Tourismus in Jordanien nasim f. barham

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Jordanien gilt auch als Teil des Heiligen Landes. Die Taufstelle von Jesus in Wadi Kharrar im Gebiet des Jordangrabens, die bedeutende orthodoxe St. Georg-Kirche in Madaba mit der berühmten Mosaikkarte von Palästina und Umgebung [Foto 5] sowie Mount Nebo, wo der Prophet Moses zum ersten Mal ins Heilige Land blickte, sind nur einige Beispiele. Auch islamische Stätten sind im ganzen Land verbreitet. Zu den wichtigsten gehören die Stätten Mu’ta und Mazar an der Königsstraße bei der Stadt Karak im Süden des Landes. Dort befinden sich die Grabmäler mit einer Gedenkmoschee der in der ersten Schlacht zwischen den islamischen und byzantinischen Armeen im Jahr 630 gefallenen Armeeführer. Ähnliche Stätten sind auch im Jordangraben verbreitet. Sie haben geringe Bedeutung für europäische und amerikanische Touristen, stellen jedoch im Hinblick auf die Förderung des „islamischen Tourismus“ ein großes Potenzial dar. Jordanien besitzt ein differenziertes Angebot an reizvollen Naturräumen, wie das Wadi Mujeb, das gerne von Touristen als „Grand Canyon“ bezeichnet wird, das Wadi Dana, das Wadi Rum als eine höchst attraktive Wüstenlandschaft [Foto 6 und 7], das „grüne“ Bergland von Ajlun und das Jordantal mit dem Toten Meer, das die tiefste Stelle der Erde ist. Der Golf von Aqaba am Roten Meer bietet ganzjährige Bademöglichkeiten. Damit verfügt Jordanien über Anziehungspunkte für ganz unterschiedliche Reise-Motive: Kultur-, Erlebnis-, Bade- und Abenteuerreisen, aber auch religiös motivierte Reisen. Trotz des hervorragenden Angebotes werden die Touristenorte Jordaniens nur für kurze Aufenthalte genutzt. Aus diesem Grund bemühen sich der Staat und der private Sektor, das Angebot weiter zu differenzieren. Einige Kurbäder wurden entlang des Jordangrabens errichtet. Das Tote Meer mit der Heilkraft seines extrem salzhaltigen Wassers und seines trockenen Klimas wurde seit Ende der 1980er Jahre erschlossen. Grüne Erholungszonen und das kulturelle Jerash-Festival wurden speziell für arabische Sommertouristen geschaffen. Im Gegensatz dazu geschah aber wenig im Bereich des Stadt- und Eventtourismus. Diese Anstrengungen führten zu einer ständigen Zunahme der Touristenzahl, was wiederum die Niederlassung von mehreren internationalen Hotelketten förderte. Wegen der instabilen Lage übernehmen internationale Firmen allerdings nur das Management der Hotels, die – ebenso wie in anderen arabischen Ländern – in der Regel von einheimischen Investoren errichtet wurden. Der äußerst dynamische Ausbau der touristischen Infrastruktur beschränkte sich im Wesentlichen auf die vier Haupttouristenzentren Amman, Aqaba, Petra und das Tote Meer. Die starke Konzentration auf wenige Orte führte zu einem begrenzten Beitrag des Tourismus zur Entwicklung der Regionen. Dazu kommt die geringe Aufenthaltsdauer der Touristen in Jordanien, die im Durchschnitt vier Nächte beträgt. Standorte, die nur von einheimischen oder von arabischen Touristen besucht werden, blieben dabei auf der Strecke. Foto 5 Aus byzantinischer Zeit stammende Mosaikkarte des Heiligen Landes in Madaba
Kapitel 5.4 Tourismusentwicklung Herkunft der Touristen Die Touristen werden in der jordanischen Statistik nach ihrer Herkunft in fünf Hauptgruppen unterteilt: Araber, die vorwiegend aus den Golfstaaten kommen, Europäer, Amerikaner, Israelis sowie sonstige Nationalitäten. Ihre Zahl variiert je nach der politischen Lage in der Region. Da der Nahe Osten als politisch instabil gilt, leidet der Tourismussektor unter starken Schwankungen. Die Entwicklung der Touristenankünfte zwischen 1994 und 2003 liefert ein gutes Beispiel dafür [Abb. 2], wobei jedoch erhebliche Unterschiede entsprechend den Herkunftsregionen der Touristen festzustellen sind: Während die Zahl der arabischen Touristen relativ kontinuierlich von 553 000 auf mehr als eine Million gewachsen ist, weisen die Ankünfte der Europäer und Amerikaner erhebliche Schwankungen auf. Die Zahl der europäischen Touristen stieg von 192 000 im Jahr 1994 auf mehr als 320 000 im Jahr 2000. Als Folge des 11. September 2001 und der Zweiten Intifada ging die Zahl der touristischen Ankünfte aus Europa im Jahr 2002 auf 170 000 zurück. Aufgrund des Irakkrieges und des Ausbruchs von SARS blieb auch im Jahr 2002 die Erholung des europäischen Tourismus in Jordanien mit 190 000 Ankünften weit hinter den Erwartungen zurück. Foto 6, oben Das Wadi Rum ist das Hauptziel des Wüstentourismus in Südjordanien Foto 7, unten Folkloristischer Auftritt von Musikern zur Unterhaltung von Touristen im Wadi Rum Abb. 1 Entwicklung der touristischen Infrastruktur in Jordanien Art der touristischen Infrastruktur 1990 1995 2000 2003 Klassifizierte Hotels 109 148 278 314 Hotelbetten 11 695 16 093 29 002 33 475 Nicht klassifizierte Hotels 111 146 174 144 Hotelbetten 3017 4520 5431 4384 Restaurants k. A. 371 370 374 Reisebüros 212 371 397 426 Mietwagen für Touristen 840 2350 4031 3703 Souvenirläden 107 153 173 211 Reiseführer 111 414 685 547 Touristenbusse 128 196 294 343 Quelle: Jordan Ministry of Tourism, Statistics Section, 2004
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