegen Sie, welche Gedanken könnten<br />
Melanie im Wartezimmer durch den Kopf gehen?<br />
Als sie die Diagnose »HIV-positiv« erfährt, kann<br />
sie zunächst überhaupt nicht mehr sprechen. Die<br />
Beraterin begleitet sie durch das Schweigen. Melanies<br />
Gedanken kreisen um ihre Studienzeit. Sie hatte bereits<br />
während der Ausbildung viele Auslandsaufenthalte,<br />
um ihre Sprachkenntnisse zu vertiefen. In dieser<br />
Zeit lernte sie einen jungen Mann kennen, mit<br />
dem sie eine Beziehung einging. Kondome waren nie<br />
ein Thema. Melanie nahm die Pille. Die Angst vor<br />
einer Schwangerschaft war präsent. Auf die Idee, sich<br />
vor HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten<br />
zu schützen, kam sie nicht.<br />
» FRAGE: Wie schätzen Sie Melanies Verhalten ein?<br />
DER VORWURF, »SELBST SCHULD ZU SEIN«<br />
Melanie macht sich große Vorwürfe, selbst an<br />
ihrer Infektion Schuld zu sein. Ihr Verhalten ist aber<br />
durchaus üblich. Am Beginn einer Beziehung werden<br />
häufig Kondome verwendet. Nach einiger Zeit, wenn<br />
die Frauen ihren Partner besser kennen, werden die<br />
Kondome einfach weggelassen, ohne dass zuvor ein<br />
HIV-Antikörper-Test gemacht wurde. Die Frauen nehmen<br />
die Pille, um sich vor einer ungewollten Schwangerschaft<br />
zu schützen. Dies trifft auf Frauen jeden<br />
Alters zu. Frauen tun sich im Übrigen auch schwerer<br />
gegenüber einem festen Partner auf Kondomen zu<br />
bestehen. Es fällt ihnen viel leichter, in einer flüchtigen<br />
Beziehung, zum Beispiel im Urlaub, die Verwendung<br />
eines Kondoms zu verlangen.<br />
» FRAGEN: Stellen Sie sich vor, wie es Melanie nach<br />
der Diagnose geht? Inwiefern könnten Freundinnen<br />
und Freunde helfen? Phantasieren Sie, wie es<br />
Melanie nach einigen Jahren gehen wird?<br />
Nach der Diagnose bricht <strong>für</strong> Melanie eine Welt<br />
zusammen. Die Angst, von den anderen ausgegrenzt<br />
zu werden, ist besonders groß. »Was sage ich meinem<br />
Freund, der ja gleichzeitig mein Kollege ist? Was wird<br />
passieren, wenn es die anderen Kollegen am Arbeitsplatz<br />
erfahren?« Die Beraterin in der Aids-/STI-Beratungsstelle<br />
des Gesundheitsamtes gibt ihr die Adresse<br />
einer Aids-Hilfe in ihrer Nähe, wo sie andere Betroffene<br />
treffen und sich austauschen kann. Sie informiert<br />
Melanie aber auch über die medizinischen Möglichkeiten<br />
und darüber, dass die heute möglichen Kombinationstherapien<br />
ein Leben mit HIV über viele<br />
Jahre möglich machen. Die Beraterin betont aber<br />
auch, dass das Virus lebenslang im Körper bleibt,<br />
eine Heilung also nicht möglich ist. Außerdem wird<br />
Melanie auf die HIV-Schwerpunktpraxen hingewiesen.<br />
Trotz dieser Hilfen braucht Melanie Monate, sich von<br />
diesem Schock zu erholen. Sie weiht nur ihre engsten<br />
Freundinnen ein.<br />
Es dauert sehr lange, bis Melanie ihr Leben mit<br />
HIV akzeptieren kann. Seelische Tiefs bleiben aber<br />
auch später nicht aus. Es hat sich als ziemlich schwierig<br />
herausgestellt, einen festen Partner zu finden.<br />
Sie wird immer wieder mit Vorurteilen konfrontiert.<br />
Trotzdem ist sie fest entschlossen, ihr Leben mit HIV<br />
in den Griff zu bekommen. Sie lebt bewusster und<br />
gesünder als früher, um ihr Immunsystem zu stärken.<br />
Melanie engagiert sich wieder voll im Beruf und nutzt<br />
ihren Urlaub, um die Welt zu sehen.<br />
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