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Zeitschrift des Bundes der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure e. V.<br />

<strong>WORLD</strong>-<strong>WIDE</strong><br />

Münchner<br />

Geo-HighLights<br />

BERUFSNAH<br />

Noch ausbaufähig:<br />

3D-Laserscanning<br />

ÖbVI und GIS<br />

in Kommunen<br />

Leistung, Kosten<br />

und Gebühren<br />

DPAG PVSt G 50591 »Entgelt bezahlt« BDVI Berlin<br />

32. Jahrgang<br />

2006<br />

ISSN 0342-6165<br />

H E F T 3


Airborne Laser-Scanning, digitale Orthophotos und Thermalaufnahmen:<br />

drei Informationen – ein Flug.<br />

Das moderne Korridor-Mapping von Hansa Luftbild ist die ideale Technik zur Planung, Dokumentation,<br />

Vermessung und Überwachung von Korridoren, wie Straßen und Eisenbahnnetze,<br />

Stadtplanung, Freileitungen oder Pipelines. Durch die Kombination von Laserscanner, Digitalund<br />

Thermalkamera sowie Differentiellem GPS (DGPS) kann Hansa Luftbild mit nur einer<br />

Befliegung zahlreiche Aufgabenstellungen der Fernerkundung lösen. Schnell, exakt und kostengünstig.<br />

Hier einige Beispiele aus Projekten, die wir durchgeführt haben.<br />

Für weitere Informationen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung.<br />

Hansa Luftbild AG<br />

Elbestraße 5 . D-48145 Münster<br />

Tel.: 02 51.23 30-0<br />

Fax: 02 51.23 30-112<br />

E-Mail: info@hansaluftbild.de<br />

www.hansaluftbild.de<br />

Ansprechpartner<br />

Andreas Werner, Kai Dübbert<br />

International Consulting Sensors and Photogrammetry Geo Information Systems


_ BDVI-KONGRESS 2006<br />

Vom 8. bis 10. Juni 2006 fand der BDVI-Kongress 2006 in<br />

Bad Homburg statt. Alles in allem war es eine außerordentlich<br />

gelungene Veranstaltung – so die Teilnehmer. Den<br />

Bericht, die kompletten Reden und Vorträge sowie eine Fotogalerie<br />

finden Sie auch auf der BDVI-Homepage unter<br />

http://www.bdvi.de/verband/kongress_2006/kongr06.htm .<br />

9. JULI 2006, KONGRESSVERANSTALTUNG<br />

BDVI-Vizepräsident Dr. Hubertus Brauer begrüßte zu Kongressbeginn<br />

alle Anwesenden herzlich und führte anschließend als<br />

Moderator gekonnt durch den weiteren Verlauf der Veranstaltung.<br />

Nach den einleitenden Worten des Vizepräsidenten hieß<br />

Jürgen Wittig als Vertreter der Landesgruppe Hessen Gäste und<br />

BDVI-Mitglieder in Bad Homburg herzlich willkommen. Als »geographische<br />

Gastgeberin« pries die Bürgermeisterin der Stadt<br />

Bad Homburg, Dr. Ursula Jungherr, die »Champagnerluft« am<br />

Taunushang und die Traditionen Bad Homburgs und begrüßte<br />

den BDVI in ihrer Stadt.<br />

Staatssekretär Hartmut Schauerte MdB kam nicht nur als Politiker<br />

und Vertreter des Wirtschaftsministeriums, sondern auch<br />

als »Freund« des Mittelstandes zum Kongress. Seine Meinung<br />

zum hohen Stellenwert der ÖbVI gipfelte dann auch in einer<br />

konkreten Aufforderung an den BDVI, die Positionen zur HOAI<br />

noch mal deutlich zu präzisieren und ihm für die anstehenden<br />

Gespräche in seinem Ministerium an die Hand zu geben. Wer<br />

schon immer wissen wollte, wie (und ob) die große Koalition<br />

funktioniert, sollte sich ein paar Minuten Zeit für die Lektüre<br />

seiner gesamten Rede nehmen.<br />

BDVI-KONGRESS 2006<br />

Reinhard Klöppel, ehemaliger AdV-Vorsitzender, übermittelte<br />

dem BDVI die Grüße der AdV und ihres Vorsitzenden Prof. Klaus<br />

Kummer. Das von der AdV und dem BDVI gemeinsam erarbeitete<br />

Memorandum bildete das zentrale Thema seiner Rede.<br />

Das Ziel des Memorandums soll sein, das Vertrauen zwischen<br />

den Mitgliedern der AdV und dem BDVI langsam zu stärken<br />

und alte Vorurteile abzubauen, um sich gemeinsam für die Interessen<br />

des Vermessungswesens einzusetzen (das Memorandum<br />

selbst war im FORUM 2/2006 abgedruckt).<br />

»Ich bin stolz, Träger der Goldenen Ehrennadel des BDVI geworden<br />

zu sein!«. Mit diesen Worten schloss Univ.-Prof. Dr. Holger<br />

Magel – FIG-Präsident, Hochschullehrer, »homo politicus« und<br />

hochspezialisierter Generalist, Botschafter und Missionar des<br />

Vermessungsberufes – seine Rede anlässlich seiner Auszeichnung<br />

mit der Goldenen Ehrennadel des BDVI am 9. Juni 2006<br />

in Bad Homburg.<br />

Der spannende und hochaktuelle Vortrag »Europa neu vermessen«<br />

von Uwe Rada (Titelthema des FORUM 2/2006) rundete<br />

die Kongressveranstaltung ab.<br />

31<br />

385


BDVI-KONGRESS 2006<br />

386<br />

Pause: Essen, trinken oder sitzen bleiben und genießen?<br />

Diese Frage war für die meisten Kongressteilnehmer nach den<br />

ersten Tönen der A-cappella-Gruppe PPP schnell beantwortet.<br />

Die Begeisterung für diese erfrischende Truppe wuchs mit jeder<br />

Unterbrechung des offiziellen Programms und machte<br />

neugierig auf die Abendveranstaltung.<br />

ABENDVERANSTALTUNG IM HESSENPARK<br />

Bestimmten tagsüber noch europa- und bundesweite Themen<br />

den Kongress auf dem Kurhaus-Parkett, so begaben sich die<br />

meisten Teilnehmer am frühen Abend in den Hessenpark, um<br />

die Abendveranstaltung zwischen landestypischen Fachwerkhäusern<br />

auf Scheunen-»Parkett« zu beginnen.<br />

Im Vordergrund stand zunächst die weltumspannende Frage<br />

»Wer wird Fußballweltmeister«? an den Biertischen der Scheune<br />

»Trendelburg«. Präsentiert in Bild und Ton wurde das WM-<br />

Auftaktspiel, dessen Ausgang natürlich zur guten Stimmung<br />

ebenso beitrug wie das schmackhafte Buffet mit hessischen<br />

Spezialitäten.<br />

311<br />

War die Begeisterung noch zu toppen? Ja! Das gelang den<br />

Hauptakteuren des Abends, der A-cappella-Gruppe »Pitch Pipe<br />

Project« und dem Autor und Kabarettisten Andreas Bandow,<br />

allen noch bekannt aus seiner Zeit als Assessor in der Geschäftsstelle<br />

und als FORUM-Redakteur.<br />

Mit Gesang und Mimik führten sie uns zurück vom Großen ins<br />

Kleine, zurück auf den Boden menschlichen Seins, beschrieben<br />

sie doch mit äußerst erfrischender Komik die Tücken des Alltags<br />

und veranlassten so manchen, sich mit ihren Texten auch<br />

nach der Veranstaltung zu befassen.<br />

Lust auf eine kleine Kostprobe?<br />

Andreas Bandow »Wackel nicht so!«<br />

»Es soll an dieser Stelle aufgeklärt werden über einen Berufsstand<br />

in Deutschland und auf der ganzen Welt, der missverstandener<br />

und missbeachteter sowieso nicht sein könnte. Und<br />

dem ich angehöre. Ich bin Vermesser. Ach so. Sagen die einen.<br />

Na ja … Sagen die anderen. Und dann kommt’s eigentlich erst:<br />

Ich studierte Vermessung.«<br />

Über Klofrauen, das an Westberlin verkaufte Kleinmachnow,<br />

mit GPS-Antennen angelockte UFOs, Lieblingsvermessertiere<br />

und vieles mehr.<br />

Diese und andere konnten von den Eindrücken des Abends gar<br />

nicht lassen und wurden erst sehr spät auf den Boden der Kongress-Tatsachen<br />

zurückgeholt.<br />

12. Juli 2006, Uwe Rütz, Bonn<br />

MARKT DER MÖGLICHKEITEN<br />

Hersteller, Händler, Dienstleister, Rahmenvertragspartner des<br />

BDVI sowie der Verband selbst präsentierten ihr Dienstleistungsangebot.<br />

Neben dem Markt der Möglichkeiten im Foyer<br />

des KongressCenters liefen parallel interessante und gut besuchte<br />

Kurzvorträge zu den verschiedensten Themen.<br />

In kompakter Form konnte der Informationsbedarf zu technischen,<br />

rechtlichen und organisatorischen Fragen geklärt werden.<br />

GEOsat – Software für die Geo-Welt<br />

Herr Ludwig – GEOsat GmbH<br />

Aktuelle Rechtsentwicklungen<br />

Herr Dr. Holthausen – BDVI-Justiziar<br />

Öffentlichkeitsarbeit des BDVI<br />

Herr Rohardt – ÖbVI aus Niedersachsen<br />

GeoAS 2006 – Erschließung neuer Geschäftsfelder<br />

durch ein Standard-GIS<br />

Herr Jäger – AGIS-GmbH<br />

Steuerrecht aktuell<br />

Frau Blüher – Commerzial Treuhand<br />

Betriebliche Altersvorsorge – so aktuell wie nie zuvor<br />

Herr Kasperbauer – Vohrer GmbH<br />

BKImmo – BDVI-Kompetenzzentrum Immobilienwertermittlung<br />

Herr Esch – ÖbVI aus Rheinland-Pfalz<br />

Leica Geosystems – System 1200<br />

Herr Werner – Leica<br />

Die BDVI-Geschäftsstelle – Aktivitäten und Aufbau<br />

Frau Wolkowa und Herr Langner – BDVI-Geschäftsstelle<br />

GEBIG EVA – Aufgaben und Projekte<br />

Herr Matzkows – GEBIG EVA<br />

Moderne Honorargestaltung<br />

Herr Seidel – UNITA Unternehmensberatung<br />

Bürobewertung – Kenndaten schaffen Werttransparenz<br />

Herr Dr. Guske – ÖbVI aus Berlin<br />

BDVI-KONGRESS 2006<br />

10. JUNI 2006,<br />

MITGLIEDERVERSAMMLUNG UND HAUPTVOR-<br />

STANDSSITZUNG IN BAD HOMBURG<br />

Sowohl die Mitglieder des Hauptvorstandes am 8. Juni 2006<br />

als auch die Teilnehmer an der Mitgliederversammlung am<br />

10. Juni sandten herzliche Grüße vom BDVI-Kongress in Bad<br />

Homburg an den erkrankten Präsidenten Volkmar Teetzmann.<br />

Sie wünschten ihm eine schnelle Genesung und baldige<br />

Wiederaufnahme seiner »präsidialen« Geschäfte.<br />

Beide Veranstaltungen wurden daher von Vizepräsident Dr. Hubertus<br />

Brauer geleitet.<br />

An dieser Stelle soll nur kurz auf die Schwerpunkte beider<br />

Sitzungen hingewiesen werden:<br />

Nachwahl von Präsidiumsmitgliedern<br />

Vizepräsident Gunter Lencer musste aus gesundheitlichen<br />

Gründen zurücktreten. Für sein langjähriges persönliches Engagement<br />

als BDVI-Vizepräsident, im BDVI-Präsidium und in<br />

den BDVI-Gremien, in Würdigung seiner großen Verdienste um<br />

den Verband, war ihm am 11. November 2005 die Goldene Ehrennadel<br />

verliehen worden.<br />

Auf Vorschlag des Präsidiums wurde Udo Stichling einstimmig<br />

zum Vizepräsidenten gewählt.<br />

Für das ehemalige Präsidiumsmitglied Michael Rohardt, der bereits<br />

auf der Mitgliederversammlung 2005 in Bad Ragaz nicht<br />

erneut kandidierte, konnte weiterhin kein Nachfolger gefunden<br />

werden – es ist vorgesehen, einen Kollegen zu kooptieren.<br />

Die auch in einigen Landesgruppen festzustellende Schwierigkeit<br />

(wegen der wirtschaftlichen Lage?), Kollegen für die ehrenamtliche<br />

Tätigkeit zu gewinnen, scheint nun auch das Präsidium<br />

erreicht zu haben.<br />

Für den scheidenden Kassenprüfer Hartwig Tiemann, dem der<br />

Dank der Mitgliederversammlung ausgesprochen wurde, ist<br />

Rudolf Wehmeyer als neuer Kassenprüfer gewählt worden.<br />

31<br />

387


BDVI-KONGRESS 2006<br />

388<br />

Strukturfragen<br />

Wie in der »großen« Politik – siehe Föderalismusreform – sind<br />

bereits früher geführte Diskussionen über Aufgaben und<br />

Struktur des Verbandes neu belebt worden.<br />

Zur Analyse dieser Fragen und Erarbeitung von Vorschlägen<br />

wurde vom Hauptvorstand eine »Strukturkommission« gebildet,<br />

in der sieben Kollegen mitwirken und die bis Ende des<br />

Jahres erste Ergebnisse vorlegen wird.<br />

Die Mitgliederversammlung wurde von der Geschäftsstelle über<br />

den Stand der Einführung des CRM-Systems informiert. Es wird<br />

zur Erhöhung der Effektivität der Arbeit der Geschäftsstelle<br />

und der weiteren Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen<br />

Landesgruppen und Geschäftsstelle beitragen.<br />

Lobbyarbeit<br />

An der Mitgliederversammlung nahm als Gast Jürgen Merschmeier<br />

teil, der in der politischen Lobbyarbeit für den Verband<br />

tätig werden wird. Mit seinem »Büro für Politik und Kommunikation«<br />

sowie seinen Erfahrungen und Verbindungen als ehemaliger<br />

Sprecher der CDU und Leiter der CDU-Pressestelle kann<br />

er wesentlich zur Vertretung der Interessen des BDVI in der<br />

Bundespolitik beitragen.<br />

Zusammenarbeit mit anderen Verbänden/Organisationen<br />

Nach zwei Jahren intensiver Arbeit wurde im November 2005 das<br />

AdV-BDVI-Eckwertepapier »Memorandum über die Zusammenarbeit<br />

im amtlichen Vermessungswesen Deutschland« vom Präsidenten<br />

des BDVI und dem Vorsitzenden der AdV unterzeichnet.<br />

Dieses Papier gilt es jetzt mit Leben zu füllen, insbesondere muss<br />

darauf hingewirkt werden, es auch in den Ländern durchzusetzen.<br />

Der Wille dazu wurde auf dem Kongress sowohl vom BDVI-Vizepräsidenten<br />

Dr. Hubertus Brauer als auch vom Vertreter der<br />

AdV, Reinhard Klöppel, unterstrichen.<br />

Der BDVI ist durch seinen Präsidenten künftig als ständiger Gast<br />

in der Deutschen Geodätischen Kommission (DGK) vertreten.<br />

Diese Berufung kann durchaus als Würdigung der Arbeit und<br />

der Bedeutung des Verbandes für die Entwicklung unseres<br />

Fachgebietes verstanden werden.<br />

311<br />

Ehrungen<br />

Für seine langjährige aktive Mitarbeit im Hauptvorstand und<br />

als Vorsitzender der Landesgruppe Sachsen wurde Wolfgang<br />

Heide mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet.<br />

Sehr positiv wurde von den Teilnehmern der Mitgliederversammlung<br />

gewürdigt, dass von der Geschäftsstelle erstmalig<br />

alle wesentlichen Unterlagen wie Tagesordnung, Berichte,<br />

Jahresabschluss, Beschlussempfehlungen … in gebundener<br />

Form als »Bericht über die Tätigkeit des BDVI zur Mitgliederversammlung<br />

am 10. Juni 2006 in Bad Homburg« bereitgestellt<br />

wurden, zumal durch die Verkleinerung auf das A5-Format<br />

damit gleichzeitig – wie ein Kollege scherzhaft feststellte – ein<br />

kostenloser Sehtest verbunden war.<br />

Gemeinsam mit dem gelungenen Kongress- und dem Rahmenprogramm<br />

hinterließen beide Veranstaltungen einen positiven<br />

Eindruck des BDVI-Kongresses in Bad Homburg.<br />

Dr. Wolfgang Guske, Berlin<br />

VORAUSSCHAU ZUM NÄCHSTEN KONGRESS<br />

NACH LÜBECK<br />

Lübeck, eine der schönsten und romantischsten Städte des Nordens,<br />

wird vom 31. Mai 2007 bis 2. Juni 2007 Veranstaltungsort<br />

für den BDVI-Kongress 2007 sein.<br />

Die Hansestadt Lübeck, weltberühmte Stadt der Backsteingotik,<br />

Königin der Hanse und UNESCO-Weltkulturgut bzw. Weltkulturerbe,<br />

ist ein besonderes Erlebnis. Der Stadtteil und die<br />

»schönste Tochter« Travemünde, als Bade- und Urlaubsort sowie<br />

als größter Fährhafen der Ostsee, ergänzt die Vielseitigkeit.<br />

Obgleich für die Kongresstage ein enges und fachlich interessantes<br />

Programm auf der Tagesordnung steht – Präsidiumssitzung,<br />

Hauptvorstandssitzung, Kongress, Markt der Möglichkeiten,<br />

Mitgliederversammlung – wird selbstverständlich auch<br />

für ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm gesorgt sein:<br />

Sie können in die Geschichte der Stadt eintauchen, gemütlich<br />

durch die Stadt bummeln oder die Traditionssegler im Museumshafen<br />

bestaunen. Probieren Sie den köstlichen Lübecker<br />

Rotspon und das legendäre Marzipan.<br />

Also – im nächsten Jahr geht es nach Lübeck. Seien Sie beim<br />

BDVI-Kongress 2007 vom 31. Mai 2007 bis 2. Juni 2007 herzlich<br />

Willkommen!<br />

_ BDVI-FORUM AUF DER INTERGEO 2006 IN MÜNCHEN<br />

Chancen des freien Berufes in Europa<br />

MOSAIK<br />

»Wissen und Handeln für die Erde« – so lautet das Motto der diesjährigen INTERGEO, welche zeitgleich mit<br />

dem 13. Internationalen FIG-Kongress in München stattfindet.<br />

Der BDVI wird auf seinem Messestand C2.2006 in Halle C2 von den Mitgliedern des<br />

IGVB (Ingenieurverband für Geoinformation und Vermessung Bayern e. V.) unterstützt,<br />

da der BDVI in Bayern … nun ja, das alte Leid.<br />

Die bayerischen Kollegen laden an allen drei Tagen herzlich zu Gesprächsforen unter<br />

dem Motto »Stärke durch Wissen« auf den Messestand ein. Und neben fachlichen Themen<br />

kommt auch das leibliche Wohl nicht zu kurz.<br />

Das BDVI-Forum beschäftigt sich am Mittwoch, dem 11. Oktober, ab 16 Uhr, mit den »Chancen<br />

des freien Berufes in Europa«. Und da soll Gelegenheit sein, über den eigenen Tellerrand<br />

hinauszublicken. In diesem Jahr konnten namhafte internationale Referenten<br />

verpflichtet werden, die unter dem Motto »Chancen des freien Berufes in Europa« über<br />

die Entwicklungen des Vermessungswesens in ihren Heimatländern berichten und uns<br />

so neue Ideen und Möglichkeiten zeigen werden.<br />

Leiv Bjarte Mjøs informiert über das im Juni 2005 in Norwegen verabschiedete Katastergesetz,<br />

wonach das gemeindliche Monopol auf die Katastervermessungen zukünftig<br />

entfällt. Demnach können freiberufliche Vermessungsingenieure bei den zuständigen<br />

Kommunen eine Lizenz für Katastervermessungen beantragen.<br />

Professor Kazimierz Czarnecki wird anschließend über den Wandel des Berufsbildes in Polen hin zum »lizenzierten<br />

Feldmesser« und die wechselvolle Geschichte der freiberuflichen Vermessungsingenieure berichten.<br />

In Österreich hat die Änderung des Grundbuch-Organisationsgesetzes (GOG) sowie eine Reihe weiterer Gesetzesnovellen<br />

zu einer Normierung von Formvorschriften über die Erstellung und Signierung, Verwaltung und Originalität<br />

digitaler (öffentlicher) Urkunden geführt. Hans Polly wird hierzu in seinem Vortrag die näheren rechtlichen<br />

und technischen Rahmenbedingungen erläutern und den<br />

Nutzen für Verwaltung und Bürger aufzeigen.<br />

Abschließend schildert Thomas Fernkorn die aktuelle Situation<br />

und die Chancen des freien Berufes in Bayern.<br />

Die Moderation der Veranstaltung übernimmt wie auch in<br />

den vergangenen Jahren BDVI-Vizepräsident Dr. Hubertus<br />

Brauer.<br />

Die Frage nach den »Chancen des freien Berufes in Europa«<br />

kann man am Ende sicher nur so beantworten: Chancen<br />

sind da! Man muss sie nur erkennen. Und man muss sie<br />

wollen. Der Erfinder des Wankelmotors Felix Wankel hat<br />

einst gesagt: »Geht ein deutscher Techniker mit ein paar<br />

Konservendosen in den Urwald, kommt er mit einer Lokomotive<br />

heraus.« Das zeigt: Ein deutscher Ingenieur versteht<br />

es, auch unter widrigen Umständen und mit vermeintlich<br />

schlechter Ausrüstung Großes zu vollbringen. Und wäre<br />

der deutsche Techniker ein ÖbVI gewesen, er hätte 5 km<br />

Schiene und einen Fahrplanentwurf auch gleich noch mitgebracht.<br />

In diesem Sinne: Auf ein spannendes Treffen und<br />

interessante Vorträge am 11. Oktober beim BDVI-Forum in<br />

München!<br />

_ RUNDER TISCH<br />

Mittelstand im Fokus<br />

Um sich über die technisch-naturwissenschaftlichen Berufe<br />

zu informieren, hat die Bundesregierung ein Runder-Tisch-<br />

Gespräch ins Leben gerufen.<br />

Zu den Themen zählen u. a. der Statistikabbau und die Möglichkeit<br />

der Entlastung freiberuflicher Büros durch Rückführung<br />

der Statistikpflichten, Bundesarchitektengesetz/Bundesingenieurgesetz<br />

sowie die Meinungsbildung zur Überführung<br />

der 16 Ländergesetze für Architekten und Ingenieure in eine<br />

bundeseinheitliche Regelung. Weiterhin sollen im Zuge des Bürokratieabbaus<br />

berufshemmende und -erschwerende Regeln<br />

beseitigt und Strukturen verschlankt werden. Von den Gesprächen<br />

wird im Wesentlichen erwartet, dass Impulse zur Beseitigung<br />

von berufshemmenden und berufserschwerenden<br />

Regeln gegeben werden. Das erste Round-Table-Gespräch fand<br />

im März 2006 unter Beteiligung des BDVI statt.<br />

3<br />

389


390<br />

MOSAIK<br />

_ BDVI-PODIUMSDISKUSSION AUF DER EXPO REAL 2006 IN MÜNCHEN<br />

Dynamisierung positiver Entwicklungsprozesse<br />

im Stadtumbau<br />

Anlässlich des Landesverbandstages des<br />

VDV am 13. Mai 2006 in Paderborn wählte<br />

der Landesverband einen neuen Landesvorsitzenden.<br />

Nach 31 Jahren als Landesvorsitzender<br />

gab Herr Klaus Meyer-Dietrich<br />

diese Aufgabe weiter. Als Nachfolger wurde<br />

Karsten Muth aus Recklinghausen gewählt.<br />

Karsten Muth ist gelernter Bergvermessungstechniker.<br />

Nach seinem Studium und verschiedenen<br />

Stationen einer Berufslaufbahn<br />

ist er heute bei einem Energiekonzern für die<br />

Liegenschaftsabteilung verantwortlich.<br />

Klaus Meyer-Dietrich (kurz »M-D« genannt)<br />

wurde zum Ehrenvorsitzenden des Landesverbandes<br />

ernannt und bleibt auf der Bundesebene<br />

als Vizepräsident in der Verantwortung.<br />

2006 organisiert der BDVI erstmals<br />

eine Podiumsdiskussion auf der EX-<br />

PO REAL 2006 in München. Das Thema<br />

»Dynamisierung positiver Entwicklungsprozesse<br />

im Stadtumbau«<br />

verspricht interessante Einblicke in<br />

die Welt des Stadtumbaus und der<br />

Stadtentwicklung.<br />

Die demographische Entwicklung,<br />

Wanderungsbewegungen und der<br />

wirtschaftliche Strukturwandel bilden<br />

entscheidende Handlungsschwerpunkte<br />

der Immobilienwirtschaft in<br />

schrumpfenden Städten.<br />

Den Akteuren des Stadtumbaus stellt<br />

sich in diesem Zusammenhang die<br />

Frage, wie ein positiver Entwicklungsprozess<br />

für die Immobilienmärkte<br />

angestoßen und in die entsprechenden<br />

Bahnen gelenkt werden<br />

kann.<br />

Impulse von außen sind unerlässlich, doch es gilt, die einzelnen<br />

Maßnahmen der Flächenentwicklung und Bestandsentwicklung<br />

sorgsam aufeinander abzustimmen. Dabei sind zum einen stadt-<br />

Alter und neuer Landesvorsitzender betonen,<br />

dass sie bestehende gute Kontakte zu anderen<br />

Berufsverbänden weiter pflegen wollen.<br />

»M-D« wurde auch als »Wissensträger und<br />

Urgestein« auf dem Gebiet der westfälischen<br />

Autobahnen bezeichnet. Er war seit 1972 beim<br />

heutigen Landesbetrieb Straßenbau NRW tätig.<br />

wirtschaftliche Überlegungen, wohnungswirtschaftliche Belange<br />

und städtebauliche Qualitäten zu beachten und zum anderen die<br />

Interessen der Kommune, der verschiedenen Eigentümer, der<br />

Wohnungswirtschaft und der Investoren sowie weiterer Akteure<br />

sorgsam abzuwägen.<br />

Zur Erfüllung dieser Grundbedingungen und zur Herbeiführung<br />

einer Trendwende ist die Einführung eines strategischen Flächenmanagements<br />

deshalb unerlässlich.<br />

Für die Podiumsdiskussion konnten hochkarätige Experten gewonnen<br />

werden. Herr Friedemann von der Frankfurter Allgemeinen<br />

Zeitung (FAZ) wird die Diskussion moderieren. Zu den Gästen<br />

zählen Frau Gruber (Verantwortliche für Produktökologie bei der<br />

Bank Austria Creditanstalt), Herr Dressler (Stadtentwicklungsdezernent<br />

der Stadt Duisburg), Herr Homa (Geschäftsführer des<br />

Instituts für Baulandconsulting und Stadtumbau, ibs), Herr Mörsdorf<br />

(Geschäftsführer von aurelis Real Estate GmbH & Co. KG), Herr<br />

Dr. Müller (Geschäftsführer der Hessischen Landgesellschaft mbH,<br />

HLG) und Herr Dr. Schwenk (Öffentlich bestellter Vermessungsingenieur).<br />

Die Podiumsdiskussion des BDVI findet am Dienstag, dem<br />

24. Oktober 2006, in der Zeit von 14:00 bis 15:00 Uhr im Konferenzraum<br />

B21, Halle B2, statt. Der BDVI lädt Sie herzlich ein,<br />

die Podiumsdiskussion und auch den BDVI-Messestand (Halle<br />

C2, Stand C2.021) zu besuchen.<br />

_ LANDESVERBANDSTAG DES VDV<br />

Wechsel an der Spitze des VDV-Landesvorstandes<br />

Wissensträger und Urgestein,<br />

das gilt auch für sein berufspolitisches<br />

Engagement im VDV<br />

und in der Ingenieurkammer,<br />

Bau NRW. Der Unterzeichner<br />

hat »M-D« stets als konstruktiven<br />

und fairen Gesprächspartner<br />

kennen gelernt. Die<br />

BDVI-Landesgruppe NRW bedankt<br />

sich für die konstruktive<br />

Zusammenarbeit der letzten Jahre auf vielen<br />

Ebenen des berufspolitischen Parketts in<br />

NRW. Wir wünschen ihm Kraft und Gesundheit<br />

für weiteres Arbeiten im Verband. Dem<br />

neuen Landesvorsitzenden Karsten Muth<br />

wünschen wir Fortune in der Verbandsarbeit.<br />

Dr. Hubertus Brauer, Ratingen<br />

_ JUBILÄUM<br />

Géomètres Experts<br />

Vom 14. bis zum 16. Juni feierte der Ordre des<br />

Géomètres Experts (OGE), Paris, seinen 60. Geburtstag<br />

auf dem 38. Kongress im Kongresszentrum<br />

von St. Malos, mit rund 1.000 Mitgliedern<br />

und Gästen ein ausgewachsener Fachkongress<br />

zum Thema »Grund und Boden zwischen<br />

Kontrolle und Freiheit«.<br />

Auf den in Frankreich beliebten ausladenden Podiumsdiskussionen<br />

sprachen berühmte öffentliche<br />

Persönlichkeiten wie der Präsident des Gemeindeverbandes<br />

J. Pelissard. Der Géomètre Expert<br />

ist weit mehr als in Deutschland der enge<br />

Berater des Bürgermeisters. Man hat in Frankreich<br />

die Gemeinden nicht so konsequent vergrößert wie<br />

in Deutschland. Der OGE brachte dann eine eindrucksvolle<br />

Liste von Forderungen für innovatives<br />

Vorgehen zu Gehör. Besonders die Forderung nach<br />

Einführung eines Referenzgrundstücks als gemeinsames<br />

städtebauliches Projekt zwischen Staat und<br />

Ordre hat gute Aussichten auf Realisierung. Die<br />

_ GEZ<br />

Keine PC-Rundfunkgebühren für<br />

Freiberufler und Selbstständige!<br />

Der Bundesverband der Freien Berufe (BFB) setzt sich vehement<br />

gegen die zusätzliche Erhebung von Gebühren auf Computer und<br />

Handys mit Internetzugang zur Wehr. In einem offenen Brief an<br />

die Ministerpräsidenten der Länder forderten der BFB und seine<br />

Mitglieder die Politiker auf, eine solche Regelung im Rundfunkstaatsvertrag<br />

nicht zuzulassen.<br />

Bislang ist die Gebührenpflichtigkeit internetfähiger Computer durch<br />

ein Moratorium im 7. Änderungsvertrag zum Rundfunkstaatsvertrag<br />

ausgesetzt. Dieses läuft zum 31. Dezemeber 2006 aus. Wenn es nach<br />

der Politik geht, dann darf die GEZ ab dem 1. Januar 2007 eine Gebühr<br />

für so genannte »neuartige Rundfunkempfänger« einführen und<br />

für jeden Computer oder jedes Handy monatlich eine Gebühr von<br />

17,03 Euro erheben. Das bedeutet: Freiberufler und Selbstständige<br />

müssten ihre Bürocomputer als Erstgeräte anmelden und dafür<br />

zusätzlich Gebühren zahlen, nur weil sie damit – theoretisch – auch<br />

Fernsehen gucken oder Radio hören könnten. Der Präsident des Bundesverbandes<br />

der Freien Berufe (BFB), Dr. Ulrich Oesingmann: »Freiberufler<br />

benötigen ihren PC im Büro für Verwaltungsaufgaben und<br />

den Schriftverkehr mit Behörden und Gerichten. Ohne ihn hätten<br />

z. B. Rechtsanwälte und Notare keinen Zugang zum elektronischen<br />

311<br />

3 1<br />

MOSAIK<br />

anwesenden Vertreter des Ministère de l’Équipement<br />

und der Vereinigung der Bürgermeister<br />

waren offensichtlich beeindruckt bezüglich der<br />

Qualität der Vorschläge. Der 60. Geburtstag wurde<br />

dann auf einer eindrucksvollen Abendveranstaltung<br />

an einem nahegelegenen Schloss gefeiert.<br />

Nationale und internationale Gäste wurden begrüßt.<br />

Präsident Alain Gaudet startete dann das<br />

Auffüllen einer zwei Meter hohen Pyramide aus<br />

Champagnergläsern, um auf die »60« anzustoßen.<br />

Zugleich brachte er das europäische Engagement<br />

zum Ausdruck und konnte verkünden, dass die Slowaken<br />

und Litauer sich anschicken, den Accord<br />

Multilatéral zu unterschreiben. Internationale Gäste<br />

gab es vor allem aus der französischsprachigen<br />

Welt von Afrika bis Québec. Die CLGE war durch den<br />

Präsidenten Henning Elmstroem vertreten; BDVI-<br />

Präsident Volkmar Teetzmann war krankheitsbedingt<br />

ausgefallen. Der Kongress fand einen professionellen<br />

Widerhall in der Zeitschrift »GEOMÈTRE«.<br />

Dr. Otmar Schuster, Mülheim/Ruhr<br />

Handelsregister und das Gesundheitsministerium könnte die Einführung<br />

der Gesundheitskarte in Arztpraxen vergessen.«<br />

Mit dem unterbreiteten Kompromissvorschlag der ARD-Intendanten,<br />

für Computer und Handys mit Internetzugang eine Gebühr von<br />

5,52 Euro zu erheben anstatt – wie ursprünglich geplant – 17,03 Euro<br />

bzw. 22,55 Euro für Selbstständige und Freiberufler, die in ihrem<br />

Fahrzeug ein Autoradio haben, soll ein PC mit Internetanschluss<br />

künftig einem Rundfunkgerät gleichgestellt werden, unabhängig<br />

davon, ob es als Radio oder Fernseher genutzt wird.<br />

Für den BFB ist dies noch immer keine Rechtfertigung, denn mit Bürocomputern<br />

würde auch kein Radio gehört. Auch dieser Kompromissvorschlag<br />

geht nicht weit genug: »Damit wird zwar eingeräumt,<br />

dass der Bürocomputer nicht unbedingt als TV-Gerät, aber immerhin<br />

noch als Radio genutzt würde. Doch das ist ebenfalls für uns<br />

nicht hinnehmbar. Eine Gebührenpflicht für das Vorhalten einer Leistung<br />

aufzuerlegen, die auch in Zukunft weder nachweisbar verlangt<br />

noch in Anspruch genommen werden soll, begegnet keinem Leistungsäquivalent<br />

und steht daher nicht im Einklang mit der Verfassung«,<br />

erklärte der BFB-Präsident.<br />

391


392<br />

EDITORIAL<br />

Globalregional<br />

3<br />

Wir sprachen bereits davon. Die FORUM-Redaktion möchte ihren ÖbVI-Lesern im besten lutherischen<br />

Sinne »aufs Maul schauen«. Was sind die Interessen der ÖbVI? Worüber möchten die<br />

Kollegen informiert werden? Aber auch: Wovon müssen die Kollegen Kenntnis erhalten?<br />

Deswegen war die Frage an den FIG-Präsidenten, ob sein »world-wide-management« auch dem regional<br />

orientierten Berufsstand der ÖbVI zugutekomme, gewissermaßen ein Legitimationsfilter für<br />

das Interview mit ihm. Holger Magel schlägt mit seiner Antwort mühelos den Bogen zwischen der<br />

Verantwortlichkeit des Vermessungsingenieurs vor Ort und einem »Wissen und Handeln für die Erde«.<br />

Das macht sein Engagement sympathisch und auch nachvollziehbar. In der Tat werden die Rahmenbedingungen<br />

für unseren Beruf außerhalb der heimatlichen Region festgelegt. Dort mitzuwirken<br />

und die Ergebnisse auf die örtlichen Verhältnisse zu transformieren, muss unsere Aufgabe sein (so<br />

auch das BDVI-Forum auf der INTERGEO in München).<br />

In den Niederungen der Umsetzung ereignen sich dann aber (hin<br />

und wieder) auch Fehler, die mit einem Mal Fragen »lostreten«,<br />

die man hoffte nicht beantworten zu müssen. Etwa: Sollte eine<br />

Fachzeitschrift, die sich globalen Themen widmet, nicht auch vertraut<br />

sein mit den landesspezifischen Gegebenheiten? Oder direkter:<br />

Seid ihr denn so bescheuert, dass ihr die Landeswappen nicht auf die<br />

Reihe kriegt? Oder steckt dahinter eine latente Missachtung der bundesweiten<br />

Berufsstruktur?<br />

Antwort: Die FORUM-Redaktion entschuldigt sich (bei wem auch<br />

immer), bedankt sich für die kritischen Fingerzeige und macht<br />

selbstkritisch (und kopfschüttelnd), aber auch schmunzelnd ob<br />

der eigenen Torheit, weiter.<br />

Auf dem langen Weg zu den Kollegen hat FORUM eine andere,<br />

weniger raumgreifende Form des Interviews wiederentdeckt:<br />

eine Telefonumfrage zu aktuellen Themen. In<br />

diesem Heft informiert FORUM über ÖbVI-Erfahrungen bei<br />

der Mitarbeit von GIS in Kommunen. Die Antworten sind kurz,<br />

konzentriert und vielfältig. Lesen Sie über Schwerpunkte, Partner<br />

und Rentabilität in »FORUM fragt«.<br />

Mit globalregionaler Halbbildung<br />

Ihr<br />

32. Jahrgang, 2006, Heft 3 32. Jahrgang, 2006, Heft 3<br />

INHALT<br />

BDVI-KONGRESS 2006 385<br />

MOSAIK 389<br />

EDITORIAL 392<br />

INTERGEO INTERNATIONAL<br />

■ Magel macht's möglich<br />

Mit dem FIG-Präsidenten im HighLight-Center 394<br />

PRAXIS DER<br />

GRUNDSTÜCKSBEWERTUNG<br />

■ Wenn die Rendite den Markt(wert) prägt<br />

Dagmar Joeris 401<br />

RECHT<br />

■ Richtigkeitsvermutung des Grundbuches 411<br />

■ Ist der Grundstückserwerber Beteiligter<br />

des Grenzfeststellungsverfahrens? 412<br />

FORUM FEDERALE<br />

■ Moderne Honorargestaltung im Vermessungswesen<br />

Karl-Heinz Seidel 413<br />

AUSBILDUNG<br />

■ Lehrstellenmangel auch bei Freiberuflern<br />

Claudia Zimmermann 418<br />

FORUM FRAGT<br />

■ GIS in Kommunen<br />

Wolfgang Guske 420<br />

FORUM GLOSSAR<br />

■ Der Spaßfaktor<br />

Andreas Bandow 425<br />

TECHNIK<br />

■ Einmal messen – mehrfach auswerten<br />

Jörg Biermann, Sebastian Heldt 426<br />

FORUM IM FORUM<br />

■ Kartographie der Tropen<br />

Andreas Bandow 432<br />

FORUM FUNDUS 434<br />

BÜCHER 435<br />

FORUM FACTUM 438<br />

FORUM FUTURA 440<br />

BDVI-KONGRESS 2006 446<br />

MOSAIK 447<br />

IMPRESSUM 449<br />

Magel macht´s<br />

möglich<br />

394<br />

Unzählige Dialoge auf internationaler Ebene<br />

während seiner FIG-Präsidentschaft, Diskussionen<br />

über private und öffentliche Aufträge<br />

und das Verhältnis der Verwaltung zum freien<br />

Beruf (weswegen ihm auch die Ehrung mit der<br />

BDVI-Ehrennadel zuteil wurde) und jetzt ein<br />

ungewöhnliches Interview in den HighLight<br />

Towers von München.<br />

Ertragswertverfahren<br />

401<br />

Jetzt fehlte nur noch das angelsächsisch so<br />

missverstandene, in der Wertermittlungspraxis<br />

aber dominierende Ertragswertverfahren.<br />

Dr. Dagmar Joeris vervollständigt mit<br />

ihrem Beitrag die FORUM-Einführung in die<br />

Wertermittlungsverfahren der WertV.<br />

3D-Laserscanning 426<br />

Bunt ist die Welt, wenn<br />

man sie als Punktwolke<br />

betrachtet. So<br />

geschieht es regelmäßig,<br />

wenn mit der<br />

relativ neuen Technologie<br />

des 3D-Laserscannings<br />

gearbeitet<br />

wird. Dabei liegt der<br />

Vorteil eindeutig in der neuen Aufteilung:<br />

»Einmal messen – mehrfach auswerten«.<br />

3<br />

393


INTERGEO / INTERNATIONAL<br />

394<br />

MAGEL<br />

MACHT'S<br />

MÖGLICH<br />

Das Interview sollte originell sein – und symbolhaft. Nach vier Jahren FIG-Präsidentschaft schien ein<br />

besonderer und möglicherweise symbolhafter Interviewort angemessen. Etwa mit dem Boot auf dem<br />

Starnberger See (intelligenter Hintersinn: alle in einem Boot) oder mit dem Präsidenten im Euro-Train<br />

(origineller Unterton: dynamisch unterwegs). Der entscheidende Vorschlag kam dann aber vom FIG-Präsi-<br />

denten himself: ein Interview in den HighLight Business Towers München, dem selbst ernannten neuen<br />

Wahrzeichen der Stadt.<br />

Waren die Anfahrt und der Zutritt noch problemlos, gestaltete sich die Eroberung eines geeigneten Inter-<br />

viewortes allerdings mehr als schwierig. Freundlich, aber bestimmt wiesen die Verantwortlichen Door-<br />

Women and -Men das Ansinnen der geodätischen Kompetenzträger zurück, den Aufzug des Hochhauses<br />

besteigen und die Repräsentationsräume des Centers in den Obergeschossen betreten zu wollen. Ent-<br />

täuschung und Rückzug beim Pressevertreter. Nicht so Prof. Magel! Ob man denn dem »Weltvertreter« ein-<br />

er Profession, die durch Bodenordnung und Baubegleitung entscheidend zum städtebaulichen Erfolg des<br />

Areals und der baulichen Anlagen beigetragen habe, die Erlaubnis versagen wolle, das geschaffene Werk<br />

aus angemessenem Blickwinkel betrachten zu können?<br />

3<br />

Mit dem FIG-Präsidenten<br />

im HighLight-Center<br />

Foto: Rainer Viertlböck<br />

Nachfrage im Sekretariat des Managers. Wiederholung und<br />

Verstärkung der Begründung durch den Präsidenten: Die Fachpresse<br />

sei extra aus Berlin angereist! Wachsendes Verständnis<br />

der Gesprächspartnerin am Telefon. Dann der Manager:<br />

Weltkongress in München? Präsidenteninteresse? Presse? In<br />

einer halben Stunde sei er vor Ort.<br />

In der Zwischenzeit beginnen wir mit dem Interview in einem<br />

noch nicht fertig gestellten Atrium. Fortsetzung und Begegnung<br />

mit dem Chefmanager dann bereits im Restaurant.<br />

Der Abschluss im 24. (oder war es das 25.?) Geschoss des Centers.<br />

Dass die Business Towers ihren Namen »HighLight« verdient<br />

haben, musste den Beteiligten zu diesem Zeitpunkt niemand<br />

mehr versichern. Die Story war längst im Kasten.<br />

INTERVIEW<br />

MIT FIG-PRÄSIDENT HOLGER MAGEL<br />

FORUM Unter dem Eindruck unseres Meetings werden wir<br />

den Beitrag wohl »Magel macht’s möglich« nennen.<br />

Apropos: Was glauben Sie in Ihrer Präsidentschaftszeit<br />

möglich gemacht zu haben?<br />

Holger Magel Mein Wunsch war von Anfang an, unseren Beruf<br />

gesellschaftspolitisch wichtiger zu machen oder –<br />

besser – dem Vermessungsberuf die Wichtigkeit zu<br />

geben, die ihm zukommt. Wenn mir das gelungen ist,<br />

dann war es die Mühen wert.<br />

Sicherlich wollte ich auch die FIG als attraktive<br />

Heimat für die Geodäten in der Welt präsentieren.<br />

Das klingt vielleicht etwas pathetisch, aber es zeigt<br />

sich, dass wir in den letzten Jahren einen unglaublichen<br />

Zuwachs hatten.<br />

In München werden wir ungefähr 15 neue Mitgliedsverbände<br />

begrüßen, so dass die FIG heute in über<br />

113 Ländern tätig ist.<br />

Und das Dritte: neue Felder für die beruflichen<br />

Tätigkeiten des Geodäten herausarbeiten. Meine<br />

Überzeugung ist: Wir müssen dem Geodäten in der<br />

Gesellschaft ein neues Image geben.<br />

Foto: Rainer Viertlböck<br />

HIGHLIGHT UND SYMBOL<br />

INTERGEO / INTERNATIONAL<br />

Wer sich München aus Richtung Flughafen nähert, wird schon<br />

von weitem von zwei Türmen aus Stahl und Glas begrüßt,<br />

Münchens neuen Wahrzeichen – den HighLight Towers. Elegant<br />

und erhaben, dabei doch zugleich transparent und leicht bildet<br />

das Ensemble, aus insgesamt vier Gebäuden bestehend, ein<br />

neues Zentrum im Norden der Stadt. Unweit der Fußball-Arena<br />

ist hier ein völlig neuer Stadtteil entstanden: die Parkstadt<br />

Schwabing, ein großzügig geplantes Areal aus Büro- und Wohngebäuden.<br />

In nur 22 Monaten Bauzeit wurden die HighLight Munich Business<br />

Towers, wie ihr voller Name lautet, errichtet: die beiden Hochhäuser,<br />

das Büro- und Business-Center HighLight Forum und<br />

ein Hotel. Die HighLight Towers sind ein Prestigeobjekt für den<br />

Architekten Helmut Jahn und den Tragwerksplaner Werner Sobek.<br />

3<br />

395


INTERGEO / INTERNATIONAL<br />

396<br />

3<br />

FORUM Gilt das auch für das Tätigkeitsfeld der ÖbVI?<br />

Holger Magel Natürlich! Die FIG verschafft auch ihrem Berufsfeld<br />

einen Überblick. Sehen Sie, ich leide darunter,<br />

dass man sich häufig nur auf die lokale, regionale oder<br />

die heimatliche Situation konzentriert. Was »draußen«<br />

passiert, hilft uns nicht? Unsinn! Uns hilft sehr<br />

wohl zu wissen, was im Ausland los ist. Selbst wenn<br />

ein Kollege, der z. B. das örtliche Kataster bearbeitet,<br />

meint, es sei für ihn ohne Belang, was in Europa oder<br />

in der Welt passiert. Wir sind sehr wohl ein Teil der<br />

Welt geworden, ob wir wollen oder nicht. Was<br />

draußen passiert, hat Auswirkungen auf die nationale<br />

Politik, hat Auswirkungen auf die Wirtschaft, hat<br />

Auswirkungen auf die Kundenbedürfnisse. Die Rahmenbedingungen<br />

für unseren Beruf werden außerhalb<br />

der heimatlichen Region festgelegt.<br />

FORUM Vielleicht noch etwas konkreter: Welche neuen Berufsfelder<br />

dienen Sie den Vermessungsfachleuten<br />

an?<br />

Holger Magel Da fällt mir immer vergleichsweise die Landwirtschaft<br />

ein. Die Landwirtschaft wird jaa vielfach als<br />

krank angesehen. In Wirklichkeit ist sie ein unglaublich<br />

erfolgreicher Beruf. Nur die große Produktivität<br />

hat dazu geführt, dass immer weniger Landwirte immer<br />

mehr Menschen ernähren können. Also von daher<br />

ist dieser Beruf fast vergleichbar mit der Geodäsie.<br />

Wir sind auch so erfolgreich, dass unsere Black-Box-<br />

Verfahren inzwischen den Einsatz vieler Beschäftigter<br />

erübrigen und sie arbeitslos machen. Jetzt müssen wir<br />

uns entscheiden: Entweder wir bleiben wirtschaftlich<br />

eine kleine Restgröße, oder wir setzen alles daran,<br />

ein stolzer, ein starker Beruf zu bleiben. Dann müssen<br />

wir uns aber um neue Tätigkeiten bemühen. Das ist<br />

schlicht und ergreifend die Wahrheit.<br />

Nur ist das noch nicht in allen Köpfen angekommen.<br />

Ich nenne mal einen großen, neuen Tätigkeitsbereich:<br />

GIS. Aber GIS ist kein Monopol für Geodäten. Da streiten<br />

und mischen alle mit. Also müssen wir uns um<br />

Leistungsmerkmale darüber hinaus kümmern.<br />

Blicken wir über die Grenzen: Wenn man sieht, wie<br />

die Europäische Union zurzeit ländliche Raumplanungen<br />

fördert, dann frage ich Sie als ÖbVI: Wo<br />

sind Ihre Kollegen? Wer von Ihnen verbindet GIS und<br />

Landmanagement??<br />

FORUM Wie sehen Sie die Möglichkeiten zur besseren<br />

Platzierung deutschen Know-hows in der Welt?<br />

Holger Magel Der von mir zusammen mit Willy Zimmermann,<br />

GTZ, und dem DAAD aufgebaute internationale<br />

englischsprachige Postgraduate-Masterstudiengang<br />

Land Management ist z. B. eine einmalige Chance,<br />

unser hervorragendes Instrumentarium zur Bodenordnung<br />

und Landentwicklung etc. an Führungskräfte<br />

aus aller Welt zu »verkaufen«. Hier stehen wir in<br />

Konkurrenz zur Champions League wie ITC in NL, zum<br />

University College London oder zu Stockholm etc.<br />

Dort ist ein ganz anderes internationales Bewusstsein<br />

vorhanden, das bei uns noch zu wenig ausgebildet<br />

ist. Entsprechend schwierig ist immer noch die<br />

Stabilisierung dieses Studienganges. Hier wäre z. B.<br />

auch eine Hilfe seitens der Regierung notwendig,weil<br />

ja letztlich damit ein Stück Außenpolitik gestaltet<br />

wird.<br />

FORUM Über welche fünf Berufseigenschaften sollte ein<br />

Geodät verfügen, um auf dem Markt der Zukunft<br />

erfolgreich sein zu können?<br />

Holger Magel Ich würde einfach sagen, der Geodät der Zukunft<br />

muss in seinem Gebiet ein Fachmann sein – vielleicht<br />

sogar in einem ganz bestimmten Bereich<br />

Spezialist.<br />

Aber er muss auch das ganze Berufsfeld übersehen<br />

können. Nur so ist er auch veränderungsfähig. Er muss<br />

offen für Erweiterungen und Kooperationen sein, für<br />

neue Tätigkeitsfelder. Er muss dynamisch und kommunikativ<br />

sein. Vor allem muss er sich und seinen<br />

Beruf in einer Gesellschaft und mit immer wieder<br />

neuen Anforderungen einordnen können.<br />

FORUM Sie gestatten einen Themenwechsel. Sind Sie mit<br />

dem föderalen Verwaltungsaufbau im deutschen<br />

Vermessungswesen zufrieden?<br />

Holger Magel Diese Frage ist meines Erachtens zu undifferenziert<br />

gestellt. Sicherlich wünschte ich mir auf internationaler<br />

Ebene öfter mehr »deutsche Power«. Das<br />

habe ich auch in Bad Homburg meinem Gesprächspartner<br />

Staatssekretär Schauerte gesagt.<br />

Warum spürt man hinter den Aktivitäten ausländischer<br />

Gesellschaften viel öfter das Interesse ihrer<br />

Regierungen? Wir aber feiern unseren »fröhlichen«<br />

HOLGER MAGELS BERUFLICHE DATEN<br />

INTERGEO / INTERNATIONAL<br />

Studium der Geodäsie an der Technischen Universität München<br />

und erste Erfahrungen im Bereich der Ingenieurgeodäsie und des<br />

Katasters im Büro eines österreichischen Ingenieurkonsulenten.<br />

Nach Ende des Referendariats Leitung von Flurbereinigungs- und<br />

Dorferneuerungsverfahren sowie städtebaulichen Umlegungen<br />

und Bauleitplanungen.<br />

Konservator am Lehrstuhl für Flurbereinigung und ländliche<br />

Neuordnung der Technischen Universität München und Promotion<br />

über Planungsfragen in der Flurbereinigung.<br />

Ab 1978 Oberste Flurbereinigungsbehörde im Bayerischen<br />

Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.<br />

Ab 1993 Honorarprofessor für ländliche Neuordnung an der<br />

Technischen Universität München.<br />

1995 Abteilungsleiter und Chef der Bayerischen Flurbereinigungsverwaltung<br />

im Bayerischen Staatsministerium für Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Forsten.<br />

Seit 1998 ordentlicher Professor der Technischen Universität<br />

München.<br />

Langjähriges Mitglied im Deutschen Verein für Vermessungswesen<br />

(DVW).<br />

Seit 2003 noch bis Ende dieses Jahres Präsident des Internationalen<br />

Dachverbands für den DVW, der Fédération Internationale<br />

des Géomètres (FIG).<br />

Im Juni 2006 erhielt Holger Magel für sein umfangreiches berufliches<br />

Engagement – auch für den freien Berufsstand – vom<br />

BDVI die Goldene Ehrennadel.<br />

3<br />

397


INTERGEO / INTERNATIONAL<br />

PROF. MAGEL ZUR AUSBILDUNGSSITUATION UND<br />

ZU DEN ZUKUNFTSCHANCEN DER ABSOLVENTEN<br />

Ich bin vor acht Jahren an die Hochschule gewechselt und muss<br />

gestehen, dass ich damals nicht auf den Perspektivwechsel vorbereitet<br />

war, der sich bei mir vollzogen hat. Was meine ich damit?<br />

Mir ist immer klarer geworden, dass die TU München auf Dauer<br />

einen strukturellen Nachteil ausgleichen muss, der darin besteht,<br />

dass sie ihren Geodäsie-Absolventen in Bayern traditionell nur<br />

sehr begrenzte Zukunftsaussichten und Perspektiven bieten<br />

kann. Ich habe mir zum Ziel gesetzt, dies inhaltlich und – wenn<br />

möglich – auch strukturell zu verbessern. Über die Erweiterung<br />

des traditionellen Berufsfeldes habe ich schon gesprochen. Die<br />

Erweiterung des Berufsrahmens ist aber auch vonnöten. Die<br />

beruflichen Laufbahnen ereignen sich überwiegend in der Verwaltung<br />

und im freien Beruf.<br />

Die Verwaltungen sind mehr oder weniger »zu« und der freie<br />

Beruf in Bayern ist leider recht schwach ausgebildet, da er zu<br />

stark auf den konjunkturabhängigen Ingenieurvermessungsbereich<br />

ausgerichtet ist. ÖbVI mit ihrer größeren Vielfalt im<br />

Kataster-, Bewertungs- und Bodenordnungssektor gibt es ja bekanntlich<br />

nicht. Wir müssen also erreichen, dass der freie Beruf<br />

sich erweitert und neue Tätigkeiten aufnimmt, die vor allem im<br />

Bereich Kommunal- und Regionalentwicklung etc. liegen. Ich<br />

glaube, dass unsere Absolventen gerne die volle fachliche Bandbreite<br />

in eigenständiger Verantwortung nutzen und nicht nur<br />

auf reine Bildschirmarbeitsplätze losmarschieren würden –<br />

wenn man sie ließe und ihnen die Möglichkeiten dazu böte. Dazu<br />

braucht man aber erst einmal erfolgreiche geodätische Vorbilder<br />

und Unternehmer.<br />

398<br />

3<br />

Foto: Rainer Viertlböck<br />

Föderalismus, mehr denn je auch dort, wo es gut wäre,<br />

mit einer nationalen Stimme zu sprechen.<br />

Immerhin tragen aber die AdV und die ArgeLandentwicklung<br />

mit ihren länderübergreifenden Aktivitäten<br />

viel dazu bei, die nötigen fachlichen und organisatorischen<br />

Abstimmungen zwischen den Ländern herbeizuführen.<br />

Eine stark außenwirksame nationale<br />

Struktur, wie sie andere Länder mit imponierenden<br />

internationalen Aktivitäten haben, können sie allerdings<br />

nicht ersetzen.<br />

FORUM Sie haben zunächst in Ihrer Zeit an der Hochschule<br />

in München, dann in der Vorbereitungszeit auf die<br />

FIG-Präsidentschaft und jetzt in der Ausübung der<br />

Präsidentschaft zahlreiche Möglichkeiten von Kooperationen<br />

kennen gelernt.<br />

Kooperationen auf der kollegialen Ebene, im nationalen<br />

Bereich, im internationalen Bereich. Können<br />

Sie mit Ihrer Erfahrung den Berufskollegen Mut<br />

machen, Kooperationen einzugehen?<br />

Holger Magel Das Thema Kooperation – oder heute sagt man<br />

ja auch »Networking« – bestimmte eigentlich mein<br />

ganzes Berufsleben. Kooperationsfähigkeit habe ich<br />

gebraucht als Flurbereinigungsingenieur, als verantwortlicher<br />

Chef im Ministerium, später an der Hochschule<br />

und natürlich und besonders in der FIG.<br />

Ich bin doch auf Synergieeffekte angewiesen, vor<br />

allem, wenn ich mehr erreichen will, als es nur ein<br />

kleines Glied in einer Kette kann. Wenn ich eine Wertschöpfungskette<br />

verantwortlich in die Hand bekommen<br />

will – von der Planung bis zur Realisierung -,<br />

dann brauche ich automatisch Partner, ja, ich brauche<br />

Verstärkung. Und das ist auch eine Botschaft an die<br />

Studenten, wenn sie mir sagen, wir sind keine ausgebildeten<br />

Planer oder Landentwickler.<br />

Dann sage ich: Dann tut euch mit einem Planer oder<br />

einer Entwicklungsgesellschaft zusammen und dann<br />

fangt gemeinsam an! Daraus entstehen ein erfolgreiches<br />

Team und mehr Kompetenz. Wir müssen mehr<br />

Kooperation wagen.<br />

Geodäten können sich mit Architekten zusammentun,<br />

Geodäten können sich mit Ingenieuren zusammentun,<br />

Geodäten können sich mit Raumplanern<br />

zusammentun. Gerade diese interdisziplinäre Brücke<br />

ist phantastisch.<br />

EXKURSION VON MÜNCHNER<br />

MASTERSTUDENTEN IN BERLIN<br />

Seit 2001 existiert durch das Engagement von Prof. Holger Magel<br />

an der Technischen Universität München der internationale Masterstudiengang<br />

»Land Management and Land Tenure«.<br />

Er richtet sich hauptsächlich an Interessenten aus Entwicklungs-,<br />

Schwellen- und Transformationsländern und dient primär der<br />

wissenschaftlichen Weiterbildung für Nachwuchs- und künftige<br />

Führungskräfte, die in Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft<br />

ihres jeweiligen Heimatlandes beschäftigt sind.<br />

Im Rahmen der Abschlussexkursion durch Deutschland führte<br />

der Weg von Masterstudenten des Jahrgangs 2005 unter der<br />

Leitung von Dr. Babette Wehrmann auch nach Berlin.<br />

Die Anfrage für die Gestaltung der Exkursion war umfangreich<br />

gestellt: eine »kurze« Einführung in den Berliner Boden- und<br />

Immobilienmarkt, Berliner Bodenpreisentwicklungen, interessante<br />

Immobilienprojekte, Verknüpfungen von Bodenmarkt und<br />

Städtebau/Stadtplanung mit Schwerpunkt auf Sanierungsgebieten<br />

und »neuer Mitte« wäre wünschenswert!<br />

FORUM »antwortete« mit der Vorstellung der Entwicklung Berlins<br />

an drei verkehrstechnischen Brennpunkten:<br />

Die Studenten aus China, der Mongolei, Sri Lanka, den Philippinen,<br />

Georgien, Chile, Ghana und Äthiopien erhielten einen Eindruck<br />

von der neuen »Ödnis« der ehemaligen Fernbahnsteige am<br />

Zoo, dem quirligen Leben in Berlins sanierten und unsanierten<br />

»Mitte-Höfen« und der »Coolness« eines neuen Bahnhofs, dessen<br />

architektonisch gewollter, unterirdischer Kathedraleneffekt von<br />

der Bahn durch einfache graue Verblendplatten zunichtegemacht<br />

wurde – dies jeweils untermauert mit Zahlen und Fakten zu den<br />

städtebaulichen und investiven Eigenarten.<br />

Die Nachfragen der Studenten waren kenntnisreich und zielorientiert.<br />

Jederzeit war festzustellen: Erneuerung und Entwicklung<br />

ist ihr Thema.<br />

Karin Reimers, FORUM-Redaktion<br />

INTERGEO / INTERNATIONAL<br />

3<br />

399


INTERGEO / INTERNATIONAL<br />

VON DER INDUSTRIEBRACHE ZUR PARKSTADT<br />

Mit einem einvernehmlichen gesetzlichen Umlegungsverfahren<br />

ist es dem Städtischen Vermessungsamt der Landeshauptstadt<br />

München erfolgreich gelungen, die bodenordnerischen und<br />

rechtlichen Grundlagen für die Entwicklung einer Industriebrache<br />

zum neuen Stadtteil »Parkstadt Schwabing« zu schaffen.<br />

Besonders hervorzuheben ist dabei die rasche Abwicklung des Bodenordnungsverfahrens<br />

für dieses höchst umfangreiche, komplexe<br />

und komplizierte städtebauliche Projekt. So konnte bereits<br />

zehn Tage nach dem Inkrafttreten des Bebauungsplanes die Unanfechtbarkeit<br />

des Umlegungsverfahrens bekannt gemacht werden.<br />

Nach den Grundsätzen der in München stringent zur Anwendung<br />

kommenden Baulandstrategie, der Sozialgerechten Bodennutzung<br />

(SoBoN), wurden die Gesamtkosten von 88,5 Millionen<br />

Euro anteilsmäßig von den 16 GrundeigentümerInnen übernommen.<br />

Sie erstrecken sich von Flächenabtretungen über die<br />

Herstellung von Infrastruktureinrichtungen bis hin zur Grundstückssubventionierung<br />

im geförderten Wohnungsbau.<br />

Insgesamt konnte mit den Leistungen der Eigentümer die Grundlage<br />

geschaffen werden beispielsweise für:<br />

den Bau von 1.500 Wohnungen (davon 240 im öffentlich<br />

geförderten Wohnungsbau)<br />

die Schaffung 12.000 neuer Arbeitsplätze<br />

die Herstellung der öffentlichen Straßen (4,7 ha) und<br />

Grünflächen (6,8 ha)<br />

die Errichtung von zwei Kindertagesstätten<br />

Das einvernehmlich gesetzliche Umlegungsverfahren wurde<br />

nach dessen Abschluss auch von den privaten Eigentümern als<br />

beispielhaft für kooperatives Verwaltungshandeln im Sinne von<br />

Public-Private-Partnership bezeichnet.<br />

Dipl.-Ing. Klaus Veit, Stadtdirektor, Leiter des Städtischen Vermessungsamts<br />

München<br />

Anmerkung der FORUM-Redaktion: Klaus Veit hält auf dem Kongress zur<br />

INTERGEO am 11. Oktober 2006 um 15:00 Uhr im Raum 14a seinen Vortrag<br />

»Stadtentwicklung in München – aktuelle Projekte und Herausforderungen«.<br />

400<br />

3<br />

Das ist doch großartig, wie sich beispielsweise in England<br />

Geodäten in Bereiche hineinbewegen, die ihnen<br />

vormals oder zumindest uns fremd waren, wie Gebäudemanagement<br />

oder Immobilienbusiness. Unser<br />

Berufsstand ist doch geradezu prädestiniert für temporäre<br />

und auch längerfristige Kooperationen mit<br />

Vertretern anderer Berufsgruppen.<br />

FORUM Der BDVI begrüßt das Memorandum zwischen der<br />

AdV und dem BDVI, weil er sich davon ein neues<br />

Miteinander erhofft. Wie beurteilen Sie das Memorandum?<br />

Holger Magel Aus meiner Sicht ist dieses Memorandum ein<br />

guter Schritt, um die zumindest gegenwärtig doch<br />

begrenzten sachlichen, finanziellen und personellen<br />

Ressourcen unseres Berufes gemeinsam zu nutzen und<br />

um hier – wir sprachen eben davon – zu kooperieren.<br />

Die Frage ist natürlich, ob das Memorandum Basis<br />

eines kraftvollen Aufschwungs mit neuen, gemeinsamen<br />

Aktivitäten sein kann. Viele Geodäten wünschen<br />

sich das. Ich gehöre auch dazu.<br />

FORUM Herr Magel, wir haben unser Interview zunächst im<br />

unfertigen EG-Raum, dann im 24. OG der HighLight<br />

Business Towers München geführt. Sagt Ihnen das<br />

was?<br />

Holger Magel Natürlich! Der Aufwärtstrend war unübersehbar.<br />

Allerdings auch hier nicht ohne Mühen und Erklärungen.<br />

Dass wir unser Interview jetzt in den Repräsentationsräumen<br />

der HighLight Towers zu Ende führen,<br />

hat doch etwas Beispielhaftes, oder? Wir Geodäten<br />

müssen uns zeigen und selbstbewusst(er) behaupten.<br />

Sagen Sie das Ihren Lesern.<br />

FORUM Herr Magel, ich danke Ihnen sehr für dieses Gespräch.<br />

Das FORUM-Interview führte Walter Schwenk.<br />

Das Ertragswertverfahren nach der<br />

Wertermittlungsverordnung (WertV)<br />

WENN DIE RENDITE<br />

DEN MARKT(WERT) PRÄGT<br />

Der heutige Immobilienmarkt bietet wenig Raum für Grundstücksromantiker. Die Zeiten, als Bausub-<br />

stanz und Grundstücksbeschaffenheit den Wert eines Mehrfamilienhauses bestimmten oder<br />

zumindest wesentlich beeinflussten, scheinen vorüber. Fotos von stolzen Fabrikbesitzern, die vor<br />

architektonisch wertvollen Hallen stehen, werden immer weniger. Der heutige Immobilienmarkt ist kurzlebig<br />

und vor allem renditeorientiert.<br />

Nahezu jeder Teilmarkt wird nach der Ertrags- und Entwicklungsfähigkeit seiner Objekte durchleuchtet.<br />

Der Wert eines Grundstücks wird beinahe nur noch nach seiner (nachhaltigen) Ertragsfähigkeit beurteilt.<br />

Die Wertermittlungsverordnung (WertV) nennt seit Jahrzehnten Grundregeln für die Ermittlung des<br />

Verkehrs(markt)wertes eines Grundstücks aus seinen Erträgen. In diesem Beitrag werden diese Grundregeln<br />

vorgestellt.<br />

Als Ertragswert des Grundstücks wird der Wert ermittelt, der bei angenommenem nachhaltig erzielbarem<br />

Ertrag und unterstellter Nutzungsdauer der baulichen Anlagen die verlangte Verzinsung erbringt. Er ist<br />

die Summe der Barwerte aller bei ordnungsgemäßer Bewirtschaftung aus dem Grundstück nachhaltig<br />

erzielbarer Reinerträge einschließlich des Bodenertrages.<br />

PRAXIS DER GRUNDSTÜCKSBEWERTUNG<br />

DAGMAR JOERIS, ST. AUGUSTIN<br />

3<br />

401


PRAXIS DER GRUNDSTÜCKSBEWERTUNG<br />

402<br />

3<br />

GESUCHT WIRD:<br />

VOLLSANIERTER STUCKALTBAU ALS RENDITEOBJEKT.<br />

1 VERFAHRENSGANG<br />

(NACH § 15 BIS 20 WERTV)<br />

Der Ertragswert setzt sich aus zwei Komponenten zusammen:<br />

dem Bodenwert und dem (Ertrags-)Wert der baulichen Anlagen.<br />

Diese beiden Werte werden zunächst getrennt ermittelt<br />

und anschließend zum Ertragswert des Grundstücks zusammengefasst.<br />

Als Bodenwert des bebauten Grundstücks wird der<br />

regelmäßig im Vergleichswertverfahren als Wert des unbebaut<br />

gedachten Grundstücks ermittelte Bodenwert angesetzt. Im<br />

Mittelpunkt steht beim Ertragswertverfahren die Ermittlung<br />

des Ertragswertes der baulichen Anlagen.<br />

Ermittlung des Jahresreinertrages des Grundstücks<br />

Ausgangsgröße für die Ermittlung des Ertragswertes der<br />

baulichen Anlagen sind die aus dem Grundstück in seiner<br />

Gesamtheit nachhaltig erzielbaren jährlichen Einnahmen.<br />

Von diesem Jahresrohertrag sind die Bewirtschaftungskosten<br />

abzuziehen.<br />

Der verbleibende Jahresreinertrag des Grundstücks stellt<br />

die Verzinsung der Gesamtinvestition dar – sowohl der Investition<br />

in den Grund und Boden wie auch der in die baulichen<br />

Anlagen. Der Grund und Boden aber ist ein »unvergängliches«<br />

Gut, das »auf ewig« Erträge abwirft, wohingegen<br />

Gebäude infolge von Alterung und Abnutzung nur<br />

über eine begrenzte Zeit Erträge erbringen. Der Reinertrag<br />

des Grundstücks wird – um ihn konsequent auch finanzmathematisch<br />

getrennt behandeln zu können – folglich<br />

aufgespaltet in die Verzinsungsanteile des Bodens und die<br />

baulichen Anlagen.<br />

Ermittlung des Reinertragsanteils der baulichen Anlagen<br />

Der Bodenwertverzinsungsbetrag ergibt sich, da es sich um<br />

eine ewige Bodenrente handelt, aus dem Produkt des Liegenschaftszinssatzes<br />

und dem Bodenwert.<br />

Der Reinertrag des Grundstücks, vermindert um diesen<br />

Bodenverzinsungsbetrag, ergibt den Reinertragsanteil,<br />

der allein auf die baulichen Anlagen bezogen ist.<br />

Ermittlung des Ertragswertes der baulichen Anlagen<br />

Der Reinertragsanteil der baulichen Anlagen wird, da die<br />

baulichen Anlagen nur über ihre wirtschaftliche Nutzungsdauer<br />

eine Rendite abwerfen, nur über diese Zeitspanne<br />

PRAXIS DER GRUNDSTÜCKSBEWERTUNG<br />

kapitalisiert. Diese Barwertermittlung erfolgt durch Multiplikation<br />

mit dem so genannten Vervielfältiger, bei dem<br />

es sich finanzmathematisch um den Rentenbarwertfaktor<br />

einer nachschüssigen Zeitrente handelt. Maßgebend ist derjenige<br />

Vervielfältiger, der sich nach dem gewählten Liegenschaftszinssatz<br />

und der zutreffenden Restnutzungsdauer<br />

ergibt.<br />

Am kapitalisierten Jahresreinertrag der baulichen Anlagen<br />

sind zur Berücksichtigung sonstiger wertbeeinflussender<br />

Umstände gegebenenfalls Zu- oder Abschläge anzubringen.<br />

Dies führt im Ergebnis zum Ertragswert der baulichen Anlagen.<br />

Ermittlung des Ertragswertes des Grundstücks<br />

Zum Ertragswert der baulichen Anlagen wird der Boden(ertrags)wert<br />

addiert. Die Summe ist der Ertragswert des<br />

Grundstücks.<br />

Ableitung des Verkehrswertes<br />

2 DIE<br />

Der Ertragswert des Grundstücks entspricht unmittelbar<br />

dem Verkehrswert, wenn die Lage auf dem Grundstücksmarkt<br />

bereits vollständig in die Ertragswertermittlung Eingang<br />

gefunden hat. Dies ist der Fall, wenn alle in das Wertermittlungsverfahren<br />

eingeführten Größen, wie Erträge, Bewirtschaftungskosten,<br />

Liegenschaftszinssatz und Restnutzungsdauer,<br />

vollständig der Lage auf dem Grundstücksmarkt<br />

am Wertermittlungsstichtag entsprechen. In der<br />

Wertermittlungspraxis müssen daher diese Größen vor<br />

ihrer Verwendung auf ihre Marktnähe untersucht werden.<br />

Bestehen hieran Zweifel oder liegen die Ableitungen schon<br />

Jahre zurück, ist der Verkehrswert durch Anpassung an die<br />

Marktlage aus dem Ertragswert (vergleichbar der Vorgehensweise<br />

im Sachwertverfahren) abzuleiten.<br />

EINFLUSSGRÖSSEN DES<br />

ERTRAGSWERTVERFAHRENS<br />

Jahresrohertrag – Nachhaltigkeit und Flächenbezug<br />

Der Jahresrohertrag umfasst nach § 17 WertV alle bei ordnungsgemäßer<br />

Bewirtschaftung und zulässiger Nutzung nachhaltig<br />

erzielbaren Einnahmen aus dem Grundstück. Hierzu<br />

zählen insbesondere Mieten und Pachten einschließlich besonderer<br />

Vergütungen, z. B. für Dienstbarkeiten oder für die Ver-<br />

3<br />

403


PRAXIS DER GRUNDSTÜCKSBEWERTUNG PRAXIS DER GRUNDSTÜCKSBEWERTUNG<br />

404<br />

Reinertragsanteil der baulichen Anlage 0<br />

-<br />

mietung einer Werbetafel. Auf die tatsächlich erzielten Einnahmen<br />

kommt es folglich zunächst nicht an. Abweichungen<br />

zwischen nachhaltig erzielbaren Erträgen und tatsächlichen<br />

Erträgen sind allerdings, falls sie nachhaltig sind, selbstverständlich<br />

zu berücksichtigen. Dies ist z. B. im gewerblichen<br />

Bereich der Fall, wenn langfristige Mietverträge das Objekt zu<br />

Bodenwert (§ 15 Abs. 2 WertV)<br />

Bodenwertanteil einer selbstständig verwertbaren<br />

Teilfläche (§ 16 Abs. 2 Satz 2 WertV)<br />

Bodenwertanteil ohne zusätzlich<br />

verwertbare Teilfläche<br />

Liegenschaftszinssatz 100 (§ 11 WertV)<br />

Heranziehen anderer Verfahrensergebnisse<br />

(§ 7 Abs. 1 Satz 2 WertV)<br />

3<br />

Verkehrswert<br />

(§ 194 BauGB)<br />

bei Übergröße<br />

Freilegungskosten (§ 20 Abs. 1 WertV)<br />

±<br />

=<br />

x<br />

Ertragswert (§ 15 Abs. 3 WertV)<br />

Abb. 1: Ertragswertverfahren (Quelle: Kleiber-Simon-Weyers 1998, S. 840)<br />

+<br />

=<br />

=<br />

einem »overrented« oder »underrented« Objekt machen. die<br />

Berücksichtigung erfolgt durch einen »Zu- bzw. Abschlag wegen<br />

sonstiger wertbeeinflussender Umstände«.<br />

Grundsätzlich gelten die Erträge als nachhaltig erzielbar, die<br />

über die verbleibende Restnutzungsdauer im Durchschnitt<br />

Jahresrohertrag des Grundstücks (§ 17 WertV)<br />

Bewirtschaftungskosten<br />

(ohne Abschreibung) (§ 18 WertV)<br />

Jahresreinertrag des Grundstücks<br />

(§ 16 Abs. 1 WertV)<br />

Bodenwertverzinsungsbetrag (§ 16 Abs. 2 WertV)<br />

Reinertragsanteil der baulichen Anlage<br />

Vervielfältiger (§ 16 Abs. 3 WertV)<br />

Berücksichtigung sonstiger wertbeeinflussender<br />

Umstände (§ 19 WertV)<br />

Ertragswert der baulichen Anlage<br />

Berücksichtigung der Lage auf dem Grundstücksmarkt<br />

(§ 7 Abs. 1 Satz 3 WertV)<br />

±<br />

=<br />

-<br />

=<br />

-<br />

=<br />

x<br />

±<br />

=<br />

ortsüblich erzielbar sind. Da sich aber die Mietentwicklung<br />

nicht mit der erforderlichen Sicherheit abschätzen lässt, werden<br />

als nachhaltige Erträge die am Wertermittlungsstichtag<br />

unter gewöhnlichen Verhältnissen erzielbaren Erträge angesetzt.<br />

Insofern werden – bewusst – auch inflationäre Entwicklungen<br />

nicht bei den Erträgen berücksichtigt. Dies erfolgt<br />

vielmehr durch Verwendung eines aus dem örtlichen Grundstücksmarkt<br />

abgeleiteten Liegenschaftszinssatzes (vgl. hierzu<br />

unter Liegenschaftszinssatz).<br />

Als Anhaltspunkt für die nachhaltig erzielbare Miete ist der<br />

Mietspiegel geeignet, der von vielen Kommunen aufgestellt<br />

wird. Informationen über gewerbliche Mieten liefern Maklerverbände,<br />

Industrie- und Handelskammern, Marktforschungsunternehmen<br />

etc.<br />

Vergleichsmieten sind meist auf den Quadratmeter bezogen;<br />

die Miete für das zu bewertende Objekt ergibt sich dann durch<br />

Multiplikation mit der Fläche des Bewertungsobjektes. Dies ist<br />

allerdings so »simpel« nur zulässig, wenn die Berechnung der<br />

Fläche des Bewertungsobjektes nach der gleichen Berechnungsvorschrift<br />

erfolgt wie die Berechnung der Fläche, die den<br />

Vergleichsmieten zugrunde gelegt worden ist. Diese muss dazu<br />

aber dem Sachverständigen zumindest bekannt sein. Gerade<br />

hier aber liegt das Problem: Für die Wohnflächenermittlung<br />

bei nicht preisgebundenem Wohnraum und für die Mietflächenermittlung<br />

im gewerblichen Bereich – ob Bürofläche<br />

oder Handelsfläche – gibt es keine einheitlichen, erst recht<br />

keine verbindlichen Vorschriften. Für die Wohnfläche wird in<br />

der Praxis häufig noch auf die schon 1983 ersatzlos gestrichene<br />

DIN 283 oder die für den öffentlich geförderten Wohnungsbau<br />

geltende II. Berechnungsverordnung (II. BV) zurückgegriffen.<br />

Für den gewerblichen Bereich hat die Gesellschaft<br />

für immobilienwirtschaftliche Forschung (gif) diesen auch häufig<br />

zu Mietstreitigkeiten führenden Umstand zum Anlass genommen,<br />

Richtlinien für die Ermittlung der Mietfläche von<br />

Büroraum, Handelsraum sowie Produktions- und Lagerraum<br />

herauszugeben. Allerdings müssen diese noch bei den Marktteilnehmern<br />

breite Akzeptanz finden und sich etablieren.<br />

Bei der Ermittlung des Jahresrohertrages ist im Allgemeinen<br />

von den Nettokaltmieten, die keine umlagefähigen Nebenkosten<br />

enthalten, auszugehen. Außerdem dürfen Erträge nicht<br />

in den Rohertrag eingehen, soweit für sie abweichende Restnutzungsdauern<br />

bzw. Bewirtschaftungskosten gelten; sie werden<br />

daher regelmäßig als »besondere wertbeeinflussende Umstände«<br />

gesondert in Ansatz gebracht. Ebenfalls nicht zum Rohertrag<br />

gehört bei gewerblicher Vermietung die anfallende<br />

Mehrwertsteuer.<br />

Bewirtschaftungskosten –<br />

auf die Kostenverteilung kommt es an!<br />

Wird beim Rohertrag von den nachhaltig erzielbaren Mieten<br />

ohne Umlage (Nettokaltmieten) ausgegangen, so müssen – um<br />

zum maßgeblichen Reinertrag zu gelangen – nur noch die<br />

jährlichen nicht umlagefähigen Bewirtschaftungskosten abgezogen<br />

werden, also die, die vom Eigentümer zu tragen sind.<br />

Bei diesen handelt es sich vornehmlich um die bei gewöhnlicher<br />

Bewirtschaftung nachhaltig entstehenden Verwaltungskosten,<br />

Betriebskosten, Instandhaltungskosten und das Mietausfallwagnis,<br />

außerdem die nicht umlagefähigen Betriebskosten,<br />

wie z. B. Versicherungsprämien. Die Abschreibung ist<br />

durch Einrechnung in den Vervielfältiger berücksichtigt.<br />

Verwaltungskosten sind die zur Verwaltung des Grundstücks<br />

erforderlichen Arbeitskräfte und Einrichtungen,<br />

Kosten der Aufsicht und Kosten der Prüfung des Jahresabschlusses<br />

und der Geschäftsführung. Bei vom Eigentümer<br />

selbst verwalteten Grundstücken sind durchschnittliche<br />

ortsübliche Verwaltungskosten anzusetzen. Die Höhe der<br />

Verwaltungskosten ist insbesondere abhängig von der Nutzungsart,<br />

der Größe der Gemeinde sowie Anzahl und Art<br />

der Mieter. Üblich sind 2 bis 5 % des Jahresrohertrages.<br />

Betriebskosten sind die durch das Eigentum am Grundstück<br />

oder durch den bestimmungsgemäßen Gebrauch des<br />

Grundstücks sowie seiner baulichen und sonstigen Anlagen<br />

fortlaufend entstehenden Kosten. Die wesentlichen Betriebskosten<br />

sind in der Anlage 3 der II. Berechnungsverordnung<br />

(II. BV) zusammengefasst. Für den Abzug vom Rohertrag<br />

sind nur die nicht umgelegten Kosten zu ermitteln.<br />

Im gewerblichen Bereich ist heute häufig die Vollumlage<br />

der Betriebskosten anzutreffen.<br />

Instandhaltungskosten sind die Kosten, die infolge Abnutzung,<br />

Alterung und Witterung zur Erhaltung des bestimmungsgemäßen<br />

Gebrauchs der baulichen Anlagen<br />

während ihrer Nutzungsdauer aufgewendet werden müssen.<br />

Sie umfassen die Kosten für die Wartung (Bewahrung des<br />

Soll-Zustandes), für die Inspektion (Festlegung und Bewahrung<br />

des Ist-Zustandes) und für die Instandsetzung<br />

(Wiederherstellung des Soll-Zustandes). Diese Kosten werden<br />

im wohnwirtschaftlichen Bereich üblicherweise vom<br />

Vermieter getragen. Im gewerblichen Bereich wird häufig<br />

vereinbart, dass der Vermieter lediglich die Instandhaltungskosten<br />

für »Dach und Fach« trägt. Sinnvoll ist die Kalkulation<br />

der Instandhaltungskosten ausgehend von einem Betrag<br />

in EUR/m 2 . Ein Anhalt für die Höhe der üblichen Instandhaltungskosten<br />

für Wohnungen sind die Sätze der<br />

II. BV. Bei neuen gewerblichen Objekten liegen sie, falls der<br />

Vermieter nur die Kosten für »Dach und Fach« trägt, bei<br />

3<br />

405


PRAXIS DER GRUNDSTÜCKSBEWERTUNG PRAXIS DER GRUNDSTÜCKSBEWERTUNG<br />

406<br />

3<br />

ZUSAMMENSETZUNG DER MIETE IM WOHNUNGSWESEN<br />

Rohertrag<br />

Reinertrag<br />

Nettokaltmiete<br />

REINERTRAG<br />

Abb. 2: Zusammensetzung der Miete im Wohnungswesen (Quelle: Kleiber-Simon-Weyers 1998, S. 929)<br />

etwa 5 EUR/m 2 , generell liegen sie bei Gewerbeobjekten<br />

höchstens bei 15 bis 18 % des Jahresrohertrages. Die Höhe<br />

der Instandhaltungskosten ist insbesondere abhängig von<br />

Art, Alter und Ausstattung des Gebäudes sowie insbesondere<br />

im gewerblichen Bereich von mietvertraglichen Vereinbarungen.<br />

Mietausfallwagnis: Leerstand, ausfallende Mieten oder<br />

Kosten, die zur Beibringung ausstehender Mieten, zur Aufhebung<br />

des Mietvertragsverhältnisses oder zur Räumung<br />

erforderlich sind, verursachen Ertragsausfälle bzw. eine Ertragsminderung.<br />

Das Wagnis dieser Ertragsminderung trägt<br />

der Eigentümer. Für Wohneinheiten kann hierfür in Anlehnung<br />

an die II. BV von 2 bis 4 % des Rohertrages ausgegangen<br />

werden. Bei gewerblicher Nutzung muss das Wagnis<br />

höher veranschlagt werden, weil hier Mietausfälle in<br />

stärkerem Maße zu erwarten sind; üblich sind 3 bis 7 %.<br />

Maßgeblich sind Lage, Nutzungsart und Marktverhältnisse.<br />

+<br />

-<br />

Nicht umlagefähige Bewirtschaftungskosten:<br />

– Verwaltungskosten<br />

– Instandhaltungskosten<br />

– Mietausfallwagnis<br />

– nicht umlagefähige Betriebskosten (Versicherungsprämien)<br />

=<br />

Nicht umlagefähige<br />

Bewirtschaftungskosten<br />

Umlagefähige<br />

Bewirtschaftungskosten<br />

(Betriebskosten)<br />

Liegenschaftszinssatz – am besten zeitnah abgeleitet<br />

sowie orts- und objektspezifisch differenziert<br />

Der Liegenschaftszinssatz ist gemäß § 11 WertV der Zinssatz, mit<br />

dem der Verkehrswert von Liegenschaften marktüblich verzinst<br />

wird. Liegenschaftszinssätze werden empirisch von den Gutachterausschüssen<br />

für Grundstückswerte auf der Grundlage<br />

des Verhältnisses des Jahresreinertrages (i. S. d. Ertragswertverfahrens<br />

nach WertV) zum Kaufpreis – genauer iterativ durch Umkehrung<br />

des Ertragswertverfahrens – aus Verkäufen ermittelt.<br />

In die Ableitung des Liegenschaftszinssatzes gehen somit insbesondere<br />

die Erträge ein, die am Wertermittlungsstichtag<br />

erzielbar sind, und tatsächlich gezahlte Kaufpreise. In diese<br />

Kaufpreise sind die Zukunftserwartungen des Marktes eingeflossen<br />

– insbesondere auch erwartete inflationäre Entwicklungen<br />

und die erwartete allgemeine Entwicklung der Mieten<br />

und Pachten. Folglich sind in Liegenschaftszinssätzen, die auf<br />

diese Weise abgeleitet werden, die Zukunftserwartungen der<br />

Marktteilnehmer quasi »eingefangen«.<br />

Der scheinbare Fehler des Ertragswertverfahrens, von konstanten<br />

Erträgen über die gesamte Restnutzungsdauer (RND)<br />

auszugehen, kann als »geheilt« angesehen werden. Diese Vorgehensweise<br />

entbindet den Gutachter davon, Hypothesen über<br />

künftige allgemeine Entwicklung der Mieten anzustellen – er<br />

kann dies dem Markt überlassen.<br />

Die Höhe des im Einzelfall anzusetzenden Liegenschaftszinssatzes<br />

ist abhängig von:<br />

der Grundstücksart (Wohn-, Gewerbeimmobilie)<br />

den allgemeinen Wertverhältnissen auf dem örtlichen<br />

Grundstücksmarkt und auch der Lage am Kapitalmarkt<br />

der Lage der Liegenschaft<br />

der Beschaffenheit der Liegenschaft (baulicher Zustand,<br />

Gebäudekonzeption, Gebäudetechnik, Drittverwendungsfähigkeit)<br />

einzelnen objektspezifischen Gegebenheiten des Wertermittlungsobjektes,<br />

wie der Mietvertragsgestaltung oder<br />

der Bonität der Mieter<br />

Folglich sollten möglichst Liegenschaftszinssätze verwendet<br />

werden, die vom Gutachterausschuss für Grundstückswerte aus<br />

aktuellen Kaufpreisen des örtlichen Grundstücksmarktes abgeleitet<br />

worden sind. Nur im »Notfall« sollte auf in der Literatur<br />

vorgeschlagene Werte zurückgegriffen werden. Die WertR<br />

nennt als Anhalt folgende Zinssätze:<br />

5 % bei Mitwohngrundstücken<br />

5,5 bis 6 % bei gemischt genutzten Grundstücken<br />

(je nach Höhe des gewerblichen Anteils<br />

am Rohertrag)<br />

6,5 % bei Geschäftsgrundstücken<br />

Für spezielle gewerblich genutzte Grundstücke sind der Literatur<br />

Zinssätze von 6 % für Büro- und Geschäftshäuser und<br />

bis zu 9 % für Fabriken und ähnliche spezielle Produktionsstätten<br />

zu entnehmen.<br />

Beim Liegenschaftszinssatz handelt es sich nach alledem um<br />

einen besonderen, regelmäßig vom Zinssatz am Kapitalmarkt<br />

abweichenden Zinssatz, der sich mit der Zeit ändert – wenn<br />

auch die Schwankungen erfahrungsgemäß recht gering sind.<br />

Die Wahl des Liegenschaftszinssatzes ist für die Ermittlung des<br />

Ertragswertes der baulichen Anlagen von ausschlaggebender<br />

Bedeutung. Je niedriger der Zinssatz angenommen wird, umso<br />

größer ist der Vervielfältiger und damit der Ertragswert der<br />

baulichen Anlagen. Die Auswirkungen der Höhe des Zinssatzes<br />

nehmen allerdings mit abnehmender Restnutzungsdauer (RND)<br />

ab.<br />

Es gilt folgender Grundsatz: Je höher das wirtschaftliche Risiko<br />

der Kapitalanlage in eine Immobilie ist, umso größer muss der<br />

Liegenschaftszinssatz angenommen werden.<br />

Für die Ermittlung des Bodenwertverzinsungsbetrages und für<br />

die Kapitalisierung des Reinertragsanteils der baulichen Anlagen<br />

ist derselbe Liegenschaftszinssatz anzusetzen.<br />

Restnutzungsdauer – die wirtschaftliche Nutzungsfähigkeit<br />

ist entscheidend<br />

Als Restnutzungsdauer (RND) ist gemäß § 16 (4) WertV die Anzahl<br />

der Jahre anzusehen, in denen die baulichen Anlagen bei<br />

ordnungsgemäßer Unterhaltung und Bewirtschaftung voraussichtlich<br />

noch wirtschaftlich genutzt werden können, also noch<br />

Erträge abwerfen.<br />

Maßgebend ist somit die wirtschaftliche RND. Bei ihr handelt<br />

es sich um eine sachverständig zu schätzende Größe. Ein erster<br />

Anhalt für die RND ist die Differenz zwischen der üblichen<br />

wirtschaftlichen Gesamtnutzungsdauer (GND) und dem Alter<br />

der baulichen Anlage am Wertermittlungsstichtag.<br />

Vorgenommene umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen –<br />

nicht zu verwechseln mit den Instandhaltungsmaßnahmen –<br />

können allerdings zu einer nicht unerheblichen Verlängerung<br />

der Restnutzungsdauer führen; andererseits können z. B. nicht<br />

behebbare Baumängel, unterlassene Instandhaltung, ein veralteter<br />

Wohnungszuschnitt oder nicht mehr zeitgemäße sanitäre<br />

Einrichtungen zu einer verkürzten Restnutzungsdauer<br />

führen.<br />

Die GND ist allein an der Dauer der wirtschaftlichen Nutzungsfähigkeit<br />

orientiert; die technische Lebensdauer ist hier nicht<br />

von Bedeutung; sie stellt lediglich ihre Obergrenze dar.<br />

Die höchste GND wird mit ca. 100 Jahren qualitativ hochwertigen<br />

Einfamilienhäusern beigemessen, für Tankstellen hingegen<br />

wird in der Regel nur eine GND von ca. 10 bis 20 Jahren<br />

angenommen, für einfache Einkaufsmärkte ca. 30 Jahre.<br />

Bei der sachverständigen Schätzung der GND ist insbesondere<br />

die Lage des Objektes, seine Eigenschaften (Nutzungsart, Bau-<br />

3<br />

407


PRAXIS DER GRUNDSTÜCKSBEWERTUNG<br />

408<br />

art, Ausstattung) und seine wirtschaftliche Verwertungsmöglichkeit<br />

zu berücksichtigen. Anhaltswerte können der Fachliteratur<br />

entnommen werden.<br />

Die »richtige« Schätzung der RND ist von besonderer Bedeutung<br />

bei Grundstücken, deren Bebauung eine kurze RND<br />

aufweist, da unter diesen Umständen schon ein kleiner »Fehler«<br />

in der RND erhebliche Auswirkung auf das Ergebnis hat.<br />

Sonstige wertbeeinflussende Umstände –<br />

keinesfalls zu vernachlässigen<br />

Baumängel und Bauschäden wirken sich wertmindernd aus.<br />

Solche, die behebbar sind, werden in der Regel durch einen<br />

Abschlag am Ertragswert der baulichen Anlagen berücksichtigt.<br />

Dies gilt selbstverständlich nur insoweit, als sie sich<br />

nicht schon in einem geringeren Reinertrag oder einer entsprechend<br />

geänderten RND niedergeschlagen haben. Die Höhe<br />

des Abschlags kann in Anlehnung an die Höhe der für die Behebung<br />

erforderlichen Kosten kalkuliert werden.<br />

Einen Zuschlag zum Ertragswert der baulichen Anlagen begründen<br />

z. B. nur vorübergehend erzielbare Einnahmen für<br />

Reklameflächen. Ein Abschlag kann durch wohnungs- oder<br />

mietrechtliche Bindungen begründet werden, die zur Folge<br />

haben, dass vorübergehend nicht die nachhaltig erzielbare Miete<br />

erzielt wird. Entsprechend sind mietvertraglich begründete<br />

vorübergehende »Mehreinnahmen«, wie sie im gewerblichen<br />

Bereich häufig anzutreffen sind, wiederum durch einen Zuschlag<br />

zu berücksichtigen. Die Höhe des anzubringenden Zubzw.<br />

Abschlags hängt ab von der Höhe der jährlichen Mehrbzw.<br />

Mindererträge, ihrer Dauer und auch der Sicherheit, mit<br />

der diese Erträge erwartet werden können. Kalkuliert wird hierzu<br />

in der Regel der sich bei unterstelltem Zeitraum und Zinssatz<br />

ergebende Barwert der zu erwartenden Mehr- bzw. Mindereinnahmen.<br />

Sonstige Gründe für einen Zu- oder Abschlag bestehen z. B. in<br />

wirtschaftlicher Überalterung, unterlassener Instandhaltung,<br />

Beschränkungen aufgrund des Denkmalschutzes, immer vorausgesetzt,<br />

dass diese Umstände nicht schon in anderen Einflussfaktoren<br />

des Ertragswertverfahrens berücksichtigt worden<br />

sind.<br />

Anpflanzungen, Gartenanlagen etc. sind im Ertragswertverfahren<br />

insoweit nicht gesondert zu berücksichtigen, als sie von<br />

den angesetzten Mieten bereits erfasst werden.<br />

Alle Zu- oder Abschläge müssen zwingend begründet werden.<br />

3<br />

Bodenwert – Gewicht bei kurzer Restnutzungsdauer<br />

Der Bodenwert geht an zwei Stellen in die Ertragswertermittlung<br />

ein. Bei der Ermittlung des Bodenverzinsungsanteils ist<br />

grundsätzlich vom erschließungsbeitragsfreien Bodenwert<br />

auszugehen.<br />

Ist das Bewertungsgrundstück wesentlich größer als für die<br />

baulichen Anlagen auf dem Grundstück erforderlich und<br />

angemessen und ist die »überschüssige« Teilfläche selbstständig<br />

nutzbar und verwertbar, dann ist der Bodenwert dieser überschüssigen<br />

Fläche bei der Ermittlung des Bodenverzinsungsbetrags<br />

nicht zu berücksichtigen.<br />

Auf die Ermittlung des Bodenwertes ist bei solchen Grundstücken<br />

besondere Sorgfalt zu verwenden, deren bauliche Anlagen<br />

nur noch eine geringe RND aufweisen. Bei Objekten mit<br />

langer RND hingegen haben Änderungen beim Bodenwert<br />

einen deutlich geringeren Einfluss auf das Ergebnis; der Bodenwert<br />

kann zu einer vernachlässigbaren Größe werden – dies<br />

verdeutlicht auch der im nachstehenden Kapitel 3 behandelte<br />

»allgemeine Ertragswertansatz«.<br />

3 ALLGEMEINER<br />

ERTRAGSWERTANSATZ –<br />

EINE FORMEL, ZWEI GESICHTER<br />

Das vorgestellte so genannte »zweigleisige« oder »gespaltene«<br />

Ertragswertverfahren der WertV lässt sich formelmäßig folgendermaßen<br />

darstellen:<br />

EW = [RE – (BW x p/100)] x V + BW<br />

(mit: EW = Ertragswert; RE = Reinertrag; BW = Bodenwert;<br />

p = Liegenschaftszinssatz; n = Restnutzungsdauer;<br />

V = Vervielfältiger, abhängig von n und p)<br />

Durch mathematische Umformung kann die oben stehende<br />

Formel in die mathematisch identische nachstehende Formel<br />

überführt werden:<br />

EW = (RE x V) + BW/q n mit q = p/100<br />

Bei dieser Vorgehensweise wird<br />

der Reinertrag direkt, d. h. ohne vorherige Verminderung<br />

um den Bodenwertverzinsungsbetrag, mit Hilfe des Vervielfältigers<br />

kapitalisiert und<br />

der über die RND der baulichen Anlagen auf den Wertermittlungsstichtag<br />

diskontierte Bodenwert addiert.<br />

BEISPIEL ZUM ERTRAGSWERTVERFAHREN<br />

Bewertungsobjekt:<br />

Dieses Verfahren zeigt anschaulicher,<br />

Mehrfamilienhaus, Baujahr 1952, sechs abgeschlossene Wohnungen, Wohnfläche (WF)<br />

500 m 2 , Nettokaltmiete 4,50 EUR/m 2 WF im Monat, Restnutzungsdauer 30 Jahre, Liegenschaftszinssatz<br />

5 %, Bodenwert: 800 m 2 ∑ 200 EUR/m 2 = 160.000 EUR<br />

Wertermittlungsstichtag (WES): 1. Februar 2002<br />

Ermittlung des jährlichen Reinertrages:<br />

4,50 EUR/m 2 WF x 500 m 2 x 12 = 27.000 EUR<br />

abzüglich nicht umlagefähiger Bewirtschaftungskosten:<br />

Verwaltungskosten: 6 x 210 EUR = 4,7 % des Rohertrages<br />

Instandhaltungskosten: 9 EUR/m 2 x 500 m 2 = 16,7 % des Rohertrages<br />

Mietausfallwagnis: 2 % des Rohertrages<br />

Summe: 23,4 % des Rohertrages<br />

jährlicher Reinertrag: = 20.682 EUR<br />

Verzinsungsbetrag des Bodenwertes:<br />

5 % x 160.000 EUR – 8.000 EUR<br />

Reinertragsanteil der baulichen Anlagen: = 12.682 EUR<br />

Ertragswert der baulichen Anlagen:<br />

V (5 %, 30 Jahre) = 15,37<br />

12.682 EUR x 15,37 = 194.922 EUR<br />

Bodenwert + 160.000 EUR<br />

Zu- oder Abschläge: 0<br />

Ertragswert des Grundstücks am WES = 354.922 EUR<br />

Über den allgemeinen Ertragswertansatz ergibt sich entsprechend:<br />

20.682 EUR x 15,37 + 160.000 EUR x 1/1,0530 = 354.903 EUR<br />

PRAXIS DER GRUNDSTÜCKSBEWERTUNG<br />

dass es sich beim Ertragswert grundsätzlich um die<br />

Summe der diskontierten künftigen Einnahmen aus dem<br />

Grundstück handelt sowie<br />

die Bedeutung des Bodenwertes für den Ertragswert.<br />

Zu beachten ist, dass nur der Wert<br />

der Grundstücksfläche mit erfasst<br />

wird, die der Bebauung zugeordnet<br />

ist. Der Wert selbstständig<br />

nutzbarer Teilflächen muss gesondert<br />

ermittelt und hinzuaddiert<br />

werden.<br />

Auch Besonderheiten wie noch zu<br />

zahlende Erschließungsbeiträge<br />

müssen – gegebenenfalls diskontiert<br />

– in Ansatz gebracht werden.<br />

Eine besondere Ausprägung dieses<br />

»allgemeinen Ertragswertansatzes«<br />

ist das in § 20 WertV unter<br />

»Ermittlung des Ertragswertes in<br />

besonderen Fällen« geregelte Liquidationsverfahren.<br />

3<br />

409


PRAXIS DER GRUNDSTÜCKSBEWERTUNG RECHT<br />

410<br />

4 LIQUIDATIONSVERFAHREN<br />

–<br />

WENN DER GEBÄUDEERTRAG »IM KELLER« IST<br />

Liegt der »besondere Umstand« vor, dass der Verzinsungsbetrag<br />

des Bodenwertes höher ist als der Reinertrag des Grundstücks,<br />

so ergibt sich kein positiver »Reinertragsanteil der baulichen<br />

Anlagen«. Dieses Ergebnis zeigt, dass der Ertrag der Bebauung<br />

in einem Missverhältnis zum Wert des Grund und Bodens<br />

steht. Dies ist z. B. häufig der Fall bei überalterten Gebäuden<br />

im Kerngebiet der Stadt. Um das Grundstück wieder einer<br />

angemessenen Nutzung zuzuführen, muss dann – falls Instandsetzungs-<br />

bzw. Modernisierungsmaßnahmen sich als unwirtschaftlich<br />

erweisen – das Gebäude bewertungstechnisch<br />

gesehen abgebrochen werden. Als Ertragswert des bebauten<br />

Grundstücks ergibt sich dann der Boden(ertrags)wert, vermindert<br />

um die erforderlichen Freilegungskosten.<br />

Diese »einfache« Rechnung ist allerdings nur zulässig, wenn<br />

das Grundstück tatsächlich jederzeit freigelegt werden kann.<br />

Stehen dieser Freilegung rechtliche oder sonstige Gründe –<br />

z. B. bestehende Mietverträge – entgegen, muss dies berücksichtigt<br />

werden.<br />

Kann das Grundstück nicht alsbald freigelegt werden, kommt<br />

das so genannte Liquidationsverfahren (§ 20 (2) WertV) zur An-<br />

3<br />

BIETE:<br />

STADTVILLA, BAUJAHR 1952, BAUHAUSSTIL.<br />

wendung: Als Liquidationswert ergibt sich der über die »Dauer<br />

der Nutzungsbeschränkung« – also über die Zeit bis zur Freilegung<br />

– diskontierte und um die Freilegungskosten verminderte<br />

Bodenwert zuzüglich des kapitalisierten aus der (Minder-)Nutzung<br />

nachhaltig erzielbaren Reinertrages des Grundstücks,<br />

als Formel:<br />

Liquidationswert =<br />

(RE x V) + (Bodenwert – Freilegungskosten) x 1/q n<br />

Der Formelausdruck zeigt deutlich, dass das Liquidationsverfahren<br />

genau dem allgemeinen Ertragswertansatz und damit<br />

auch dem in der WertV geregelten zweistufigen Ertragswertverfahren<br />

entspricht.<br />

Dr.-Ing. Dagmar Joeris<br />

Pastoratsweg 25 • 53757 St. Augustin<br />

buero.joeris@nexgo.de<br />

RICHTIGKEITSVERMUTUNG DES GRUNDBUCHES<br />

ERSTRECKT SICH AUF<br />

KATASTERMÄSSIGEN GRENZVERLAUF<br />

Der Bundesgerichtshof hat sich in der hier angezeigten Entscheidung vom 2. Dezember 2005 – V ZR 11/05<br />

(der vollständige Text ist herunterzuladen unter www.bundesgerichtshof.de) grundsätzlich mit dem Ver-<br />

hältnis von Grundbuch und Kataster auseinandergesetzt. In Wiederholung der grundlegenden Rechtsprechung<br />

des Reichsgerichtes bestätigt der BGH, dass die gesetzliche Richtigkeitsvermutung des Grundbuches gemäß<br />

§ 891 Abs. 1 BGB auch für den Grenzverlauf gilt, wie er sich aus dem Liegenschaftskataster ergibt.<br />

Hierbei lag dem BGH-Urteil ein Sachverhalt zugrunde, bei dem<br />

die Grenzziehung aus den Unterlagen der Steuerverwaltung<br />

ohne Überprüfung im Wege einer erneuten eigenständigen<br />

Vermessung in das Kataster übernommen worden war. Das<br />

aber – so der BGH – stehe der Anwendung des § 891 BGB nicht<br />

entgegen, denn für den Eintritt der Vermutung des § 891 BGB<br />

seien die Umstände, die zu der Eintragung geführt hätten, belanglos.<br />

Ebenfalls ständiger Rechtsprechung entspricht es, dass die Vermutungsregel<br />

des § 891 Abs. 1 BGB widerlegt werden kann, es<br />

für eine Widerlegung aber nicht ausreicht, wenn die Vermutung<br />

nur erschüttert werde, vielmehr sei der volle Beweis des<br />

Gegenteils zu erbringen. Hierbei erstrecke sich dieser Gegenbeweis<br />

– auch das ist nichts Neues – auf jede sich aus dem<br />

Grundbuch ergebende oder von dem eingetragenen Eigentümer<br />

behauptete Erwerbsmöglichkeit.<br />

Es half dem Beklagten des Rechtsstreits daher nicht, dass er<br />

für den BGH tatsächlich nachvollziehbar darlegen konnte, dass<br />

die Parteien eines Kaufvertrages aus dem Jahre 1848 von einer<br />

Grundstücksgrenze ausgegangen waren, die sich an der<br />

damaligen Bebauung orientierte. Daraus könne lediglich gefolgert<br />

werden, dass die im Zuge einer Teilung im Jahre 1865 festgelegte<br />

und in die Flurkarte übernommene Grenze den damaligen<br />

Eigentumsverhältnissen widersprochen habe. Offen bleibe<br />

aber, ob dieser mögliche Widerspruch in der Folgezeit durch<br />

einen gutgläubigen Eigentumserwerb des Klägers des Verfahrens<br />

oder seiner Rechtsvorgänger beseitigt worden sei.<br />

Zwar komme ein Eigentumserwerb des Klägers an einer Teilfläche<br />

eines Grundstückes dann nicht in Frage, wenn sich auch<br />

nicht die Auflassung auf sie erstreckt. Hier könne aber nicht<br />

ausgeschlossen werden, dass dem Kläger auch die in Frage stehende<br />

Teilfläche aufgelassen worden sei. Es sei unschädlich,<br />

dass der Kaufvertrag das Grundstück nicht anhand örtlicher<br />

Gegebenheiten festlege, sondern es katastermäßig bezeichnet<br />

worden sei.<br />

Der Notarvertrag gebe daher das von beiden Parteien übereinstimmend<br />

Gewollte richtig wieder.<br />

Unzureichend sei der Vortrag des Beklagten, wonach die<br />

Klägerin selbst noch zuletzt davon ausgegangen sei, nicht<br />

Eigentümerin der Teilfläche gewesen zu sein, denn daraus<br />

ergebe sich nicht ohne Weiteres, dass die Parteien entgegen<br />

der Urkundenlage den Gegenstand der Auflassung nur nach<br />

örtlichen Merkmalen bestimmt hätten. Es sei nämlich stets<br />

damit zu rechnen, dass vor allem Zaun- und Mauergrenzen die<br />

wirkliche Grundstücksgrenze nicht exakt markierten.<br />

Deshalb sei<br />

»bei verständiger Würdigung der Interessenlage bei katastermäßiger<br />

Bezeichnung in der Regel davon auszugehen, dass ein<br />

Eigentumsübergang im Umfang der sich aus dem Kataster ersichtlichen<br />

Grenzen erreicht werden soll«.<br />

Auch wenn das BGH-Urteil im Übrigen Altbekanntes im Wesentlichen<br />

wiederholt, so beinhaltet doch die vorzitierte letzte<br />

Aussage eine Klarstellung, die noch einmal die herausragende<br />

Bedeutung des Liegenschaftskatasters verdeutlicht.<br />

Dr. Rüdiger Holthausen, BDVI-Justiziar<br />

3<br />

411


RECHT<br />

412<br />

IST DER GRUNDSTÜCKSERWERBER BETEILIGTER<br />

3<br />

DES GRENZFESTSTELLUNGSVERFAHRENS?<br />

Das Verwaltungsgericht Potsdam in 1. Instanz (Urteil vom 26. September 2003 – 4 K 1325/99) und das<br />

Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg in 2. Instanz (Urteil vom 20. Dezember 2005 – OVG 10 B 14.05)<br />

hatten zu beurteilen, ob der Erwerber eines Grundstückes, zu dessen Gunsten zum Zeitpunkt des Grenztermins<br />

eine Auflassungsvormerkung in das Grundbuch eingetragen ist, Beteiligter des Grenzfeststellungsverfahrens ist.<br />

Relevant ist diese Frage, wenn das Ergebnis der Grenzermittlung<br />

von den Beteiligten anzuerkennen ist – oder als anerkannt<br />

gilt – und nur unter dieser Voraussetzung die Grenze festgestellt<br />

ist (so § 18 Abs. 1 Vermessungs- und Liegenschaftsgesetz<br />

Brandenburg). Ist die Frage zu bejahen und ist der Erwerber<br />

(für den zum Zeitpunkt des Grenztermins eine Auflassungsvormerkung<br />

besteht) nicht geladen, ist die Grenze nicht ordnungsgemäß<br />

festgestellt. Das jedenfalls ist die Meinung der<br />

4. Kammer des Verwaltungsgerichts Potsdam.<br />

Begründung: Der Begünstigte einer Auflassungsvormerkung,<br />

auf den Besitz, Nutzungen und Lastungen übergegangen sind,<br />

habe bereits eine dem Eigentum so angenäherte Rechtsposition,<br />

dass es gerechtfertigt sei, ihn als Beteiligten anzusehen.<br />

Ergebnis: Nimmt der ÖbVI ohne Beteiligung des (durch eine<br />

Auflassungsvormerkung) begünstigten Erwerbers, auf den<br />

auch bereits Besitz, Nutzung und Lasten übergegangen sind,<br />

die Grenzfeststellung vor, ist sie rechtswidrig; die Erklärung des<br />

Grundstückseigentümers, mit der er das Ergebnis der Grenzermittlung<br />

des ÖbVI anerkennt, ist unwirksam.<br />

Das OVG Berlin-Brandenburg hat die Entscheidung in 2. Instanz<br />

im Ergebnis bestätigt, jedoch mit völlig anderer Begründung.<br />

Das OVG argumentiert ausschließlich mit der Regelung<br />

des Bürgerlichen Gesetzbuches über die Auflassungsvormerkung<br />

(§ 883 BGB). Nach Abs. 2 Satz 1 dieser Bestimmung<br />

ist eine Verfügung insoweit unwirksam, als sie nach der<br />

Eintragung der Auflassungsvormerkung über das Grundstück<br />

getroffen wird und den durch die Vormerkung gesicherten<br />

Anspruch vereiteln oder beeinträchtigen würde. Das OVG meint,<br />

die Erklärung, mit der (allein) der Eigentümer das Ergebnis der<br />

Grenzermittlung anerkannt hat, sei dem Erwerber gegenüber<br />

unwirksam, weil diese Erklärung in entsprechender Anwendung<br />

des § 883 Abs. 2 Satz 1 BGB als eine »Verfügung über das Grundstück«<br />

anzusehen sei, die den Anspruch beeinträchtige.<br />

Begründung: Die Abmarkung einer festgestellten Grundstücksgrenze<br />

habe zwar keine konstitutive Wirkung, schaffe<br />

aber ein kaum zu widerlegendes Beweismittel dafür, wie weit<br />

das Eigentum reiche.<br />

Das OVG ließ die Revision gegen seine Entscheidung nicht zu. Die<br />

hiergegen gerichtete Beschwerde hat das Bundesverwaltungsgericht<br />

unter Hinweis darauf zurückgewiesen, dass Gegenstand<br />

der Entscheidung des OVG eine Bestimmung des nicht revisiblen<br />

Landesrechts gewesen sei. Zwar habe das OVG mit einer<br />

bundesrechtlichen Bestimmung (§ 883 BGB) argumentiert,<br />

diese aber nur zur Ergänzung der landesrechtlichen Regelung<br />

herangezogen. Das sei nicht revisibel. Eine Entscheidung in der<br />

Sache hat also das Bundesverwaltungsgericht nicht getroffen.<br />

Offen ist, welche Auswirkung diese Entscheidungen über das<br />

Land Brandenburg hinaus haben. Das VG Potsdam stellt in seiner<br />

Entscheidung ausdrücklich heraus, dass Beteiligte der Grenzfeststellung<br />

nach § 20 Abs. 1 VermLiegG neben den Eigentümern<br />

der von der Feststellung oder Abmarkung der Grenzen<br />

betroffenen Grundstücke auch die Inhaber gründstücksgleicher<br />

Rechte und im Grundbuch eingetragener Nutzungsrechte<br />

seien, wenn ihre Rechte betroffen seien. Das sei in Vermessungsgesetzen<br />

anderer Länder teilweise anders geregelt. Hierbei<br />

erwähnt das Gericht § 4 des Thüringer Abmarkungsgesetzes.<br />

Dort ist geregelt, dass an der Abmarkung (nur) die Eigentümer<br />

derjenigen Grundstücke beteiligt sind, deren Grenzverlauf<br />

durch die Abmarkung unmittelbar berührt ist.<br />

Meines Erachtens sind die Entscheidungen nicht überzeugend.<br />

Auch das Verwaltungsgericht Potsdam (1. Kammer) hat in einer<br />

Entscheidung bereits aus dem Jahre 1999 die Ansicht<br />

vertreten, eine Auflassungsvormerkung stelle kein grundstücksgleiches<br />

Recht entsprechend § 20 Abs. 1 VermLiegG dar.<br />

Für das Land Brandenburg muss aber vorerst davon ausgegangen<br />

werden, dass die Verwaltungsgerichtsbarkeit der<br />

Entscheidung des OVG Berlin-Brandenburg folgen wird.<br />

Dr. Rüdiger Holthausen, BDVI-Justiziar<br />

PREISBILDUNG UND GEBÜHRENKALKULATION IN RHEINLAND-PFALZ<br />

Die wirtschaftliche Lage der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure (ÖbVI) wird neben den eigenen Kosten<br />

im Wesentlichen durch die Gebührengestaltung geprägt. Die Besonderheit im Vergleich zu anderen Ingenieur-<br />

branchen besteht darin, dass der Markt hoheitlicher Vermessungsleistungen zwischen den freiberuflichen ÖbVI und<br />

den staatlichen Katasterverwaltungen aufgeteilt ist. Bei der Festsetzung der Gebühren für den Empfänger der Ver-<br />

messungsleistung müssen also privatrechtliche Preisbildung und hoheitliche Gebührenkalkulation zusammengeführt<br />

werden.<br />

MODERNE HONORARGESTALTUNG<br />

Wenn man davon ausgeht, dass der private Unternehmer wie<br />

auch die öffentliche Hand ihre Kosten durch entsprechende<br />

Einnahmen decken sollten, so ist damit der kleinste gemeinsame<br />

Nenner gefunden. Bei der Festsetzung der Gebühren im<br />

Detail scheiden sich jedoch meist die Geister. Es ist die Frage<br />

zu beantworten, wie tatsächliche Kosten für die jeweiligen Leistungen<br />

in die dazugehörige Gebührenfestsetzung einfließen<br />

können. Darüber hinaus ist auch die für die Leistung erforderliche<br />

Arbeitszeit zu erfassen und zu bewerten. Diese Fragen<br />

sind nicht neu, werden aber bei jeder Gebührendiskussion<br />

erneut gestellt.<br />

Es soll deshalb am Beispiel der Diskussion in Rheinland-Pfalz<br />

gezeigt werden, wie konsensfähige Lösungen gefunden werden<br />

können, die den ÖbVI auskömmliche Gebühren sichern. In<br />

Laufbahn /<br />

Beschäftigtengruppe<br />

Höherer Dienst /<br />

ÖbVI<br />

Gehobener Dienst /<br />

Ingenieur<br />

Mittlerer Dienst /<br />

Vermessungstechn.<br />

Einfacher Dienst /<br />

Messgehilfe<br />

Jahreskosten<br />

Personal<br />

[E]<br />

94.175<br />

65.005<br />

51.478<br />

41.691<br />

Stundensatz<br />

(netto)<br />

[E/h]<br />

71,18<br />

49,13<br />

38,91<br />

31,51<br />

IM VERMESSUNGSWESEN<br />

der wesentlichen Zielstellung für eine Überarbeitung der bestehenden<br />

Gebührenordnung sind sich Politik, Verwaltung und<br />

ÖbVI einig:<br />

Anpassung der Gebührenordnung an die aktuelle wirtschaftliche<br />

Situation<br />

Schaffung von mehr Transparenz für Kunden und Bürger<br />

Gewährleistung der Ausgewogenheit und Praktikabilität<br />

für Unternehmen und Behörden<br />

Die entscheidende Grundlage für eine Anpassung der Gebühren<br />

an die aktuelle wirtschaftliche Situation ist die Kenntnis der<br />

tatsächlichen Kosten und anderer Wirtschaftsdaten. Dabei sind<br />

die Kosten des Unternehmens, wie Personal-, Sach- und kalkulatorische<br />

Kosten, und die tatsächliche Arbeitszeit zu betrach-<br />

Zuschlag<br />

Sachkosten<br />

[E/h]<br />

7,37<br />

7,37<br />

7,37<br />

7,37<br />

Zuschlag<br />

Raumkosten<br />

[E/h]<br />

1,75<br />

1,75<br />

1,75<br />

1,75<br />

Zuschlag<br />

Gewinn<br />

[E/h]<br />

8,03<br />

5,83<br />

4,80<br />

4,06<br />

FORUM FEDERALE<br />

Gesamtkosten<br />

[E/h]<br />

88,33<br />

64,08<br />

52,83<br />

44,69<br />

3<br />

413


FORUM FEDERALE<br />

414<br />

ten. Weiterhin ist der Zeitaufwand für die einzelnen Leistungen<br />

zu erfassen, um die tatsächlichen Kosten letztendlich in<br />

Gebühren umlegen zu können. Damit stellt sich zwangsläufig<br />

die Frage nach den aktuellen Kosten und der für die Leistungen<br />

zu erbringenden Arbeitszeit der einzelnen Beschäftigtengruppen.<br />

Für Unternehmen mit moderner Zeiterfassung und<br />

einem entsprechenden Projektcontrolling sollte diese Anforderung<br />

nichts Ungewöhnliches sein.<br />

Die Erfahrungen haben jedoch gezeigt, dass sich mancher ÖbVI<br />

mit diesen Fragen etwas schwertut. Die öffentliche Hand ist<br />

aus unterschiedlichen Gründen nur begrenzt in der Lage, diese<br />

unternehmerische Sicht der Kosten und der Arbeitszeitproblematik<br />

anhand der eigenen wirtschaftlichen Daten nachzuvollziehen.<br />

Der BDVI Rheinland-Pfalz hat sich deshalb entschieden, die seit<br />

geraumer Zeit schwelende Diskussion zur Novellierung der Gebührenordnung<br />

durch die Vorlage konkreter Daten für die Gebührenkalkulation<br />

zu forcieren. Dabei wurden die Personalund<br />

Sachkosten sowie Arbeitszeiten auf der Grundlage des<br />

UNITA-Bürokostenvergleichs ermittelt und für die einzelnen<br />

Beschäftigtengruppen fixiert. Die Personalkosten der Beschäftigtengruppen<br />

wurden in Analogie zu den im öffentlichen<br />

Dienst beschäftigten Fachleuten gewählt.<br />

Es wurde von einer durchschnittlichen effektiven Arbeitszeit von<br />

1.323 Projektstunden pro Mitarbeiter und Jahr ausgegangen.<br />

Im Entwurf des Innenministeriums Rheinland-Pfalz zu einer<br />

neuen Gebührenordnung sind neben einer Neuordnung der<br />

einzelnen Vermessungsleistungen auch Vorschläge zur Höhe<br />

der Gebühren vorgesehen. Somit stellt sich die Frage, welcher<br />

Umfang an Arbeitsleistung der einzelnen Beschäftigtengruppen<br />

bei der Festlegung kostendeckender Gebühren zu berücksichtigen<br />

ist, um eine weitestgehende Auskömmlichkeit zu erreichen.<br />

Die Antworten wurden durch eine Umfrage ermittelt, an der<br />

16 Büros teilgenommen und 270 Projekte zur Auswertung<br />

vorgelegt haben. Der Autor hat nahezu unabhängig von den<br />

ÖbVI die Projekte ausgewertet, wobei die Anonymität der<br />

Daten der Teilnehmer in jedem Fall gewährleistet war. Der Gesamtaufwand<br />

aller Projekte betrug ca. 666.000 Euro, was einem<br />

durchschnittlichen Jahresumsatz eines Büros mit zwölf Beschäftigten<br />

entspricht.<br />

Entsprechend der Struktur des Novellierungsvorschlages erfolgte<br />

eine Differenzierung nach Auftragsarten:<br />

GF – Grenzfeststellung<br />

TV – Teilungsvermessung<br />

SO – Sonderung<br />

3<br />

VLA – Vermessung lang gestreckter Anlagen<br />

BU – Baulandumlegung<br />

GE – Gebäudeeinmessung<br />

Bei den jeweiligen Auftragsarten wurde dann in Abhängigkeit<br />

vom tatsächlichen Anfall bei den einzelnen Leistungsarten differenziert<br />

nach:<br />

1. Grundaufwand<br />

2. Flurstücksbildung<br />

3.1. Grenzfeststellung Urkataster<br />

3.2. Grenzwiederherstellung im koordinierten Punktfeld<br />

3.3. Grenzwiederherstellung im Koordinatenkataster<br />

4. Absteckung / Aufnahme neuer Grenzpunkte<br />

5. Abmarkung alter und neuer Punkte<br />

7. Örtliche Erhebung von NA-Grenzen<br />

8. Gebäudeeinmessung<br />

9. Mehrarbeit aus örtlicher Behinderung<br />

10. Mehrarbeit aus örtlichen Zwangsbedingungen<br />

Die Teilnehmer der Umfrage haben den Leistungsarten die jeweils<br />

angefallenen Arbeitszeiten, gegliedert nach Beschäftigtengruppen,<br />

zugeordnet und die Projekte nach tatsächlichem<br />

Aufwand, Berechnung nach alter Gebührenordnung, Vorschlag<br />

nach neuer Gebührenordnung kalkuliert.<br />

Die Auswertung der Befragung wurde für den gesamten Projektumfang<br />

und für jede Auftragsart durchgeführt nach:<br />

Tatsächlicher Aufwand, alte Gebührenordnung, Vorschlag<br />

neue Gebührenordnung<br />

Anzahl Aufträge mit positivem/negativem Ergebnis nach<br />

alter bzw. neuer Gebührenordnung<br />

Maximal-/Minimalwerte der Aufträge<br />

Verteilung des Aufwandes der einzelnen Leistungen je<br />

Auftragsart<br />

Durchschnittliche Auftragsgröße differenziert nach<br />

Mittelwert und Median<br />

Spezifische Kennziffern je Auftragsart, z. B. bezogen auf<br />

Grenzpunkte, Vermessungslängen oder Gebäudewerte<br />

Bei der Auswertung der Differenzen zwischen tatsächlichem<br />

Aufwand, alter Gebührenordnung und dem Vorschlag der neuen<br />

Gebührenordnung wurde deutlich, dass eine Darlegung der<br />

Fakten für die ÖbVI in Rheinland-Pfalz zwingend erforderlich<br />

war, denn die alte Gebührenordnung deckt nur 90 % des<br />

aktuellen Aufwandes. Die Vorschläge für neue Gebühren lagen<br />

bei nur 68,3 % des tatsächlichen Aufwandes.<br />

Die Grafik macht es deutlich …<br />

%<br />

190<br />

170<br />

150<br />

130<br />

110<br />

90<br />

70<br />

50<br />

Aufwand Gebührenordnung alt Gebührenordnung neu<br />

Aus der Betrachtung der einzelnen Auftragsarten wurde deutlich,<br />

wo wirtschaftliche Vor- und Nachteile der alten und neuen<br />

Gebührenordnung liegen.<br />

In der Folge wurden die einzelnen Leistungen der jeweiligen<br />

Auftragsarten verglichen. Unter Berücksichtigung der Häufigkeit<br />

der Auftragsarten in den Büros konnte ein auskömmlicher<br />

Gebührenvorschlag bezogen auf jede Leistungsart für<br />

die weitere Diskussion gefunden werden.<br />

Ergebnis der detaillierten Betrachtung war schließlich ein<br />

eigener Vorschlag des BDVI Rheinland-Pfalz für die Struktur<br />

der neuen Gebührenordnung, der vom Innenministerium für<br />

die weitere politische Diskussion aufgegriffen wurde.<br />

1. Grundaufwand<br />

2. Flurstücksbildung (nur ID)<br />

3. örtliche Arbeit zur Grenzbestimmung<br />

3.1. Grenzfeststellung / Grenzwiederherstellung (außer<br />

im Koordinatenkataster) pro Punkt<br />

3.2. Grenzwiederherstellung im Koordinatenkataster / Absteckung<br />

und Aufnahme neuer Grenzpunkte pro Punkt<br />

4. Abmarkung von Grenzpunkten je Punkt,<br />

Zuschlag pro Grenzstein<br />

5. Bestimmung von Nutzungsartengrenzen je Punkt<br />

6.1. Faktor gemäß Bodenwert<br />

6.2. Faktor gemäß Vermessungsfläche / Teilstücken bzw.<br />

Grenzlänge / Grenzpunkten<br />

7. Gebäudeeinmessung<br />

7.1. Faktor gemäß Gebäudewert<br />

8. Zuschläge<br />

8.1. Faktor schwieriges oder widersprüchliches Kataster<br />

8.2. Faktor für örtliche Behinderung und / oder zusätzliche<br />

topographische Aufnahmen<br />

|6| Eigene Berechnungen auf der Grundlage der Zahlen des<br />

13. Berichts zu den städtebaulichen Entwicklungsmaßnahmen, ebd.<br />

Bei der Festsetzung der Gebühren durch die Landesregierung<br />

sind natürlich noch soziale und politische Aspekte zu berücksichtigen,<br />

die eine Relativierung der errechneten wirtschaftlichen<br />

Daten zur Folge haben können, wie z. B. bei der Gebäudeeinmessung.<br />

Diese Veränderungen kann man durchaus akzeptieren, wenn<br />

sich die daraus resultierenden Mindereinnahmen der ÖbVI in<br />

anderen Bereichen kompensieren lassen. Angesichts dieser politischen<br />

Komponente sollte jedes Unternehmen durch gezieltes<br />

Kosten- und Projektcontrolling den Stand der tatsächlichen<br />

Kosten und Leistungen kennen.<br />

FAZIT<br />

Insgesamt<br />

Grenzfeststellung<br />

Teilungsvermessung<br />

Sonderung<br />

Vermessung lang<br />

gestreckter Anlagen<br />

Gebäudeeinmessung<br />

Baulandumlegung<br />

… insgesamt keine Kostendeckung.<br />

Um die Auskömmlichkeit der Honorare für Vermessungsleistungen<br />

zu sichern, sind die ÖbVI regelmäßig mit ihren jeweiligen<br />

Landesregierungen im konstruktiven Gespräch. Natürlich<br />

bestehen regionale Unterschiede bei der Festlegung der<br />

Höhe der Gebühren, die auch in Zukunft nicht vollständig beseitigt<br />

werden können.<br />

Am Beispiel Rheinland-Pfalz wird aber deutlich, dass sich der<br />

zusätzliche Aufwand der ÖbVI für die Teilnahme an der Befragung<br />

gelohnt hat, denn damit wurden der Politik und Verwaltung<br />

die Daten für die Erbringung des geforderten Niveaus<br />

der Vermessungsleistungen und die Existenz der Vermessungsbüros<br />

aufgezeigt. Die transparente Darlegung der Fakten<br />

durch den BDVI Rheinland-Pfalz sichert die notwendige<br />

Akzeptanz in der politischen Diskussion.<br />

Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtsch.-Ing. Karl-Heinz Seidel<br />

Breslauer Straße 4 • 53340 Meckenheim<br />

seidel.karl-heinz@t-online.de<br />

FORUM FEDERALE<br />

3<br />

415


INTERNATIONAL<br />

416<br />

©2006, Trimble Navigation Limited. Alle Rechte vorbehalten. Trimble ist ein beim United States Patent und Trademark Office eingetragenes Warenzeichen von Trimble Navigation Limited. SUR-105<br />

3<br />

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3<br />

417


AUSBILDUNG<br />

418<br />

3<br />

INTER-<br />

NA- AUSBILDUNG<br />

Lehrstellenmangel<br />

auch bei<br />

Freiberuflern<br />

BILDEN SIE NOCH AUS?<br />

Branchenübergreifend ist seit Jahren der Trend zu beobachten, dass weniger Ausbildungsverträge<br />

abgeschlossen werden. Das gilt auch für die freien Berufe, die nach Industrie und Handel sowie<br />

Handwerk den drittgrößten Ausbildungssektor in Deutschland stellen, so der Ausbildungsbericht 2006<br />

des Bundesverbandes der freien Berufe (BFB). |1|<br />

Doch warum versäumen die Freiberufler die Chance, ihre Fachkräfte von morgen auszubilden?<br />

AUSBILDUNG UND ÜBERNAHME<br />

Die am häufigsten genannte Ursache der Freiberufler für diese<br />

Unterlassungssünde ist die Befürchtung, dass sie die Auszubildenden<br />

nicht übernehmen können. Hier muss umgedacht<br />

werden: Ausbilden geht vor Übernahme. Selbst wenn der ausgebildete<br />

Vermessungstechniker in seinem Beruf nicht arbeitet,<br />

so hat er doch eine abgeschlossene Berufsausbildung und<br />

auch auf dem globalen Arbeitsmarkt bessere Chancen als ein<br />

ungelernter Arbeiter. Nach wie vor ist Know-how »made in<br />

Germany« gefragt.<br />

Daher muss den Jugendlichen nach ihrem Schulabschluss eine<br />

Perspektive gegeben werden. Auch wenn sich die Lebenssituation<br />

mancher Auszubildender in den drei Ausbildungsjahren<br />

oft komplett verändert, eine Weiterbeschäftigung gar nicht<br />

angestrebt wird, weil beispielsweise ein Studium (Geodäsie oder<br />

eine themenverwandte Fachrichtung) begonnen wird oder aus<br />

persönlichen Gründen der Wohnort gewechselt wird: Eine Ausbildungsstelle<br />

zu finden bedeutet Ansehen, Anerkennung und<br />

Stärkung des Selbstvertrauens. Oft ändert sich aber auch die<br />

wirtschaftliche Situation des Ausbildungsbetriebes innerhalb<br />

der Ausbildungszeit, so dass eine Übernahme nur eingeschränkt<br />

angeboten werden kann.<br />

|1| Dem ersten Ausbildungsbericht des BFB vom Juni 2006 liegen zwei Umfragen zum betrieblichen<br />

Ausbildungsverhalten in den freien Berufen und zu Bildungsdefiziten der Auszubildenden zugrunde.<br />

GEBEN UND NEHMEN<br />

Die zweithäufigste vorgebrachte Begründung der Befragten,<br />

warum immer weniger Verträge für die duale Ausbildung geschlossen<br />

werden, ist der finanzielle Rahmen. Die Ausbildung<br />

ist zu aufwendig und zu teuer bzw. die finanzielle Situation<br />

der meist kleinständischen Büros lässt eine Ausbildung aufgrund<br />

der schwierigen konjunkturellen Lage nicht zu. Alternativ<br />

zur Einstellung eines Auszubildenden wird in vielen Büros<br />

daher eher der Bedarf an Arbeitskräften durch die Einstellung<br />

geringfügig Beschäftigter gedeckt.<br />

Wenn jedoch ein Ausbildungsplatz unter dem Aspekt »Geben<br />

und nehmen« betrachtet wird, so zeigt sich schnell, dass ein<br />

Auszubildender sehr wohl seinen wirtschaftlichen Beitrag für<br />

das Büro leisten kann – und damit auch seinen Ausbildungsplatz<br />

und sein Gehalt sichert. Wenn eine verantwortungsbewusste<br />

Einbindung in die Arbeitsprozesse erfolgt, wird viel<br />

schneller eine flexible und kundenorientierte Arbeitsweise von<br />

den Auszubildenden erlernt.<br />

RECHNEN UND SCHREIBEN<br />

Doch eine Ursache des verminderten Lehrstellenangebotes<br />

wiegt schwer: Viele Büros finden keine geeigneten Bewerber<br />

oder diagnostizieren mangelnde Ausbildungsreife. Vielfach<br />

fehlt die notwendige schulische Vorbildung. Die Kulturtechniken<br />

Rechnen, Schreiben und das Allgemeinwissen werden<br />

vermisst.<br />

Die PISA-Studien I und II zeigen diese Bildungsdefizite, die<br />

zweifelsohne vorhanden sind. Außerdem sind die sozialen Kompetenzen<br />

nicht genügend ausgebildet: Umgangsformen wie<br />

Höflichkeit, ordentliches Erscheinungsbild, gutes Benehmen,<br />

aber auch Zuverlässigkeit, Freundlichkeit, Respekt, Verantwortungsgefühl.<br />

Aber dieser Mangel darf nicht überbewertet werden. Wären<br />

die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen besser, würden die<br />

Bildungsdefizite nicht so stark ins Gewicht fallen. Dass daher<br />

auch einige ÖbVI-Büros lieber auf Abiturienten ausweichen,<br />

hat damit zu tun. Denn eigentlich ist der Beruf des Vermessungstechnikers<br />

ein klassischer Beruf für Realschüler.<br />

Leider ist durch den Lehrstellenmangel aber auch zu beobachten,<br />

dass sich einige Jugendliche zunächst eine beliebige<br />

Lehrstelle sichern und den Ausbildungsvertrag dann kurzfristig<br />

vor Ausbildungsbeginn lösen, wenn sie eine passendere Lehrstelle<br />

gefunden haben. Eine derart frei gewordene Lehrstelle<br />

ist rechtzeitig zum Ausbildungsbeginn nur schwer neu zu besetzen.<br />

Und grundsätzlich sind Großbetriebe bei den Auszubildenden<br />

begehrter als Kleinbetriebe, da bei auftauchenden Problemen<br />

oder verlagerten Interessen eine Versetzung in eine andere<br />

Abteilung möglich erscheint.<br />

STRUKTUREN UND INHALTE<br />

Aber auch die modernere Arbeitsorganisation mit ihren strukturellen<br />

Veränderungen führt zu einem Mangel an Lehrstellen:<br />

In den Büros der Freiberufler wird rationalisiert, neue Technologien<br />

werden eingeführt und durch Zusammenschlüsse mehrerer<br />

Büros kann Personal und Ausstattung eingespart werden.<br />

Demzufolge ändert sich z. B. auch das Berufsbild der »VermessungstechnikerInnen«<br />

– nicht grundsätzlich, aber die Inhalte<br />

verschieben sich. Wo früher manuelles Kartieren und Rechnen<br />

im Vordergrund standen, sind heute der Umgang mit einem<br />

oder mehreren CAD-Systemen, Vermessungen mit GPS und die<br />

Anwendung von Geoinformationssystemen gefragt. Im Moment<br />

lassen sich diese Themen noch mit dem bundesweit geltenden<br />

Rahmenausbildungsplan vereinbaren. Aber schon jetzt<br />

droht eine Überhöhung der Ausbildungsansprüche, da Vermessungstechniker<br />

in ganz unterschiedlichen Vermessungsstellen<br />

bundesweit einsetzbar sein sollen. Eine Spezialisierung<br />

ist zukünftig unvermeidbar.<br />

Trotz – oder gerade wegen – der aufgezeigten Probleme gilt<br />

aber der Aufruf an alle Kollegen: Jeder freiberufliche Ingenieur<br />

sollte seine gesellschaftspolitische Verantwortung<br />

weiterhin wahrnehmen, langfristig an den Berufsnachwuchs<br />

denken und Ausbildungsplätze schaffen.<br />

Claudia Zimmermann, FORUM-Redaktion<br />

3<br />

419


FORUM FRAGT FORUM FRAGT<br />

420<br />

Standpunkte der ÖbVI vor Ort<br />

GIS IN KOMMUNEN<br />

Ein FORUM-Interview<br />

Der Öffentlich bestellte Vermessungsingenieur und seine Haltung zu aktuellen Entwicklungen unseres<br />

Fachgebietes soll Gegenstand der neuen Rubrik »FORUM fragt« werden. In loser Folge werden Kollegen<br />

um ihre Standpunkte gebeten. Um den Aufwand so gering wie möglich zu halten, werden die Interviews per<br />

Telefon geführt. Wie der erste Versuch zeigt, ist die Bereitschaft zur Mitwirkung erfreulich groß – dafür der<br />

Dank der Schriftleitung an die Beteiligten, die sich zum Thema<br />

GIS IN KOMMUNEN<br />

geäußert haben, sowie an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BDVI-Geschäftsstelle, die das Vorhaben<br />

technisch und organisatorisch unterstützt haben.<br />

Auf die FORUM-Fragen haben geantwortet:<br />

3<br />

ÖbVI Wolfgang Glunz aus Ratingen<br />

ÖbVI Christoph König aus Potsdam<br />

ÖbVI Carsten Bruns aus Osterholz-Scharmbeck<br />

ÖbVI Kai Tamms aus Hannover<br />

Ines Wieland aus dem Büro Riemann, Meyer, Koch in Celle<br />

1.<br />

WELCHES SIND DIE INHALTLICHEN SCHWER-<br />

PUNKTE IHRER TÄTIGKEIT IM GIS-BEREICH?<br />

Glunz: Wir arbeiten im GIS-Bereich für große Grundstücksverwaltungen,<br />

nicht für Kommunen. Inhaltliche<br />

Schwerpunkte sind Eigentumsdaten mit Grundbuchinhalten.<br />

Aufgebaut wurde eine Liegenschaftsverwaltung,<br />

ergänzt um Daten aus der Forstverwaltung.<br />

König: Unser GIS ist ein Internetportal (www.geodatenshop.de),<br />

das für jedermann zugänglich ist. Inhalt<br />

sind z. B. die ALK, Luftbilder und Bodenrichtwertkarten<br />

– der Vorteil ist die Verknüpfbarkeit dieser<br />

Daten. Es können kundeneigene Daten, z. B. Leitungsdaten<br />

und andere Sachdaten, eingebunden<br />

werden. Grundlage war das ALK-online, das gemeinsam<br />

mit dem Kataster- und Vermessungsamt Barnim<br />

entwickelt wurde und für Ämter nutzbar ist.<br />

Bruns: Wir haben begonnen, mit einer Kommune ein Grünflächen-GIS<br />

aufzubauen. Das ist noch nicht abgeschlossen,<br />

wir haben die Flächen zwar aufgemessen<br />

und in unser System übernommen, die Kommune hat<br />

die Daten aber noch nicht eingepflegt, sondern bekommt<br />

noch analoge Unterlagen. Darüber hinaus<br />

wurde eine B-Plan-Verwaltung aufgebaut – dort<br />

waren wir unterstützend tätig. Wir haben an der<br />

Ausarbeitung des Konzeptes mitgewirkt und die Kommune<br />

bei der Einarbeitung der Daten unterstützt.<br />

Tamms: Es handelt sich um ein Online-GIS, das wir selbst entwickelt<br />

haben. Die Daten befinden sich auf unserem<br />

Server und die Nutzer können über eine Kennung<br />

zugreifen. Schwerpunkt ist die ALK- und ALB-Auskunft<br />

– es gibt aber auch noch andere Fachschalen,<br />

wie B-Plan-Auskunft, Kanalkataster, Baumkataster<br />

usw. Der Kunde benötigt lediglich einen Browser, wir<br />

stellen die Basistechnologie zur Verfügung.<br />

Wieland: Wir arbeiten für verschiedenen Kunden und deshalb<br />

2.<br />

auch mit verschiedenen Inhalten. Begonnen haben<br />

wir mit ALK und ALB und den Auskünften darüber.<br />

Es kamen dann Fachschalen wie Kanal-, Straßenund<br />

Baumkataster oder Exoten wie Friedhof dazu<br />

und jetzt in jüngster Zeit z. B. FM-Themen. Die Anforderungen<br />

kommen aus den verschiedenen Abteilungen<br />

und sind inzwischen breit gefächert.<br />

SIND WEITERE PARTNER BETEILIGT?<br />

WER WAR DER INITIATOR DES VORHABENS?<br />

Glunz: Partner als Softwarelieferant ist ein ÖbVI, der Kollege<br />

Maraite aus Erkelenz, der uns die Software der<br />

Firma AUTODESK geliefert hat. Der Impuls für diese<br />

Arbeit ging vom Kunden aus.<br />

König: Partner der Entwicklung sind das Katasteramt Barnim<br />

und ein Berliner Softwareunternehmen, also der<br />

klassische Fall eines PPP. Die Entwicklung ging auf<br />

eine gemeinsame Initiative der drei Partner zurück.<br />

Wichtig sind Aktivitäten zur Gewinnung neuer Anwender<br />

oder Partner für dieses Projekt. Dazu stellen<br />

wir die Lösung z. B. anderen Kommunen vor und versuchen<br />

den möglichen Mehrwert zu verdeutlichen.<br />

Bruns: Die Kommune hat nach der Entscheidung über die<br />

einzusetzende Software direkt mit dem Lieferanten<br />

zusammengearbeitet und mit ihm auch Einweisung<br />

und Schulung realisiert. Wir haben die konkrete Arbeit<br />

am Projekt begleitet. Die Vorstellungen der<br />

Kommune zum Inhalt eines GIS über ALK und ALB<br />

hinaus wurden gemeinsam zwischen Kommune, uns<br />

und dem Softwaresystemhaus diskutiert und daraus<br />

hat sich die Aufgabenstellung ergeben.<br />

Tamms: Bisher haben wir das System komplett allein entwickelt.<br />

Seit kurzem haben wir ein Partnerunternehmen,<br />

mit dem wir die Weiterentwicklung auf ei-<br />

3<br />

421


FORUM FRAGT<br />

422<br />

3<br />

ner gemeinsamen Plattform durchführen. Einem<br />

weiteren Unternehmen haben wir einen grafischen<br />

Arbeitsplatz erstellt, der auf diesem sein Liegenschaftsverwaltungssystem<br />

betreibt. Der Kontakt mit<br />

der Kommune besteht schon seit vielen Jahren und<br />

wir haben uns von einem reinen Datenlieferanten<br />

zu einem Bereitsteller von Daten entwickelt.<br />

Wieland: Die Kontakte können ganz unterschiedlich entstehen,<br />

entweder durch persönliche Beziehungen, über<br />

Ausschreibungen oder über Ingenieurbüros, die für<br />

die Kommunen tätig sind, aber auch über GIS-Softwarefirmen,<br />

mit denen wir zusammenarbeiten.<br />

3.<br />

WAR IN DER KOMMUNE BEREITS EIN GIS<br />

VORHANDEN? IN WELCHEN BEREICHEN?<br />

Glunz: Nein.<br />

König: Nein, es handelt sich um eine Neuentwicklung, die<br />

im Jahr 2000 begann.<br />

Bruns: Die meisten Kommunen in unserem Gebiet besitzen<br />

ArcGIS von ESRI, weil dieses System auch im Landkreis<br />

eingesetzt wird, bei den meisten liegt es zwar<br />

auf dem Rechner, wird aber wenig genutzt. Es fehlt<br />

vor allem an der Schulung der Mitarbeiter.<br />

Tamms: Die Kommune hatte bereits vorher ein ALK-ALB-<br />

Auskunftssystem, das wir jetzt abgelöst haben.<br />

Wieland: Das ist unterschiedlich. Es gibt Kommunen, die hatten<br />

sich ein GIS gekauft und suchten jemanden, der<br />

ihnen die Daten aufbereitet und das System komfortabler<br />

gestaltet. Aber es gibt auch Kommunen,<br />

die fangen völlig neu an, und die begleiten wir dann<br />

im täglichen Geschäft.<br />

4.<br />

WAREN FÜR SIE VORLEISTUNGEN<br />

ERFORDERLICH? KONNTEN SIE DIESE<br />

IN RECHNUNG STELLEN?<br />

Glunz: Es waren das System und eine Standardsoftware auszuwählen<br />

und eigene Programmierarbeiten durchzuführen.<br />

Bei der Programmierung ging es nicht um<br />

Systemsoftware, sondern um die Anpassung der verwendeten<br />

Software an die Aufgabe. Hilfreich sind<br />

dabei Erfahrungen, z. B. bei der Programmierung von<br />

Internetseiten. Die Aufwendungen konnten wir in<br />

Rechnung stellen.<br />

König: ALK-online wurde komplett neu aufgebaut und von<br />

uns auch finanziell unterlegt. Die Investitionen<br />

wurden bisher nur zum Teil refinanziert – das liegt<br />

auch daran, dass das Projekt immer noch weiter läuft<br />

und entsprechend den Kundenwünschen auch weiter<br />

entwickelt wird.<br />

Bruns: Die von uns erbrachten Vorleistungen wurden nicht<br />

abgerechnet. Abgerechnet wurde die konkrete Zeit,<br />

die wir unmittelbar vor Ort verbracht haben. Dabei<br />

muss die schmale Haushaltslage in den Kommunen<br />

berücksichtigt werden.<br />

Tamms: Unsere Softwareentwicklungen haben wir selbst finanziert,<br />

das betrifft auch die Teststellung des Systems<br />

in der Kommune. Als Newcomer muss man<br />

zunächst im Markt Fuß fassen.<br />

Wieland: Wir profitieren von den Erfahrungen, die wir in den<br />

vergangenen zehn Jahren gesammelt haben, von<br />

den Investitionen, die in dieser Zeit in die Software<br />

und in die Ausbildung der Mitarbeiter getätigt wurden.<br />

Über den langen Zeitraum hat sich das bezahlt<br />

gemacht, so dass bei neuen Projekten dieser Aufwand<br />

gering ist. Natürlich muss in neue Versionen<br />

und in neue Hardware investiert werden, das sind<br />

aber Investitionen, die auch in anderen Bereichen<br />

notwendig sind.<br />

5.<br />

WAREN DIE GIS-DATEN VORHANDEN ODER<br />

MUSSTEN SIE NEU ERFASST WERDEN?<br />

Glunz: Die Daten mussten auf der Grundlage des Katasters<br />

und der Karte 1 : 5.000 neu erfasst werden. Das war<br />

ein aufwendiger Prozess.<br />

König: Die Basisdaten stehen natürlich zur Verfügung,<br />

waren durch uns aber jeweils aufzuarbeiten. Das betrifft<br />

auch Daten, z. B. aus Kommunen oder von Leitungsbetreibern,<br />

deren Aufbereitung zum Teil sehr<br />

aufwendig ist.<br />

Bruns: Mit dem Grünflächen-GIS waren konkrete Vermessungsaufträge<br />

verbunden, d. h., wir haben die Flächen<br />

in der Örtlichkeit aufgemessen, in das System<br />

eingespielt, Objektbildungen durchgeführt usw.<br />

Tamms: ALK- und ALB-Daten waren vorhanden, mussten<br />

aber durch uns aufwendig zusammengesucht werden.<br />

Andere Daten aus dem Kanal- und Baumkataster<br />

sind teilweise durch uns gewonnen worden. Die<br />

Pflege und Ergänzung der Daten wird als Dienstleistung<br />

von uns vorgenommen.<br />

Wieland: Zur Verfügung stehen meist die Basisdaten, wie ALK<br />

und ALB, die von der Kommune oder den zuständigen<br />

Ämtern bereitgestellt werden. Anders ist das bei<br />

Fachdaten, wo wir auch die Erhebung durchführen.<br />

Da gibt es unterschiedliche Methoden, entweder<br />

Vermessung oder Fotogrammetrie oder auch Übernahme<br />

von Daten aus Ingenieurbüros.<br />

6.<br />

WAREN KNOW-HOW UND GIS-TECHNIK<br />

BEREITS VORHANDEN?<br />

Glunz: Es war nicht vorhanden, Technik musste beschafft<br />

und Mitarbeiter geschult werden. Diese Kosten hat<br />

der Kunde zum Teil übernommen.<br />

König: Bei uns war kein Know-how vorhanden, wir mussten<br />

uns in die Probleme einarbeiten und haben uns dazu<br />

an vielen Diskussionsforen beteiligt, aber es waren<br />

auch Investitionen in das Personal und in die Technik<br />

erforderlich.<br />

Bruns: Ich habe das GIS-Wissen in das Büro gebracht, da<br />

ich mich während meines Studiums intensiv mit<br />

diesem Thema befasst habe und auch meine Diplomarbeit<br />

auf diesem Gebiet geschrieben habe. Aus<br />

diesem Grunde war das notwendige theoretische<br />

Wissen vorhanden.<br />

Tamms: Das Know-how mussten wir uns selber schaffen. Wir<br />

haben dafür Hochschulabsolventen eingesetzt, die<br />

das System gemeinsam mit mir entwickelt haben.<br />

Das war ein sehr steiniger Weg.<br />

Die Partnerschaft, die wir jetzt eingegangen sind,<br />

dient u. a. auch der Erhöhung der Sicherheit für unsere<br />

Kunden, weil die Arbeiten dadurch auf mehrere<br />

Personen verteilt werden.<br />

Wieland: Wie bereits gesagt, können wir auf vielfältige Erfahrungen<br />

und auf vorhandene Technik aufbauen.<br />

7.<br />

WAREN IHRE BISHERIGEN DATEN-<br />

ERFASSUNGSMETHODEN AUSREICHEND<br />

ODER MUSSTEN SIE NEUE VERFAHREN<br />

ANWENDEN?<br />

Glunz: Unsere bisherigen Datenerfassungsmethoden waren<br />

ausreichend, sie wurden um GPS- und GIS-Erfassungen<br />

ergänzt.<br />

König: Da wir auf vorhandene Daten zurückgreifen, sind die<br />

Datenerfassungsmethoden ausreichend. Ständig im<br />

Fluss sind die Verfahren der Datenhaltung und -verwaltung.<br />

Bruns: Die Daten sind durch klassische vermessungstechnische<br />

Methoden gewonnen worden. Andere Aufnahmetechnik<br />

war für diese Aufgabe nicht nötig.<br />

Das Scannen der großformatigen B-Plan-Vorlagen<br />

ist im Katasteramt mit der dortigen Technik erfolgt.<br />

Tamms: Da wir ein Online-GIS betreiben, kann die Datenerfassung<br />

mit UMTS-Karte und Notebook auch online<br />

im Gelände erfolgen.<br />

Das kann der Nutzer dann auch allein machen, wenn<br />

die Genauigkeitsforderungen so sind, dass z. B. ein<br />

Handheld-GPS ausreicht.<br />

FORUM FRAGT<br />

3<br />

423


FORUM FRAGT<br />

424<br />

8.<br />

3<br />

WELCHE FACHLICHEN ANSPRECHPARTNER<br />

NUTZEN SIE?<br />

Glunz: Wir sind inzwischen AUTODESK-Entwickler und<br />

nutzen die dort vorhandenen Foren.<br />

König: Fachliche Ansprechpartner sind in Brandenburg die<br />

LGB, natürlich das Kataster- und Vermessungsamt<br />

in Barnim, andere Katasterämter in Brandenburg, mit<br />

denen wir uns abstimmen, der Verband GEOkomm<br />

und der Runde Tisch GIS in München, bei dem wir<br />

Mitglied sind. Wir nutzen aber auch Messen, z. B.<br />

jetzt die INTERGEO in München, wo wir unser Projekt<br />

vorstellen.<br />

Bruns: Ich nutze natürlich die Messen, aber auch die verschiedenen<br />

Internetforen. Ein guter Kontakt besteht<br />

zu den Softwareentwicklern, so dass ich einen<br />

guten Überblick über den gegenwärtigen Stand<br />

habe.<br />

Tamms: Unsere Technologie beruht auf Open-Source-Produkten.<br />

Unser Entwickler besucht die Foren und Kongresse<br />

auf diesem Gebiet und nutzt die diversen Online-Foren,<br />

die wir selbst auch aktiv mitgestalten.<br />

Wieland: Zunächst nutzen wir die Möglichkeiten der Softwarefirmen,<br />

deren Produkte wir einsetzen, aber auch<br />

die Angebote der Hochschulen zur Fortbildung. Dazu<br />

gehören aber auch Messen, wie INTERGEO oder<br />

KOMCOM, und die Publikationen vom DDGI und anderen<br />

Gremien.<br />

9.<br />

WIE SCHÄTZEN SIE DEN WIRTSCHAFTLICHEN<br />

EFFEKT UND DEN ZUKÜNFTIGEN<br />

STELLENWERT DIESER ARBEITEN FÜR IHR<br />

BÜRO EIN?<br />

Glunz: Ein Effekt ist, dass wir ein Erzeugnis im GIS-Markt<br />

anbieten können. Es muss natürlich damit Geld verdient<br />

werden können. Mit den zwei bisher durchgeführten<br />

Projekten ist das auch gelungen, aber man<br />

darf den Aufwand für die Anfangsinvestitionen und<br />

die Schulung der Mitarbeiter nicht unterschätzen.<br />

Der Stellenwert in der Zukunft hängt natürlich stark<br />

davon ab, wie man sich in diesem Markt behaupten<br />

kann. Ich als ÖbVI betrachte mich als GIS-Dienstleister,<br />

nicht als GIS-Entwickler. Wenn meine Kunden<br />

räumliche Daten zu verwalten haben, dann kann<br />

ich das für sie realisieren. Unser Vorteil ist, dass wir<br />

Erfahrungen gesammelt haben und Referenzen besitzen,<br />

die wir natürlich weiter nutzen wollen.<br />

König: Der wirtschaftliche Effekt ist bisher noch relativ gering,<br />

es gibt zwar überall großes Interesse und Zustimmung<br />

zu der Entwicklung, aber notwendige Investitionen<br />

werden nur zögerlich getätigt. Für die<br />

Zukunft erwarten wir aber, vor allem auch durch den<br />

Internet-Shop, positive Entwicklungen.<br />

Bruns: Ich habe die Hoffnung, dass sich schrittweise positive<br />

Effekte bei den Kommunen einstellen, so dass<br />

zukünftig das GIS an Bedeutung gewinnt. Bisher<br />

waren bei uns die notwendigen Investitionen größer<br />

als der Gewinn. Aber wir haben gute Möglichkeiten,<br />

neue Aufträge zu akquirieren, und die Hoffnung,<br />

zukünftig auch auf diesem Gebiet mit Gewinn zu<br />

arbeiten, da die erforderlichen Investitionen und Erfahrungen<br />

jetzt vorhanden sind.<br />

Tamms: Zurzeit machen wir mit dem GIS noch keinen<br />

Gewinn. Wir sehen es als eine Investition in die Zukunft<br />

und als ein Instrument zur Bindung der Kunden.<br />

Wir versuchen, uns über das reine Vermessungsgeschäft<br />

hinaus breiter aufzustellen, und sehen<br />

GIS als ein zukunftsträchtiges Standbein. Wir<br />

gehen natürlich davon aus, in Zukunft auch Gewinn<br />

zu machen.<br />

Wieland: Wegen der notorisch leeren öffentlichen Kassen ist<br />

das eine schwierige Frage. Es ist in den letzten Jahren<br />

immer schwerer geworden, mit den Aufträgen aus<br />

und für die Kommunen zu kalkulieren. Für uns ist<br />

wichtig, dass wir nicht nur für Kommunen arbeiten,<br />

sondern auch für andere Kunden. Es ist gegenwärtig<br />

so, dass in einigen Kommunen Überkapazitäten vorhanden<br />

sind und deshalb die Datenerhebung nicht<br />

vergeben, sondern mit eigenen Kräften durchgeführt<br />

wird. Trotzdem wird diese Arbeit für uns auch in<br />

Zukunft eine große Bedeutung haben.<br />

Thema:<br />

Unternehmensführung<br />

Der Spaßfaktor<br />

Dem Mittelstand fehlt es an<br />

Strategie! Mittelständler seien zu<br />

konservativ, zu fortschrittlich, zu<br />

unternehmerisch, zu geizig, zu verschwenderisch,<br />

zu dick, zu dünn, zu<br />

dies und zu das. So sehen es zumindest<br />

die Medien.<br />

Und der ÖbVI? Was ist mit dem?<br />

Fehlt es dem geodätischen Mittelständler<br />

auch an Strategie und Taktik?<br />

Oder anders: Ist in ÖbVI-Büros<br />

eine Taktik überhaupt erkennbar?<br />

Oder eine Strategie? Gibt es sie, die<br />

goldene Regel des Erfolges? Überraschender<br />

Grundtenor der Recherche<br />

für diesen höchst wissenschaftlichen<br />

Beitrag war folgender Satz:<br />

»Strategie? So´n Quatsch. Hauptsache,<br />

et macht Spaß!«<br />

Aha! Spaß ist es also, der Otto<br />

Normalvermesser täglich ins Büro<br />

treibt. Gut, man hätte die Recherchegespräche<br />

vielleicht nicht ausschließlich<br />

auf Geodätentreffs und anderen<br />

Abendveranstaltungen führen sollen,<br />

aber ein Körnchen Wahrheit wohnt ja<br />

bekanntlich allem inne. Und daher<br />

könnte man unter Umständen zu dem<br />

Schluss kommen, dass Spaß eine der<br />

Unternehmensstrategien der ÖbVI<br />

ist – natürlich immer unter der Annahme,<br />

die Auswahl der Befragten wäre<br />

tatsächlich repräsentativ gewesen.<br />

Um einer Aussage im Mittelstandsmanagementbereich<br />

einen seriösen<br />

Anstrich zu verpassen, ist es Usus,<br />

entsprechend betitelte Bücher zu Rate<br />

zu ziehen. »Delegieren – aber wie?«, »Erfolgsprinzipien<br />

der Optimisten« oder<br />

»Wege, Karriere zu machen« – so oder<br />

ähnlich heißen die Machwerke, die den<br />

Gemüsehändler zum Konzernchef umschulen<br />

sollen. Die Tipps und Tricks der<br />

federführenden Fachleute lernt man<br />

jedoch auf jedem Kindergeburtstag:<br />

»Sehen Sie Menschen beim Händedruck<br />

in die Augen«, »Putzen Sie sich<br />

die Schuhe«, »Verwenden Sie Notizblöcke«<br />

und so weiter und so weiter.<br />

Eben das ganz große Kino und nichts<br />

für Jammerlappen!<br />

Besonders epochal wird es im<br />

Druckwerk »Vergessen Sie alles über<br />

Rhetorik« von Matthias Pöhm. Im<br />

eigens konstruierten Beispiel bewirbt<br />

sich ein fiktiver Ingenieur um einen<br />

noch fiktiveren Auftrag zur Kanalisationssanierung.<br />

Pöhm legt ihm in den<br />

Mund: »Sie haben in Ihrer Gemeinde<br />

genau 18,4 km Rohrkanalisation mit<br />

einem Durchmesser von 50 cm. Gelegt<br />

wurden die ersten Rohre 1974 und die<br />

erste Sanierung fand 1982 statt.«<br />

Nachsatz des Autors: »Und das alles<br />

wussten die Gemeindevertreter bis<br />

jetzt selbst noch nicht. Detailwissen<br />

überzeugt! Damit erstaunen Sie!« Weit<br />

weniger erstaunlich wäre folgende<br />

Antwort der Gemeindevertreter: »Fürs<br />

nächste Mal bitte unbedingt merken:<br />

Die Rohre haben einen Durchmesser<br />

von 50,07 cm! Guten Tag. Und schicken<br />

Sie bitte den Nächsten rein!« Damit<br />

würde vor allem eines klar: Wenigstens<br />

der Gemeinderat hat Spaß bei der<br />

Arbeit.<br />

Apropos Spaß! Auch dazu füllen<br />

die Genies dieser Bundesrepublik<br />

ganze Bücher. Jacqueline Rieger ist<br />

eine von ihnen und hat ihr Werk mit<br />

»Der Spaßfaktor – Warum Arbeit und<br />

Spaß zusammengehören« überschrie-<br />

ben. Schon nach partieller Lektüre ist<br />

zu vermuten, dass die ÖbVI, die den<br />

Spaß als Unternehmensstrategie angaben,<br />

dieses Buch nicht in der Hand<br />

gehalten haben. Gut so! Denn die<br />

Spaßdame unterteilt in »Branchen mit<br />

hohem, mittlerem und niedrigem<br />

Spaßpotenzial«. So sind z. B, Möbelhäuser<br />

mittelspaßig, ein Sportparadies<br />

dagegen hochgradig lustig.<br />

Schornsteinfeger sind traurige Gesellen<br />

und nur im Niedrigspaßsektor zu<br />

finden. Zusammen mit der Post. Doch<br />

damit nicht genug. Neben diesen Erkenntnissen<br />

hat Frau Dr. Rieger noch<br />

Weiteres auf der Pfanne: »Fröhliche<br />

Menschen werden in verkniffenen Unternehmen<br />

nicht glücklich.« Wie gut,<br />

dass sie das selbst schreibt.<br />

Sir Peter Ustinov, neben Frau Dr.<br />

Rieger einer der Großen im Spaßgeschäft,<br />

sagte zum Thema: »Etwas<br />

Komisches ist nur etwas Ernstes, das<br />

schief gegangen ist. Und etwas Ernstes<br />

ist etwas Komisches, das schief<br />

gegangen ist.« Der zweite Satz trifft<br />

wohl auch auf das erwähnte Buch zu.<br />

Hinfort damit! Denn wem die tägliche<br />

Arbeit nicht zuwider ist, wer im Büro<br />

auch ab und zu mal ohne Grund<br />

lächelt und für wen die Herausforderungen<br />

des Marktes nicht nur eine<br />

Belastung sind, der muss den Spaß<br />

nicht in Büchern nachlesen. Und das<br />

ist doch auch eine Art Strategie, oder?<br />

Andreas Bandow,<br />

FORUM-Redaktion<br />

FORUM GLOSSAR<br />

3<br />

425


TECHNIK<br />

426<br />

3D-Laserscanning<br />

EINMAL MESSEN –<br />

MEHRFACH AUSWERTEN<br />

BEINAHE ZU SPÄT! BUCHSTÄBLICH IN DEN LETZTEN MINUTEN VOR ABRISSBEGINN<br />

IST DIE MESSUNG IM »KASTEN«.<br />

3<br />

JÖRG BIERMANN, BERLIN<br />

SEBASTIAN HELDT, BERLIN<br />

Der »Kasten« ist die Festplatte eines Laptops; die Messung ist eine Datei mit 40 Millionen Punkten, die der Laser-<br />

scanner während der letzten drei Tage ermittelt hat. Messobjekt ist der ehemalige Palast der Republik in Berlin,<br />

der nach 16 Jahren Kampf und politischer Diskussion derzeit abgerissen wird. Gescannt wurden die Außen-<br />

hülle des Palastes und ein Teil des bereits entkernten sowie von Asbest befreiten Innenraumes. Im Anschluss<br />

erfolgte die Vektorisierung der Messdaten zu einem 3D-Modell mit dem technischen Ziel, die Außenhülle des<br />

Palastes am Bildschirm wiederherstellen zu können. Dieses Modell wurde mit Hilfe alter Bauzeichnungen und<br />

Unterlagen um prägnante Gebäudemerkmale erweitert.<br />

Der interessierte Besucher kann nun seit Mitte Juli dieses Jahres einen virtuellen Rundgang durch den Palast<br />

im neueröffneten DDR-Museum am DomAquaree in Berlin-Mitte unternehmen.<br />

oben: 3D-Modell – Blick zum Haupteingang<br />

links: Palast der Republik – Punktwolke in Echtfarben<br />

Erste Gedanken zum 3D-Laserscanning gehen in das Jahr 2000<br />

zurück. Hier war unser Büro in die Bauantragsplanung eines<br />

Neubauvorhabens auf der Fischerinsel in Berlin-Mitte involviert.<br />

Dem Neubauvorhaben sollte das »Berliner Ahornblatt«,<br />

ein bedeutender Schalenbetonbau der architektonischen Moderne,<br />

der unter Denkmalschutz stand, weichen.<br />

Der Zeitraum zwischen Erteilung der Baugenehmigung und<br />

Abriss des Gebäudes war derart kurz, dass eine messtechnische<br />

Dokumentation dieses ehemaligen Baudenkmales nicht mehr<br />

möglich war. Sicher gibt es Fotos und Bauzeichnungen, aber<br />

gerade an diesem Gebäude erschließen sich die Besonderheiten<br />

erst bei zusammenhängender dreidimensionaler Betrachtung.<br />

LASERSCANNING IM BAUWESEN<br />

Zwei Jahre später oblag unserem Büro die Kontrollvermessung<br />

beim Bau der in Ost-West-Richtung verlaufenden Glasüberdachung<br />

des Berliner Hauptbahnhofes – Lehrter Bahnhof. Hiermit<br />

bot sich die Möglichkeit (zumindest hofften wir das!), die<br />

Vorteile dieser neuen Messtechnologie auch unter wirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten an einem reellen Projekt zu nutzen. Die<br />

Chance wurde ergriffen und nach einigen durchgrübelten<br />

Nächten entschieden wir uns für die Anschaffung eines Laserscanners.<br />

Aber jetzt fing die Arbeit erst richtig an, und alles war viel<br />

schwieriger, als wir uns dass vorgestellt hatten. Es dauerte<br />

Monate, die Mess- und vor allem die Auswertetechnologie in<br />

oben: Punktwolke in Bearbeitung<br />

unten: 3D-Modell – Blick vom Lustgarten<br />

ihren Einzelheiten und den entscheidenden Details zu verstehen,<br />

sich mit diverser Software vertraut zu machen, sich die<br />

grundsätzlich neue Arbeitsweise anzueignen und dann vor<br />

allem überzeugende Ergebnisse zu produzieren, die alle bisher<br />

gestellten Anforderungen erfüllten und darüber hinaus die<br />

Vorteile und neuen Möglichkeiten dieser Messtechnologie repräsentierten.<br />

Wichtigste Teilaufgabe beim Projekt Lehrter Bahnhof war die<br />

Kontrolle von Form und Lage der Anschlussdachbinder für die<br />

später errichtete Nord-Süd-Überdachung und die so genannten<br />

Bügelbauten. Die Messdaten der Dachbinder wurden dazu<br />

mit einem 3D-Modell, welches die Sollgeometrie enthielt, überlagert.<br />

So konnten Verschiebungen, Stauchung, Torsion, Durchhang<br />

und auch die absolute Lage am Bildschirm überprüft und die<br />

Soll-Ist-Abstände an jeder beliebigen Stelle der Dachbinder<br />

ausgewiesen werden. Die Genauigkeit der Messung lag bei wenigen<br />

Millimetern, die festgestellten Differenzen im Zentimeterbereich.<br />

Weiterhin wurde aus den Ergebnissen des Scans<br />

der Rohbauhallengeometrie die Lichtraumprüfung für die Bahngleise<br />

abgeleitet.<br />

Die wichtigste Erfahrung aus diesem Projekt ist, dass sich die<br />

Scanergebnisse im Baubereich selten in einer standardisierbaren<br />

Form auswerten lassen, da sie zu komplex sind und die<br />

Auswertung auf die konkreten Probleme, die oftmals erst im<br />

praktischen Bauablauf auftreten, zugeschnitten werden muss.<br />

Ziel ist es deshalb, Planer und Bauingenieure von den Möglichkeiten<br />

dieses modernen Messverfahrens zu überzeugen,<br />

TECHNIK<br />

3<br />

427


TECHNIK<br />

428<br />

oben: Lehrter Bahnhof, Berlin, Punktwolke und Foto oben: Umspannwerk Crossen, Sachsen –<br />

Punktwolke Reflexfarben<br />

unten: Pharmazeutische Anlage –<br />

Energieversorgung der Anlage<br />

damit der Einsatz der Technologie von vornherein in den Bauablauf<br />

einbezogen und somit die technischen und wirtschaftlichen<br />

Vorzüge einer komplexen Bestandsdokumentation der<br />

interessierenden Bauzustände berücksichtigt werden können.<br />

ANWENDUNGEN IM ANLAGENBAU<br />

Das zweite Großprojekt für unser Scanteam war die Vermessung<br />

und anschließende 3D-Modellierung einer pharmazeutischen<br />

Anlage, die sich über mehrere Räume und Etagen sowie<br />

einen Außenbereich mit Rohstofftanks erstreckte.<br />

Nachdem innerhalb von zehn Tagen hunderte Punktwolken gescannt<br />

und verknüpft wurden, erfolgte die Ausarbeitung des<br />

Modells in 70 Manntagen. Im Ergebnis entstand ein dreidimensionales<br />

Modell der Anlage mit hohem Detailgrad, das<br />

alle vermessungs- und dokumentationstechnischen Anforderungen,<br />

auch im Hinblick auf die Weiterverwendung der Daten<br />

für ein CAFM-System durch den Betreiber dieser Anlage,<br />

erfüllte.<br />

Im Gegensatz zum Bauwesen lassen sich die zu liefernden Ergebnisse<br />

im Anlagenbau relativ gut standardisieren, da meistens<br />

ein 3D-Modell entsteht, das je nach Kostenrahmen einen<br />

unterschiedlich hohen Detailgrad aufweist.<br />

Aus dem Modell können bei Bedarf 2D-Extraktionen in Form<br />

von Schnitten in beliebiger Lage automatisch und in Echtzeit<br />

abgeleitet werden.<br />

3<br />

Der zweite große Vorteil ist die Möglichkeit zur 3D-Planung<br />

mit den Bestandsdaten. Innerhalb des Modells können nun<br />

bauliche Veränderungen geplant, Kollisionsprüfungen durchgeführt<br />

und Fertigungsskizzen für die neuen Bauteile hergestellt<br />

werden.<br />

Durch eine Firmenpartnerschaft wurde im Jahr 2005 ein weiteres<br />

neues Feld im Anlagenbau erschlossen: die Vermessung<br />

und Modellierung von Umspannwerken.<br />

Hauptgründe für den Einsatz eines Laserscanners sind hier die<br />

Möglichkeit der berührungslosen Messung (die Abschaltung<br />

derartiger Anlagen ist mit sehr hohen Kosten verbunden!) und<br />

die große Bedeutung der 3D-Rauminformationen, da sich die<br />

Logik der technischen Anlagen eines Umspannwerkes in zweidimensionalen<br />

Plänen schlecht bzw. gar nicht abbilden lässt.<br />

Die Erstellung eines 3D-Raummodells ist hierbei weniger aufwendig<br />

als bei komplexen Anlagen in der chemischen oder<br />

pharmazeutischen Industrie, da für die einzelnen technischen<br />

Bauteile ein »Baukasten« angelegt werden kann und somit nach<br />

einmaliger Modellierung der Bauteile nur noch die individuelle<br />

Einpassung in das Gesamtmodell erfolgen muss.<br />

NEUE TECHNOLOGIEN FÜR DIE ARCHITEKTUR<br />

Als Einsatzschwerpunkt hat sich in den vergangenen Jahren<br />

die schnelle Vermessung und Visualisierung stark gegliederter<br />

Fassaden entwickelt.<br />

oben: 3D-Modell – Isolatoren<br />

mitte: Gesamtansicht 3D-Modell<br />

unten: Steuermotor 3D-Modell<br />

TECHNIK<br />

3<br />

429


TECHNIK TECHNIK<br />

430<br />

oben: Schloss Bellevue, Berlin – Punktwolke oben: OpernCarrée, Berlin, Fassadenansicht –<br />

Punktwolke mit Linienzeichnung<br />

unten: Ausgrabung Campemoor, Niedersachsen<br />

Beispielhaft sollen hier die Ansichtspläne für die denkmalgeschützten<br />

Blockfassaden des am Bebelplatz in Berlin-Mitte<br />

gelegenen Gebäudeensembles OpernCarrée gezeigt werden.<br />

In den als Grundlage für die Denkmaldokumentation, Fassadensanierung<br />

und Geschossaufstockung beauftragten Ansichtsplänen<br />

sollte die komplette Ornamentik enthalten sein,<br />

die verwendeten Baumaterialien unterschieden werden und<br />

im Sockelbereich war sogar die exakte Darstellung jedes einzelnen<br />

Natursteinquaders gefordert.<br />

Die Scans für eine Fassade (ca. 100 m lang) dauerten 1,5 Tage.<br />

Dabei waren zur Eliminierung von Verschattungen immer mehrere<br />

Standpunkte, teilweise auf den Dächern der gegenüberliegenden<br />

Gebäude, notwendig. Die Auswertung dieser Daten<br />

erforderte aufgrund des benötigten hohen Detailgrades mehrere<br />

Wochen.<br />

Aus den dreidimensionalen Scandaten (Punktwolken) entstanden<br />

durch Nachzeichnen der Konturen auf virtuellen Zeichenoder<br />

Schnittebenen zweidimensionale Fassadenansichten.<br />

Weiterhin wurden aus den Messdaten die Außenkonturen der<br />

ebenfalls beauftragten Geschossgrundrisse und Vertikalschnitte<br />

abgeleitet.<br />

Eine zusätzliche Möglichkeit zur Visualisierung der Messdaten<br />

ist die Kombination von Scandaten und Linienzeichnung durch<br />

Überlagerung im (maßstäblichen) Plot. Bei Punktwolken mit<br />

Echtfarben hat der so erzeugte Plan die Qualität eines Messbildes<br />

oder Orthofotos mit eingetragener Bemaßung und teilweiser<br />

Vektorisierung.<br />

3<br />

Durch die Doppelbestimmung von Messwerten im Fassadenbereich<br />

einerseits durch Scanning und andererseits durch das<br />

herkömmlich tachymetrisch ausgeführte Grundrissaufmaß<br />

konnte die Einhaltung der geforderten Lage- und Höhengenauigkeit<br />

von ± 1 cm belegt werden.<br />

MÖGLICHKEITEN IN DER DENKMALPFLEGE<br />

Ganz aktuell ergab sich in den vergangenen Wochen die Gelegenheit,<br />

das Laserscansystem im Rahmen eines archäologischen<br />

Forschungsprojektes vorzustellen. In der Nähe von Osnabrück<br />

wurden unter dem Moor Überreste eines urzeitlichen Weges<br />

(ca. 2.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung) gefunden.<br />

Durch die Überdeckung mit Moor waren diese alten Holzreste<br />

konserviert und vor Verwitterung geschützt. Mit der Freilegung<br />

begann jedoch sofort der Zerfall, und zwar derart schnell, dass<br />

eine messtechnische Dokumentation dieser urzeitlichen Funde<br />

durch die Archäologen und Grabungshelfer in der herkömmlichen<br />

Form nicht möglich ist. Hier kommt ein weiterer Vorteil<br />

des Laserscannings zum Tragen: die komplexe Erfassung von<br />

Messobjekten in kürzester Zeit.<br />

Innerhalb eines Tages wurde der komplette Bestand der freigelegten<br />

urzeitlichen Überreste mit höchster Auflösung (2 bis<br />

3 mm Punktabstand) messtechnisch erfasst und kann nun, ohne<br />

jeden Zeitdruck, ausgewertet und kartiert werden. Auch hier<br />

kann durch die Hinterlegung der Punktwolken mit Echtfarben<br />

(Fotos) ein virtueller Spaziergang in die Vergangenheit stattfinden.<br />

oben und unten: Schloss Bellevue, Berlin –<br />

bei der Messung<br />

AUSBLICK<br />

Aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten für die Nutzung der<br />

beim Laserscanning gewonnenen Daten und Informationen<br />

markiert diese Technologie einen Meilenstein in der Entwicklung<br />

des Vermessungswesens. Es gilt der Grundsatz: »Einmal<br />

messen – mehrfach auswerten«. Mit den Scandaten der Außenhülle<br />

eines Gebäudes können beispielsweise Fassadenansichten<br />

gefertigt, die Außenlinien für die Geschossgrundrisse und<br />

Vertikalschnitte abgeleitet, Schadenskartierungen für die Fassaden<br />

angefertigt, denkmalgeschützte Details kartiert … und<br />

schließlich auch noch die vom Maler gestrichene Fassadenfläche<br />

zu Abrechnungszwecken berechnet werden.<br />

Für die optimale Nutzung der dreidimensionalen Daten ist eine<br />

durchgängige Kette von 3D-fähiger Mess-, Auswerte-, Planungs-<br />

und Anwendersoftware erforderlich. Die Erfahrung<br />

zeigt, dass trotz einer Vielzahl existierender 3D-Programme der<br />

Austausch über herkömmliche 3D-Schnittstellen in der Regel<br />

immer zu Informationsverlusten führt. Demzufolge wird auf<br />

Anwenderseite häufig auf die altbekannte zweidimensionale<br />

Aufbereitung von Plänen, Schnittzeichnungen und tabellarischen<br />

Einzelpunktauswertungen ausgewichen, bei denen jedoch<br />

die erweiterten Möglichkeiten des 3D-Datenbestandes<br />

im Wesentlichen ungenutzt bleiben und die wirtschaftlichen<br />

Vorteile nicht zum Tragen kommen.<br />

Deshalb ist es unser Hauptziel, mit den Anwendern<br />

in Architektur, Bauwesen, Anlagenbau und<br />

Denkmalschutz gemeinsam Komplettlösungen<br />

zu entwickeln, die die Möglichkeiten des 3D-<br />

rechts: Siegessäule, Berlin,<br />

Ansicht –<br />

Punktwolke in Echtfarben<br />

Laserscannings berücksichtigen,<br />

und auf dieser Grundlage<br />

neue Produkte zu<br />

kreieren.<br />

Dipl.-Ing. Jörg Biermann<br />

und<br />

Dipl.-Ing. Sebastian Heldt<br />

Am Friedrichshain 1<br />

10407 Berlin<br />

info@laserscanberlin.de<br />

3<br />

431


FORUM BERUFSRECHT IM FORUM<br />

Ausstellung<br />

Kartographie der Tropen<br />

432<br />

Der BDVI, der DVW, die AdV, Fachverbände, Verwaltungen und Organisationen – alle Berufskollegen bemühen<br />

sich seit Jahren, die Öffentlichkeit für den Beruf des Geodäten zu interessieren. Und dann kommt die größte<br />

Werbung doch ganz unverhofft von gänzlich anderer Seite. »Die Vermessung der Welt« kam und mit diesem<br />

Buch eine gewisse Grundneugier für den Vermessungsberuf. Ob diese Neugier der Grund für die Sonderausstellung<br />

»Vermessen – Kartographie der Tropen« im Ethnologischen Museum in Berlin war, bleibt ein Geheimnis. Vom<br />

20. Mai bis zum 27. August standen den interessierten Besuchern täglich die Türen offen.<br />

Die Ausstellung in der unmittelbaren Nähe der Freien Universität<br />

in Berlin-Dahlem thematisiert die Orientierung und<br />

räumliche Darstellung in den Tropen. »Kartographische Konzepte<br />

der Alten Welt werden außereuropäischen, in den Tropen<br />

entstandenen Raummodellen gegenübergestellt«, so wirbt das<br />

Faltblatt zur Ausstellung.<br />

Und tatsächlich sieht der Besucher auf den ersten Blick kaum<br />

eine vertraute Kartendarstellung. Alles gemahnt an Bilder und<br />

Zeichnungen aus vergangenen Tagen. Sozusagen als Titelfigur<br />

wurde der Interessierte von einem kleinen Männchen auf einem<br />

Wagen begrüßt. Selbst auf den zweiten Blick war nicht klar<br />

auszumachen, worum es sich bei diesem Exponat handelte.<br />

3<br />

Die entsprechende Tafel offenbarte Verblüffendes. Der Arm der<br />

Figur auf dem Wagen (Abbildung1) – im Museum wurde eine<br />

verkleinerte Nachbildung ausgestellt – zeigte, gewährleistet<br />

durch ein ausgeklügeltes System von Zahnrädern unterschiedlicher<br />

Größe, egal in welche Richtung der Wagen gezogen<br />

wurde, immer nach Süden. Wahrscheinliches Herstellungsdatum<br />

solcher der weithin sichtbaren Orientierung dienenden,<br />

streitwagengroßen Fuhrwerke war etwa das dritte Jahrhundert<br />

nach Christus.<br />

Die Ausstellung zeigte neben vielen historischen Vermessungsinstrumenten<br />

Karten und Bilder in atemberaubender<br />

Vielfalt. Ein Höhepunkt war die Kartendarstellung Afrikas von<br />

Sebastian Münster aus der Zeit nach 1498. Königreiche wurden<br />

durch Krone und Zepter dargestellt und ortstypische<br />

Gegebenheiten kurzerhand einskizziert. Im Bereich des heutigen<br />

Südafrika schienen Elefanten zu dominieren, weshalb an<br />

dieser Stelle der Karte ein Dickhäuter zu bewundern ist. Weiterhin<br />

sind große Baumvorkommen, Flüsse, Berge und – man<br />

staune – ein Stamm von Einäugigen verzeichnet.<br />

Die Stabkarten der Marshall-Inseln gaben nicht nur den Besuchern<br />

der Ausstellung Rätsel auf (Abbildung 2). Mit den<br />

Stabkarten gaben die Südsee-Indianer in ihrer schriftlosen Kultur<br />

geheimes, sehr individuelles Wissen von Generation zu Generation<br />

weiter. Für Uneingeweihte waren die Karten ohne die<br />

mündlichen Erläuterungen wertlos.<br />

Sehr viele Vorläufer heutiger Karten und verschiedenste Instrumente,<br />

wie etwa historische Geräte zur Erdbebenwarnung,<br />

waren in der Ausstellung zu besichtigen.<br />

Hochinteressant war auch die Zusammensetzung der Besucher.<br />

Für einen Sonnabendmorgen war das Museum außerordentlich<br />

gut besucht. Etwa 40 Gäste innerhalb einer Stunde, und das<br />

am Stadtrand von Berlin – manch andere Ausstellung träumt<br />

von diesen Quoten. Eine kleine FORUM-Umfrage unter den Besuchern<br />

ergab, dass tatsächlich etliche Damen und Herren von<br />

Daniel Kehlmanns Roman animiert worden waren, sich die Vermessung<br />

der Welt auch in musealer Form nahezubringen. Ein<br />

Teil der Menschen interessierte sich allgemein für historische<br />

Karten, und zwei der angesprochenen Besucherinnen studierten<br />

Geodäsie in Dresden.<br />

Fazit: Eine gelungene Ausstellung mit großer Außenwirkung.<br />

Gewiss hätte noch deutlicher eine Brücke in die heutige bzw.<br />

FORUM IM FORUM<br />

in die europäische Vermessungswelt geschlagen werden können<br />

und auch die Räume in ihrer ganzen Höhe, Breite und Fensterlosigkeit<br />

hätten hier und da eine Glühbirne mehr vertragen.<br />

Solange aber Menschen für Vermessung begeistert werden,<br />

sollte man nicht allzu kleinlich sein. Denn alles ist ausbaufähig.<br />

Und das sollte auch für die Zahl der richtigen<br />

Antworten auf die abschließende Frage der Umfrage gelten:<br />

»Wissen Sie, was ein ÖbVI ist?« Um das magere Resultat etwas<br />

zu vernebeln: Es waren auf jeden Fall mehr als null. Allerdings<br />

aber auch weniger als zwei. Wie schon gesagt: Alles ist ausbaufähig.<br />

Andreas Bandow, FORUM-Redaktion<br />

3<br />

433


FORUM FUNDUS<br />

434<br />

3<br />

Der Ingenieur ist der edelste Beruf,<br />

den es gibt.<br />

Abschrift aus dem Vorwort zum Vorlesungsskript<br />

»Werkstoffe der Elektrotechnik«<br />

(Prof. Fischer, Uni Dortmund, 1977)<br />

HAUKE PETERSEN<br />

VERKEHRSWERT-<br />

ERMITTLUNG VON<br />

IMMOBILIEN<br />

Praxisorientierte Bewertung<br />

Richard Boorberg Verlag GmbH & Co. KG<br />

360 Seiten,<br />

1. Auflage, 2005<br />

ISBN 3-415-03469-0,<br />

Preis 48,00 E<br />

Nein, das ist kein Buch für Wertermittler, die in ihren<br />

Gutachten die Wertermittlungsliteratur als Ersatz für<br />

eigenes Nachdenken bemühen. Auch nicht für Gutachter, die<br />

das Denken den gut gemeinten Wertermittlungsprogrammen<br />

überlassen. Petersen wendet sich an die Sachverständigen, die<br />

in jedem ihrer Gutachten mit dem zu ermittelnden Verkehrswert<br />

(Marktwert) ringen und die es wagen, sich einzugestehen,<br />

dass die Zusammenhänge zwischen Immobilienmarkt und<br />

Wertermittlung immer wieder neu gesucht und verstanden<br />

werden müssen.<br />

Das fängt schon bei der Verkehrswertdefinition an. Der Autor<br />

räumt in wenigen Sätzen mit der irrigen Annahme auf, der<br />

Verkehrswert sei gegenüber dem »market value« »der stabilere,<br />

vorsichtigere Wert«. Auch dem Verkehrswert liegen Preise für<br />

vergleichbare Objekte zugrunde, die in der Regel nach dem<br />

Prinzip des »highest bid«, des höchsten Angebots, zustande<br />

gekommen sind. Der Schlüssel liegt in »might reasonably be<br />

expected«. »Erwartet werden kann der Preis aus Vergleichsobjekten<br />

mit der höchsten Wahrscheinlichkeit, und das ist in der<br />

Normalverteilung der Mittelwert. Damit entspricht die angelsächsische<br />

Definition des »market value« der unseres Verkehrswertes.«<br />

Und so geht es weiter. Petersen räumt auf, stellt Fragen und<br />

legt sich an.<br />

Etwa wenn er die Definition des Liegenschaftszinses in § 11<br />

Abs. 1 WertV als »generell falsch« bezeichnet. Sie gelte nämlich<br />

nur im Rahmen des Rechenganges des Ertragswertverfahrens,<br />

dieses unterstelle aber – marktfern – Preiskonstanz<br />

sowie Steuerfreiheit einschließlich des Nichtvorhandenseins<br />

steuerlicher Abschreibung<br />

und volle Eigenkapitalfinanzierung.<br />

Wenn dagegen<br />

im Wirtschaftsleben von<br />

Verzinsung gesprochen<br />

werde, denke man immer an<br />

eine Verzinsung unter Einbeziehung<br />

aller Nebenaspekte.<br />

Ein Kapitel überschreibt der<br />

Autor wie einen Erlebnisbericht<br />

»Vom Reparaturstau«.<br />

Er geht darin der in der Praxis immer wieder neu zu beantwortenden<br />

Frage nach, ob im Zuge der Verkehrswertermittlung<br />

bei baulichen Defiziten die Reparaturkosten in voller oder reduzierter<br />

Höhe abgezogen werden müssen. Petersen beantwortet<br />

die Frage aus der Sicht des Marktes. Es sei unzulässig,<br />

von einem Marktbegriff (Verkehrswert) einen technischen Begriff<br />

(Reparaturstau) abzuziehen. Erst wenn man den kostenmäßigen<br />

Reparaturstau in einen Modernisierungs- und marktmäßigen<br />

Reparaturanteil aufteile, könne man sich dem Problem<br />

»marktgerecht« widmen. Dieser Klarstellung folgen lesenswerte<br />

Hinweise zur marktgerechten Berücksichtigung des<br />

Reparaturstaus.<br />

An anderer Stelle setzt sich der Autor für die Arbeitsfähigkeit<br />

und Unabhängigkeit der Gutachterausschüsse ein. Er kritisiert<br />

eine nachfragehemmende Gebührenpolitik in etlichen Gemeinden<br />

genauso wie politische Einflussnahme. »Das finanzielle<br />

Aushungern der Geschäftsstellen ist eine weitere Möglichkeit,<br />

die Ausschüsse zu schwächen.«<br />

Alle »Einlassungen« des Autors stehen auf einem guten Wissensfundament.<br />

Hauke Petersen ist ein erfahrener und nach<br />

30-jähriger Praxis auch ein renommierter Immobilienwertermittler.<br />

Aber vor allem ist Petersen Makler geblieben, mit dem<br />

Ohr am Immobilienmarkt (eine Fähigkeit, die vielen so genannten<br />

Sachverständigen eindeutig fehlt). Seine Erkenntnis: »Fehleinschätzungen<br />

des Grundstückes wurden bitter bestraft,<br />

richtige Prognosen aber auch belohnt.«<br />

Manche Rezensionen schließen mit dem anerkennend gemeinten<br />

Hinweis, dass das besprochene Buch in keiner Bibliothek<br />

fehlen sollte. Wir meinen schon. Das Buch ist nämlich so gut,<br />

dass der Sachverständige es durchaus ständig mit sich herumtragen<br />

und darin lesend die marktnahe Verkehrswertermittlung<br />

erforschen könnte.<br />

Walter Schwenk, Berlin<br />

BÜCHER<br />

3<br />

435


BÜCHER<br />

436<br />

CLAUS D. KERNIG<br />

UND MEHRET EUCH?<br />

Deutschland und die Weltbevölkerung<br />

im 21. Jahrhundert<br />

Verlag: Dietz, Bonn<br />

256 Seiten<br />

1. Auflage, August 2006<br />

ISBN 3-8012-0361-1<br />

Preis 19,90 E<br />

Ich möchte den Lesern des FORUM ein Taschenbuch der besonderen<br />

Art empfehlen. Es stammt aus der Feder von Prof.<br />

Claus D. Kernig. Der Autor ist in unseren Kreisen kein Unbekannter<br />

mehr. Hier sei an seinen Vortrag »Politik und Technologie<br />

– Kurzfristigkeit in langfristigen Prozessen« erinnert,<br />

den er 2004 auf der INTERGEO in Stuttgart gehalten hat. Auch<br />

auf der Mitgliederversammlung der Landesgruppe NRW in Haltern<br />

hatte Kernig begeisterte Zuhörer zur entsprechenden Thematik.<br />

Eine ausführliche Darstellung seiner Person, seiner Denkweise<br />

und seiner Einstellung zur Technik ist nachzulesen im<br />

FORUM 3/2004, S. 403 ff. Hier nun die Vorstellung seines<br />

neuesten Werkes.<br />

3<br />

KERNIG IST WIEDER DA.<br />

»Und mehret euch?« heißt der Titel des neuen Buches von Claus<br />

D. Kernig, wobei er das Zitat aus der Bibel mit Fragezeichen<br />

versieht und den Untertitel hinzufügt: »Deutschland und die<br />

Weltbevölkerung im 21. Jahrhundert«.<br />

Über die Bundesrepublik erfährt man nicht nur Aufregendes<br />

zur Bevölkerungsentwicklung, die derzeit viel diskutiert wird.<br />

Die Rückschau macht auch klar, dass einige liebgewordene<br />

Denkmuster nicht mehr so ganz stimmen, wenn man sie aus<br />

heutiger Perspektive sieht. So kommt das viel gepriesene<br />

deutsche Wirtschaftswunder nicht mehr so rühmlich davon,<br />

wenn man vergleicht, wie andere Nationen, speziell die USA,<br />

damals bereits mit Computern und Weltraumforschung beschäftigt<br />

waren, während wir noch Hochöfen bauten und Steinkohle<br />

subventionierten, also mehr restaurierten als modernisierten.<br />

Als völlig verfehlt beurteilt Kernig die Einwanderungsabsperrung<br />

der letzten drei Jahrzehnte in Deutschland. Sie hat<br />

Fremde bei uns mehr isoliert statt integriert und einen Nach-<br />

frage- und Wachstumseffekt<br />

verschenkt. Das kehrt<br />

der Vergleich mit den USA<br />

drastisch heraus, die von<br />

der Einwanderung nach wie<br />

vor profitieren. Kernig räumt<br />

auch mit dem Argument<br />

auf, die Altenbelastung würde<br />

bei uns durch Jugendentlastung<br />

aufgefangen.<br />

Sollen nämlich noch weniger<br />

Nachwachsende noch<br />

größere Lasten übernehmen,<br />

müssten sie so unvergleichlich gut ausgebildet und so<br />

riesengroß mit Kapital ausgestattet werden, dass ihre Produktivität<br />

alles übersteigt, was wir bisher kennen. Können wir das<br />

leisten und wer soll das bezahlen?<br />

Der Spaziergang durch den ersten Teil des Buches, mit »Entwicklungen«<br />

bezeichnet, fällt leicht, weil Kernigs hervorragende<br />

Grafiken – der Band ist mit 70 Abbildungen farbig illustriert<br />

– leicht durch den Stoff hindurchtragen. Inhaltlich<br />

hat man es freilich mit Atemberaubendem zu tun. Die EU-Osterweiterung<br />

war ein Altersheimanbau. An Putins Rohstoffexport-Russland<br />

läuft die Weltgeschichte vorbei. Afrikas<br />

Bootsflüchtlinge werden verständlich. Der Lobpreis Chinas als<br />

des Mirakels der Zukunft wird eingeschränkt. Indiens Perspektiven<br />

wirken eher düster als weltmachttauglich. Die USA<br />

bleiben trotz irritierender Politik die ökonomisch-technische<br />

Führungsmacht.<br />

Nicht nur, dass die Kontinente mit ihren wichtigsten Nationen<br />

inspiziert werden und dabei Daten preisgeben, die einem das<br />

Fürchten lehren, wenn man erkennen muss, mit welcher Unerbittlichkeit<br />

sich die Schere zwischen Bevölkerungszahlen und<br />

Ressourcen (Nahrung, Wasser, Wohnung), zwischen Jungen<br />

und Alten, zwischen ländlicher und metropolisierender Bevölkerung<br />

und zwischen Armen und Reichen überall öffnet.<br />

Horrend ist vor allem, dass Kernig aufzeigt, wie vom Westen<br />

aus eine seit Jahrzehnten zwar wohlmeinend gedachte, dennoch<br />

aber mit einem Bumerang-Effekt ausgestattete Entwicklungspolitik<br />

betrieben wurde: Der westliche Export von<br />

Gesundheit und Bildung führte weltweit zu höherer Lebenserwartung<br />

und besseren Qualifikationen, brachte aber für die<br />

Entwicklungsländer keine angemessene Steigerung der Lebenshaltung<br />

in Relation zu diesen Fortschritten mit sich, zeitigte<br />

eher mehr Kosten statt Nutzen. Und die Weltorganisationen<br />

lernen nichts daraus!<br />

Ein besonderes Kapitel ist der Metropolisierung in der Dritten<br />

Welt gewidmet, die durch ungeheure Land-Stadt-Wanderungen<br />

derzeit der uns vertrauten Weltkarte ein völlig anderes<br />

Aussehen verschafft. Die Metropolen finden sich massiert in<br />

den Entwicklungs- und Anschlussländern. Interessant, dass<br />

Kernig bei diesem Thema die Ideen von Hernando de Soto aufgreift,<br />

der die These vertritt, dass eine Würdigung des Kleinbesitzes<br />

der Armen und Unterprivilegierten durch Vermessung<br />

ihrer Grundstücke einen kapitalistischen Aufschwung auslösen<br />

könnte, da man deren Besitz dann beleihen und mit Kleinkrediten<br />

ausstatten könnte, was die Dritte Welt mit einem Schlag<br />

enorm voranbringen müsste und die Armen aus der Schattenwirtschaft<br />

herausbringen könnte.<br />

Das sind notabene bedenkenswerte Ansatzpunkte für alle Vermessungs-<br />

und Liegenschaftsspezialisten. Es lohnt sich, darüber<br />

nachzudenken, ob nicht die Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure<br />

zusammen mit dem europäischen Kleinbanken- und<br />

vor allem dem deutschen Sparkassensystem ein Pilotprojekt<br />

starten sollten, das ein Trendsetter für Modernisierung und<br />

Sanierung werden könnte.<br />

In einem zweiten Teil seines Buches bringt Kernig die »Folgerungen«<br />

aus den aufgezeigten Entwicklungen. Politisch hochbrisant<br />

kehrt er bei seiner Analyse der Lage im Nahen Osten<br />

die unkorrigierbar verfehlte Politik der Weltmacht USA ebenso<br />

heraus wie die inselartige, delikate demographische Situation<br />

Israels in einem Ozean muslimischer Umwelt. Dass er daneben<br />

aber auch mit dem Thema »peak oil« den letzten Stand<br />

der Einsichten von Erdölgeologen referiert und die Erschöpfung<br />

der wichtigsten Energieressource quälend deutlich einsichtig<br />

macht, dürfte deshalb ein besonderes Verdienst seines<br />

Buches darstellen, weil er damit die Alarmglocke läutet, dass<br />

Energiekrise und Vergreisungskrise der westlichen Welt aller<br />

Wahrscheinlichkeit nach auf einen Schlag fällig werden, d. h.<br />

zeitlich zusammenfallen. Man wünschte sich ein Begreifen<br />

dieser Kalamitäten von Seiten der Politik. Ihr gibt der Autor<br />

allerdings keine guten Noten. Längere Lebenserwartung scheint<br />

besonders in diesem Bereich auch mit höherer Langlebigkeit<br />

von Vorurteilen, sprich dem längeren Beharren auf eingefahrenen<br />

Ideologie- und Politikkonzepten, in eins zu gehen.<br />

Lösungspotenziale spricht er nur den Techniken der Globalisierung<br />

zu. Dazu müssten diese freilich auch in rechter Weise<br />

begriffen werden, nämlich nicht als Gigantomanie und Überallpräsenz<br />

von Grossunternehmen, Fastfood- und Warenhausketten,<br />

sondern als die gebotene Möglichkeit der Vernetzung<br />

aller mit allen zu einer Chancenwahrnehmung, die mittels der<br />

Kommunikations- und Informationssysteme die Hürden überspringt,<br />

die ihr durch stupide Politik dauernd in den Weg gestellt<br />

werden.<br />

Insgesamt also eine Lektüre, die sich lohnt und dem Leser aufs<br />

herzlichste empfohlen sei:<br />

Dr. Hubertus Brauer, Ratingen<br />

BÜCHER<br />

2<br />

437


BÜCHER<br />

438<br />

Nachruf<br />

CLARE CLARK<br />

DER VERMESSER<br />

Roman<br />

Verlag: Hoffmann und Campe<br />

ISBN (13) 978-3-455-00864-7<br />

413 Seiten<br />

2. Auflage, 2005<br />

Preis 19,95 E, 9,95 E (Taschenbuch)<br />

Eine Geschichte von Mord und Verderben unter den Straßen<br />

des alten London. Es ist die Zeit des Krimkrieges. Ein Kriegsveteran,<br />

William May, Vermesser und Ingenieur, muss sich in<br />

seiner Heimatstadt London nach den Schrecken des Krieges<br />

neu orientieren. Eine Anstellung bei der Kanalbaubehörde<br />

hilft ihm dabei. »Feste Gewohnheiten, Zuverlässigkeit, Disziplin,<br />

Systematik beim Lösen von Problemen.<br />

Ausgeglichenheit und Gesetzestreue.« So ist seine Selbsteinschätzung<br />

für sich und seinen Beruf (Schöne Beschreibung für<br />

unsere Berufsethik). Das uralte Abwassersystem Londons bedarf<br />

einer Erneuerung. Diese Aufgabe dient dem Vermesser als<br />

Der Bund der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure trauert um<br />

HERRN DIPL.-ING.<br />

PAUL-JOSEF MOSCH<br />

ÖFFENTLICH BESTELLTER VERMESSUNGSINGENIEUR IN KLEVE<br />

* 10. SEPTEMBER 1944 † 14. JULI 2006<br />

Wir betrauern den viel zu frühen Tod unseres Kollegen zutiefst und werden<br />

ihm ein ehrendes Andenken bewahren.<br />

Dr.-Ing. Hubertus Brauer<br />

Vorsitzender der BDVI-Landesgruppe<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

3<br />

Vorwand, in die geheimnisvolle<br />

Unterwelt einzutauchen<br />

und dort ein dunkles Geheimnis<br />

zu pflegen.<br />

Seine Unbestechlichkeit und<br />

sein autoaggressives Verhalten<br />

geben anderen die Gelegenheit,<br />

den rätselhaften Ingenieur<br />

auszuschalten, weil<br />

er den korrupten Machenschaften<br />

im Weg steht. Als im<br />

Kanallabyrinth ein Mord geschieht,<br />

gerät als Erster der Vermesser unter Verdacht (Wer<br />

sonst?). In den Fängen der Justiz durchläuft der Vermesser alle<br />

Stadien der damaligen Untersuchungshaft, angekettet auf<br />

einem Gefängnisschiff, vergessen von der Zivilisation. Nur einer<br />

kann ihm helfen: der Rattenfänger aus dem Labyrinth.<br />

Wie geht die Geschichte aus?<br />

Lesen Sie selbst – ein Roman, nicht um das Vermessungswesen,<br />

sondern um historische und authentische Ereignisse des<br />

damaligen (ca. 1855) London.<br />

Dr. Hubertus Brauer, Ratingen<br />

Nachruf<br />

Der Bund der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure trauert um<br />

HERRN DIPL.-ING.<br />

HANSJÖRG ORB<br />

ÖFFENTLICH BESTELLTER VERMESSUNGSINGENIEUR I. R. IN HAGEN<br />

* 17. OKTOBER 1928 † 7. MAI 2006<br />

Die Landesgruppe NRW verliert mit Herrn Orb einen tüchtigen und<br />

hochgeschätzten Kollegen.<br />

In ehrendem Andenken<br />

Dr.-Ing. Hubertus Brauer<br />

Vorsitzender der BDVI-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen<br />

WOLFGANG KLEIBER<br />

WERTR 06<br />

- Wertermittlungsrichtlinien 2006 -<br />

Sammlung amtlicher Texte zur Ermittlung<br />

des Verkehrswerts von Grundstücken mit<br />

Normalherstellungskosten – NHK 2000<br />

Bundesanzeiger-Verlag<br />

ISBN 978-3-89817-523-9<br />

468 Seiten<br />

9. Auflage, 2006<br />

Preis: 52,00 E (inkl. CD)<br />

Die 9. Auflage des Buches »WertR« enthält schwerpunktmäßig<br />

die Neufassung der Wertermittlungsrichtlinien 2006.<br />

Außerdem sind umfangreiche amtliche Texte zur Ermittlung<br />

des Verkehrswerts von Grundstücken mit Normalherstellungskosten<br />

enthalten sowie weitere Regelwerke.<br />

Eine kurze Einführung verdeutlicht den Begriff des Verkehrswerts<br />

als Marktwert nach BauGB 2004 und stellt die Wertermittlungsverfahren<br />

der WertV und das Residualverfahren dar.<br />

Dem Text der WertR 2006 werden deren Entwicklungsgeschichte<br />

und die Neuerungen der Fassung 2006 vorausgestellt:<br />

• Der 1. Teil der WertR ist nur in wenigen Punkten und im Übrigen<br />

redaktionell geändert worden. Die Ausführungen zu den<br />

Rechten und Belastungen wurden erweitert und auf die<br />

neuen Beispiele bezogen.<br />

• Der 2. Teil der WertR über die Verkehrswertermittlung von<br />

Rechten und Belastungen von Grundstücken wurde neu gefasst.<br />

Insbesondere die Ausführungen<br />

zur Verkehrswertermittlung<br />

von Erbbaurechten<br />

und Erbbaugrundstücken und<br />

die dazu vorgestellten Beispiele<br />

wurden neu bearbeitet. Dabei<br />

wurde auch das Vergleichswertverfahren<br />

eingeführt, wozu es<br />

aber weitgehend noch der Ableitung<br />

entsprechender Marktanpassungsfaktoren<br />

bedarf. Bei<br />

Anwendung finanzmathematischer<br />

Methoden soll zukünftig<br />

der nutzungstypische Liegenschaftszinsherangezogen<br />

werden, sofern nicht<br />

der jeweilige Markt etwas anderes ergibt. Bei der Ermittlung<br />

des Bodenwertanteils des Erbbaurechts ist vom erschließungsbeitragsfreien<br />

Bodenwert auszugehen, unabhängig<br />

davon, wer die Erschließungskosten gezahlt hat; eine Begründung<br />

dazu wurde nicht angegeben. Bei der Ermittlung<br />

des Werts von Wohnrechten und Nießbrauch, soweit sie an<br />

das Leben des Berechtigten gebunden sind, ist der Leibrentenbarwertfaktor<br />

des Statistischen Bundesamtes heranzuziehen.<br />

(Die amtliche Fassung der WertR 06 erfolgte am<br />

10. Juni 2006 (BAnz. Nr. 108a), einschließlich der Berichtigung<br />

vom 1. Juli 2006 (BAnz. Nr. 121, S. 4798). Die Bekanntmachung<br />

lag zur Drucklegung des Buches noch nicht vor.)<br />

Das Buch enthält außerdem die Texte folgender bundesministerieller<br />

Richtlinien:<br />

• Waldwertrichtlinien vom 12. Juli 2000<br />

• Entschädigungsrichtlinien Landwirtschaft<br />

vom 28. Juli 1978<br />

• Hinweise zur Ermittlung der Entschädigungen<br />

für die Beeinträchtigungen von gemeinschaftlichen<br />

Jagdbezirken vom 7. Juni 2001<br />

• Ziergehölzhinweise 2000 vom 20. März 2000<br />

Die Textsammlung wird noch ergänzt durch:<br />

• Auszug des BauGB 2004 (§§ 192 bis 199) vom<br />

23. September 2004, zuletzt geändert am 21. Juni 2005<br />

• Baunutzungsverordnung vom 23. Januar 1990,<br />

zuletzt geändert am 24. April 1993<br />

• Zweite Berechnungsverordnung vom 17. Oktober 1957,<br />

zuletzt geändert am 25. November 2003 (ohne Anlage 2)<br />

• Wohnflächenverordnung vom 25. November 2003<br />

• Betriebskostenverordnung vom 25. November 2003<br />

• Auszug aus der Honorarordnung für Architekten und<br />

Ingenieure (§§ 33 bis 43) vom 4. März 1991, zuletzt<br />

geändert am 16. November 2001<br />

• Justizvergütungs- und -entschädigungsgesetz vom<br />

5. Mai 2004, zuletzt geändert am 22. März 2005<br />

(ohne Anlage 2)<br />

• Auszug aus dem Investmentgesetz (§§ 66 bis 77) vom<br />

15. Dezember 2003, zuletzt geändert am 22. Juni 2005<br />

Außerdem sind im Buch die DIN-Normen 276 (Juni 1993),<br />

277 (1973/87 und 2005), 277 Teil 2, 283 (1962) und MF-G gifC<br />

(2004) sowie einige weitere Regelwerke enthalten.<br />

Die Materialsammlung bringt die einschlägigen Vorschriften<br />

auf den jeweils vermerkten aktuellen Stand und ist somit eine<br />

wichtige Hilfe für alle mit der Wertermittlung von Grundstücken<br />

befassten Berufsgruppen.<br />

Hans-Joachim Sandmann, Bonn<br />

BÜCHER<br />

3<br />

439


FORUM FUTURA<br />

ACHTUNG<br />

TERMIN-<br />

ÄNDERUNG!<br />

ACHTUNG<br />

TERMIN-<br />

ÄNDERUNG!<br />

440<br />

■ BI-BILDUNGSINSTITUT – Seminarkalender 2006<br />

17.10.2006 Köln<br />

Dauer:<br />

5,5 Zeitstunden<br />

(10:00 bis 16:30 Uhr)<br />

23.10.2006 Köln/<br />

25.10.2006 Leipzig/<br />

30.10.2006 Mellendorf<br />

Dauer:<br />

5,5 Zeitstunden<br />

(10:00 bis 16:30 Uhr)<br />

2.11.2006 Köln/<br />

9.11.2006 Mellendorf/<br />

14.11.2006 Leipzig<br />

Dauer:<br />

5,5 Zeitstunden<br />

(10:00 bis 16:30 Uhr)<br />

6.11.2006 Köln<br />

Dauer:<br />

5,5 Zeitstunden<br />

(9:30 bis 16:30 Uhr)<br />

7.11.2006 Köln<br />

Dauer:<br />

3,5 Zeitstunden<br />

(15:00 bis 18:30 Uhr)<br />

3.11.2006 Hannover<br />

Dauer:<br />

5,5 Zeitstunden<br />

(9:00 bis 15:00 Uhr)<br />

24.11.2006 Koblenz<br />

Dauer:<br />

5,5 Zeitstunden<br />

(9:00 bis 16:30 Uhr)<br />

3<br />

DIE SOZIETÄT DER ÖFFENTLICH BESTELLTEN<br />

VERMESSUNGSINGENIEURE<br />

Das Seminar behandelt die berufs- und gesellschaftsrechtlichen<br />

Überlegungen der Vertragsschließenden,<br />

die gesetzlichen Regelungen zur Sozietät sowie davon<br />

abweichende vertragliche Regelungen.<br />

DER LEISTUNGSBESCHEID DES ÖBVI UND SEINE<br />

BEHANDLUNG IM VERWALTUNGSVERFAHREN UND<br />

IM VERWALTUNGSGERICHTLICHEN VERFAHREN<br />

Das Seminar behandelt formelle und materielle Anforderungen<br />

an den Leistungsbescheid, die wesentlichen<br />

Fragen des Widerspruchsverfahrens sowie das Verfahren<br />

vor dem Verwaltungsgericht.<br />

DIE ZWANGSVOLLSTRECKUNG DES ÖBVI<br />

WEGEN VERGÜTUNGSFORDERUNGEN<br />

Das Seminar behandelt die Möglichkeiten der Zwangsvollstreckung<br />

des ÖbVI wegen seiner privatrechtlichen<br />

und öffentlich-rechtlichen Vergütungsforderungen.<br />

ERTRAGSWERTVERFAHREN FÜR FORTGESCHRITTENE<br />

Die korrekte Anwendung des Ertragswertverfahrens setzt<br />

die genaue Kenntnis von Art und Einfluss der unterschiedlichen<br />

Eingangsgrößen voraus. Es wird daher zunächst<br />

das erforderliche Grundlagenwissen vertieft, bevor im<br />

Anschluss auf Besonderheiten eingegangen wird.<br />

AKQUISITION UND KOMMUNIKATION IM<br />

VERMESSUNGSBÜRO – CRASHKURS MARKETING<br />

Sie müssen etwas verkaufen, das es noch nicht gibt, denn<br />

beim Abschluss des Vertrages ist die geschuldete Leistung<br />

(für den Auftraggeber) nur ein Versprechen.<br />

BAUMÄNGEL – URSACHEN, UNTERSUCHUNG,<br />

BESEITIGUNG, BEWERTUNG<br />

Baupraxis und die aktuellen Änderungen im BGB bzw. der<br />

VOB sowie der Rechtsprechung bedingen eine besondere<br />

Bedeutung der Begutachtung von Mängeln am Bau. Das<br />

Aufgabenspektrum für Begutachtungen ist somit umfangreicher,<br />

aber auch risikoreicher geworden.<br />

PRAXISWORKSHOP ZUR<br />

VERKEHRSWERTERMITTLUNG<br />

Der Praxisworkshop bietet die Möglichkeit, unter fachkompetenter<br />

Moderation Gutachten unter die Lupe zu nehmen<br />

und auf ihre Verbesserungsfähigkeit hin zu prüfen.<br />

Referent:<br />

Dr. Holthausen<br />

Referent:<br />

Dr. Holthausen<br />

Referent:<br />

Dr. Holthausen<br />

Referent:<br />

Dipl.-Ing.<br />

W. Glunz<br />

Referent:<br />

Dr. Dietmar<br />

Goldammer<br />

Referenten:<br />

Prof. Dr.-Ing.<br />

Dr. rer. pol.<br />

Thomas<br />

Wedemeier<br />

Referent:<br />

Dipl.-Ing.<br />

W. Glunz/N. N.<br />

Teilnehmergebühren:<br />

150,– E<br />

Teilnehmergebühren:<br />

150,– E<br />

Teilnehmergebühren:<br />

150,– E<br />

Teilnehmergebühren:<br />

150,– E<br />

Teilnehmergebühren:<br />

100,– E<br />

Teilnehmergebühren:<br />

150,– E<br />

Teilnehmerzahl:<br />

max. 20<br />

Teilnehmergebühren:<br />

200,– E<br />

ACHTUNG<br />

TERMIN-<br />

ÄNDERUNG!<br />

■ BI-BILDUNGSINSTITUT<br />

23.11.2006 Mellendorf/<br />

28.11.2006 Leipzig/<br />

30.11.2006 Köln<br />

Dauer:<br />

5,5 Zeitstunden<br />

(10:00 bis 16:30 Uhr)<br />

5.12.2006 Köln/<br />

7.12.2006 Mellendorf/<br />

12.12.2006 Leipzig<br />

Dauer:<br />

5,5 Zeitstunden<br />

(10:00 bis 16:30 Uhr)<br />

FACHBEZOGENE SEMINARE / MESSEN / TAGUNGEN<br />

4. bis 5.<br />

Oktober 2006<br />

Darmstadt<br />

26. Oktober 2006<br />

Darmstadt<br />

9. November 2006<br />

Karlsruhe<br />

15. bis 16.<br />

November 2006<br />

Mainz<br />

DAS GERICHTSGUTACHTEN DES ÖFFENTLICH<br />

BESTELLTEN VERMESSUNGSINGENIEURS<br />

Das Seminar behandelt die wesentlichen Schritte von<br />

der Beauftragung des Gutachters über die Erstellung des<br />

Gutachtens bis zu seiner Abrechnung.<br />

Die Teilnehmer erhalten eine Arbeitsunterlage.<br />

Institut für Kommunale Geoinformationssysteme e. V.<br />

»BASISWISSEN GIS FÜR EINSTEIGER UND FORTGESCHRITTENE«<br />

Technische Universität Darmstadt<br />

Geodätisches Kolloquium<br />

»METROLOGIE IM MODERNEN MASCHINENBAU –<br />

CHANCEN DER INGENIEURVERMESSUNG«<br />

Prof. Dr.-Ing. Maria Hennes<br />

Referent:<br />

Dr. Holthausen<br />

DIE BETRIEBSBEDINGTE KÜNDIGUNG<br />

Referent:<br />

Das Seminar behandelt als Vertiefung der Seminare »Ar- Dr. Holthausen<br />

beitsrecht« und »Die Beendigung des Arbeitsverhältnisses«,<br />

die Einzelheiten der Kündigung aus betriebsbedingten<br />

Gründen unter besonderer Berücksichtigung des gerichtlichen<br />

Kündigungsschutzverfahrens über diese Kündigung.<br />

Die Teilnehmer erhalten eine Arbeitsunterlage.<br />

Universität Karlsruhe (TH)<br />

Geodätisches Kolloquium<br />

»GEODATEN ON DEMAND – DER LANDESBETRIEB VERMESSUNG<br />

ALS MODERNER DIENSTLEISTER«<br />

Dipl.-Ing. Andreas Schleyer, Ltd., Vermessungsdirektor<br />

Kommission für Geoinformationswirtschaft des Bundesministeriums<br />

für Wirtschaft und Technologie (GIW-Kommission)<br />

KONGRESS »GEOBUSINESS 2006«<br />

Teilnehmergebühren:<br />

150,– E<br />

Teilnehmergebühren:<br />

150,– E<br />

Unsere Kontaktdaten: BDVI Bildungsinstitut, ddp, Gabriele Grundner<br />

Herderstraße 62 • 40882 Ratingen • Fon 02102/588693 • Fax 02102/588694 • E-Mail gabriele.grundner@arcor.de<br />

Diese Seminare werden bei der Ingenieurkammer-Bau zur Anerkennung von Fortbildungsmaßnahmen<br />

gemäß § 3 Abs. 2 Fort- und Weiterbildungsordnung eingereicht.<br />

GEOINFORMATION<br />

Fon 06151/16 21 47<br />

Fax 06151/16 40 47<br />

E-Mail ikgis@geod.<br />

tu-darmstadt.de<br />

www.ikgis.de<br />

Fon 06151/16 21 47<br />

www.gi.verm.tudarmstadt.de<br />

Fon 0721/608 23 05<br />

www.gik.unikarlsruhe.de/geodaetischeskolloquium.html<br />

Fon 0511/643 30 00<br />

E-Mail kontakt<br />

@geobusiness.org oder<br />

j.reichling@bgr.de<br />

www.geoinformationswirtschaft.de<br />

FORUM FUTURA<br />

3<br />

441


FORUM FUTURA<br />

442<br />

FACHBEZOGENE SEMINARE / MESSEN / TAGUNGEN<br />

GEOINFORMATION<br />

7. Dezember 2006<br />

Karlsruhe<br />

18. Januar 2007<br />

Aachen<br />

BODENORDNUNG / STADTUMBAU / WERTERMITTLUNG<br />

9. bis 10.<br />

Oktober 2006<br />

Dessau<br />

12. bis 13.<br />

Oktober 2006<br />

Leipzig<br />

21. Oktober 2006<br />

Hannover<br />

6. November 2006<br />

Berlin<br />

9. November 2006<br />

Düsseldorf<br />

Wintersemester<br />

2006/2007<br />

Kaiserslautern<br />

3<br />

Universität Karlsruhe (TH)<br />

Geodätisches Kolloquium<br />

»3D-VISUALISIERUNG VON GEODATEN:<br />

PSEUDO UND ECHT, HART UND WEICH«<br />

Prof. Dr.-Ing. Manfred Buchroithner,<br />

Institut für Kartographie (TU Dresden)<br />

Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen<br />

Geodätisches Kolloquium<br />

»MEHRSKALIGES MONITORING VON INGENIEURBAUWERKEN«<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang Niemeier,<br />

Technische Universität Braunschweig<br />

Deutsches Institut für Urbanistik<br />

STADT DER ZUKUNFT: »KOMMUNAL MOBIL«<br />

Kompetenzzentrum Stadtumbau und<br />

Stadterneuerung (komstadt)<br />

Leipzig-Akademie<br />

»STADTUMBAU UND STADTERNEUERUNG, ERREICHTES UND AUSBLICK«<br />

Bundesverband öffentlich bestellter und<br />

vereidigter sowie qualifizierter Sachverständiger e. V.<br />

BVS-WERTERMITTLUNGSWERKSTATT<br />

Vorstellung von Gutachten aus der Praxis,<br />

Erfahrungsaustausch, Diskussion<br />

Bundesverband für Wohneigentum und Stadtentwicklung e. V.<br />

»NACH DEM STADTUMBAU IST VOR DEM STADTUMBAU?!«<br />

Institut für Städtebau und Wohnungswesen (isw) in<br />

Kooperation mit dem Deutschen Städte- und Gemeindebund und<br />

dem Städte- und Gemeindebund Nordrhein-Westfalen<br />

»AKTUELLE ENTWICKLUNGEN DES STÄDTEBAURECHTS«<br />

Fachhochschule Kaiserslautern<br />

Berufsbegleitendes Studium an der Technischen Akademie Südwest<br />

»GRUNDSTÜCKSBEWERTUNG«<br />

Fon 0721/608 23 05<br />

www.gik.unikarlsruhe.de/geodaetischeskolloquium.html<br />

Fon 0241/80-95300<br />

Fax 0241/80-92142<br />

E-Mail info<br />

@gia.rwth-aachen.de<br />

www.gia.rwthaachen.de<br />

Fon 030/390 01-241<br />

E-Mail winklerheinrich@difu.de<br />

www.difu.de<br />

Fon 0341/477 21 08<br />

Fax 0341/477 21 06<br />

E-Mail info<br />

@komstadt-leipzig.eu<br />

www.komstadtleipzig.eu<br />

Fon 030/25 59 38-0<br />

Fax 030/25 59 38-14<br />

E-Mail info@bvs-ev.de<br />

www.bvs-ev.de/<br />

content/it,94eb9013<br />

b994eba0,0,1.html<br />

Fax 0228/725 99 18<br />

E-Mail<br />

seminare@vdw.de<br />

www.vhw.de<br />

Fon 089/54 27 06-0<br />

Fax 089/54 27 06-23<br />

E-Mail office@isw.de<br />

www.isw.de<br />

Fon 0631/372 47 20<br />

E-Mail tas@fh-kl.de<br />

www.tas-kl.de<br />

ACHTUNG<br />

TERMIN-<br />

ÄNDERUNG!<br />

WEITERE FACHVERANSTALTUNGEN<br />

14. November 2006<br />

Bochum<br />

15. November 2006<br />

Hannover<br />

Fachhochschule Bochum – Fortbildungsveranstaltung<br />

»EINSTIEGS- UND REFRESHKURS AUSGLEICHUNGSRECHNUNG«<br />

Landesvermessung und<br />

Geobasisinformation Niedersachsen<br />

»SAPOS-ANWENDERTREFFEN«<br />

SONSTIGE SEMINARE / MESSEN / TAGUNGEN<br />

10. bis 12.<br />

Oktober 2006<br />

München<br />

Parallel dazu:<br />

8. bis 13. Oktober 2006<br />

München<br />

Außerdem:<br />

11. Oktober 2006<br />

München<br />

Fon 0234/321 05 18<br />

Fax 0234/321 05 42<br />

E-Mail hans.froehlich<br />

@fh-bochum.de<br />

www.fh-bochum.de/<br />

fb5/personal/froehlich/<br />

fortbildung.html<br />

Fon 0511/646 09-222<br />

E-Mail sapos-hotline<br />

@lgn.niedersachsen.de<br />

www.lgn.<br />

niedersachsen.de<br />

INTERGEO 2006 E-Mail<br />

info@hinte-messe.de<br />

www.intergeo.de<br />

XIII. INTERNATIONALER FIG-KONGRESS www.fig2006.de<br />

DAS BDVI-FORUM – »CHANCEN DES FREIEN BERUFS IN EUROPA« www.bdvi.de<br />

Moderator: Dr.-Ing. Hubertus Brauer<br />

16:00 – 16:25 Das neue Kataster in Norwegen<br />

Leiv Bjarte Miøs, President of the Norwegian<br />

Surveyor Association (NJKF)<br />

16:25 – 16:50 Surveying profession in Poland – history and current problems<br />

Prof. Dr. habil. Kazimierz Czarnecki, President of the<br />

Association of Polish Surveyors<br />

16:50 – 17:10 Das Urkundenarchiv der österreichischen Ziviltechniker<br />

Dipl.-Ing. Hans Polly, Obmann der Bundesfachgruppe<br />

Vermessungswesen der Bundeskammer für Architekten<br />

und Ingenieurkonsulenten Zivilgeometer Österreich<br />

17:10 – 17:30 Situation und Chancen des freien Berufes in Bayern<br />

Dipl.-Ing. Thomas Fernkorn, Präsident des Ingenieurverbandes<br />

für Geoinformation und Vermessung in Bayern e. V. (IGVB)<br />

FORUM FUTURA<br />

3<br />

443


FORUM FUTURA<br />

444<br />

SONSTIGE SEMINARE / MESSEN / TAGUNGEN<br />

23. bis 25.<br />

Oktober 2006<br />

24. Oktober 2006<br />

14:00 – 15:00<br />

München<br />

23. bis 25.<br />

Oktober 2006<br />

Leipzig<br />

23. bis 24.<br />

November 2006<br />

Lüneburg<br />

27. bis 28.<br />

November 2006<br />

19. bis 20. März 2007<br />

29. bis 30. Mai 2007<br />

Rostock<br />

Die BDVI-Bundesgeschäftsstelle in Berlin bietet<br />

einem/-er einsatz- und kontaktfreudigen, flexiblen<br />

Vermessungsassessor/-in<br />

TRAINEESTELLE<br />

3<br />

EXPO REAL 2006 – 8. Internationale Fachmesse für Gewerbeimmobilien<br />

BDVI-Podiumsdiskussion:<br />

Dynamisierung positiver Entwicklungsprozesse im Stadtumbau<br />

Moderator: Jens Friedemann (Redakteur FAZ)<br />

Diskussionsteilnehmer:<br />

Jürgen Dressler – Stadtentwicklungsdezernent, Duisburg<br />

Sultana Gruber – Verantwortliche für Produktökologie,<br />

Bank Austria Creditanstalt, Wien<br />

Ulrich Homa – Geschäftsführer,<br />

Institut für Baulandconsulting und Stadtumbau (ibs), Bonn<br />

Franz Lucien Mörsdorf – Geschäftsführer,<br />

aurelis Real Estate GmbH & Co KG, Eschborn<br />

Dr. Harald Müller – Geschäftsführer,<br />

Hessische Landgesellschaft mbH (HLG), Kassel<br />

Dr. Walter Schwenk – ÖbVI, Berlin<br />

EUREGIA 2006<br />

Standort- und Regionalentwicklung in Europa<br />

Internationale Fachmesse und Kongress zur Raumentwicklung<br />

CREPS Forschungszentrum für Unternehmertum,<br />

Freie Berufe und Ökonomie kleiner und mittlerer Unternehmen<br />

NEUE ANSÄTZE DER MITTELSTANDSFORSCHUNG<br />

Konferenz<br />

Zentrum für Graphische Datenverarbeitung e. V.<br />

PROJEKTPRÄSENTATION UND SELBSTDARSTELLUNG<br />

Seminar<br />

Die Stelle ist ab dem 1. Nov. 2006 zu besetzen und auf 1 Jahr befristet.<br />

Das Traineeprogramm dient der Sensibilisierung von Vermessungsassessoren<br />

für das berufspolitische Wirken und die Tätigkeitsbereiche des<br />

Berufsverbandes der ÖbVI und gibt einen ersten Einblick in die alltäglichen<br />

Verbandsabläufe.<br />

Ihr Aufgabengebiet beinhaltet:<br />

E-Mail<br />

info@exporeal.de<br />

www.exporeal.de<br />

Die Unterstützung des Präsidiums und der Geschäftsstellenleitung in<br />

sämtlichen täglich anfallenden Aufgaben, insbesondere:<br />

• Inhaltliche Begleitung der BDVI-Gremien und -Kommissionen<br />

• Mitwirkung bei der inhaltlichen Gestaltung und Umsetzung<br />

diverser Initiativen des BDVI<br />

• Mitwirkung bei der Erstellung von Stellungnahmen und Synopsen<br />

• Internet- und Presserecherchen<br />

• Inhaltliche Zuarbeit für diverse Verbandspublikationen<br />

• Telefonische und postalische Mitgliederbetreuung, allgemeine<br />

Büroarbeiten, Datenpflege<br />

Ihre Bewerbungen richten Sie bitte per Post an den BDVI e. V., Luisenstraße 46, 10117 Berlin oder per Mail an info@BDVI.de.<br />

Fon 030/20 61 32 50<br />

E-Mail u.lange<br />

@leipziger-messe.de<br />

www.euregia-leipzig.de<br />

Fon 04131/78-20 51<br />

E-Mail ffb@unilueneburg.dewww.unilueneburg.de/creps<br />

Fon 0381/40 24-150<br />

E-Mail<br />

info@rostock.zgdv.de<br />

www.dvw.de oder<br />

www.zgdv.de<br />

JOBBÖRSE<br />

ANGEBOTE<br />

PLZ-Bereich 7<br />

• 5738 A ÖbVI-Büro sucht Nachfolger mit Neigung zum freien Berufsstand und<br />

Zulassungsvoraussetzung in Ba-Wü, PLZ 74. Nach 6-monatiger Partnerschaft ist<br />

die Überleitung des Büros angedacht.<br />

PLZ-Bereich 0<br />

• 5739 A Vermessungsassessor (mit Zulassungsvoraussetzungen zum ÖbVI) für<br />

ÖbVI-Büro in Sachsen gesucht. Das Büro liegt unmittelbar am Stadtrand von<br />

Dresden. Nach entsprechender Einarbeitungszeit soll die Übernahme des Büros<br />

erfolgen.<br />

PLZ-Bereich 4/5<br />

• 5741 A ÖbVI (NRW) sucht Assessor für sein gut eingeführtes Büro mittlerer Größe.<br />

Vorgesehen ist eine Sozietät mit baldiger Übernahme des Büros. Die Anerkennungszeit<br />

sollte nach Möglichkeit abgeschlossen sein.<br />

• 5742 A ÖbVI sucht aus Altersgründen eine(n) Vermessungsassessor(in) mit Anerkennungsjahr<br />

als Nachfolger(in) für sein Büro im Raum Köln.<br />

ANZEIGENAUFTRAG<br />

Rückfragen richten Sie bitte an: Frau Wolkowa 030/240 83 83<br />

Absender<br />

Name<br />

Straße<br />

PLZ / Ort<br />

Telefon / Fax<br />

E-Mail<br />

Weitere Jobangebote und -gesuche finden Sie auf der BDVI-Homepage unter www.bdvi.de im Bereich »Service«.<br />

Datum / Unterschrift<br />

Zahlungsform<br />

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* Bewerbungsunterlagen nur ausreichend frankiert mitsenden!<br />

GESUCHE<br />

PLZ-Bereich 9<br />

• 5557 Dipl.-Ing. (FH), 30 J., mit Inspektorenlaufbahn, sucht ab sofort Tätigkeit<br />

bei ÖbVI oder Ing.-Büro; 4-jährige Berufserfahrung in der Kataster- und Ingenieurvermessung<br />

bei ÖbVI / Behörde (Innen- und Außendienst) vorhanden;<br />

anwendungsbereite Kenntnisse GEO8, KAVDI, GEOgraf, CADdy, LEICA Tachymeter+GPS.<br />

PLZ-Bereich bw<br />

• 5558 Verm.-Ass. (27 J.), Ref. NRW, gute Examina, sucht Anerkennungsjahr mit<br />

Perspektive. Fundierte Kenntnisse in Bodenordnung, Wertermittlung. Projekterfahrung<br />

GIS. Weiterentwicklung in einem dieser Bereiche wird angestrebt. Kenntnisse<br />

in Auto/GeoCAD, GEOgraf, SupportGIS, ArcInfo, Oracle8i, MS-Office. Verfügbar<br />

bundesweit und ab sofort. Tel.: 0173/448 69 41.<br />

• 5559 Dipl.-Ing (FH), 34, mit Inspektorenlaufbahn, sucht ab 11/06 neue Tätigkeit,<br />

Berufserfahrung im Innen-/Außendienst, Interessenschwerpunkte: Liegenschaftskataster,<br />

Bodenordnung, Wertermittlung, Bau-/Planungsrecht, Kenntnisse<br />

in GEOgraf, CADdy, KIVID, Leica Tachymeter+GPS; Tel.: 0175/109 03 08.<br />

ZUSCHRIFTEN* erbeten an:<br />

BDVI, »FORUM-Jobbörse«, Luisenstraße 46, 10117 Berlin<br />

[ ] ICH INTERESSIERE MICH FÜR CHIFFRE-NR.<br />

[ ] BITTE VERÖFFENTLICHEN SIE MEIN STELLENANGEBOT:<br />

[ ] BITTE VERÖFFENTLICHEN SIE MEIN STELLENGESUCH:<br />

Textanzeigen in der Jobbörse<br />

[ ] Anzeigen je angefangene 300 Zeichen 20,00 E<br />

Zusätzliche Optionen:<br />

[ ] FETTDRUCK MIT EINER ZUSATZFARBE: + 13,00 E<br />

[ ] FARBIGER RAHMEN: + 13,00 E<br />

FORUM FUTURA<br />

3<br />

445


BDVI-KONGRESS 2006<br />

446<br />

_ JÜRGEN MERSCHMEIER –<br />

DER NEUE »POLITISCHE ARM«<br />

DES BDVI<br />

Einen »politischen Arm« haben seit Mai dieses Jahres<br />

Präsidium, Hauptvorstand und Bundesgeschäftsstelle<br />

des BDVI. Dadurch soll die Überzeugungskraft des BDVI<br />

gegenüber dem Bundestag und seinen Fraktionen, der<br />

Bundesregierung, den politischen Parteien und – wo er-<br />

forderlich – auch gegenüber den politischen Entschei-<br />

dungsträgern in den Bundes-<br />

ländern verstärkt werden.<br />

Die zuständigen Gremien des BDVI<br />

haben sich vertraglich der Erfahrung<br />

und der Unterstützung eines<br />

hauptberuflichen Lobbyisten versichert,<br />

der die politischen Positionen<br />

unseres Bundes gemeinsam<br />

mit der Führung des BDVI<br />

diskutieren, formulieren und gegenüber<br />

der Politik vertreten soll.<br />

Seit Mai heißt der »politische<br />

Arm« des BDVI Jürgen Merschmeier.<br />

Den Teilnehmern der Mitgliederversammlung<br />

im Juni in<br />

Bad Homburg konnte er sich bereits<br />

vorstellen. Hier einige Informationen zu seiner Person und<br />

seinen Aufgaben:<br />

Merschmeier ist gelernter Journalist und weiß, wie die Medien<br />

»ticken«. Er hat in der Politik gearbeitet, u. a. als Sprecher der<br />

CDU-Bundespartei von 1985 bis zum »berühmten« Bremer<br />

CDU-Parteitag von 1989. Und er hat einige Jahre lang in der<br />

deutschen Spitze einer internationalen Kommunikations- und<br />

Strategieberatungsagentur gearbeitet.<br />

Seit 1995 ist Jürgen Merschmeier – zunächst in Bonn, dann,<br />

nach dem Umzug von Parlament und Teilen der Regierung, in<br />

Berlin – mit seinem »Büro für Politik und Kommunikation« freier<br />

und selbstständiger Berater. Deswegen kennt er – wichtig auch<br />

für seine Arbeit für den BDVI – die Probleme und Sorgen der<br />

freien Berufe aus eigener Erfahrung.<br />

Vor allem aber weiß er, wie Politik »funktioniert«. Und er hat<br />

in den Jahren seiner journalistischen und politischen Tätigkeit<br />

am Rhein und an der Spree in alle politischen Lager Verbindungen<br />

– über Parteigrenzen hinweg – aufgebaut, die er nun auch<br />

für den BDVI nutzen und einsetzen kann.<br />

Als »politischer Arm« des BDVI ist er Lobbyist für den Verband<br />

und seine Mitglieder.<br />

Und Lobbying ist für ihn nichts Anrüchiges, sondern Lobbying –<br />

so Merschmeiers Definition – ist »darauf gerichtet, politische<br />

Entscheidungsträger von der Richtigkeit bestimmter ideeller,<br />

wirtschaftlicher, administrativer oder gesetzgeberischer Maßnahmen<br />

zu überzeugen. Insoweit handelt es sich um die legitime<br />

Vermittlung von Informationen und die Darstellung von<br />

Zusammenhängen mit dem Ziel, für spezifische Vorhaben und<br />

Interessen Mehrheiten im ( demokratischen) Willensbildungsprozess<br />

zu erzielen.«<br />

Dabei sind für Merschmeier Wahrheit, Klarheit und Ehrlichkeit<br />

oberste Richtschnur seiner Arbeit, und er hält sich auch daran.<br />

Deswegen gilt er auch – wie der renommierte Journalist Hajo<br />

Schumacher in einer Publikation der Bundeszentrale für Politische<br />

Bildung geschrieben hat – als »durchaus seriöser Vertreter<br />

des Lobbygewerbes …, der sich vehement gegen alle Hinterzimmer-Verdächtigungen<br />

wandte und Transparenz zum<br />

obersten Prinzip erklärte«.<br />

(Nähere Informationen über Jürgen Merschmeier und zum Thema<br />

Lobbying unter www.polikomm.de.)<br />

_ UMFRAGE<br />

Bürokratieabbau<br />

Herzenswunsch<br />

Mittels einer Umfrage unter 4.001 deutschen Mittelständlern<br />

suchte die Commerzbank AG im Rahmen ihrer<br />

Initiative »UnternehmerPerspektiven« Antworten auf die<br />

Frage, was den Mittelstand derzeit bewegt. Nachgefragt<br />

wurden u. a. die wichtigsten wirtschaftlichen Herausforderungen<br />

der nächsten Jahre, Strategien und Risiken.<br />

Weit vorne auf der »Wunschliste« rangierten die Ausbildung<br />

und Rekrutierung qualifizierter Mitarbeiter, die Reduzierung<br />

betrieblicher Kosten sowie die kritische Überprüfung<br />

der eigenen Angebotspalette. Die Studie zeigt<br />

auf, dass in den letzten fünf Jahren nur unzureichende<br />

Erfolge bei der Lösung dieser und anderer Aufgaben<br />

verzeichnet werden konnten. Gerade kleinere Unternehmen<br />

sehen große Schwierigkeiten bei der Regelung der<br />

Unternehmensnachfolge oder etwa der Kapitalbeschaffung.<br />

Außerdem stehen Bürokratieabbau, Senkung der<br />

Lohnnebenkosten sowie Erleichterungen bei den Möglichkeiten<br />

der betrieblichen Kündigung auf der Prioritätenliste<br />

ganz oben. Die Hauptaufgabe des Staates sei<br />

es, bürokratische Hemmnisse abzubauen und die Bildungssituation<br />

zügig zu verbessern. Trotz alledem: Die Mehrzahl<br />

der Mittelständler versteht sich nicht als Opfer widriger<br />

Verhältnisse. 80 % der Befragten sehen das Schicksal ihres<br />

Unternehmens fest in ihrer Hand. Weitere Informationen<br />

unter www.unternehmerperspektiven.de.<br />

Quelle: Wirtschaft & Markt, Mai 2006, S. 42, »Weniger Bürokratie<br />

gewünscht«, Matthias Salm<br />

_ COTTBUS<br />

13. Brandenburger Geodätentag<br />

Die 13. gemeinsame Fachtagung der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure<br />

und der Vermessungsverwaltung des Landes<br />

Brandenburg fand in diesem Jahr am 1. und 2. September<br />

2006 anlässlich der 850-Jahr-Feier in Cottbus statt.<br />

Schwerpunkt war die Diskussion des geplanten neuen Geoinformations-<br />

und Vermessungsgesetzes des Landes. Zum Tagungsprogramm<br />

gehörten weitere vielseitige und aktuelle Themen rund<br />

um das amtliche Vermessungswesen wie z. B. Qualitätsverbesserungen<br />

im Liegenschaftskataster, Verflechtung von Geobasisdaten<br />

und Geofachdaten und aktuelle Entwicklungen des Bauordnungsrechtes.<br />

Besondere Programmpunkte waren der einleitende<br />

Vortrag des brandenburgischen Europaabgeordneten Norbert<br />

Gante zur EU-Erweiterung und Vorträge über das polnische<br />

Facility Management – oder<br />

kurz FM – ist als Schlagwort aus<br />

geodätischer Akquise nicht mehr<br />

wegzudenken. Doch es geht um<br />

mehr als nur um Innenaufmaß.<br />

Das FM-Verständnis der Kunden<br />

(FM = Einrichtungssteuerung)<br />

begründet das unterschiedliche<br />

Herangehen an<br />

das strategische Immobilienmanagement.<br />

Ein Teil der Unternehmen sieht<br />

den Immobilienbesitz als Produktionsfaktor<br />

an, ein kleinerer<br />

Part betrachtet Immobilien als<br />

strategische Ressource. Dr. Karin<br />

Albert, Geschäftsführerin der<br />

Bauakademie Gesellschaft für<br />

Entwicklung und Bildung mbH<br />

Berlin, stellt fest, dass FM weit<br />

über die traditionelle Gebäudebewirtschaftung<br />

und -verwaltung<br />

hinausgehe. FM sei ein<br />

Instrument zum Management einer<br />

Immobilie in deren gesamter<br />

Lebens- und Nutzungsphase. FM<br />

sei eine Disziplin, die die Produktivität<br />

der Unternehmen stützt<br />

und dazu beiträgt, Geschäftsziele<br />

zu verwirklichen – Unternehmer<br />

können sich mit Hilfe von FM auf<br />

das eigentliche Kerngeschäft konzentrieren.<br />

So hat der Berliner<br />

Senat das Management landeseigener<br />

Gebäude an einen privaten<br />

Dienstleister übergeben und<br />

somit im letzten Jahr ca. zehn<br />

Millionen Euro an Gebäudekosten<br />

und Mietausgaben eingespart.<br />

Für ein erfolgreiches Arbeiten<br />

im FM sind neben den technischen<br />

und kaufmännischen<br />

Gesichtspunkten Kenntnisse der<br />

infrastrukturellen Anforderungen<br />

eines Immobilienbestandes<br />

sowie Kenntnisse über zentrale<br />

Dienste (Hausmeister, Sicherheitsdienst<br />

usw.) unabdingbar.<br />

Ein neues Betätigungsfeld für<br />

ÖbVI?<br />

Quelle: Immobilien Vermieten<br />

06/2006, S. 24, »Facility Management<br />

im Fokus«, Bettina Kieke<br />

Vermessungswesen, nahmen in diesem Jahr doch erstmalig polnische<br />

Gäste am kleinen Geodätentag teil. Die hochrangige polnische<br />

Delegation wurde vom Präsidenten des polnischen Hauptamtes<br />

für Geodäsie und Kartographie Jerzy Albin geleitet. Zu ihr<br />

gehörten neben weiteren Mitarbeitern des Hauptamtes auch<br />

Vertreter aus der Woiwodschaft Lebus. Die Anwesenheit der polnischen<br />

Kollegen wurde am Rande der Fachtagung für bilaterale<br />

Gespräche über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im<br />

Bereich des Vermessungswesens sowie über den gegenseitigen<br />

Austausch von Geobasisdaten der Grenzregion genutzt.<br />

BDVI-Landesgruppenvorsitzender Wolfgang Schultz und LGB-<br />

Präsident Heinrich Tilly konnten zum Abschluss, wie in den Jahren<br />

zuvor, auf eine gelungene Veranstaltung zurückblicken.<br />

311<br />

3 1<br />

MOSAIK<br />

_ MEHR ALS GEBÄUDEWIRTSCHAFT<br />

Facility Management<br />

447


MOSAIK MOSAIK<br />

448<br />

_ IT-ENTWICKLUNG<br />

Digitale Signatur<br />

Adobe hat als Werkzeug für die PDF-Dokumente<br />

als plattform- und betriebssystemunabhängiges<br />

Datenformat die Signaturen massentauglich<br />

gemacht. In Zusammenarbeit mit dem Adobe-<br />

Partner OPENLIMIT SignCubes werden Signaturprodukte<br />

zur Verfügung gestellt, die nach weltweit<br />

gültigen Kriterien zertifiziert und dem<br />

deutschen Signaturgesetz bestätigt wurden.<br />

Nutzer können somit PDF-Dateien generieren und<br />

mit den entsprechenden Komponenten von OPEN-<br />

LIMIT SignCubes rechtsgültig signieren. Als Hardware<br />

sind nur eine Signaturkarte und ein Kartenlesegerät<br />

erforderlich. Die Software unterstützt<br />

alle gängigen Kartentypen und Lesegeräte, was das<br />

Anfertigen von Zeitstempeln und Attributzertifikaten<br />

ermöglicht. Auf diese Weise lassen sich beliebige<br />

Dokumenttypen mit einem Gültigkeitszeitraum<br />

von fünf Jahren signieren. Weitere Informationen<br />

unter<br />

www.adobe.com/de/security/digsig.html.<br />

Quelle: Kommunal Direkt, September/Oktober 2006,<br />

S. 10, »Signaturen und Sicherheiten«<br />

_ FREIBERUFLICHE DIENSTLEISTUNGEN<br />

Raum für weitere Reformen<br />

Die Zeitschrift des Bundesverbandes<br />

der Freien Berufe »der freie<br />

beruf« interviewte in der Ausgabe<br />

7-8/2006 Herrn Dr. Jan Christian<br />

Ehler MdEP. Ehler ist im Wirtschafts-<br />

und Währungsausschuss<br />

des Europäischen Parlaments zuständiger<br />

Berichterstatter für den<br />

aktuellen Initiativbericht »Freiberufliche<br />

Dienstleistungen – Raum für<br />

weitere Reformen«.<br />

Gleich zu Beginn des Gesprächs<br />

stellte Ehler heraus, dass seiner Meinung<br />

nach die Sonderstellung des<br />

freien Berufs unstrittig ist und dies<br />

auch in Zukunft bleiben wird. Gleichzeitig<br />

mahnte er Bereitschaft und<br />

Veränderungswillen an: »Es darf<br />

keine Verweigerungshaltung gegen<br />

Veränderungen geben. Die Sonderstellung<br />

des freien Berufs darf nicht<br />

zum Reformtabu umgedeutet werden.«<br />

Dass dies jedoch auch seine<br />

Grenzen hat, macht er deutlich: »Die<br />

3<br />

_ CEBIT 2006<br />

Kleiner Helfer<br />

Kommission will die Mitgliedstaaten<br />

zu weit reichenden Reformen verpflichten.<br />

Ganz konkret kritisiert die<br />

Kommission jegliche Preisvorgabe.<br />

Das ist ein tief greifender Einschnitt<br />

in unser bisheriges System.«<br />

Zu den Themen Werbeverbot und<br />

Beschränkungen der Kooperationsmöglichkeiten<br />

führte der Europaparlamentarier<br />

Folgendes aus: »Die<br />

Verbraucher und der Mittelstand<br />

werden davon profitieren, wenn Barrieren<br />

im Bereich der Kooperationsmöglichkeiten<br />

abgeschafft werden<br />

und mehr Möglichkeiten für Wachstum<br />

und stärkere Dienstleistungsorientierung<br />

geschaffen werden.«<br />

Weiterhin sehe er die »berufsethischen<br />

Normen durch eine Kooperation<br />

verschiedener Freiberufler auch<br />

nicht gefährdet«.<br />

Quelle: der freie beruf 7-8/2006,<br />

S. 19 f.<br />

Das Fraunhofer-Institut für Sichere<br />

Informationstechnik (SIT) stellte auf<br />

der diesjährigen CeBIT ein Werkzeug<br />

für das sichere Passwort-Management<br />

vor. Der Bedarf für dieses Tool<br />

ergibt sich aus der Fülle der Passwörter,<br />

die sich ein Computernutzer<br />

heutzutage merken muss.<br />

Viele Anwender notieren sich ihre<br />

Zugangscodes auf Zetteln, nehmen<br />

leicht zu erratende Schlüsselwörter,<br />

wie z. B. den Namen des Hundes o. Ä.<br />

oder verwenden immer ein und dasselbe<br />

Passwort. Diese Sicherheitsrisiken<br />

sollen mit dem »Password-<br />

Sitter« ausgeschaltet werden. Das<br />

Gerät ist webbasiert und lässt sich per<br />

Browser über Inter- und Intranet geräteunabhängig<br />

nutzen. Die Passwörter<br />

werden nirgendwo gespeichert,<br />

sondern nach Bedarf aus verschiedenen<br />

Informationen neu berechnet.<br />

Die Unternehmenssicherheit kann gesteigert<br />

werden, da der »Password-<br />

Sitter« besonders starke Passwörter<br />

nach verschiedenen Sicherheitsstufen<br />

erstellen kann. Mit einem Masterpasswort<br />

kann man somit sämtliche Zugangsdaten<br />

mit sich führen und läuft<br />

nicht Gefahr, wichtige Notizzettel<br />

zu verlieren. Weitere Informationen<br />

unter www.passwordsitter.de.<br />

Quelle: WirtschaftsBild 08/2006, S.14, »Geheimnisträger<br />

für Internet und Büro«<br />

_ FREIER BERUF<br />

Bürokostenvergleich<br />

Der Verband Beratender Ingenieure hat die Ergebnisse<br />

der Bürokostenanalyse 2005 vorgelegt. In die<br />

Auswertung flossen Angaben von rund 400 Unternehmen<br />

ein. Auf den ersten Blick erkennt man<br />

einen Aufwärtstrend bei den Planungsbüros, der<br />

jedoch die logische Konsequenz des Tiefpunktes<br />

in der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung der<br />

Branche im Jahre 2004 ist.<br />

Einige Zahlen im Einzelnen: 3,24 Angebote gibt ein<br />

Büro durchschnittlich ab, bevor es zur Auftragserteilung<br />

kommt. Der Auftragsbestand beträgt 5,49<br />

Monate und hat sich gegenüber dem Vorjahr verbessert.<br />

Bei den Büroausgaben dominieren mit 80 %<br />

nach wie vor die Personalkosten. 17 % der Bürokosten<br />

werden für Leistungen Dritter aufgewendet<br />

und das Durchschnittsalter der Mitarbeiter beträgt<br />

41 Jahre.<br />

Quelle: der freie beruf 7-8/2006, S. 23, »Bürokostenvergleich:<br />

Lage der Planungsbüros stabilisiert sich«


IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER<br />

Bund der Öffentlich bestellten<br />

Vermessungsingenieure e. V. (BDVI)<br />

Luisenstraße 46, 10117 Berlin<br />

Fon 030/240 83 83<br />

Fax 030/240 83 859<br />

SCHRIFTLEITUNG<br />

Dr.-Ing. Walter Schwenk<br />

Dr.-Ing. Wolfgang Guske<br />

Maxstraße 3a, 13347 Berlin<br />

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forum@bdvi.de<br />

REDAKTION<br />

Dipl.-Ing. Karin Reimers<br />

Martina Wolkowa<br />

Dipl.-Ing. Andreas Bandow<br />

Robert Lehmann<br />

Dipl.-Ing. Claudia Zimmermann<br />

REDAKTION MOSAIK<br />

Martina Wolkowa<br />

Dipl.-Ing. Andreas Bandow<br />

Luisenstraße 46, 10117 Berlin<br />

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MANUSKRIPTE<br />

Bitte an die Schriftleitung richten. Gezeichnete<br />

Beiträge stellen die Ansicht des Verfassers<br />

dar, nicht aber unbedingt die des BDVI oder<br />

der Schriftleitung.<br />

Mit der Annahme des Manuskriptes und der<br />

Veröffentlichung geht das alleinige Recht<br />

der Vervielfältigung und der Übersetzung auf<br />

den BDVI über.<br />

Alle Rechte vorbehalten, auch die des auszugsweisen<br />

Nachdrucks, der fotomechanischen<br />

Wiedergabe und Übersetzung.<br />

Der Abdruck von Originalartikeln ohne vorherige<br />

Zustimmung der Schriftleitung ist<br />

nicht gestattet.<br />

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Bezugspreis im Jahresabonnement<br />

34,95 E zzgl. MwSt. und Versand,<br />

für das Einzelheft 9 E.<br />

ISSN<br />

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