Leitfaden für Winterhilfe- Aufnahmen - FÖD Sozialeingliederung
Leitfaden für Winterhilfe- Aufnahmen - FÖD Sozialeingliederung
Leitfaden für Winterhilfe- Aufnahmen - FÖD Sozialeingliederung
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Foto: Anne de Graaf<br />
<strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>Winterhilfe</strong>-<br />
<strong>Aufnahmen</strong>
Einleitung<br />
Bei der Aufnahme von Obdachlosen im Winter handelt es sich vor<br />
allem um eine lokale Befugnis. An vielen Orten unseres Landes<br />
erhalten Obdachlose dank des Einsatzes und der Hilfe von lokalen<br />
Behörden, Freiwilligen, Einrichtungen und Unternehmen und<br />
durch die Unterstützung der Regionen und der föderalen Dienste<br />
einen warmen Schlafplatz.<br />
Nach meiner Eidesleistung als Staatssekretärin <strong>für</strong> Soziale Eingliederung und Armutsbekämpfung<br />
am 6. Dezember 2011 bin ich mir bei einer Kältewelle in der Brüsseler Region<br />
der Bedeutung der Notaufnahme von Obdachlosen bewusst geworden. Der Winter 2011-<br />
2012 hat zusätzliche Anstrengungen erforderlich gemacht.<br />
Die Erfahrungen und Feststellungen, die ich im Winter 2011-2012 gemacht habe, haben<br />
mich davon überzeugt, dass die <strong>Winterhilfe</strong>-Aufnahme in unserem Land an einigen Orten<br />
noch verbessert werden kann, wenn Personen und Dienste ihre diesbezüglichen Erfahrungen<br />
austauschen. Daher habe ich beschlossen, einen <strong>Leitfaden</strong> <strong>für</strong> <strong>Winterhilfe</strong>-<strong>Aufnahmen</strong><br />
zu erstellen, der Nachahmungswertes, allgemeine Empfehlungen und praktische Tipps enthält.<br />
Ich möchte mich jedoch nicht auf diesen <strong>Leitfaden</strong> beschränken: Im föderalen Regierungsabkommen<br />
ist ein Zusammenarbeitsabkommen zwischen den Regionen im Hinblick auf<br />
eine optimierte Aufnahme der Obdachlosen vorgesehen, durch das es zu einer effizienteren<br />
Verteilung der Aufgaben und Verantwortlichkeiten je nach Befugnisebene und zu einer<br />
verstärkten Konzertierung und Zusammenarbeit kommen soll. Nach diesem Winter<br />
werde ich die <strong>für</strong> die Ausarbeitung dieses Abkommens erforderlichen Maßnahmen in die<br />
Wege leiten.<br />
Der Gedanke daran, dass Menschen jeden Tag - Winter oder Sommer - unter prekären<br />
Umständen leben müssen, ist unerträglich. Daher kann es sich bei der <strong>Winterhilfe</strong><br />
Aufnahme nur um eine vorübergehende Maßnahme handeln. Wir müssen uns um nachhaltige<br />
Lösungen bemühen, zum Beispiel indem wir feste Unterkünfte, psycho-soziale und<br />
medizinische Betreuung vorschlagen, und alles daran setzen, die betroffenen Personen in<br />
unsere Gesellschaft zu integrieren.<br />
Ich danke allen lokalen Behörden, allen Einrichtungen und den Regionen <strong>für</strong> ihren großen<br />
Einsatz bei der Organisation der <strong>Winterhilfe</strong>-<strong>Aufnahmen</strong>.<br />
Maggie De Block<br />
Staatssekretärin <strong>für</strong> Soziale Eingliederung und Armutsbekämpfung<br />
1
Inhaltsangabe<br />
Einleitung 1<br />
1. Arbeitsmethode 5<br />
2. Zweckmäßigkeit des <strong>Leitfaden</strong>s 6<br />
3. Sieben Eckpunkte 8<br />
3.1 Organisation 8<br />
3.2 Gebäude 10<br />
3.2.1 Lösungsansätze 11<br />
3.2.2 Nutzvorrichtungen 11<br />
3.3 Transport 15<br />
3.4 Verpflegung (Nahrungsmittel und Getränke), Decken, Kleidung, usw. 16<br />
3.5 Begrenzung der Belästigung 19<br />
3.6 Registrierung 21<br />
3.7 Begleitung 22<br />
4. Konzertierung und Partnerschaften 25<br />
4.1 Optimierung der Aufnahme durch mehr Konzertierung 25<br />
4.2 Optimierung der Aufnahme durch Partnerschaften 26<br />
5. Schlussfolgerung 28<br />
3
1<br />
Arbeitsmethode<br />
• In Zusammenarbeit mit dem Hilfsdienst ‘SAMUsocial’ und allen betroffenen Partnern<br />
ist eine Bewertung der Aufnahme Obdachloser in Brüssel im Winter 2011-2012<br />
vorgenommen worden.<br />
• Fünf große Städte, die <strong>für</strong> die Aufnahme von Obdachlosen im Rahmen der <strong>Winterhilfe</strong><br />
eine finanzielle Unterstützung seitens der Staatssekretärin erhalten, wurden<br />
befragt:<br />
- zur Organisation der <strong>Winterhilfe</strong>-Aufnahme,<br />
- zu den Gebäuden,<br />
- zum Transport,<br />
- zur Verpflegung,<br />
- zur Begrenzung der Belästigung,<br />
- zur Registrierung,<br />
- zur Begleitung.<br />
Die Ergebnisse dieser Befragung werden <strong>für</strong> jeden dieser Punkte als Beispiele angeführt.<br />
• Über diesen <strong>Leitfaden</strong> ist in der Arbeitsgruppe ‘Obdachlosigkeit’ der Interministeriellen<br />
Konferenz ‘Eingliederung in die Gesellschaft’ beraten worden.<br />
• Der <strong>Leitfaden</strong> umfasst drei Kapitel:<br />
1. Zweckmäßigkeit des <strong>Leitfaden</strong>s,<br />
2. Sieben Eckpunkte einer erfolgreichen <strong>Winterhilfe</strong>-Aufnahme nach einer von<br />
der Basis ausgehenden sogenannten Botttom-up-Vorgehensweise,<br />
3. Notwendigkeit verschiedener Partnerschaften und Konzertierungsformen.<br />
Foto: Anne de Graaf<br />
5
2<br />
Zweckmäßigkeit des <strong>Leitfaden</strong>s<br />
In vielen Städten unseres Landes hat sich die Anzahl Obdachloser,<br />
die im Winter einen Aufnahmeplatz benötigen, drastisch erhöht,<br />
und im ganzen Land haben lokale Behörden große oder kleinere<br />
Probleme, die <strong>Winterhilfe</strong>-Aufnahme zu organisieren.<br />
Jedes Jahr erhalten die fünf großen Städte Antwerpen, Lüttich, Gent, Charleroi und Brüssel<br />
eine finanzielle Unterstützung seitens des Staatssekretärs <strong>für</strong> Soziale Eingliederung und<br />
Armutsbekämpfung. Für Brüssel hat sich diese Unterstützung im Winter 2011-2012 als<br />
unzureichend erwiesen und auch in anderen Städten sind noch bestimmte Probleme<br />
aufgetreten.<br />
Brüssel unterscheidet sich von den anderen Städten durch die hohe Anzahl Obdachloser,<br />
die dort leben. In den kalten Monaten Januar, Februar und März 2012 war es notwendig,<br />
die Aufnahmekapazität der Stadt zu erhöhen. In Konzertierung mit der Gemeinsamen<br />
Gemeinschaftskommission hat Maggi De Block, Staatssekretärin <strong>für</strong> Soziale Eingliederung<br />
und Armutsbekämpfung, Maßnahmen ergriffen, damit jede Person, die es wünschte, auch<br />
einen Aufnahmeplatz erhielt. Mit der Hilfe verschiedener Partner wie der Armee und<br />
dem Roten Kreuz konnten die Probleme schnell gelöst werden.<br />
Dieser <strong>Leitfaden</strong> soll<br />
den Behörden großer<br />
und kleiner Städte<br />
Empfehlungen und<br />
Tipps zur Unterstützung<br />
der Ausarbeitung<br />
und Durchführung ihres<br />
<strong>Winterhilfe</strong>-Plans geben.<br />
Anlässlich ihrer Besuche von ÖSHZ und Verbänden zur<br />
Armutsbekämpfung hat die Staatssekretärin festgestellt,<br />
dass die <strong>Winterhilfe</strong>-Aufnahme in verschiedenen Städten<br />
und Gemeinden unterschiedlich organisiert wird. Dabei<br />
umfasst jedes Projekt eigene Maßnahmen der guten<br />
Praxis, die <strong>für</strong> andere nützlich sein könnten. Es war<br />
also logisch, einen <strong>Leitfaden</strong> zu verfassen, in dem alle<br />
Partner im Bereich der Aufnahme Obdachloser sich<br />
über die Erfahrungen anderer informieren können, um<br />
sie gegebenenfalls in ihren eigenen <strong>Winterhilfe</strong> Plan<br />
aufzunehmen.<br />
Der vorliegende <strong>Leitfaden</strong> richtet sich an alle lokalen Behörden, Dienste und Verbände,<br />
die <strong>für</strong> die Aufnahme Obdachloser zuständig sind, jedoch auch an die Regionen, die eine<br />
unterstützende Rolle einnehmen können, und schließlich an die föderale Ebene, der in<br />
Zukunft vor allem eine koordinierende Rolle zukommen wird.<br />
Dieser <strong>Leitfaden</strong> soll den Behörden großer und kleiner Städte Empfehlungen und Tipps<br />
zur Unterstützung der Ausarbeitung und Durchführung ihres <strong>Winterhilfe</strong>-Plans geben.<br />
Dabei geht es nicht darum, eine erschöpfende Auflistung zur Verfügung zu stellen, sondern<br />
vielmehr darum, gute Ideen einzubringen oder anzuregen.<br />
Die <strong>Winterhilfe</strong> in<br />
unserem Land im<br />
Interesse der Personen,<br />
die darauf angewiesen<br />
sind, noch zu verbessern.<br />
Eine dieser Empfehlungen betrifft die Organisation einer<br />
Konzertierung und eine bessere Strukturierung der<br />
Aufnahme. Die lokalen Behörden wählen ihre Partner<br />
natürlich selbst aus. Dieser <strong>Leitfaden</strong> umreißt lediglich<br />
die <strong>Winterhilfe</strong>-Aufnahme und enthält einige bewährte<br />
Beispiele.<br />
Angesichts der Tatsache, dass der Kontext der Aufnahme sich stets verändert, handelt<br />
es sich bei vorliegendem <strong>Leitfaden</strong> nicht um einen Einsatzplan. Auf der Grundlage dieses<br />
<strong>Leitfaden</strong>s ist eine Checkliste, die praktische Aspekte umfasst, erstellt worden. Diese<br />
Checkliste kann beim Kabinett der Staatssekretärin <strong>für</strong> Soziale Eingliederung und<br />
Armutsbekämpfung beantragt werden. Die Staatssekretärin stellt auch sicher, dass diese<br />
Liste nach jedem Winter fortgeschrieben wird und auf dem aktuellsten Stand bleibt.<br />
Endziel dieses <strong>Leitfaden</strong>s ist es, die <strong>Winterhilfe</strong> in unserem Land im Interesse der Personen,<br />
die darauf angewiesen sind, noch zu verbessern.<br />
6 7
3<br />
Sieben Eckpunkte<br />
In den fünf größten Städten wurde Kontakt mit den <strong>für</strong> die <strong>Winterhilfe</strong>-Aufnahme<br />
verantwortlichen Organisationen aufgenommen,<br />
um sie über ihre Vorgehensweise mit Bezug auf folgende wichtige<br />
Bereiche zu befragen: Organisation, Gebäude, Transport, Verpflegung,<br />
Registrierung, Begrenzung der Belästigung und Begleitung. In<br />
diesem <strong>Leitfaden</strong> soll keinesfalls ein Werturteil über die mitgeteilten<br />
Vorgehensweisen abgegeben werden, bestimmte festgestellte Unterschiede<br />
sind jedoch Anzeichen da<strong>für</strong>, dass eine Koordinierung und<br />
Konzertierung sowohl auf lokaler als auch auf regionaler Ebene<br />
von großem Nutzen wären.<br />
3.1 Organisation<br />
Wie bereits gesagt, handelt es sich bei der Organisation der <strong>Winterhilfe</strong>-Aufnahme <strong>für</strong><br />
Obdachlose um eine lokale Befugnis. Wie sie organisiert wird, hängt also auch von den<br />
Gegebenheiten in den jeweiligen Gemeinden oder Städten ab. Es gibt jedoch einige gemeinsame<br />
Anhaltspunkte, die den lokalen Behörden bei der Organisation der Aufnahme<br />
von Nutzen sein können:<br />
Eigene Verwaltung<br />
• Das Gemeindekollegium bestimmt selbst, welche Bedürfnisse vorliegen und wie darauf<br />
zu reagieren ist. Im Hinblick auf eine wohlüberlegte Vorgehensweise empfehlen sich<br />
Beratungen mit Armuts- und Obdachlosenverbänden.<br />
• Im Auftrag des Gemeindekollegiums führt das ÖSHZ die <strong>Winterhilfe</strong>-Aufnahme durch.<br />
Auch hier empfiehlt sich eine Beratung mit den verschiedenen existierenden Verbänden.<br />
Externe Verwaltung<br />
• Eine lokale Behörde kann auch beschließen, die Aufnahme von einer Organisation<br />
mit großer diesbezüglicher Erfahrung durchführen zu lassen. So können die Zentren<br />
<strong>für</strong> allgemeine Sozialhilfe (ZAS), VoGs oder andere bestehende Initiativen, die während<br />
des Jahres <strong>für</strong> die Aufnahme Obdachloser sorgen, kontaktiert werden, um die<br />
zusätzlichen <strong>Aufnahmen</strong> im Winter finanziell und/oder materiell zu unterstützen.<br />
Foto: Anne de Graaf<br />
Organisation<br />
8
Tipp: In Brüssel setzt SAMUsocial Praktikantinnen aus verschiedenen Fachhochschulen<br />
(Sozial- und Gesundheitswesen u.ä.) in den normalen und <strong>Winterhilfe</strong>auffangstellen ein. Diese<br />
Beteiligung ermutigt auch andere Leute, sich <strong>für</strong> derart notwendige Aufgaben zu engagieren.<br />
Aus der Befragung der fünf großen Städte mit Bezug auf die Organisation der Aufnahme<br />
geht Folgendes hervor:<br />
Charleroi und Lüttich: In sieben wallonischen Städten wird die Aufnahme von<br />
Obdachlosen durch eine ‘Soziale Anlaufstelle’ koordiniert. Dabei handelt es sich<br />
um ein Netzwerk öffentlicher und privater Partner, die im Bereich der Sozialhilfe<br />
<strong>für</strong> Obdachlose tätig sind. Diese Stellen werden finanziell von der Wallonischen<br />
Region unterstützt.<br />
Gent: Das Zentrum <strong>für</strong> allgemeine Sozialhilfe Artevelde (CAW Artevelde) und das<br />
Haus ‘Huize Triest’ (eine VoG der ‘Broeders van Liefde’) arbeiten als feste Partner,<br />
die auch das ganze Jahr über Nachtunterkünfte zur Verfügung stellen.<br />
Antwerpen: Das ÖSHZ und die Stadt organisieren gemeinsam die <strong>Winterhilfe</strong> <strong>für</strong><br />
Obdachlose. Das Zentrum <strong>für</strong> allgemeine Sozialhilfe (ZAS) sorgt <strong>für</strong> eine professionelle<br />
Begleitung in den verschiedenen Unterkünften und wird dabei von<br />
Freiwilligen unterstützt.<br />
Brüssel: Der Hilfsdienst ‘SAMUsocial’ ist sowohl durch die Gemeinsame Gemeinschaftskommission<br />
als auch durch die Staatssekretärin mit der <strong>Winterhilfe</strong>-Aufnahme<br />
betraut worden. Dieser Hilfsdienst, Teil einer internationalen VoG, sorgt auch das<br />
ganze Jahr über <strong>für</strong> die Aufnahme von Obdachlosen. Das Brüsseler ÖSHZ hat<br />
im vorigen Jahr ein Gebäude erstanden, in dem der SAMUsocial-Hilfsdienst im<br />
Rahmen der <strong>Winterhilfe</strong>-Aufnahme mit der finanziellen Unterstützung durch die<br />
Gemeinsame Gemeinschaftskommission <strong>für</strong> den Winter 400 Aufnahmeplätze<br />
eingerichtet hat. Das ÖSHZ hat den SAMUsocial-Hilfsdienst auch bei den Vorbereitungen<br />
des Gebäudes des Landesamtes <strong>für</strong> Arbeitsbeschaffung (LAAB) unterstützt,<br />
zum Beispiel, was den Brandschutz, die Reinigung, usw. betrifft. Außerdem ist das<br />
ÖSHZ ständig in Kontakt mit dem SAMUsocial-Hilfsdienst, um die Obdachlosen zu<br />
betreuen und gemeinsam nach Lösungen <strong>für</strong> ihre Situation zu suchen.<br />
3.2 Gebäude<br />
Es liegt auf der Hand, dass man <strong>für</strong> die Anbietung eines warmen Schlafplatzes über ein<br />
geeignetes Gebäude verfügen können muss. Wenn die lokale Behörde der Ansicht ist,<br />
dass die Aufnahme von Obdachlosen im Winter gewährleistet werden muss, sollte sie<br />
sich zeitig nach einem passenden Gebäude umsehen.<br />
3.2.1 Lösungsansätze<br />
Zunächst sollte überprüft werden, ob die unterschiedlichen Behörden nicht selbst über<br />
passende Gebäude verfügen, und zwar:<br />
• unter den Kasernen der Armee, die vom Minister der Landesverteidigung zur Verfügung<br />
gestellt werden,<br />
• unter den Kasernen der lokalen Feuerwehr oder den leerstehenden Gebäuden der<br />
Polizei,<br />
• unter den Gebäuden verschiedener Verwaltungen, die im Winter <strong>für</strong> die Aufnahme<br />
Obdachloser benutzt werden könnten,<br />
• unter den Gebäuden im Besitz der Gebäuderegie.<br />
Außerdem verfügt jede Stadt über leerstehende Gebäude, die bis zu ihrer Renovierung<br />
<strong>für</strong> die Aufnahme Obdachloser in Frage kämen. Ein aktualisiertes Verzeichnis solcher Gebäude,<br />
über die Gemeinde und Städte im Allgemeinen verfügen, würde die Suche erheblich<br />
erleichtern. Am besten sollte ein solches Verzeichnis sowieso vorbeugend angelegt werden.<br />
Ist auf diesem Wege kein Gebäude zu finden, können private Unternehmer angeschrieben<br />
werden, um zu erfahren, ob sie nicht im Besitz leerstehender Gebäude sind.<br />
Tipp: Bestimmte Arbeitslose möchten sich nicht von ihrem Hund trennen. In den meisten Gebäuden<br />
sind Tiere jedoch nicht zugelassen. In diesen Fällen können Obdachlose auch an Organisationen<br />
verwiesen werden, die Hunde akzeptieren, wie das zum Beispiel in der Prinz-Laurent-Stiftung der<br />
Fall ist.<br />
3.2.2. Nutzvorrichtungen<br />
Bei der Suche nach einem passenden Gebäude müssen folgende Aspekte unbedingt<br />
überprüft werden:<br />
Brandschutz und allgemeine Sicherheit<br />
Besuch der Feuerwehr vor Ort zur Begutachtung von unter anderem:<br />
• Feuerlöschern,<br />
• Rauchmeldern,<br />
• Räumungswegen,<br />
• usw.<br />
Elektrizität<br />
• Für die Elektroinstallationen ist eine Konformitätsbescheinigung erforderlich.<br />
Tipp: Sichtbare Steckdosen in den Zimmern sollten vermieden werden; sie sollten nur in den<br />
Büros des Betreuungspersonals angebracht sein.<br />
Wasser<br />
• Weist die Wasserleitung undichte Stellen auf (insbesondere in Gebäuden, die schon<br />
lange leer stehen)?<br />
• Gibt es einen Warmwasseranschluss?<br />
10 11
Tipp: Der Warmwasseranschluss muss angemessen geregelt werden, da manche Obdachlose<br />
nicht mehr mit dem Gebrauch von warmem Wasser vertraut sind.<br />
Heizung<br />
• Ist die Anlage in einem guten Zustand?<br />
• Wird mit Gas oder Heizöl geheizt? Wie hoch sind die möglichen Kosten?<br />
• Sehr kalte Gebäude, die lange leer stehen, sollten mit Heizkanonen schnell gewärmt<br />
werden.<br />
Tipp: Sehr kalte Gebäude mit Heizkanonen schnell wärmen. Der Zivilschutz verfügt über<br />
Kerosen-Kanonen, die jedoch nicht ständig einsatzbereit sind und nicht benutzt werden<br />
dürfen, wenn Menschen in den Räumlichkeiten anwesend sind. Elektro-Heizkanonen<br />
hingegen dürfen in der Anwesenheit von Personen benutzt werden, wärmen schnell und<br />
können gegebenenfalls bei einem Privatunternehmen gemietet werden.<br />
Sanitäranlagen<br />
• Funktionieren die Anlagen? Gibt es Verstopfungen, undichte Stellen?<br />
• Sind Duschen vorhanden?<br />
Tipp: Gegebenenfalls können mobile Duschen installiert werden.<br />
Zugänglichkeit<br />
• Das Gebäude liegt in der Nähe des Stadtzentrums und ist mit den öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln erreichbar.<br />
• Das Gebäude liegt zwar außerhalb des Stadtzentrums, ist jedoch mit den öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln erreichbar.<br />
• Das Gebäude liegt außerhalb des Stadtzentrums und es gibt einen eigens bis zum<br />
Aufnahmeort organisierten Transportdienst.<br />
Idealerweise sollte das Gebäude auch mit einer Küche <strong>für</strong> die Zubereitung der Mahlzeiten<br />
und mit getrennten Räumlichkeiten <strong>für</strong> die Betreuer ausgestattet sein. Jede Gemeinde, die<br />
<strong>Aufnahmen</strong> vorsieht, muss verschiedene Instanzen kontaktieren, um sicherzustellen, dass<br />
das Gebäude den vorerwähnten Anforderungen genügt.<br />
Aus der Befragung der fünf vorerwähnten Städte mit Bezug auf die Suche nach einem<br />
geeigneten Gebäude geht Folgendes hervor:<br />
Charleroi: Die Soziale Anlaufstelle ist <strong>für</strong> die Vernetzung der zu organisierenden<br />
<strong>Winterhilfe</strong>-Aufnahme verantwortlich. Die teilnehmenden Akteure haben aber<br />
auch Schwierigkeiten, Aufnahmeplätze <strong>für</strong> den Winter zu finden. Drei Gebäude<br />
werden zusätzlich eingesetzt: ein Gebäude einer Organisation, die das ganz Jahr über<br />
Obdachlose aufnimmt, und zwei Gebäude, die von der Gemeinde zur Verfügung<br />
gestellt werden. Die Soziale Anlaufstelle würde gerne längerfristig über letztes<br />
Gebäude verfügen können, um in der Zukunft Engpässe zu vermeiden.<br />
Foto: Anne de Graaf<br />
Gebäude<br />
<br />
12 13
Gent: Die Stadt Gent stellt unentgeltlich einen Flügel der alten Feuerwehrkaserne<br />
<strong>für</strong> die <strong>Winterhilfe</strong>-Aufnahme zur Verfügung und übernimmt die mit den Nutzvorrichtungen<br />
verbundenen Kosten. Das Genter ÖSHZ überträgt die Verwaltung<br />
an das Zentrum <strong>für</strong> allgemeine Sozialhilfe Artevelde (ZAS Artevelde). Während<br />
der <strong>Winterhilfe</strong>-Aufnahme steht das ‘Huize Triest’ an allen Tagen offen (während<br />
es normalerweise nur an 4 von 7 Tagen Obdachlose aufnimmt). Das Haus sieht<br />
ebenfalls zusätzliche Betten <strong>für</strong> die Winterperiode vor. Während die VoG der<br />
‘Broeders van Liefde’ das Gebäude zur Verfügung stellt und die Betriebskosten<br />
zahlt, übernehmen das Genter ÖSHZ und die Stadt eine Kofinanzierung. Ab April<br />
2013 wird die vom ZAS während des ganzen Jahres organisierte Aufnahme von<br />
Obdachlosen auf einen Standort konzentriert. Für die <strong>Winterhilfe</strong>-Aufnahme<br />
werden dann getrennte Standorte vorgesehen. Das ‘Huize Triest’ wird weiterhin<br />
in seinem eigenen Gebäude arbeiten.<br />
Lüttich: Die Stadt verfügt über drei Standorte <strong>für</strong> die Aufnahme Obdachloser, die<br />
im Winter durch eine unentgeltlich zur Verfügung gestellte Armeekaserne erweitert<br />
werden.<br />
Antwerpen: Die Stadt greift sowohl auf Hotelbetten als auch auf ein Gebäude der Stadt<br />
zurück. Die Aufnahme in Hotels hat Vorteile (Beispiel: Verpflegung und Reinigung<br />
sind einbegriffen), aber auch Nachteile (Beispiel: mögliche Probleme beim Aufeinandertreffen<br />
von Hotelgästen und Obdachlosen). Solche Initiativen zwischen dem<br />
Privatsektor und einer lokalen Behörde eröffnen jedoch Möglichkeiten. Für die<br />
Aufnahme während des Winters 2012 2013 und der folgenden Jahre wurde der<br />
leerstehende Teil eines Stadtgebäudes gefunden.<br />
Brüssel: Der SAMUsocial-Hilfsdienst gewährleistet das ganze Jahr über eine Aufnahmekapazität<br />
<strong>für</strong> 150 Personen. Im Winter gewähren die Gemeinschaftliche Gemeinschaftskommission<br />
und die Staatssekretärin <strong>für</strong> Soziale Eingliederung und Armutsbekämpfung<br />
eine zusätzliche Unterstützung, die es ermöglicht, im Winter 700<br />
weitere Plätze anzubieten. 400 von der Gemeinschaftskommission und 300 von<br />
der Staatssekretärin. Im Winter 2011-2012 konnte die Staatssekretärin zunächst<br />
über eine Armeekaserne in Bevekom/Beauvechain verfügen, die vom Verteidigungsminister<br />
Pieter de Crem unentgeltlich bereitgestellt wurde. Danach wurde<br />
ein Gebäude des Landesamtes <strong>für</strong> Arbeitsbeschaffung von Monica de Coninck, der<br />
Ministerin der Beschäftigung, zur Verfügung gestellt. Dieses Gebäude kann auch im<br />
Winter 2012-2013 benutzt werden. Der Fortbestand eines Standorts ist vorteilhaft,<br />
weil er den Partnern und Obdachlosen bereits vertraut ist.<br />
3.3 Transport<br />
Entsprechen ein Gebäude und seine Nutzvorrichtung den Anforderungen <strong>für</strong> die Aufnahme<br />
von Obdachlosen, muss <strong>für</strong> deren Beförderung gesorgt werden. Nicht jedes Gebäude<br />
ist zentral gelegen, so dass Obdachlose und Organisatoren der Aufnahme es bequem<br />
erreichen können. Lokale Behörden haben mehrere Optionen:<br />
öffentliche Verkehrsgesellschaften<br />
• Bestehende Transportmittel können auch von Obdachlosen benutzt werden.<br />
In diesem Fall kann die Rückzahlung der Fahrkarten beschlossen werden.<br />
• Verkehrsgesellschaften können auf Anfrage der Organisation, die die Aufnahme<br />
gewährleistet, auch Busse bereitstellen.<br />
öffentliche Unternehmen<br />
• Bestimmte öffentliche Unternehmen verfügen über Busse <strong>für</strong> die Personalbeförderung.<br />
Diese Busse können gegebenenfalls <strong>für</strong> die Beförderung zu den Aufnahmeorten dienen.<br />
Privatunternehmen<br />
• Bestimmte Unternehmen sind bereit, bei der Obdachlosenbeförderung behilflich zu sein.<br />
Gegebenenfalls müssen Materialien (wie Matratzen, Decken, Nahrung, Bekleidung, usw.)<br />
herbeitransportiert werden, die woanders als an die Auffangstelle angeliefert wurden.<br />
Bestimmte Organisatoren der <strong>Winterhilfe</strong>-Aufnahme (Städte oder Organisationen) haben<br />
auch handliche Karten im Taschenformat oder als Informationsheft ausgearbeitet, die<br />
es den Obdachlosen ermöglichen herauszufinden, an wen sie sich wenden können <strong>für</strong><br />
medizinische Hilfe, Kleidung, Mahlzeiten, Unterkünfte, usw.<br />
Aus der Befragung der fünf vorerwähnten Städte mit Bezug auf die Organisation<br />
eines gegebenenfalls erforderlichen Transports geht Folgendes hervor:<br />
Charleroi: Im Rahmen der <strong>Winterhilfe</strong>-Aufnahme sorgen das Belgische Rote Kreuz<br />
und das ÖSHZ <strong>für</strong> die Beförderung von Obdachlosen, die darauf angewiesen sind.<br />
Während der Aufnahmekrise 2011 wurde der Transport gratis gewährleistet. Die<br />
Stadt hofft die diesbezügliche Kommunikation in Zukunft noch zu verbessern.<br />
Gent: Transporte sind nicht erforderlich, da alle Standorte vom Zentrum aus zu Fuß<br />
erreichbar sind.<br />
14 15
Lüttich: Die zusätzlichen Aufnahmeplätze, die in der Armeekaserne zu Verfügung<br />
gestellt werden, befinden sich in der Nähe der ständigen Aufnahmeorte und erfordern<br />
keine weiteren Maßnahmen. Für weiter entfernte Aufnahmeorte, wie den<br />
ständigen Aufnahmeort in Seraing, können die Fahrkarten zurückerstattet werden.<br />
Antwerpen: Befindet sich der Aufnahmeort nicht im Stadtzentrum, bietet das ÖSHZ<br />
die Fahrkarten an. Im Winter 2011-2012 hat die Stadt in Zusammenarbeit mit dem<br />
ZAS (Zentrum <strong>für</strong> allgemeine Sozialhilfe) während drei Wochen einen Busdienst<br />
eingesetzt, um die Personen mit dem Weg zum Aufnahmeort hin vertraut zu<br />
machen. Dieser Busdienst ist nur eingesetzt worden <strong>für</strong> Personen mit prekärem<br />
Aufenthaltsrecht und wurde eingestellt, als das ZAS in Konzertierung mit der<br />
Stadt der Ansicht war, dass die betroffenen Personen ohne Hilfe zum Aufnahmeort<br />
gelangen konnten. Eine solche ‘Outreaching’-Maßnahme ist eine in Betracht zu<br />
ziehende Möglichkeit, um Obdachlose mit dem Ort ihrer Aufnahme vertraut zu<br />
machen.<br />
Brüssel: Auch hier hängt die Notwendigkeit eines Transports von der geographischen<br />
Lage des Gebäudes ab. Mehrere private und öffentliche Partner können am Transport<br />
beteiligt werden. Im Winter 2011-2012 sind Busse der Interkommunalen<br />
Verkehrsgesellschaft Brüssel (STIB) und der föderalen Polizei eingesetzt worden.<br />
Sobald das im Zentrum von Brüssel gelegene Gebäude des LAAB zur Verfügung<br />
stand, waren diese Transportmittel nicht mehr notwendig. Wie verlautet, ist das<br />
Gebäude auch <strong>für</strong> den Winter 2012-2013 erneut verfügbar, wodurch sich der<br />
Transport erübrigt.<br />
3.4 Verpflegung (Nahrungsmittel,<br />
Getränke), Decken, Kleidung, usw.<br />
Um <strong>für</strong> Verpflegung, Decken und Kleidung,… zu sorgen, können verschiedene Partner<br />
zusammenarbeiten.<br />
Überlokale Partner sind Instanzen, die häufig über Erfahrung und Ausrüstung verfügen:<br />
• Rode Kruis Vlaanderen<br />
• Belgisches Rotes Kreuz<br />
• Lebensmittelbanken<br />
• Restos du Coeur<br />
• Armee<br />
• Zivilschutz<br />
• …<br />
Foto: Anne de Graaf<br />
Nahrungsmittel,<br />
Getränke, ...<br />
16
Lokale Partner können auch kontaktiert werden:<br />
• Bäckereien, Metzgereien,…<br />
• Kaufhausketten<br />
Tipp: Es sollte darauf geachtet werden, dass die Nahrungsmittelverteilung gemäß den<br />
Leitlinien der Föderalagentur <strong>für</strong> die Sicherheit der Nahrungsmittelkette stattfindet.<br />
Aus der Befragung der fünf großen Städte mit Bezug auf die Verteilung von Mahlzeiten,<br />
Kleidung, usw. geht Folgendes hervor:<br />
Charleroi: Mehrere Partner beteiligen sich an der Verteilung von Mahlzeiten. Die<br />
Lebensmittelbank ‘Banque alimentaire de Charleroi’, das Rote Kreuz, individuelle<br />
Aktionen über die sozialen Medien, das Restaurant ‘Le Resto du coeur’, das<br />
Zentrum ‘Le Rebond’, usw. bieten alle entweder unentgeltlich oder zu niedrigen<br />
Preisen warme Mahlzeiten oder Suppe an. Diese Verpflegung kann die ganze<br />
Woche über angeboten werden, da manche Organisationen am Wochenende<br />
arbeiten, während andere schließen. Das Rote Kreuz Charleroi stellt auch Kleidung<br />
und Decken zur Verfügung, die unter anderem aus Spenden der Armee und der<br />
Bevölkerung stammen. Sozialarbeiter können auf diesen Vorrat zurückgreifen, um<br />
während ihrer Rundgänge Kleidung und Decken zu verteilen.<br />
Gent: Das ZAS Artevelde bietet im Rahmen der <strong>Winterhilfe</strong>-Aufnahme Abendessen<br />
und Frühstück an, was durch das Genter ÖSHZ finanziert wird. Das ‘Huize Triest’<br />
bietet ebenfalls Abendessen und Frühstück an, was durch kommunale Mittel und<br />
die VoG ‘Broeders van Liefde’ kofinanziert wird.<br />
Lüttich: Zwei Organisationen, von denen sich eine in Lüttich und die andere in<br />
Seraing befindet, sorgen <strong>für</strong> die Verteilung von Mahlzeiten, die entweder unentgeltlich<br />
oder zu niedrigen Preisen angeboten werden. In Lüttich wurde entschieden,<br />
Mahlzeiten nur im Rahmen einer Aufnahme anzubieten, statt direkt auf die<br />
Menschen zuzugehen. Dadurch sollen Obdachlose einen Anreiz erhalten, sich in<br />
Einrichtungen aufnehmen zu lassen, was den Beginn oder die Fortsetzung ihrer<br />
Betreuung ermöglichen soll.<br />
Antwerpen: In jeder Nachtunterkunft werden ein Abendessen aus Suppe und Brot<br />
und ein Frühstück angeboten. Während des Winters kommt es auch regelmäßig<br />
zu Spenden durch Organisationen, die Einwohner,…<br />
Brüssel: Die Staatssekretärin arbeitet erfolgreich mit dem SAMUsocial-Hilfsdienst<br />
zusammen. Dieser Hilfsdienst verfügt über ein so gut entwickeltes Netzwerk,<br />
dass die Stadt <strong>für</strong> die Sammlung von Lebensmitteln, Getränken, Kleidung, usw.<br />
vor allem auf sein Netzwerk und seine Erfahrung setzt. Unternehmen und Privatpersonen<br />
werden aktiv zu Spenden aufgefordert, damit die Sozialarbeiter über<br />
ausreichend Material verfügen.<br />
3.5 Begrenzung der Belästigung<br />
Die Aufnahme von Obdachlosen kann <strong>für</strong> die Gemeinde oder Nachbarschaft mit<br />
Belästigungen einhergehen. Dies kann vermieden werden, wenn eine bestehende unterstützende<br />
Tragfläche gestärkt oder eine solche geschaffen wird, und zwar durch eine gute<br />
Zusammenarbeit und Konzertierung. Diese Konzertierung erfolgt auf zwei Ebenen:<br />
Intern<br />
Jede kommunale oder andere Organisation, die sich mit der Aufnahme Obdachloser<br />
befasst, sollte zunächst interne Regeln <strong>für</strong> die Betreuer und die Obdachlosen aufstellen,<br />
so dass deutliche Absprachen getroffen werden können. Außerdem ist es ratsam, schwierige<br />
Situationen und Zwischenfälle sofort und getrennt zu besprechen.<br />
Extern<br />
Regelmäßige Kontakte mit Akteuren tragen zu einer guten Integrierung der Aufnahme in<br />
der Nachbarschaft bei. Eine einmalige Versammlung, an der alle Partner teilnehmen, um<br />
die Pläne mit Bezug auf die Aufnahme zu verdeutlichen, ist der erste Schritt im Hinblick<br />
auf die externe Konzertierung. Ein regelmäßiger Kontakt ist jedoch notwendig. Bei diesen<br />
Akteuren handelt es sich insbesondere um:<br />
• den Bürgermeister: Sobald beschlossen wird, dass ein Gebäude den Anforderungen<br />
<strong>für</strong> die <strong>Winterhilfe</strong>-Aufnahme genügt, muss der Bürgermeister der betroffenen<br />
Gemeinde informiert werden und muss mit dem Bürgermeister beratschlagt werden.<br />
• die lokale Polizei: Indem die lokale Polizei in die Aufnahme einbezogen wird, kann sie<br />
schnell auf mögliche Probleme reagieren. Die Kenntnis des Standortes kann sich auch<br />
als nützlich erweisen, wenn es zu einem Einsatz im Gebäude selbst kommt.<br />
• der Eigentümer des Gebäudes: Der Eigentümer, bei dem es sich um eine öffentliche<br />
Behörde oder um eine Privatperson handeln kann, muss immer über jegliche Belästigung<br />
auf dem Laufenden gehalten werden. Solch ein Informationsaustausch trägt zu einer<br />
guten Beziehung bei, was den eventuellen Nutzen des Gebäudes <strong>für</strong> die nächsten<br />
Winter begünstigt.<br />
• die Bewohner der Nachbarschaft: Der Organisator, die Polizei und der Eigentümer<br />
können die Bewohner der Nachbarschaft ständig informieren. Auch hier ist eine gute<br />
Beziehung zur Nachbarschaft <strong>für</strong> die laufende aber auch <strong>für</strong> eventuelle spätere <strong>Aufnahmen</strong><br />
wichtig.<br />
• die Obdachlosen selbst: Natürlich müssen auch die Obdachlosen selbst zu einer<br />
guten Integrierung in der Nachbarschaft beitragen. Der Organisator der <strong>Winterhilfe</strong><br />
Aufnahme kann vorher Absprachen mit den Obdachlosen treffen, auf die er im<br />
Konfliktfall leicht verweisen kann.<br />
Neben dieser Zusammenarbeit muss ständig <strong>für</strong> eine Betreuung, Pflege und Unterstützung<br />
gesorgt werden, sowohl um den Kunden zu helfen als auch um eventuelle Belästigungen<br />
möglichst zu begrenzen.<br />
18 19
Die Staatssekretärin hat die fünf vorerwähnten Städte auch zu diesem Thema befragt<br />
Charleroi: Sowohl die verschiedenen Sozialdienste, als auch die Polizei und die Soziale<br />
Anlaufstelle achten auf Klagen. Um diese zu vermeiden, aber auch um sie seriös<br />
zu behandeln, wird eine Konzertierung zwischen der Polizei, den verschiedenen<br />
Erbringern einer Dienstleistung, den Obdachlosen und der Sozialen Anlaufstelle<br />
organisiert.<br />
Gent: Die Belästigung ist gering. Durch ihr ‘internes Telefonsystem’, anhand dessen<br />
ein Obdachloser im Voraus ein Bett reservieren kann, kommt es zu einer ‘garantierten<br />
Aufnahme’. Der Obdachlose erscheint dann zu einer vorher festgelegten<br />
Uhrzeit und muss nicht auf seine Aufnahme warten, wodurch vermieden wird,<br />
dass die Obdachlosen sich in den Straßen der Umgebung aufhalten. Über die <strong>für</strong><br />
April 2013 geplante Zentralisierung der ständigen Aufnahme an einem Standort<br />
haben die Stadt und das ÖSHZ mit der Nachbarschaft Konzertierungen geführt<br />
und die Bewohner über die Pläne informiert.<br />
Für die <strong>Winterhilfe</strong>-Aufnahme 2013-2014 muss dann ein neuer Standort gefunden<br />
und ein neues internes Telefonsystem errichtet werden. Zu gegebener Zeit muss<br />
eine Informationsrunde <strong>für</strong> die Nachbarschaft vorgesehen werden.<br />
Lüttich: Die Stadt legt viel Wert auf eine professionelle Umrahmung der Aufnahme<br />
um eventuelle Spannungen zu vermeiden. Wegen der guten Beziehungen mit der<br />
Polizei, die nur in seltenen Fällen von Aggressionen gerufen wird, und der Kapazität<br />
von 30 Betten pro Standort gibt es wenig Belästigungen.<br />
Antwerpen: Der Vorteil eines Standorts, der sich gerade außerhalb einer dicht<br />
besiedelten Zone befindet, ist die Reduzierung eventueller Spannungen zwischen<br />
Nachbarschaft und Obdachlosen. Die Polizei wird vom Anfang der Aufnahme an<br />
einbezogen und zu einem geführten Rundgang der Unterkünfte eingeladen. Diese<br />
Vorgehensweise hat zwei Vorteile: zum einen kann die Polizei schnell präventiv<br />
mit den Anwohnern arbeiten, zum anderen ermöglicht der Rundgang es der<br />
Polizei, die Unterkünfte kennenzulernen, was bei einem eventuellen Einsatz<br />
hilfreich sein kann.<br />
Brüssel: Die Situation entspricht der in den anderen Städten. Unverzüglich wurde<br />
Kontakt mit dem Bürgermeister und der Polizei der Gemeinde Sant-Gilles/Sint-<br />
Gillis aufgenommen, wonach sich herausgestellt hat, dass das LAAB-Gebäude als<br />
Aufnahmestandort <strong>für</strong> den Winter 2011-2012 dienen konnte. Der SAMUsocial-<br />
Hilfsdienst widmet der Begrenzung von Belästigungen größte Aufmerksamkeit,<br />
indem er die Obdachlosen nicht warten, sondern schnell ins Innere des Gebäudes<br />
eintreten lässt.<br />
3.6 Registrierung<br />
Wenn man <strong>für</strong> Obdachlose nach Auswegen aus ihrer Situation sucht, ist die Registrierung<br />
die erste auszuführende Maßnahme. Eine präzise Registrierung scheint im Hinblick auf<br />
nachhaltige Lösungen auf sozialer und medizinischer Ebene unbedingt notwendig zu sein.<br />
Kern einer humanen Aufnahme von Obdachlosen ist die Tatsache zu wissen, um wen es<br />
sich handelt, und was eine Organisation tun kann, um diese Person zu einer menschenwürdigeren<br />
Existenz zu führen. Was die Registrierung betrifft, hat die lokale Behörde<br />
mehrere Optionen:<br />
• Anonymität: Gibt die lokale Behörde den Obdachlosen die Möglichkeit, ihren offiziellen<br />
Namen nicht anzugeben, oder ist die Identifizierung <strong>für</strong> die Aufnahme Pflicht?<br />
• Bedingungslosigkeit: Nimmt sie alle Personen ungeachtet ihrer Rechtsstellung auf<br />
oder stellt sie Bedingungen?<br />
• Preis: Verlangt sie eine demokratische oder symbolische Beteiligung <strong>für</strong> die Aufnahme<br />
oder schlägt sie diese unentgeltlich vor?<br />
Die fünf vorerwähnten Städte wurden über ihre Vorgehensweise in Bezug auf die<br />
Registrierung und Betreuung der Obdachlosen befragt:<br />
Charleroi: Man fragt die Obdachlosen nach einem Namen, wobei der gesetzliche<br />
Name jedoch nur im Fall einer medizinischen Unterstützung (Dienst <strong>für</strong> soziale<br />
Notfälle) erforderlich ist, um zu überprüfen, ob eine Person im Nationalregister<br />
eingetragen ist. Die Mitarbeiter verweisen jedoch darauf, dass die Daten der<br />
Person selbst ohne den offiziellen Namen in einer Akte gut beibehalten werden<br />
können. Um die Registrierung und die Betreuung zu optimieren, versammeln sich<br />
die sieben Sozialen Anlaufstellen auf Veranlassung der Wallonischen Ministerin,<br />
Madame Tillieux, um Zahlen zu vergleichen und zu kommentieren. Diese Versammlungen<br />
finden im Rahmen der Suche nach einer gemeinsamen und rationalisierten<br />
Vorgehensweise statt. Sie werden als sehr bereichernd angesehen und geben auch<br />
Gelegenheit, über die ständige Aufnahme von Obdachlosen zu reden.<br />
Gent: Langzeitobdachlose werden aufgenommen, wenn sie bereit sind, mit einer<br />
externen Organisation in Kontakt zu treten, die sie bei der Lösung ihrer Probleme<br />
orientieren kann. Außerdem wird allen Obdachlosen eine anonyme Liste mit<br />
Fragen vorgelegt; diese Liste muss jedoch noch wissenschaftlich weiter ausgearbeitet<br />
werden, damit eine bessere Analyse der Probleme und der Vorgeschichte<br />
Obdachloser möglich wird.<br />
<br />
20 21
Lüttich: Vor einem Jahr hat die Stadt eine aktive Registrierungsmethode eingeführt.<br />
Seither erhält jede Person eine ‘ID’-Karte, um eine bessere Betreuung zu garantieren.<br />
Diese Karte, die von der Sozialen Anlaufstelle geschaffen wurde, darf nur<br />
im Rahmen der Aufnahme benutzt werden. Sie erleichtert die Anlegung einer<br />
Akte und ermöglicht es unter außergewöhnlichen und schwierigen Bedingungen<br />
herauszufinden, wer aus dem Lütticher Bezirk stammt, und diesen Personen<br />
Vorrang zu gewähren. Diese ID-Karte dient jedoch nicht dazu, Obdachlose auf<br />
der Grundlage ihrer Rechtsstellung oder ihrer Staatsangehörigkeit auszuschließen.<br />
Die Lütticher Soziale Anlaufstelle versammelt sich auch regelmäßig mit den anderen<br />
Sozialen Anlaufstellen.<br />
Antwerpen: Die Personen, die in Nachtunterkünften aufgenommen werden, werden<br />
im Rahmen des Möglichen registriert (Name, Geschlecht, Staatsangehörigkeit,<br />
Problematik, verweisender Dienst,…). Obdachlose können bei verschiedenen<br />
Organisationen (Zentrum <strong>für</strong> allgemeine Sozialhilfe, Polizeidienste,…) vorstellig<br />
werden, die sie an eine Einsatzzentrale verweisen. Diese Zentrale leitet sie ihrerseits<br />
an eine angepasste Aufnahmestruktur weiter, da es verschiedene Aufnahmezentren<br />
<strong>für</strong> die verschiedenen Profile von Antragstellern gibt.<br />
Brüssel: Der SAMUsocial-Hilfsdienst greift auf eine von der Staatssekretärin und der<br />
Gemeinsamen Gemeinschaftskommission finanzierte Registrierungsmethode zurück.<br />
Die Mitarbeiter gewähren denen, die es wollen, die Anonymität, teilen aber mit,<br />
dass diese Möglichkeit selten angewandt wird und einer guten Überwachung<br />
nicht im Wege steht. Die Registrierung stützt sich auf ein EDV-System. Im Hinblick<br />
auf die gründliche Überwachung und die Rechtfertigung der <strong>Winterhilfe</strong>-Aufnahme<br />
bestimmt die Staatssekretärin in Konzertierung mit dem SAMUsocial-Hilfsdienst,<br />
welche Zahlen nach der Aufnahme verfügbar sein müssen, um eine deutliche<br />
Übersicht über die Obdachlosen zu ermöglichen. Die Staatssekretärin hat sich<br />
<strong>für</strong> eine bedingungslose Aufnahme ungeachtet der Rechtsstellung der Person<br />
entschieden.<br />
22<br />
3.7 Begleitung<br />
Die Registrierung der Obdachlosen ist ein bedeutender Schritt hin zu einem menschenwürdigen<br />
Dasein. Endziel des Verfahrens ist aber die Begleitung, die der Registrierung<br />
folgt. Wird den Obdachlosen nach ihrer Registrierung keine Alternative im Hinblick auf<br />
eine Verbesserung ihrer Situation geboten, wird die Aufnahme in Nachtunterkünften<br />
- obwohl sie absolut notwendig ist - wenig zu dauerhaften Lösungen beitragen. Daher<br />
muss die lokale Behörde da<strong>für</strong> sorgen, dass die Begleitung den beiden im Folgenden<br />
erwähnten Aspekten entspricht und klare Absprachen getroffen werden. Wird die Aufnahme<br />
Foto: Anne de Graaf<br />
Begleitung
von einer externen Organisation wahrgenommen, muss in Konzertierung mit der lokalen<br />
Behörde beschlossen werden, wie eine optimierte Begleitung angeboten werden kann.<br />
Medizinische Begleitung<br />
Ein erster bedeutender Aspekt ist die erforderliche medizinische Hilfe. Es muss überprüft<br />
werden, ob Organisationen, Arztpraxen oder andere qualifizierte Personen in der<br />
Umgebung die medizinische Hilfe übernehmen oder dazu beitragen können. Ernsthaftere<br />
medizinische Probleme in den Griff zu bekommen oder einen Heilprozess anzustoßen<br />
sind manchmal notwendige Schritte, um zu einer sozialen Begleitung überzugehen.<br />
So gibt es in Brüssel eine enge Zusammenarbeit zwischen dem SAMUsocial-Hilfsdienst<br />
und ‘Ärzte der Welt’. Die Mitglieder letzterer Organisation, die unter anderem von der<br />
Staatssekretärin finanziell unterstützt wird, begeben sich vor Ort, um den Obdachlosen<br />
willkommene und notwendige Konsultationen anzubieten. Das ist aus den vorliegenden<br />
Zahlen ersichtlich: Es fanden 3.288 Konsultationen <strong>für</strong> 1.042 Obdachlose statt; andere<br />
Zahlen betreffen die am häufigsten auftretenden medizinischen Probleme. Diese Zahlen<br />
verdeutlichen, dass nicht nur medizinische, sondern auch psychosoziale Probleme häufig<br />
sind. 9 % der Konsultationen waren psychologischer und 6 % neurologischer Art. Die<br />
prekären Lebensumstände führen zu einem vermehrten Auftreten von Hauterkrankungen<br />
(18 %) und Erkrankungen der Atemwege (23 %).<br />
Soziale Begleitung<br />
Der zweite bedeutende Aspekt betrifft die Hilfe, die verschiedene Einrichtungen (ÖSHZ,<br />
Sozialdienstzentren, VoGs,…) im Hinblick auf die soziale (Wieder)Eingliederung Obdachloser<br />
anbieten. Die Liste der Bereiche, in denen eine Begleitung Sinn macht, ist lang und<br />
hängt von den Bedürfnissen des Obdachlosen ab. Diese Bereiche sind oft mit einer<br />
medizinischen Problematik verbunden. Außerdem erfordern sie einen längerfristigen<br />
Einsatz sowohl des Begleiters als auch des Obdachlosen:<br />
• psychosoziale Begleitung,<br />
• Begleitung bei Suchtproblemen,<br />
• Begleitung bei Verschuldung,<br />
• Begleitung im Hinblick auf einen festen Wohnsitz,<br />
• Begleitung im Hinblick auf die Eingliederung in den (sozialen) Arbeitsmarkt,<br />
• …<br />
4<br />
Konzertierung und Partnerschaften<br />
4.1 Optimierung der Aufnahme durch mehr<br />
Konzertierung<br />
Es ist wichtig Nachdruck darauf zu legen, dass obwohl es sich bei<br />
der Aufnahme von Obdachlosen um eine lokale Befugnis handelt,<br />
alle Regionen und Städte Erfahrungen austauschen können, um<br />
ihre Aufnahme weiter zu verbessern.<br />
Dieser Erfahrungsaustausch kann gegebenenfalls im Rahmen der Arbeitsgruppe<br />
‘Obdachlosigkeit’ der Interministeriellen Konferenz ‘Eingliederung in die Gesellschaft’<br />
stattfinden. Die von dieser Gruppe ausgehenden Initiativen können die Grundlage <strong>für</strong><br />
eine engere Zusammenarbeit zwischen den Behörden und <strong>für</strong> eine bessere Betreuung<br />
sein. Die bei solchen Zusammenkünften erfolgenden Vergleiche können auch zu interessanten<br />
Interaktionen führen.<br />
Von den Beiträgen der fünf Städte im Rahmen des vorliegenden <strong>Leitfaden</strong>s seien insbesondere<br />
hervorgehoben:<br />
• die in der Wallonie organisierte Konzertierung zwischen den sieben Lokalen Anlaufstellen,<br />
• die speziell in Lüttich benutzte ID-Karte,<br />
• das in Antwerpen eingerichtete ‘Outreaching-System’, durch das die Obdachlosen mit<br />
den Standorten <strong>für</strong> die Aufnahme vertraut gemacht werden,<br />
• das in Gent eingerichtete System, wonach ein Obdachloser bereit sein muss, sich einer<br />
Hilfsorganisation gegenüber zu verpflichten, um auf der Suche nach einer dauerhaften<br />
Lösung aufgenommen zu werden,<br />
• die einheitliche Vorgehensweise in Brüssel, durch die sowohl die Gemeinschaftliche<br />
Gemeinschaftskommission als auch die Staatssekretärin sich auf die Erfahrung des<br />
SAMUsocial-Hilfsdienstes stützen.<br />
Dabei geht es nur um einige Beispiele zur Optimierung der Aufnahme und Betreuung von<br />
Obdachlosen, damit sie eine menschenwürdigere Existenz aufbauen können.<br />
Die Arbeitsgruppe ‘Obdachlosigkeit’ hat die Idee zu einem <strong>Leitfaden</strong> begrüßt, und zwar<br />
einerseits um die Eckpunkte einer optimierten <strong>Winterhilfe</strong>-Aufnahme hervorzuheben,<br />
und andererseits, um auf die unterschiedlichen Vorgehensweisen der verschiedenen<br />
Städte hinzuweisen. Dieser <strong>Leitfaden</strong> kann auch ein Anstoß <strong>für</strong> die Diskussion über<br />
eine verstärkte Konzertierung sein.<br />
24 25
Im föderalen Regierungsabkommen ist ein Zusammenarbeitsabkommen zwischen<br />
den Regionen im Hinblick auf eine optimierte Aufnahme der Obdachlosen vorgesehen,<br />
durch das es zu einer effizienteren Verteilung der Aufgaben und Verantwortlichkeiten je<br />
nach Befugnisebene kommen soll. Nach dem Winter wird die Staatsekretärin <strong>für</strong> Soziale<br />
Eingliederung und Armutsbekämpfung die <strong>für</strong> die Anwendung dieser Maßnahmen im Winter<br />
2013-2014 notwendigen Schritte einleiten. In diesem Zusammenarbeitsabkommen kann<br />
zum Beispiel Nachdruck auf eine bessere Harmonisierung der Registrierungen gelegt<br />
werden. Der Austausch von Daten kann dazu führen, einen besseren Überblick einerseits<br />
über die Mobilität und die Fortbewegungen der Obdachlosen und andererseits über die<br />
verschiedenen Profile dieser Menschen zu erhalten.<br />
4.2 Optimierung der Aufnahme durch<br />
Partnerschaften<br />
Während im vorhergehenden Punkt von der Konzertierung und<br />
den Partnerschaften zwischen den Behörden die Rede war, spricht<br />
sich die Staatssekretärin auch <strong>für</strong> die aufwertende Zusammenarbeit<br />
zwischen dem Privatsektor und dem öffentlichen Sektor aus.<br />
Unternehmen stehen immer mehr zu den Grundsätzen eines sozial<br />
verantwortlichen Unternehmertums, auf die die Staatsekretärin<br />
gerne zurückgreifen möchte.<br />
Für die Aufnahme Obdachloser in Brüssel wurden einige große Unternehmen befragt,<br />
welchen Beitrag sie zur Organisation der Aufnahme leisten wollten:<br />
• Dadurch ist es der Staatsekretärin gelungen, von einer Teleko-munikationsgesellschaft<br />
eine grüne Nummer, die Telefonverbindung sowie das Internet zu erhalten.<br />
• Unternehmen können auch kontaktiert werden, um eine Koordinations- oder<br />
Vermittlungsaufgabe zu erfüllen. So hat die Staatssekretärin Kontakt zu einer Firma<br />
aufgenommen, die 300 Matratzen zur Verfügung gestellt hat. Solche Kosteneinsparungen<br />
sind nicht unerheblich und sie können am Anfang einer Reihe von Investitionen<br />
seitens solcher Privatfirmen stehen.<br />
• Bei eisiger Kälte und einer akuten Erhöhung der Anzahl Obdachloser kann auch die<br />
Nutzung beheizter öffentlicher Orte wie Bahnhöfe von U-Bahnen, Bussen und<br />
Zügen in Betracht gezogen werden. So hat die NGBE-Holding während des Winters<br />
2011-2012 einen zentralen Gang im Brüsseler Nordbahnhof offen gelassen, so dass<br />
<strong>für</strong> manche Obdachlose der Bahnhof ihr Aufenthaltsort war. Zwischen Polizei und<br />
SAMUsocial-Hilfsdienst kam es zu regelmäßigen Kontakten, um über die besten<br />
Lösungen <strong>für</strong> die aufgenommenen Personen zu beraten.<br />
26
Lokale Behörden müssen sich also nicht von vorne herein an nationale oder internationale<br />
Unternehmen richten, sondern können auch nach Unternehmen ihrer Region Ausschau<br />
halten. Lokale Immobilienagenturen, Supermarktketten und Autohändler sind nur einige der<br />
möglichen Partner, die die lokalen Behörden in Zusammenhang mit ihrem Kerngeschäft um<br />
Hilfe bitten können.<br />
5<br />
Schlussfolgerung<br />
Obdachlosigkeit ist eine Lebenslage, die man sich nicht aussucht.<br />
Die damit verbundenen prekären Lebensumstände verschlechtern<br />
sich im Winter noch.<br />
Einer optimierten<br />
<strong>Winterhilfe</strong>-Aufnahme<br />
<strong>für</strong> Obdachlose, bei der<br />
alle lokalen Behörden,<br />
alle Organisationen<br />
und Freiwilligen<br />
zusammenarbeiten<br />
Dieser <strong>Leitfaden</strong> ist ein erster Schritt hin zu einer<br />
optimierten <strong>Winterhilfe</strong>-Aufnahme <strong>für</strong> Obdachlose,<br />
bei der alle lokalen Behörden, alle Organisationen und<br />
Freiwilligen zusammenarbeiten. Die Tatsache, dass es<br />
sich bei der Aufnahme um eine lokale Befugnis handelt,<br />
deren Organisation zum großen Teil vom räumlichen<br />
Kontext abhängt, steht einer guten Zusammenarbeit<br />
aller und einer effizienten Koordination nicht im Wege.<br />
Gemeinsame Beratungen, Absprachen und Erfahrungsaustausche<br />
können von großem Nutzen sein.<br />
So soll dieser <strong>Leitfaden</strong> denn auch ein Beitrag zur strukturellen Bekämpfung der Obdachlosigkeit<br />
sein, indem er einerseits eine passende <strong>Winterhilfe</strong>-Aufnahme vorsieht und<br />
andererseits die Grundlage <strong>für</strong> dauerhafte Lösungen bildet.<br />
28
Kontaktangaben<br />
<strong>FÖD</strong> <strong>Sozialeingliederung</strong>, Armutsbekämpfung, Socialwirtschaft<br />
und Politik der Großstädte<br />
Koning Albert II-laan 30<br />
1000 Brüssel<br />
Der FÖP <strong>Sozialeingliederung</strong> ist über den Frontdesk von<br />
Montag bis Donnerstag von 8.30 Uhr bis 16.30 Uhr und<br />
am Freitag von 8.30 Uhr bis 16.00 Uhr erreichbar.<br />
www.commotie.be<br />
E-mail frage@mi-is.be<br />
Telefon: +32 2 508 85 85 (NL) oder +32 2 508 85 86 (FR)<br />
Foto: Anne de Graaf<br />
V.U.: <strong>FÖD</strong> <strong>Sozialeingliederung</strong>, Armutsbekämpfung, Socialwirtschaft und Politik<br />
der Großstädte • Julien Van Geertsom • Koning Albert II-laan 30 • 1000 Brüssel