September 2010 - Portal Militärgeschichte
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17 Wissenschaftliche Projekte<br />
der Militärhilfe, war die UNO beteiligt. Eine<br />
weitere Ebene entstand durch westdeutsche<br />
kommerzielle Rüstungstransfers, deren, zumindest<br />
nominell, private Träger außenpolitische<br />
Folgen nicht ausschlossen, schon weil<br />
die Genehmigung eines Rüstungsexports als<br />
staatliche Unterstützung bzw. Einmischung<br />
galt.<br />
Anhand von einem Überblick über die afrikanischen<br />
Empfängerländer und sechs vertiefenden<br />
Fallbeispielen (Sudan, Nigeria,<br />
Guinea, Tansania, Somalia und Äthiopien),<br />
lassen sich die einzelnen Ziele, Zielkonflikte<br />
und Erfolgserwartungen an die Programme<br />
genauer erkennen. Abschließend soll geklärt<br />
werden, warum die Militärhilfe laufend eine<br />
Anpassung verschiedener zentraler Prinzipien<br />
der Bundesrepublik auslöste. Erstaunliche<br />
Flexibilität ist bei der Auswahl der Empfängerstaaten<br />
zu sehen, die z.B. zeigt wie die<br />
Hallstein-Doktrin in der Praxis angepasst<br />
werden konnte. Als die SPD zunehmend die<br />
Regierungspolitik bestimmte, wurde die Militärhilfe<br />
fortgesetzt, obwohl diese bei der<br />
Partei unpopulär war. Insgesamt waren die<br />
westdeutschen Akteure ständig dabei, die<br />
Militärhilfe nach Krisen anzupassen, und die<br />
Erwartungen anderer Regierungen gegenüber<br />
den eigenen Möglichkeiten und Vorteilen<br />
auszutarieren. Die deutschen Erfahrungen<br />
waren eine Facette der globalen Probleme<br />
mit einem außen- und sicherheitspolitischen<br />
Instrument, das im Kalten Krieg, der<br />
Dekolonisierung, dem Aufbau staatlicher<br />
Strukturen in den Entwicklungsländern und<br />
in der Dynamik begrenzter Konflikte ständig<br />
massiv an die Grenzen seiner Wirksamkeit<br />
zu stoßen schien.<br />
Zur Erforschung der westdeutschen Militärhilfe<br />
sind, neben wenigen Arbeiten aus<br />
den 1970/1980er Jahren, besonders die neuen<br />
Forschungen über außereuropäische Konflikte<br />
während des Kalten Krieges, über die<br />
Dekolonisation, die Politik der afrikanischen<br />
Staaten und über den Rüstungstransfer an<br />
die Dritte Welt nützlich. Das Quellenmaterial<br />
findet sich im Politischen Archiv des<br />
Auswärtigen Amtes, Berlin, und dem Bundesarchiv<br />
/ Militärarchiv, Freiburg. Hilfreich<br />
sind darüber hinaus die Quelleneditionen<br />
des Bundestags und des Kabinetts, sowie<br />
die damalige Presse. Inwieweit Material<br />
aus Industrie-Archiven zur Verfügung steht,<br />
wird derzeit geprüft.<br />
Die Arbeit wird betreut von Prof. Dr.<br />
Gerhard Hirschfeld – Bibliothek für Zeitgeschichte,<br />
Stuttgart, beratend beteiligt sind<br />
das Militärgeschichtliche Forschungsamt,<br />
Potsdam, und das Stockholm International<br />
Peace Research Institute.<br />
Carola Eugster<br />
c.eugster@gmx.de<br />
Begegnung zweier Welten? Medienstrategien und Medienbilder der britischen und der deutschen<br />
Militärführung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Dissertation)<br />
Von Christian Götter<br />
Der Erste Weltkrieg war bereits erklärt<br />
worden, als der Chef des deutschen Generalstabes,<br />
Generaloberst von Moltke, am 2.<br />
August 1914 dem Chef seines Nachrichtendienstes<br />
befahl festzustellen, welche Vorarbeiten<br />
geleistet worden waren, um über die<br />
Presse auf die öffentliche Meinung in<br />
Deutschland einzuwirken. Dieser meldete<br />
ihm daraufhin, dass man sich bisher allein<br />
darauf konzentriert hatte, für die Informationssicherheit<br />
zu sorgen. Eine zielgerichtete<br />
Informationsausgabe dagegen sei nicht vorbereitet<br />
worden. Anders war die Situation,<br />
als deutsche Truppen 1939 in Polen einmarschierten<br />
– die Propaganda für diesen Konflikt<br />
war vorbereitet worden und militärisch<br />
organisierte Propagandakompanien begleiteten<br />
die Kampftruppen. Explizit sollten die<br />
Fehler, die man im Ersten Weltkrieg entdeckt<br />
zu haben meinte, vermieden werden.<br />
Diese Argumentation der Medienspezialisten<br />
der Wehrmacht in den 1930er Jahren ist<br />
freilich eng mit der Dolchstoßlegende verknüpft.<br />
Tatsächlich aber sind die Veränderungen<br />
und auch Verbesserungen der medienbezogenen<br />
Planungen des Militärs gegenüber<br />
dem Ersten Weltkrieg nicht von der<br />
Hand zu weisen. Das Militär befasste sich<br />
aber nicht allein in Bezug auf Kriege mit seinen<br />
eigenen Medienbeziehungen. Diese waren<br />
vielmehr gerade in den Friedenszeiten<br />
von großer Bedeutung, in Deutschland wie<br />
auch in anderen Nationen. Die Fragen, in<br />
welcher Form Militärs mit ihren Erfahrun-