September 2010 - Portal Militärgeschichte
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Wissenschaftliche Projekte<br />
18<br />
gen mit Medien und deren Vertretern umgehen,<br />
ob und welche Lehren sie ziehen, wie<br />
sie auf technologische oder gesellschaftliche<br />
Veränderungen reagieren, liegen auf der<br />
Hand. Sie werden im vorliegenden Projekt<br />
anhand der Beispiele der Militärführungen<br />
Deutschlands und Großbritanniens in der<br />
ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts thematisiert.<br />
Bisherige Untersuchungen zu den Militär-Medien-Beziehungen<br />
aus Sicht der Militärs<br />
konzentrieren sich im Wesentlichen auf<br />
die Entwicklung in den USA seit dem Vietnamkrieg<br />
oder auf Kriegszeiten. Neuere Arbeiten<br />
nehmen zwar gerade für Deutschland<br />
auch längere Zeiträume und Nicht-<br />
Kriegszeiten in den Blick, beschränken sich<br />
aber oft auf institutionelle Veränderungen<br />
oder die Inhalte von Propaganda. Die hinter<br />
diesen Tätigkeiten stehenden Haltungen<br />
und Planungen des Militärs in Bezug auf<br />
Medien und deren möglichen Nutzbarmachung<br />
bleiben häufig Randerscheinungen.<br />
Das hier vorgestellte Projekt soll einen Beitrag<br />
leisten, diese Lücken zu schließen. Das<br />
Hauptaugenmerk liegt dabei auf den Medienstrategien<br />
der beiden Militärführungen,<br />
womit spezifische Kombinationen von Zielen,<br />
Zielgruppen und Methoden medienbezogenen<br />
Handelns bezeichnet werden. Der<br />
Begriff erlaubt es, innerhalb der Untersuchung<br />
mit unterschiedlichen Phänomenen<br />
umzugehen, zu denen die Rekrutenwerbung<br />
ebenso zählt wie der Versuch, Kriegsberichterstatter<br />
von den Schlachtfeldern fernzuhalten<br />
und die Zeitungen über Offiziersberichterstatter<br />
mit Nachrichten zu versorgen.<br />
Flankierend kommen die Medienbilder<br />
hinzu, womit die Vorstellungen der Militärs<br />
von den Medien und ihrer gesellschaftlichen<br />
Rolle bezeichnet werden. Es wird zu zeigen<br />
sein, welche Auswirkungen bestimmte Medienbilder<br />
auf die jeweiligen Medienstrategien<br />
hatten, beispielsweise in Bezug auf die<br />
eingesetzten Methoden oder angestrebten<br />
Ziele.<br />
Diesen beiden Aspekten wird in einem<br />
diachronen Vergleich nachgespürt, der die<br />
erfahrungsgeschichtliche Perspektive stark<br />
macht und Wandel und Kontinuitäten über<br />
die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts mit ihren<br />
Kriegs-, Spannungs- und Friedenszeiten<br />
hinweg verfolgt. Hierbei die britische und<br />
deutsche Militärführung in den Blick zu<br />
nehmen bringt den Vorteil, dass auch die<br />
synchronen Verflechtungen dieser beiden<br />
Akteure, die sich beständig gegenseitig beobachteten,<br />
in die Analyse einfließen können.<br />
Auch können so Unterschiede und Gemeinsamkeiten<br />
in der Art und Weise aufgezeigt<br />
werden, wie ein Verlierer und ein Gewinner<br />
des Ersten Weltkriegs mit den Erfahrungen<br />
der Militär-Medien-Beziehungen aus diesem<br />
ersten großen Propagandakrieg umgingen.<br />
Als Quellenbasis dienen vor allem die Akten<br />
der Militärführung, ergänzt um ausgewählte<br />
Nachlässe. Hinzu kommen die Akten derjenigen<br />
Spezialabteilungen der Militärs, die<br />
von der jeweiligen Führung mit der Medienarbeit<br />
betraut worden waren. Durch<br />
diese Auswahl ist es möglich, einerseits<br />
grundlegende Überlegungen zu den Militär-<br />
Medien-Beziehungen zu erfassen und andererseits<br />
Einzelfälle aufzugreifen, die Fragen<br />
in Bezug auf die etablierte Praxis aufwarfen<br />
und zu deren Bestätigung oder zu Änderungen<br />
führten. Auf diese Art und Weise<br />
bleiben auch die Erfahrungen derjenigen Militärs<br />
im Blickfeld, die, beispielsweise als<br />
Zensuroffiziere, ganz praktisch mit den Medienvertretern<br />
interagierten.<br />
Dieses Projekt ist Teil eines größeren<br />
DFG-Projektes, das die Militär-Medien-<br />
Beziehungen des 20. Jahrhunderts in verschiedenen<br />
Ländern untersucht. Die Dissertation<br />
wird betreut durch Prof. Dr. Ute Daniel,<br />
Braunschweig.<br />
Christian Götter<br />
C.Goetter@TU-BS.de<br />
Des Teufels Offiziere? Denk- und Deutungsmuster von Soldaten der Waffen-SS (Examensarbeit)<br />
Von Frederik Müllers<br />
„Ich habe den Nationalsozialismus […]<br />
als Religion, als mein Leben eingeatmet. Ich<br />
habe erkannt, dass das das einzig richtige<br />
Leben ist für unser Volk, dass sonst unsere<br />
Kultur zum Teufel geht.“<br />
Geradezu prototypisch scheint der SS-<br />
Offizier Kurt Meyer mit diesen Worten nicht