don karlos - KulturStadtLev
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I. Hintergrundinformationen<br />
Geschichtlicher Hintergrund<br />
Alle im Drama auftauchenden Figuren sind historische Gestalten. Nur der Marquis von Posa<br />
ist ein fiktiver Charakter. Ein Roman von St. Real mit dem Titel „Historie de Dom Karlos, fils<br />
de Philippe II“ war die literarisch-historische Vorlage für Schillers Drama.<br />
Daher bilden der spanische Absolutismus und die Inquisition der Katholischen Kirche des<br />
Mittelalters und der frühen Neuzeit die historische Grundlage des Stückes. Diese beiden<br />
Institutionen waren gleichzeitig auch maßgeblich für die Legitimation der Herrschaft Philipps<br />
II. (1556-1568) und anderer Könige dieser Epoche verantwortlich. Auch der<br />
Unabhängigkeitskampf der protestantischen Niederlande gegen die spanischen Besetzer,<br />
der im 16. Jahrhundert begann und 80 Jahre andauern sollte, dient im Drama als historischer<br />
Hintergrund. In diesem Krieg spiegelt sich die politische Dimension dieses Stückes wieder,<br />
da insbesondere der Marquis von Posa sich dem Kampf gegen die Politik Philipps II.<br />
verschrieben hat und auf die Unterstützung Karlos’ hofft. So verkörpert Posa auch jene<br />
neuen freiheitlichen Ideale, die zu dieser Zeit im Zuge des Humanismus erstmals verkündet<br />
wurden und sich hunderte Jahre später in den Ideen der Aufklärung wieder finden. Daher<br />
verwundert es nicht, dass sowohl Posa als auch Karlos letztendlich in der Realität an den<br />
absolutistischen und inquisitorischen Institutionen scheitern, ihren persönlichen Idealen<br />
jedoch treu bleiben, sodass zumindest die Ideen diese dunkle Zeit überlebt haben, um auch<br />
Jahrhunderte später erneut aufgegriffen zu werden<br />
Die Inszenierung<br />
Die Inszenierung des KJT geht zurück auf die Reclam und die Rigaer Prosa Fassung. Eine<br />
Bühnenfassung in Prosa, entstand im April 1787. Es wurde ca. 40% gekürzt, um das Stück<br />
bühnentauglich zu machen.<br />
Das Bühnenbild ist schwarz, es gibt keine Möglichkeit sich irgendwo zu verstecken, lediglich<br />
ein paar Stühle, einen Tisch und verschiebbare Metallwände, alles wird belauscht und<br />
bespitzelt.<br />
Die Figuren sind in zwei Generationen unterteilt. Den jungen Wilden, wie Karlos und Posa,<br />
stehen die alten Konservativen, vertreten durch König Philipp und seine Granden,<br />
gegenüber. Bei der Erarbeitung der Charaktere von Karlos und Posa wurde sich an Jim<br />
Morrison, Jimmi Hendrix und Rudi Dutschke orientiert, also Repräsentanten der 68er<br />
Generation. Schiller hat sich klar auf die Seite der jungen Wilden gestellt. Unsere<br />
Inszenierung für Jugendliche greift diese Komponente auf und spielt im Stück allein Musik<br />
aus dem Lied „the end“ von den „doors“.<br />
II. Zusammenfassung der Inszenierung<br />
In Aranjuez 1 treffen sich Don Karlos und sein Jugendfreund Marquis von Posa nach langer<br />
Zeit wieder. Posa ist gerade aus Brüssel angekommen und mittlerweile Abgeordneter der<br />
niederländischen Provinzen. Er will Karlos davon überzeugen, sich als Statthalter in die<br />
unruhige Provinz (Spanier erzkatholisch, Niederländer protestantisch) schicken zu lassen,<br />
um die Unruhen dort unblutig zu beenden. Don Karlos hat aber momentan wenig Lust auf<br />
Politik, denn er leidet unter Liebeskummer. Sein Vater Phillip hat nämlich Karlos Verlobte<br />
geheiratet, nicht etwa aus Liebe, noch nicht einmal, um seinen Sohn zu quälen, sondern rein<br />
aus politischen Gründen. Karlos allerdings liebt Elisabeth immer noch, auch wenn sie jetzt<br />
seine Stiefmutter ist. Karlos bittet um Posas Hilfe, der Marquis arrangiert daraufhin ein<br />
Treffen zwischen Karlos und der Königin, in dessen Verlauf Karlos seiner Stiefmutter seine<br />
Liebe gesteht.<br />
1 Eine Stadt in Spanien. Sie liegt 47 km südlich von Madrid, Seit dem 16. Jahrhundert war Aranjuez<br />
einer der Sommersitze der königlichen Familie.<br />
<strong>don</strong> <strong>karlos</strong> 4