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Еvangelium<br />

hinter Stacheldraht<br />

Christliche Zeitschrift für Strafgefangene<br />

Thema der Ausgabe:<br />

Gnade<br />

№5.2008 (83)


Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

• Gebet<br />

Inhalt: Von der Redaktion 1 • Predigt 2 • Thema der Ausgabe 4 • Zeugnisse 8 • Poesie 10 •<br />

Weihnachtsseite 12 • Kein Raum 16 • Über Gottes Wort nachgedacht 19 • Resonanz 20 •<br />

Nachfolge 22 • Von der Redaktion 23 • Nachgedacht 24 • Man schreibt uns 25 •<br />

Aus der Haft entlassen 26 •Bibel und Wissenschaft 28 • Zeugnis 30 • Hilfe! 31 •<br />

Überwältigt von Gottes Gnade 32<br />

«… denn euch ist heute der Heiland<br />

geboren, welcher ist Christus, der<br />

Herr ...» Lukas 2,11<br />

Weihnachtsseite : S.<br />

12<br />

Was ist Gnade?<br />

Thema der Ausgabe: Gnade<br />

Gnade<br />

Thema<br />

Gebet<br />

der Ausgabe : S. 4<br />

Resonanz : S.<br />

20<br />

Durch seine Gnade bin ich gerettet!<br />

Aus der Haft entlassen : S.<br />

26<br />

Lieber Vater, ich danke dir für deine unendliche<br />

Liebe zu uns allen. Danke, dass du Jesus Christus in<br />

diese Welt gesandt hast, um für uns zu sterben und<br />

uns durch seine Wunden zu heilen. Um uns reich<br />

zu machen, wurde er bettelarm für uns! Danke für<br />

die Auferstehung Jesu und das ewige Leben. Ich<br />

danke dir für die Vergebung meiner Sünden und<br />

Übertretungen, für den Heiligen Geist, den du in uns<br />

ausgegossen hast und der unsere Herzen erfüllt. Ich<br />

danke dir für deine große Barmherzigkeit und Geduld<br />

zu uns Menschen, für die überschwängliche Gnade<br />

an und über uns allen. Halleluja! Ehre und Dank sei<br />

dir, himmlischer Vater, im Namen Jesu Christi für<br />

deine allumfassende Liebe zu uns. Danke, dass du,<br />

ganz gleich was in unserem Leben passiert, bei uns<br />

bist, uns mit deiner allmächtigen Hand hältst und wir<br />

immer in deiner Gegenwart sind. Ehre sei dir, dass<br />

wir uns dem Thron deiner Gnade nahen dürfen. Ich<br />

lobe dich mit allen Heiligen im Namen Jesu Christi.<br />

Amen.<br />

Alexey Kashuba<br />

(Russland, 692778 Приморский край, п. Заводской, ЛИУ-47)


Von der Redaktion •<br />

Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

Keine Nachricht wie jede<br />

andere<br />

Liebe Leser von „Evangelium hinter Stacheldraht“,<br />

wir hören jeden Tag zahlreiche Nachrichten. Und es<br />

gibt unendlich viele Schlagzeilen, die die Menschen des 21.<br />

Jahrhunderts mit viel Kopfzerbrechen, Sorgen und Unsicherheiten<br />

konfrontieren. Nach manchen Nachrichtenmeldungen<br />

können viele Menschen nicht mehr ruhig schlafen. Auch die<br />

Jahreschronik 2008 enthält nicht wenige weltbewegende<br />

Katastrophen- und Krisenbotschaften, wie zum Beispiel: der<br />

tropische Wirbelsturm im Indischen Ozean, Erdbeben in China,<br />

Indonesien und Pakistan, Überschwemmungen in Indien, die<br />

Bank- und Finanzkrise weltweit, der Krieg im Kaukasus usw.<br />

Es gibt aber noch eine andere Nachricht! Eine, welche<br />

die Zuhörer wieder hoffen lässt. Diese wurde zum ersten Mal<br />

vor 2000 Jahren den mittellosen und bedürftigen Hirten in<br />

Bethlehem auf eine außergewöhnliche Art und Weise gebracht –<br />

ein Engel ist es, der ihnen diese gute Mitteilung überbringt:<br />

„Fürchtet euch nicht! Siehe, ich<br />

verkündige euch große Freude, die<br />

allem Volk widerfahren wird; denn euch<br />

ist heute der Retter geboren, welcher ist<br />

Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“<br />

Für die Hirten waren das hoffnungsvolle Sätze. Denn sie<br />

wussten nicht, was es heißt, ein Leben ohne Angst zu führen.<br />

Die damalige Zeit war nämlich gekennzeichnet von ungerechten<br />

politischen Verhältnissen, drückenden Steuerlasten, willkürlichen<br />

Aktionen, Flucht und Obdachlosigkeit. Aber plötzlich hören sie:<br />

„Fürchtet euch nicht! Euch ist heute der Retter geboren!“ Diese<br />

Botschaft verwandelte ihre Angst in Freude, als sie erkannten,<br />

dass das Kind in der Krippe der Sohn Gottes ist, der neue<br />

Lebenshoffnung und Perspektive schenkt.<br />

Auch Ihnen, liebe Leser, gilt diese gute Nachricht. Wenn<br />

Sie den Retter, Jesus Christus, in Ihr Leben hineinlassen, wie die<br />

Hirten das getan haben, dann können auch Sie für die Zukunft<br />

Hoffnung schöpfen, eine Hoffnung die Sie hält und trägt!<br />

Im Namen des Redaktionsteams wünsche ich Ihnen eine<br />

besinnliche Advents- und Weihnachtszeit und Gottes Segen für<br />

das Neue Jahr 2009!<br />

Andreas Wall<br />

1


Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

• PREDIGT<br />

Unaussprechliche<br />

Gnade<br />

Earl Poysti<br />

Eine bekannte und, man kann sagen, eine der beliebtesten Bibelstellen ist das<br />

15. Kapitel des Lukasevangeliums, in dem Jesus das Gleichnis vom verlorenen Sohn<br />

erzählt. Es beginnt folgendermaßen: „Es nahten sich ihm aber allerlei Zöllner und<br />

Sünder, um ihn zu hören.“ Weiter heißt es, dass bei ihm auch Menschen einer ganz<br />

anderen Klasse waren: Pharisäer und Schriftgelehrte. Nur waren diese aus einem ganz<br />

anderen Grund da. Sie kamen auch um Jesus zu hören, aber ihr Beweggrund war, bei<br />

Jesus einen Vorwand zu finden, ihn zu beschuldigen. Diese „Selbstgerechten“ sprachen<br />

mit Empörung untereinander: „Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen.“ Anders<br />

ausgedrückt: Wenn er wirklich ein Mann Gottes ist, sieht er dann nicht, mit wem er verkehrt,<br />

mit der niedrigsten Schicht unserer Gesellschaft?<br />

In der Atmosphäre dieser Begegnung spürt man einen Konflikt. Die eine Gruppe<br />

hörte Jesus mit großer Aufmerksamkeit und großem Interesse zu. Diese Menschen<br />

waren einfach begeistert von ihm. Die andere Gruppe hingegen murrte und regte sich<br />

auf. Dabei muss man zur Kenntnis nehmen, dass diese Leute weder Atheisten noch<br />

gottlose Menschen waren. Nein, sie waren durchaus religiös und erfüllten sehr korrekt<br />

die Forderungen ihrer Religion.<br />

Und dennoch, ungeachtet ihrer Religiosität, hatten sie föllig falsche Vorstellungen<br />

von Gott, dem sie angeblich mit einem solchen Eifer dienten. Ihr Verständnis von<br />

Gott und der Erlösung war das Ergebnis ihrer menschlichen Überlegungen: Gott liebt<br />

nur gute und anständige Menschen und je besser sie sind, desto mehr Chancen auf<br />

Errettung haben sie. Fragen Sie einen beliebigen Menschen, wie man seiner Meinung<br />

nach errettet wird und in den Himmel kommt. Und die Mehrheit wird sagen: Versuchen<br />

Sie möglichst gut zu sein, denn Gott liebt gute Menschen, diese kommen in den Himmel<br />

und die schlechten bestraft er. Das klingt gerecht und logisch, nicht wahr? Aber Jesus<br />

widerlegt eine solche Vorstellung von Gott und das sehen wir deutlich am Beispiel des<br />

Gleichnisses vom verlorenen Sohn.<br />

Es wird erzählt, wie ein Prediger die menschliche Sichtweise auf die Erlösung<br />

beschrieb und hierfür die Rollen des jüngeren und des älteren Sohnes in der Geschichte<br />

vom verlorenen Sohn vertauschte. Er erzählte, dass der Vater anordnete dem älteren und<br />

nicht dem jüngeren, verlorenen Sohn die besten Kleider und einen Ring zu bringen. Und<br />

dass der Vater ein großes Fest zu Ehren des älteren Sohnes, für die Jahre seiner Treue und<br />

des Gehorsams dem Vater gegenüber, ausrichtete. Denn in der Tat, er hatte es verdient,<br />

er verließ das Elternhaus nicht und irrte nicht herum und lebte nicht zügellos, wie sein<br />

jüngerer Bruder es getan hatte. Er war ein guter und vorbildlicher Sohn. Nachdem der<br />

Prediger das Gleichnis in dieser Form dargestellt hatte, wartete er auf die Reaktion der<br />

Zuhörer und aus den hinteren Reihen rief jemand mit lauter Stimme: „Richtig! Genau<br />

so hätte man die Geschichte aufschreiben müssen!“ Mit anderen Worten, man hätte<br />

den Guten belohnen und den Schlechten bestrafen müssen. Dies ist rein menschlich<br />

gesehen eine gerechte Version.<br />

Ich erinnere mich, wie wir einmal eine Evangelisation in einem großen Saal eines<br />

Kulturhauses im Fernen Osten durchführten. Das Thema meiner Predigt war „Gottes<br />

Liebe“ und ich hob besonders hervor, dass es keinen Menschen gibt, den zu erlösen<br />

oder dem zu vergeben Gott nicht fähig oder bereit wäre, was für ein Sünder er auch sein<br />

möge. In diesem Zusammenhang erzählte ich die Geschichte von Alex.<br />

2


PREDIGT •<br />

Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

Alex war Mitglied einer mächtigen Mafiabande in Kanada und dort als Auftragskiller<br />

tätig. Mit eigenen Händen hatte er viele Menschen getötet. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.<br />

In seiner Zelle wurde Alex schwer krank und infolgedessen in das Gefängniskrankenhaus<br />

verlegt. Dort wurde er von Gläubigen besucht, die ihm erzählten, dass Jesus ihn liebe und ihn<br />

erlösen wolle. Zuerst fasste er es als Scherz und Spott auf. Doch die Gläubigen besuchten ihn<br />

weiterhin und beteten für ihn. Daraufhin bekehrte er sich, glaubte an Jesu Gnade und wurde ein<br />

neuer Mensch. Allen einschließlich der Gefängnisleitung wurde die Echtheit seiner Bekehrung<br />

deutlich sichtbar. Ein Jahr später wurde er begnadigt, heiratete und begann mit seiner Frau<br />

Gemeinden und Gefängnisse zu besuchen, wo er von seiner Bekehrung erzählte. Überall, wo er<br />

konnte, erzählte er von der großen Gnade Gottes, die ihm erwiesen worden war.<br />

Um deutlich zu machen, dass Jesus bereit ist, den allerschlimmsten Sünder, der sich an<br />

ihn wendet, zu erlösen, erzählte ich von Alex, den ich persönlich kannte. Kaum hatte ich die<br />

Geschichte beendet, als mitten aus dem Saal eine laute weibliche Stimme ertönte: „Wenn ihr<br />

einen solchen Gott habt, dann brauche ich ihn nicht!“ Und sie verließ demonstrativ den Saal.<br />

Liebe Freunde, wie dankbar sollten wir sein, dass wir genau so einen Gott haben! Einen Gott,<br />

der bereit ist, dem schlimmsten Sünder, der ihn um Gnade bittet, zu vergeben.<br />

Wenn wir die Bibel lesen, stellen wir fest, dass die gute Nachricht gerade darin besteht,<br />

dass Gott seine Hand der Liebe und der Gnade denen entgegenstreckt, die sich für unwürdig<br />

halten, und nicht denen, die sich für ausreichend gerecht halten und deshalb die besondere<br />

Aufmerksamkeit Gottes für sich beanspruchen. Diese Vorstellung von Gott, dass die Erlösung<br />

dem Menschen nach seinen Verdiensten zuteil wird, erscheint den Menschen gerecht. Die<br />

Selbstgerechten, die sich für etwas Besseres als alle anderen hielten, sahen diejenigen, die<br />

kamen, um Jesus zu hören, und murrten: „Seht, wie er diese heruntergekommenen Menschen<br />

aufnimmt!“ Und wirklich, dort sahen sie solche Sünder, dass es einen anständigen Menschen<br />

beschämen würde, sich in ihrer Nähe zu befinden – Diebe, Drogensüchtige, Alkoholiker, Huren<br />

… Wie schwer fällt es überheblichen Menschen den Gedanken zu erfassen, dass Gott solche<br />

verdorbenen Leute liebt. Dem Menschen fehlt bei der Gnade Gottes jede Logik. Wir sind davon<br />

überzeugt, dass ein guter Mensch belohnt und ein schlechter bestraft werden muss. Schuld darf<br />

nicht einfach vergeben werden. Was sah Jesus in diesen Menschen voller Laster? Wenn er sich<br />

mit ihnen unterhielt, unterstützte er auf keinen Fall ihre scham- und gesetzlosen Taten. Er sah<br />

durch den Schmutz und die Fehler dieser unglücklichen Menschen das, was vor den anderen verborgen<br />

war. Jesus sah in ihnen das Wesen und das Ebenbild Gottes, von der Sünde entstellt, und<br />

er entschloss sich, sie zu erlösen und das verlorene Bild Gottes in ihnen wiederherzustellen.<br />

Nein, auf keinen Fall übergeht die Gnade und Barmherzigkeit Gottes die Tatsache der Sünde.<br />

Sünde muss bestraft werden. In der Bibel heißt es, dass der Tod der Lohn der Sünde ist. Die<br />

Liebe Gottes in ihrer unermesslichen Größe sehen wir darin, dass Gott selbst seinen Sohn als<br />

Stellvertreter vorgesehen hatte, der die Schuld der ganzen Welt und eines jeden Einzelnen von<br />

uns auf sich nahm. Gott ist heilig und gerecht und deshalb konnte er die Sünder nicht bedingungslos<br />

begnadigen, irgendjemand musste die Strafe für die Sünde tragen. Und genau darin<br />

erwies Gott die ganze Breite, Länge, Tiefe und Höhe seiner Liebe zu uns, um uns von der ewigen<br />

Strafe zu erlösen.<br />

Liebe Freunde, ich kann diese Predigt nicht schließen, ohne die wichtigste Frage zu stellen,<br />

mit der wir im Evangelium konfrontiert werden: Wie kann ein Sünder gerettet werden, wenn<br />

er so eine große Erlösung verschmäht und gleichgültig ist? Wenn er dieses Geschenk nicht<br />

annimmt, so ist die Strafe unausweichlich und diese ist ewig.<br />

Deshalb, lieber Leser, verschieb es nicht auf später, sondern gib dein<br />

Herz Jesus dort, wo du dich gerade befindest, und du wirst gerettet werden. Das<br />

kannst du umsonst bekommen, durch den Glauben an den Herrn Jesus Christus.<br />

Darin besteht die unaussprechliche Gnade Gottes.<br />

3


Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

• THEMA DER AUSGABE<br />

Gnade<br />

Eines der grundlegenden Themen der Bibel ist die Gnade Gottes. Jeder Christ glaubt an die Gnade. Den<br />

Begriff „Gnade“ verbinden wir fast immer mit der Lehre der Errettung aus Gnaden. Deswegen sind uns die Zeilen aus<br />

dem Epheserbrief so gut bekannt: „Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch:<br />

Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme.“ (Eph. 2,8-9) Die ganze christliche Literatur,<br />

die die Gnade Gottes beschreibt, berührt auf jeden Fall auch die Frage der Errettung. Aber die Bibel lehrt uns nicht<br />

nur, dass wir aus Gnaden gerettet sind, sondern auch jeden Tag von der Gnade leben. Dieser Aspekt der Gnade ist<br />

sehr wichtig, aber viele Christen verstehen das nicht und nutzen sie deshalb auch nicht.<br />

Viele Gläubige bauen ihre Beziehung zu Gott auf eigene Werke und stützen sich nicht auf die Gnade. Wer artig<br />

ist, dem wird Gott auch seinen Segen geben. Wer sündigt, sollte auch nichts von Gott erwarten. Sie zwingen sich<br />

selbst und auch andere immer mehr gute Werke zu tun. Es entsteht der Eindruck, dass der Erfolg des christlichen<br />

Lebens davon abhängt, wie fleißig, zielstrebig und energisch man ist ... Die Worte des Apostels Paulus „Aber durch<br />

Gottes Gnade bin ich, was ich bin.“ (1.Kor. 15,10), führen sie zwar in ihrem Munde, in der Tat ist es jedoch anders.<br />

Doch wie froh und frei können wir aufatmen, wenn wir begreifen, dass die Beziehung zu Gott nicht auf unseren<br />

Verdiensten, sondern auf dem Verdienst Jesu Christi gebaut wird! Dieses Empfinden dürfen wir nie verlieren; über<br />

diese Wahrheit müssen wir jeden Tag nachdenken. Denn wie grenzenlos und groß ist die Gnade Gottes, die uns durch<br />

Jesus Christus geschenkt ist!<br />

4<br />

Wer braucht Gnade?<br />

Alle – die Gläubigen und die Ungläubigen. Die gewissenhaften, fleißigen Christen brauchen<br />

die Gnade Gottes genauso wie die hartherzigen, tief gefallenen Sünder. Sie brauchen dieselbe<br />

Gnade Gottes, im gleichen Maße. Weder unsere Würde noch unsere Mängel bestimmen die Menge<br />

der Gnade, sie vermehrt nicht unsere Würde noch ergänzt sie unsere Mängel. Die Gnade beachtet<br />

weder unsere Unzulänglichkeiten noch unsere Verdienste. Die Gnade hält alle ohne Ausnahme für<br />

unwürdig und unfähig, den Segen Gottes zu verdienen.<br />

Die Bestimmung der Gnade Gottes hat zwei Seiten. Es ist unmöglich, sie zu verdienen, und<br />

auch unmöglich, sie wegen eines Vergehens zu verlieren. Wer meint mit einem guten Werk oder<br />

Opfer einen besonderen Segen oder die Antwort Gottes auf sein Gebet verdient zu haben, der<br />

sollte wissen: Er hofft nicht auf die Gnade, sondern auf die Werke. Genauso verhält es sich, wenn<br />

sich jemand sicher ist, dass Gott ihm seinen Segen verwehren wird, weil er gesündigt hat. In<br />

beiden Fällen wird die Gnade Gottes abgelehnt. Wenn wir auf die Gnade Gottes hoffen, dann<br />

sollten wir immer an seine unendliche Güte denken und nicht an unsere guten Werke. Wer sich auf<br />

die eigene Gerechtigkeit oder geistliche Reife verlässt, der lebt nicht in der Gnade Gottes. Dieses<br />

Prinzip gilt für die rettende Gnade genauso wie für die Gnade, von der wir täglich leben.<br />

Die Gnade und die guten Werke (d.h. Werke, die wir tun, um die Gnade Gottes zu verdienen)<br />

sind zwei Begriffe, die sich gegenseitig ausschließen. Wir können nicht mit einem Fuß auf der<br />

Gnade Gottes stehen und mit dem anderen auf den guten Werken.<br />

Wenn du dich auch nur ein wenig auf die eigene moralische Reinheit oder geistliche Reife<br />

verlässt oder glaubst, Gott würde deine guten Werke bei deiner Errettung berücksichtigen, dann<br />

solltest du ernst darüber nachdenken: Bist du gerettet? Ich verstehe es sehr gut, dass einigen<br />

diese Worte kränkend erscheinen. Aber wir müssen uns über die biblische Lehre der Errettung im<br />

Klaren sein.<br />

Ein Theologe schrieb: „Auch die edelsten Werke und die wertvollsten Fähigkeiten (die sehr<br />

nützlich und auf jeden Fall der Beachtung wert sind) spielen bei unserer Rechtfertigung keine<br />

Rolle. Die Gnade Gottes braucht keine Hilfe, sie ist vollkommen und benötigt die unvollkommenen<br />

Werke der Menschen nicht. Alle Versuche etwas zu vollenden, was durch die Gnade Gottes


THEMA DER AUSGABE •<br />

Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

begonnen hat, ist ein Zeichen des Stolzes und Widerstand gegen Gott. Sie machen uns nicht<br />

geistlicher! Deswegen, lieber Leser, merke es dir: Die Gnade wird entweder unverdient gegeben oder<br />

gar nicht. Wer sich nach der Errettung sehnt, muss in seinem Herzen glauben, dass er nur aus Gnaden<br />

gerettet werden kann. Wenn ein Mensch diesen Glauben nicht hat, dann zeigt er, dass er das Wichtigste<br />

nicht verstanden hat.“<br />

Das Wunder der Gnade<br />

Wir sind alle schuldig vor Gott – sind verurteilt, böse und hilflos. Gott schuldet niemandem etwas.<br />

Gott könnte uns gerechterweise verurteilen und in die Hölle werfen, wie er es mit den gefallenen Engeln<br />

getan hat (siehe 2.Petr. 2,4). Gott ist uns nichts schuldig, wir schulden ihm aber alles. Nach seiner Gnade<br />

hat Gott uns nicht in die Hölle fahren lassen, sondern die rettende Hand durch seinen Sohn ausgestreckt.<br />

Christus hat den Zorn Gottes von uns gewandt und auf sich geladen. Am Kreuz hat er alle unsere Sünden<br />

auf sich genommen und den Zorn Gottes in aller seiner Kraft ertragen.<br />

Der Plan der Errettung – ist der Plan von Gott und ihn hat er aus eigener Initiative verwirklicht.<br />

Warum? Es kann nur eine Antwort geben: aus Gnaden. Die Versöhnung ist die Güte Gottes, die den<br />

Menschen zuteil wurde, die nichts als den Zorn Gottes verdient hatten. Der Tod Jesu für uns war der<br />

Preis, den Gott für seine Gnade zahlen musste. Unsere Strafe hat Jesus vollständig auf sich genommen<br />

und deswegen konnte Gott uns seine Gnade schenken und uns alle Sünden vergeben. Das Wesen seiner<br />

Vergebung erkennen wir in den vier Bibelstellen aus dem Alten Testament, die wir jetzt betrachten<br />

wollen.<br />

„So fern der Osten ist vom Westen, hat er unsere Übertretungen von<br />

uns entfernt.“<br />

Psalm 103,12<br />

Und wie weit ist in Wirklichkeit der Osten vom Westen entfernt? Wenn wir von einem beliebigen<br />

Punkt der Erde genau zum Norden gehen würden, so gelangten wir am Ende zum Nordpol, wenn wir<br />

weiter gehen sollten, würden wir schon Richtung Süden gehen. Wenn wir nach Westen gehen, kommen<br />

wir nie bis zum Osten. Der Westen und der Osten treffen nie und nirgends aufeinander. In diesem Sinn<br />

trennt sie die Ewigkeit. Wenn Gott sagt, dass er unsere Übertretungen so weit von uns getan hat, wie der<br />

Westen vom Osten entfernt ist, dann heißt es: Unsere Sünden sind unendlich weit von uns entfernt.<br />

Gott verwendet diesen Vergleich, um uns die Tiefe seiner Vergebung zu zeigen: Seine Vergebung ist<br />

endgültig, vollkommen und bedingungslos. Er führt keine Rechnungen über unsere Sünden. „Er handelt<br />

nicht mit uns nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat.“ (Ps. 103,10) Ja, genau<br />

das sagt Gott! Wie ist so etwas möglich? Die Antwort lautet: durch die Gnade in Jesus Christus. Dem<br />

stellvertretenden Tod Jesu haben wir es zu verdanken, dass Gottes Durst nach Gerechtigkeit vollkommen<br />

gestillt ist. Ohne seinem Gefühl der Gerechtigkeit zu widersprechen und sein Gesetz zu verletzen, kann<br />

Gott jetzt vollkommen vergeben. Er kann seine Güte denen erzeigen, die nichts als nur seinen Zorn<br />

verdient haben.<br />

„Du aber hast dich meiner Seele herzlich angenommen, dass sie nicht<br />

verdürbe; denn du wirfst alle meine Sünden hinter dich zurück.“<br />

Jesaja 38,17<br />

Der Prophet Jesaja gibt uns noch einen Vergleich, welcher das Wesen der Vergebung Gottes<br />

verdeutlicht. Wenn wir etwas hinter uns lassen, so ist es aus unserem Blickwinkel verschwunden. Gott<br />

sagt, dass er dasselbe auch mit unseren Sünden getan hat. Er behauptet jedoch nicht, dass wir nicht<br />

gesündigt haben oder dass die Christen nicht mehr sündigen. Wir wissen es doch am besten: Wir<br />

sündigen täglich, sogar mehrmals am Tag. Aber Gott sieht unsere Übertretungen und Vergehen nicht<br />

mehr. Stattdessen sieht er die Gerechtigkeit Jesu Christi, die er uns geschenkt hat.<br />

Man könnte glauben, dass Gott vor unseren Sünden die Augen verschließt – auf keinen Fall! Gott<br />

übersieht keine unserer Sünden, führt es aber so, dass das Vergehen und seine Folgen uns zur Lehre<br />

dienen. Gott handelt mit uns nicht so wie wir es verdient haben, denn verdient haben wir den Tod,<br />

sondern nach seiner Gnade, sodass uns alles zum Nutzen ist.<br />

5


Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

•THEMA DER AUSGABE<br />

„... und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen.“<br />

Micha 7,19<br />

Noch ein klarer Vergleich, den wir im Buch des Propheten Micha sehen. Gott wirft unsere Sünden<br />

in die Tiefen des Meeres und dort verschwinden sie für immer. Niemals wird sie dort jemand finden und<br />

gegen uns verwenden können. Also hat Gott versprochen unsere Sünden hinter sich und in die Tiefen<br />

des Meeres zu werfen. Er will, dass sie für alle Ewigkeit verschwinden, denn die Strafe hat sein Sohn Jesus<br />

Christus schon getragen.<br />

Gottes Vergebung ist endgültig und vollkommen. Unabhängig von unserer Vergangenheit und der<br />

Menge der Sünden, die wir begangen haben, gibt Gott uns seine völlige Vergebung durch Jesus Christus.<br />

Er hat Christus für unsere Sünden schon bestraft und deshalb brauchen wir nicht noch auf etwas warten,<br />

bevor Gott uns segnen kann. Jemand sagte einmal, dass er nicht an die Verheißung der Vergebung Gottes<br />

glauben kann, weil er so viel gesündigt hat; sein „Dispositionskredit bei Gott“ sei schon erschöpft. Wenn<br />

wir schon den Begriff „Kredit“ verwenden, dann können wir nur über den „Kredit“ Christi sprechen, weil<br />

wir keinen eigenen haben. Wie viel hat er auf seiner Rechnung? Unendlich viel! Deswegen sagt auch der<br />

Apostel Paulus: „Wo aber die Sünde mächtig geworden ist, da ist doch die Gnade noch viel mächtiger<br />

geworden …“ (Röm. 5,20)<br />

„Ich, ich tilge deine Übertretungen um meinetwillen und gedenke<br />

deiner Sünden nicht.“<br />

Jesaja 43,25<br />

Mein Freund wurde in seiner Jugend verurteilt. Später jedoch wurde er begnadigt. Wenn man heute<br />

prüfen würde, wie oft er verurteilt wurde, würde man nichts finden. Denn durch die Amnestie wurde mein<br />

Freund frei und die Akte seiner Verurteilung vernichtet. Sein Verbrechen ist ausgelöscht, es wird nirgends<br />

mehr erwähnt. Dasselbe macht Gott auch mit unseren Sünden. Wenn wir uns zu Christus, dem Erlöser,<br />

wenden, löscht Gott alle aufgezeichneten Sünden.<br />

Gott vergibt nicht nur die Sünden, sondern erinnert sich auch nie daran, d.h. er ist nicht zornig<br />

darüber. Er vergibt uns unsere Übertretungen für immer. Das ist die Verheißung Gottes: Er ruft weder sich<br />

noch uns die Sünden in Erinnerung.<br />

Allerdings müssen wir den Unterschied zwischen den Begriffen „vergessen“ und „nicht gedenken“<br />

ganz klar beachten. Vergesslichkeit ist eine passive Eigenschaft. Den Menschen ist es eigen, zu vergessen.<br />

„Nicht gedenken“ ist eine aktive Eigenschaft, die die Anstrengung des Willens fordert. Das ist ein<br />

Versprechen. Als Herrscher und Richter des Weltalls begnadigt Gott uns. Als die „geschädigte Partei“<br />

vergibt er uns und verspricht, unserer Sünden nicht mehr zu gedenken. Durch seinen Tod hat Jesus uns<br />

nicht nur begnadigt, sondern auch mit Gott versöhnt. Durch seine Gnade hat Gott seinen Sohn gesandt,<br />

um für uns zu sterben.<br />

Gott verurteilt uns nicht mehr. Wie auch Paulus sagt: „So gibt es nun keine Verdammnis für die,<br />

die in Christus Jesus sind.“ (Röm. 8,1) Viel mehr noch: Wir sind keine Feinde Gottes mehr. Jetzt ist Gott<br />

nicht gegen uns, sondern für uns. „Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein?“ (Röm. 8,31) Diese beiden<br />

merkwürdigen Veränderungen sind dank der Gnade Gottes geschehen, trotz unserer Sünden.<br />

Gnade weitergeben<br />

Die Gnade wird uns geschenkt, damit wir sie nicht nur für uns in Anspruch nehmen, sondern sie auch<br />

austeilen. Wir können die Gnade jedoch nicht so geben, wie Gott es tut, aber im Umgang miteinander<br />

sollten wir immer daran denken, dass die Gnade uns vom Himmel gegeben ist und wir sollten ihren<br />

Prinzipien folgen. Ein Mensch, der in der Gnade lebt, weiß, wie tief der Abgrund zwischen seinen Sünden<br />

gegen Gott und den Versündigungen seiner Mitmenschen gegen ihn ist. Gerne vergibt er seinem<br />

Mitmenschen, der gegen ihn gesündigt hat, weil er weiß, wie gnädig Gott ihm alles vergeben hat. Er<br />

versteht, dass er durch die Vergebung in Jesus Christus kein Recht hat, gekränkt zu sein, auch wenn er<br />

schlecht behandelt wird. Er folgt dem Wort, das Paulus an die Epheser schrieb: „Seid aber untereinander<br />

freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.“ (Eph.<br />

4,32) Wenn uns Gnade widerfahren ist, so sind wir verpflichtet, sie auch anderen zu erzeigen. Am Umgang<br />

mit dem Nächsten kann man erkennen, ob wir in der Gnade leben oder nicht. Wenn jemand meint, er<br />

ist zu sündig und der Barmherzigkeit Gottes und seiner Vergebung nicht würdig, so kann er auch seinen<br />

Mitmenschen keine Gnade erweisen.<br />

Die Gnade Gottes ist eine Gnade, die uns verwandelt (siehe Titus 2,11-12). Sie lehrt uns, zu den<br />

6


THEMA DER AUSGABE •<br />

Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

Charakterzügen, die Gott nicht gefallen, „Nein“ zu sagen und „Ja“ zu dem, was Gott gefällt. Die Gnade lehrt<br />

uns, die „Kleider der Gerechtigkeit“ anzulegen.<br />

Dankbarkeit<br />

Wer die Gnade Gottes erfahren hat, empfindet in erster Linie eine tiefe Dankbarkeit Gott gegenüber.<br />

Alles Wertvolle, das wir jemals vollbringen oder empfangen können, ist das Ergebnis des Wirkens der Gnade.<br />

Am Anfang steht die Errettung und das ewige Leben, das Gott uns gibt. Es ist kostbarer als alle Schätze dieser<br />

Welt. Danken wir Gott für dieses kostbare Geschenk oder vergessen wir es? Ist unsere Dankbarkeit auch heute<br />

noch so herzlich wie am Tag der Bekehrung? Wenn wir wirklich in der Gnade leben, dann sollten wir Gott für<br />

das ewige Leben, das er uns durch Jesus Christus geschenkt hat, ständig danken und unseren Dank immer<br />

vermehren. Das Gefühl der Dankbarkeit und der Wunsch, sie zu äußern, sollten heute stärker sein als an dem<br />

Tag, an dem wir aus dem Reich der Finsternis in das Reich der Gnade versetzt wurden. Wir sollten Gott jeden<br />

Tag und den ganzen Tag für seine geistlichen und irdischen Gaben, die er uns so reichlich gibt, danken. Ich<br />

weiß, dass vielen das Danken oft sogar sehr schwer fällt. Aber wir müssen immer daran denken, dass wir täglich<br />

die wunderbare Gnade Gottes empfangen. Wir können nicht in der Gnade leben, ohne für sie zu danken.<br />

Zufriedenheit<br />

Dankbarkeit ist die „Schwester“ der Zufriedenheit. Der dankbare Mensch denkt mehr daran, was er hat<br />

(geistlich und irdisch) als an das, was er nicht hat. Die Zufriedenheit ist nicht einfach die Freude etwas zu<br />

besitzen. Wir sollten immer daran denken: Alle geistlichen und irdischen Gaben haben wir aus Gnade und<br />

nicht verdient. Die Unzufriedenheit ist ein Zeichen, dass wir auf unsere Werke bauen: Wir meinen, wir hätten<br />

mehr verdient als Gott uns gegeben hat, und denken, dass Gott ungerecht ist. Die Unzufriedenheit führt zu<br />

einer geistlichen Leere.<br />

Die Zufriedenheit, die in einem Menschen wohnt, der in der Gnade lebt (denn er weiß, dass er bekommt,<br />

was er nicht verdient hat), gebiert einen geistlichen Reichtum, selbst wenn der Mensch arm und unbekannt<br />

ist. Paulus sagt: „Die Frömmigkeit aber ist ein großer Gewinn für den, der sich genügen lässt.“ (1.Tim. 6,6)<br />

Demut<br />

Ein Mensch, der in der Gnade lebt, ist mit Demut bekleidet. Jemand hatte mal sehr treffend gesagt: „Die<br />

christliche Demut besteht nicht darin, alles Gute an sich zu leugnen, sondern zu erkennen, dass man keine<br />

Verdienste hat und alles Gute in uns und was durch uns geschieht, allein durch die Gnade kommt.“ Die Demut<br />

schreibt die Verdienste dem zu, der es wert ist – Jesus Christus. Der Stolz, das Gegenteil der Demut, versucht in<br />

sich etwas Gutes zu entdecken oder meint den Segen Gottes verdient zu haben. Der Stolz behauptet: „Ich bin<br />

Gott gehorsam und treu und dafür segnet er mich.“ Die Demut sagt dagegen: „Durch die Gnade Gottes kann<br />

ich ihm gehorsam sein und die Treue halten.“<br />

Jesus zeigt, dass die Vorstellung von der Demut ganz verkehrt sein kann. Er wäscht seinen Jüngern die<br />

Füße (eine Aufgabe des niedrigsten Sklaven) und fordert auf, seinem Beispiel zu folgen (siehe Johannes<br />

13,1-15). Das sind seine Worte: «Denn wer ist größer: der zu Tisch sitzt oder der dient? Ist's nicht der, der zu<br />

Tisch sitzt? Ich aber bin unter euch wie ein Diener.» (Lk. 22,27) Viel mehr noch: Jesus hat seine Herrlichkeit<br />

verlassen und ist zum niedrigsten Diener geworden, um am Kreuz zu sterben (siehe Philipper 2,5-11). Indem<br />

er so handelte, hat er das in Stärke verwandelt, was sonst als Schwäche gilt. Wer die verwandelnde Gnade<br />

Gottes erfahren will, sollte damit rechnen, dass der Heilige Geist seine Selbstgefälligkeit in Demut und<br />

Dienstbereitschaft umwandelt.<br />

Vergebung<br />

In Kolosser 3,13 schreibt Paulus: „... und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den<br />

andern ...“ Offensichtlich weiß Paulus, dass es gegenseitige Klagen geben wird. Auch die Gläubigen haben<br />

oft wenig Ähnlichkeit mit Christus, so sehr sie sich darum auch bemühen. Es kommt manchmal dazu, dass<br />

wir ohne (oder auch mit) Absicht unseren Nächsten kränken. In solchen Fällen brauchen wir die Vergebung<br />

nicht nur von Gott, sondern auch von den Menschen. Nicht umsonst fordert uns die Bibel auf, einander zu<br />

vergeben, wie auch Christus uns vergeben hat! Paulus schreibt weiter: „... wie der Herr euch vergeben hat, so<br />

vergebt auch ihr!“ (Kol. 3,13) Wer in der Gnade Gottes lebt, erkennt seinen geistlichen Bankrott an. Ihm ist der<br />

Unterschied bewusst: Er hat Schulden vor Gott in „Millionenhöhe“, die Schuld seines Mitmenschen vor ihm<br />

beträgt nur einige „Cent“, darum vergibt er gerne.<br />

Ich bitte euch: Vergesst alle eure guten Werke, wenn ihr es noch nicht gemacht habt! Erkennt euren<br />

geistlichen Bankrott und schmeckt die unendliche Gnade Gottes. Wenn euch dann bewusst wird, wie viel euch<br />

geschenkt wird, dann teilt die Gnade auch mit anderen.<br />

(Nach dem Buch „Die verwandelnde Gnade“ von D. Bridzhesa)<br />

7


Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

• Zeugnisse<br />

Seine Gnade hat mein<br />

Herz berührt<br />

Ich wuchs wie ein normales Kind auf: Kindergarten, Schule, dann die Familie,<br />

der Sohn Iwan. Es ging alles den normalen Lauf. Es gab sowohl Freude als auch<br />

Trauer. Doch einmal habe ich mich so hinreißen lassen, dass ich alles verlor! Im<br />

Jahre 2000 wurde ich zu 11 Jahren Haft verurteilt. Im Gefängnis bin ich dann an<br />

Tuberkulose erkrankt. Da stand ich ohne Familie, ohne Gesundheit, ohne Freiheit.<br />

Es vergiftete meinen Verstand und ich beschloss in einem Augenblick mit allem<br />

abzuschließen. Ich machte einen festen Strick, legte mir die Schlinge um den Hals<br />

… und erhängte mich. Als ich zu mir kam, verstand ich sofort, dass der Strick<br />

durchgeschnitten war. Aber wie? Es war niemand in der Nähe und reißen konnte er<br />

unmöglich! Viele Gedanken jagten mir durch den Kopf und wilde Angst stieg in mir<br />

hoch, weil ich erkannte, dass es nicht einfach so geschehen war, sondern irgendeine<br />

Macht eingegriffen hatte. In diesem Zustand kam ich aus dem Krankenhaus in das<br />

Gefängnis für Kranke und beschloss, so etwas nie wieder zu tun.<br />

Aber leben wollte ich auch nicht mehr … Ich entschied, vom Leben alles rücksichtslos zu nehmen, was ich nur<br />

kriegen konnte, denn 11 Jahre Gefängnis mit Tuberkulose würde ich sowieso nicht überleben und dann hätte ich<br />

wenigstens etwas gehabt. Nach eineinhalb Jahren gab es eine Routineuntersuchung und ich wurde in die normale<br />

JVA verlegt. Aber wie konnte das sein? Ich wurde doch gar nicht behandelt!<br />

Im neuen Gefängnis beantragte ich sofort die Verkürzung meiner Haftstrafe – ohne Erfolg. In meiner<br />

Verzweiflung ging ich in die Kirche, die wir auf dem Gelände der JVA hatten, und wandte mich frech an Gott: „Wenn<br />

es dich gibt (und meine Mutter sagt, dass es dich gibt) so zeige dich mir! Entlasse mich von hier oder sorge dafür,<br />

dass die Haftstrafe verkürzt wird!“ Nach dem Besuch in der Kirche wurde es leichter auf der Seele, es kehrte Ruhe<br />

ein und das Leben nahm den gewöhnlichen Lauf eines Insassen an. Nach zwei Jahren wurde der Rest der Haft zur<br />

Bewährung ausgesetzt. So hatte ich gut sieben Jahre in Haft verbracht.<br />

Als ich frei wurde, fuhr ich direkt zu meiner Mutter und sie sagte als erstes zu mir, dass ich Gott für dieses<br />

Wunder danken solle. Ich antwortete, dass ich es unbedingt machen würde. Doch durch die Ereignisse des Lebens<br />

mitgerissen, saß ich nach nur vier Monaten Freiheit wieder auf der Anklagebank.<br />

Als ich ein Jahr hinter Gittern verbracht hatte, erfuhr ich, dass mein Freund Nikolay Titar zu uns gebracht<br />

worden war. Ich ging gleich zu ihm hin, doch er war irgendwie anders. Ich fragte nach seinem Leben und wie er<br />

hierher gekommen sei. Er antwortete ganz ruhig: „Gott hat mich hierher gebracht“, und begann mir von Christus<br />

zu erzählen. Ich war schockiert. Eigentlich war es mein alter Freund und Komplize und doch war er es nicht. Es<br />

vergingen Tage und Wochen, wir hatten viel Gemeinschaft miteinander und irgendwann erzählte ich ihm alles, was<br />

mit mir geschehen war. Dann sagte Nikolay zu mir: „Siehst du, Gott hat dich mehrmals gerettet, dich geheilt, deine<br />

Bitte erhört und dich aus dem Gefängnis befreit und du hast ihm nicht gedankt dafür!“ Nach diesen Worten zog<br />

mein ganzes Leben vor meinen Augen vorbei, das Herz zog sich zusammen und ich verstand alles.<br />

Ich weinte, bereute alles und bat Gott, mir zu vergeben. Preis dem Herrn, seine Gnade hat mein Herz berührt, er<br />

hat mir vergeben, offenbarte sich mir und strecke seine helfende und starke Hand mir entgegen.<br />

Ehre sei Gott! Er schenkte mir viele Glaubensgeschwister und ein neues Leben mit ihm. Gepriesen sei der Name<br />

des Herrn von Ewigkeit zu Ewigkeit.<br />

Nikolay Dzuba (Russland, 352310 Краснодарский край, Усть-Лабинский р-н, п. Двубратский, УО-68/2)<br />

Gott liebt dich!<br />

Ich hatte kein gutes Leben, selbst eine Kindheit als solche hatte ich nicht. Ich wuchs in einer unglücklichen<br />

Familie auf, nur wer es erlebt hat, wird mich verstehen: Schlägereien, Tränen, eine immer betrunkene Mutter, die<br />

häufig sehr böse war und uns schlug, ihre eigenen Kinder, einfach so … Ich hatte große Angst vor ihr und versuchte<br />

in solchen Momenten irgendwohin wegzulaufen. Dann kamen wir ins Kinderheim, wo ich auch nichts Gutes lernte<br />

und mich sehr früh an Zigaretten und Alkohol gewöhnte.<br />

Im Jahr 1987 habe ich geheiratet und mit dem Trinken aufgehört. Bald bekam ich einen Sohn, Sergey und drei<br />

Jahre später noch einen, Mihail. Gott hatte mir wunderbare, nette Kinder gegeben, doch ich habe es nicht geschafft,<br />

sie zu erziehen und für sie eine richtige Mutter zu werden. Die Sünde des Trinkens holte mich wieder ein, und<br />

8


Zeugnisse •<br />

Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

ich musste oft daran denken, was ich mit meiner Mutter, die Alkoholikerin war, erleben musste. Das wollte ich<br />

meinen Kindern nicht antun, verließ meine Familie und überlies die beiden Söhne meinem Mann. Ich wollte nicht,<br />

dass sie wegen mir leiden mussten … Gott sei Ehre, es geht ihnen gut, sie leben mit dem Vater in Оdessa, und ich<br />

liebe sie sehr. Doch ich konnte nicht anders handeln.<br />

Ich rutschte immer tiefer, bis ich auf der Anklagebank landete und zu zehneinhalb Jahren Freiheitsentzug<br />

verurteilt wurde. Ich machte mir große Sorgen, sprach aber mit niemandem über meinen Schmerz. Ich behielt alles<br />

für mich, obwohl die Seele sehr krank war und die Last loswerden wollte. Aber wem sollte ich es erzählen? Alle<br />

würden mich doch nur auslachen, demütigen, verurteilen … Dieser Schmerz bedrückte mich so sehr, dass ich mich<br />

entschied, mein Leben zu beenden. „Wozu soll ich leben?“, dachte ich, „denn Frieden und Ruhe für die Seele werde<br />

ich niemals finden. Ich habe so viel Böses getan …“ Als ich schon bereit war, diese nie wieder gut zu machende Tat<br />

zu vollbringen, kam eine gläubige Frau auf mich zu und sagte: „Gott liebt dich!“<br />

„Welcher Gott?! Er wird mir niemals vergeben! Ich habe so viel Böses getan!“ Sie antwortete: „Er liebt alle und<br />

vergibt allen, man muss ihn nur darum bitten.“ Sie erzählte mir von Jesus Christus, den Gott zur Errettung für alle<br />

Sünder gesandt hatte. Nach einiger Zeit bekehrte ich mich und wurde von der Sklaverei der Sünde frei. Es geschah<br />

ein Wunder: ich habe die lang ersehnte Ruhe und den Frieden gefunden und das nur durch die Gnade Gottes. Ich<br />

bin ihm sehr dankbar für alles, was er für mich getan hat. Lob und Preis sei ihm in alle Ewigkeit, nur er konnte mein<br />

Herz verändern und von der Zukunftsangst befreien.<br />

Tatyana Kaput<br />

(Russland, 680518 Хабаровский край, с. Заозерное, ЯБ-257/12-7)<br />

So hat Gott geantwortet<br />

Liebe Freunde, ich will erzählen, wie mich Gott zu dem Gefängnisdienst berufen hat. Vielleicht wird<br />

dieses Zeugnis jemandem zur Ermutigung und zum Beginn eines neuen Lebens in Jesus Christus dienen. Ich habe<br />

niemals eine Freiheitsstrafe abgebüßt und das Gefängnis lag mir unendlich fern ...<br />

Es war vor sechs Jahren. Ich diente als Diakon in einer Gemeinde und betreute eine Gruppe von Gläubigen.<br />

Wir beteten zusammen und studierten das Wort Gottes. Doch dann kam der Gemeindeleiter zu mir und sagte:<br />

„Du solltest dich mit dem Dienst im Gefängnis beschäftigen.“ Es verwunderte mich sehr. Ich hatte eine ganz klare<br />

Meinung über Strafgefangene: Sie sind falsche, hinterlistige Menschen, die auf Kosten der Gläubigen ihre Probleme<br />

lösen, um die schwere Zeit in der JVA zu überleben. Diese Überzeugung ließ ich mir von niemandem nehmen. In<br />

der Seele verspürte ich die Unannehmbarkeit dieses Dienstes. Dem Ältesten habe ich dann alles gesagt, was ich<br />

dazu meinte, doch er blieb auf seinem Standpunkt. Dann dachte ich noch einmal darüber nach: „Vielleicht will Gott<br />

wirklich, dass ich diesen Dienst tun soll?“<br />

Ich beschloss darüber zu beten und sagte ungefähr folgendes: „Jesus, wenn du wirklich willst, dass ich mich<br />

mit Inhaftierten beschäftige und dir damit diene, so gib mir ein Zeichen. Du kennst meine Meinung über diese<br />

Menschen und weißt, dass ich sie nicht lieben kann. Doch wenn du willst, dass ich diesen Dienst tue, dann verändere<br />

mein Herz und mein Verhalten ihnen gegenüber!“ So habe ich es Jesus gesagt und wartete auf die Antwort. Aber es<br />

gab weder eine Offenbarung noch einen Traum von Gott, auch hörte ich keine Stimme des Herrn und es erschien<br />

kein Engel. Dafür geschah etwas Wunderbares.<br />

Ich beobachtete mich im Laufe der Woche und erkannte mich nicht wieder. Gott hatte angefangen, mein<br />

Herz und mein Verhalten zu den Insassen und zum Dienst im Gefängnis zu verändern. Ich wunderte mich über<br />

die Veränderungen in mir. Die Abneigung und mein Misstrauen verschwanden und an ihre Stelle traten Mitleid,<br />

Barmherzigkeit und der Wunsch zu helfen.<br />

Eine Fahrt in die JVA folgte der anderen. Meine Gedanken drehten sich ständig um die Insassen. Wie kann ich<br />

ihnen helfen und ihr Leben erleichtern, wo finde ich die Mittel dafür? Die Glaubensgeschwister aus der Gemeinde<br />

wunderten sich, als sie sahen, wie ich buchstäblich vor ihren Augen verändert wurde. Wenn mir jemand von ihnen<br />

etwas für die Inhaftierten gab, freute ich mich mehr, als wenn ich selbst etwas bekam. So hat Gott auf mein Gebet<br />

geantwortet.<br />

Es gab und gibt auch jetzt viele Schwierigkeiten, Probleme, Missverständnisse, Enttäuschungen und sogar<br />

Verzagtheiten. Doch das, was Jesus in mir vollbracht und wie er auf mein Gebet geantwortet hat, hat mir Kraft<br />

gegeben und mich in allen Schwierigkeiten durchgetragen. Wie ein Leuchtturm in der Nacht im tosenden Meer<br />

brachte es mir Gewissheit. So bin ich durch die Gnade Gottes zu diesem Dienst gekommen und nur durch seine<br />

Gnade vollbringe ich dieses Werk, wofür ich nicht müde werde, Gott zu danken.<br />

Alexander Kononenko, Ukraine, Kramatorsk<br />

9


Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

• Poesie<br />

* * *<br />

Gnade<br />

Gnade ist die große Gabe Gottes.<br />

Gnade ist aus Liebe uns geschenkt.<br />

Gnade bringt uns in die Nähe Gottes,<br />

damit man uns seine Kinder nennt.<br />

Gnade ist der Himmel auf der Erde,<br />

ist die Kraft, des neuen Lebens Schild.<br />

Gnade ist – was wir in Christus haben,<br />

sie verklärt in uns des Heilands Bild.<br />

Gnade kann man nicht mit Geld erwerben,<br />

auch kein Ideal bringt sie uns nah.<br />

Durch die Gnade spricht der Herr zu Sündern,<br />

nur durch Gnade ist der Glaube da.<br />

Gnade hilft sich lösen von den Banden,<br />

Gnade braucht man, um zu widersteh’n<br />

allen Anschlägen des Teufels und der Sünde<br />

und trotz Schwierigkeiten weiter geh’n.<br />

Gnade hilft in Wahrheit uns zu wandeln<br />

und zu sehen eines andern Not,<br />

hilft den Nächsten lieben, ihm vergeben.<br />

Sie ist notwendig wie Luft und Brot.<br />

Zugeschickt von Sergey Krivoshapko<br />

(Russland, 641505 Оренбургская обл., г. Соль-Илецк, ФГУ ИК-6, ПЛС)<br />

* * *<br />

Liebe ohne Verdienst<br />

Ich war einst hoffnungslos verloren …<br />

Deswegen kann ich nicht verstehen,<br />

warum mich Gott so sehr kann lieben<br />

und schenkt aus Gnade neues Leben.<br />

Man kann’s mit Logik nicht begreifen:<br />

Hier ist kein Vorteil, kein Gewinnen.<br />

Für die Gewalt gibt es Vergebung,<br />

ohne Verdienst - die große Liebe.<br />

Des Menschen Handeln ist ganz anders.<br />

Hier geht es zu wie auf den Märkten:<br />

Die Liebe wird wie Zwiebeln, Gurken<br />

verkauft, man lohnt dir nach den Werken.<br />

Ich hab vor Gott kein Privileg,<br />

hab nichts, was ich ihm könnte bringen.<br />

Ich bin ein Bettler nur mit leerer Hand,<br />

dem böse Taten nahe liegen.<br />

Doch Gott verkauft die Liebe nicht,<br />

er weiß, ich kann sie nicht bezahlen.<br />

Dafür gab Jesus einst sein Blut<br />

und nun wird sie verschenkt an alle.<br />

Ich war ja hoffnungslos verloren …<br />

Gott schenkt aus Gnade ew’ges Leben.<br />

Ich kann’s noch immer nicht begreifen,<br />

wie konnte er die Schuld vergeben?<br />

Zugeschickt von Alexander Skaskopodatelev<br />

(Russland, 618232 Пермский край, Чусовской р-н, п/о Скальный-2, ИК-35)<br />

* * *<br />

Was kann Gebet?<br />

Ein ernstes Gebet vermag zu helfen,<br />

wenn wir im Glauben auf den Heiland schauen.<br />

Darin liegt das Glück der innigen Gemeinschaft,<br />

es hilft in Lebensproben Gott vertrauen.<br />

Es stärkt die Glaubensflügel, müde Knie,<br />

haucht neue Kraft hinein ins bange Herz.<br />

Das Beten birgt die Quellen der Erquickung<br />

und tröstet auf dem Wege himmelwärts.<br />

Ein ernstes Gebet vermag zu helfen,<br />

es dringt durch Grenzen und durch Widerstände,<br />

es steigt hoch in des Himmels blaue Tiefen<br />

und kann durch Gottes Kraft das Schicksal wenden.<br />

Zugeschickt von Iwan Krylov<br />

(Russland, 454038 г. Челябинск, ЯВ-48/2-9)<br />

10


Poesie •<br />

Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

* * *<br />

Der neue Weg mit Gott<br />

Vergessen sind der Zorn und Zweifel,<br />

mit Hoffnung ist das Herz erfüllt.<br />

Ich hab mein Leben Gott gegeben<br />

und will, dass er mich weiter führt.<br />

Von ihm erwarte ich die Hilfe,<br />

bei ihm allein nur such’ ich Licht.<br />

Er hat den Weg für mich bereitet<br />

und schenkt mir darauf klare Sicht.<br />

Der Weg, den ich jetzt geh’, bringt Frieden<br />

und Gottes Lieb’ erfreut mein Herz.<br />

Umgeben stets von seiner Gnade,<br />

kann froh ich blicken himmelwärts.<br />

Er kann behüten und bewahren,<br />

in ihm hab ich des Lebens Fülle.<br />

Ihm überlass’ ich meine Sorgen,<br />

will gern erkennen seinen Willen.<br />

Nichts in der Welt ist mir noch wichtig.<br />

Nicht Ehre, Geld und Fleisches Lust<br />

mich können von dem Heiland trennen –<br />

das wär’ ein törichter Verlust.<br />

Ich bin ihm dankbar für die Gnade,<br />

die Leben spendet, Segen bringt.<br />

Auch für die Hoffnung, die ich habe,<br />

mein Herz ein neues Lied ihm singt.<br />

Wenn auch nicht leicht der schmale Weg,<br />

ich fürchte nichts, er hilft in Not.<br />

Ihm schenk ich völliges Vertrauen –<br />

Er ist mein Retter und mein Gott.<br />

Zugeschickt von Alexander Golyshev<br />

(Russland, 429955 Чувашия, г. Новочебоксарск, ИК-6, РТБ)<br />

* * *<br />

Nur Gnade<br />

Wenn der Heil`ge Geist in uns darf wohnen,<br />

bringt er mit sich Frühlingskraft und Liebe.<br />

Die Erlösung ist geschenkt aus Gnade,<br />

damit keiner seine Werke rühme.<br />

Und das Licht der Gnade leuchtet allen,<br />

jeder kann sie nun in Anspruch nehmen.<br />

Keiner braucht dafür etwas bezahlen,<br />

wie auch für den Sonnenschein und Regen.<br />

Auch nicht unsre Klugheit und Begabung<br />

tragen zur Erlösung etwas bei.<br />

Nein, aus Gnade, dass sich keiner rühme,<br />

rein aus Liebe, ward sie uns zuteil.<br />

Diese Gnade will uns ganz befreien<br />

von des Fleisches Werken, seiner Macht.<br />

Dafür kam der Herr auf diese Erde,<br />

hat zu seinen Kindern uns gemacht.<br />

Ja, wir haben nichts, um uns zu rühmen.<br />

Voller Demut, ganz dem Herrn ergeben,<br />

wollen weiter wandeln in der Gnade,<br />

preisen Gott mit unsrem ganzen Leben.<br />

Zugeschickt von Andrey Smehov<br />

(Russland, 431120 Мордовия, Зубово-Полянский р-н, п. Сосновка, ИК-1, ПЛС)<br />

* * *<br />

Aus dankbarem Herzen<br />

Ich will dir danken, Herr, dass du so herrlich<br />

die Erde, Sonne und das Sternenzelt gemacht.<br />

Auch für die Gnade, die du mir geschenkt hast:<br />

Sie trägt mich, wenn mal Kummer an mir nagt.<br />

Ich darf es wissen jeden Tag und Stunde:<br />

Ich bin geborgen, Herr, in deiner Hand.<br />

Du hilfst zu siegen in verschied’nen Kämpfen,<br />

des Herzens Streben ist dir wohlbekannt.<br />

Du führst, erquickst, wenn Schwierigkeiten kommen,<br />

gibst Licht und Freude auf des Lebens Wegen.<br />

Du schenkst uns Menschen Frieden und Vergebung,<br />

Du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben.<br />

Zugeschickt von Vitaly Svetovoy<br />

(Russland, 618545 Пермский край, г. Соликамск, ОИК-2/2, ПЛС)<br />

11


Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

• Weihnachtsseite<br />

«… denn euch ist heute der Heiland geboren,<br />

welcher ist Christus, der Herr ...» Lukas 2,11<br />

Liebe Leser! Ich grüße euch herzlich zum frohen und wunderbaren Weihnachtsfest, der<br />

Geburt unseres teuren Retters. „Und das Wort ward Fleisch“ ist eine wunderbare Nachricht! Doch<br />

wer wird dies glauben, wenn der Heilige Geist dieses Geheimnis nicht lüftet? Wie sehr sollten wir<br />

doch dem gnädigen Herrn und Heiland danken, dass er den Samen des heiligen Glaubens in unsere<br />

Herzen gestreut hat!<br />

Viktor Nawlinskki, Estland, Narva<br />

Die Freude der himmlischen Wesen und die Freude der Hirten<br />

von den Feldern Bethlehems war grenzenlos, denn ihnen wurde<br />

große Freude verkündet, die allem Volk widerfahren sollte: „...<br />

denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der<br />

Herr, in der Stadt Davids.“ (Lk. 2,11) Wenn die Freude der Hirten<br />

so groß war, als sie das Jesuskind sahen, wie viel größer soll unsre<br />

Freude sein? Denn wir sehen in Jesus Christus nicht mehr das Kind,<br />

sondern wissen, welches Erlösungswerk er für uns vollbracht hat.<br />

Wir sehen ihn als Anfänger und Vollender des Glaubens, der das<br />

Kreuz erduldete, auferstand und sich zur Rechten des Vaters im<br />

Himmel setzte.<br />

Andrey Zolotov (Russland, 646020 Омская обл.,<br />

г. Исилькуль, УХ-16/4-1)<br />

Es ist unmöglich, die<br />

Bedeutung dieser winterlich<br />

kalten und duftenden<br />

Weihnachtstage für jeden von<br />

uns zu beschreiben. In seiner<br />

großen Liebe und Gnade<br />

kam Gott in Menschengestalt<br />

auf die Erde. Er kam in die<br />

sündenverstrickte Welt. Er<br />

kam um alle vom Verderben<br />

zu erlösen, die ihn anrufen<br />

und annehmen. Er opferte<br />

sich selbst. So mögen nun<br />

unsere Herzen leuchten wie<br />

die Sterne und unsere Augen<br />

froh strahlen in Erinnerung an<br />

dieses große Ereignis. Lasst<br />

uns unsere Stimmen erheben<br />

und Ehre und Lob unserem<br />

Herrn Jesus Christus bringen.<br />

Vitaly Varankin<br />

(Russland, 660119 Красноярский<br />

край, п. Старцево, ОИК-36, ИК-5,<br />

отр.3)<br />

* * *<br />

An des Jahres Schwelle<br />

Wir stehen wieder an des Neuen Jahres Schwelle<br />

und einen Schritt zu dem Ereignis näher,<br />

wo uns umgibt das Licht der ew’gen Sonne –<br />

dann ist der Weg des Glaubens hier vollendet.<br />

Der Herr begegnet uns mit Augen voller Liebe<br />

und heißt willkommen an der Himmelspforte:<br />

„Geht ein zum Mahl, das euch bereitet ist!“<br />

Wie selig uns erklingen seine Worte.<br />

Ich wünsch’ euch für das Neue Jahr viel Weisheit,<br />

Gebetserhörungen und Gottes reichen Segen,<br />

damit, wenn einst trifft ein die sel’ge Stunde,<br />

wir rein und freudig unserm Herrn begegnen.<br />

Zugeschickt von Evgeny Shmatko (Russland, 618545<br />

Пермский край, г. Соликамск, ОИК-2/2, ПЛС)<br />

* * *<br />

Der größte Tag in der Geschichte<br />

Die Nacht umschließt ganz sacht die ganze Erde,<br />

sie stört die Ruh’ ihrer Bewohner nicht.<br />

Gott sandte in die Welt den Sohn als Retter,<br />

der bald am Kreuz für unsre Schuld erblich.<br />

Dies ist der größte Tag in der Geschichte:<br />

Gott selber will die Welt mit sich versöhnen!<br />

Wir preisen unsren Herrn für sein Erscheinen<br />

und wünschen jedem heute Gottes Segen.<br />

Zugeschickt von Nikolay Vedernikov<br />

(Russland, 420108 Татарстан, г. Казань, ИК-19, отр.7)<br />

12


Weihnachtsseite •<br />

«Und das Wort ward Fleisch und wohnte<br />

unter uns … voller Gnade und Wahrheit.»<br />

Johannes 1,14<br />

Bild von Igor Osokin (Russland, 420108 Татарстан, г. Казань, ИК-19, отр.2)<br />

Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

Es ist Weihnachten! Vor vielen Jahrhunderten geschah<br />

die große Erlösung der Menschheit. Christus kam als der<br />

große Arzt und heilte viele Menschen. Und auch heute noch<br />

gibt seine Gnade Heilung, Linderung, Glück und Liebe und<br />

ergänzt, was uns fehlt.<br />

Alexey Shemyakin<br />

(Russland, 613053 Кировская обл., г. Кирово-Чепецк, ИК-11, отр.15)<br />

* * *<br />

Der Weg zur Krippe<br />

Ich blick’ zum Himmel und versuch’ zu finden<br />

den Stern, der strahlte über Bethlehem,<br />

und möchte seh’n die Krippe in dem Stalle,<br />

wie einst die Weisen aus der weiten Fern.<br />

Doch die Entfernung jener Zeit lässt es nicht zu,<br />

das muss ich feststellen nicht ohne Schmerzen.<br />

Und doch führt heute noch der Gnade helles Licht<br />

zur Krippe, die Raum hat in unsren Herzen.<br />

Zugeschickt von Viktor Iwanov (Russland, 618545 Пермский<br />

край, г. Соликамск, ОИК-2/2, ПЛС)<br />

Bethlehems Stern leuchtet auf diese Erde, erhellt<br />

uns mit dem Licht der Wahrheit und erleuchtet uns<br />

den Weg zum himmlischen Jerusalem. Gott selbst<br />

kam auf diese Erde und ließ das helle Licht des<br />

Evangeliums in die Finsternis unserer Herzen strahlen<br />

und erleuchtete damit die ganze Welt. Deshalb sind<br />

wir nicht mehr Kinder der Finsternis, sondern Kinder<br />

des Lichts – Kinder Gottes! Noch ein Jahr sind wir<br />

dem Tag näher gekommen, an dem der Herr wieder<br />

kommen wird, um seine Gemeinde zu entrücken,<br />

für die er gestorben und wieder auferstanden ist.<br />

Liebe Leser, ich grüße euch zur Geburt des Kindes,<br />

an dessen Krippe wir knien und Gaben bringen: dem<br />

König, dem Priester und dem Lamm.<br />

Vladislav Elkin (Russland, 426039 г. Ижевск, ЛИУ-4, отр.9)<br />

13


Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

• Weihnachtsseite<br />

Bethlehem ist eine Stadt, die sich<br />

auf dem Gebiet der palästinensischen Autonomie<br />

befindet. Sie liegt 7 Kilometer südlich von Jerusalem.<br />

Heute zählt Bethlehem etwa 22.000 (mit den<br />

Vorstädten 42.000) Einwohner, die Fläche beträgt<br />

6 km². Der Anteil der Christen von den Einwohnern<br />

Bethlehems beträgt laut unterschiedlichen Quellen<br />

15-20%.<br />

Bethlehem wird in der Heiligen Schrift als<br />

„Haus Davids“ oder Ephrata (hebr.: fruchtbar)<br />

bezeichnet. Hier wurde der König David geboren,<br />

hier wurde er von dem Prophet Samuel zum König<br />

gesalbt. Hier, am Weg nach Jerusalem, finden wir<br />

die Grabstätte Rahels. Jakob stellte auf ihrem Grab<br />

einen Gedenkstein auf, der auch heute noch im Tal<br />

Bethlehems zu finden ist, wenn auch in ganz anderer<br />

Gestalt. In Bethlehem und seiner Umgebung spielt<br />

sich das Buch Ruth ab. Die Stadt wird auch im Buch<br />

des Propheten Jeremia erwähnt. Aber am meisten<br />

ist der Ort dadurch bekannt, dass hier der Erlöser<br />

Jesus Christus geboren wurde. Bethlehem (hebr.<br />

„Haus des Brotes“) ist auch der passende Name für<br />

den Ort, an dem der Sohn Gottes erschien, der zum<br />

lebendigen Brot wurde, das vom Himmel kam.<br />

Bethlehem ist eine der ältesten Städte auf<br />

dieser Erde. Sie wurde etwa im 16.-17. Jahrhundert<br />

v. Chr. gegründet. Die Stadt war erst kanaanitisch<br />

und dann jüdisch.<br />

Bethlehem befindet sich auf einer Höhe von<br />

760 m über dem Meeresspiegel und deshalb ist das<br />

Klima hier auch etwas kühler als in den Tälern. Die<br />

mittlere Tagestemperatur im Winter beträgt +9,0°C<br />

und im Sommer etwa +24,0°C. Schnee gibt es hier<br />

sehr selten und auch nicht jeden Winter.<br />

«Und du, Bethlehem im jüdischen Lande,<br />

bist keineswegs die kleinste unter den<br />

Städten in Juda; denn aus dir wird kommen<br />

der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.»<br />

14<br />

Bild von Wladimir Volgin (Russland, 431140 Мордовия,<br />

Зубово-Полянский р-н, п. Ударный, ИК-10, корп.1, к.59)<br />

* * *<br />

Das Wunder von Bethlehem<br />

Als über den Hügeln Palästinas<br />

der Stern Bethlehems war prachtvoll aufgegangen,<br />

die Hirten vor der Engel lichtem Heer<br />

von heil’ger Angst und Scheu befangen waren,<br />

da wurde Gottes Sohn ein Menschenkind!<br />

Die Welt war für dies Wunder völlig blind.<br />

Doch dieses Wunder jener heil’gen Nacht<br />

hat auch mich nah zum Vaterherz gebracht.<br />

Zugeschickt von Sergey Laryagin (Russland, 461505<br />

Оренбургская обл., с. Соль-Илецк, ИК-6, к.215, ПЛС)<br />

Es ist schon das dritte Jahrtausend, in dem die<br />

Geburt Christi gefeiert wird. Wenn wir die heutige Welt<br />

betrachten, so können wir sagen, dass es für die meisten<br />

Menschen Tradition geworden ist. Aber wie sehr wünscht<br />

man sich, dass Christus geboren werde, nicht nur auf den<br />

Lippen, sondern in den Herzen vieler Menschen, die Gott<br />

noch nicht kennen. Das Wort ist in die Welt gekommen<br />

und ist nicht kraftlos. Es gibt uns Leben, Freude und Kraft<br />

gegen die Sünde zu kämpfen.<br />

Sergey Zaruba (Russland, 192288 г. Санкт-Петербург, УС-20/6-11)<br />

Matthäus 2,6


Weihnachtsseite •<br />

Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

Das Kind von Bethlehem<br />

In einer dunklen Nacht vor zweitausend Jahren hörten Hirten die Himmelsstimme, die die Geburt des<br />

Heilandes Jesus Christus in die Welt verkündete! Die damals noch nicht so zahlreiche Menschheitsfamilie wusste<br />

nichts von Aidsproblemen und ökologischen und wirtschaftlichen Krisen. Niemand kannte Atombomben oder<br />

Massenvernichtungswaffen. Aber die Väter und Söhne gingen in den Krieg und kamen nicht wieder. Die Mütter<br />

und die Töchter beteten zu den Götzen. Die Menschen starben ohne Hoffnung und ohne Heiland. Durch das Aufund<br />

Untergehen der Sonne wurden die Tage gezählt. Die Sterne leuchteten geheimnisvoll in der unendlichen<br />

Dunkelheit der Nacht und erschreckten den Mensch mit ihrem Schweigen. „Wer bin ich und wohin gehe ich?“ Für<br />

viele blieb diese Frage unbeantwortet. „Denn was kriegt der Mensch von aller seiner Mühe und dem Streben seines<br />

Herzens, womit er sich abmüht unter der Sonne? Alle seine Tage sind voller Schmerzen, und voll Kummer ist sein<br />

Mühen, dass auch sein Herz des Nachts nicht Ruhe findet. Das ist auch eitel.“ (Pred. 2,22-23) In diese Jahrhunderte<br />

alte Leere erschallte den verunsicherten Menschen das Wort der Engel, voller Optimismus und Hoffnung: „Euch ist<br />

heute der Heiland geboren!“<br />

Heute ist es dem Menschen auf der Erde eng geworden. Er ist auf dem Mond gewandert und träumt davon,<br />

dasselbe auf dem Mars zu tun. Weltraumtourismus wird zur Alltäglichkeit. Die Kommunikationsmittel verbinden<br />

die Kontinente. Land-, Wasser- und Luftwege durchstreifen unseren Planeten. Doch jeder Mensch hat noch<br />

dieselbe Angst und Frage: „Wer bin ich und wohin gehe ich? Was erwartet mich in dieser unruhigen Zeit – der Zeit<br />

des Aufstandes der Natur und der Völker? Was wird mit meinen Kindern und Enkelkindern? Gibt es einen, der Ruhe<br />

und Antwort geben kann?“ Doch wie glücklich sind diejenigen, die die Engelstimme gehört und angenommen<br />

haben: „Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr.“ Der Herr ist der Herr der sichtbaren<br />

und unsichtbaren Welt; der Herrscher über das Leben, in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft; der Anfang<br />

und Schöpfer des Lebens und der Herr eines jeden, der nach seinem himmlischen Schutz und seiner Obhut<br />

dürstet! Der Herr, der Retter aus der Not, die auf die Welt in Zukunft zukommt. Der Herr, der Retter von unseren<br />

Sünden und Bosheiten, von der ewigen Verdammnis und der Hölle. Das Weihnachtsfest ist ein Fest, an dem Gott<br />

zu der verlorenen Welt kommt, ein Fest, an dem Gott für jeden Menschen erscheint. Die Geburt Jesu Christi ist die<br />

Offenbarung Gottes im Fleisch. So möge dieses Kind in uns wachsen, unsere Herzen, Häuser und Gemeinden mit<br />

dem Licht der unauslöschlichen herrlichen himmlischen Liebe erleuchten!“<br />

Jakob Wilki, Abakan, Russland<br />

In dem Kind von Bethlehem war die Herrlichkeit verborgen, vor der sich die Engel beugen. Das unscheinbare<br />

Kind war der verheißene Nachkomme, der Versöhner, der sich Mose als Jahwe offenbarte. Er ist derjenige, der das<br />

Volk Israel in der Feuer- und Wolkensäule durch die Wüste führte. Sein Kommen sagten die Propheten voraus, er<br />

war der Erwartete aller Völker, die Wurzel und der Nachkomme Davids, der Morgenstern. Der Name dieses hilflosen<br />

Kindes brachte Hoffnung der gefallenen Welt. Der Sohn Gottes wurde im Tempel zu dem Dienst geweiht, zu dessen<br />

Ausführung er gekommen war. Der Priester sah auf ihn jedoch wie auf ein unbedeutendes Kind und wenn er auch<br />

nichts Besonderes sah und spürte, die Übergabe Gottes von seinem Sohn an diese Welt war vollbracht. Doch nicht<br />

für alle war diese Zeremonie unsichtbar geblieben. Es gab in Jerusalem einen Mann mit Namen Simeon. Er war tief<br />

erschüttert: Das Kind, das da Gott geweiht wurde, war der Trost Israels!<br />

So geschieht es auch in unseren Tagen. Ereignisse, die den ganzen Himmel in Bewegung bringen, bleiben<br />

für viele unsichtbar. Die Menschen sehen Jesus als eine Person aus der Geschichte und wenden sich von dem<br />

lebendigen Christus ab. Heute wird Christus genauso ungern aufgenommen wie auch vor vielen Jahrhunderten.<br />

Die Bibel sagt uns, dass Jesus das Wort ist, welches seit Ewigkeiten bei Gott war. Doch dann wurde das Wort<br />

Fleisch und wohnte unter uns. Es wurde Mensch. Ihm, wie auch uns, drohten Versuchungen. Er, wie auch wir,<br />

kannte das menschliche Leben. Er erlebte alle Probleme, die auch uns begegnen. In seinem Leben erfuhr er alles<br />

außer Sünde. Warum musste Gottes Sohn in diese Welt kommen um Leid und Qualen zu erdulden? Er lebte das<br />

menschliche Leben bis zum Ende, um uns zu verstehen. Wenn unser Leben unerträglich und schwer ist, können<br />

wir in solchen Momenten sicher sein, dass es einen gibt, der uns versteht und bereit ist, uns zu helfen! Ihr müsst<br />

ihn nur anrufen!<br />

Valery Rodionov (Russland, 172388 Тверская обл., г. Ржев, ОН-55/7-1)<br />

«… und sie werden ihm den Namen<br />

Immanuel geben, das heißt übersetzt:<br />

Gott mit uns.» Matthäus 1,23<br />

15


Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

• Kein Raum<br />

Alle Zimmer<br />

belegt!<br />

Gleich der erste römische Kaiser ist auch der bekannteste: Augustus. Zu<br />

Beginn seiner Regierung wollte er seine Staatskasse auffüllen. Er ließ alle Menschen<br />

in seinem Reich in Steuerlisten eintragen. Dazu mussten auch Josef und Maria nach<br />

Bethlehem gehen, weil in Bethlehem Josefs Vorfahren geboren worden waren.<br />

Josef und Maria mussten ganz beschwerlich von Nazareth nach Bethlehem<br />

reisen. Über 100 km mussten sie zu Fuß gehen. Maria war schwanger. Und in<br />

Bethlehem suchten sie eine Herberge, aber immer wieder hieß es: Besetzt. Denn<br />

die Stadt war überfüllt mit vielen Besuchern, die sich alle in römische Steuerlisten<br />

eintragen lassen mussten.<br />

Besetzt!<br />

Kennen wir nicht von<br />

irgendwoher diese Aussage? „Es<br />

ist besetzt.“ Wir steigen in den Zug<br />

ein, schlendern durch den Waggon,<br />

suchen einen Platz und lesen überall:<br />

„Reserviert ab ...“ Der eine möchte am Wochenende in ein Konzert, aber die Karten<br />

sind ausverkauft. Der andere sucht eine Ferienwohnung, aber es heißt: Besetzt!<br />

Vor einigen Jahren fuhr ich in Begleitung eines Freundes mit dem Zug<br />

von Genova (Italien) über Frankreich nach Spanien. Die Fahrt dauerte ohne<br />

Unterbrechung 35 Stunden. Da der Zug überfüllt war, mussten wir die Nacht im<br />

Gang verbringen. Wir waren damals jung und scheuten die Strapazen nicht.<br />

„Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn<br />

in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten<br />

sonst keinen Raum in der Herberge.“ Lukas 2,7<br />

Die Herberge<br />

Maria und Josef waren noch jung, aber die Frau war hochschwanger. Sie hatte<br />

einen beschwerlichen Weg hinter sich. Übermüdet und erschöpft in Bethlehem<br />

angekommen, klopften sie abends an die Tür einer Herberge. Und nun antwortete<br />

der Wirt ungefähr so: „Hier ist besetzt! Aber bitte, hinter dem Hotel ist ein<br />

Abstellraum. Da könnt ihr übernachten, wenn ihr den Preis eines Doppelzimmers<br />

bezahlt.“<br />

So etwas haben mein Freund und ich damals in Italien tatsächlich erlebt.<br />

Die Jugendherberge war überfüllt. Wir durften hinter dem Haus in unserem Zelt<br />

übernachten, mussten aber den Preis eines Zimmers bezahlen. Der Sohn Gottes<br />

kommt in einem Geräteschuppen zur Welt. Damals war es ein Stall, heute wäre es<br />

ein Abstellraum. Die Hirten wären wohl kaum zum Hilton-Hotel gelaufen, aber zu<br />

einem Stall gingen sie.<br />

Der Wirt<br />

Der Wirt war nicht bereit, sein Schlafzimmer zu räumen. Meine Eltern taten<br />

das, wenn Gäste kamen. Nicht jeder hatte in den 60er Jahren ein Gästezimmer. Und<br />

dennoch wollte der Wirt sein Gewissen beruhigen. Er schob Maria und Josef nicht<br />

16


Kein Raum •<br />

Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

einfach ab, aber hinein ließ er sie auch nicht. Sicherlich wollen wir Jesus Christus nicht<br />

abstoßen. Wir bemühen uns, irgendwie christlich zu leben, aber ganz und gar hinein lassen wir<br />

Jesus nicht. Wenn Not und Krankheit unser Leben überschatten, dann auf einmal rufen wir Jesus<br />

Christus an. Aber Gott hat seinen Sohn nicht als Notfallarzt auf die Erde geschickt. Christus will nicht<br />

nur auf dem Dachboden unseres Lebens wohnen. Er möchte unser ganzes Leben ausfüllen.<br />

Unter welchen Umständen kommt nun der Sohn Gottes zur Welt?<br />

Die Wiege ist eine Krippe<br />

Die Geburt eines Kindes ist eine frohe Nachricht. Da werden die Geburtskarten verschickt. Ich<br />

kaufte bei der Geburt unserer Tochter Anastasia ein rosa bezogenes Körbchen, um Mutter und Kind<br />

aus der Klinik zu holen. Ich fuhr ganz langsam nach Hause und nahm jede Kurve übervorsichtig.<br />

Nach ein paar Tagen raste ich schon ganz normal über die Landstraßen von Ostfriesland wie jeder<br />

andere auch. Zu Hause hatte man schon die Kinderstube eingerichtet und Oma und Opa kamen<br />

zum Kaffee.<br />

So gut hatte es Jesus, der Sohn Gottes, nicht. Obwohl er der König aller Könige ist, wurde er<br />

nicht im Königspalast zu Jerusalem geboren. Er kam auch nicht in der Welthauptstadt Rom zur Welt.<br />

Von dort hätte doch die gute Nachricht schnell in alle vier Himmelsrichtungen verbreitet werden<br />

können?!<br />

Jesus ist nicht für eine<br />

bestimmte Menschengruppe<br />

gekommen. Er ist für alle<br />

gekommen, und alle können zu<br />

ihm kommen.<br />

Nein, Jesus, der Sohn des Höchsten, wurde Mensch in dem kleinen,<br />

unbedeutenden Städtchen Bethlehem. Das kleine hilflose Kind wurde<br />

in eine Futterkrippe gelegt, ja, seine Wiege war eine Krippe. Und die<br />

ersten Gäste waren die bedürftigen und mittellosen Hirten vom Feld.<br />

Jesus ist nicht für eine bestimmte Menschengruppe gekommen. Er ist<br />

für alle gekommen, und alle können zu ihm kommen.<br />

Wer macht sich nun auf den Weg zum Stall?<br />

Dem Wirt war der Weg zum Königssohn zu weit. Er war zu beschäftigt. Er musste sich um die<br />

Gäste kümmern. Die Kasse musste stimmen. Wir können am Weihnachtsfest so sehr beschäftigt<br />

sein, dass wir seine Bedeutung vergessen. Der Wirt wohnte ganz in der Nähe von der Krippe und<br />

bekam doch von dem größten Weltereignis, von der Geburt des Gottessohnes, nichts mit.<br />

Als die Weisen aus dem Morgenland nach Jerusalem kamen, um den neugeborenen König zu<br />

sehen, da traten die Schriftgelehrten auf, suchten in den Heiligen Schriften und beteuerten, dass er<br />

in Bethlehem geboren werden müsse.<br />

„Die Schriftgelehrten wussten, wo der Messias geboren sein müsse – aber sie blieben<br />

ganz ruhig in Jerusalem, gingen nicht mit, um ihn zu suchen. Ach, ebenso kann man das ganze<br />

Christentum wissen, aber es bewegt einen nicht. Diese Macht, die Himmel und Erde bewegt, die<br />

bewegt einen gar nicht“, schrieb der dänische Philosoph Sören Kierkegaard.<br />

Den Weisen war der Weg von 1500 km nicht zu weit. Sie wurden froh, als sie den Sohn Gottes<br />

kennen lernten. Der weite Weg mit seinen Strapazen hatte sich gelohnt. Sie hatten den Sohn Gottes<br />

und damit den Sinn des Lebens gefunden.<br />

Gott macht uns das größte Geschenk<br />

Wer das Weihnachtsgeschenk nicht auspackt, erfährt nie, was es enthält. Was meinen Sie, wie<br />

lange die Kinder die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum liegen lassen? Keinen Augenblick.<br />

Gott machte uns das größte Geschenk aller Zeiten: Er sandte uns seinen Sohn Jesus Christus. Und<br />

nur wer das Geschenk, also Jesus, in sein Leben hineinlässt, wird ein neues Leben empfangen. Jesus<br />

vergibt uns unsere Schuld, das, was uns von Gott trennt und das, was uns untereinander trennt. In<br />

vielen Herzen ist die Liebe erkaltet. Beziehungen gehen auseinander. Wir können sie nicht mehr<br />

flicken. Stolz, Habgier, Egoismus, Neid und sogar Hass regieren unser Leben. Und wir fragen uns:<br />

„Wie könnte ich noch einmal von vorn anfangen?“<br />

17


Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

• Kein Raum<br />

„Wäre Jesus auch tausendmal<br />

in Bethlehem geboren, aber nicht in<br />

unseren Herzen, dann wäre er vergeblich<br />

gekommen.“<br />

Wir sprechen wohl in der Weihnachtszeit viel vom<br />

Frieden. Frieden gibt es in den Familien nur, wenn der Friede in<br />

unseren Herzen regiert.<br />

Jesus ist auf Holz geboren und er ist auf Holz gestorben. Er starb<br />

für die Schuld aller Menschen am Kreuz. Hier ist die „Mülldeponie“<br />

Gottes. Hier können wir das ablegen, was unser Gewissen plagt.<br />

Jesus Christus können wir unser Leid anvertrauen. Er hilft uns,<br />

dass wir unser Leid tragen können und dass wir darin einen Sinn<br />

erkennen. Ein junger Mann erfährt kurz vor Weihnachten, dass er<br />

Krebs hat. Und nun sieht er im Leben keinen Sinn mehr. Er will es<br />

vorzeitig beenden. Er kennt Jesus Christus nicht. Gott sagt, dass er<br />

denen sehr nahe ist, die zerbrochenen Herzens sind. Wer Gott mit<br />

aufrichtigem Herzen sucht, der wird ihn auch finden. Und dann<br />

wissen wir, dass uns nichts mehr, auch das Leid nicht, von der Liebe<br />

Gottes scheiden kann.<br />

Jesus erzählte einmal ein Gleichnis vom Himmelreich. Es gleicht<br />

einem König, der seinem Sohn ein Hochzeitsfest<br />

bereitet. Nachdem alle Gäste eingeladen sind,<br />

heißt es: Es ist noch Raum da. Gott schließt nicht zu,<br />

so wie es der Wirt vielleicht bei Josef und Maria tat.<br />

„Gott öffnet jedem die Tür, jedem, der ihn fragt.“<br />

Gottes Tür steht heute Abend ganz weit<br />

offen. Sie dürfen kommen. Er wartet. In einem<br />

Weisheitsspruch heißt es:<br />

„Wäre Jesus auch tausendmal in Bethlehem geboren, aber nicht<br />

in unseren Herzen, dann wäre er vergeblich gekommen.“<br />

Darum geht es: Gott lädt Sie ein zu einem stillen Gebet.<br />

Bitten Sie ihn darum, dass Jesus in Ihr Leben hineinkommt,<br />

Ihnen Ihre Schuld vergibt und von nun an Ihr Leben führt. Lesen<br />

Sie die Bibel, sein Wort, um seinen Willen kennen zu lernen. Suchen<br />

Sie die Gemeinschaft mit anderen Christen. Sie helfen einander auf<br />

dem Weg der Nachfolge Jesu. Sie werden erfahren: Jesus lebt! Er<br />

gestaltet unseren Alltag. Er führt unser Leben und bringt es zum Ziel.<br />

Er verschafft unserem Leben einen Sinn.<br />

Gott hat Zeit und wir?<br />

Bei Gott heißt es nicht: Es ist besetzt. Er hat Zeit, er nimmt sich<br />

Zeit.<br />

Und wir? Sind unsere gemütlichen Wohnzimmer besetzt? Sind<br />

wir zu beschäftigt? Oder öffnen wir unsere Zimmer für Menschen,<br />

die Gott suchen?<br />

Es gibt viele einsame, obdachlose und allein stehende Menschen.<br />

Öffnen Sie Ihre Herzen und Ihre Türen für solche Menschen. Meine<br />

Familie tut das jedes Jahr von neuem und wir merken, dass wir selbst<br />

Beschenkte werden.<br />

Ich wünsche Ihnen in dieser Adventszeit, dass Sie nicht<br />

Zuschauer bleiben, sondern sich wie die Hirten von der universalen<br />

und zeitlosen Bedeutung der Geburt Jesu überzeugen.<br />

Siegfried F. Weber<br />

Studien- und Missionsleiter der Bibel- und Missionsschule Ostfriesland<br />

(Poppenweg 139, D-26532 Großheide)<br />

18


Über gottes Wort nachgedacht •<br />

Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

„Denn es ist<br />

erschienen die<br />

heilsame Gnade<br />

Gottes allen<br />

Menschen ...“<br />

Titus 2,11<br />

Apostel Paulus schreibt „… es ist erschienen die<br />

heilsame Gnade …“ Das bedeutet, dass die Gnade früher noch<br />

nicht offenbar war. Das heißt, dass sich seit der Zeit des Alten<br />

Testaments etwas verändert hat. Und diese Veränderung ist nicht<br />

bei Gott geschehen, sondern in seiner Beziehung zum Menschen.<br />

„Es ist erschienen“ bedeutet, Gott tut ein Wunder: Er zieht durch<br />

den Heiligen Geist in den Menschen ein und macht aus ihm ein<br />

Kind Gottes, eine neue Schöpfung in Jesus Christus. Das ist es, was<br />

es im Alten Testament nicht gab, das dem Menschen Gelegenheit<br />

bot seine Kraft zu testen. Wenn er das Gesetz erfüllte, konnte<br />

der Mensch den Anforderungen Gottes entsprechen. Gott gab<br />

dem Menschen die Möglichkeit, seine Unfähigkeit zu erkennen<br />

und zu begreifen, dass sogar der Beste und Gerechteste unter<br />

den Menschen „von neuem geboren werden muss“, um ins<br />

Himmelreich einzugehen.<br />

„Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes ...“ Die<br />

heilsame Gnade zeigt dem Menschen den in jeder Hinsicht<br />

unendlich erhabenen Gott. Er ist so heilig, dass der von Natur aus sündige Mensch nicht in der Lage ist,<br />

sich Gott zu nähern, wenn er sich nur auf seine Kraft und seine Moral verlässt. Im Licht der vollkommenen<br />

Heiligkeit Gottes wird der Allerbeste unter den Menschen zum Sünder, der die ewige Verdammnis verdient.<br />

Darum braucht es auch die heilsame Gnade – das Geschenk Gottes, um den Sünder, der seine Schuld<br />

erkannt hat, in die vollkommene Gerechtigkeit des sündlosen Sohnes Gottes zu kleiden. Die unendliche Liebe<br />

Gottes macht den Schlimmsten unter den Menschen absolut heilig und sündlos in Jesus Christus. Das hängt<br />

nicht vom Menschen und seiner eigenen Gerechtigkeit und Heiligkeit ab. Die vollkommene Gerechtigkeit<br />

Gottes, die durch Christus gegeben ist, kann der Mensch weder vervollkommnen noch beflecken. Man kann<br />

sie nur im Glauben annehmen.<br />

„Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes …“ Für alle Sünder, für alle Menschen wurde ein<br />

sehr hoher Preis bezahlt – das Leben Jesu Christi, das hingegeben wurde, damit wir begnadigt werden<br />

können. Jeder, der dieses Opfer annimmt, wird gereinigt von all seinen Übertretungen. Er wird ein für allemal<br />

gerettet, „denn mit einem Opfer hat er für immer die vollendet, die geheiligt werden.“ (Heb. 10,14) Das ist<br />

die alle Erkenntnis übertreffende Liebe Christi. Wenn der Mensch sie erkannt hat, wird er mit der ganzen<br />

Gottesfülle erfüllt werden (Eph. 3,19). Nur wenn wir jeden Augenblick unsere Sündhaftigkeit und unsere<br />

Unfähigkeit erkennen, Gottes Gerechtigkeit jemals entsprechen zu können, durchdringt uns das Bewusstsein<br />

der Abhängigkeit von Gottes Gnade und von der Gerechtigkeit, die Christus schenkt. Dann erst fangen wir<br />

an, diese Gabe wirklich zu schätzen und sich über die bedingungslose, alles vergebende Liebe zu freuen. Wir<br />

beginnen die Menschen, die uns umgeben, zu lieben, nicht für irgendetwas, sondern weil Gott uns und sie<br />

liebt, ohne Verdienst und einfach, weil wir da sind. Wir können die Unvollkommenheit der Menschen besser<br />

verstehen, weil Gott sich zu unserer Unvollkommenheit herablässt. Wir lernen dabei immer zu vergeben, wie<br />

Gott uns vergibt.<br />

„Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen ...“ Gott genügt sich selbst. Er ist<br />

nicht abhängig von den Menschen und benötigt unseren Dienst nicht. Aber „ … Gott ist die Liebe“ (1.Joh.<br />

4,8) und hat die Welt geschaffen, um sein Streben zu lieben zu realisieren. Er hat seine Liebe deutlich für<br />

jeden Menschen ausgedrückt. Er starb am Kreuz an unserer Statt, indem er in Jesus Christus leibhaftig wurde<br />

(Joh. 3,16). Mit dieser großen und heiligen Liebe liebt Gott jeden Menschen auf der Erde. Er liebt so, als wäre<br />

jeder Mensch der Einzige und als ob Gott niemanden mehr zu lieben hätte. Jede Seele auf dieser Erde kommt<br />

nach dem Willen Gottes zur Welt und ihr eigentliches Ziel ist es, die Liebe des himmlischen Vaters genauso zu<br />

erwidern. Gott liebt sogar den schlimmsten Sünder und nur aus diesem Grund lebt der Mensch noch. Gott<br />

ist geduldig in der Hoffnung auf Umkehr einer jeden Seele. Sich bekehren heißt, sich zu Gott zu wenden und<br />

auf seine Liebe zu antworten. Unser Glaube geht Gott etwas an und es spielt für ihn eine Rolle, wo sich unser<br />

Herz befindet, er ruft uns zu: „Wendet euch zu mir, so werdet ihr gerettet, aller Welt Enden; denn ich bin Gott,<br />

und sonst keiner mehr.“ (Jes. 45,22)<br />

Die Freude ist ein sicheres Zeichen eines Christen. Jemand sagte: „Ich würde glauben, dass die Christen<br />

gerettet sind, wenn sie sich wie Gerettete benehmen würden.“ „Freuet euch in dem Herrn allewege, und<br />

abermals sage ich: Freuet euch!“, „... deren Namen im Buch des Lebens stehen.“ (Phil. 4,4;3) Nehmet an „Gnade<br />

um Gnade“. Öffnet eure Herzen der bedingungslosen Liebe Gottes, damit die Herzen erfüllt werden und sich<br />

die Liebe über den Rand für die anderen ergießt, damit auch sie schmecken und sehen, „wie freundlich der<br />

Herr ist“.<br />

Denis Kiprenko (Russland, 692778 Приморский край, г. Артем, п. Заводской, ИК-20, отр.6)<br />

19


Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

• Resonanz<br />

Was ist Gnade?<br />

Diese Frage von Denis Kiprenko wurde in der Ausgabe Nr. 77 veröffentlicht. Das Thema Gnade<br />

hat viele Leser zum Nachdenken gebracht, denn für uns alle ist Gnade nicht einfach Gottes Gabe,<br />

sondern auch etwas sehr Persönliches, das Gott jeden Einzelnen von uns erfahren lässt und das<br />

jeder Mensch auf seine eigene Art und Weise erlebt.<br />

Gnade ist alles Gute, das vom Vater des Lichts ausgeht.<br />

Der Apostel Petrus sagt: „Nach dieser Seligkeit haben gesucht und geforscht die Propheten, die von der Gnade<br />

geweissagt haben, die für euch bestimmt ist ...“ (1.Petr. 1,10) Zu der Gnade gehören auch die Prophezeiungen, die<br />

Fleischwerdung des Sohnes Gottes und das Erscheinen des Heiligen Geistes, unseres Trösters. Alles Gute, was<br />

wir einander geben können, gehört nicht uns, sondern Gott. Denn wir sind nur zu Gutem fähig, weil Gott in uns<br />

beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen wirkt. Das betrifft nicht nur Gläubige, denn die<br />

Wirkung der Gnade schließt die ganze Menschheit ein.<br />

Sergey Krivoschapko (Russland, 461505 Оренбургская обл., г. Соль-Илецк, ИК-6, отр.8, к.92, ПЛС)<br />

Gnade ist die Kraft des Heiligen Geistes, die unseren verdorbenen inneren Neigungen<br />

Widerstand leistet. Es ist eine Gabe des Heiligen Geistes und eine unverdiente Wohltat an uns.<br />

Alexey Kashuba (Russland, 692778 Приморский край, п. Заводской, ЛИУ-47)<br />

Gnade ist die unverdiente, grenzenlose Barmherzigkeit Gottes. Es ist die Liebe Gottes, die sich in<br />

grenzenlosem Erbarmen zu den verlorenen Sündern äußert. Gnade umgibt uns seit Beginn der Welt, durch sie<br />

leben, wirken und existieren wir. Aber in Christus ist sie uns als Rettung erschienen, um uns vom ewigen Verderben<br />

zu erlösen.<br />

Wasily Sumarin (Russland, 461505 Оренбургская обл., г. Соль-Илецк, ИК-6, отр.10, к.196, ПЛС)<br />

Gnade ist die geschenkte Rechtfertigung. Denn da wir nicht im Stande sind, uns selbst für unsere<br />

Sünden zu rechtfertigen, können wir nur Vergebung erlangen, „... und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner<br />

Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist.“ (Röm. 3,24)<br />

Wadim Chirkov (Russland, 461505 Оренбургская обл., г. Соль-Илецк, ИК-6, отр.5, к.136, ПЛС)<br />

Gnade ist das freundliche und aktive Handeln Gottes in der Beziehung zur rebellierenden,<br />

gleichgültigen und sturen Menschheit. Sie äußert sich darin, dass Gott ausschließlich auf seine Initiative,<br />

nach seinem guten Willen, seiner Menschenliebe und Barmherzigkeit, tatsächlich eine Möglichkeit schafft, dass<br />

die ihm entfremdeten Menschen von ihm angenommen werden können und die Fähigkeit bekommen, jetzt als<br />

neue Schöpfung in Christus, ein heiliges und gerechtes Leben in der Liebe zu Gott und zum Nächsten, in ewiger<br />

Einheit mit ihm und seiner Gemeinde zu leben.<br />

Lenar Safin (Russland, 618545 Пермский край, г. Соликамск, ОИК-2/2, ПЛС)<br />

Gnade ist die Errettung vom Fluch und das Geschenk des ewigen Lebens in der Gegenwart<br />

Gottes, absolut unabhängig von unseren guten Eigenschaften. Von Natur aus verdient jeder Mensch<br />

die Verdammung und Verurteilung, die ewige Trennung vom Himmel und von Gott. Aber durch die Gnade sind wir<br />

gerettet. Die Errettung durch Gnade kann niemand verdienen, diese Befreiung ist für uns aus der Höhe gekommen<br />

und sie lehnt niemanden ab. Sie ist ohne Ausnahme für alle da.<br />

Andrey Gladskoy (Russland, 612805 Кировская обл., Верхнекамский р-н, п. Сорда, ИК-29, отр.9)<br />

Gnade ist Licht und Wärme, die sich auf den Weg ergießen, der zur Errettung führt. Als der Vater<br />

seinen Sohn ans Kreuz gab, da öffnete er mit seinem Blut die Tür zu unserer Errettung. Diese Tür war früher durch<br />

das Gesetz verschlossen. Jesus ist die Tür zum himmlischen Reich des Vaters.<br />

Julia Subotina (Russland, 187010 Ленинградская обл., Тосненский р-н, ИК-2, отр.5)<br />

20


Resonanz •<br />

Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

Gnade ist kein Zugeständnis und keine Schwäche und heißt nicht, dass Gott die Sünden<br />

der Menschen übersieht. Gnade ist Erbarmen mit dem schwachen und unfähigen Menschen. Wir hätten<br />

diese Gabe nie verdient. Nur in Christus haben wir Zugang dazu.<br />

Sergey Saruba (192288 г. Санкт-Петербург, УС-20/6-11)<br />

Gnade ist die Leben verändernde Gabe Gottes. Früher dachte ich, und nicht nur ich, dass Gnade<br />

vergänglicher Genuss und Erfolg sei, aber wie sehr hatte ich mich geirrt. Gnade ist nicht der Genuss weltlicher<br />

Güter, wie wir das oft meinen. Alle, die in Christus leben, sind Boten der Gnade. Denn Christus lebt in uns,<br />

in denen, die mit Geschwüren der Sünde bedeckt waren, jetzt aber Empfänger der Gnade Gottes geworden<br />

sind.<br />

Anatoly Soloduhin (Russland, 618545 Пермский край, г. Соликамск, ОИК-2/2, ПЛС)<br />

Gnade ist ein Geschenk Gottes an uns, das Geschenk des ewigen Lebens. Die Menschen<br />

bemühen sich, die ewige Seligkeit durch das Erfüllen der Gebote, ein ordentliches Leben oder strenges<br />

Befolgen der kirchlichen Ordnungen zu „kaufen“. Aber das ist nicht die richtige Währung. Gottes Geschenk kann<br />

man nicht erwerben. Der Versuch, aus Gott einen Schuldner an den Menschen zu machen, erniedrigt ihn. Wenn<br />

der Mensch versucht, das ewige Leben durch gute Werke zu verdienen, dann lehnt er damit das Geschenk<br />

Gottes ab. Denn die einzige Möglichkeit, das ewige Leben zu bekommen, ist die Annahme Jesu Christi als den<br />

Retter und Herrn und das Eintauchen in die unerschöpfliche Quelle der Gnade Gottes.<br />

Roman Belimov (Russland, 658209 Алтайский край, г. Рубцовск, ИК-9, отр.11)<br />

Gnade ist die Möglichkeit des Menschen, Gott zu erleben. Gnade, das ist Gott in Christus.<br />

In Christus haben wir das Wichtigste erhalten, das ewige Leben, und Christus selbst ist für uns zum Leben<br />

geworden. Diese Gabe ist das Hauptelement in der Gnade Gottes, die uns gegeben ist. „Wie nun? Sollen wir<br />

sündigen, weil wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade sind? Das sei ferne!“ (Röm. 6,15) Möchtest<br />

du Gnade im Überfluss bekommen? Unser Vater ist bereit, mehr zu geben, als wir uns vorstellen können. „Gott<br />

aber kann machen, dass alle Gnade unter euch reichlich sei, damit ihr in allen Dingen allezeit volle Genüge habt<br />

und noch reich seid zu jedem guten Werk ...“ (2.Kor. 9,8)<br />

Ruben Grigoryan (Russland, 350039 г. Краснодар, ИК-14, бр.24)<br />

Gnade ist unser Friede in Christus, in dem wir geschützt sind vor der irdischen Welt, wenn<br />

wir uns vom Heiligen Geist leiten lassen. Gnade bedeutet, dass Gott alles tut und der Mensch nichts<br />

hinzufügen kann. Die Lage des Gläubigen in der Gnade ist das Endergebnis dessen, was Jesus für ihn vollbracht<br />

hat. Der schwächste und unfähigste Gläubige, der ständig Anstoß nimmt und der häufiger als andere fällt, sich<br />

aber unter der Gnade befindet, wird von Gott genauso angenommen wie der berühmteste Heilige.<br />

Andrey Barigin (Russland, 618545 Пермский край, г. Соликамск, ОИК-2/2, ПЛС)<br />

Gnade ist der Tod und die Auferstehung Jesu Christi. Der Mensch an sich neigt dazu, sich der<br />

Gnade Gottes zu widersetzen, aber wenn Gott seine Gnade auf einen Menschen ergießt, strebt der Mensch zu<br />

Christus. Der gefallene Mensch wehrt sich gegen die Gnade Gottes, aber die Gnade heilt und vervollständigt<br />

alle menschlichen Unvollkommenheiten. Dank Gottes Gnade bekommt der Mensch die Rechtfertigung, die<br />

nicht nur die Vergebung der Sünden bringt, sondern auch neues und gerechtes Leben. Der Mensch beginnt<br />

in Gottes Gnade zu leben, die er früher abgelehnt hat. Doch jetzt füllt sie ihn immer mehr und hilft, alle<br />

Lebensschwierigkeiten und Prüfungen zu bewältigen.<br />

Sergey Yugov (Russland, 618545 Пермский край, г. Соликамск, ОИК-2/2, ПЛС)<br />

„Denn aus Gnade seid ihr selig geworden,<br />

durch Glauben, und dass nicht aus euch:<br />

Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit<br />

sich nicht jemand rühme.“ Epheser 2,8-9<br />

21


Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

• Nachfolge<br />

„Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist ...“<br />

Psalm 34,9<br />

Wenn Gott uns durch seine Liebe und Barmherzigkeit schon begnadigt hat und wir trotzdem in<br />

Sünde leben, dann müssen wir wissen, dass Gott sich nicht spotten lässt und dass es schrecklich ist, in die<br />

Hände des lebendigen Gottes zu fallen. Sonst versuchen wir die Gnade Gottes für die Sünde „auszunutzen“<br />

bzw. zu missbrauchen oder wir verstecken uns hinter Gott und seiner Gnade und leben gleichzeitig weiter<br />

in der Nacht des Selbstbetruges.<br />

Zu unserer Errettung können wir gar nichts beitragen, außer dass wir Gott und seine Gnade annehmen.<br />

Nachdem wir das Wort Gottes angenommen haben, werden wir von Gott neu geboren. Wir können gar<br />

nicht anders, wir werden verändert und wenden alle Kraft auf, um Gott wohlgefällig zu leben. Wenn das<br />

Licht in uns ist, so werden wir geheiligt und erleuchtet, das heißt, wir werden mit dem Licht leuchten, das<br />

in uns ist: Christus.<br />

Gnade – das ist das Leben in Christus Jesus selbst!<br />

Wladislav Shlykov (Russland, 618545 Пермский край, г. Соликамск, ОИК-2/2, ПЛС)<br />

Als ich zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, dachte ich, dass sei das Ende meines Lebens und mein<br />

weiteres Leben hätte keinen Sinn. Aber im Laufe der Zeit haben die Qualen meine Gedanken in eine andere<br />

Richtung gelenkt – auf Gott. Mit jeder Züchtigung, die Gott an mir vollzog, wünschte er nur das Beste für<br />

mich. Alles, was ich in dieser Zeit durch die Gnade Gottes durchmachen musste, führte dazu, dass ich mich<br />

zu Gott bekehren konnte. Ich erkenne heute, dass ich nie zu Gott gekommen wäre, wenn ich in der Freiheit<br />

geblieben wäre. Gott beschützt mich hier hinter Gittern vor den Versuchungen. Er hat mir gezeigt, wie sehr<br />

ich durch diese gefangen gewesen war. Gott zeigte mir, wie tief ich in Sünde gefallen war und reichte mir<br />

seine rettende und gnädige Hand. Jetzt weiß ich, dass mein Leben nicht zu Ende ist. Es ist Gott geweiht und<br />

mit Sinn und der Gnade Gottes erfüllt.<br />

Alexander Saharov (Russland, 629420 ЯНАО, п. Харп, ИК-18, ПЛС)<br />

Die Gnade Gottes macht die Menschen glücklich. Jeder Christ setzt seine Hoffnung auf die Gnade<br />

Gottes, denn das ist die einzige Kraft, die ihm helfen kann. Wir müssen in der Gnade Gottes wandeln. Das<br />

bedeutet: Das Böse wird besiegt durch Demut, Selbstlosigkeit, Geduld, Langmut, Mitgefühl und festen<br />

Glauben an Gott. Das sind auch die Merkmale der Gnade Gottes, die uns zum Leben gegeben sind.<br />

Viktor Igru (Russland, 618545 Пермский край, г. Соликамск, ОИК-2/2, ПЛС)<br />

Aus Gnaden bin ich geheilt. Ich war an Tuberkulose erkrankt. Die Ärzte haben sehr viele Medikamente<br />

an mir ausprobiert. Aber das Ergebnis blieb unbefriedigend. Ich war ausgebrannt. Um mich herum starben<br />

Menschen. Durch das Zeugnis eines Gläubigen berührte mich die Gnade Gottes. Mein Gesprächspartner<br />

erklärte mir ganz einfach, wie Gott mich lieb hat, wie er um mich Sorge trägt, wie er für mich gelitten hat<br />

und wie er meine Rückkehr nach Hause erwartet. Dieser Mensch leuchtete buchstäblich von der Gnade<br />

Gottes. Und dieses Licht ist in mein in Sünde verstricktes Herz eingedrungen. Etwas im Inneren hat sich<br />

bewegt, sodass ich einen Kloß im Hals fühlte. An diesem Abend habe ich mich bekehrt. Die Tränen flossen<br />

in Strömen. Ich konnte nicht begreifen, was mit mir geschah. In dieser Nacht schlief ich wie der glücklichste<br />

Mensch auf Erden. Von dem Tag an geschahen Wunder. Die Öffnung in meiner Lunge zog sich zu. Ich hatte<br />

kein Verlangen zu rauchen oder zu extrem starkem Teekonsum. Ich hatte keine Spielsucht mehr und keinen<br />

Drang zu schmutzigen Reden. Der Heiland zeigte mir, was lieben heißt. Ich hörte auf, die Fehler anderer<br />

Leute zu kritisieren. Gott schüttete den ganzen Ozean seiner Gnade auf mich und heilte mich von meiner<br />

Krankheit und veränderte mein ganzes Leben.<br />

Maxim Kiselev (Russland, 300911 г. Тула, Ленинский р-н, п. Озерный, ЛИУ-3, отр.17)<br />

22<br />

Die Gnade können wir nicht verdienen. Gott gibt sie uns einfach so. Danach kommt es darauf an,<br />

was wir daraus machen. Wenn wir sie nicht geschätzt, sondern missbraucht haben, dann müssen wir<br />

Buße tun, wenn uns der Wert der Güte Gottes bewusst wird. Ich selbst schätze nicht immer das, was Gott<br />

mir einfach so schenkt – seinen Frieden, seine Freude, seine Ruhe, seine Liebe. Und wenn ich das alles so<br />

selbstverständlich hinnehme, sündige ich und widersetze mich seinem Willen. Dann weicht die Gnade.<br />

Danach tue ich Buße, bete, flehe und suche Gott. Und wenn ich dann denke, dass alles verloren ist, dass<br />

sich nichts ändert, dann erfahre ich plötzlich Gnade!<br />

Yaroslav Yakimov (Russland, 676910 Амурская обл., Ивановский р-н, ст. Среднебелая, ИК-3, отр.5)


VON DER REDAKTION •<br />

Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

Wenn wir mit Gott leben, sollen wir nicht zwanghaft versuchen, die eine oder andere Sache für<br />

Gott zu tun.<br />

Alles soll mit Freuden, von Herzen und ohne Falsch geschehen. Gott schenkt viele Segnungen in<br />

unserem Leben. Aber danken wir ihm dafür? Er gibt uns die Gnade umsonst. Und er ist erfreut, wenn er<br />

sieht, dass wir die Gnade an andere Menschen weitergeben – jemand bekommt von uns ein gutes Wort,<br />

ein Kärtchen, eine Tasse Tee, eine Süßigkeit oder einfach ein Lächeln. Wenn wir gelernt haben, das ohne<br />

Ansehen der Person zu tun, dann freut sich der Heiland.<br />

Sergey Iwanov (Russland, 673327 Читинская обл., Карымский р-н, п. Тыргетуй, ЯГ-14/2-2)<br />

Wenn wir zu Jesus kommen, öffnet er uns seine Gnade. Wenn wir Gott untertan sind und ihm<br />

dienen, dann erhalten wir in unserem Leben viele Segnungen. In unsere Seele kehrt Ruhe ein und<br />

wir bekommen die wahre Freiheit. Die Kraft Gottes kommt in unserem Leben zum Vorschein. Christus<br />

besiegt die schlimmste Versuchung und die größten Schwierigkeiten, wenn wir uns vollständig in seine<br />

Hände übergeben. Gott gehorsam zu sein – das ist nicht nur der allerbeste Lebensstil, sondern der einzig<br />

mögliche Weg zum ewigen Leben.<br />

Gottes Knecht zu sein – das ist Gnade Gottes!<br />

Valery Maximov (Russland, 455016 Челябинская обл., г. Магнитогорск, ЯВ-48/18-12)<br />

«Nun aber sehnen sie sich nach einem<br />

besseren Vaterland, nämlich dem<br />

himmlischen. Darum schämt sich Gott<br />

ihrer nicht, ihr Gott zu heißen …»<br />

Hebräer 11,16<br />

Liebe Leser,<br />

die Zeit des Advents und die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr ist für viele Menschen die<br />

Zeit des Wartens. Warten ist nichts Neues für uns. Genauso wie die Menschen vor 2000 Jahren auf<br />

das Kommen des von den Propheten versprochenen Messias warteten, setzen die Menschen heute<br />

ihre Erwartungen auf etwas.<br />

Wartende Menschen kann man überall beobachten. Vor mir vor dem Eingang in eine<br />

U-Bahnstation in Moskau steht ein Mensch. Beinahe jede Minute schaut er auf die Uhr. Auf wen<br />

oder auf was wartet er? Oder dieser auf der Bushaltestelle zusammengekauert sitzende junge Mann<br />

mit abwesendem Blick, auf was wartet er? Wartet er überhaupt? Hat er irgendetwas im Leben, auf<br />

das er noch warten kann? Seine Gestalt erinnert mich an ein Bild aus der Zeitung. Da war ein Mann<br />

abgebildet, der in wartender Position in einer Todeszelle sitzt. Worauf wartet er? Vielleicht hat er<br />

ein Gnadengesuch gestellt und wartet und bangt, ob die Antwort positiv ausfällt und rechtzeitig<br />

eintrifft. Mit welchen Erwartungen kommen Insassen anderer Zellen ins neue Jahr? Vielleicht ist es<br />

die vorzeitige Entlassung oder Begnadigung?<br />

In der Zeitung habe ich einen Brief einer in der Stahlin-Zeit inhaftierten Mutter gelesen.<br />

Sie schrieb an die Kinder, dass sie den nächsten Winter nicht überleben würde. Das waren ihre<br />

Erwartungen. Sie wartete auf den sicheren Tod.<br />

Was erwarten wir von Weihnachten und von Anbruch des neuen Jahres? Unsere Erwartungen<br />

sind davon abhängig, welches Ziel wir anstreben. Die in Hebräer beschriebenen Menschen sehnten<br />

sich nach einem besseren Vaterland, nämlich dem himmlischen. Deswegen schämt der Herr sich<br />

nicht, sich ihr Gott zu nennen. Worauf sind unsere Erwartungen und Bestrebungen konzentriert?<br />

Als ich nach der Beerdingung meiner Mutter mit meiner Frau und unserem ältesten Sohn über<br />

den Wolken Richtung <strong>Deutsch</strong>land flog, sagte meine Frau, dass es nicht mehr weit, bis nach Hause<br />

wäre. Unbedacht erwiderte ich: „Wenn unser Zuhause im Himmel ist, ja.“<br />

Danach ließ mich dieser Gedanke nicht mehr los.<br />

Grigorij Jakimenkow, Porta Westfalica<br />

23


Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

• Nachgedacht<br />

„... ich vermag alles durch den, der<br />

mich mächtig macht.“ Philipper 4,13<br />

Ich stelle mir immer wieder die Frage, warum wir, obwohl wir Gottes Gnade angenommen<br />

und den Preis unserer Erlösung, die Gnade und die Liebe des Erlösers erkannt haben, fortfahren,<br />

so viel zu sündigen und das leider sehr oft bewusst. Beim Lesen des Jakobusbriefes finden viele<br />

Gläubige eine Rechtfertigung in den Worten: „Denn wir verfehlen uns alle mannigfaltig.“ (Jak.<br />

3,2) Wenn die Apostel schon sündigten, dann sind wir erst recht schwach und können nichts, und<br />

dabei fahren wir fort, in bewusster Sünde zu leben. Auch in meinem christlichen Leben gab es<br />

diese Tiefen. Beim Nachdenken über diesen Teil des Verses ist mir in den Sinn gekommen, dass<br />

man zu den Worten „wir verfehlen uns alle mannigfaltig“ den Gedanken hinzufügen kann, der<br />

vom Apostel vorher erwähnt wird: „Sondern ein jeder, der versucht wird, wird von seinen eigenen<br />

Begierden gereizt und gelockt.“ (Jak.1,14) Es stimmt wirklich, denn gerade unsere eigene<br />

Begierde, unsere zügellose Leidenschaft, ist der Grund für unsere große Not. Die Quelle unseres<br />

Lebens ist das Herz und man muss es mehr bewahren als alles, was man sonst bewahrt. Der<br />

Prophet Jeremia spricht: „Es ist das Herz ein trotzig und verzagt Ding …“ (Jer.17,9) Die Warnung<br />

ist verständlich: Wenn du nicht wachen und das Herz in Reinheit bewahren wirst, dann wird das<br />

Herz in den meisten Fällen alles, was du siehst, hörst und fühlst, in Begierde umsetzen. „Danach,<br />

wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde;“ (Jak. 1,15) schreibt der Apostel, indem<br />

er mit dem Wort „empfangen“ eindeutig hervorhebt, dass an diesem Prozess zwei Seiten beteiligt<br />

sind. Die eine Seite stellt der Widersacher Gottes dar, Satan, der eifrig den Samen in unsere<br />

Herzen hineinstreut, und wenn er nahrhaften Boden findet, das ist die andere Seite, kommt es<br />

zur Empfängnis und die Sünde wird geboren. Ein einfaches Beispiel aus dem Leben: Die Not<br />

vieler, die im Gefängnis zum Glauben gekommen sind, ist das Rauchen. Was für einen Betrug<br />

uns der Vater der Lüge auch einflößen mag, Rauchen ist Sünde. Diese schlimme Abhängigkeit<br />

kommt dem Götzendienst gleich. Aus der Bibel wissen wir, dass Götzendienst die stärkste<br />

Kränkung Gottes und der Auslöser seines heiligen Zornes ist. Diese Abhängigkeit ist ein absoluter<br />

Gräuel vor Gott. Wir alle bitten Gott täglich, uns zu vergeben und uns zu reinigen, und der Herr,<br />

der seinem Wort treu ist, vergibt uns nach seiner großen Barmherzigkeit und reinigt uns. Aber<br />

es vergeht eine Zeit und man bekommt aufs Neue den Wunsch zu rauchen. Der Gedanke lässt<br />

einen nicht los und Satan sät hartnäckig seinen Samen. Was macht unser Herz? Wie ist unsere<br />

Entscheidung? Entweder ein festes „Nein“ oder ein „Ja“, einen Kompromiss kann es nicht geben.<br />

Und wenn es keine feste Absage, sondern ein Versuch des Kompromisses ist, dann heißt es so<br />

viel wie „Ja“ und ich sage mit fester Überzeugung, dass ein nicht aufzuhaltender Prozess beginnt<br />

und die Sünde geboren wird. Diese Sünde wird dann immer wieder aufs Neue in einem Herzen<br />

geboren, das nicht ganz Gott vertraut und ihm nicht ganz hingegeben ist. Aber nicht alles ist so<br />

hoffnungslos. Die Gnade Gottes, unseres Vaters, der liebevolle Beistand des Heiligen Geistes und<br />

der feste Glaube, das ist die Kraft, die uns hilft, alles Gräuliche vor Gott zu meiden. Jemand wird<br />

einwenden, dass er daran zweifelt, dass er schon versucht hat, die Sünde zu besiegen, aber dass<br />

es nicht geklappt hat … Aber darf man an der Allmacht Gottes und an dem Sieg Jesu Christi am<br />

Kreuz zweifeln? Denn er hat uns die Freiheit von der Sünde und sogar die Herrschaft über sie<br />

gegeben. Mit unseren Kräften werden wir die Sünde nie besiegen und alle unsere erfolglosen<br />

Versuche zeugen davon, aber „ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.“ (Phil.4,13)<br />

„Irrt euch nicht, meine lieben Brüder!“ (Jak.1,16) Denkt daran, „… wir haben nicht mit Fleisch<br />

und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt,<br />

die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel.“ (Eph.6,12) Wir<br />

werden nur Sieg haben, wenn wir in Christus bleiben und dem Teufel keinen Raum geben.<br />

Oleg Kuharev (Russland, 644027 г. Омск, УХ-16/9-5)<br />

24


Man schreibt uns •<br />

Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

Gnade ist eine Lebenskraft ...<br />

... real, aber auch übernatürlich. Durch Jesus Christus ist sie für jeden Menschen zugänglich und<br />

kann den Menschen vollkommen verändern.<br />

In der Heiligen Schrift offenbart Gott eine Vielfalt der Eigenschaften seiner Persönlichkeit. Eine der<br />

grundlegenden Eigenschaften, von der wir lesen, ist Gnade. Alle Segnungen, mit denen uns Gott in<br />

Christus beschenkt, entspringen seiner Gnade. Gnade ist mehr als nur Güte. Gott ist gnädig, bedeutet:<br />

Er ist gut, großzügig, liebevoll, barmherzig und langmütig; er sorgt für uns, vergibt uns und beschenkt<br />

uns usw. Die Gnade wird jedem Gläubigen von Gott dem Vater in dem Herrn Jesus Christus durch den<br />

Heiligen Geist gegeben (Joh. 14,26; 16,13) und hat vielfältige Auswirkungen in der Gemeinde Christi, die<br />

sein Leib ist. Gnade ist das Leben Jesu Christi in uns. Es ist jenes ewige, segensreiche Leben, welches er im<br />

Überfluss gibt und das sich in allen Bereichen eines jeden echten Christenlebens auswirkt.<br />

Gnade ist alles, was uns Gott in großzügigen Gaben seiner Liebe, Gunst und besonderer Zuneigung gibt.<br />

Von der Güte und Wohltätigkeit des Wesens Gottes ausgehend, ist alles, was er getan hat, tut und tun<br />

wird, Gnade und Segen. Gott offenbart uns in seinem Wort alles, was wir zum Leben brauchen. Er redet<br />

über sich selbst, über die Schöpfung und den Sündenfall, über Gutes und Böses, Leidenschaften und<br />

Laster, über das Gesetz der Gerechtigkeit und der Gnade. Er spricht über die persönliche Verantwortung<br />

jedes Einzelnen bei der Wahl der Errettung aus Gnaden, die jedoch nur durch den Glauben an Christus<br />

möglich ist. Wir lesen auch über Buße und Bekehrung, die Wiedergeburt, das geistliche Wachstum,<br />

Vollkommenheit und Verwandlung in das Ebenbild Christi. Die Gnade wird uns von Gott geschenkt,<br />

doch erstens müssen wir uns bewusst für sie entscheiden, zweitens müssen wir lernen, sie richtig zu<br />

nutzten und ihr die Möglichkeit zu geben, sich durch unser Leben, Worte und Werke zu zeigen, damit sie<br />

entsprechende Frucht zum Lobpreis und zur Ehre Gottes bringen kann. Der Herr hat uns den Verstand<br />

gegeben, damit wir richtig überlegen und handeln können. Die Sünde verfinstert und verdirbt den<br />

Verstand, doch das Wort Gottes hat die Macht und die Kraft, zu heilen und uns durch eine bewusste<br />

Willensentscheidung zu erneuern, so dass durch unsere Entscheidungen und Handlungen die Kraft<br />

seiner Gnade offenbar wird.<br />

Ich möchte eine persönliche Erfahrung der Erkenntnis Christi und des Lebens in der Gnade mitteilen. In<br />

manchen Bereichen habe ich zwar einiges erreicht, möchte darin aber noch vollkommener werden, in<br />

anderen habe ich aber noch viel Arbeit vor mir. Die Auswirkungen der Gnade erkenne ich darin, dass ich<br />

Beleidigungen und Schläge (mit Worten oder Werken) vergeben kann. Ich segne den, der mir Böses tut.<br />

Ich bemühe mich, ihm Gutes zu tun in der Hoffnung, dass auch er sich zu seiner Zeit besinnt und sein<br />

Leben durch die Bekehrung aus Gnaden zum Besten verändert. Es ist Gnade, dass ich den Versuchungen<br />

widerstehen kann, obwohl ich selber dazu nicht in der Lage wäre. Ich bitte Gott um Hilfe und dann<br />

gelingt es mir! Von einer Sucht kann ich mich nicht selbst befreien. Für eine gewisse Zeit kann ich sie<br />

zwar unterdrücken, davon frei werden kann ich jedoch nicht. Aber ich bitte bei Gott um Gnade und er<br />

schenkt Befreiung, so dass ich staunen muss. Manchmal geschieht die Befreiung schnell, doch oft muss<br />

ich viel darum flehen und bitten. Warum wird uns nicht alles gleich gegeben? Vielleicht möchte Gott uns<br />

lehren, die Gemeinschaft mit ihm zu pflegen und in Zusammenarbeit mit ihm die Schwierigkeiten zu<br />

überwinden. Wir sollen lernen, dies alles mehr zu schätzen und dankbarer dafür zu werden. Wir sollen<br />

dazu reifen und dahin kommen, dass wir die Sünde und ihre Folgen erkennen, sie hassen und sich mit<br />

Eifer von jeder ihrer Erscheinungen reinigen. Durch die Gnade bekommt auch unser Denken ein anderes<br />

Niveau. Das Herz bekommt neue anregende Impulse. Durch die Gnade bekommen wir eine neue Sicht<br />

fürs Leben, eine richtige Selbsteinschätzung im Alltag und neue Ziele. Durch die Gnade ist die Liebe<br />

Gottes in uns wirksam. Wir werden vom Wesen der Liebe durchdrungen und streben danach, von der<br />

Liebe erfüllt zu werden, die in ihrem Wesen höher als das höchste zu erreichende Ziel ist.<br />

Wenn ich die Auswirkungen der Gnade in der Tat sehe, wie kann ich da noch zweifeln und nicht daran<br />

glauben? Ich bete und Gott antwortet; ich bitte und Gott zeigt einen Weg und sieht meine Nöte. Doch<br />

so ist es nicht immer. Der Glaubensweg ist kein leichter Weg. Nein, der Glaube und seine Realisierung<br />

sind immer eine persönliche Arbeit, die Auswirkungen in uns und nach außen hat. Es gibt kurz- und<br />

langfristige Perspektiven, oft sehen wir das Ergebnis augenblicklich, manchmal bleibt es über eine<br />

längere Zeit unsichtbar für uns. Gott gibt die Gnade dem, der ihn in Demut bittet (siehe Jakobus 4,6).<br />

Doch wir müssen sie annehmen und anwenden – vor allem richtig anwenden! Du zweifelst? Es gibt nur<br />

ein Rezept: Probier es persönlich aus und lass dich durch Erfahrung überzeugen! Die Chance hat jeder.<br />

Roman Penin (Russland, 628545 Пермский край, г. Соликамск, ОИК-2/2, ПЛС)<br />

25


Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

• Aus der Haft entlassen<br />

Durch seine Gnade bin ich gerettet!<br />

Ehre sei Gott, denn alle, die ihn suchen, leiden keine Not in jeder Hinsicht. Er befreit die Gebundenen<br />

aus dem Gefängnis. Der allmächtige Herr hat auch meine Fesseln gelöst. Am 08.05.2008 bin ich in die<br />

Freiheit entlassen worden. Das war ein Wunder. Aber gibt es<br />

denn bei Gott etwas Unmögliches? „Er führte mich hinaus<br />

ins Weite, er riss mich heraus; denn er hatte Lust zu mir.“ (Ps.<br />

18,20) Ich möchte mich nicht selbst loben, freue mich aber<br />

in meinem Herrn und danke ihm, dass er mir nicht nach<br />

meiner Schuld vergolten, sondern Gnade erwiesen hat –<br />

durch seine Gnade bin ich gerettet! Gott sei Dank für seine<br />

endlose Liebe zu mir. Der Herr hat mich in eine wunderbare<br />

Gemeinde gebracht, in die Versammlung seiner Heiligen. Am<br />

06.07.2008 habe ich den Bund mit Gott geschlossen und er<br />

füllte mein Herz mit einer besonderen Freude. Ich höre nicht<br />

auf, Gott für diese Gnade zu danken und es zu wiederholen,<br />

dass nichts meine Freude im Herrn beeinträchtigen kann.<br />

Wenn auch viele Probleme und Schwierigkeiten im Leben<br />

auftauchen, lohnt es sich deshalb traurig und besorgt<br />

zu sein? Wenn der Herr mit uns ist, wovor sollten wir uns<br />

fürchten? Gott gibt Kraft und führt uns den richtigen Weg. Es gibt viele Leiden, aber der Herr befreit davon.<br />

Ich möchte allen Gläubigen in Strafgefangenschaft sagen, lasst<br />

euch mit dem Herrn trösten und er wird die Wünsche eurer<br />

Herzen erfüllen!<br />

Tatyana Sitnikova, Russland, Magadan<br />

Gott sei Dank, ich bin jetzt frei!<br />

Gott sei Dank, ich bin jetzt frei! Der Herr segnet mich<br />

mit seinem väterlichen Segen. Jede Minute fühle ich seine<br />

Aufmerksamkeit und Fürsorge. Er hat meinen geistlichen Weg<br />

gesegnet, hat meinen Glauben gefestigt und hat mir geholfen,<br />

in der Freiheit Fuß zu fassen. Gott hat mich in eine wunderbare<br />

Gemeinde gebracht und ich bin den Mitgliedern dankbar für<br />

ihre Hilfe an mir, für ihr Verständnis und ihre Unterstützung, für<br />

ihre echte Liebe Christi, die sie mir erwiesen haben. Ich denke<br />

an alle Gläubigen in den Haftanstalten und bete für sie. Ich<br />

wünsche euch Segen, Standhaftigkeit im Geist und Glauben,<br />

der für den Namen des Herrn zu allem bereit ist!<br />

Nikolay Leontyev, Russland, Ryasan<br />

Gott hat mir ewiges Leben geschenkt!<br />

Ich bin 38 Jahre alt. Davon habe ich 16 Jahre in Gefängnissen verbracht.<br />

Von Kindheit an habe ich meine Befriedigung im Leben gesucht, aber nicht dort,<br />

wo ich hätte suchen sollen. Vom Sport bin ich zum Alkohol gekommen, dann<br />

zum Tabak und zu leichten Drogen, mit 17 Jahren war ich schon voll von Opium<br />

abhängig. Die Drogen zwangen mich zu „handeln“, ich war ihr Sklave. Am Tag<br />

der Entlassung nach der ersten Haftstrafe begann ich wieder zu spritzen, ohne<br />

jeglichen Gedanken daran, dass ich eine Frau und eine kleine Tochter hatte.<br />

Dann die nächste Haftstrafe, wo ich zum ersten Mal von Gott hörte. Ich nahm<br />

das Neue Testament in die Hand und habe es sogar durchgelesen, aber nichts<br />

verstanden. Auch wenn der Same gesät war, ist er erst nach langen zehn Jahren<br />

aufgegangen. In diesen Jahren wurde das Gefängnis zu meinem ständigen<br />

Wohnsitz, ich lebte damit, baute darin „Luftschlösser“, indem ich von einem<br />

unbeschwerten Leben träumte. Mit der Zeit kam ich aber in eine Sackgasse,<br />

in einen geschlossenen Kreis, aus dem ich keinen Ausweg sah. Das letzte Mal<br />

befand ich mich weniger als einen Tag auf freiem Fuß, bevor ich mich wieder<br />

in der Untersuchungszelle befand. Der Dienst habende Polizist war erstaunt,<br />

nachdem er auf meinen Entlassungsschein gesehen hatte, und fragte mich,<br />

wie ich das angestellt hatte. Er ging weg und kam nach einer Minute mit einem<br />

Evangelium in der Hand wieder. In der Anstalt umringte mich Gott mit Christen und ich begann zu beten.<br />

26


Aus der Haft entlassen •<br />

Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

Ich erinnerte mich an das Neue Testament und begann es wieder zu lesen. Jetzt blickte ich schon mit ganz<br />

anderen Augen auf das Gelesene. Nach zwei Monaten bekehrte ich mich und seit dem Tag tut Gott Wunder in<br />

meinem Leben. Er hat mich vom Rauchen befreit, ich spüre zum ersten Mal im Leben, dass ich keine Drogen mehr<br />

spritzen möchte. Gott hat mir innere Freiheit geschenkt, hat mich von vielen Leidenschaften befreit, deren Sklave<br />

ich gewesen bin. Gott hat mir ewiges Leben geschenkt. Die Menschen suchen die Freiheit am falschen Ort, sie ist<br />

hier, ganz nah bei uns und sprudelt wie die Quelle des Lebens. Ich bin jetzt in der Freiheit und bin hier mit dem<br />

Herrn. Er kümmert sich um mich und ich erzähle allen von ihm.<br />

Evgeny Turivnoy, Russland, Stavropol<br />

Der Herr hat mich von den Fesseln befreit!<br />

Gott sei Dank, dass er mich in seinem Werk gebraucht, dass er meinen Fuß vor dem Bösen bewahrt. Ich freue<br />

mich, dass Gott in mir das vollbracht hat, was kein Mensch tun konnte und auch ich selbst nicht geschafft habe. Der<br />

Herr hat mich mit einer wunderbaren Frau und Weggefährtin gesegnet. Wir haben ein Kind bekommen. Gott hat<br />

mich auch damit gesegnet, dass meine Mutter Jesus Christus ins Herz aufgenommen hat und in meinem Haus das<br />

Evangelium verkündigt wird. Der Herr hat mich von den Fesseln<br />

und der Haft befreit und hat mir neues vollkommenes Leben in<br />

Christus Jesus geschenkt. Dafür sei ihm Ehre und Lob.<br />

Ich bin 37 Jahre alt, davon habe ich 18 Jahre in Gefängnissen<br />

und Haftanstalten verbracht, ohne das normale Leben zu<br />

kennen. Ich dachte jedes Mal, dass es das letzte Geschäft wäre<br />

und sich danach alles verändern würde, aber dann wiederholte<br />

sich alles und ich befand mich wieder in der Grube, aus der ich<br />

nicht selbst heraus konnte. Als ich verstand, dass mein Leben<br />

verloren war, erinnerte ich mich an Gott und wandte mich mit<br />

einem Gebet der Reue an ihn. Er erhörte mich und führte mich<br />

aus dem Gefängnis, indem er mir ein neues Leben gab.<br />

Freunde, ich weiß, dass es für viele von euch nicht einfach<br />

ist, aber es gibt den, der euch helfen kann. Viele werden euch<br />

für diese Entscheidung verurteilen, aber ihr sollt wissen, es<br />

gab auch solche, die Jesus Christus verurteilten, obwohl er ein<br />

gerechtes Leben führte und keine einzige Sünde begangen hatte. Aber Christus trug alle Strafe für unsere Sünden<br />

und Krankheiten, er hat mit dem Preis seines eigenen Lebens alle Menschen ohne Ausnahme erkauft. Der Herr<br />

deckt mit seinem Blut aller derer Sünden zu, die zu ihm kommen. Er liebt uns alle und ihm allein sei Ehre, Ruhm<br />

und Anbetung von Ewigkeit zu Ewigkeit.<br />

Sergey Usmanov (222743 Weissrussland, Минская обл., Дзержинский р-н, д. Скирмантово,<br />

ул. Минская, д.7, кв. 11)<br />

Habt Acht darauf, was euch Gott gegeben hat!<br />

Im Jahre 2007 bin ich durch die Gnade Gottes vorzeitig entlassen worden. In dieser Zeit hat mich Gott<br />

von meinem Lungenleiden geheilt und er hat mich mit meiner Mutter versöhnt. Ich habe viele Christen kennen<br />

gelernt und habe viele Freunde in Christus. Aber anstatt geistlich weiter zu wachsen und Gott und Menschen in<br />

der Freiheit zu dienen, begann ich ein gottloses Leben zu führen. Es fing alles mit einem Ungehorsam gegen Gott<br />

und meine geistlichen Seelsorger an. Ich habe ihre Mühe und Liebe zu mir missachtet und als Resultat schreibe<br />

ich jetzt wieder einen Brief von diesem Ort … Vor allen Dingen möchte ich bei allen um Vergebung bitten,<br />

die mich kannten. Mit meinen Taten habe ich Schande auf alle gläubigen Menschen und auf den Herrn Jesus<br />

Christus gebracht. Vielen habe ich damit Schmerzen zugefügt, dass ich mich Christ nannte. Vergebt mir, wenn<br />

ihr könnt. Meine Mutter war mehr als alle anderen froh, dass ich ein anderer Mensch geworden war. Sie hatte<br />

Verlangen nach dem Herrn bekommen und jetzt weiß ich nicht, was aus ihr wird. Bitte betet für meine Mutter.<br />

Ich möchte noch allen Gläubigen sagen: Habt Acht auf das, was euch der Herr gegeben hat, verliert es nicht, wie<br />

ich es verloren habe. Ich kann nicht mit Worten beschreiben, was ich erlebt habe, als ich gefallen war, glaubt mir,<br />

das ist sehr schrecklich und schmerzhaft. Möge Gott euch in seinen Händen für immer bewahren.<br />

Alexander Lahnov (Russland, 692239 Приморский край, г. Спасск-Дальний, ИК-6, отр.1)<br />

«So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch<br />

der Knechtschaft auflegen!» Galater 5,1<br />

27


Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

• Bibel und Wissenschaft<br />

Biblische Archäologie:<br />

Im 11. Kapitel des Hebräerbriefes berichtet uns der Schreiber von den<br />

Auswirkungen des Glaubens zu verschiedenen Zeiten. Er erzählt uns vom Beispiel<br />

des Glaubens bei der Zerstörung<br />

der Stadt Jericho. Die Geschichte<br />

dieser Stadt diente den Christen<br />

immer als Glaubensbestätigung,<br />

für die Kritiker aber, die über die<br />

Bibel spotten, als Angriffsfläche.<br />

Der Grund dafür liegt darin, dass<br />

in der Begebenheit von Jericho<br />

besonders deutlich und offensichtlich<br />

Gottes Eingreifen in den<br />

Ablauf des Geschehens sichtbar<br />

wird. Über diese Stadt hat man<br />

oft gestritten und die Angriffe vieler<br />

Wissenschaftler waren so stark,<br />

dass sogar etliche Gläubige die<br />

Meinung übernommen hatten,<br />

die Geschichte von der Zerstörung<br />

Jerichos sei eine Legende ohne<br />

historisches Fundament. Aber wie<br />

in vielen anderen Fällen haben<br />

archäologische Ausgrabungen die<br />

Wahrhaftigkeit der Bibel bestätigt und die „progressiven“ Wissenschaftler-Materialisten<br />

zum Schweigen gebracht. Für die Gläubigen waren die Ausgrabungen ein Grund zur<br />

Freude, weil die Welt Fakten gesehen hat, die die Worte der Heiligen Schrift bestätigen.<br />

Die Mauern von Jericho heute<br />

28<br />

Die Geschichte der Stadt<br />

Die Stadt wird 1500 v. Chr. zum ersten Mal erwähnt. Die genaue Bedeutung von<br />

„Jericho“ ist unbekannt. Die einen übersetzten dieses Wort mit „wohlriechend“, die<br />

anderen mit „Mond“, die dritten mit „Stadt der Palmen“. Im 2. und 6. Kapitel des Buches<br />

Josua wird die Zerstörung der Stadt durch die Israeliten ausführlich beschrieben. Nach<br />

diesen Ereignissen lag Jericho im Laufe von Jahrhunderten in Ruinen, bis ca. 870 Jahre v.<br />

Chr. zur Zeit des israelischen Königs Ahab Hiel die Stadt wieder aufbaute. Dabei erfüllte<br />

sich die Prophetie des Josua, der gesagt hat: „Verflucht vor dem Herrn sei der Mann, der<br />

sich aufmacht und diese Stadt Jericho wieder aufbaut! Wenn er ihren Grund legt, das<br />

koste ihn seinen erstgeborenen Sohn, und wenn er ihre Tore setzt, das koste ihn seinen<br />

jüngsten Sohn!“ (Jos. 6,26)<br />

Die prophetischen Worte sind in Erfüllung gegangen. Es kostete ihn seinen ersten<br />

Sohn Abiram, als er den Grund legte, und den jüngsten Sohn Segub, als er die Tore<br />

einsetzte (1.Kön. 16,34). Zur Zeit des Propheten Elia befand sich in dieser Stadt eine<br />

Prophetenschule. Dort hat der Prophet Elisa ein Wunder vollbracht, indem er die Quelle<br />

gesund machte, aus der böses Wasser quoll. In der Nähe von Jericho wurde im Jahr 586 v.<br />

Chr. der letzte jüdische König, Zedekia, gefangen genommen (2.Kön. 25,5). In Jericho ist<br />

der grausame Herodes der Große, der die antike Stadt mit dem Blut seines hingerichteten<br />

Sohnes befleckt hat, verstorben. Aber in dieser Stadt wurde auch die Leben rettende<br />

Botschaft durch unseren Herrn Jesus Christus persönlich verkündet, der Jericho besucht<br />

hat (Mk. 10,46, Lk. 18,35, Mt. 20,29). Im 4. Jahrhundert gab es in dieser Stadt eine christliche<br />

Gemeinde unter der Leitung eines Bischofs.<br />

Heute könnte man im Prinzip von drei Jerichos sprechen: das antike Jericho,<br />

das Jericho aus dem Neuen Testament (in 2 km Entfernung) und das Dorf Jericho, im<br />

Südwesten der alten Stadt. Jedoch sind alle diese drei Jerichos entweder Ruinen, die von<br />

Archäologen entdeckt wurden, oder eine arme Wohnsiedlung, deren Bewohner von der<br />

einmal so tragischen Geschichte dieses Ortes nichts wissen.


Bibel und Wissenschaft •<br />

Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

Jericho<br />

Mauern, die nach außen fielen<br />

Die ersten Ausgrabungen des alten Jericho fingen in den Jahren 1907-1908 an. Aber<br />

wesentliche Erfolge wurden bei den Ausgrabungen von 1930 bis 1936 erzielt. Im Laufe dieser<br />

Arbeiten wurden unwiderlegbare Beweise gefunden, die die Berichte des Buches Josua bestätigen.<br />

Die Archäologen brachten eine antike Stadt zum Vorschein, deren Ruinen sehr deutlich<br />

von ihrer Geschichte erzählten. Jericho hat eine typische kanaanäische Festung dargestellt,<br />

die sehr groß war. Die Stadt war durch zwei Reihen von Mauern geschützt. Die Außenmauern<br />

hatten eine Stärke von 2 Metern, die Innenmauern von 4 Metern. Die Höhe der Mauern betrug<br />

ca. 10 Meter. Dazwischen war ein Durchgang von 5 Metern Breite, der durch Wohnhäuser<br />

überbrückt wurde. Eines dieser Häuser war das Haus von Rahab. Die Archäologen waren<br />

erstaunt, dass die Mauern nach außen fielen. Es ist sehr außergewöhnlich und unlogisch,<br />

aber es hat sich wirklich so zugetragen. Die Stadtmauern stürzten bis zum Grundstein ein<br />

und öffneten den Angreifern den Weg in die Stadt. Bei den weiteren Ausgrabungen entdeckte<br />

man Spuren von Feuer, das die Stadt zerstört hat. Große Berge von Asche und Kohle<br />

öffneten sich den Augen von Archäologen. Von Urzeiten her war es Brauch, bei einem Sieg<br />

alles Wertvolle und Essbare mitzunehmen – insbesondere, wenn die Stadt vernichtet werden<br />

sollte. Stattdessen aber haben die Archäologen Scheunen und Abstellräume voller Getreide,<br />

Linsen, Datteln, anderer Vorräte und Sachen gefunden, deren Datierung gezeigt hat, dass die<br />

Stadt ca. 1400 Jahre v. Chr. zerstört wurde. Es ist ebenfalls bewiesen, dass die Eroberung der<br />

Stadt im Frühling stattgefunden hat, weil<br />

man mit Getreide gefüllte Krüge gefunden<br />

hat.<br />

Zusammenfassung<br />

Es ist Tatsache, dass Jericho ca. 1400<br />

Jahre v. Chr. gefallen ist, was mit der biblischen<br />

Chronologie genau übereinstimmt.<br />

Die Mauern fielen nach außen. Die Stadt<br />

ist nicht geplündert worden, denn laut<br />

Josua 6,20 sollte alles, was darin war, dem<br />

Bann des Herrn verfallen sein. Die Stadt<br />

wurde durch Feuer vernichtet (Jos. 6,23).<br />

Die Archäologen haben Wohnhäuser in der<br />

Wand entdeckt, wie das Haus von Rahab<br />

(Jos. 2,15). Die Stadt wurde im Frühling<br />

erobert (Jos. 2,6; 3,15; 5,10). Also hat das<br />

alte Jericho, ähnlich wie die anderen alten<br />

Städte, die Behauptungen der Bibelkritiker<br />

widerlegt und bis ins kleinste Detail die<br />

Wahrhaftigkeit des Wortes Gottes bestätigt.<br />

Die Umstände der Zerstörung dieser Stadt lieferten und liefern Stoff für viele Predigten<br />

und Bücher. Der lebendige Glaube an den Gott und Herrn Israels hat die Mauern Jerichos<br />

zerstört und den Weg in das verheißene Land geebnet. Dieser lebendige Glaube wird auch<br />

uns helfen, alles zu überwinden, was zwischen uns und Gott steht. Der Glaube wird uns helfen<br />

in das himmlische Kanaan einzugehen.<br />

A. Oparin „Alte Städte und biblische Archäologie“<br />

Jericho heute<br />

„Durch den Glauben fielen die Mauern Jerichos, als Israel<br />

sieben Tage um sie herumgezogen war.“Hebräer 11,30<br />

29


Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

•ZEUGNIS<br />

Jesus Christus hat mein<br />

Leben neu gemacht<br />

Ich bin 1966 in einer deutschen Arbeiterfamilie<br />

geboren. Mit zwei Schwestern habe ich meine<br />

ersten zwölf Lebensjahre im Elternhaus verbracht.<br />

Mein Vater war ständig am Arbeiten und hatte<br />

selten Zeit für seine Kinder. Wenn ich darüber<br />

nachsinne, kann ich mich nicht daran erinnern,<br />

in irgendeiner Weise Vaterliebe bekommen zu<br />

haben.<br />

Als ich zwölf Jahre alt war, kam ich ins<br />

Kinderheim, denn zu Hause hatte mein Vater oft<br />

Alkohol getrunken und mich und meine Mutter<br />

stark geschlagen. Oft war die Zucht mit dem<br />

Riemen auch berechtigt, aber ob sie auf diese<br />

brutalste Weise gerechtfertigt war, ist fraglich.<br />

Im Kinderheim lernte ich nichts Gutes.<br />

Verschiedene Straftaten führten dazu, dass ich<br />

mit 17 Jahren in Hameln im Jugendgefängnis<br />

inhaftiert wurde. Drei lange Jahre meiner Jugend<br />

musste ich nun dort verbringen. In diesen Jahren<br />

begann ich, Drogen zu konsumieren und lernte<br />

alles, was dazu gebraucht wurde, um Drogen<br />

zu verkaufen. Ab diesem Moment verstand ich,<br />

dass man mit wenig Leistung viel Geld verdienen<br />

kann. Von Monat zu Monat beherrschte mich die<br />

Geldgier immer mehr.<br />

Als ich entlassen wurde, ging es für mich nur<br />

noch ums Geld und um Drogenhandel. Der Weg,<br />

den ich gewählt hatte, führte mich ca. zwei Jahre<br />

später wieder für drei Jahre ins Gefängnis.<br />

Ich verbrachte diese Zeit in Meppen<br />

und in Lingen. Diese Anstalten liegen an der<br />

holländischen Grenze. Dort saßen viele Männer,<br />

die Drogen über die Grenzen gebracht hatten.<br />

Nun pflegte ich zu diesen Personen einen guten<br />

Kontakt, auch über meine Entlassung hinaus.<br />

Jetzt ergaben sich Möglichkeiten für noch mehr<br />

Drogenhandel und noch mehr Geldverdienen.<br />

Mein Leben war schmutzig und voller Sünde.<br />

Verschiedene Delikte führten schließlich zu einer<br />

sehr langen Haftstrafe, die ich mit dreißig Jahren<br />

zu verbüßen begann.<br />

Während dieser Haftzeit fing ich an, darüber<br />

nachzudenken, ob das mein Leben lang so weiter<br />

gehen sollte: Haft, Entlassung, Haft, Entlassung und<br />

wieder Haft! Irgendwie wollte ich diesen ganzen<br />

Schmutz nicht mehr. Gegen Ende der Strafzeit<br />

bemühte ich mich um einen Ausbildungsplatz als<br />

Altenpfleger, da ich endlich einmal etwas Gutes<br />

für die Menschen tun wollte.<br />

In diesem Zeitabschnitt war es auch, dass Gott<br />

gläubige Männer zu uns ins Gefängnis sandte.<br />

Ein jeder konnte sich mittwochs mit ihnen zum<br />

Gespräch treffen.<br />

Ich nahm die Gelegenheit wahr, um mal etwas<br />

anderes zu sehen und zu hören. In den Gesprächen<br />

ging es um die Bibel, um Lebensfragen. Eigentlich<br />

betrachtete ich diese Männer als „ein bisschen<br />

durcheinander im Kopf“, diskutierte aber trotzdem<br />

gerne mit ihnen. Schließlich fing ich selbst an, die<br />

Bibel zu lesen, um den Gläubigen zu zeigen, dass<br />

sie falsch lagen.<br />

Nach einigen Monaten ging ich erstmals<br />

mit ihnen zu ihrer Gemeinde, in der gerade ein<br />

Tauffest stattfand. Ich wurde ein regelmäßiger<br />

Besucher der Gottesdienste. Dort lernte ich noch<br />

viel mehr Christenfamilien kennen, die mir alle<br />

durch ihr Leben ein glaubwürdiges Zeugnis<br />

waren.<br />

Ich hörte sehr viel aus Gottes Wort, der Bibel.<br />

Schließlich erkannte ich, dass ich ein großer<br />

Sünder bin und in die Hölle kommen werde,<br />

wenn ich so weiter lebe. Zusammen mit einem<br />

Bruder bat ich den Herrn um Vergebung meiner<br />

Sünden. Ich nahm im Glauben an, dass Christus<br />

auch für meine Schuld am Kreuz gestorben<br />

war. Nun bin ich befreit und erlöst durch sein<br />

kostbares Blut, das auf Golgatha geflossen ist.<br />

Gott befreite mich ganz von meiner Gier und<br />

meinem selbstsüchtigen Leben und stellte mir<br />

das eine, neue, große Ziel vor Augen: Einmal bei<br />

ihm im Himmel zu sein.<br />

Was nun anders wurde in meinem Leben?<br />

Der Herr hat mir eine liebe Frau und zwei kleine<br />

Söhne geschenkt, für die ich Verantwortung zu<br />

tragen habe. Geld ist mir nicht mehr wichtig,<br />

ich möchte es für Gott einsetzen. Der Sinn im<br />

Leben ist für mich jetzt, für Jesus zu leben, ihm<br />

zu dienen mit all meiner Zeit und Kraft, nicht zu<br />

fragen „Warum“, sondern „Wofür“. Der Tod ist für<br />

mich der Übergang zu dem, das besser ist als<br />

das Leben hier auf der Erde. Gemeinschaft mit<br />

anderen Gläubigen zu haben hat für mich einen<br />

unbezahlbaren Wert. Über Probleme rede ich<br />

mit meinem Herrn und mache sie so zu seinem<br />

Problem. Enttäuschungen sind etwas Positives<br />

für mich, weil ich dadurch frei werde von einer<br />

Täuschung meiner selbst. Ich bin von Herzen<br />

dankbar für das Eröffnen einer Wahrheit. Meine<br />

Versagen bringen mich dazu, zu erkennen, dass<br />

ich nichts bin und nichts, aber auch gar nichts,<br />

alleine bewältigen kann. Das wiederum führt<br />

mich näher zu Gott. Die Grundstimmung in<br />

meinem Leben kann man jetzt so beschreiben:<br />

Ich bin glücklich in Jesus Christus und traurig über<br />

die Verlorenheit der Welt.<br />

Michael Lange, <strong>Deutsch</strong>land, Alfeld<br />

30


Hilfe! •<br />

Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

Ich heiße Evgeny und bin 17 Jahre alt.<br />

Aufgewachsen bin ich in einem Kinderheim und<br />

obwohl ich dort das Nötigste hatte, war ich nicht<br />

zufrieden. Ich wollte mehr und begann erst zu<br />

stehlen und dann auch Drogen zu konsumieren.<br />

Ich dachte, davon würde es mir besser gehen, aber<br />

es wurde nur schlimmer. Der Rausch machte mich<br />

wütend und aggressiv. Ich hasste alle, am meisten<br />

mich selbst. Da fiel mir in der Zelle eine Bibel in die<br />

Hände. Aus Langeweile begann ich darin zu lesen<br />

und zu beten. Ich spürte, wie Jesus mich aus dieser<br />

Finsternis zog. Ich weiß jetzt, was mir fehlte! Aber<br />

ich bin sehr schwach im Glauben und bitte, für<br />

mich zu beten. Ich möchte diese Freiheit, die Jesus<br />

mir geschenkt hat, nie mehr verlieren.<br />

Evgeny Iwanov<br />

(Russland, 607610 Нижегородская обл., Богородский р-н,<br />

п. Комсомольский, НОПНБ №3, 3 отд.)<br />

Meine Mutter ist alleine geblieben und lebt<br />

nur noch von dem Glauben, dass ihr missratener<br />

Sohn zurückkommt und alles wieder gut wird.<br />

Sie lebt im Dorf und beklagt sich nicht, aber<br />

ich weiß, dass sie es sehr schwer hat. Ich bitte<br />

euch, wem es nicht gleichgültig ist, unterstützt sie<br />

mit einem freundlichen Wort oder einem kleinen<br />

Päckchen mit dem Nötigsten. Ich werde euch sehr<br />

dankbar sein für die Hilfe. Die Adresse meiner<br />

Mutter: Russland, 157477 Костромская обл.,<br />

Макарьевский р-н, п. Комсомолка, Семенова<br />

Татьяна Павловна<br />

Roman Semyonov<br />

(Russland, 157900 Костромская обл., Островский<br />

р-н, д. Логиново, ИК-4, отр.7)<br />

Meine Lieben, ich benötige dringend<br />

Winterkleidung und Schuhe. Helft mir um Christi<br />

willen. Und schickt uns bitte christliche Literatur,<br />

wir haben hier nur sehr wenig.<br />

Alexey Galiullin (Russland, 423651 Татарстан,<br />

г. Менделеевск, ИК-10, отр.4)<br />

An alle, die sich angesprochen<br />

fühlen und helfen wollen: Bevor<br />

Sie ein Paket abschicken, schreiben<br />

Sie an den Inhaftierten einen Brief,<br />

um sicher zu sein, dass das Paket<br />

in die richtigen Hände kommt und<br />

es erlaubt ist. Vergessen Sie nicht,<br />

einen Briefumschlag und ein Blatt<br />

Papier für die Antwort hineinzulegen.<br />

Wenn Sie mit Medikamenten helfen<br />

wollen, setzen Sie sich bitte mit der<br />

Redaktion in Verbindung. Gott segne<br />

alle, die in seinem Namen opfern!<br />

Ich finde keine Ruhe. Ich teilte meine Zelle<br />

mit einem Mann, Genady Proshin, 54 Jahre alt. Er<br />

quält sich mit seinen kranken Beinen. Sie haben<br />

sich dunkel verfärbt und lassen Lymphflüssigkeit<br />

austreten. Die Haut stirbt ab und schuppt. Es<br />

ist furchtbar anzusehen. Die Ärzte können nicht<br />

genau feststellen, wovon das kommt. Er stöhnt<br />

und ist müde von dieser Qual. Er braucht Salbe,<br />

aber die gibt es hier nicht ausreichend, um seine<br />

Wunden heilen zu lassen. Ich bitte euch, diesem<br />

Menschen zu helfen. Ich habe ihm von Jesus<br />

erzählt. Jetzt wurde er in eine andere Zelle verlegt.<br />

Er hat von Jesus gehört und ich glaube, dass Gott<br />

stark ist und siegen wird. Außerdem braucht er<br />

noch Gummischlappen, Größe 45, weil Stoffschuhe<br />

durchweichen. Seine Adresse: Russland, 629420<br />

ЯНАО, п. Харп, ИК-18, отр.2, кам.235, ПЛС<br />

Alexander Gromov<br />

Vor Kurzem habe ich begonnen, das Wort<br />

Gottes zu studieren. Gott hat mein Herz berührt<br />

und ich möchte in der Erkenntnis seines Wortes<br />

wachsen. Vieles ist schwierig und unverständlich.<br />

Ich bitte, helft mir mit geistlicher Literatur, um im<br />

Glauben zu wachsen. Ich bete für euch und um<br />

eure Barmherzigkeit.<br />

Alexey Iwanov (Russland, 172818 Тверская обл.,<br />

г. Андреаполь, ЛИУ-8, отр.8)<br />

Ich grüße euch, liebe Glaubensgeschwister.<br />

Ich war linksseitig gelähmt. Dank der Gebete<br />

und der Barmherzigkeit Gottes kann ich schon<br />

etwas aufstehen. Vor Kurzem bin ich 60 Jahre alt<br />

geworden. Wie schade, dass ich erst jetzt von Gott<br />

erfahren habe ... Denkt an mich in euren Gebeten,<br />

damit Gott mir Kraft und Glauben schenkt.<br />

Joseph Dmitriev (Russland, 453200 Башкортостан,<br />

г. Салават, УЕ-394/4)<br />

Um Schreibzeug bitten: Alexander Tagilzev<br />

(Russland, 623951 Свердловская обл., п. Белый<br />

Яр, ИК-19, ОИК-1, отр.6); Andrey Elmin (Russland,<br />

675010 Амурская обл., г. Благовещенск, ИК-14/8-<br />

9); Sergey Zhivin (Ukraine, 21001 г. Винница, ул.<br />

Островского, 2, ВУИН-1, ПЛС); Ruslan Leush<br />

(Ukraine, 80040 Львовская обл., Сокальский<br />

р-н, пгт Жвырка, СВК-47, ПЛС); Galina Tapasova<br />

(Russland, 680518 Хабаровский край, п.<br />

Заозерный, ИК-12, отр.10)<br />

Brillen benötigen: Oleg Galushka -1,5<br />

(Russland, 453256 Башкортостан, г. Салават, ИК-4,<br />

отр.5) und Peter Shimohin +3 d=58 (676810<br />

Амурская обл., Белогорский р-н, ст. Возжаевка,<br />

УВ-14/2-10)<br />

31


Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

• Überwältigt von Gottes Gnade<br />

Martin Luthers Weg<br />

zur Glaubensgerechtigkeit<br />

„Gott lieben? Manchmal hasse ich ihn!“ Diese Worte von den Lippen Luthers wirken<br />

befremdlich auf uns, da wir Martin Luther für seinen religiösen Eifer achten. Aber es sind<br />

seine Worte. „Manchmal scheint mir Christus nichts weiter als ein zorniger Richter zu sein,<br />

der mit einem Schwert in der Hand zu mir kommt.“ War der Mann wahnsinnig? Hat der<br />

Glaube ihn krank gemacht?<br />

Durch einen Blitzeinschlag ins Kloster<br />

Sicherlich war Luther nicht wahnsinnig und auch kein durch die Religion verrückt<br />

gewordener Mensch. Gleichwohl stimmt es, dass Luther an einer ganzen Reihe krankhafter<br />

Ängste litt. Eine bekannte Geschichte berichtet, dass er in einem heftigen Gewitter<br />

unterwegs war. Ein Blitz schlug so dicht neben ihm ein, dass er von dem Luftdruck zu<br />

Boden geschleudert wurde und in Todesangst versprach, Mönch zu werden. Kurz nach<br />

diesem Erlebnis löste er seinen Eid ein. Er quittierte sein Jurastudium und ging ins Kloster.<br />

Die Furcht vor einem schlimmen Tod als Ausdruck der göttlichen Strafe verfolgte ihn. Der<br />

Blitzschlag hatte eine Narbe in sein Gedächtnis gebrannt, die er nie vergaß.<br />

Von der Heiligkeit Gottes und der eigenen<br />

Sündhaftigkeit in Unruhe versetzt<br />

Der Gedanke an die Heiligkeit Gottes kann uns beunruhigen und verwirren. Als Martin<br />

Luther zum ersten Mal die Messe halten sollte, geschah etwas Ungeheuerliches. Luther<br />

begann die Zeremonie in guter Haltung, priesterlicher Zuversicht und Sicherheit<br />

ausstrahlend. Als er jedoch zum Weihegebet kam, bei dem er kraft des Amtes und seiner<br />

priesterlichen Autorität das Abendmahl vollbringen sollte, versagte er. Luther stand wie<br />

zu Stein geworden vor dem Altar. Eine nervöse Stille breitete sich unter den Versammelten<br />

aus. Er versuchte, die Worte der Messe zu Ende zu lesen, aber er konnte es nicht. Völlig<br />

entkräftet hinkte er zu seiner Bank. Was war vor dem Altar<br />

geschehen? Luther selbst erklärte die Lähmung, die ihn<br />

befallen hatte, als er die Worte aussprechen sollte: „Wir<br />

opfern dir, dem lebendigen, wahrhaftigen, dem ewigen<br />

Gott.“ Dazu Luther: „Denn ich bin Staub und Asche und<br />

voller Sünde und soll mit dem lebendigen, wahren und<br />

ewigen Gott reden?“<br />

Lass Gott Gott sein.<br />

Martin Luther<br />

Das Scheitern der eigenen<br />

Werkgerechtigkeit<br />

Als Mönch hatte sich Luther einer rigorosen Strenge verschrieben. Er wollte der perfekte<br />

Mönch sein. Dafür fastete er tagelang und frönte strengen Formen der Selbstkasteiung.<br />

Die seltsamste Eigenart Luthers war seine tägliche Beichte. Zu den Vorschriften, welche<br />

die Mönche zu beachten hatten, gehörte die Beichte – aber nicht jeden Tag. Luther<br />

hingegen beichtete jeden Tag, er erlebte somit keinen Tag ohne Sünde. Er wollte sicher<br />

sein, dass keine Sünde seines Lebens unerwähnt blieb, so dass er täglich Stunden im<br />

Beichtstuhl verbrachte. In einem Fall brauchte er sechs Stunden, um die Sünden vom<br />

Vortag zu beichten.<br />

32


Überwältigt von Gottes Gnade •<br />

Е vangelium hinter Stacheldraht 5/2008 (83)<br />

„Da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer.“<br />

Luther erkannte, dass Gott in einem unzugänglichen Licht wohnt. Keiner von den<br />

Menschen kann die perfekte Liebe zu Gott erreichen. „Da ist keiner, der Gutes tut,<br />

auch nicht einer.“(Ps. 14,3) Der menschliche Geist schreckt vor dieser universalen<br />

Anklage zurück. Wir meinen, das wäre übertrieben. Wir kennen doch Menschen,<br />

die Gutes tun. Wir sehen oft Leute, die eine gute Tat vollbringen. Aber Gott sieht<br />

auch das Herz an. Er kennt unsere inneren Motive. Die Logik der Bibel heißt: Da<br />

niemand ein reines Herz hat, kann niemand eine wirklich gute Tat tun. Das Gesetz<br />

Gottes ist der Spiegel wahrer Gerechtigkeit. Wenn wir uns und unsere Taten in<br />

diesem Spiegel betrachten, erkennen wir unsere ganze Unvollkommenheit.<br />

Überwältigt von der Gnade<br />

Luthers Frage, die ihn Tag und Nacht quälte, war: Wie kann ein gerechter Gott<br />

einen ungerechten Menschen annehmen? Er konnte die Antwort auf diese Frage<br />

lange nicht finden. Dann ereignete es sich: Luthers Glaubenserlebnis. Es gab<br />

keinen Blitz und keinen Donner. Es geschah in der Ruhe und Abgeschiedenheit<br />

seines Studierzimmers. Es war ein Erlebnis, das ein neues Verständnis von Gott<br />

einschloss. Es war das Verstehen dessen, wie Gott barmherzig sein kann, ohne<br />

seine Gerechtigkeit zu verletzten – kurz gesagt: Gott ist gnädig!<br />

Luther erlebte das Wunder der Sündenvergebung allein auf der Grundlage des<br />

vollbrachten Sühnetodes Jesu am Kreuz – der Erweis der Gnade Gottes an sündige<br />

und verlorene Menschen. Er war erschlagen von dem Spiegel des heiligen Gottes.<br />

Später bekannte er, ehe er einen Vorgeschmack des Himmels habe erleben<br />

können, musste Gott ihn über den Abgrund der Hölle jagen. Aber Gott ließ<br />

seinen Knecht nicht in den Abgrund fallen. Er erbrachte den Beweis dafür, dass<br />

er ein gerechter Gott und ein rechtfertigender Gott ist. Als Luther das Evangelium<br />

erfasste, sprangen die Türen zum Paradies weit auf und er ging hinein.<br />

„Der Gerechte wird seines Glaubens leben.“ Der Gedanke, dass die Gerechtigkeit<br />

allein durch den Glauben kommt, allein durch die Gnade Gottes, war Luther nun<br />

so zentral, dass er ihn als Glaubensartikel bezeichnetet, mit dem die Kirche steht<br />

oder fällt.<br />

War Luther verrückt? Vielleicht! Wenn er es war, sollten wir Gott bitten, dass er eine<br />

Epidemie solcher Verrücktheit über die Erde schicken möge, damit wir alle die<br />

Gerechtigkeit schmecken können, die allein aus dem Glauben kommt.<br />

Quelle: R.C. Sproul: Die Heiligkeit Gottes


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