Dass Öle und Fette ungesund sind und dick machen, ist ... - Natürlich
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Olivenblüte<br />
Rapsblüte<br />
Färberd<strong>ist</strong>el<br />
Bilder: René Berner<br />
Der Entscheid für die kaltgepressten,<br />
naturbelassenen <strong>Öle</strong> scheint bei einem<br />
Blick auf die Produktionsverfahren klar:<br />
Hier ein sorgfältiger Umgang mit Ausgangsmaterialien,<br />
dort ein typischer industrieller<br />
Prozess. Doch ganz so einfach<br />
<strong>ist</strong> es nicht. Die Extraktion we<strong>ist</strong> nämlich<br />
nicht nur Nachteile auf. Zunächst einmal<br />
<strong>ist</strong> das Öl wegen der grösseren Ausbeute<br />
billiger, in aller Regel länger haltbar,<br />
höher erhitzbar <strong>und</strong> we<strong>ist</strong> einen Neutralgeschmack<br />
auf. Gerade in Restaurants<br />
<strong>und</strong> häufig auch in Familien stossen <strong>Öle</strong><br />
mit einem arttypischen Eigengeschmack<br />
auf wenig Gegenliebe. Die kaltgepressten<br />
<strong>Öle</strong> erfordern insgesamt mehr Sorgfalt,<br />
<strong>und</strong> viele von ihnen sollten nicht erhitzt<br />
werden. Wird diese Sorgfalt nicht gepflegt,<br />
<strong>sind</strong> die Extraktionsöle die sinnvollere<br />
Wahl.<br />
54 <strong>Natürlich</strong> | 6-2003<br />
Richtig aufbewahren<br />
Bei der Aufbewahrung von naturbelassenen<br />
<strong>Öle</strong>n müssen 3 Kriterien beachtet<br />
werden: Schutz vor Licht, Schutz vor<br />
Luft (Sauerstoff) <strong>und</strong> Schutz vor Wärme.<br />
Naturbelassene <strong>Öle</strong> <strong>sind</strong> lichtempfindlich<br />
<strong>und</strong> werden daher beim Verkauf in getönten<br />
Flaschen angeboten. (Auf dem Bild<br />
auf Seite 52 wurden die <strong>Öle</strong> in weisse<br />
Flaschen abgefüllt, um einen Eindruck<br />
der vielfältigen Farben zu vermitteln.)<br />
Lassen Sie das Öl nicht in der Küche<br />
oder auf dem Fensterbrett stehen. Ultraviolettes<br />
Licht fördert zusammen mit<br />
dem Luftsauerstoff die Oxidation <strong>und</strong><br />
mindert den Gehalt an Vitamin E, das als<br />
natürliches Antioxidans den Verderb verhindert.<br />
Ölflaschen sollten im Dunkeln<br />
bei einer idealen Lagertemperatur von<br />
10 bis 14 °C aufbewahrt werden. Je nach<br />
Anteil an ungesättigten Fettsäuren <strong>sind</strong><br />
<strong>Öle</strong> verschieden lange haltbar. Leinöl mit<br />
seinem hohen Anteil an der dreifach ungesättigten<br />
Linolensäure wird wesentlich<br />
schneller ranzig als Olivenöl mit der einfach<br />
ungesättigten Ölsäure. Leinöl wird<br />
wie D<strong>ist</strong>elöl me<strong>ist</strong> auch nur in kleinen<br />
Einheiten für den schnellen Verbrauch<br />
angeboten.<br />
<strong>Öle</strong> <strong>und</strong> <strong>Fette</strong> erfahren Veränderungen,<br />
wenn sie erhitzt werden. Hanföl,<br />
Leinöl, D<strong>ist</strong>elöl, Sojaöl, Kürbiskernöl<br />
<strong>und</strong> Walnussöl <strong>sind</strong> nur für die kalte<br />
Küche bestimmt, <strong>und</strong> auch bei den<br />
anderen <strong>Öle</strong>n <strong>ist</strong> eher Zurückhaltung angebracht.<br />
Am me<strong>ist</strong>en Hitze vertragen<br />
Erdnussöl, Olivenöl, Maiskeimöl, Traubenkernöl<br />
<strong>und</strong> das High Oleic Sonnenblumenöl<br />
der Oleificio Sabo, das aus<br />
einer neu gezüchteten Hybridsorte gewonnen<br />
wird, die eine ähnliche Ölsäurestruktur<br />
wie Olivenöl aufwe<strong>ist</strong>. Für sehr<br />
hohe Temperaturen, wie sie beim Braten<br />
entstehen, sollten gehärtete <strong>Fette</strong> wie<br />
Palmfett oder Kokosfett verwendet werden,<br />
die es im Reformhandel auch in<br />
biologischer Qualität gibt. Borretschöl,<br />
Weizenkeimöl, Nachtkerzenöl <strong>und</strong> das<br />
schwarze Johannisbeerenöl üben Heilwirkung<br />
aus. Ihr gelegentlicher Genuss<br />
<strong>ist</strong> empfehlenswert – in der täglichen<br />
Ernährung spielen sie dagegen keine<br />
Rolle.<br />
Welches Öl <strong>ist</strong> optimal?<br />
Die Ernährungswissenschaft geht heute<br />
davon aus, dass es kein Öl mit einer optimalen<br />
Fettsäurezusammensetzung gibt.<br />
Doch was <strong>ist</strong> eine optimale Zusammensetzung?<br />
Unbestritten <strong>ist</strong>, dass der Verzehr<br />
an gehärteten <strong>Fette</strong>n auf höchstens<br />
15 Prozent der Gesamtfettsäuren beschränkt<br />
werden sollte, wobei eine Reduktion<br />
vor allem über die versteckten<br />
<strong>Fette</strong> bei Friten, Chips, Instantsuppen<br />
<strong>und</strong> Mayonnaisen erfolgen sollte. Das<br />
Verhältnis von Linolen- zur Linolsäure<br />
sollte etwa 1:6 betragen. Ein Umdenken<br />
hat dagegen bei der einfach ungesättigten<br />
Ölsäure stattgef<strong>und</strong>en, deren Bedeutung<br />
lange durch die einseitige Überbewertung<br />
der essentiellen Fettsäuren verkannt<br />
wurde. Heute wird geraten, dass sie mindestens<br />
50 Prozent betragen sollte.<br />
Die Diskussionen um die Ölsäurezusammensetzung<br />
bereiten uns etwas<br />
Mühe – sie können bestenfalls einige Anhaltspunkte<br />
liefern, haben mit unserem<br />
Ernährungsalltag jedoch wenig zu tun. Es<br />
gibt Millionen von Menschen, die sich<br />
ausschliesslich beispielsweise mit Oliven-<br />
oder mit Sonnenblumenöl als Fettquelle<br />
ernähren <strong>und</strong> dabei ges<strong>und</strong> <strong>sind</strong>.<br />
Wir hatten in den Nachkriegsjahren über<br />
lange Zeit nur das Öl der Bucheckern, der<br />
Buchennüssli, zur Verfügung <strong>und</strong> waren<br />
dankbar dafür – Fettsäuren hin oder her.<br />
Einheimische Bio-<strong>Öle</strong><br />
In der Schweiz gibt es noch zwei grössere<br />
Ölmühlen <strong>und</strong> einige kleinere von regionaler<br />
Bedeutung. Ende 2001 wurde die<br />
Ölmühle von Lipton-Sais im thurgauischen<br />
Horn geschlossen, die über<br />
100 000 Tonnen Ölsaaten wie Raps, Soja<br />
<strong>und</strong> Sonnenblumenkerne verarbeitete.<br />
Die Produktion wurde von der Oleificio<br />
Sabo in Manno TI übernommen, ein<br />
Glücksfall, da die Übernahme mit einer<br />
qualitativen Verbesserung verb<strong>und</strong>en <strong>ist</strong>.<br />
Während die Unilevertochter Lipton-Sais<br />
praktisch ausschliesslich auf die Extraktionsverfahren<br />
setzte, greift die Oleificio<br />
Sabo auf die traditionellen Pressverfahren<br />
zurück – mit einem breiten Angebot an<br />
Bioölen. Der andere grössere Ölproduzent<br />
<strong>ist</strong> die Florin AG im basellandschaftlichen<br />
Muttenz.<br />
Adressen<br />
– Oleificio Sabo, via Cantonale, 6928 Manno TI,<br />
Telefon 09 604 58 60. Div. Bio-<strong>Öle</strong> zusammen<br />
mit dem Marktführer Rapunzel <strong>und</strong> den Speiseölen<br />
von Philippe Vigean im Reformhandel.<br />
– so natürlich GmbH, c/o Verein Region Thal,<br />
Tiergartenweg 1, 4710 Balsthal,<br />
Tel. 062 386 12 30, www.so-natuerlich.ch<br />
Produziert in einer kleinen Ölmühle<br />
im Solothurner Buchiberg Sonnenblumenöl.<br />
– Nicola Di Capua, Oberdorfstrasse 32,<br />
8424 Embrach, Telefon 01 865 29 29.<br />
Olivenöl extra vergine <strong>und</strong> Olivenöle<br />
mit Zitrusfrüchten kaltgepresst.