September 2010 - Portal Militärgeschichte
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Editorial / Essays<br />
4<br />
EDITORIAL<br />
Liebe Leserinnen und Leser!<br />
Mit dem Militärhistorischen Museum der<br />
Bundeswehr (MHM) entsteht derzeit das<br />
größte militärgeschichtliche Museum<br />
Deutschlands – eine beachtliche Kombination<br />
alter und neuer Architektur, mit der<br />
Dresden wieder ein neues Prestigeprojekt<br />
vorzuweisen hat. Dabei war der heute als<br />
virtuos gefeierte Entwurf von Daniel Libeskind<br />
zunächst alles andere als unumstritten.<br />
Mit seinem Neubau des Imperial War<br />
Museum in Manchester hatte der Architekt<br />
zwar schon eindrucksvoll bewiesen, dass er<br />
dem heiklen Thema Kriegsgeschichte gewachsen<br />
ist. Dennoch gipfelten Vorwürfe<br />
nach Bekanntwerden seines MHM-Entwurfs<br />
– mit dem er sich gegen internationale Konkurrenz,<br />
wie Ludwig Thürmer und KSP Engel<br />
und Zimmermann, durchgesetzt hatte –<br />
schon bald in „architektonische Vergewaltigung“<br />
und „Blitzkrieg“ (FAZ).<br />
Eine Ansicht des neuen Arsenalgebäudes<br />
(© Architekt Daniel Libeskind AG) findet sich<br />
auf unserem Cover.<br />
Die anfänglichen Aufschreie wegen des<br />
radikalen Einschnitts in den Altbau, einer<br />
angeblichen Zerstörung des denkmalgeschützten<br />
Arsenals, wichen alsbald der Begeisterung.<br />
Allein die eine (ständig wiederkehrende)<br />
Frage blieb: Hat ein Militärmuseum,<br />
wie modern es auch sei, in der mitunter<br />
fast „aggressiv pazifistischen Bundesrepublik<br />
von heute“ (WELT) überhaupt eine reelle<br />
Chance? Immerhin war man Jahrzehnte<br />
ohne eine so große, zentrale Einrichtung<br />
ausgekommen. Dr. Gorch PIEKEN, Wissenschaftlicher<br />
Leiter des MHM, stellt in seinem<br />
Beitrag „<strong>Militärgeschichte</strong> ausstellen“ die<br />
Neukonzeption des Museums vor – und<br />
geht damit (auch) dieser Frage auf den<br />
Grund.<br />
John ZIMMERMANN beleuchtet in seinem<br />
Beitrag „Pflicht zum Untergang“ ein bis in<br />
die aktuelle Forschung hinein nur selten genauer<br />
beachtetes Themenfeld: Die deutsche<br />
Kriegführung und das militärische Ende des<br />
Zweiten Weltkrieges im Westen des Reiches.<br />
Mit seinem Essay „Die Junkerschulgeneration<br />
– eine militärische Elite des ‚Führers‘?“<br />
präsentiert Jens WESTEMEIER Ergebnisse einer<br />
Untersuchung der Absolventen von SS-<br />
Führerschulen und berichtigt das vielfach<br />
(noch immer) von irrigen Annahmen bestimmte<br />
Bild der Waffen-SS.<br />
Neben einem ausführlichem Bericht von<br />
Takuma MELBER zum „Kolloquium zur <strong>Militärgeschichte</strong><br />
für Nachwuchswissenschaftler“,<br />
welches vom 17.-19. Mai an der Univ.<br />
Mainz stattfand, finden sich im vorliegenden<br />
Newsletter auch wieder sieben Vorstellungen<br />
aktueller wissenschaftlicher Projekte. Darüber<br />
hinaus berichtet Ingo EIBERG von der<br />
Abschiedsexkursion zu Ehren Prof. Dr. Gerd<br />
Krumeichs, seit 1997 Lehrstuhlinhaber für<br />
Neuere Geschichte an der Heinrich-Heine-<br />
Universität Düsseldorf und zudem Ehrenvorsitzender<br />
unseres Arbeitskreises, welche<br />
vom 20.-25. März durch Frankreich und<br />
Süddeutschland führte.<br />
Letztlich sei auf die Ankündigung zur 51.<br />
Internationalen Tagung für <strong>Militärgeschichte</strong><br />
des MGFA in Potsdam vom 22.-24. <strong>September</strong><br />
verwiesen, welche sich der Frage<br />
widmen wird, welche Rolle Veränderungen<br />
der Sicherheits- und Militärpolitik für die<br />
Ereignisse von 1989 und 1990 gespielt haben.<br />
Viel Spaß bei der Lektüre!<br />
Für die Redaktion: Daniel Karch<br />
ESSAYS<br />
Pflicht zum Untergang – Die deutsche Kriegführung im Westen des Reiches 1944/45.<br />
Von John Zimmermann<br />
Das militärische Ende des Zweiten Weltkrieges,<br />
zumal gegenüber den westlichen<br />
Alliierten, blieb jahrzehntelang ein vernachlässigtes<br />
Objekt der historischen Forschung.<br />
Herausragende Vertreter der Kriegsgenerationen<br />
dominieren bis heute die veröffent-