GBL GRAUN APRIL 2008-2.indd
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WAS KINDER BRAUCHEN<br />
Elterngespräche zur Stärkung der Erziehungskompetenz<br />
Dieses Projekt begann bereits<br />
im Schuljahr 2006/07 und<br />
wurde im heurigen Schuljahr<br />
2007/08 ein zweites<br />
Mal aufgegriffen. Es handelt<br />
sich hier um ein Seminar<br />
mit der Psychopädagogin<br />
DDr. Sonja Bisi, das in der<br />
Gemeinde Graun mit 25<br />
Personen – vertreten aus<br />
allen 4 Dörfern Reschen, St.<br />
Valentin, Langtaufers und<br />
Graun – durchgeführt wurde.<br />
Die Teilnehmer/innen, aufgeteilt<br />
in 3 Gruppen besuchten insgesamt 8<br />
Beratungstreffen. Im Mittelpunkt, gewählt<br />
nach Interessen und Erziehungsfragen der<br />
Eltern, standen folgende Themen:<br />
- Persönlichkeitsentwicklung des Kindes<br />
- Trotzphase<br />
- Pubertät<br />
- Einschulung, Schulfähigkeit<br />
- Konzentrationsschwierigkeiten<br />
- Kinderängste<br />
- Frustrationstoleranz<br />
- Aggressivität<br />
- Verhaltensauffälligkeiten u.a.<br />
In den Referaten mit solchen Inhalten<br />
gab die Referentin Frau DDr. Bisi einen<br />
Überblick über die Entwicklungsphasen<br />
des Kindes. Es ging um die Vermittlung<br />
von Basisinformationen. Die Teilnehmer/<br />
innen hatten die Möglichkeit, die eigene<br />
Erziehungssituation zu reflektieren und<br />
von einem Treffen zum nächsten Veränderungsschritte<br />
in ihrem Erziehungsverhalten<br />
zu erproben. Die Psychopädagogin<br />
verwies auf Fachdienste im Vinschgau,<br />
die den Eltern bei Bedarf weitere Hilfestellungen<br />
geben können. Sie stellte<br />
sich ebenfalls für Einzelberatungen zur<br />
Verfügung.<br />
Der Referentin Frau DDr. Sonja Bisi sei<br />
ein grosses Vergelt’s Gott ausgesprochen<br />
für die wertvolle Bereicherung in den<br />
vielseitigen Erziehungsfragen der Eltern<br />
sowie für die Zusage trotz der langen<br />
Strecke bis ins Oberland zu kommen.<br />
Ein weiterer Dank gilt der Familienlandesrätin<br />
Frau Kaslatter Mur für die<br />
Ermöglichung dieses Projektes dank der<br />
groβzügigen finanziellen Unterstützung.<br />
Ebenso gedankt sei der Direktorin der<br />
Bezirksgemeinschaft Vinschgau Frau Dr.<br />
Martha Stecher, die das Projekt bereits<br />
vor Jahren in die Wege geleitet hat und<br />
es weiterhin mit ständigem Einsatz unterstützt.<br />
Sehr entgegenkommend war auch<br />
das Bildungshaus Schloss<br />
Goldrain, dem wir die Organisation<br />
verdanken.<br />
Bei dieser Gelegenheit<br />
sei auch der Gemeinde<br />
Graun für die Bereitstellung<br />
des Sitzungssaales im<br />
Gemeindehaus ein Dank<br />
ausgesprochen.<br />
Die Bibliotheken stellen<br />
eine Reihe pädagogischer<br />
Bücher zum Ausleihen zur<br />
Verfügung:<br />
z.B. „Mit Kindern leben<br />
lernen“ von Rebecca Wild<br />
- „Lebe und lass dich nicht leben“ von<br />
Verena Kast<br />
Auch ihnen ein Dank.<br />
In Vertretung der Eltern<br />
Plangger D. und Eller M.<br />
Um ein konkretes Beispiel aufzuzeigen,<br />
möchten wir der Bevölkerung den Inhalt<br />
eines Erziehungsthemas erklären und<br />
veröffentlichen:<br />
Beobachtungskriterien und Hinweise<br />
zur Schulfähigkeit von Kindern<br />
Kriterien für die Schulfähigkeit sind:<br />
1. Intelligenz und Begabung, die individuell<br />
und vererbt sind<br />
2. Milieueinflüsse, die fördernd oder<br />
hemmend wirken können<br />
3. die individuelle Selbststeuerung<br />
Die Schulbereitschaft im subjektiven<br />
Sinn ist gegeben, wenn ein Kind die<br />
Lernmöglichkeiten, die im Vorschulalter<br />
angeboten werden, ausgeschöpft hat und<br />
wenn sich die emotionale Ablösung von<br />
der Familie soweit vollzogen hat, dass ein<br />
Bedürfnis nach einer aktiven Anteilnahme<br />
an einer Gemeinschaft Gleichaltriger<br />
entstanden ist.<br />
Für die Schulbereitschaft oder Schulfähigkeit<br />
hat das Kind also einen Wandlungsprozess<br />
durchgemacht, der zur<br />
Überwindung der geistigen und sozialen<br />
Egozentrik (der magischen Phase)<br />
führt und allmählich einer realistischen<br />
Weltauffassung Platz macht (Phase des<br />
kritischen Realismus).<br />
Schulfähigkeit ist also ein Thema des<br />
Entwicklungsstandes der gesamten<br />
Persönlichkeit des Kindes!!<br />
In der Schweiz, in Skandinavien und in<br />
verschiedenen Oststaaten beginnt das<br />
Schulalter mit 7 Jahren. Ab diesem Alter<br />
hat das Kind die magische Phase überwunden<br />
und die emotionale, soziale und<br />
körperliche Reife ausreichend entwickeln<br />
können. Diese Reifung braucht es, um<br />
den Erwartungen und Aufforderungen<br />
der Schule gerecht zu werden.<br />
Anforderungen an das Schulkind:<br />
- längere Zeit des Tages stillzusitzen<br />
- essen, wann Bezugspersonen es gestatten<br />
bzw. in der Tagestruktur vorgesehen ist<br />
- seine körperlichen Bedürfnisse in der Regel<br />
zu strukturierten Zeiten zu erledigen<br />
- schweigen und zuhören und seine<br />
Kontaktwünsche in strukturierten Zeiten<br />
äußern zu können<br />
- seinen Bewegungsdrang den gegebenen<br />
dafür strukturierten Zeiten anzupassen<br />
- Verlockungen zum Spielen auf die dafür<br />
gegeben Zeiten zu verschieben<br />
- dass es einen gewissen Grad von Triebverzicht<br />
und Triebhemmung entwickelt<br />
hat, so dass es im Stande ist sich anzupassen<br />
und die Befriedigung seiner Wünsche<br />
und Bedürfnisse auf einen günstigeren<br />
Zeitpunkt zu verschieben<br />
Die Anpassung des Kindes an diese<br />
Erwartungen erfordert nicht nur einen<br />
bestimmten Entwicklungsstand im kognitiven<br />
Bereich, sondern auch in Bezug auf<br />
Arbeitshaltung, Motivationen und soziale<br />
Einordnungsbereitschaft.<br />
Konzentrationsfähigkeit, Ausdauer,<br />
willkürliche Aufmerksamkeit, Aufgabenwilligkeit,<br />
Anstrengungsbereitschaft und<br />
Einordnungsfähigkeit sind nicht nur auf<br />
soziale und psychische Reife zurückzuführen,<br />
sie sind auch mit der Entwicklung<br />
und Ausbildung des Gehirns verbunden.<br />
Im 7. Lebensjahr tritt diese Entwicklung<br />
in ein entscheidendes Stadium<br />
und eine bewusste Verhaltenssteuerung<br />
scheint möglich. Es kommt so zu einem<br />
Gleichgewicht von Impuls (ich will…)<br />
und Hemmung (ich soll, darf nicht…)<br />
Hirnschädigungen zum Beispiel, auch<br />
leichter Art, verhindern die Entwicklung<br />
der Fähigkeit zur Selbststeuerung. Die<br />
Fähigkeit zur Selbststeuerung ist kaum vor<br />
dem vollendeten 6. Lebensjahr anzutreffen,<br />
auch wenn die Intelligenz über dem<br />
Altersdurchschnitt liegen kann.<br />
Entbehrungen und Mängel in der Befriedigung<br />
kindlicher Grundbedürfnisse<br />
wie Geborgenheit, Beachtung, bewusste<br />
Erziehung, Entbehrungen und Mängel<br />
in den geeigneten Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
und im Erleben einer<br />
konfliktfreien Familie verhindern die Entwicklung<br />
der Selbststeuerung des Kindes<br />
und seiner sozialen Anpassungsbereitschaft.<br />
Das Kind bleibt so auf einer nicht<br />
18<br />
INFORMATIONSBLATT <strong>APRIL</strong> <strong>2008</strong>