flüchtige Kunden aufhalten - Dr. Angerer Marketing International
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M a r k e t i n g K o m m u n i k a t i o n<br />
Der richtige Zeitpunkt für das stärkste Argument<br />
Die zuvor dargestellten Inhalte lassen an dieser Stelle schon eines<br />
klar festhalten: Informationen sind unabhängig davon, ob es sich<br />
um einen <strong>flüchtige</strong>n oder einen hoch involvierten <strong>Kunden</strong> handelt,<br />
dann am wirksamsten, wenn sie leicht wahrgenommen und<br />
verarbeitet werden können. Dabei ist einer Argumentation, die<br />
am <strong>Kunden</strong>nutzen ausgerichtet ist und nicht an den Eigenschaften<br />
der Produkte der Vorzug zu geben.<br />
Hilfreich ist hier die so genannte Means-End-Kette, bei der eine<br />
Verbindung zwischen den Produkteigenschaften und dem Beitrag<br />
zur Bedürfnisbefriedigung – also dem <strong>Kunden</strong>nutzen – erfolgt.<br />
Demnach wird eine direkte Beziehung zwischen den Produkteigenschaften<br />
und dem, was der Kunde „davon hat“, hergestellt.<br />
Hierdurch ergibt sich in der Regel eine größere Anzahl von Argumenten,<br />
die dem <strong>Kunden</strong> – wenn auch in unterschiedlichem<br />
Ausmaß – wichtig sein können.<br />
Wann ist der richtige Zeitpunkt für das wichtigste, das stärkste<br />
Argument im Beratungsgespräch? Zu Beginn oder am Ende? Studien<br />
haben ergeben: Bei High-Involvement-<strong>Kunden</strong> wirkten die<br />
Argumente stärker, wenn sie zuerst genannt wurden, bei <strong>flüchtige</strong>n<br />
<strong>Kunden</strong>, wenn sie zuletzt genannt wurden. Das mag auch<br />
damit in Verbindung stehen, dass sich die <strong>flüchtige</strong>n <strong>Kunden</strong> weniger<br />
von Sachinformationen überzeugen lassen; für sie sind an<br />
vorgelagerter Stelle andere Dinge wichtig. Gelingt es jedoch, beim<br />
<strong>Kunden</strong> im Vorfeld mit peripheren Reizen zu punkten, öffnet<br />
sich auch das Tor für das eine oder andere starke Sachargument.<br />
Flüchtige und Hochinvolvierte zugleich ansprechen<br />
Ob ein Kunde ein <strong>flüchtige</strong>s Informationsverhalten aufweist oder<br />
nicht, hängt wesentlich von seinem wahrgenommenen Risiko ab.<br />
Kauft er z. B. ein besonders teures Präparat, so wird er aufgrund<br />
des finanziellen Risikos der Fehlentscheidung eher hochinvolviert<br />
sein. Kauft er z.B. ein bekanntes Markenpräparat, das er schon<br />
gut kennt, so wird er nur ein <strong>flüchtige</strong>s Informationsverhalten an<br />
den Tag legen. Kauft eine junge Mutter für ihr Baby ein Medikament,<br />
so wird sie mit großer Wahrscheinlichkeit hoch involviert<br />
bei der Sache sein.<br />
In der Praxis wird die Einteilung der <strong>Kunden</strong> in flüchtig und<br />
hoch involviert aber nicht immer ganz so leicht fallen.Einen Ausweg<br />
bietet eine Informationsdarbietung, mit der sich beide <strong>Kunden</strong>typen<br />
angesprochen fühlen. Dabei geht es darum, für die <strong>flüchtige</strong>n<br />
<strong>Kunden</strong> ein rasches Verständnis der Schlüsselinformation<br />
sicherzustellen (z. B. Preis, Marke, Empfehlung etc.) und darüber<br />
hinaus für die High-Involvement-<strong>Kunden</strong> tiefer gehende Sachinformationen<br />
anzubieten. Die Informationen müssen dann jedoch<br />
klar strukturiert sein: Welche ist die zentrale Schlüsselinformation,<br />
die jedem <strong>Kunden</strong> vermittelt werden soll? Besteht diese<br />
Hauptinformation aus dem Preis, der Marke, dem <strong>Kunden</strong>nutzen<br />
oder etwas anderem? Was sind vertiefende Informationen,<br />
so genannte Kernaussagen, die weitere <strong>Kunden</strong>vorteile sichtbar<br />
machen? Was sind die detailhaften Einzelaussagen und Beweise,<br />
durch die alle bisher angeführten Informationen untermauert und<br />
bekräftigt werden?<br />
Sachliche Information und indirekte Reize<br />
Der <strong>flüchtige</strong> Kunde vertraut in erster Linie auf indirekte Reize<br />
und erst in zweiter Linie auf Sachinformationen. Hier können Sie<br />
jedoch mit der (sachlichen) Schlüsselinformation zusätzlich punkten,<br />
um die Überzeugungswirkung auch nachhaltig abzusichern.<br />
Beim hoch involvierten <strong>Kunden</strong> zählen dagegen die Sachinformationen<br />
und die Qualität der Argumente; visuelle Inhalte, die die<br />
Sachinformationen unterstützen, sind aber ebenso wie periphere<br />
Reize bei der Überzeugungsarbeit nützlich.<br />
Auf das persönliche Gespräch übertragen kann man nicht nur<br />
bei den <strong>flüchtige</strong>n <strong>Kunden</strong> mit peripheren Reizen wie Glaubwürdigkeit,<br />
Vertrauenswürdigkeit und Attraktivität des Apothekenmitarbeiters<br />
überzeugen, sondern auch beim hochinvolvierten.<br />
Dieser ist unter Umständen jedoch ein wenig „schwieriger“ als<br />
der niedrig involvierte Kunde, weil er gegebenenfalls eine neutrale<br />
oder bereits gefasste, negative Meinung oder Einstellung<br />
z. B. zum Produkt aufweist.<br />
An dieser Stelle wäre es verkehrt, einseitig nur die Vorteile des<br />
Produktes zu erwähnen, vielmehr sollten im Sinne der zweiseitigen<br />
Kommunikation sowohl die Pros als auch die Contras aufgezeigt<br />
werden. Der Vorteil dabei ist, dass die Glaubwürdigkeit<br />
und Vertrauenswürdigkeit des Apothekenmitarbeiters aus <strong>Kunden</strong>sicht<br />
steigt, aber auch das Informationsinteresse des High-<br />
Involvement-<strong>Kunden</strong> befriedigt wird.<br />
<strong>Dr</strong>. Thomas <strong>Angerer</strong> | Der Autor ist Geschäftsführer von <strong>Dr</strong>. <strong>Angerer</strong> <strong>Marketing</strong><br />
mit Sitz in Deutschland und Österreich, allgemein beeideter Sachverständiger<br />
sowie Dozent und Referent. | Kontakt: office@dr-angerer.com<br />
Fazit<br />
Flüchtige und hoch involvierte <strong>Kunden</strong> ticken unterschiedlich. Dennoch<br />
gibt es Gemeinsamkeiten, die Sie in Ihrer Apotheke beachten und im Alltag<br />
nutzen können. Und eines ist klar: Das zentrale Kriterium des <strong>Kunden</strong>involvements<br />
lässt sich auch beeinflussen, indem <strong>Kunden</strong> stärker aktiviert<br />
werden.<br />
Dabei ist jedoch darauf zu achten, dass keine Überaktivierung erfolgt. Bei<br />
hoch involvierten <strong>Kunden</strong> kann der situative Störfaktor, dass sie in Eile<br />
sind und keine Zeit haben, ihr grundsätzlich intensives Informationsverhalten<br />
reduzieren und zu einer Überaktivierung führen. Der professionelle<br />
Umgang mit den beiden <strong>Kunden</strong>typen bietet für die Apotheke jedoch<br />
eine Chance, <strong>Kunden</strong> noch besser zu betreuen und stärker zu binden.<br />
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26 apotheke+marketing 12.2012