Handreichung für Lehrkraefte - Landesbildungsserver Baden ...
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Gleichgeschlechtliche<br />
Orientierung<br />
DIE VIER PHASEN<br />
DER BEWUSST-<br />
WERDUNG<br />
3. PHASE:<br />
» ÖFFNUNG<br />
Ist die Persönlichkeit einigermaßen stabilisiert<br />
und die gleichgeschlechtliche Orientierung persönlich<br />
akzeptiert, erfolgt die Öffnung und Orientierung<br />
nach außen. In dieser Phase beginnt die Suche nach<br />
Beratungseinrichtungen, Selbsthilfe- und Jugendgruppen.<br />
Eine Ausprägung kann auch sein, erste sexuelle<br />
Erfahrungen gegen Geld zu machen oder Orte aufzusuchen,<br />
an denen anonyme Sexualkontakte möglich<br />
sind. Kontaktaufnahmen über vielfältige Portale im<br />
Internet führen ebenfalls eine oft trügerische große<br />
Vielfalt vor, die aber den nachherigen realen Bedingungen<br />
selten standhält.<br />
Die ersten Sexualkontakte in dieser Phase sind<br />
meist mit viel Angst und Unsicherheit überlagert.<br />
Sie sind deshalb auch hoch risikobehaftet, weil in<br />
einer so multiplen Anspannungssituation in den<br />
wenigsten Fällen auch noch an Safer Sex gedacht<br />
wird. In manchen Fällen ist auch das notwendige<br />
Knowhow zu sicheren Sexualkontakten noch nicht<br />
vorhanden.<br />
Nicht selten überschreiten Jugendliche hier auch<br />
selbst gesetzte Grenzen, weil sie erstmals ein sexuelles<br />
Erlebnis haben, das sie nicht durch Unsicherheit<br />
zerstören wollen.<br />
4. PHASE:<br />
» KONTAKT<br />
Sind die ersten Erfahrungen gemacht und sind<br />
Wunschzielgruppen gefunden, schwimmen die Jugendlichen<br />
nicht selten auf einer sehr euphorischen<br />
Ebene. Sie haben den Wunsch, soviel wie möglich<br />
mit ihren neuen, gleich empfindenden Freunden und<br />
Bekannten zusammen zu sein. Starke Anziehungspunkte<br />
sind Clubs, in denen sich Gleichaltrige treffen.<br />
Die Jugendlichen leben richtig auf, verausgaben<br />
sich aber auch leicht.<br />
Spätestens an dieser Stelle merken auch Eltern<br />
und bisherige Bekannte, dass eine persönliche Veränderung<br />
eingetreten ist. Der Freundeskreis verändert<br />
sich stark. Weitere Krisen sind dann in dieser Phase<br />
vorgeprägt, wenn das Elternhaus die Homosexualität<br />
der Tochter oder des Sohnes ablehnt. Im Einzelfall<br />
kann dies bis zu einem Rauswurf aus dem Elternhaus<br />
führen. Dies kann neben den materiellen auch zu<br />
starken psychischen Problemen führen. Ein Abrutschen<br />
in Suchtkontexte ist hier durchaus möglich.<br />
Besondere Bedeutung kommt dann dem neu<br />
gewonnenen Freundes- und Bekanntenkreis zu.<br />
Wenn dieser stark genug ist, kann die / der Jugendliche<br />
aufgefangen werden. Oftmals benötigen auch<br />
Eltern in dieser Phase Rat und Unterstützung. Selbsthilfegruppen<br />
gibt es dazu in den meisten größeren<br />
Städten.<br />
» JUGENDLICHE<br />
MIT MIGRATIONSHINTERGRUND<br />
Ein besonderes Gefährdungspotential durch die<br />
gleichgeschlechtliche Orientierung haben Jugendliche<br />
mit Migrationshintergrund, insbesondere aus<br />
Familien mit islamischem Hintergrund oder aus afrikanischen<br />
Kontexten. Homosexualität ist hier noch<br />
besonders stark gesellschaftlich stigmatisiert und wie<br />
zum Beispiel im Iran noch mit drastischen Strafen<br />
bis zur öffentlichen Hinrichtung bedroht.<br />
Ein Coming out ist auch bei sicherem Aufenthaltsstatus<br />
in Deutschland eine nahezu übermenschliche<br />
Anstrengung, die mit Gefahren <strong>für</strong> Leib und<br />
Leben oder einer scharfen Trennung von der Familie<br />
verbunden ist. Psychische Folgen sind hier häufig<br />
unvermeidlich.<br />
Joachim Stein<br />
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