GBL GRAUN APRIL 2008-2.indd
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Verteidigungskaserne auf Plamort<br />
Foto: Karl Punter<br />
Blick von der Kaserne über das Oberländer Seenplateau<br />
Foto: Karl Punter<br />
Der 3. Zug hatte die Aufgabe, Verwundete<br />
und Gefangene in Empfang zu nehmen<br />
und zu versorgen.<br />
SS - Leute vom Grenzschutz, die unter<br />
dem Kommando des Sturmbannführers<br />
Alois Schintlholzer standen, wussten über<br />
die Lage der Bunker Bescheid und gaben<br />
uns die letzten Anweisungen. Wir erhielten<br />
Schießbefehl und stiegen von Nauders in<br />
Richtung Grenze auf.<br />
Unser Zug teilte sich, wobei die erste<br />
Gruppe etwas früher in Marsch gesetzt<br />
wurde und den Auftrag hatte, den unteren<br />
Bunker einzunehmen.<br />
Die zweite Gruppe, der ich zugeteilt<br />
war, sollte den oberen Bunker über der<br />
Waldgrenze besetzen. Wir waren 9 Mann,<br />
angeführt von einem Unteroffizier. Als<br />
wir am unteren Bunker vorbeikamen,<br />
war dieser bereits eingenommen und 8<br />
bis 10 Italiener wurden als Gefangene<br />
abgeführt, sie hatten sich ohne Gegenwehr<br />
ergeben.<br />
Wir stiegen zum oberen Bunker auf<br />
und verteilten uns in guter Deckung im<br />
Gelände hinter großen Steinblöcken und<br />
Latschen. Der Bunker verfügte rückwärts<br />
über keinen verdeckten Notausgang und<br />
so konnten wir die Vorderfront mit der<br />
eisernen Eingangstür und den Schießscharten<br />
und die schwarzen Kamine auf<br />
dem teilweise mit Gras bewachsenen<br />
Dach leicht überwachen. Wir waren mit<br />
Gewehr und Handgranaten bewaffnet und<br />
verfügten über ein Maschinengewehr, das<br />
in Richtung Metalltür postiert wurde.<br />
Zuerst sollten sich zwei Oberjäger von<br />
rückwärts an den Bunker heranschleichen<br />
und einige Eierhandgranaten durch einen<br />
Luftschacht werfen, aber unser Anführer<br />
hatte eine bessere Idee und schickte zwei<br />
Mann zum unteren Bunker, denn dort hatte<br />
er einen Sack mit Schwefelpulver gesehen.<br />
Nach rund einer Stunde war der Schwefel<br />
in Papiersäcke gefüllt.<br />
Panzersperre auf Plamort<br />
mit Blick auf die<br />
gegenüberliegende<br />
Waldgrenze unterm Piz<br />
Lat, wo ein Teil der<br />
Kampfhandlungen stattgefunden<br />
hat.<br />
Foto: Karl Punter<br />
Diese wurden vor den<br />
Schießscharten ausgelegt<br />
und mittels Zündschnur<br />
angezündet.<br />
Als der ätzende Rauch<br />
in das Innere des Bunk<br />
e r s g e -<br />
langte, unternahm<br />
die<br />
Besatzung<br />
einen verzweifelten<br />
Ausbruchversuch<br />
und<br />
begann, wie<br />
wild herum<br />
zu schießen.<br />
Unser MG<br />
Schütze erwiderte<br />
das<br />
Feuer und<br />
es gab 5 Verwundete bei den italienischen<br />
Soldaten. Die Übrigen ergaben sich.<br />
Insgesamt wurden 35 Mann und ein Colonello<br />
(Oberst) gefangen genommen. Die<br />
Verletzten und Gefangenen wurden vom<br />
3. Zug nach Landeck gebracht. Über das<br />
weitere Schicksal dieser Soldaten ist mir<br />
nichts bekannt. Die zurückgebliebenen<br />
Waffen wurden ebenfalls von diesem Zug<br />
in Sicherheit gebracht. Der Bunker wurde<br />
für kurze Zeit von wenigen Soldaten dieser<br />
Einheit besetzt.<br />
Wir hatten zum Glück keine Verletzten<br />
zu verzeichnen, stiegen wieder zu Tal und<br />
im Hintergrund der Bunker an der Schleiserkreuzung<br />
mit Offizierskasino<br />
Foto: Karl Punter<br />
mussten sofort nach Mals aufbrechen.<br />
Um halb zwei Uhr nachmittags erreichten<br />
wir unseren neuen Bestimmungsort.<br />
In der Nähe der Schleiser Kreuzung war<br />
das Offizierskasino in aller Eile von den<br />
Italienern geräumt worden. Dort fanden<br />
wir ausreichend zurückgelassenen Proviant,<br />
auf den wir uns mit Heißhunger<br />
stürzten.“<br />
Stefan Mayr<br />
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INFORMATIONSBLATT <strong>APRIL</strong> <strong>2008</strong>