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Soziale Mobilität - Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät

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<strong>Soziale</strong> <strong>Mobilität</strong> 5<br />

mit dem Übergang in die 80er Jahre wieder<br />

zum Stillstand zu kommen scheint (vgl. Geißler<br />

1996; Vester et al. 1992), brachte jedoch<br />

für ausländische Arbeitnehmer nur wenig verbesserte<br />

Aufstiegschancen mit sich: Auch aus<br />

der zweiten Ausländergeneration sind in den<br />

80er Jahren noch mehr als die Hälfte als unoder<br />

angelernte Arbeiter beschäftigt, während<br />

dies nur auf etwa ein Fünftel der gleichaltrigen<br />

Deutschen zutrifft. Schon fast die Hälfte<br />

der deutschen Erwerbstätigen (bis zum Alter<br />

von 25 Jahren) befindet sich dagegen in Angestelltenpositionen;<br />

bei der zweiten Ausländergeneration<br />

beträgt diese Quote jedoch nur<br />

r<strong>und</strong> 20% (Seifert 1995: 149).<br />

In der westdeutschen Bevölkerung hat die<br />

Bildungsexpansion auch zu einem tendenziellen<br />

Rückgang des Einflusses der sozialen<br />

Herkunft auf Bildungslaufbahnen <strong>und</strong> -abschlüsse<br />

<strong>und</strong> insofern zu etwas mehr Chancengleichheit<br />

im Bildungsbereich geführt<br />

(vgl. Henz/Maas 1995; Müller/Haun 1994; für<br />

einen europäischen Vergleich siehe: Müller<br />

u.a. 1997). Strittig ist jedoch, inwieweit sich<br />

dies auch in einer größeren Chancengleichheit<br />

beim Berufseintritt <strong>und</strong> in den Berufslaufbahnen,<br />

also im Erwerbsbereich, ausdrückt. International<br />

vergleichende Untersuchungen zeigen<br />

zudem, daß das Muster intergenerationeller<br />

<strong>Mobilität</strong> in der B<strong>und</strong>esrepublik in einigen<br />

Punkten deutlich von dem anderer westlicher<br />

Gesellschaften abweicht: Vor allem die in<br />

Deutschland seit dem frühen 20. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

besonders scharf gezogene „Kragenlinie“ zwischen<br />

Arbeitern <strong>und</strong> Angestellten <strong>und</strong> die hohe<br />

Statusvererbung in der Beamtenschaft hat<br />

hier – zumindest bis in die 70er Jahre hinein –<br />

zu einer vergleichsweise geringeren intergenerationellen<br />

<strong>Mobilität</strong> geführt (vgl. Müller<br />

1986).<br />

Im Unterschied zur B<strong>und</strong>esrepublik wiesen<br />

in der DDR insbesondere die sog.<br />

„Dienstklassen“ <strong>und</strong> die Selbständigen deutlich<br />

geringere Chancen der Positionsvererbung<br />

auf, was auf umfangreiche Abstiegsprozesse<br />

hinweist. Häufiger waren demgegenüber<br />

die intergenerationellen Aufstiege<br />

aus der geringer qualifizierten Arbeiterschaft.<br />

Für die Söhne von Facharbeitern erweist sich<br />

jedoch überraschenderweise die B<strong>und</strong>esrepublik<br />

als die „offenere“ Gesellschaft: Während<br />

in der DDR fast 60% der Facharbeitersöhne<br />

wiederum Facharbeiter wurden <strong>und</strong> nur etwa<br />

11% einen Aufstieg in die „obere Dienstklasse“<br />

erreichten, schafften dies in Westdeutschland<br />

etwa 17%, <strong>und</strong> lediglich 40% wurden erneut<br />

Facharbeiter (vgl. Mayer/Solga 1994).<br />

Im historischen Rückblick zeigt sich dabei<br />

in den beiden deutschen Staaten eine deutliche<br />

Auseinanderentwicklung der<br />

<strong>Mobilität</strong>smuster: Zwar hatte zunächst auch in<br />

der DDR die sog. „Aufbaugeneration“ der um<br />

1930 Geborenen besonders viele <strong>und</strong> gute<br />

Chancen des sozialen Aufstiegs. Zumindest<br />

bis zum Mauerbau trugen dazu auch die<br />

hohen Abwanderungsraten hochqualifizierter<br />

Personen nach Westdeutschland bei. Die<br />

folgenden Geburtsjahrgänge, insbesondere die<br />

um 1960 <strong>und</strong> danach Geborenen, fanden dann<br />

jedoch erheblich verschlechterte Aufstiegschancen<br />

vor: „Die Kinder der Intelligenz<br />

hatten elfmal beziehungsweise fünfzehnmal<br />

bessere Chancen als die Kinder von<br />

Facharbeitern beziehungsweise von un- <strong>und</strong><br />

angelernten Arbeitern <strong>und</strong><br />

Genossenschaftsbauern. Das heißt, daß sich<br />

diese relativen Chancen im Vergleich zur<br />

Aufbaugeneration um das Fünffache verschlechterten.“<br />

(Mayer/Solga 1994: 203f.; vgl.<br />

Solga 1995). Auf eine wachsende „Schließung“<br />

<strong>und</strong> eine zunehmende Selbstreproduktion<br />

einer „sozialistischen Dienstklasse“ deutet<br />

auch hin, daß z.B. um 1970 noch 75-82% der<br />

Angehörigen von DDR-Führungsschichten<br />

(Betriebsleiter, Staatsanwälte, Richter, Offiziere)<br />

der in der DDR ja sehr weit gefaßten<br />

„Arbeiterklasse“ entstammten, gegen Ende<br />

der 80er Jahre diese Quoten jedoch auf 64-<br />

76% gesunken waren (vgl. Geißler 1996:<br />

240ff.). Verstärkt wurde diese Blockade von<br />

Aufstiegskanälen in der DDR, mit der sich<br />

vor allem die jüngeren Generationen konfrontiert<br />

sahen, schließlich noch durch den politisch<br />

gesteuerten Ausleseprozeß.<br />

2.3 Intragenerationelle <strong>Mobilität</strong> in der<br />

BRD<br />

Konzentriert man sich auf die intragenerationelle<br />

<strong>Mobilität</strong> zwischen Berufseintrittspositionen<br />

<strong>und</strong> später erreichten Positionen,

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