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pdf/Traub. 11-12-2011. Rm.15,4ff.Eintr.pdf

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Pfarrer Hermann <strong>Traub</strong>, Kraichtal bei Bretten<br />

Predigt am Dritten Adventsonntag, <strong>11</strong>. Dezember 20<strong>11</strong><br />

Menzingen, Oberacker, Oberöwisheim (Kraichtal - KB Bretten)<br />

Thema: <strong>Eintr</strong>acht<br />

Text: Römerbrief des Paulus, Kap. 15, 4-13<br />

Was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und<br />

den Trost der Schrift Hoffnung haben. Der Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch,<br />

dass ihr einträchtig gesinnt seid untereinander, Christus Jesus gemäß, damit ihr einmütig mit<br />

einem Munde Gott lobt, den Vater unseres Herrn Jesus Christus. Darum nehmt einander an,<br />

wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob. Denn ich sage: Christus ist ein Diener<br />

der Juden geworden um der Wahrhaftigkeit Gottes willen, um die Verheißungen zu<br />

bestätigen, die den Vätern gegeben sind; die Heiden aber sollen Gott loben um der<br />

Barmherzigkeit willen, wie geschrieben steht (Psalm 18,50): „Darum will ich dich loben unter<br />

den Heiden und deinem Namen singen.“ Und wiederum heißt es (5.Mose 32,43): „Freut<br />

euch, ihr Heiden, mit seinem Volk!“ Und wiederum (Psalm <strong>11</strong>7,1): „Lobet den Herrn, alle<br />

Heiden, und preist ihn, alle Völker!“ Und wiederum spricht Jesaja (<strong>11</strong>,10): „Es wird kommen<br />

der Spross aus der Wurzel Isais und wird aufstehen, um zu herrschen über die Heiden; auf<br />

den werden die Heiden hoffen.“ Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und<br />

Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen<br />

Geistes.<br />

Liebe Gemeinde!<br />

„<strong>Eintr</strong>acht“ – so heißen viele Gesangvereine, die vor über hundert Jahren gegründet wurden.<br />

Zugegeben, ein sehr altes Wort. Auch die Sache ist alt ,und viele betrachten sie als total out<br />

und veraltet: <strong>Eintr</strong>acht. Das gibt es heute nicht mehr.<br />

Oder ist die Kirche vielleicht doch der letzte Ort, wo wir das gemeinsam finden können:<br />

<strong>Eintr</strong>acht? Ist es vielleicht die letzte Utopie: einmütig zu sein, zu handeln und zu denken?<br />

Paulus, an die römische Gemeinde, behauptet steif und fest: Der Gott aber der Geduld und<br />

des Trostes gebe euch, dass ihr einträchtig gesinnt seid untereinander, Christus Jesus<br />

gemäß. --- So unser Predigttext zum 3. Advent.<br />

Ist die Wirklichkeit, die wir vorfinden nicht ganz anders?<br />

Gibt es eine Einheit, ein Konsens, eine Linie, auf die wir uns auch als Gemeinde<br />

verständigen können? Geht das zusammen – oder sind die zentrifugalen Kräfte nicht<br />

wesentlich stärker als <strong>Eintr</strong>acht und Einheit?<br />

Erwarten wir zuviel, wenn wir uns nach Wort und Geist dieser Adventsperikope anvertrauen<br />

und auf Einheit und <strong>Eintr</strong>acht hoffen, zuarbeiten und warten?<br />

Muss man nicht besonders beachten, dass solch eine Kirchengemeinde voller originaler<br />

Köpfe ist – auch einschließlich meiner Person - und dass das alles gar nicht geht?<br />

Und ist es nicht realistisch, wenn wir uns klar machen, dass die formale Mitgliedschaft zu<br />

einer landeskirchlichen Gemeinde ja noch nicht die Gemeinde Jesu darstellt, die hier im<br />

Römerbrief angesprochen ist?


Wer gehört zu dieser Einheit? Alle getauften Mitglieder? Alle, die Kirchensteuer zahlen? Alle,<br />

die in die Kirche kommen – irgendwann einmal im Laufe des Jahres? Gehören alle<br />

Mitarbeiter dazu? Ist mit denen und durch sie Einheit sichtbar und spürbar zu machen?<br />

Rechnen Sie sich selber dazu? Zu dieser hier anvisierten adventlichen Gemeinde, die<br />

Einheit lebt, so gut sie das kann?<br />

Sie merken: Ein Berg von Fragen! Adventsfragen!<br />

Ich will versuchen, sie ein wenig abzuarbeiten und näher zu beleuchten.<br />

1. Kennzeichen: Jesus gemäß<br />

„Denn was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben…dass ihr einträchtig<br />

gesinnt seid untereinander, Christus Jesu gemäß.“<br />

Wo bekommen wir keine und brauchen wir keine Einheit?<br />

In allen Formfragen ist Einheit schwer zu gewinnen. Die Formen trennen. Was man mag, an<br />

Musik und Liedern im Gottesdienst, führt nie zur Einheit. Für die einen ist ein Choral „megaout“<br />

und für die anderen ist eine Band mit Popsongs oder neuen Lobpreisliedern nahezu<br />

unerträglich! Da gibt es keine Einheit - nur eine gegenseitige Akzeptanz!<br />

Gibt es die Möglichkeit der Einheit mit den Generationen?<br />

Gibt es überhaupt die Bereitschaft aufeinander zuzugehen, einander zuzuhören, einander zu<br />

akzeptieren in den unterschiedlichsten Alters- und damit Interessengruppen unserer<br />

Gemeinde?<br />

Was hat der Jugendbibelkreis mit dem Kirchenchor gemeinsam? Was verbindet die<br />

Hauskreise mit dem Posaunenchor? Was haben die Frauenkreise gemeinsam?<br />

Gäbe es nicht die Notwendigkeit, sich im Gemeindehaus zu treffen, weil das nun mal unsere<br />

Räumlichkeiten sind – wir wüssten nicht, dass wir zu einer Gemeinde gehören.<br />

Wir treffen uns ja kaum miteinander! Wie soll da Einheit und <strong>Eintr</strong>acht bestehen?<br />

Hoffnungsloses Unterfangen! Geben wir es auf!<br />

Es gibt nur einen Rettungsanker der Einheit:<br />

Wenn wir die Einheit „Jesus gemäß“ suchen und wollen!<br />

Wir sind nur wegen einem zusammen: wegen Jesus. Nichts, aber auch gar nichts würde uns<br />

je verbinden – wenn nicht Jesus die Einheit wollte, stiftet und ermöglicht.<br />

Es ist nicht zeitgemäß, die Einheit zu leben – aber Jesus gemäß!<br />

Es ist nicht gefühlsgemäß, die Einheit zu leben – aber Jesus gemäß!<br />

Es ist nicht geschmacksgemäß, die Einheit zu leben – aber Jesus gemäß!<br />

Er will es so!<br />

Er bittet seinen Vater in seinem letzten großen Gebet: „...auf dass sie alle ein seien!“<br />

Wer dies nicht zur Kenntnis nimmt, nicht mitfördert, der verachtet Jesu Willen!<br />

Wir sind wegen Jesus zusammen! Nicht weil wir uns verstehen, mögen und gleicher<br />

Meinung und Prägung sind! Nur wegen Jesus! Er ist die Basis, der Ankergrund, die Ursache<br />

der Einheit!<br />

Wegen Jesus kommen wir zusammen und halten wir zusammen!<br />

1.Kennzeichen: Jesus gemäß!


2. Kennzeichen: Einander annehmen<br />

„Darum – wegen Jesus – nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes<br />

Lob.“<br />

Da haben wir wenig Übung – im Annehmen! Wir sind in anderen Dingen sehr gut: im<br />

Kritisieren, im Abstand wahren, im vom Leibe halten, im Freiheit beanspruchen.<br />

So ist auch der Zeitgeist gestrickt und wir sind als Gemeinde auch ein Spiegel des jeweiligen<br />

Zeitgeistes.<br />

Annehmen – den anderen annehmen – das ist eine große menschliche Tat! Es fällt uns sehr<br />

schwer. Wenn wir das schon mal zugeben können, ist viel gewonnen.<br />

Wir können nichtannehmen! Den nicht. Diese Frau nicht. Diesen Mann nicht. Diese<br />

Jugendlichen nicht!<br />

Und was wir nicht können, das tun wir auch nicht. Ist doch klar!<br />

Immer noch Hoffnung? Klappen wir den Deckel zu?<br />

Es dringt ein Adventslicht in diese dunkle Recherche: „…wie Christus euch angenommen<br />

hat.“<br />

Jesus hat uns angenommen. Er hat sein unwiderrufliches Ja zu uns gesagt. Ja, er hat das<br />

getan! Wir sind Angenommene Jesu! Dass mir niemand diese Nachricht oberflächlich und<br />

selbstverständlich hört. Man kann darüber nur staunen: er hat mich angenommen! Mit allen<br />

Ecken und Kanten und Sünden und Arten, die ich an den Tag lege!<br />

Er hat mich angenommen mit meiner Geschichte, meinen Genen, meinen Gaben und<br />

Schwächen, meinen Unzulänglichkeiten, Krankheiten, Vorteilen und Nachteilen!<br />

Wer sich nur ein wenig nüchtern einschätzt, der kann darüber nur staunen.<br />

Eigentlich geht es ihm wie Petrus, der es nicht verstehen will und sagt: Gehe vor mir hinaus,<br />

denn ich bin ein sündiger Mensch!<br />

Der große Lichtblick unseres Lebens ist Jesu Annahme. Brutto. Mit allen Risiken und<br />

Nebenwirkungen!<br />

Wer einmal aufrichtig darüber gestaunt hat, Gott gelobt hat, findet allein darin die Grundlage<br />

zur Annahme seiner Schwestern und Brüder: So wie ich brutto angenommen bin – so kann<br />

ich auch den anderen annehmen! Ohne die sonst üblichen Wertungen und Gewichtungen:<br />

was bringt der mir, lohnt er sich…<br />

Wie Christus angenommen! Darüber wird nicht mehr diskutiert. Das wird akzeptiert!<br />

So kann Einheit und <strong>Eintr</strong>acht wachsen!<br />

Kennzeichen: Jesus gemäß<br />

Kennzeichen: einander wie Christus uns annehmen<br />

3. Kennzeichen: damit die Heiden Gott loben<br />

„... die Heiden aber sollen Gott loben...“


Und jetzt wird von Mose an über die Psalmen argumentiert, dass es bei dieser ganzen<br />

Ansage zur Einheit überhaupt nicht um einen Selbstzweck geht.<br />

Etwa: dass alles harmonisch und leise verläuft, dass alle sich wohlfühlen und es uns gut geht<br />

dabei, dass wir nach außen ein glaubwürdiges Bild abgeben: seht sie haben einander so<br />

lieb!<br />

Was für ein Wunschdenken wird hineinproduziert in die Gemeinde. Was wird von außen<br />

alles erwartet. Die größten Erwartungen kommen immer von denen, die uns doch nur<br />

skeptisch gegenüber stehen. Die keinen Finger rühren, um Einheit zu schaffen.<br />

Ich fühle mich ehrlich gesagt oft missbraucht von denen, die ihre Erwartungen kundtun.<br />

Die Einheit ist nicht ein Einheits-Wunschdenken.<br />

Die Einheit folgt den Wünschen Gottes: damit die Heiden Gott loben!<br />

Damit die Noch-Heiden anfangen, sich zu freuen an Gott!<br />

Damit die nicht vom Glauben erfüllten und durchdrungenen Menschen erfasst werden vom<br />

Adventslicht der Freude! Das ist der Grund.<br />

In der Theologie nennt man diesen Prozess „Mission“!<br />

Mission ist: Einladen zum Gotteslob. Einladen zur Gotteshoffnung.<br />

Jede Selbstgenügsamkeit ist der Tod der Gemeinde.<br />

Wir müssen nichts tun, um unsere Gemeinde zu ruinieren. Wir müssen nur so weitermachen<br />

in unserer Selbstgenügsamkeit und in unserer überhöhten Erwartung, die wir an andere<br />

stellen!<br />

Wer nicht missioniert der stirbt - als Christ, als Gemeinde.<br />

Und wer andere einlädt zur Hoffnung, der lebt und wird eine vorher nicht gekannte<br />

Gemeinschaft erleben.<br />

Unser Predigttext schließt heute mit einem sehr gewichtigen Segen.<br />

Warum? Weil Paulus weiß, was er mit diesem Text und seinem Anspruch aufgerissen hat.<br />

Die einen werden sich im Widerspruch verabschieden, die anderen werden in Depression<br />

verfallen. Ich will ehrlich gestehen, dass ich angesichts der Wirklichkeit unserer und anderer<br />

Gemeinden, in die ich Einblick habe, nur noch eines brauche: Trost, Trost, Trost!<br />

Und den bekommen wir:<br />

„Der Gott der Hoffnung aber<br />

erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben,<br />

dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung<br />

durch die Kraft des heiligen Geistes.“<br />

Dies muss man nicht mehr auslegen. Dies kann man sich nur vorsagen, zusagen und<br />

zuschenken lassen – wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk.<br />

Amen.


Meditation<br />

die Welt ist zerrissen<br />

du aber Gemeinde<br />

lerne von Jesus<br />

lebe ihm gemäß<br />

die Einheit<br />

die Gemeinde ist gespalten<br />

du aber Christ<br />

nehme den anderen an<br />

wie du selber von Jesus<br />

voll angenommen bist<br />

die Welt ist verloren<br />

du aber Gemeinde<br />

nehme die anderen mit<br />

zum Lob Gottes<br />

das allein Rettung dir bringt

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