Artikel als PDF - Das Online-Magazin der BARMER GEK
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Wasser<br />
Wasser<br />
Unentbehrlich, unersetzlich<br />
Lebenselixier Wasser<br />
„Durst macht aus Wasser Wein”, sagt ein Sprichwort. So köstlich und kostbar wie Wein ist<br />
es gewiss für die elf Prozent <strong>der</strong> Menschheit, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser<br />
haben. Die Überfluss-Gesellschaft hingegen importiert Wasser aus den entlegensten Ecken<br />
<strong>der</strong> Erde <strong>als</strong> kostspieliges Gourmet-Getränk. Dabei ist sauberes Wasser für den Menschen<br />
doch vor allem eines: das (Über-)Lebensmittel Nr. 1.<br />
Den Durst stillen, Kochen, Waschen, Duschen,<br />
Reinigen – im Alltag denkt man<br />
kaum noch darüber nach, welch ein Luxus<br />
das eigentlich ist, wenn Wasser unbegrenzt<br />
aus dem Hahn strömt.<br />
Der Mensch selbst besteht zu zwei Dritteln<br />
daraus und könnte ohne die elementare<br />
Flüssigkeit nur wenige Tage<br />
überleben. An allen Vorgängen im Körper<br />
ist Wasser beteiligt. In je<strong>der</strong> Zelle laufen<br />
ständig Reaktionen auf Wasserbasis ab.<br />
Als Lösungs- und Transportmittel im Blut<br />
versorgt es die Zellen mit Nährstoffen,<br />
regelt den Stoffwechsel, transportiert<br />
Schadstoffe ab, reguliert die Körpertemperatur<br />
und vieles mehr.<br />
Kein Wun<strong>der</strong> <strong>als</strong>o, dass das flüssige Element<br />
maßgeblichen Einfluss auf unsere<br />
Gesundheit und unser Wohlbefinden hat.<br />
Der Körper nimmt Wasser auf und gibt<br />
Wasser ab. Aufnahme und Abgabe sollten<br />
eine ausgeglichene Bilanz ergeben.<br />
Über die Nieren, den Darm, die Haut und<br />
die Lunge werden täglich bis zu 2,5 Liter<br />
Flüssigkeit ausgeschieden. Etwa einen<br />
Liter Wasser enthalten die täglichen Mahlzeiten.<br />
<strong>Das</strong> bedeutet, mindestens 1,5 Liter<br />
müssen durch Trinken wie<strong>der</strong> ersetzt<br />
werden. Geschieht dies nicht rechtzeitig,<br />
verlieren Blut und Gewebe Flüssigkeit,<br />
was durch Folgewirkungen im extremsten<br />
Fall tödlich enden kann. Nimmt die Körperflüssigkeit<br />
um mehr <strong>als</strong> 20 Prozent ab,<br />
versagen Nieren und Kreislauf.<br />
Normalerweise kann es aber so weit gar<br />
nicht kommen. Schon wenn <strong>der</strong> Körper<br />
wenige Prozent Wasser verloren hat, regt<br />
sich das Durstgefühl. Wird es über Stunden<br />
ignoriert, können Kopfschmerzen,<br />
Konzentrationsstörungen und Müdigkeit<br />
auftreten. Vermeiden kann dies, wer regelmäßig<br />
über den Tag verteilt trinkt. Nur<br />
morgens o<strong>der</strong> mittags auf Vorrat zu trinken<br />
funktioniert nicht, weil <strong>der</strong> Körper im-<br />
Foto: Mauritius<br />
22 Gesundheit konkret 1 I 2013 Gesundheit konkret 1 I 2013 23
Wasser<br />
Wasser<br />
mer nur kleine Mengen verarbeiten kann.<br />
Überflüssiges wird wie<strong>der</strong> ausgeschieden.<br />
Im Alter lässt das Durstgefühl nach. Ältere<br />
Menschen sollten deshalb auf jeden Fall<br />
regelmäßig trinken, am besten nach Plan.<br />
Aber auch viele Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />
unterdrücken ihr Durstgefühl, wenn sie<br />
ins Spiel vertieft sind o<strong>der</strong> konzentriert<br />
lernen. Bei beson<strong>der</strong>er Beanspruchung,<br />
etwa durch Sport o<strong>der</strong> große Hitze, müssen<br />
die Trinkmengen erhöht werden.<br />
Empfohlene Trinkmengen pro Tag<br />
Alter<br />
Liter<br />
Kin<strong>der</strong> 1–9 Jahre 0,8 bis 1<br />
Kin<strong>der</strong>/Jugendliche<br />
10 bis 18 Jahre 1,2 bis 1,5<br />
Erwachsene 1,5<br />
Stillende 1,7<br />
Alle Trinkempfehlungen in diesem<br />
Beitrag gelten für gesunde Personen.<br />
Für Patienten mit bestimmten Erkrankungen<br />
(Herz, Nieren, Bluthochdruck)<br />
gelten an<strong>der</strong>e Empfehlungen.<br />
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung<br />
Günstig und rein<br />
Einfach den Wasserhahn aufdrehen, und<br />
schon strömt uns reines Trinkwasser entgegen<br />
– die preiswerteste und gesündeste<br />
Art, kalorienfrei den Flüssigkeitsbedarf<br />
des Körpers zu decken. Ein Liter kühles<br />
Nass aus <strong>der</strong> Leitung kostet im Durchschnitt<br />
rund 0,2 Cent. Wer beim Leitungswasser<br />
das Prickeln vermisst, kann mit<br />
einem Sprudelgerät und Kohlensäure-Patronen<br />
nachhelfen.<br />
Nach Auskunft des Verbandes kommunaler<br />
Unternehmen (VKU) halten die<br />
deutschen Wasserversorger regelmäßig<br />
in mehr <strong>als</strong> 99 Prozent <strong>der</strong> Analysen die<br />
strengen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Trinkwasserverordnung<br />
ein. Entscheidend für die<br />
Hygiene und den Geschmack des Trinkwassers<br />
ist neben seiner natürlichen Zusammensetzung<br />
auch <strong>der</strong> Zustand <strong>der</strong><br />
Hausleitungen und Wasserkräne. Letzterer<br />
liegt allerdings nicht in <strong>der</strong> Verantwor-<br />
Den Durst stillen am Wasserhahn? Kein Problem: In Deutschland muss Trinkwasser<br />
rein und genusstauglich sein.<br />
tung <strong>der</strong> Wasserversorger, son<strong>der</strong>n ist Privatsache.<br />
Hat das Wasser einige Stunden<br />
in <strong>der</strong> Leitung gestanden, sollte man es<br />
erst eine halbe Minute ablaufen lassen.<br />
<strong>Das</strong> heimische Trinkwasser gilt hierzulande<br />
<strong>als</strong> das bestkontrollierte Lebensmittel<br />
überhaupt und wird von Verbraucherverbänden<br />
über Fachgesellschaften bis hin<br />
zum Bundesgesundheitsministerium einhellig<br />
empfohlen (lesen Sie auch das Interview<br />
zur Trinkwasser-Hygiene auf S. 25).<br />
Sprudelnde Quellen<br />
Wer sein hauseigenes „Kranenberger”<br />
nicht trinken mag, muss dann aber für<br />
den Durstlöscher Nr. 1 tiefer in die Tasche<br />
greifen – und hat die Qual <strong>der</strong> Wahl. Denn<br />
in Deutschland sprudeln Wasserquellen<br />
im Überfluss. Mehr <strong>als</strong> 500 Marken stammen<br />
aus rund 200 Brunnen o<strong>der</strong> einer <strong>der</strong><br />
rund 800 Quellen. Je nach Herkunft und<br />
Zusammensetzung wird in vier Grundsorten<br />
unterteilt:<br />
Natürliches Mineralwasser<br />
stammt aus unterirdischen, ursprünglich<br />
reinen und vor Verunreinigung geschützten<br />
miner<strong>als</strong>toffhaltigen Quellen. Als Zusatzstoff<br />
ist einzig Kohlensäure erlaubt.<br />
<strong>Das</strong> Wasser muss amtlich anerkannt sein<br />
und direkt an <strong>der</strong> Quelle abgefüllt werden.<br />
Tafelwasser<br />
ist gewissermaßen „künstlich“ hergestelltes<br />
Mineralwasser. Basis ist meist Trinkwasser,<br />
dem Miner<strong>als</strong>toffe, Kohlensäure,<br />
Meerwasser o<strong>der</strong> auch Natursole zugesetzt<br />
werden.<br />
Quellwasser<br />
stammt aus einer natürlichen Quelle, muss<br />
aber Trinkwasserkriterien erfüllen.<br />
Heilwasser<br />
Unter dieser Bezeichnung dürfen in<br />
Deutschland nur natürliche Wässer aus<br />
unterirdischen Quellen verkauft werden,<br />
die aufgrund spezieller Miner<strong>als</strong>toffe und<br />
Spurenelemente die Gesundheit för<strong>der</strong>n.<br />
Dies muss wissenschaftlich nachgewiesen<br />
sein und den Arzneimittelrichtlinien<br />
entsprechen. Heilwasser gilt daher <strong>als</strong> frei<br />
verkäufliches Arzneimittel.<br />
Inhaltsstoffe und ihre Wirkung<br />
Wie Wasser schmeckt, hängt von seinem<br />
Ursprungsort ab o<strong>der</strong> davon, welchen<br />
450<br />
tausend<br />
Kilometer lang ist das Trinkwasser-<br />
Verteilernetz in Deutschland.<br />
Fotos: Corbis, Fotolia (3)<br />
Wer viel schwitzt, sollte den Flüssigkeitsverlust<br />
durch Trinken ausgleichen.<br />
Weg es nimmt. Grund- und Quellwasser,<br />
das zum Beispiel mit kalkreichen Gesteinsschichten<br />
in Berührung kommt, nimmt<br />
Kalk in gelöster Form auf: Kalzium und<br />
Magnesium. Sie machen die Härte des<br />
Wassers aus. Beide Miner<strong>als</strong>toffe sind<br />
für den Menschen lebenswichtig. Von<br />
den Verbrauchern wird härteres Wasser<br />
wegen möglicher Kalkablagerungen in<br />
Haushaltsgeräten oftm<strong>als</strong> eher negativ<br />
bewertet. Es trägt jedoch mehr zu einer<br />
gesunden Ernährung bei <strong>als</strong> weiches, miner<strong>als</strong>toffarmes<br />
Wasser. Im Geschmackstest<br />
schneidet hartes Wasser oft besser<br />
ab, wenn es kalt serviert wird. Für heiße<br />
Getränke wie Kaffee o<strong>der</strong> Tee wird hingegen<br />
weiches Wasser bevorzugt.<br />
Trinkwasser und Mineralwasser allein reichen<br />
jedoch auf keinen Fall aus, um den<br />
täglichen Miner<strong>als</strong>toffbedarf zu decken.<br />
Hier hat Wasser nur eine ergänzende<br />
Funktion.<br />
Ähnlich verhält es sich mit Sauerstoff angereichertem<br />
Wasser. In Untersuchungen<br />
konnte eine vitalisierende Wirkung bisher<br />
nicht bestätigt werden. Die beste und<br />
umfassendste Sauerstoffzufuhr erfolgt<br />
immer noch über die Atmung.<br />
Plastik o<strong>der</strong> lieber Glas?<br />
Wasser in manchen Plastikflaschen wird<br />
nicht nur ein schlechterer Geschmack<br />
durch herausgelöstes Acetaldehyd und<br />
Nicht überall auf <strong>der</strong> Erde selbstverständlich:<br />
sauberes Trinkwasser.<br />
das schnellere Entweichen von Kohlensäure<br />
nachgesagt. Es mehren sich auch<br />
Hinweise, dass die Chemikalie Bisphenol<br />
A, <strong>als</strong> Weichmacher in Plastikverpackungen,<br />
Konserven- und Getränkedosen<br />
ent halten, insbeson<strong>der</strong>e für Kleinkin<strong>der</strong><br />
gesundheitsschädigend sein könnte. EUweit<br />
ist die Verwendung in Babyflaschen<br />
bereits verboten. Die hormonähnliche<br />
Substanz steht unter dem Verdacht, die<br />
Gehirnentwicklung und die Fortpflanzung<br />
zu beeinflussen. Weitere Untersuchungen<br />
sollen Aufschluss über die konkreten gesundheitlichen<br />
Risiken geben.<br />
Wasser – ein Menschenrecht<br />
„Wasser? – ist doch genug da“, möchte<br />
man bei einem Blick auf die Weltkugel<br />
meinen. Doch <strong>der</strong> Eindruck täuscht. Nur<br />
knapp ein Prozent des weltweit vorhandenen<br />
Wassers eignet sich <strong>als</strong> Trinkwasser.<br />
Und dieses kostbare Nass gilt <strong>als</strong><br />
bedroht, etwa durch exzessive industrielle<br />
und landwirtschaftliche Nutzung, die<br />
wachsende Weltbevölkerung, den Klimawandel<br />
und seine Folgen, die Privatisierung<br />
von Wasservorkommen und -aufbereitung<br />
– und durch Spekulantentum.<br />
Voraussetzungen, die nicht gerade Hoffnung<br />
machen, dass sich das Ziel <strong>der</strong> Vereinten<br />
Nationen vom 28. Juli 2010 noch<br />
verwirklichen lässt: <strong>der</strong> Zugang zu sauberem<br />
Wasser <strong>als</strong> Menschenrecht.<br />
Interview<br />
Dr. Ursula<br />
Marschall,<br />
leitende<br />
Medizinerin<br />
bei <strong>der</strong><br />
<strong>BARMER</strong> <strong>GEK</strong><br />
Frau Dr. Marschall, Trinkwasser gilt<br />
in Deutschland <strong>als</strong> das sicherste Lebensmittel<br />
überhaupt. Kann man das<br />
Wasser aus <strong>der</strong> Leitung unbedenklich<br />
genießen?<br />
Marschall: Bevor es beim Verbraucher<br />
aus dem Hahn läuft, bereiten die örtlichen<br />
Wasserunternehmen das aus<br />
verschiedenen Quellen (Grundwasser,<br />
Flüsse, Seen, T<strong>als</strong>perren) gewonnene<br />
Rohwasser je nach Qualität auf. Es<br />
durchläuft wenige o<strong>der</strong> mehrere Filterprozesse,<br />
bis die vorgeschriebene<br />
Trinkwasserqualität erreicht ist.<br />
Wie wird die Sicherheit des Trinkwassers<br />
überprüft?<br />
In Deutschland gelten überall die<br />
gleichen Qualitätsstandards. Diese<br />
sind in <strong>der</strong> Trinkwasserverordnung<br />
festgelegt, <strong>der</strong>en Einhaltung von den<br />
Gesundheitsämtern regelmäßig überprüft<br />
wird. Danach muss das Wasser<br />
„rein und genusstauglich“ sein und<br />
darf keine Krankheitserreger und Stoffe<br />
in gesundheitsschädigenden Konzentrationen<br />
enthalten.<br />
Trotzdem ist immer wie<strong>der</strong> von Schadstoffen<br />
wie Medikamentenrückständen,<br />
Schwermetallen sowie hoher Keimbelastung<br />
im Trinkwasser die Rede.<br />
Der allzu sorglose Umgang mit Gewässer<br />
belastenden Substanzen aus<br />
Industrie, Landwirtschaft und Pharmazie<br />
führt in <strong>der</strong> Tat zu einer immer aufwendigeren<br />
und damit letztlich auch<br />
teureren Trinkwasseraufbereitung. Je<strong>der</strong><br />
Einzelne kann durch bewussten<br />
Umgang die Reinheit und Gesundheit<br />
des Trinkwassers schützen helfen.<br />
24 Gesundheit konkret 1 I 2013<br />
Gesundheit konkret 1 I 2013 25
Wasser<br />
Wasser<br />
Wasser <strong>als</strong><br />
Lifestyle-Produkt<br />
Aus dem Grundbedürfnis des Menschen<br />
nach Wasser hat sich ein gigantischer<br />
Markt entwickelt. Die Industrienationen<br />
verbrauchen Trinkwasser im Überfluss.<br />
Hinzu kommt die weltweit schier<br />
unüberschaubare Zahl <strong>der</strong> abgefüllten<br />
Wasser-Sorten und -Marken. Nicht Luxus<br />
genug. Die Wohlstandsgesellschaft leistet<br />
sich Wasser aus entlegenen Orten <strong>der</strong><br />
Erde, abgefüllt in edle Designerflaschen<br />
und teils sehr viel teurer <strong>als</strong> mancher<br />
Rebensaft – von <strong>der</strong> Öko-Bilanz ganz zu<br />
schweigen.<br />
Ein paar Beispiele:<br />
Genau 9.750 Tropfen reinsten Regenwassers<br />
aus Tasmanien soll eine<br />
Dreiviertel-Liter-Flasche „Cloud-<br />
Juice“ enthalten.<br />
„10 Thousand BC“ (10-tausend<br />
Jahre vor Christus) wird<br />
<strong>als</strong> aus Kanada aufgetautes<br />
Gletscherwasser aus <strong>der</strong> Eiszeit<br />
angepriesen, das demzufolge<br />
vollkommen unbelastet<br />
und von absoluter<br />
Reinheit sein soll.<br />
„Fiji“ soll aus Quellen <strong>der</strong><br />
Fidschi-Inseln stammen,<br />
und seine Qualität wird<br />
mit <strong>der</strong> Abgeschiedenheit<br />
<strong>der</strong> Quelle von belastenden Umwelteinflüssen<br />
begründet.<br />
Ob <strong>der</strong> Wert des Inhalts den<br />
<strong>der</strong> Flasche übertrifft, müssen<br />
die Käufer entscheiden: bling H 2O,<br />
ein Edelwasser aus den USA, wird<br />
in aufwendig gestalteten Flaschen<br />
angeboten, auf denen echte Swarowski-Kristalle<br />
glitzern.<br />
In Restaurants <strong>der</strong> gehobenen Gastronomie<br />
stehen die Edelwässerchen<br />
aus aller Welt <strong>als</strong> Quelle des guten<br />
Geschmacks hoch im Kurs. Wer zu Speisen<br />
und Weinen die passenden Wasserperlen<br />
wünscht, kann sich womöglich<br />
sogar von einem geschulten Verkoster<br />
beraten lassen, dem Wasser-Sommelier<br />
(s. Interview rechts).<br />
Es geht um den Geschmack<br />
Jerk Martin Riese, Gastronom und Wasser-Sommelier,<br />
kredenzte <strong>als</strong> einer <strong>der</strong> Ersten in Restaurants neben einer Wein- auch eine<br />
international bestückte Wasserkarte. Eine Idee, die ihn nun über den Großen<br />
Teich nach Los Angeles führte. Gesundheit konkret sprach mit Jerk Martin<br />
Riese über diesen Trend.<br />
Als Wasser-Sommelier kennen Sie sich<br />
mit den Geschmacksfeinheiten und Unterschieden<br />
von Wasser aus. Sind diese<br />
mit <strong>der</strong> Vielfalt von Weinen vergleichbar?<br />
Ja, definitiv. Alle natürlichen Mineralwässer<br />
sind im Ursprung gleich: Regenwasser.<br />
<strong>Das</strong> Wasser regnet sich auf verschiedenen<br />
Böden ab und beim Durchsickern<br />
nimmt es verschiedene Mineralien auf.<br />
Dementsprechend schmeckt das Wasser<br />
immer nach den Böden. Es ist wie bei<br />
Wein. Die verschiedenen Böden sind mit<br />
ausschlaggebend für den Geschmack.<br />
Was kann man aus Wassersorten überhaupt<br />
herausschmecken?<br />
Wasser hat ein beeindruckendes Geschmacksspektrum<br />
– von süß, salzig bis<br />
hin zu metallisch und fruchtig-weich am<br />
Gaumen kann alles dabei sein.<br />
Kleine Faustregel: Je mehr Mineralien<br />
in ein Wasser eingebunden sind, desto<br />
kräftiger wird <strong>der</strong> Geschmack.<br />
Wasser hat sich zum Trendgetränk gemausert.<br />
Immer mehr Restaurants leisten<br />
sich neben einer Wein- auch eine Wasserkarte<br />
– mit teils exotischen Tröpfchen<br />
zu stolzen Preisen. Kann <strong>der</strong> Laie die<br />
Unterschiede überhaupt wahrnehmen?<br />
Ja, sogar ganz deutlich. Am besten einfach<br />
mal selbst ausprobieren: drei o<strong>der</strong><br />
vier verschiedene Wässer mit verschiedenen<br />
Mineralgehalten kaufen und alle<br />
gleichzeitig probieren. Plötzlich merkt<br />
man die geschmacklichen Unterschiede.<br />
Wasser beeinflusst auch den Geschmack<br />
des Weines. Es gibt Wässer, die besser<br />
zu bestimmten Weinen passen <strong>als</strong> an<strong>der</strong>e.<br />
<strong>Das</strong> Beverly Hills 90H20 Wasser<br />
ist zum Beispiel <strong>der</strong> perfekte Begleiter<br />
zum Wein. Säurebetonte Weine werden<br />
durch das Wasser abgemil<strong>der</strong>t und die<br />
Frucht <strong>der</strong> Trauben stellt sich im Gaumen<br />
stärker heraus.<br />
In Deutschland gibt es mehr <strong>als</strong> 500 Mineral-<br />
und rund 40 Heilwässer und das<br />
Leitungswasser ist vielerorts auch nicht<br />
zu verachten. Ist es nicht ziemlich dekadent<br />
und umweltbelastend, Wasser um<br />
die halbe Welt in Län<strong>der</strong> zu importieren,<br />
die Wasser im Überfluss haben?<br />
Es geht um den Geschmack: Wir leben in<br />
einer globalen Welt. Ich <strong>als</strong> Gastronom<br />
bin immer auf <strong>der</strong> Suche nach neuen<br />
Geschmackserlebnissen. Es gibt so viele<br />
unterschiedliche Wässer auf <strong>der</strong> Welt zu<br />
entdecken und diese Freude an den Gast<br />
weiterzuvermitteln ist meine Aufgabe.<br />
Ein tasmanisches Regenwasser o<strong>der</strong> ein<br />
artesisches Wasser aus Dänemark hat einen<br />
so speziellen Geschmack, so etwas<br />
habe ich in <strong>der</strong> deutschen Region noch<br />
nicht gefunden.<br />
Interessant finde ich, dass die ökologische<br />
Frage immer bei Wasser aufkommt.<br />
Fast niemand regt sich darüber auf, dass<br />
<strong>der</strong> Wein beim Discounter aus Chile<br />
kommt o<strong>der</strong> das Auto, die Hose und das<br />
T-Shirt vielleicht aus Asien.<br />
Wer die geschmackliche Vielfalt von<br />
Wasser für sich entdeckt, wird sich über<br />
die Vielfalt <strong>der</strong> angebotenen Wässer in<br />
seinem Lieblingsrestaurant bedanken.<br />
Fotos: Fotolia (2), Pressefoto (4), <strong>BARMER</strong> <strong>GEK</strong> (2)<br />
Foto:<br />
Wussten Sie schon, dass<br />
Die <strong>BARMER</strong> <strong>GEK</strong> und die im Verband<br />
kommunaler Unternehmen e. V.<br />
(VKU) angeschlossenen Stadt- und<br />
Wasserwerke haben gemeinsam die<br />
Initiative „Wasser ist gesund“ ins Leben<br />
gerufen. Ziel ist unter an<strong>der</strong>em,<br />
das Trinkverhalten – insbeson<strong>der</strong>e<br />
von Kin<strong>der</strong>n – zu verbessern. Im Frühling<br />
2013 wird die Initiative in vielen<br />
Städten wie<strong>der</strong> interaktive und experimentelle<br />
Veranstaltungen anbieten,<br />
die rund um das nasse Element und<br />
speziell Trinkwasser informieren. Bereits<br />
jetzt ist die ausführliche Broschüre<br />
„Wasser ist gesund“ <strong>als</strong> Download<br />
verfügbar o<strong>der</strong> zu bestellen.<br />
www.barmer-gek.de/128833<br />
Wer sich per Smartphone an die<br />
nächste Ration Flüssigkeit erinnern lassen<br />
möchte, kann sich eine Trinkuhr-<br />
App herunterladen.<br />
Wasserstandsmeldungen<br />
das Trinken von einem halben Liter Wasser die Durchblutung <strong>der</strong> Haut<br />
verbessert und ihren Stoffwechsel aktiviert?<br />
ein halber Liter Wasser – vor den Hauptmahlzeiten getrunken – beim<br />
Abnehmen hilft?<br />
Wasser das älteste Heilmittel <strong>der</strong> Welt ist und es auf <strong>der</strong> ganzen Welt heilende<br />
Quellen gibt, die auch durch äußerliche Wasseranwendungen – wie<br />
Hydro- o<strong>der</strong> Balneotherapien – zahlreiche Beschwerden lin<strong>der</strong>n helfen?<br />
viel Wasser trinken in <strong>der</strong> Schnupfenzeit hilft, die Schleimhäute feucht zu<br />
halten und so Erkältungserreger besser abzuwehren?<br />
sich hinter <strong>der</strong> bekannten Formel H 2O für das Element Wasser noch jede<br />
Menge Rätsel verbergen, die Wasserforscher aus aller Welt beschäftigen?<br />
Mehr Infos<br />
Der Flyer „<strong>Das</strong> Trinken vergessen?“ gibt<br />
Ratschläge zum Flüssigkeitsbedarf von<br />
Menschen mit Demenz.<br />
www.barmer-gek.de/126982<br />
Erfrischende Rezepte für Wasser mit Geschmack<br />
finden Sie in unserer <strong>Online</strong>-<br />
Ausgabe.<br />
www.gesundheit-konkret.de<br />
k o n k r e t<br />
Umfassende Informationen – vornehmlich<br />
auch zu gesundheitlichen Aspekten<br />
von Wasser – bieten verschiedene Verbände<br />
und Organisationen.<br />
www.vku.de<br />
www.forum-trinkwasser.de<br />
www.deutsche-heilbrunnen.de<br />
www.mineralwasser.com<br />
26<br />
Gesundheit konkret 1 I 2013