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handout 17.01.03 (pdf) - Ethnologisches Seminar

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<strong>Ethnologisches</strong> <strong>Seminar</strong> Basel<br />

René Egloff<br />

Prof. Till Förster Gotthelfstr. 96<br />

WS 2002/03<br />

4054 Basel<br />

<strong>Seminar</strong>: Sozialer Wandel und Entwicklungszusammenarbeit in Afrika<br />

Handout zum Thema<br />

Angewandte Ethnologie in der Kolonialzeit<br />

(Referat 17.1.2003)<br />

1. Was ist Angewandte Ethnologie? (engl. Applied Anthropology, franz. Ethnologie/Anthropologie appliquée)<br />

Eine mögliche Definition [Panoff et al. (Hg.), 2000: 23]: “Praktische Anwendung anthropologischer Theorien<br />

und der Ergebnisse ethnographischer Forschungen in der Absicht, Gesellschaften zu manipulieren, sei es um<br />

sie zu verwalten (Kolonialpolitik, >erzwungene< Akkulturation), oder ihnen zu helfen, sich unserer Gesellschaft<br />

anzupassen (>geplante< Akkulturation, Integrationspolitik) oder aber sich in Teilbereichen weiterzuentwickeln,<br />

wobei eine bestimmte kulturelle Eigenständigkeit gewahrt bleibt.”<br />

Oft wird zwischen theoretischer, akademischer (”pure anthropology”) und Angewandter Ethnologie unterschieden.<br />

Einige generelle Probleme Angewandter Ethnologie liegen bis heute darin, dass eine Intervention nie ohne<br />

Ideale, d.h. wertneutral erfolgen kann (Gefahr des Ethnozentrismus bzw. ethische Probleme), dass oft eine (auch<br />

schleichende) Assymetrie der Partner vorliegt (Geber & Nehmer, Dominierer & Dominierte, Entwickelte & Unterentwickelte,<br />

Wissende & Unwissende bzw. die alte Unterscheidung in Wilde und Zivilisierte → Paternalismus),<br />

dass ein latenter Assimilierungsversuch vorhanden ist, dass sich innerhalb der heute sog. ”target group”<br />

manchmal selbst eine Gruppierung befindet, welche Widerstand leistet, dass die Interessen strategischer Gruppen<br />

unreflektiert bleiben etc. . Auch sind manchmal die jeweiligen politischen Richtlinien (engl. policy) zu berücksichtigen,<br />

innerhalb deren Angewandte Ethnologie stattfinden kann/darf. Später wurde in der Nachkriegszeit<br />

z.B. mit der Aktionsethnologie (engl. Action Anthropology), mit reziproker oder dialogischer Ethnologie<br />

sowie mit Leitlinien versucht, Lösungen für obengenannte Probleme zu finden (siehe unten).<br />

2. Koloniale Ethnologie und im Fach ausgelöste Debatten<br />

Die Geschichte der Angewandten Ethnologie ist relativ eng mit der Etablierungsgeschichte des Faches verwoben<br />

und geht auch genauso weit zurück. Die Vergangenheit der akademischen (d.h. theoretischen) wie auch der<br />

Angewandten Ethnologie während des Kolonialzeitalters führte später in den 60er und 70er Jahren zur sogenannten<br />

”Krise der Ethnologie”. Der hauptsächliche Vorwurf lautete, dass die Ethnologie eine koloniale<br />

Hilfswissenschaft gewesen sei, dass das Fach überhaupt seine Existenz dem Kolonialismus verdanke. Die darauffolgende<br />

”Krise der Repräsentation” [z.B. Clifford u. George (Hg.): Writing Culture, 1986], welche eigentlich<br />

alle geisteswissenschaftlichen Fächer betrifft, besteht zum Teil aus durch die ”Krise der Ethnologie”<br />

aufgeworfenen und seither weiterentwickelten Fragen zur wissenschaftlichen Darstellung.<br />

Sabine Schupp ist der Meinung, dass beide Krisen nur innerhalb eines kleineren Personenkreises diskutiert wurden<br />

und das Fach nicht wirklich erschütterten. Allerdings ist immerhin festzuhalten, dass nach dem bereits sehr<br />

umstrittenen Vicos-Projekt in Peru (1951 – 60er Jahre, ein langfrististiges unterstützendes Projekt zur Selbstund<br />

Eigenverantwortlichkeit der Dorfbewohner von Vicos unter der Leitung von A.R. Holmberg), besonders<br />

das Camelot-Projekt (1964), ein sozialwissenschaftliches Forschungsprojekt in Chile, welches durch US-Militär<br />

und CIA missbraucht wurde (internationaler Skandal), sowie die Beratertätigkeit von Ethnologen im Vietnamkrieg<br />

in den USA zu einer erbitterten Debatte über den Einsatz von EthnologInnen und über die Missbrauchsgefahr<br />

bei der Anwendung ethnologischen Wissens führten.<br />

3. Die Entwicklung der Angewandten Ethnologie (hier vornehmlich im angelsächsischen Raum)<br />

Eine mögliche Periodisierung der Geschichte der Angewandten Ethnologie teilt diese in drei Phasen:<br />

1. vordisziplinäre Phase (bis 1860)<br />

1838 wird u.a. aus philanthrophen Gründen (Kaffern-Kriege, Sklaverei) die Aborigines Protective Society gegründet.<br />

Kenntnisse über fremde Kulturen wenden in dieser Phase vor allem Missionare und Kolonialbeamte<br />

sowie allenfalls Siedler, Forscher und Geschäftsleute in der Praxis an.<br />

2. Forschungs- & Beratungsphase (1860 – 1941)<br />

Die Formierung der Ethnologie als wissenschaftliche Disziplin beginnt mit den ab den 1860er Jahren herausgegebenen<br />

”grossen” Werken des (unilinearen) Evolutionismus: Das Mutterrecht (Bachofen 1861), Ancient<br />

Law (Maine 1861), Researches into the Early History of Mankind (Tylor 1865), Systems of Consanguinity<br />

and Affinity of the Human Society (Morgan 1869), Primitive Society (Tylor 1871), Ancient Society (Morgan<br />

1877). Es ist die Zeit der ”armchair anthropologists”. Und 1883 erhält E.B. Tylor den ersten Lehrstuhl für Ethnologie<br />

in Oxford.<br />

1


1871 wird das Anthropological Institute of Great Britain and Ireland gegründet (ab 1907 Royal Anthropological<br />

Institute), welches seine Wurzeln in der oben erwähnten Aborogines Protective Society hat. Verschiedene<br />

Vorstösse an die britische Regierung zur praktischen Anwendung der Ethnologie erfolgen - vorerst<br />

allerdings ohne Früchte zu tragen.<br />

Die Verbindung von akademischem Wissen und kolonialer Praxis erfolgt erst ab etwa 1900, als nach Aufständen<br />

in Madagaskar, Marokko und Schwarzafrika die koloniale Euphorie verfliegt. Nun werden auf Drängen von<br />

Sir Temple ethnologische Kurse als Diplom-Zusatzausbildung für zukünftige Kolonialbeamte an Universitäten<br />

angeboten (1905 erstmals in Oxford, später z.B. auch ab 1923 Malinowski an der London School of Economics<br />

und Radcliffe-Brown an den Universitäten Kapstadt und Sydney). 1923 bieten bereits 11 britische Universitäten<br />

Kurse an. Die in Indien bereits erprobte Indirect Rule (indirekte Herrschaft) wird durch Lord Lugard<br />

nach der Eroberung Nordnigerias (Kalifat von Sokoto) um 1900 erstmals in Afrika und dann 1914 (problematischerweise)<br />

auch in Süd- und Südostnigeria eingeführt. Verschiedene andere britische Kolonien in Afrika beginnen<br />

nach dem 1. Weltkrieg ebenfalls die Indirect Rule einzusetzen (in Ostafrika durch Sir Cameron).<br />

2.1. Indirect Rule und British Social Anthropology/Funktionalismus<br />

Die Indirect Rule hat mit der Einsetzung eines einheimischen Führers das Ziel, Verwaltungskosten zu sparen<br />

sowie Unruhen und Unzufriedenheit unter den Kolonisierten vorzubeugen. Eine solches Herrschaftssystem setzt<br />

kulturelle Kenntnisse über die Kolonisierten voraus, weshalb die Bedeutung der Ethnologie in England – immer<br />

relativ gesehen - zwangsläufig zunimmt. Dies einigermassen im Gegensatz zu Frankreich, der anderen grossen<br />

Kolonialmacht in Afrika, welche offiziell das System der direkten Herrschaft und damit der ursprünglich relativ<br />

rasch geplanten Assimilation beibehält (Ideale der Franz. Revolution). Nach dem 1. Weltkrieg folgt aber auch<br />

hier eine sog. politique indigène, das Pendant zur Indirect Rule, und es wird nur noch die lockere ”association”<br />

angestrebt (allerdings ohne grossen Einbezug der franz. Ethnologie). In den 1920er Jahren löst der Funktionalismus<br />

(British Social Anthropology) in GB Evolutionismus und Diffusionismus ab. Dies u.a. auch, weil der<br />

Funktionalismus eine zumindest theoretische Lösung für einen gelenkten (exogenen) Kulturwandel hat anbieten<br />

können und mit seiner ahistorischen Perspektive einiges besser für die Fragen der Kolonialadministration geeignet<br />

schien. Ausserdem hat Malinowski bezüglich der praktischen Anwendung seines Funktionalismus der Kolonialadministration<br />

viel versprochen (Etablierungsstrategie). Malinowskis Funktionalismus sieht die Gesellschaft<br />

in gewisser Weise als ein geschlossenes System, das sich durch soziale Institutionen, welche letztendlich<br />

die biologischen Bedürfnisse der Angehörigen einer Gesellschaft befriedigen, im Gleichgewicht befindet. Will<br />

man nun einen gelenkten Kulturwandel erfolgreich durchführen, so muss nach dem funktionalistischen Lösungsansatz<br />

für die zu ersetzende Institution eine neue und bezüglich der Bedürfnisbefriedigung gleichwertige<br />

Institution eingeführt werden. Funktionalistisch gesehen sollte auf diese Weise die sogenannte Desintegration,<br />

ein Verlieren des Equilibriums und die damit einhergehende Funktionsuntüchtigkeit einer Gesellschaft, verhindert<br />

werden. Eine Desintegrationsgefahr wurde vor allem bei zu schnellem, plötzlichen Kulturwandel gesehen,<br />

und die Indirect Rule wurde von Funktionalisten im Hinblick auf die Direct Rule als besseres Instrument gesehen,<br />

um ein adäquates Tempo zu finden. Sich nicht anpassende Gesellschaften würden verschwinden, ist sich<br />

Malinowski sicher gewesen. Anpassungs- und funktionsfähige Institutionen sollten beim Wandel jedoch geschützt<br />

werden. Entgegen der Kolonialadministration mit ihren Assimilationszielen wollte Malinowski den kolonialen<br />

Kulturwandel als ein give and take sehen, in welchem die Kolonisierten auch einen aktiven Part einnehmen<br />

(aktive Aneignung/Adoption) und schliesslich die kulturellen Werte der Kolonisierten trotz dem Wandel<br />

ihrer Gesellschaften erhalten bleiben (Man könnte diesen Rettungsversuch etwas provokant auch als einen<br />

Egoismus des Ethnologen Malinowski interpretieren). Malinowski strebte dabei besonders die Untersuchung<br />

des Kulturkontakts (culture contact) an, d.h. den Kulturwandel und mit ihm auch das gegenseitige Wechselspiel<br />

zwischen Kolonisierten und Kolonisierern. Die koloniale Situation war für Malinowski – vergleichbar mit<br />

der Industrialisierung Europas - kein Sonderfall, was den kulturellen/sozialen Wandel allein betrifft: Die Kolonien<br />

wurden von den Funktionalisten in gewisser Weise als Laboratorien des kulturellen Wandels betrachtet, an<br />

welchen man universelle Gesetze des Kulturwandels erforschen und empirisch überprüfen konnte. Begriffe wie<br />

Akkulturation und Kulturwandel waren für die Funktionalisten absolut wertneutral.<br />

2.2. Das International Institute of African Languages and Cultures (London) und das Rhodes-<br />

Livingstone Institute (Nord-Rhodesien)<br />

Bereits in den 30er Jahren wurde die ökonomische und administrative Entwicklung der Kolonien in die policy<br />

der britischen Regierung aufgenommen (wohl als Folge der Weltwirtschaftskrise 1929, welche auch die Exportwirtschaft<br />

der Kolonien schwer traf.). Die Gelder flossen nun reichlicher zu den im nachfolgenden erwähnten<br />

Institutionen.<br />

1926 wird das International Institute of African Languages and Cultures (London) zusammen mit europ.<br />

Missionen und europ. Universitäten gegründet. Unter den Gründern sind auch Malinowski, Lord Lugard, Edwin<br />

Smith (Missionarsethnologe), Lévy-Bruhl, Pater Schmidt, Seligman etc. . Die Aufgaben des Instituts sind der<br />

wissenschaftliche Austausch und die Verbindung von theoretischer Wissenschaft mit Anwendung. Die<br />

2


vom Institut herausgegebene Zeitschrift Africa wird zur wichtigsten Zeitschrift über Afrika, und viele international<br />

bedeutende Ethnologen arbeiten in der folgenden Zeit mit dem Institut zusammen. Insgesamt ist das Institut<br />

trotz des ”international” im Namen aber immer ein britisches Unternehmen geblieben; viele Beiträge in Africa<br />

untersuchen Gebiete des englischen Kolonialreiches. Dabei sind die häufigsten Themen Landbesitz,<br />

Lohnarbeit Gewohnheitsrecht und Kulturkontakt, was soweit den Fragestellungen der Kolonialadministration<br />

und Malinowskis Forderungen in seinem berühmten Aufsatz Practical Anthropology in Africa entsprochen<br />

hat. Das Institut wird in den 30er Jahren zum Zentrum und weltweit wichtigsten Veröffentlicher der Afrika-<br />

Forschung, und aus dem Forschungsprogramm des Instituts gehen aus heutiger Sicht klassische ethnologische<br />

Arbeiten über Afrika hervor: Pagan Tribes of the Nilolitic Sudan (Seligman 1932), Handbook of Tswana Law<br />

and Customs (Shapera 1938), A Black Byzantium (Nadel 1942), The Nuer (Evans-Pritchard 1940), Meyer Fortes‘<br />

Studien über die Tallensi, Dynamics of Culture Change (Malinowski 1945), African Political Systems<br />

(1940), African Systems of Kinship and Marriage (1950). 1938 wird zudem das Rhodes-Livingstone Institut in<br />

Nord-Rhodesien mit Ethnologen (als Forschungsoffiziere angestellt) gegründet, welches für British Central<br />

Africa zuständig und somit mehreren britischen Kolonialregierungen zu Diensten ist. Es wird schliesslich zum<br />

Vorbild der Afrikaforschung (nach dem 2. Weltkrieg werden dann zwei weitere Institute in Afrika gegründet,<br />

siehe unten).<br />

2.3. Unterschiedliche Fazits zur Forschungs- und Beratungsphase<br />

Die Fortschritte der praktischen Anwendung sind nach Foster (1969) auch 15 Jahre nach der Gründung des Internationalen<br />

Instituts für Afrika bescheiden geblieben. Immerhin haben aber die Arbeiten des Instituts grossen<br />

Einfluss auf neue Ideen gehabt sowie den wachsenden Gebrauch von Ethnologen und Ethnologinnen bewirkt.<br />

Ethnologen sind damals aber oft nur von Fall zu Fall, also ”ad hoc” von den Kolonialregierungen herangezogen<br />

worden: Beim Ausbruch des 2. Weltkrieges gibt es nur gerade im Sudan, an der Goldküste und in der Union of<br />

South Africa feste Stellen für Regierungsethnologen (“government anthropologists”). Der Regierungsethnologe<br />

ist also selbst im britischen Afrika keineswegs häufig institutionalisiert worden. Auch sind damals von seiten<br />

der Kolonialbeamten gegenüber EthnologInnen und umgekehrt häufig Vorbehalte für eine Zusammenarbeit<br />

vorhanden gewesen. Der Ethnologe war den Kolonialbeamten (v.a. unterer Stufen) oft suspekt, weil er z.B. wegen<br />

der von Malinowski propagierten teilnehmenden Beobachtung die colour bar überschritt, sich mit Kolonisierten<br />

anfreundete und deshalb als Störungsfaktor betrachtet wurde und dazu der Funktionalismus egalitäre Züge<br />

besass (anti-evolutionistisch (ahistorisch), primitive Gesellschaften werden ebenfalls als funktionstüchtig betrachtet).<br />

Hinzu kommt, dass die Applied Anthropology unter EthnologInnen wegen der fehlenden intellektuellen<br />

Anerkennung im Fach als nicht besonders interessant eingestuft wurde. Nach Kuper wiederum hat sich die<br />

Angewandte Ethnologie im British Empire oft nur auf die Entwicklung eines Zensus sowie die Erhebung sozialer<br />

und kultureller Daten beschränkt. Seiner Meinung nach gab es nur selten eine letztendlich effektive Zusammenarbeit<br />

zwischen Kolonialadministration und EthnologInnen. Die grossen Monographien waren für die Kolonialadministratoren<br />

zu umfangreich, zu akademisch (unverständlich), zu unspezifisch für ihre eigenen Fragestellungen<br />

und die darin enthaltenen Daten waren bei der Publikation meist bereits veraltet. Soweit ein Fazit,<br />

dass nur den letztendlichen unmittelbaren Nutzen der Ethnologie für die Kolonialadministration zu berücksichtigen<br />

versucht, nicht aber das (manchmal unmögliche) Entschlüsseln der Absichten und Motive damaliger EthnologInnen<br />

sowie ihr vielleicht den Kolonialismus legitimierendes Wirken. Die Meinungen über die Ethnologie<br />

und den von ihr geleisteten Beitrag zum Kolonialismus gehen deshalb sehr weit auseinander (siehe<br />

oben sog. ”Krise der Ethnologie”) 1 .<br />

Beispiel 1: Ein Beispiel, wie man sich die ideale Zusammenarbeit zwischen der Kolonialadministration, den<br />

sog. practical men, und EthnologInnen vorstellte (und wie sie offenbar selten stattfand), gibt das Brown-Hutt-<br />

Experiment bei den Hehe in Tanganyika (1932). Dabei wurde - wie dies Malinowski übrigens damals auch<br />

empfahl 2 -auf eine strikte Rollentrennung geachtet: Der Ethnologe Brown hinterfragte nicht die politischen<br />

Richtlinien und der District Officer Hutt nicht die ethnologischen Interpretationen. Der Ethnologe wurde dabei<br />

nur als eine verlässliche Informationsquelle für spezifische und dringende Fragen behandelt. Hutt entschied in<br />

den von ihm aufgeworfenen Einzelfragen alleine. Fragen von Hutt an Brown betrafen z.B. die Zufriedenheit mit<br />

der Indirekt Rule, die Registrierungsmöglichkeiten von Heirat und Scheidung, das Ausmass der Polygynie und<br />

ihre Besteuerung (Entgegen der sendungsbewussten Absicht wurde die Frauenbesteuerung von den Kolonisierten<br />

nach Brown nicht als eine Besteuerung des Mannes, sondern seiner Frauen empfunden, weshalb diese für<br />

1 Nicht nur für ”mea-culpa”-FragerInnen interessant: Erstaunlicherweise wurden die mit der Disziplin Ethnologie abrechnenden wie<br />

auch positiven Fazits (siehe oben) in der ”Krise der Ethnologie” offenbar alleine aufgrund publizierter Quellen gezogen. Bezüge zu<br />

Datenmaterial z.B. aus Kolonialarchiven (evtl. wegen Zugangsbeschränkungen) und zur ”grauen” Literatur fehlen. Allerdings: Ergebnislose<br />

Nachforschungen bleiben oft unerwähnt und auch mit Berücksichtigung von Archivalien sind nicht unbedingt neue Ergebnisse<br />

zu erwarten.<br />

2 Gegen Ende der 30er Jahre war Malinowski dann allerdings gegen die apolitische Haltung des/der Ethnologen/-in.<br />

3


die Steuer selbst aufkommen mussten!) und ob denn körperliche oder finanzielle Strafen (Bussen) nützlicher<br />

seien.<br />

Beispiel 2 - ein Beispiel eines ”ad hoc”-Einsatzes: Die Kolonialregierung Tanganyikas führte in frühen<br />

1930er Jahren vorerst erfolgreich bei den Nyakyusa (Tansania, in Malawi Ngonde genannt, heute 1 Mio. Angehörige)<br />

Kaffee ein (wohl für den Export → cash crop). Aber bald traten Schwierigkeiten auf: die Nyakyusa<br />

wechselten gewöhnlich regelmässig ihren Wohnplatz von einem Dorf zum nächsten und überliessen die angebauten<br />

Kaffeepflanzen der Dorfgemeinschaft, welche sie dann dem nachziehenden Mann übergab. Der<br />

weggezogene und der zugezogenen Mann stritten sich dann über die Nutzung der Kaffeesträucher. Die Regierung<br />

setzte bei den Führern der Nyakyusa mit viel Druck durch, dass nur der Pflanzer selbst, also der Weggezogene,<br />

über die Kaffeepflanzen als Eigentum verfügen darf. Das neue Gesetz war aber unbrauchbar, denn<br />

die jeweils weggezogenen Pflanzer unterhielten die einer Aufsicht bedürftigen Kaffepflanzen am alten<br />

Wohnort oft nicht mehr weiter, und der zugezogene Mann protestierte gegen das neue Gesetz, indem er die<br />

Kaffeesträucher nicht unterhielt. Godfrey und Monica Wilson hatten beide schon Feldforschung unter den<br />

Nyakyusa betrieben, und Godfrey Wilson war gerade wieder im Feld, als er 1938 von der Kolonialregierung<br />

angefragt wurde. Godfrey Wilson machte klar, dass gegen die Mobilität der Bevölkerung vorerst nichts gemacht<br />

werden könne. Nur die allmähliche Ausbreitung des Christentums würde nach Wilsons Meinung eine<br />

Wohnplatzstabilität mit sich bringen (nach Wilsons Ansicht fand der regelmässige Wohnplatzwechsel allein<br />

wegen der Furcht vor Hexerei statt). Er sprach sich gerade im Hinblick auf den unvergleichlich hohen Wert<br />

der Kaffee-Ernte (cash crop) für ein flexibles Gesetz aus und empfahl eine Lösung, wie sie das bereits bestehende<br />

einheimische Nyakyusa-Gesetz bezüglich der Bananenbäume bot. Dies bestimmte, dass Bananenbäume<br />

den neuen, nachfolgenden Siedlern übergeben werden und die ursprünglichen Pflanzer mit einem Teil der<br />

Ernte später entschädigt werden. Wilsons Ratschlag wurde von der Regierung jedenfalls zur Kenntnis genommen.<br />

Als aber Wilson 1940 seinen Artikel in der Zeitschrift Africa schrieb und dieses Beispiel Angewandter<br />

Ethnologie bekannt gab, war ihm von einer Entscheidung der kolonialen Behörden noch nichts bekannt.<br />

Beispiel 3 – ein unter Funktionalisten rasch ”klassisch” gewordenes Beispiel, welches der Argumentation<br />

diente (nach Bastide): Eine besorgniserregende Tristesse kehrte in einem afrikanischen Dorf (?) ein, nachdem<br />

jeder Haushalt einen Wasseranschluss bekommen hatte. Jede Frau fand sich nun allein vor dem eigenen Wasserhahnen,<br />

während sie vorher tagtäglich mit anderen Frauen mehrere Kilometer entfernt das Wasser hatte holen<br />

und auf dem Kopf zurücktragen müssen. Man hatte nicht daran gedacht, dass das Wasserholen eine Funktion<br />

hatte, funktionalistisch gesehen eine Institution war. Während des Wasserholens konnten die Frauen nämlich<br />

tratschen, Informationen austauschen und Entscheidungen treffen. Um also die schlechten (”desintegrierenden”)<br />

mentalen Zustände im Dorf zu vermeiden, hätte man eine neue Institution planen und einführen sollen (z.B. einen<br />

Frauenclub), welche die gleichen Bedürfnisse wie die nun verschwundene Institution des Wasserholens gedeckt<br />

hätte.<br />

3.a. Phase ab 1941: "Rollenausweitungsphase" der Angewandten Ethnologie<br />

Schon ab 1940 gibt es die erste frühe Kritik an der Indirect Rule. Der hauptsächliche Vorwurf lautet schliesslich,<br />

sie sei eine konservative Politik, die veraltete und auch feudale Strukturen aufrecht erhalte, welche die Modernisierung<br />

behinderten: Insgesamt wolle man mit der Indirect Rule die afrikanischen Gesellschaften auf einer<br />

tiefen Entwicklungsstufe halten. Sogar der Kulturrelativismus (USA/Franz Boas) wird jetzt als kolonialistisch<br />

abgelehnt, da er dazu diene, die ökonomische Ungleichheit zu rechtfertigen. Afrikanisch-nationalistische wie<br />

auch US-amerikanische Stimmen haben so schon kurz nach dem 2. Weltkrieg neo-evolutionistischen Tendenzen<br />

Auftrieb gegeben (ab 50er Jahre Stewards multilinearer, ökologisch determinierter Evolutionismus oder<br />

Leslie A. Whites ”Kulturologie”). Rückblickend darf man wohl feststellen, dass damals aus verschiedenen<br />

Gründen das kulturelle durch das ökonomisch-technische Sendungsbewusstsein überlagert worden ist.<br />

In GB wird um 1940 der Colonial Development & Welfare Act beschlossen. Er sollte sicherstellen, dass sich<br />

die britische Kolonien entwickeln und Verbesserungen eintreten. 1941 wird für das britische Kolonialreich aufgrund<br />

des Einflusses eines Nachfolgers Lugards, Lord Hailey (An African Survey, 1938), das Colonial Social<br />

Science Research Council (CSSRC) gegründet. Im 9er Kollegium des CSSRC, welches die Forschungsgelder<br />

verteilt hat, sitzen auch die Ethnologen Audrey Richards und Raymond Firth. Die meisten der erhaltenen Gelder<br />

fliessen in die Afrikaforschung und die Forschungsmöglichkeiten dehnen sich nun soweit aus, dass sogar US-<br />

Ethnologen eingestellt werden müssen. 1952 haben z.B. 25 EthnologInnen zwei- bis vierjährige Aufträge zur<br />

Untersuchung von Viehaufzucht, Bodenbewirtschaftung, Erziehung, Hygiene, Landwirtschaft, Lohnarbeit<br />

und Urbanisierung durch das britische Colonial Office erhalten. Das East African Institute of Social Research<br />

(Kampala, Uganda), das West African Institute of Social and Economic Research (Ibidan, Nigeria)<br />

sowie ein Department of Social Research an der Universität Accra (Ghana) werden nach dem Vorbild des<br />

Rhodes-Livingstone Institute (siehe oben) gegründet. 1946 wurde ausserdem die Association of Social<br />

4


Anthropologists of the British Commonwealth (ASA) ins Leben gerufen. Als Vereinigung, in welchem nur<br />

Berufsethnologen zugelassen waren, war sie besser für das Fund Rising geeignet als das Royal Anthropological<br />

Institute. Nach diesem Aufschwung ziehen sich aber einige britische EthnologInnen bereits in den 50er Jahren<br />

zurück. Sie haben sich u.a. angesichts der afrikanischen Unabhängigkeitsbestrebungen durch die Kolonialregierungen<br />

oder durch die ”technical asstistant teams” (z.B. Lucy Mair, Schülerin Malinowskis) missbraucht gesehen.<br />

Nach Foster war auch das Interesse an der (raschen) Einführung neuer Technologien (z.B. Point Four-<br />

Program, siehe unten) bei den britischen EthnologInnen im Gegensatz zu US-EthnologInnen bescheiden (u.a.<br />

auch wegen des im Funktionalismus innewohnenden verhaltenen Konservatismus? → Befürchtung der Desintegration<br />

bei zu raschem Kulturwandel, siehe oben). US-EthnologInnen übernahmen deshalb noch in den 50er<br />

Jahren bei der Entwicklungsarbeit die Führung. Die Ethnologie hatte in den USA zudem während des 2. Weltkrieges<br />

einen gehörigen Aufschwung als angewandte Wissenschaft erlebt (siehe unten).<br />

3.b. Fazit und Folgen dieser seit 1941 andauernden Phase für das Fach<br />

Mit dem Aufschwung der Angewandten Ethnologie kam im Fach allgemein immer mehr die Mikroperspektive<br />

zum Zug - eine Folge konkreter Entwicklungsprojekte in einzelnen Gemeinden (Community Development). Die<br />

"Gurus" der Nachkriegszeit wurden allerdings schliesslich die Ökonomen und Landwirtschaftsexperten. Mit der<br />

Dekolonialisation verlor die als koloniale Wissenschaft angesehene Ethnologie ihr Terrain an den afrikanischen<br />

Universitäten an die neue Disziplin African Studies, an die Soziologie und an die Geschichtswissenschaft. Für<br />

Adam Kuper ist allerdings klar: ein grosses Verlangen nach Angewandter Ethnologie gab es nie - weder vor<br />

noch nach den Tagen des CSSRC. Seit der Gründung des CSSRC ist aber das Betätigungsfeld der Angewandten<br />

Ethnologie wegen der interdisziplinären Zusammenarbeit (Teamarbeit) sehr vielfältig geworden. Die Angewandte<br />

Ethnologie hat seither eine Rollenausweitung von der reinen Forschungs-, Instruktions- und Beratungsfunktion<br />

(für die Behörden) hinaus zur vermehrt handlungsinvolvierten Wissenschaft erlebt, und EthnologInnen<br />

sind nicht mehr nur für Regierungen tätig. Nachdem man sich in den 60er und 70er Jahren nach den<br />

negativen Erfahrungen von ”Camelot” und und Vietnamkrieg (siehe oben) gegenüber der Angewandten Ethnologie<br />

wieder etwas verhalten gezeigt hat, ist der anwendungsbezogene Bereich seit den späten 70er Jahren wegen<br />

den wenigen akademischen Jobs gegenüber den nun zahlreichen Abgängern im Fach wieder vermehrt ein<br />

Betätigungsfeld geworden.<br />

4. Entwicklung der Angewandten Ethnologie in den USA<br />

Die Entwicklung der Angewandte Ethnologie kam in den USA eher durch die interne Kolonialisation (Bureau<br />

of Indian Affairs) und interne soziale Probleme zustande (schwarze Bevölkerung, Bandenkriminalität). Bastide<br />

nennt deshalb die Entwicklung der Angewandten Ethnologie in den USA auch den Weg der sozialen Pathologie.<br />

1941 wird in den USA die Society for Applied Anthropology gegründet, welche die Zeitschrift Human<br />

Organisation (vor 1949 Applied Anthropology) herausgibt. Sie erscheint vierteljährlich und ist das erste richtige<br />

Kommunikationsorgan für Angewandte Ethnologie. Während des 2. Weltkrieges ergibt sich für die Ethnologie<br />

als angewandte Wissenschaft ein breites Betätigungsfeld. Dies ist sicherlich auch im Zusammenhang mit der<br />

Ausbildung der Culture- & Personality-Schule (Ruth Benedict, Margaret Mead) zu sehen, welche u.a. die<br />

Psychologie eines Individuums durch die Kultur (bzw. den Kulturtyp) mitbedingt sah. Die Ethnologie wurde zur<br />

psychologischen und moralischen Kriegsführung herangezogen: kulturelle Untersuchung der Feinde (z.B. Japan:<br />

interdisziplinäre Foreign Morale Analysis Division im Office of War Information), Hebung der eigenen<br />

Moral (Office of National Morale) Unterstützung bei der War Relocation [Zwangsinternierung von 100'000<br />

(US-)Japanern], Unterstützung bei rassistischen Problemen am Arbeitsplatz in der Industrie, da Schwarze dort<br />

in die Armee eingezogene Weisse ersetzten (Gefährundung der Arbeitsproduktivität), ethnologische Ausbildung<br />

von Beamten für besetzte Gebiete (z.B. Japan & Mikronesien in der Nachkriegszeit), Propaganda, Informationen<br />

über andere Völker für die Soldaten, Untersuchung des Verhältnisses US-amerikanischer und britischer<br />

Truppen, Ratschläge bei der Lebensmittelverteilung (Committee on Food Habits) etc. . Auch beschäftigte man<br />

sich in den USA bereits während des 2. Weltkriegs mit Lateinamerika (kurzzeitiges Institute of Social Anthropology),<br />

da klar war, dass der dort stattfindende Industrialisierungs- und Urbanisierungsprozess die soziale<br />

Probleme verschärfen würde (u.a. wohl auch Angst vor der kommunistischen Gefahr...). 1943 erscheinen bereits<br />

ab erste Artikel in Applied Anthropology, welche sich mit technischer Hilfe und mit Lebensmittelproduktion<br />

befassen. Der Zweite Weltkrieg machte im weiteren auch einen Zusammenschluss der britischen und der USamerikanischen<br />

Ethnologie mit ihrer Offenheit für Interdisziplinarität möglich. 1946 wird dann das Foreign<br />

Service Institute (Washington) gegründet, welches für die Ausbildung in Sprache und Kultur des für im Ausland<br />

eingesetzten US-Personals zuständig ist (u.a. speziell für technische Spezialisten des foreign aid program). 1950<br />

führen die USA ein globales Technikhilfeprogramm, das sog. Point Four Program ein (ab 1961 Agency for<br />

International Development). Ende der 50er Jahre ist die Community Development Division des Point Four Program<br />

der grösste Einzelarbeitsgeber für EthnologInnen in Überseearbeit.<br />

5


5. Lösungsansätze der Nachkriegszeit zu Problemen Angewandter Ethnologie: Aktionsethnologie und reziproke<br />

(dialogische) Ethnologie<br />

Während eine ”klinische” Richtung (streng objektiv/Wertenthaltung) noch die Beschränkung des/der EthnologIn<br />

auf die (passive) Beratungstätigkeit und das Aushändigen von Instrumenten, des erarbeiteten Materials an<br />

die Erforschten gefordert hat, gehen Aktionsethnologie und reziproke Ethnologie andere Wege. Die Action<br />

Anthropology (früher auch Liberation oder Committed Anthropology) wurde während des ”Fox-Projekts” (Fox<br />

= Mesquakie in Tama, Iowa) zwischen 1948 – 1958 entwickelt. Sol Tax und seinen Studenten wandelten ihr<br />

Feldforschungsausbildungsprogramm zu einem Unterstützungsprogramm für die Fox um. Action Anthropology<br />

stellte einen Gegenentwurf zur bisherigen Angewandten Ethnologie dar. Sie arbeitet ebenfalls problemorientiert,<br />

aber die Definitions- und Entscheidungsmacht über Probleme und Lösungswege liegt nicht bei einer Regierung/Organisation<br />

oder einem Ethnologen, sondern bei der ”target group” selbst. Unbeabsichtigte Schlussfolgerungen<br />

können sich ergeben, gegen die sich der Ethnologe als aktiver Anwalt ”seiner” Gruppe nicht stemmen<br />

sollte. Es besteht nach Sol Tax kein Recht Vorlieben & Wertsysteme des eigenen Volkes anderen Völkern einzupflanzen.<br />

Sol Tax forderte auch, dass die Gastgesellschaften an den Veröffentlichungen des Aktionsethnologen<br />

beteiligt sind. Allerdings geriet die Aktionsethnologie danach bald in Vergessenheit und erst im revolutionären,<br />

intellektuellen Klima der späten 60er Jahre wurde sie wieder ausgegraben. Karl Schlesier, ehem. Student<br />

von Sol Tax und der heutige Hauptvertreter dieser Richtung, war an der Wiedereinführung der Aktionsethnologie<br />

beteiligt. Heute werden auf der Welt viele eigentliche aktions-ethnologische Projekte durchgeführt, welche<br />

die oben erwähnten Prinzipien anwenden, aber häufig den Namen ”Action Anthropology” nicht gebrauchen.<br />

Reziproke oder dialogische Ethnologie bezeichnet allgemein eine Ethnologie, die der Ethik der Reziprozität<br />

verpflichtet ist, d.h. wechselseitiges Nehmen und Geben durch den Forscher, die Forscherin wie durch die Erforschten.<br />

Die im Forschungsakt automatisch vorhandene Assymetrie (ForscherIn & Erforschte) soll beseitigt<br />

werden, indem die Forschungssubjekte zu aktiven Dialogpartnern oder auch selbst zu Forschern werden. Aktionsethnologie<br />

wie reziproke Ethnologie stiessen aber ebenso auch schon auf Kritik (ungenügende Beseitigung<br />

der Assymetrie, ungenügende Entschädigung der Erforschten, Vorwurf des Paternalismus und der Aufrechterhaltung<br />

eines kolonialen Bewusstseins etc.). Mit Leitlinien wurden dem ethischen Problem einer Intervention<br />

ebenfalls schon beizukommen versucht. So entwickelte z.B. die Society for Applied Anthropology 1949 einen<br />

allerdings eher medizinischen ”Code of Ethics”, und 1971 entwarf die American Anthropological Association<br />

unter dem Eindruck des Project Camelot und des Vietnamkriegs die ”Principles of Professional Responsibility”.<br />

6. Literatur<br />

Asad, Talal (Hg.): Anthropology & the Colonial Encounter, London 1973 • Bastide, Roger: Anthropologie appliquée, Paris 1971 • Barnard,<br />

Alan: History and Theory in Anthropology, Cambridge 2000 • Foster, George M.: Applied Anthropology, Boston (USA) 1969 •<br />

Gregg, Dorothy u. Williams, Elgin: The dismail of functionalism. In: American Anthropologist, 1948, Nr. 1: 594 - 611• Grillo, Ralph u.<br />

Rew, Alan (Hg.): Social Anthropology and Development Policy, London/New York 1985 • Gothsch, Manfred: Die deutsche Völkerkunde<br />

und ihr Verhältnis zum Kolonialismus. Veröffentlichungen Institut für Internat. Angelegenheiten Uni Hamburg, Bd 13. Baden-Baden<br />

1983 • Kuper, Adam: anthropology & anthropologists, 1973 London/New York • Leclerc, Gérard: Anthropologie und Kolonialismus,<br />

München 1973 (Übersetzung) • Malinowski, Bronislaw: Practical Anthropology. In: Africa 1929, Vol. 2: 22 – 38 • Malinowski, Bronislaw:<br />

The Rationalization of Anthropology and Administration. In: Africa 1930, Vol. 3: 405 –430 • Radcliffe-Brown, A.R., Applied<br />

Anthropology (1930). In: Research in Economic Anthropology, 1980, Bd 3: 123 – 134 • Brown, G. und Hutt, A.: Anthropology in Action.<br />

London 1935 • Schupp, Sabine: Die Ethnologie und ihr koloniales Erbe. Interethnische Beziehungen und Kulturwandel, Bd 26.<br />

Hamburg 1997 • Tyrnauer, Gabrielle: Handeln und Ethik in der Angewandten Ethnologie. In: Kölner Zeitschrift f. Soziologie u. Sozialpsych.<br />

1984, Nr 26: 113 – 123 • van Willigen, John: Anthroplogy in Use. A Bibliographic Chronology of the Development of Applied<br />

Anthropology, New York 1980 • Richards, A.I.: Practical Anthropolology in the Lifetime of the International African Institute. In: Africa,<br />

1944, Nr 6: 289 – 301.<br />

Weitere Literaturangaben zu einzelnen hier erwähnten Themen/Stichwörtern finden sich auch in Fachwörterbüchern wie z.B. Müller,<br />

Wolfgang (Hg.): Wörterbuch der Völkerkunde (begr. von W. Hirschberg), Berlin 1999 oder Panoff, Michel u. Perrin, Michel (Hg.): Taschenwörterbuch<br />

der Ethnologie, Berlin 2000.<br />

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