Gemeindeleitung - Biblisch-Evangelische Gemeinde OWL
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<strong>Biblisch</strong>e <strong><strong>Gemeinde</strong>leitung</strong> © Ronald Senk 4<br />
ganz konkrete, bestimmte und ihm bekannte Leute vor Augen (vgl. ebenso<br />
1.Thes.5,12f 9 ; 1.Kor.16,15f 10 ).<br />
Diese Tatsache macht eine beliebige Übertragung der in Hebr.13,17<br />
ausgesprochenen Autorität auf heutige „Führer“ unmöglich. Daher hat keine heutige<br />
„Ältestenerkennung“ eine (direkte) pneumatisch-apostolische Legitimation oder<br />
Autorität 11 . Kein Ältester in der nachapostolischen Zeit kann für sich eine derartige<br />
apostolisch-pneumatische Berufung in Anspruch nehmen. Nein, ihre geliehene<br />
Autorität steht und fällt mit ihrer Haltung zum Wort Gottes und ihrer Lehre. Folgen<br />
müssen wir Gott und seinem Wort. Die Leitung hat die Aufgabe, dieses Wort an die<br />
<strong>Gemeinde</strong> weiterzugeben und auf diese Weise zu führen. Tut sie es nicht oder nicht<br />
in Übereinstimmung mit der Schrift, hat sie keinerlei Autorität und es muss ihr klar<br />
widersprochen werden. Viele <strong>Gemeinde</strong>leiter stimmen prinzipiell zu, dass allein die<br />
Heilige Schrift die Autorität für die <strong>Gemeinde</strong> ist. Doch bestimmt eben die<br />
<strong><strong>Gemeinde</strong>leitung</strong> oft selber, was biblisch ist und was nicht (bzw. bestimmt die<br />
Lehrinhalte). Damit machen sie sich praktisch unantastbar. Hier besteht dann kaum<br />
ein Unterschied zu dem katholischen Klerus, der sich in ähnlicher Weise<br />
unhinterfragbar macht. Dazu kommt noch, dass in diesen <strong>Gemeinde</strong>n die Mitglieder<br />
es oft kulturell gewöhnt sind, dem Leiter, Ältesten oder Prediger „hörig“ zu sein.<br />
Diese kulturelle Prägung der <strong>Gemeinde</strong>glieder ist natürlich ein guter „Wirt“ für Älteste,<br />
die Ihre Macht, Interessen und Lehrmonopolstellung ausleben möchten.<br />
In den <strong>Gemeinde</strong>n soll allein das klare, mächtige und geisterfüllte Wort Gottes<br />
regieren. Die von Gott berufenen Ältesten und Leiter im NT haben nichts anderes<br />
getan (Apg.20,32). Doch heute gibt es keine apostolischpneumatisch berufenen<br />
Älteste und Leiter mehr, sodass das Wort allein Regent der <strong>Gemeinde</strong> ist. Dies<br />
bedeutet nicht, dass die <strong>Gemeinde</strong> heute keine Älteste, Leiter oder Lehrer hat oder<br />
haben darf 12 . Doch dieser Dienst darf nicht als „ordiniertes Amt“ gesehen werden, bei<br />
9<br />
Es ist wohl unbestreitbar, dass der Apostel Paulus – als <strong>Gemeinde</strong>gründer (Apg.17,1ff) – diese <strong>Gemeinde</strong><br />
und deren Vorsteher kannte. Nach 1.Thes.3,1ff sandte Paulus den Timotheus sogar bald wieder nach<br />
Thessaloniki. Vielleicht hat er in dieser Zeit auch die Leitungsfrage behandelt (vgl. die Aufgaben des<br />
Timotheus und Titus – 1.Tim.2,8ff; Tit.1,5ff). Wie dem auch sei – Fakt ist jedenfalls, dass Paulus hier von<br />
ganz konkreten Menschen redet, die er persönlich kennt. Daher legt er der <strong>Gemeinde</strong> ans Herz, sich<br />
diesen Dienern im (vom Apostel zugesprochenen) Vertrauen unterzuordnen. Diesen apostolischen<br />
Vertrauenszuspruch darf niemand für sich heute beanspruchen oder einfach auf sich übertragen.<br />
10<br />
Auch hier geht es um konkrete Menschen, welche einen konkreten Dienst innehatten. Selbst wenn heutige<br />
Christen ihr „Haus“ in ähnlicher Weise der <strong>Gemeinde</strong> zur Verfügung stellen berechtigt dies nicht, dass man<br />
die paulinische Aufforderung zur Unterordnung auf diese (dem Apostel ansonsten unbekannten) Personen<br />
übertragen darf. Zudem ist auch nicht ganz eindeutig, welche Art der Unterordnung gemeint ist.<br />
Hochwahrscheinlich ist dies parallel zu Phil.2,29 zu verstehen.<br />
11<br />
Und schon damals sollte dieser Dienst der Leitung und des Ältesten ein Dienst des Vorbildes und nicht<br />
des Herrschens sein (1. Petr.5,3). Wenn schon damals die direkt apostolischpneumatische eingesetzten<br />
Leiter diese Ermahnung erhielten – obwohl sie eigentlich eine Autorität zugesprochen bekommen haben<br />
– wie viel mehr gilt diese Ermahnung heutigen Leitern, welche sich nicht auf eine direkte apostolischpneumatische<br />
Berufung und Autorität berufen können (vgl. Mk.10,43).<br />
12<br />
Manche berufen sich auf Aussagen wie Spr.11,14 oder Richter 21,25 um deutlich zu machen, dass eine<br />
Leiterschaft absolut notwendig ist. Zuerst muss man festhalten, dass es nicht Gottes Wille war, dass ein<br />
König bzw. ein menschlicher Führer über das Volk Gottes herrschte – Gott allein war ihr König (1.Sam.8,5-<br />
7; 10,19; 12,12.17). Daher sollte man mit einer derartigen Argumentation lieber zurückhaltend sein.<br />
Daneben übersieht man dabei, dass im AT eine Theokratie herrschte, in der politische und geistliche<br />
Leiterschaft nicht getrennt wurden. Dies ist für das geistliche Volk Gottes des Neuen Bundes nicht mehr<br />
so. Hier sind Staat und Kirche getrennt. Es ist eine geistliche Theokratie. Bzgl. des Staates gilt, dass die<br />
Regierung von Gott eingesetzt wurde und man sich ihr unterzuordnen hat (Röm.13,1ff; Apg.23,5). Wo eine<br />
politische Leitung fehlt, macht sich Anarchie und Chaos breit. Doch diese politische Autorität hat (für<br />
Christen) ihre Grenzen am Wort und Willen Gottes (Apg.5,29 – was auch für die geistliche „Leitung“ gilt!).