Mit neuem Mut Demenzkranke betreuen - Hirnliga
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genwart zu holen - z.B. von einer<br />
Picknick-Erzählung aufs Abendbrot<br />
zu sprechen zu kommen. Meist<br />
geht der Kranke bereitwillig darauf<br />
ein, weil diese Themenverknüpfung<br />
für ihn nachzuvollziehen ist.<br />
Ein besserer Weg jedenfalls als ärgerliche<br />
Verweise, die bloß dazu<br />
dienen, die Erzählungen aus der<br />
Vergangenheit abrupt zu stoppen.<br />
Umgekehrt gilt natürlich auch, den<br />
Kranken nicht zu drängen, sich zu<br />
erinnern. Wer z.B. seine Kinder, alte<br />
Kollegen usw. nicht wiedererkennt,<br />
der kann auch nicht dazu gezwungen<br />
werden, sich zu erinnern. Da<br />
spielt das Gedächtnis des Kranken<br />
nicht mit. Er spürt nur einen - wie<br />
so oft - unerfüllbaren Leistungsdruck.<br />
Keinen Leistungsmaßstab<br />
Gesunder anwenden<br />
Wie ein roter Faden durchzieht die<br />
Aufforderung, lieber nachzugeben<br />
als recht zu behalten, die Empfehlungen<br />
aller Experten: Es kommt<br />
immer wieder darauf an, den Kranken<br />
so anzunehmen, wie er ist und<br />
das zu akzeptieren, was er wirklich<br />
leisten kann (s.a.: Laufen lassen<br />
statt überfordern, S. 25). Diskussionen,<br />
die an die Einsicht des Kranken<br />
appellieren, sind fruchtlos und<br />
überflüssig. Sein Verstand kann<br />
nicht einsehen, was man von ihm<br />
will. Seine Entscheidungsspielräume<br />
sind eingeengt, er kann nicht<br />
mehr überlegt reagieren und einsichtig<br />
handeln. Der Kranke spürt<br />
wahrscheinlich nur noch zwei<br />
Möglichkeiten einer Entscheidung:<br />
• unangenehm, stressig, druckvoll,<br />
das kann ich nicht<br />
• angenehm, angst- und stressfrei,<br />
kein Druck und ohne Leistungsverlangen<br />
Es ist deshalb richtig, z.B. Auseinandersetzungen<br />
bei der morgendlichen<br />
Bekleidungswahl und ähnlichen<br />
Wahlsituationen dadurch aus<br />
dem Weg zu gehen, dass man den<br />
Wünschen des Kranken einfach<br />
größeren Raum lässt.<br />
Achtung,<br />
Gefahren beim Autofahren (!)<br />
Unnachgiebig muss man jedoch als<br />
Pflegender überall dort sein, wo<br />
Gesundheits- und Lebensgefahr<br />
bestehen kann. Autofahren verlangt<br />
neben voller Konzentration<br />
auf den Straßenverkehr, dass zahlreiche<br />
miteinander vernetzte große<br />
und kleine Entscheidungen getroffen<br />
werden - das übersteigt die<br />
Fähigkeiten des Kranken bei weitem;<br />
er darf nicht mehr am Steuer<br />
sitzen. Nachgeben würde höchste<br />
Gefahr für ihn und andere Verkehrsteilnehmer<br />
bedeuten.<br />
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