DIALOG DER RELIGONEN Grundlegende ... - Hans Waldenfels
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1.1.3 Lokalisierung<br />
Die Unabhängigkeit der Völker Afrikas und Asiens brachte die Rückbesinnung auf<br />
deren kulturellen und religiösen Wurzeln mit sich. Sah es lange so aus, als ob die so<br />
genannten »primitiven Religionen«, also die Stammes- und Naturreligionen in den<br />
weithin schriftlosen Stämmen und Völkern endgültig zum Untergang verurteilt seien,<br />
so ist heute an vielen Stellen eine Neubelebung dieser Kulturelemente festzustellen.<br />
Religionen und Kulturen sind entsprechend als Grundlagen der jeweiligen Eigenständigkeiten<br />
zu betrachten. Diese überall festzustellende Tendenz zur<br />
Bewahrung und Wiederherstellung der lokalen Eigenheiten, ist jedoch nur eine Seite<br />
des heutigen Gesamtprozesses.<br />
1.1.4 Globalisierung<br />
Der Weltprozess steht zugleich unter dem Vorzeichen der Globalisierung. Diese hat<br />
es vor allem mit der weltweiten Auswirkung von zahlreichen technischen Neuerungen<br />
und Erfindungen zu tun. An erster Stelle sind hier die Entwicklungen im Bereich<br />
der modernen Kommunikationsmedien zu nennen und dabei der Einsatz des<br />
Fernsehens. Für die Bundesrepublik ist der 1. November 1954 das entscheidende<br />
Datum, an dem das Erste Deutsche Fernsehen im Namen aller deutschen Hörfunksender<br />
landesweit tätig wurde und so ein Prozess einsetzte, der sich in den folgenden<br />
Jahren und Jahrzehnten zu einem weltweiten Netz verdichtete. Der Einfluss<br />
des heute globalen Kommunikationsnetzes, der seinen stärksten Ausdruck im Internet<br />
und in dem am 30. April 1993 weltweit zur allgemeinen Benutzung freigegebenen<br />
»World Wide Web« sowie im Mobilfunk gefunden hat, ist nicht zu überschätzen.<br />
In vielfacher Hinsicht trägt diese Entwicklung zum Zusammenbruch der<br />
Unterscheidung von Stadt- und Dorfkulturen bei, da heute kurzfristig die unterschiedlichsten<br />
Nachrichten aus aller Welt in deren fernste Winkel transportiert werden<br />
und so eine eigentümliche Einheit im Informationsbereich, verbunden mit einer<br />
stark uniformierten öffentlichen Meinung, erzeugt wird.<br />
1.1.5 Mobilisierung<br />
Dabei ist die weltweite Vernetzung der Kommunikation zwischen den Völkern,<br />
aber auch den Individuen nur eine Seite des heutigen Globalisierungsprozesses. Es<br />
kommen die Möglichkeiten heutiger Mobilisation auf unserer Erde bis zu den Aufbrüchen<br />
ins Weltall seit der ersten Landung auf dem Mond am 20. Juli 1969 hinzu.<br />
Die technischen Entwicklungen führten zugleich zu neuen, weltweit gültigen Normierungen,<br />
die ihrerseits die ideologischen Grenzen längst übersprungen und gesprengt<br />
haben. Das wiederum führt dahin, dass es jenseits aller Weltanschauungen<br />
und Ideologien zu neuen Uniformierungen und Vereinheitlichungen kommt, die<br />
interessanterweise nicht geistig, sondern materiell bedingt sind und im Bereich der<br />
Ökonomie einen eigenen Schwerpunkt erhalten.<br />
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