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Handreichung für Lehrkraefte - Landesbildungsserver Baden ...

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Gleichgeschlechtliche<br />

Orientierung<br />

Die vier Phasen der Bewusstwerdung<br />

BESONDERE BEDINGUNGEN FÜR MENSCHEN MIT GLEICHGESCHLECHTLICHER ORIENTIERUNG<br />

Schwule Jugendliche und junge Männer sind<br />

erhöhten Gefahren ausgesetzt, sich mit HIV und<br />

anderen STI anzustecken. Verständnis <strong>für</strong> die anders<br />

geartete Lebenssituation, die andere sexuelle Orientierung<br />

und Offenheit im Umgang helfen dieser<br />

Zielgruppe, in ihrem Verhalten sicherer zu werden<br />

und risikobehaftete Kontakte zu vermeiden.<br />

Von Bedeutung ist hier zusätzlich, dass Jugendliche<br />

mit gleichgeschlechtlicher Orientierung nach einer<br />

Untersuchung der FU Berlin ein vierfach erhöhtes<br />

Suizidrisiko gegenüber einer vergleichbaren Gruppe<br />

verschiedengeschlechtlich orientierter Jugendlicher<br />

haben.<br />

Besondere Bedeutung kommt hier dem Wissen<br />

über die VIER PHASEN DER BEWUSSTWERDUNG<br />

der gleichgeschlechtlichen Orientierung (Coming out)<br />

zu. Hilfsangebote können unter Anwendung dieses<br />

Wissens zielgerichtet und bedürfnisorientiert gestaltet<br />

werden. Die vier Phasen im Einzelnen:<br />

1. PHASE:<br />

» PERSÖNLICHES EINGESTÄNDNIS<br />

In dieser Phase setzt sich der oder die Jugendliche<br />

verstärkt mit seiner Geschlechtlichkeit auseinander,<br />

ist häufig introvertiert, aber auch starken<br />

Stimmungsschwankungen unterworfen.<br />

Die Phase ist begleitet durch Ausprobieren verschiedener<br />

Beziehungsformen, teilweise auch direkter<br />

Abwehr vor der eigenen Geschlechtlichkeit.<br />

Instinktiv wird durch die gesellschaftliche Determinierung<br />

gewünscht, »normal« also sexuell auf das<br />

andere Geschlecht orientiert zu sein. Erst langsam<br />

reift die Erkenntnis, dass die Ausrichtung auf das<br />

eigene Geschlecht unumkehrbar ist.<br />

In dieser Phase fühlen sich die meisten Jugendlichen<br />

schutzlos und sehr allein, weil sie im persönlichen<br />

Umfeld in der Regel niemand mit gleichgeschlechtlicher<br />

Orientierung kennen.<br />

2. PHASE:<br />

» BEWUSSTWERDUNG<br />

Nachdem die Erkenntnis der gleichgeschlechtlichen<br />

Orientierung sich manifestiert hat, befasst<br />

sich die / der Jugendliche mit der gesellschaftlichen<br />

Bewertung der Homosexualität. Sie / Er ist bestrebt,<br />

sich mitzuteilen ohne zu wissen, bei welcher Person<br />

das dazu erforderliche intime Vertrauensverhältnis<br />

vorhanden sein könnte. Ablehnung im persönlichen<br />

Bekanntenkreis und bei den eigenen Eltern wird<br />

be<strong>für</strong>chtet.<br />

Menschen, die ins Vertrauen gezogen werden,<br />

reagieren oft falsch, indem sie die Orientierung wegdiskutieren<br />

wollen oder bewusste Zusammenführungen<br />

mit dem anderen Geschlecht vermitteln.<br />

Dies löst weitere schwere Verunsicherungen aus.<br />

Bewertungen der Homosexualität durch Autoritätspersonen<br />

in der Politik, im Showbusiness,<br />

bei Kirchen und Religionsgemeinschaften, aber auch<br />

im persönlichen Bekanntenkreis verstärken das Bewusstsein,<br />

Homosexualität sei keine gesellschaftlich<br />

gewünschte Lebensform.<br />

In dieser Phase treten besonders oft Fluchtgedanken<br />

oder autoaggressive Handlungen auf.<br />

Eine andere Äußerungsform kann auch exzessives<br />

Verhalten mit legalen und/oder illegalen Drogen sein.<br />

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