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Bernhard Hauser: Spielen und Lernen der 4

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zeigen mehr eigene Motivation in diesen Bereichen <strong>und</strong> werden deshalb eher als an<strong>der</strong>e entsprechende<br />

Angebote auch im Spiel wählen o<strong>der</strong> erfinden. Es ist Aufgabe von Kin<strong>der</strong>gärtenbzw.<br />

Basisstufenlehrpersonen, individuell angepasst an diesen Begabungskonzepten zu arbeiten,<br />

indem bezüglich <strong>der</strong> kindlichen Fähigkeiten Erwartungen gesetzt <strong>und</strong> Vertrauen gezeigt<br />

wird. Insbeson<strong>der</strong>e Kin<strong>der</strong>, die sich wenig zutrauen, Kin<strong>der</strong> die sich überfor<strong>der</strong>n o<strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong> die sehr schnell mit sich zufrieden sind, müssen diesbezüglich im Auge behalten werden.<br />

Kin<strong>der</strong> wählen sich eben nur begrenzt, was für sie das beste ist; selbstwertschützendes Verhalten<br />

(„ich kann mich eben nicht lange konzentrieren“, „ich kann nicht lange stillsitzen“,<br />

„ich muss mich immer wie<strong>der</strong> bewegen“, „Rechnen <strong>und</strong> Fussball ist nichts für Mädchen“,<br />

usw.) entsteht sehr früh, kann z.T. <strong>Lernen</strong> auch im Spiel – gerade im Freispiel - gründlich<br />

verhin<strong>der</strong>n. Chancengleichheit erfor<strong>der</strong>t oft, dass Lernverhaltensweisen von Kin<strong>der</strong>n nicht<br />

unkritisch als Lerntypologien akzeptiert o<strong>der</strong> gar abgestempelt werden, son<strong>der</strong>n als ungünstige<br />

Etikettierungen erkannt <strong>und</strong> systematisch in Richtung eines variablen <strong>und</strong> lernorientierten<br />

Begabungskonzepts beeinflusst werden. Dieser Einfluss ist wohl kaum je grösser als in so<br />

frühen Jahren (Hasselhorn, 2005). Das heisst aber auch: Die Macht zur Beeinflussung von<br />

Begabungskonzepten ist für Lehrpersonen im Kin<strong>der</strong>garten- <strong>und</strong> Basisstufenalter am grössten.<br />

Dies ist als Chance anzusehen <strong>und</strong> muss bewusst zu Gunsten einer optimalen kindlichen<br />

<strong>Lernen</strong>twicklung genutzt werden. Im Bereich <strong>der</strong> Freiwahlangebote ist diesen lernhemmenden<br />

Mechanismen mit gezielter Ermutigung ("Versuch doch das einmal"), dem Setzen von<br />

Erwartungen <strong>und</strong> auch sanftem Drängen zu begegnen.<br />

2.4.2 Erwartungen <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen senken<br />

Je nach Situation eines Kindes wird auch das Gegenteil angebracht sein: Kin<strong>der</strong> brauchen -<br />

gerade in dieser Entwicklungsphase - gelegentlich auch Lernpausen, Möglichkeiten zum<br />

druck- <strong>und</strong> stressfreien Verweilen <strong>und</strong> Sich-Verlieren. Dies gilt zum einen für Kin<strong>der</strong>, die<br />

tendenziell eher überfor<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> von hohen Erwartungen bedroht werden, aber auch letztlich<br />

für alle Kin<strong>der</strong>: Der Wechsel von Lernfortschritt <strong>und</strong> Verweilen muss jedem Kind im Sinne<br />

eines natürlichen Wechselspiels zumindest als Möglichkeit angeboten werden. Trotz beschleunigter<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Menschheit werden jüngere Kin<strong>der</strong> auch in Zukunft mehrheitlich<br />

immer wie<strong>der</strong> ruhende Pole benötigen - nicht als Gegenpol zur gesellschaftlichen Dynamisierung,<br />

son<strong>der</strong>n aus entwicklungspsychologischer Notwendigkeit. Die Entwicklungsmöglichkeiten<br />

sollen zwar optimiert, die Entwicklung selber jedoch nicht forciert werden.<br />

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