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Bernhard Hauser: Spielen und Lernen der 4

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4. Standards <strong>der</strong> Spieldidaktik <strong>und</strong> Spielpädagogik<br />

Die nachfolgenden Standards sind mit einer Ausnahme aus Sicht <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> formuliert. Sie<br />

gelten in erster Linie für die alltägliche Arbeit mit den jungen Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> sollen das <strong>Lernen</strong><br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> ins Zentrum stellen. Die daraus abzuleitenden Standards für die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

<strong>und</strong> die Forschung sind letztlich leicht einseh- <strong>und</strong> konstruierbar.<br />

4.1 Pädagogisch-didaktische Standards (9)<br />

1. Standard <strong>der</strong> Störungsprävention <strong>und</strong> -abwehr nach aussen<br />

Jedem Kind wird echtes Spiel ermöglicht. Das bedeutet das Ermöglichen aller 5 definierenden<br />

Merkmale. Nach aussen verlangt dies Schutz vor allen Einwirkungen, gegen welche<br />

Kin<strong>der</strong> sich nicht wehren können <strong>und</strong> welche Spiel wesentlich stören: Schutz vor störenden<br />

Kin<strong>der</strong>n, Schutz vor <strong>der</strong> Entwertung <strong>und</strong> dem Lächerlichmachen von Spiel. Insbeson<strong>der</strong>e ist<br />

das Spiel gegen Mobbing zu schützen! 8<br />

2. Standard <strong>der</strong> Störungsprävention <strong>und</strong> -abwehr nach innen<br />

Das Ermöglichen aller 5 definierenden Merkmale bedeutet auch, dass Kin<strong>der</strong> sich auf das<br />

Als-ob <strong>und</strong> den Nicht-Ernstfall einlassen können. Es bedeutet auch, sich vertiefen zu können.<br />

Dies erfor<strong>der</strong>t den Aufbau <strong>der</strong> Konzentrationsfähigkeit. Alle Kin<strong>der</strong> sollen die Fähigkeit<br />

entwickeln, sich auf ein Spiel voll einlassen zu können <strong>und</strong> Unterbrechungen tunlichst zu<br />

vermeiden. Viele Kin<strong>der</strong> müssen auch das Verlieren-Können erlernen (z.B. durch anfängliche<br />

Spiele zwischen Erwachsenen <strong>und</strong> Kind mit provoziertem Verlieren). Die Selbstkontrolle<br />

gegen die Störungen nach innen ist eine Vorbedingung für das <strong>Spielen</strong>. Ist diese nicht erfüllt,<br />

werden die betroffenen Kin<strong>der</strong> oft nicht in Spiele integriert o<strong>der</strong> immer wie<strong>der</strong> ausgeschlossen.<br />

Nur wenige lernen daraus etwas. Deshalb braucht es hier die Erwachsenen, manchmal<br />

auch im Rahmen therapeutischer o<strong>der</strong> medizinischer Hilfe.<br />

3. Nicht-Eingreif-Standard<br />

Wenn Kin<strong>der</strong> spielen <strong>und</strong> für alle am Spiel beteiligten Kin<strong>der</strong> die 5 definierenden Merkmale<br />

vorliegen, soll in <strong>der</strong> Regel nicht ins Spiel eingegriffen werden.<br />

4. Eingreif-Standard<br />

Sobald – trotz offenk<strong>und</strong>iger Spiel-Absicht - ein Merkmal fehlt, soll in <strong>der</strong> Regel eingegriffen<br />

o<strong>der</strong> das Eingreifen erwogen werden. Streiten sich Kin<strong>der</strong> beispielsweise um die Rollenverteilung<br />

(„Du warst jetzt schon zwei mal die Lehrerin, jetzt bin ich dran“) <strong>und</strong> die sozial<br />

schwächeren Kin<strong>der</strong> nehmen sich den Mut, sich dagegen zu wehren, dann kann bei hoher<br />

Wahrscheinlichkeit einer fairen Konfliktlösung das Austragen des Ernstfalls ausnahmsweise<br />

abgewartet werden. Allerdings ist die Fähigkeit kleiner Kin<strong>der</strong>, <strong>der</strong>artige Konflikte fair zu<br />

lösen, höchst begrenzt.<br />

8 Alsaker (2004, S. 59-80) fand in <strong>der</strong> schweizerischen Untersuchung zum Mobbing im Kin<strong>der</strong>garten, dass im<br />

Kin<strong>der</strong>garten im Gegensatz zur Schule vor allem im Freispiel (<strong>und</strong> nicht in <strong>der</strong> Pause) am häufigsten gemobbt<br />

wird. Dies legt zum Einen nahe, dass das „Nichteingreif“-Dogma im Freispiel in <strong>der</strong> Praxis eine grosse Bedeutung<br />

hat, zeigt aber auch, dass Mobbing im Kin<strong>der</strong>garten vielleicht zu wenig ernst genommen wird. Mobbing<br />

macht jedes Spiel sofort zum Ernstfall (zumindest für einen Teil <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>) <strong>und</strong> verunmöglicht damit Spiel.<br />

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