12d-adjaddr.pdf - Holocaust-Handbücher
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INGRID WECKERT:AUSWANDERUNG DER JUDEN AUS DEM DRITTEN REICH<br />
sie wurde uneingeschränkt bejaht. Die Zeitung schrieb in Nr. 1<br />
vom Januar 1931:<br />
»Haben nicht wir Juden unser Blut auf den Kampffeldern für<br />
Deutschland vergossen? War nicht ein Jude Präsident des ersten<br />
deutschen Parlaments in der Paulskirche? [ 6 ] War nicht<br />
der Gründer der konservativen Partei ein Jude? Wem verdanken<br />
die Parteien, welche ein einiges deutsches Vaterland zu<br />
ihrer Losung erheben, ihr Entstehen und ihre Organisation?<br />
Den Juden! Wer hat die Forderungen, die heute die Hauptpunkte<br />
des nationalsozialistischen Programms ausmachen, zuerst<br />
mit voller Schärfe und Deutlichkeit formuliert? Ein Jude –<br />
Walter Rathenau.«<br />
Nach der Machtübernahme durch Hitler schrieb die gleiche Zeitung<br />
in einer Sondernummer Mitte Mai 1933:<br />
»Das Deutschland der Zukunft steht vor ganz neuartigen Aufgaben,<br />
und diese können nur durch ein von Grund auf erneuertes<br />
Volk gelöst werden. Dieses Volk zu schaffen, es zu schaffen<br />
in der Gestalt einer nationalen Gemeinschaft, die im Laufe<br />
der deutschen Geschichte noch niemals bestanden hat, ist die<br />
große und, wenn sie im rechten Sinn unternommen wird,<br />
wahrhaft befreiende Aufgabe der nationalen Führer.«<br />
Herr Naumann vom VNJ erklärte 1934: 7<br />
»Wir haben stets das Wohl des deutschen Volkes und Vaterlandes,<br />
dem wir uns unauflöslich verbunden fühlen, über unser<br />
eigenes Wohl gestellt. Deshalb haben wir die nationale Erhebung<br />
vom Januar 1933 begrüßt, trotzdem sie für uns selbst<br />
Härten brachte, denn wir sahen in ihr das einzige Mittel, den<br />
in vierzehn Unglücksjahren von undeutschen Elementen angerichteten<br />
Schaden zu beseitigen.«<br />
Ein orthodoxer Rabbiner aus Ansbach, ebenfalls 1934: 8<br />
6<br />
7<br />
Das ist ein Irrtum. Der Präsident des ersten deutschen Parlaments in der<br />
Frankfurter Paulskirche war Heinrich Freiherr von Gagern. Er gehörte einem<br />
alten Adelsgeschlecht aus Rügen an, das bis in das 13. Jahrhundert zurückgeht.<br />
Möglicherweise ist der Artikelschreiber einer Verwechslung erlegen<br />
und er meinte Martin Eduard von Simson, einen getauften Juden, der 1871<br />
der erste Präsident des Reichstages wurde.<br />
Zit. bei Herrmann, S. 22.<br />
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