Broschüre 38 - Bologna - LACDJ der CDU in Niedersachsen
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Richter o<strong>der</strong> Rechtsanwalt steht ihnen nicht offen; es kann es sich also<br />
nur um Assistenz- und Sachbearbeiteraufgaben handeln.<br />
Dass Wirtschaft und Verwaltung auf e<strong>in</strong> <strong>der</strong>artig ausgebildetes<br />
juristisches Hilfspersonal warten, kann ich mir nicht vorstellen.<br />
Lassen Sie sich auf e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Gedankenexperiment e<strong>in</strong>: Ihr K<strong>in</strong>d hat<br />
Abitur gemacht. Sie sitzen geme<strong>in</strong>sam am Abendbrottisch und ihr K<strong>in</strong>d<br />
fragt Sie um Rat, ob es nicht e<strong>in</strong>e gute Idee wäre, anstelle e<strong>in</strong>es<br />
volljuristischen Studiums e<strong>in</strong> juristisches Bachelorexamen anzustreben.<br />
Wer an dieser Stelle „ja“ sagt, darf guten Gewissens für die E<strong>in</strong>führung<br />
e<strong>in</strong>es Bachelor-Juristen se<strong>in</strong>.<br />
Was aber, wenn Sie gezögert o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Gedanken sogar schon „ne<strong>in</strong>“<br />
gesagt haben? Zum Beispiel weil Sie befürchten, dass Ihr K<strong>in</strong>d im<br />
Wettbewerb mit Volljuristen wahrsche<strong>in</strong>lich unterliegen wird?<br />
Es ist e<strong>in</strong>e Tugend, an sich und an<strong>der</strong>e denselben Maßstab anzulegen.<br />
Wer se<strong>in</strong>em eigenen K<strong>in</strong>d nicht zu e<strong>in</strong>em Studiengang raten kann, darf<br />
<strong>der</strong> es dann gegenüber an<strong>der</strong>en Studienanfängern?<br />
Ich b<strong>in</strong> mir sicher, dass auch die meisten jungen Menschen die<br />
Berufschancen e<strong>in</strong>es Bachelorjuristen für unzureichend halten und eben<br />
doch das volljuristische Studium absolvieren würden. Und deshalb würde<br />
die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Bachelor-Juristen auch nicht – wie vielleicht von<br />
manchen Befürwortern erhofft – zu e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung des Drucks auf den<br />
Anwaltsmarkt führen.<br />
Lassen Sie mich me<strong>in</strong>e Position am Ende nochmals <strong>in</strong> folgenden Thesen<br />
zusammenfassen:<br />
1. Reformen sollten nicht um ihrer selbst willen erfolgen, son<strong>der</strong>n nur zur<br />
Verbesserung des Bestehenden.<br />
2. Die klassische Juristenausbildung hat e<strong>in</strong>en anerkannt hohen<br />
Qualitätsstandard, den es m<strong>in</strong>destens zu halten gilt.<br />
3. Junge Leute dürfen ke<strong>in</strong>e Versuchskan<strong>in</strong>chen für Studienreformen<br />
se<strong>in</strong>, bei denen nach dem Pr<strong>in</strong>zip von Versuch und Irrtum geguckt wird,<br />
ob ihr reformiertes Studium sie für das Leben auf dem Arbeitsmarkt fit<br />
macht.<br />
4. Realistische Berufsperspektiven für Bachelor-Juristen s<strong>in</strong>d für mich<br />
nicht erkennbar.<br />
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