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Tourismus in Jordanien nasim f. barham

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Kapitel 5.4 <strong>Tourismus</strong>entwicklung<br />

<strong>Tourismus</strong> <strong>in</strong> <strong>Jordanien</strong> <strong>nasim</strong> f. <strong>barham</strong><br />

Struktur und Entwicklung<br />

des Auslandstourismus<br />

Der <strong>Tourismus</strong> von Ausländern <strong>in</strong> <strong>Jordanien</strong> hat<br />

das Image, dass er im Wesentlichen auf westlichen,<br />

<strong>in</strong> Gruppen organisierten Reisenden beruht,<br />

welche die historischen bzw. kulturellen<br />

Stätten besuchen und ihren Unterhalt mit Devisen<br />

bezahlen. Dieses Leitbild hat dazu geführt,<br />

dass der Staat <strong>Jordanien</strong> und später e<strong>in</strong>ige<br />

jordanische Unternehmer <strong>in</strong> der zweiten Hälfte<br />

des vorigen Jahrhunderts ihre touristischen<br />

Investitionen auf die Nähe zu jenen historischen<br />

Kulturstätten konzentrierten, die sich ganz auf<br />

die europäischen und amerikanischen Märkte<br />

Mittelmeer<br />

Tel Aviv-<br />

Jaffa<br />

See Tiberias<br />

libanon<br />

Shuna<br />

westjordanland<br />

Totes<br />

Meer<br />

Jordan<br />

Jerusalem<br />

Ajlun<br />

Ma’<strong>in</strong><br />

Irbid<br />

Salt<br />

Suwaylih<br />

Madaba<br />

Jarash<br />

Ramtha<br />

Zarqa<br />

Amman<br />

syrien<br />

Mafraq<br />

ausrichteten. Daher bef<strong>in</strong>den sich die meisten<br />

Hotels, Reisebüros, Restaurants etc. <strong>in</strong> der Hauptstadt<br />

Amman – dem Gateway bzw. Tor zu <strong>Jordanien</strong><br />

– , <strong>in</strong> der Hafenstadt Aqaba und <strong>in</strong> Wadi<br />

Musa, nahe der nabatäischen Ru<strong>in</strong>enstadt Petra<br />

[Foto 1]. Das älteste Hotel, das „Philadelphia“,<br />

wurde <strong>in</strong> Amman direkt vor dem römischen<br />

Theater gebaut. Auch das Nazal-Hotel, welches<br />

das britische Reiseunternehmen Thomas Cook<br />

<strong>in</strong> den 1920er Jahren nutzte, lag <strong>in</strong>mitten der<br />

Ru<strong>in</strong>en von Petra.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus dazu entstanden nach 1970<br />

Rastplätze und e<strong>in</strong>ige Chalets <strong>in</strong> den Wäldern<br />

im Nordwesten des Landes sowie am Toten<br />

Meer. Ihre Qualität war bescheiden; die Anlagen<br />

dienten den e<strong>in</strong>heimischen Tagesausflüglern.<br />

Dieses Bild ist <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Grundzügen bis heute<br />

erhalten geblieben, unterlag aber Ende des<br />

20. Jahrhunderts e<strong>in</strong>em gewissen Wandel: Der<br />

<strong>Tourismus</strong>sektor ist nun stärker privatisiert,<br />

differenzierter und globalisierter als zuvor.<br />

Räumlich gesehen konzentrieren sich die touristischen<br />

Aktivitäten weiterh<strong>in</strong> im Zentrum des<br />

Landes, d. h. vor allem <strong>in</strong> Amman, und im Süden<br />

<strong>in</strong> Aqaba und Petra sowie neuerd<strong>in</strong>gs am Toten<br />

Meer. Dagegen verliert der Norden mit den<br />

Orten Ajlun, Irbid und Umm Qais an Bedeutung.<br />

Er wird nur noch von Tagesausflüglern besucht.<br />

362<br />

363<br />

israel<br />

Mazra<br />

Karak<br />

Mu’ta<br />

Mazar<br />

Qatrana<br />

Tafila<br />

Shawbak<br />

Darawish<br />

Abb. 1 Regionale Verteilung der Hotelkapazitäten<br />

<strong>in</strong> <strong>Jordanien</strong> im Jahre 1998<br />

Petra<br />

Macan<br />

Jafr<br />

Hotelklasse<br />

fünf Sterne und Deluxe<br />

vier Sterne<br />

drei Sterne<br />

Bettenzahl<br />

15 000<br />

5000<br />

Naqb<br />

e<strong>in</strong> und zwei Sterne<br />

jordanien<br />

nicht klassifiziert<br />

sonstige<br />

500<br />

Aqaba<br />

Golf von Aqaba<br />

Mudawwara<br />

saudiarabien<br />

N<br />

0 50 km<br />

Quelle: nach Barham/Kopp 2001<br />

Kartographie: Ö. Alpaslan, bearb. I. Meyer


Kapitel 5.4 <strong>Tourismus</strong>entwicklung<br />

Außerdem entwickelt sich der B<strong>in</strong>nentourismus<br />

mit steigender Tendenz. Er kompensiert teilweise<br />

das Ausbleiben der ausländischen Touristen<br />

<strong>in</strong> Krisenzeiten. Jordanier werden durch<br />

kostengünstige Angebote zu Reisen mit Übernachtungen<br />

motiviert.<br />

Zudem ändert sich die Herkunft der Touristen.<br />

Von den 1,6 Mio. ausländischen Touristen,<br />

die im Jahre 2003 <strong>Jordanien</strong> besuchten, kamen<br />

zwei Drittel aus anderen arabischen Ländern;<br />

weitere 10 % waren Israelis mit meist arabischer<br />

Herkunft. Dagegen schrumpfte der Anteil der<br />

europäischen Touristen auf knapp 12 % – dies<br />

bedeutet fast e<strong>in</strong>e Halbierung im Vergleich zu<br />

1994, als noch 22 % aller Touristen aus Europa<br />

kamen.<br />

Der Staat <strong>Jordanien</strong> betrachtet den <strong>Tourismus</strong><br />

als e<strong>in</strong>en wichtigen Wirtschaftssektor und<br />

fördert diesen durch mehrere Behörden und<br />

Institutionen. Der <strong>Tourismus</strong> ist mit 8 bis 9 %<br />

am Brutto<strong>in</strong>landsprodukt <strong>Jordanien</strong>s beteiligt<br />

und gilt als drittwichtigster Wirtschaftssektor<br />

nach Dienstleistungen und Industrie. Mit steigender<br />

Tendenz beschäftigte er im Jahre 2003<br />

<strong>in</strong>sgesamt ca. 22 000 Personen.<br />

E<strong>in</strong> vielfältiges touristisches Angebot<br />

<strong>Jordanien</strong> gilt, wie die Levante-Staaten, als e<strong>in</strong><br />

großes archäologisches Museum. Seit der<br />

Wiederentdeckung der Ru<strong>in</strong>enstadt Petra [Foto 1]<br />

durch den Schweizer Reisenden Burckhardt im<br />

Jahre 1812 ist <strong>Jordanien</strong> e<strong>in</strong> bekanntes Ziel für<br />

Kulturtouristen geworden. Die Entdeckung von<br />

Petra gab e<strong>in</strong>en starken Impuls zu weiteren<br />

Entdeckungen und zur Restaurierung der historischen<br />

Stätten des Landes. Dazu gehören <strong>in</strong><br />

Amman die gut erhaltene Zitadelle [Foto 2], wo<br />

unter anderem die Omayyaden-Moschee wieder<br />

errichtet wurde, und das römische Theater<br />

sowie die graeco-römische Stadt Jerash, die als<br />

e<strong>in</strong>e der größten und am besten erhaltenen<br />

römischen Städte <strong>in</strong> der Region betrachtet wird<br />

[Foto 3]. Amman und Jerash s<strong>in</strong>d Teil e<strong>in</strong>es <strong>in</strong><br />

römischer Zeit entstandenen Städtebundes,<br />

der als e<strong>in</strong> Handelsverbund (Dekapolis) <strong>in</strong> die<br />

Geschichte e<strong>in</strong>gegangen ist.<br />

Gut erhaltene islamische Festungen und<br />

Kreuzritterburgen <strong>in</strong> Aqaba, Shoubak, Kerak<br />

[Foto 4], Ajlun und Azraq gehören ebenso wie<br />

die <strong>in</strong> der Omayyadenzeit erbauten Wüstenschlösser<br />

im Osten des Landes zu den attraktiven<br />

Zielen des Kulturtourismus.<br />

364<br />

365<br />

Foto 1, rechts Grabanlagen <strong>in</strong> Petra, der antiken<br />

Hauptstadt der Nabatäer (Foto E. Schamp)<br />

Foto 2, l<strong>in</strong>ks oben Reste des Zitadellentempels<br />

<strong>in</strong> Amman<br />

Foto 3, l<strong>in</strong>ks Mitte Kolonnaden-Straße <strong>in</strong> Jerash,<br />

dem römischen Gerasa<br />

Foto 4, l<strong>in</strong>ks unten Kreuzritterburg <strong>in</strong> Kerak<br />

Fotos 2–7:Jordan Tourist Board


<strong>Jordanien</strong> gilt auch als Teil des Heiligen Landes.<br />

Die Taufstelle von Jesus <strong>in</strong> Wadi Kharrar im<br />

Gebiet des Jordangrabens, die bedeutende orthodoxe<br />

St. Georg-Kirche <strong>in</strong> Madaba mit der berühmten<br />

Mosaikkarte von Paläst<strong>in</strong>a und Umgebung<br />

[Foto 5] sowie Mount Nebo, wo der<br />

Prophet Moses zum ersten Mal <strong>in</strong>s Heilige Land<br />

blickte, s<strong>in</strong>d nur e<strong>in</strong>ige Beispiele. Auch islamische<br />

Stätten s<strong>in</strong>d im ganzen Land verbreitet. Zu<br />

den wichtigsten gehören die Stätten Mu’ta und<br />

Mazar an der Königsstraße bei der Stadt Karak<br />

im Süden des Landes. Dort bef<strong>in</strong>den sich die<br />

Grabmäler mit e<strong>in</strong>er Gedenkmoschee der <strong>in</strong> der<br />

ersten Schlacht zwischen den islamischen und<br />

byzant<strong>in</strong>ischen Armeen im Jahr 630 gefallenen<br />

Armeeführer. Ähnliche Stätten s<strong>in</strong>d auch im<br />

Jordangraben verbreitet. Sie haben ger<strong>in</strong>ge<br />

Bedeutung für europäische und amerikanische<br />

Touristen, stellen jedoch im H<strong>in</strong>blick auf die<br />

Förderung des „islamischen <strong>Tourismus</strong>“ e<strong>in</strong><br />

großes Potenzial dar.<br />

<strong>Jordanien</strong> besitzt e<strong>in</strong> differenziertes Angebot<br />

an reizvollen Naturräumen, wie das Wadi<br />

Mujeb, das gerne von Touristen als „Grand<br />

Canyon“ bezeichnet wird, das Wadi Dana, das<br />

Wadi Rum als e<strong>in</strong>e höchst attraktive Wüstenlandschaft<br />

[Foto 6 und 7], das „grüne“ Bergland<br />

von Ajlun und das Jordantal mit dem Toten<br />

Meer, das die tiefste Stelle der Erde ist. Der Golf<br />

von Aqaba am Roten Meer bietet ganzjährige<br />

Bademöglichkeiten. Damit verfügt <strong>Jordanien</strong><br />

über Anziehungspunkte für ganz unterschiedliche<br />

Reise-Motive: Kultur-, Erlebnis-, Bade- und<br />

Abenteuerreisen, aber auch religiös motivierte<br />

Reisen.<br />

Trotz des hervorragenden Angebotes werden<br />

die Touristenorte <strong>Jordanien</strong>s nur für kurze Aufenthalte<br />

genutzt. Aus diesem Grund bemühen<br />

sich der Staat und der private Sektor, das<br />

Angebot weiter zu differenzieren. E<strong>in</strong>ige Kurbäder<br />

wurden entlang des Jordangrabens errichtet.<br />

Das Tote Meer mit der Heilkraft se<strong>in</strong>es<br />

extrem salzhaltigen Wassers und se<strong>in</strong>es trockenen<br />

Klimas wurde seit Ende der 1980er<br />

Jahre erschlossen. Grüne Erholungszonen und<br />

das kulturelle Jerash-Festival wurden speziell<br />

für arabische Sommertouristen geschaffen.<br />

Im Gegensatz dazu geschah aber wenig im Bereich<br />

des Stadt- und Eventtourismus.<br />

Diese Anstrengungen führten zu e<strong>in</strong>er<br />

ständigen Zunahme der Touristenzahl, was wiederum<br />

die Niederlassung von mehreren <strong>in</strong>ternationalen<br />

Hotelketten förderte. Wegen der<br />

<strong>in</strong>stabilen Lage übernehmen <strong>in</strong>ternationale Firmen<br />

allerd<strong>in</strong>gs nur das Management der Hotels,<br />

die – ebenso wie <strong>in</strong> anderen arabischen Ländern<br />

– <strong>in</strong> der Regel von e<strong>in</strong>heimischen Investoren<br />

errichtet wurden.<br />

Der äußerst dynamische Ausbau der touristischen<br />

Infrastruktur beschränkte sich im<br />

Wesentlichen auf die vier Haupttouristenzentren<br />

Amman, Aqaba, Petra und das Tote Meer. Die<br />

starke Konzentration auf wenige Orte führte<br />

zu e<strong>in</strong>em begrenzten Beitrag des <strong>Tourismus</strong> zur<br />

Entwicklung der Regionen. Dazu kommt die ger<strong>in</strong>ge<br />

Aufenthaltsdauer der Touristen <strong>in</strong> <strong>Jordanien</strong>,<br />

die im Durchschnitt vier Nächte beträgt.<br />

Standorte, die nur von e<strong>in</strong>heimischen oder von<br />

arabischen Touristen besucht werden, blieben<br />

dabei auf der Strecke.<br />

Foto 5 Aus byzant<strong>in</strong>ischer Zeit stammende Mosaikkarte<br />

des Heiligen Landes <strong>in</strong> Madaba


Kapitel 5.4 <strong>Tourismus</strong>entwicklung<br />

Herkunft der Touristen<br />

Die Touristen werden <strong>in</strong> der jordanischen Statistik<br />

nach ihrer Herkunft <strong>in</strong> fünf Hauptgruppen<br />

unterteilt: Araber, die vorwiegend aus den Golfstaaten<br />

kommen, Europäer, Amerikaner, Israelis<br />

sowie sonstige Nationalitäten. Ihre Zahl variiert<br />

je nach der politischen Lage <strong>in</strong> der Region. Da<br />

der Nahe Osten als politisch <strong>in</strong>stabil gilt, leidet<br />

der <strong>Tourismus</strong>sektor unter starken Schwankungen.<br />

Die Entwicklung der Touristenankünfte<br />

zwischen 1994 und 2003 liefert e<strong>in</strong> gutes<br />

Beispiel dafür [Abb. 2], wobei jedoch erhebliche<br />

Unterschiede entsprechend den Herkunftsregionen<br />

der Touristen festzustellen s<strong>in</strong>d: Während<br />

die Zahl der arabischen Touristen relativ<br />

kont<strong>in</strong>uierlich von 553 000 auf mehr als e<strong>in</strong>e<br />

Million gewachsen ist, weisen die Ankünfte der<br />

Europäer und Amerikaner erhebliche Schwankungen<br />

auf. Die Zahl der europäischen Touristen<br />

stieg von 192 000 im Jahr 1994 auf mehr als<br />

320 000 im Jahr 2000. Als Folge des 11. September<br />

2001 und der Zweiten Intifada g<strong>in</strong>g die Zahl<br />

der touristischen Ankünfte aus Europa im Jahr<br />

2002 auf 170 000 zurück. Aufgrund des Irakkrieges<br />

und des Ausbruchs von SARS blieb auch<br />

im Jahr 2002 die Erholung des europäischen<br />

<strong>Tourismus</strong> <strong>in</strong> <strong>Jordanien</strong> mit 190 000 Ankünften<br />

weit h<strong>in</strong>ter den Erwartungen zurück.<br />

Foto 6, oben Das Wadi Rum ist das Hauptziel des<br />

Wüstentourismus <strong>in</strong> Südjordanien<br />

Foto 7, unten Folkloristischer Auftritt von Musikern<br />

zur Unterhaltung von Touristen im Wadi Rum<br />

Abb. 1 Entwicklung der touristischen Infrastruktur <strong>in</strong> <strong>Jordanien</strong><br />

Art der touristischen Infrastruktur 1990 1995 2000 2003<br />

Klassifizierte Hotels 109 148 278 314<br />

Hotelbetten 11 695 16 093 29 002 33 475<br />

Nicht klassifizierte Hotels 111 146 174 144<br />

Hotelbetten 3017 4520 5431 4384<br />

Restaurants k. A. 371 370 374<br />

Reisebüros 212 371 397 426<br />

Mietwagen für Touristen 840 2350 4031 3703<br />

Souvenirläden 107 153 173 211<br />

Reiseführer 111 414 685 547<br />

Touristenbusse 128 196 294 343<br />

Quelle: Jordan M<strong>in</strong>istry of Tourism, Statistics Section, 2004


Hier stellt sich die Frage: Können arabische<br />

Touristen die europäischen und amerikanischen<br />

Besucher ersetzen? Sicherlich nicht, denn arabische<br />

Touristen reisen <strong>in</strong> <strong>Jordanien</strong> mit ihren<br />

Familien e<strong>in</strong>, mieten private Wohnungen <strong>in</strong> Amman<br />

und besuchen kaum kulturelle Orte. Ihre<br />

Reisen s<strong>in</strong>d spontan und unorganisiert. Bei den<br />

europäischen und nordamerikanischen Touristen<br />

handelt es sich dagegen zum größten Teil<br />

um Pauschalreisende, die <strong>in</strong> Gruppen organisiert<br />

s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> Hotels übernachten und auf festgelegten<br />

Routen <strong>in</strong> Begleitung von Reiseleitern<br />

ihr Besichtigungsprogramm durchführen. E<strong>in</strong><br />

weiterer Unterschied liegt dar<strong>in</strong>, dass die westlichen<br />

Touristen – anders als die arabischen<br />

Besucher – <strong>in</strong> die strukturelle Planung der jordanischen<br />

<strong>Tourismus</strong>zentren passen, deren<br />

Entwicklung als „historische Stätte“ fixiert ist.<br />

Weiterh<strong>in</strong> ist die Reise der westlichen Touristen<br />

mit globalen Netzwerken von <strong>in</strong>ternationalen<br />

Unternehmen und Agenturen verbunden; nicht<br />

so die der arabischen Besucher.<br />

Räumlich und zeitlich gesehen konzentrieren<br />

sich arabische Touristen auf Amman und<br />

Umgebung und kommen hauptsächlich im<br />

Sommer, während westliche Touristen außer<br />

Amman auch Aqaba, Petra, Umm Qais, die<br />

Wüstenschlösser und das Tote Meer besuchen<br />

und überwiegend im Herbst und Frühjahr e<strong>in</strong>reisen.<br />

Deshalb s<strong>in</strong>d beide Touristengruppen,<br />

Araber und Europäer, komplementär und nicht<br />

austauschbar.<br />

Die Zukunft des <strong>Tourismus</strong> <strong>in</strong> <strong>Jordanien</strong><br />

Trotz der kräftigen Expansion des <strong>Tourismus</strong>sektors<br />

<strong>in</strong> <strong>Jordanien</strong> bleibt se<strong>in</strong>e Zukunft ungewiss.<br />

Neue Konkurrenten kommen auf: Im<br />

Süden verliert Aqaba zugunsten des ägyptischen<br />

Sharm el-Sheikh auf der S<strong>in</strong>ai-Halb<strong>in</strong>sel.<br />

Die wichtigsten Touristenorte Petra und Wadi<br />

Rum <strong>in</strong> Südjordanien wandeln sich zum Ziel<br />

für Tagesausflüge von Touristen, die von Israel<br />

aus e<strong>in</strong>reisen. Vor dem Ausbruch der Zweiten<br />

Intifada kamen mehr als 57 % der nicht-arabischen<br />

Touristen via Israel nach <strong>Jordanien</strong>.<br />

Was die arabischen Touristen angeht, so<br />

steht zu erwarten, dass <strong>Jordanien</strong> mit dem<br />

Wiederaufbau Beiruts und dem Liberalisierungsprozess<br />

<strong>in</strong> Syrien mehr und mehr nur noch<br />

zum Transitland für Touristen wird, die aus den<br />

Golfstaaten durchreisen. Mit se<strong>in</strong>em attraktiven<br />

Image im Westen und se<strong>in</strong>er dynamischen<br />

Entwicklung sowie durch e<strong>in</strong>zigartige Angebote<br />

wie Petra, Jerash und das Tote Meer hat<br />

<strong>Jordanien</strong> dennoch e<strong>in</strong>e Chance, se<strong>in</strong>en Platz<br />

auf dem <strong>in</strong>ternationalen <strong>Tourismus</strong>markt zu<br />

behaupten.<br />

Abb. 2 Schwankungen der Zahlen e<strong>in</strong>reisender Touristen<br />

<strong>in</strong> <strong>Jordanien</strong> 1994–2003<br />

1200<br />

Zahl der Touristen <strong>in</strong> Tsd.<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

1994<br />

1999<br />

2003<br />

400<br />

200<br />

0<br />

Araber Amerikaner Europäer Israelis Sonstige

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