Soziale Mobilität - Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
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<strong>Soziale</strong> <strong>Mobilität</strong> 7<br />
des Abstiegs vom betriebsspezifischen in den<br />
unstrukturierten Arbeitsmarkt ausgesetzt sind.<br />
Dies bedeutet auch, daß ihre Zugehörigkeit zu<br />
dem in der Regel mit besseren Einkommenschancen<br />
<strong>und</strong> Arbeitsbedingungen verb<strong>und</strong>enen,<br />
betriebsspezifischen Arbeitsmarktsegment<br />
mit einer Quote von 55% deutlich instabiler<br />
ist als bei den deutschen Arbeitnehmern,<br />
von denen sich auch nach 5 Jahren mehr als<br />
vier Fünftel noch immer (oder wieder) dort<br />
befinden.<br />
Tabelle 1:<br />
<strong>Mobilität</strong> zwischen Arbeitsmarktsegmenten<br />
in Westdeutschland,<br />
1984-1989 (Abstromquoten)<br />
1989<br />
1984<br />
Unstrukturierter<br />
Arbeitsmarkt<br />
Fachspezifischer<br />
Arbeitsmarkt<br />
Betriebsspezifischer<br />
Arbeitsmarkt<br />
Deutsche<br />
Unstrukturierter<br />
Arbeitsmarkt 52 25 23<br />
Fachspezifischer<br />
9 72 19<br />
Arbeitsmarkt<br />
Betriebsspezifischer<br />
6 13 81<br />
Arbeitsmarkt<br />
Ausländer<br />
Unstrukturierter<br />
Arbeitsmarkt 64 12 24<br />
Fachspezifischer<br />
16 71 12<br />
Arbeitsmarkt<br />
Betriebsspezifischer<br />
Arbeitsmarkt<br />
30 15 55<br />
Quelle: Seifert 1995: 199<br />
2.4 Berufs- <strong>und</strong> Erwerbsmobilität in der<br />
DDR <strong>und</strong> im Transformationsprozeß<br />
Entgegen der Vorstellung von einer starren<br />
„Regulierung“ von Berufslaufbahnen war<br />
auch in der DDR die intragenerationelle Berufs-<br />
<strong>und</strong> Erwerbsmobilität keineswegs unerheblich<br />
(vgl. Huinink u.a. 1995: 112ff.): Nach<br />
Ergebnissen von Lebenslaufuntersuchungen<br />
wiesen z.B. Frauen bis zum Alter von 28 Jahren<br />
im Durchschnitt 2,7 „Erwerbsepisoden“<br />
(Wechsel der beruflichen Tätigkeit <strong>und</strong> des<br />
Betriebes, incl. Erwerbsunterbrechungen) auf;<br />
bei Männern fanden sich 3,2 (Geburtsjahrgänge<br />
1929-31) bis 2,3 (Geburtsjahrgänge<br />
1959-61) Episoden. Betrachtet man die berufliche<br />
<strong>Mobilität</strong> i.e.S. (Wechsel des Berufsfeldes<br />
<strong>und</strong>/oder der Betriebe), so sind von den<br />
ältesten bis zu den jüngsten Kohorten für<br />
Männer <strong>und</strong> Frauen sinkende Raten der beruflichen<br />
<strong>Mobilität</strong> bei gleichzeitig zurückgehenden<br />
beruflichen Aufstiegsraten festzustellen.<br />
Eine gegenläufige Tendenz weisen die<br />
innerbetrieblichen Wechsel auf, wobei sich in<br />
der Abfolge der Geburtsjahrgänge keine gravierenden<br />
Veränderungen in den Auf- <strong>und</strong><br />
Abstiegen, jedoch eine deutliche Zunahme<br />
der „horizontalen“ <strong>Mobilität</strong> innerhalb der<br />
Betriebe nachzeichnen lassen. Diese Forschungsergebnisse<br />
fügen sich ein in das schon<br />
anhand der intergenerationellen <strong>Mobilität</strong><br />
skizzierte Bild von der DDR als einer zunehmend<br />
immobiler werdenden Gesellschaft, in<br />
der vor allem die jüngeren Generationen immer<br />
geringere Chancen des beruflichen Aufstiegs<br />
vorfanden. Die hohen <strong>und</strong> sogar steigenden<br />
Raten innerbetrieblicher <strong>Mobilität</strong><br />
verweisen zugleich auf die für das Leben in<br />
der DDR besonders auffällige Zentralität des<br />
„Betriebes“, an den ja nicht nur vielfältige<br />
„soziale Leistungen“, sondern auch eine Vielzahl<br />
informeller Tauschnetze, die die Mängel<br />
einer „sozialistischen Planwirtschaft“ kompensieren<br />
mußten, gekoppelt waren.<br />
Zusammen mit der ungewöhnlich hohen<br />
Erwerbsbeteiligung der Frauen, aber auch der<br />
Männer hat dies die DDR zu einem exemplarischen<br />
Fall einer „Arbeitsgesellschaft“ gemacht<br />
(vgl. Kohli 1994), die jedoch mit Blick<br />
auf die <strong>Mobilität</strong>sprozesse in ihrer Spätphase<br />
deutliche Anzeichen der „Erstarrung“ aufwies.<br />
Die besondere Bedeutung der Arbeitssphäre<br />
sowie die ideologische Überhöhung<br />
von „Arbeit“ in der „realsozialistischen Arbeitsgesellschaft“<br />
DDR macht verständlich,<br />
warum die deutsche Vereinigung <strong>und</strong> der damit<br />
einhergehende, extrem beschleunigte<br />
Strukturwandel im Beschäftigungssystem<br />
vielfach zu ausgeprägten Statusunsicherheiten<br />
geführt haben: Verwendet man auf der Datengr<strong>und</strong>lage<br />
des sog. „Sozio-ökonomischen Panels“<br />
zur Nachzeichnung kurzfristiger Mobili-