Superwahljahr 2009 - DAAD-magazin
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<strong>DAAD</strong> 41<br />
Köpfe<br />
Davon hätte Soňa Žáčková nie<br />
zu träumen gewagt: Dass sie<br />
einmal mit dem deutschen Außenminister<br />
gemeinsam auf einer<br />
Bühne stehen würde – und das<br />
auf dem Wenzelsplatz mitten in<br />
Prag. Minister Frank-Walter Steinmeier<br />
überreichte dort der jungen<br />
Tschechin den <strong>DAAD</strong>-Preis <strong>2009</strong>.<br />
Der Anlass war hochpolitisch: Am<br />
Abend des 1. Juni startete Steinmeier<br />
in Prag eine „Dankestour“<br />
durch Osteuropa, mit der er an<br />
den Mauerfall vor 20 Jahren und<br />
die Hilfe der Osteuropäer bei der<br />
deutschen Wiedervereinigung erinnerte.<br />
Denn im September 1989<br />
ließ die damalige Tschechoslowakei<br />
4 000 DDR-Flüchtlinge, die<br />
in der bundesdeutschen Botschaft<br />
in Prag Schutz gesucht hatten, in<br />
den Westen ausreisen.<br />
Bei der Gedenkfeier auf dem<br />
Wenzelsplatz hielt Steinmeier<br />
eine Rede und überreichte der jungen<br />
Tschechin den Preis, für den<br />
sie von der Handelshochschule<br />
Leipzig (HHL) ausgewählt worden<br />
war. Die Auszeichnung vergibt der<br />
<strong>DAAD</strong> jährlich an ausländische<br />
Studierende für besonders gute<br />
Leistungen und soziales Engagement<br />
an ihrer deutschen Hochschule.<br />
Soňa Žáčková studiert –<br />
nach ihrem Wirtschaftsstudium in<br />
Prag – zurzeit im Masterprogramm<br />
„International Management“ der<br />
HHL. 1989 war Soňa fünf Jahre alt.<br />
An die Ereignisse von 1989 könne<br />
sie sich nicht erinnern, sagt sie.<br />
„Ich bin froh, dass ich im neuen<br />
Europa aufgewachsen bin und die<br />
alte Zeit nicht erlebt habe.“ Sehr<br />
gefreut hat sie allerdings, dass<br />
sie dem historischen Jubiläum die<br />
Begegnung mit dem deutschen<br />
Außenminister zu verdanken hat.<br />
Ihn findet sie „sehr sympathisch<br />
und charismatisch“. Llo<br />
Der amerikanische Bestseller-<br />
Autor Richard Powers („Vom<br />
Klang der Zeit”, „Das Echo der<br />
Erinnerung”) zählt zu den bekanntesten<br />
Schriftstellern seines<br />
Landes, fühlt sich aber nach wie<br />
vor an der Universität besonders<br />
wohl. Von seiner Heimatuniversität<br />
in Illinois kam er im Sommersemester<br />
<strong>2009</strong> als Samuel<br />
Fischer-Gastprofessor an die Freie<br />
Universität (FU) Berlin. Diese<br />
Gastprofessur wird vom <strong>DAAD</strong><br />
mitgetragen.<br />
Powers’ Seminar für die Berliner<br />
Studenten stand unter dem Thema<br />
„Factitious Fiction, Fictitious Fact“<br />
und behandelte ein besonderes<br />
literarisches Verfahren, das zum<br />
Markenzeichen des Autors geworden<br />
ist: die kunstvolle Verschränkung<br />
von Fiktion und Fakten.<br />
Dabei geht es Powers stets um gewichtige<br />
gesellschaftliche Themen<br />
wie Neurowissenschaften, Rassenprobleme<br />
oder Genforschung.<br />
Als Professor zeigte sich Powers<br />
vom „Engagement und<br />
der Sprachfertigkeit“ der FU-<br />
Studenten stark beeindruckt. Als<br />
prominenter Schriftsteller war<br />
er während seines Deutschlandaufenthalts<br />
auch außerhalb der<br />
Universität präsent: Er las für die<br />
Berliner aus seinen Werken und<br />
diskutierte in Bonn über „Glück<br />
und Gene“. Die Themenwahl war<br />
Foto: ullstein bild B. Friedrich<br />
kein Zufall, denn eine mit einem<br />
„Glücks-Gen“ gesegnete Frau<br />
steht im Mittelpunkt des neuen<br />
Romans „Generosity“, der im Oktober<br />
gleichzeitig in Deutschland<br />
und den USA erscheinen wird. ors<br />
Der Psychologe Jürgen Margraf<br />
(53), führender Experte<br />
in der klinischen Psychologie und<br />
der Psychotherapie, hat sich besonders<br />
mit den Ursachen und der<br />
Therapie von Panik- und Angststörungen<br />
beschäftigt. Dafür wurde<br />
der Wissenschaftler jetzt von der<br />
Alexander von Humboldt-Stiftung<br />
mit einer Humboldt-Professur<br />
ausgezeichnet.<br />
Bei seinen Forschungen konnte<br />
Margraf nachweisen, dass<br />
Panikstörungen von ganz eigenständigen<br />
subjektiven, psychologischen<br />
und physiologischen Faktoren<br />
ausgelöst werden können.<br />
So fand er den Ansatz für neue<br />
psychotherapeutische Verfahren<br />
zur Behandlung dieser Krankheiten.<br />
Margrafs neuere Forschungen<br />
widmen sich Vorbeugemaßnahmen<br />
gegen psychische<br />
Erkrankungen.<br />
Margraf, der sich 1983/84 als<br />
<strong>DAAD</strong>-Stipendiat in Stanford/USA<br />
aufhielt und seit 1999 als Ordinarius<br />
für Klinische Psychologie und<br />
Psychotherapie an der Universität<br />
Basel (Schweiz) tätig ist, will nun<br />
als Humboldt-Professor an der<br />
Ruhr-Universität Bochum ein Forschungs-<br />
und Behandlungszentrum<br />
für psychische Gesundheit<br />
aufbauen. Der mit bis zu fünf Millionen<br />
Euro dotierte internationale<br />
Preis ermöglicht herausragenden<br />
Forschern die langfristige Arbeit<br />
an deutschen Universitäten. Seit<br />
2008 werden jährlich zehn Wissenschaftler<br />
ausgezeichnet. ors<br />
Foto: Volker Stößel/HHL<br />
Foto: Mike Wolff<br />
Sonǎ Žáčková mit Außenminister<br />
Steinmeier in Prag<br />
Wissenschaftler träumen davon,<br />
etwas ganz Neues zu<br />
entdecken. Emad Flear Aziz Bekhit<br />
ist das bereits während seiner<br />
Promotion in Berlin gelungen. Am<br />
Helmholtz-Zentrum für Materialien<br />
und Energie (Adlershof) entwickelte<br />
er das „Liquidrom“: eine<br />
Experimentierkammer, in der<br />
erstmals wässerige Substanzen<br />
im Hochvakuum spektroskopisch<br />
analysiert werden können. Der<br />
30-jährige Ägypter untersuchte<br />
zum Beispiel die Sauerstoffaufnahme<br />
von Hämoglobin unter<br />
physiologischen Bedingungen. So<br />
eröffnete er der Spektroskopie<br />
ganz neue Möglichkeiten. Bekhit<br />
wurde dafür gleich zweimal ausgezeichnet:<br />
2008 erhielt er den<br />
„Ernst-Eckhard-Koch-Preis“ und<br />
<strong>2009</strong> den mit 3 000 Euro dotierten<br />
„Dissertationspreis Adlershof“.<br />
Mit einem Stipendium des <strong>DAAD</strong><br />
war der ehemalige Chemie-Student<br />
der Universität Kairo 1999<br />
nach Berlin gekommen und für<br />
das Master- und Promotionsstudium<br />
hierher zurückgekehrt. Heute<br />
leitet er am Helmholtz-Zentrum<br />
eine eigene Arbeitsgruppe und<br />
lockt mit seinem „Liquidrom“,<br />
das von der Medizin bis zur Solarforschung<br />
einsetzbar ist, in- und<br />
ausländische Forscher verschiedenster<br />
Sparten nach Adlershof.<br />
<br />
kj<br />
<strong>DAAD</strong> Letter 2/09