das gleiche Bild - Wild und Hund
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AUSRÜSTUNG<br />
DREI LABORIERUNGEN IM TEST<br />
Hammer-<br />
Kaliber<br />
9,3 x 62<br />
46 WILD UND HUND 15/2009
„Wo die hinhaut, da herrscht Ordnung“, so der<br />
Leib- <strong>und</strong> Magenspruch eines alten Jagdfre<strong>und</strong>es.<br />
Wie für viele Saujäger, gilt für ihn die 9,3x62 als<br />
Ultima Ratio. CLAUDIA ELBING <strong>und</strong> MICHAEL SCHMID<br />
testeten drei Werkslaborierungen.<br />
FOTOS: CLAUDIA ELBING (12)<br />
WILD UND HUND 15/2009 47
AUSRÜSTUNG<br />
Test-Schusstafel<br />
Patrone<br />
Waffe<br />
Lauflänge<br />
GEE v<br />
BC<br />
0 (v 2 ) E 0 (E 2 ) v 100 E 100 v 200 E 200 v 300 E 300<br />
(cm)<br />
(m) (m/s) (Joule) (m/s) (Joule) (m/s) (Joule) (m/s) (Joule)<br />
RWS Evolution 18,8 g Werk 60 0,4000 152 730 5 009 661 4 107 597 3 350 536 2 701<br />
Ø aus zwei 98ern 60 141 680 4 352 615 3 550 553 2 872 495 2 304<br />
Heym Keilerbüchse SR 30 50 137 659 4 082 594 3 322 534 2 679 478 2 147<br />
Forest Favorit 47 134 644 3 899 580 3 166 521 2 548 466 2 042<br />
Brenneke TOG 16,0 g Werk 60 0,4210 169 810 5 249 740 4 380 674 3 634 612 2 996<br />
0 aus zwei 98ern 60 163 786 4 946 718 4 124 653 3 413 592 2 805<br />
Heym Keilerbüchse SR 30 50 162 782 4 892 714 4 077 649 3 373 589 2 770<br />
Forest Favorit 47 158 761 4 633 694 3 852 630 3 180 571 2 605<br />
RWS DK 14,6 g Werk 60 0,2660 160 800 4 672 693 3 506 594 2 576 504 1 854<br />
0 aus zwei 98ern 60 152 764 4 260 659 3 172 564 2 318 478 1 665<br />
Heym Keilerbüchse SR 30 50 150 752 4 128 648 3 309 554 2 238 469 1 606<br />
Forest Favorit 47 148 740 3 997 637 2 965 544 2 158 460 1 548<br />
• BC = Ballistischer Koeffizient (Werksangabe, oder Berechnung basierend auf Werksangaben); Werksdaten wurden ungeprüft übernommen.<br />
• Die Testwaffen sind nicht mit Messläufen ausgestattet, es handelt sich um gepflegte, präzise Gebrauchsgewehre. Für die Ermittlung der ballistischen Daten wurden die in der Tabelle genannten Waffen genutzt.<br />
• Geschwindigkeitsmessungen wurden im geschlossenen, überdachten Schießstand mit dem Kurzzeitmeßgerät BMC 17 „NV“ der Firma Werner Mehl durchgeführt. Gemessen wurde aus Sicherheitsgründen 2 m vor der<br />
Mündung. Die Abweichungen v 2 zu v 0 sind minimal, sie wurden bei Berechnungen vernachlässigt.<br />
• Die v 2 für „Lauflänge 60 cm“ ist ein Durchschnittswert aus 6 Messungen, geschossen aus zwei Waffen.<br />
• Die Messungen wurden auf der Schwäbischen Alb durchgeführt, die Klimabedingungen entsprechen nicht der den Werksangaben zugr<strong>und</strong>e liegenden ICAO-Standardatmosphäre.<br />
• Die Schusstafel wurde mit dem Excel-Kalkulationsprogramm „ball-d.xls“ von Dipl. Ing. Johann-Otto Wiemer erstellt.<br />
Härtetest: Auch ein<br />
Telefonbuchbeschuss<br />
gehörte dazu.<br />
Die Karriere der 9,3x62 startete<br />
1905 auf dem schwarzen Kontinent.<br />
Speziell als „Afrikapatrone“<br />
entwickelte Hofbüchsenmachermeister<br />
Otto Bock die 9,3x62 auf Anregung<br />
von deutschen Farmern <strong>und</strong> Kolonialbeamten.<br />
Ziel war eine leistungsfähige<br />
Großwildlaborierung, die in ein Mauser-Standardsystem<br />
passt.<br />
Der Berliner Tüftler verlängerte zu<br />
diesem Zweck die Hülse der Militärpatrone<br />
M 88 (8x57 I, später IS) auf ein gerade<br />
noch 98er-taugliches-Maß. In punkto<br />
Kaliber fiel die Wahl leicht. Die legendäre<br />
Försterpatrone 9,3x72 R <strong>und</strong> damalige<br />
Neuentwicklungen wie die 9,3x74 R<br />
<strong>und</strong> die 9,3x57 genossen<br />
einen ausgezeichneten Ruf<br />
<strong>und</strong> dienten als Vorlage.<br />
Die Bock’sche Kombination<br />
aus 9,3-mm-<br />
Geschoss <strong>und</strong> vergrößertem<br />
Pulverraum lieferte<br />
mit einer v 0 von<br />
r<strong>und</strong> 750 m/s <strong>und</strong> einer<br />
E 0 von etwa 5 000 Joule<br />
eine beachtliche Leistung.<br />
Die Erfolge ließen<br />
nicht lange auf<br />
sich warten. Gegen<br />
etablierte Konkurrenz,<br />
wie<br />
.400/.350 N. E.<br />
oder 9,5x57<br />
Mannlicher<br />
Schönauer,<br />
setzte sich die<br />
„Berlinerin“ in kurzer Zeit durch. Sie<br />
avancierte zu einer der beliebtesten mittelschweren<br />
Afrikapatronen.<br />
Gründe für die erstaunliche Karriere<br />
waren hohe Präzision, gute Stoppwirkung<br />
<strong>und</strong> beherrschbarer Rückstoß. Als<br />
weiterer Pluspunkt entpuppte sich die<br />
gelungene Symbiose aus Patrone <strong>und</strong><br />
98er-Standardsystem. Die Mauser war in<br />
einer Vielzahl von Varianten in Afrika<br />
verfügbar.<br />
Die klassischen Modelle „A“ <strong>und</strong> „B“,<br />
vor allem aber <strong>das</strong> Afrika-Modell mit langem<br />
Vorderschaft <strong>und</strong> 70-cm-Lauf, haben<br />
Kolonialgeschichte geschrieben. In<br />
der Hand von Farmern oder als zuverlässiger<br />
Begleiter von „White Huntern“ <strong>und</strong><br />
Jagdgästen hielt die Popularität der<br />
9,3x62 bis zum Ende des 2. Weltkrieges<br />
an. Aufgr<strong>und</strong> immer schlechter werdender<br />
Munitions- <strong>und</strong> Waffenversorgung<br />
(Kynoch stellte die Fertigung ein,<br />
Mauser wurde demontiert) begann der<br />
Stern der 9,3x62 in Afrika zu sinken.<br />
Und in Deutschland? Als Nicht-Militärpatrone<br />
startete die Otto-Bock-Entwicklung<br />
zwischen den Weltkriegen<br />
durch. Der Versailler Vertrag setzte einen<br />
Schlussstrich unter die zivile Nutzung aller<br />
8x57-Varianten. Die Lücke wurde in<br />
Hochwildrevieren schnell von der 8x60,<br />
der 7x64, vor allem aber von der 9,3x62<br />
geschlossen.<br />
Positive Berichte bekannter Forstleute,<br />
wie zum Beispiel Walter Frevert, förderten<br />
den Absatz. Auch in b<strong>und</strong>esdeutschen<br />
Hochwildjagden behauptete die<br />
Patrone ihre Position. Allerdings hatte<br />
sie zunehmend mit Konkurrenz aus dem<br />
Ausland zu kämpfen. Vor allem .30-06<br />
<strong>und</strong> .300 Win. Mag. machten der „dicken<br />
Pille“ zu schaffen. Steigende<br />
Schwarzwildbestände brachten die Wende.<br />
Analog zur Strecke schnellten die<br />
Verkaufszahlen der alten „Afri can<br />
Queen“ wieder nach oben.<br />
Für unseren Test haben wir drei moderne<br />
Werkslaborierungen mit leichtem,<br />
mittelschwerem <strong>und</strong> schwerem Geschoss<br />
48 WILD UND HUND 15/2009
9,3x62 RWS Evolution, 18,8 g<br />
EVO: Patrone, Geschoss,<br />
Querschnitt, Geschossrest<br />
Konstruktion: Klassisches Verb<strong>und</strong>kerngeschoss.<br />
Der sich<br />
nach hinten verdickende Tombakmantel<br />
ist fest mit dem Bleikern<br />
verlötet. Als Deformationsstarter<br />
dient die mit einer Kupferblechhaube<br />
geschützte offene Geschossspitze.<br />
Der mit Kneifrille (Deformationsstopp)<br />
<strong>und</strong> Scharfrand versehene Mantel ist<br />
zur Reibungsreduktion vernickelt. Preis: 84<br />
€/20 Stück<br />
Schießstand<br />
Präzision: . . . .<br />
Bester Streukreis = 25 mm (5 Schuss/100 m,<br />
Mauser M 03 Trail)<br />
Außenballistik: . .<br />
Die Testergebnisse (LL 60 cm) lagen deutlich<br />
unter den Werksangaben. Mit 7 % v 0 -<br />
Verlust <strong>und</strong> 13 % E 0 -Verlust fällt die Testpatrone<br />
fast auf <strong>das</strong> Niveau einer kräftigen<br />
8x57 IS. Die massestarke RWS-Laborierung<br />
gehört in Sachen Flugbahn von Haus aus<br />
nicht zu den rassigen Rennpferden, mit den<br />
ermittelten Messwerten sinkt die GEE auf<br />
141 m. RUAG lässt die Leistungsdaten der<br />
EVO derzeit von der Qualitätssicherung<br />
prüfen. Kurze Läufe quittiert <strong>das</strong> „Goldköpfchen“<br />
mit geringen Einbußen.<br />
Zielballistik/Telefonbuch-Beschuss: . . .<br />
Das EVO reagiert im Ziel kontrolliert. Nach<br />
jedem Schuss pulten wir gleichförmige Pilze<br />
mit mehr als doppeltem Kaliberdurchmesser<br />
aus der Papierpampe. Das Restgewicht<br />
lag mit 87 % etwas unter den vom Hersteller<br />
angepeilten „nahezu 100 %“. Die richtungsstabile<br />
Eindringtiefe betrug 35 cm. Dieser<br />
Wert garantiert angemessene Energieabgabe<br />
bei relativ sicherem Ausschuss.<br />
Spricht für sich: <strong>das</strong> Schussbild mit der<br />
EVO-Laborierung<br />
Fertigungsqualität: . . . .<br />
Geringe v 2 -Schwankungen bei den beiden<br />
gemessenen Losen<br />
Praxis<br />
Strecke: 11 Rehe, 10 Sauen, 2 Damkälber <strong>und</strong><br />
2 Stück Rotwild<br />
Rehwild: . . .<br />
Saß die Kugel im Leben, brachen die Stücke<br />
am Platz oder nach kurzen Fluchten zusammen.<br />
Hämatome wurden kaum festgestellt.<br />
Die Ausschuss-Durchmesser lagen im noch<br />
akzeptablen Bereich (4 bis 10 cm).<br />
Hochwild: . . . .<br />
Ausgezeichnete Schockwirkung, moderate<br />
<strong>Wild</strong>bretentwertung<br />
Ausschuss/Pirschzeichen: . . .<br />
Bei allen <strong>Wild</strong>arten lieferte <strong>das</strong> Projektil am<br />
Anschuss <strong>und</strong> gegebenenfalls auf der<br />
Fluchtfährte gute bis mäßige Pirschzeichen.<br />
Von zwei Steckschüssen abgesehen, reichte<br />
es bei der EVO immer zu einem Ausschuss.<br />
Preis/Leistung: . .<br />
Fazit: Die Evolution in der 9,3x62 hat sich im<br />
Test als wildbretschonende Schalenwildlaborierung<br />
mit guter Stoppwirkung bewährt.<br />
Auf kurze <strong>und</strong> mittlere Entfernungen ist die<br />
dicke Pille in ihrem Element. Gute Drückjagd<br />
<strong>und</strong> Nachsuchenpatrone. Aber: Wo<br />
Energie draufsteht, sollte auch Energie drin<br />
sein – „optimistische“ Werksangaben trüben<br />
<strong>das</strong> Testergebnis.<br />
Ergebnis/Summe: 25 Punkte (von 32 erreichbaren)<br />
ausgewählt. RWS ging mit dem 14,6-g-<br />
Doppelkern (DK) <strong>und</strong> der 18,8-g-Evolution<br />
(EVO) ins Rennen. Brenneke war mit<br />
dem 16,0-g-Torpedo-Optimal-Geschoss<br />
(TOG) vertreten.<br />
In der jagdlichen Praxis wurde die<br />
Munition von einem Team aus Berufsjägern,<br />
Förstern <strong>und</strong> Schweiß h<strong>und</strong>führern<br />
auf Herz <strong>und</strong> Nieren geprüft. Insgesamt<br />
kamen dabei 93 Stück Schalenwild zur<br />
Strecke. Die Stücke wurden zum größten<br />
Teil selbst zerwirkt, zumindest wurden<br />
jedoch Decke oder Schwarte im Ein- <strong>und</strong><br />
Ausschussbereich aufgeschärft.<br />
Die Tester dokumentierten Jagdart,<br />
Gewicht, Schuss entfernung, <strong>Wild</strong>bretentwertung,<br />
Fluchtstrecke <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />
die Nachsuche (ausführliche<br />
Streckenlisten unter www.wild<strong>und</strong>h<strong>und</strong>.<br />
de/Dossiers). Da in der Erprobungsphase<br />
keine waffenseitigen<br />
Unterschiede in der<br />
Wirkungsweise festzustellen<br />
waren, wurde auf eine diesbezügliche<br />
Differenzierung<br />
verzichtet.<br />
Der Praxis gingen umfangreiche<br />
Schießstandbesuche<br />
voraus. Die Sportschützen<br />
im Team kitzelten<br />
in punkto Präzision den<br />
letzten Millimeter aus den<br />
Kandidaten. Die ballistischen<br />
Werksdaten wurden mittels Geschwindigkeitsmessung<br />
(v 2 ) <strong>und</strong> computergestützter<br />
Schusstafel-Berechnung<br />
Test-Beschuss (Zielmedium nasse Telefonbücher)*<br />
RWS Brenneke RWS DK<br />
Evolution TOG<br />
Geschossgewicht (g) 18,8 16,0 14,6<br />
Geschossrest, gewogen<br />
nach Beschuss (g)<br />
16,25 11,8 8,69 (Kern 5,75<br />
+ Mantel 2,65<br />
+ Splitter 0,29)<br />
Original-Geschoss-0 (mm) 9,3 9,3 9,3<br />
Max. 0 Geschossrest (mm) 19,1 16,4 13,3<br />
Eindringtiefe<br />
Zielmedium (cm)<br />
*Schussentfernung = 70 m (Testwaffe: Sauer 202 Classic)<br />
35 33 44 (Kern)<br />
31 (Mantel)<br />
22 (Splitter)<br />
WILD UND HUND 15/2009 49
AUSRÜSTUNG<br />
9,3x62 Brenneke Torpedo-Optimal-Geschoss, 16,0 g<br />
TOG: Patrone, Geschoss,<br />
Querschnitt, Geschossrest<br />
Konstruktion: Verb<strong>und</strong>kerngeschoss<br />
im Torpedo-Design. Tombakmantel<br />
<strong>und</strong> Bleikern sind gebondet.<br />
Der Deformationsprozess<br />
wird durch eine offene Hohlspitze<br />
eingeleitet. Zunehmende<br />
Mantelstärke bremst die pilzartige<br />
Verformung. Als Deformationsstopp dient<br />
ein Innenring <strong>und</strong> eine Kneifrille in der Geschossmitte.<br />
Der abgesetzte Scharfrand soll<br />
Schnitthaar garantieren. Preis: 79,50 €/20<br />
Stück<br />
Schießstand<br />
Präzision: . . . .<br />
Bester Streukreis = 25 mm (5 Schuss/100 m,<br />
Sauer 202 Classic)<br />
Außenballistik: . . . .<br />
v 0 -Abweichung von 3 % <strong>und</strong> 6 % bei der E 0<br />
(LL 60 cm) liegen noch im Toleranzrahmen.<br />
Die Patrone überzeugt durch eine gestreckte<br />
Geschossflugbahn. Im Testsegment stellt<br />
Brenneke den „Long-Range-Sieger“ (GEE<br />
163 m). Positiv ist der hohe Energietransfer<br />
auf weite Entfernungen zu werten. Das TOG<br />
reagiert mit geringen Leistungseinbußen<br />
auf Laufkürzungen.<br />
Zielballistik/Telefonbuch-Beschuss: . . .<br />
Das TOG verhielt sich kalkulierbar. Der Deformationsprozess<br />
erfolgte gleichmäßig bis<br />
zur Kneifrille. Der Masseverlust ist mit 26 %<br />
relativ hoch, Splitter abseits des Geschosskanals<br />
wurden jedoch nicht festgestellt. Der<br />
abger<strong>und</strong>ete Pilz brachte es auf einen<br />
Durchmesser von knapp zweifachem Kaliber.<br />
Die richtungsstabile Eindringtiefe betrug<br />
33 cm. Die Folge: angepasste Energieabgabe<br />
bei hoher Ausschusswahrscheinlichkeit.<br />
Fertigungsqualität: . .<br />
Die Mündungsgeschwindigkeit der Zweitmessung<br />
fiel um 13 % ab. Auf Anfrage von<br />
WuH begründete Brenneke die erhebliche<br />
Differenz wie folgt: „Die Zweitlaborierung<br />
(Ser.-Nr. 023406) stammt aus der TOG-Startphase,<br />
damals gab es Schwankungen in der<br />
Pulverqualität.“ Mittlerweile hat Brenneke<br />
<strong>das</strong> Problem im Griff – die Messung einer<br />
dritten, aktuellen Charge hat dies bestätigt.<br />
Praxis<br />
Strecke: 17 Rehe, 12 Sauen <strong>und</strong> ein Rotspießer<br />
Rehwild: . . .<br />
Die meisten Rehe lagen am Platz oder nach<br />
wenigen Fluchten, in zwei Fällen kamen bei<br />
guten Schüssen Totsuchen von 60 sowie<br />
100 m vor. Akzeptable Ausschussdurchmesser<br />
(3 bis 8 cm). Geringe bis mäßige Hämatombildung.<br />
Hochwild: . . . .<br />
Zuverlässige Wirkung. <strong>Wild</strong>handel <strong>und</strong> Küche<br />
waren zufrieden.<br />
Ausschuss/Pirschzeichen: . . .<br />
Das Geschoss lieferte am Anschuss ausreichend<br />
Schnitthaar <strong>und</strong> Pirschzeichen. Die<br />
Schweissmenge auf der W<strong>und</strong>fährte ließ gelegentlich<br />
etwas zu wünschen übrig. Von 30<br />
erlegten Stücken hatten 29 einen Ausschuss.<br />
Preis/Leistung: . .<br />
Fazit: Der Allro<strong>und</strong>er unter den Testkandidaten!<br />
Die 9,3x62 TOG spannt den Bogen<br />
vom Rehkitz bis zum kapitalen Keiler. Auch<br />
jenseits der 150-m-Marke ist <strong>das</strong> Brenneke-<br />
Projektil noch flott <strong>und</strong> kraftvoll unterwegs.<br />
Kinderkrankheiten in der Fertigung sind<br />
mittlerweile behoben.<br />
Ergebnis/Summe: 25 Punkte (von 32 erreichbaren)<br />
Optimal: der beste Streukreis des TOG von<br />
Brenneke<br />
überprüft. Interessant für den Praktiker<br />
sind die ermittelten Werte für kurze<br />
Lauflängen, die in der Tabelle „Test-<br />
Schusstafel“ enthalten sind.<br />
Waffe<br />
Mauser<br />
M 03 Trail<br />
Sauer 202<br />
Classic<br />
Präzision/Streukreise (in mm)<br />
RWS Evolution<br />
18,8 g<br />
Brenneke TOG<br />
16,0 g<br />
RWS DK<br />
14,6 g<br />
25 26 27<br />
28 25 29<br />
• Überdachter, geschlossener Schießstand, Schussentfernung:<br />
100 Meter, 5 Schuss über Benchrest-Auflage<br />
• Gemessen wurden die am weitesten voneinander entfernten<br />
Einschüsse von Lochmitte zu Lochmitte<br />
• Bewertung Streukreis: < 30 mm = 4 Punkte, < 35 mm = 3 Punkte,<br />
< 40 mm = 2 Punkte, > 40 mm = 1 Punkt<br />
Da Schwankungen in der Fertigungsqualität<br />
zu Treffpunktlage-Abweichungen<br />
beim Wechsel des Patronenloses<br />
führen können, haben wir zudem<br />
die Mündungsgeschwindigkeiten der<br />
Testlaborierungen mit Messwerten anderer<br />
Fertigungs-Chargen ver glichen.<br />
Die Wirkungsweise der Geschosse ermittelten<br />
wir in einem Beschussversuch.<br />
Als Zielmedium dienten tropfnasse Telefonbücher.<br />
Im Revier <strong>und</strong> auf dem<br />
Schießstand kamen folgende Waffen<br />
zum Einsatz: „Forest Favorit“-Nachsuchenbüchse<br />
(47-cm-Lauf), Mauser M 03<br />
„Trail“ (47-cm-Lauf), Heym SR 30 „Keiler“<br />
(50-cm-Lauf), Benelli Argo „Comfortech“<br />
(56-cm-Lauf), Sauer 202 „Classic“<br />
(56-cm-Lauf), Tikka T 3 „Laminated<br />
Stainless“ (57-cm-Lauf) <strong>und</strong> zwei Jagd-<br />
98er (60-cm-Lauf).<br />
Die Zahl der erlegten Stücke lassen<br />
natürlich keine gesicherten, allgemeingültigen<br />
Aussagen über Leistung <strong>und</strong><br />
Wirkung der Testlaborierungen zu. In<br />
Verbindung mit den Schießstandversuchen<br />
zeichnen sich jedoch interpretierbare<br />
Trends ab.<br />
50 WILD UND HUND 15/2009
Die Bewertung erfolgte anhand von acht<br />
Einzelkriterien. Pro Kriterium wurden<br />
maximal vier Punkte vergeben.(•••• =<br />
sehr gut, ••• = gut, •• = mittel, • =<br />
schlecht).<br />
Ein kleines Fazit lässt sich für die<br />
Verb<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Teilzerlegungsgeschosse<br />
ziehen: Der Ausschuss ist nicht immer<br />
garantiert. Bei allen drei Testlaborierungen<br />
blieb <strong>das</strong> eine oder andere Projektil<br />
im <strong>Wild</strong>körper stecken, wie zwei<br />
Beispiele zeigen: Nachsuche am<br />
24.11.2008 auf einen laufkranken Frischling:<br />
Fangschuss auf 25 m, bergauf vor<br />
dem stellenden H<strong>und</strong>. Einschuss waidw<strong>und</strong>,<br />
<strong>das</strong> Geschoss steckte, nachdem es<br />
Lag am Anschuss: 105-kg-Keiler, erlegt mit<br />
der 9,3x62 <strong>und</strong> dem leichten 14,6-g-DK<br />
die Wirbelsäule durchschlagen hatte, in<br />
der Blattschaufel. Der 28-kg-Frischling<br />
lag im Knall (RWS EVO 18,8 g, Geschossrestgewicht<br />
13,5 g). Bei der EVO handelt<br />
es sich um ein Verb<strong>und</strong>kerngeschoss.<br />
Mantel <strong>und</strong> Bleikern sind fest verb<strong>und</strong>en/gebonded.<br />
Konstruktionsziel ist eine<br />
Vergrößerung des Geschossdurchmessers<br />
durch Deformation <strong>und</strong> der Erhalt<br />
eines hohen Restgewichts.<br />
Nachtansitz am 10.11.2008: Blattschuss<br />
auf einen 105-kg-Keiler, Schussentfernung<br />
40 m, die Geschossreste<br />
steckten in der Kammer <strong>und</strong> in der ausschussseitigen<br />
Blattschaufel. Der Keiler<br />
lag am Anschuss (RWS DK 14,6 g). Beim<br />
DK-Geschoss handelt es sich um ein Teilzerlegungsgeschoss.<br />
Mantel <strong>und</strong> Bleikern<br />
sind in Teilen fest verb<strong>und</strong>en. Das Projektil<br />
setzt auf eine Mischung aus Splitterabgabe<br />
(Sollbruchstellen) <strong>und</strong><br />
stabilem Restkörper.<br />
e<br />
9,3x62 RWS Doppelkern, 14,6 g<br />
DK: Patrone, Geschoss,<br />
Querschnitt, Geschossreste<br />
Konstruktion: Das aufwändig<br />
aufgebaute DK ist als Teilzerlegungsgeschoss<br />
konzipiert. Im<br />
Tombakmantel sind zwei durch<br />
ein innen liegendes „Näpfchen“<br />
voneinander abgeschottete<br />
Bleikerne untergebracht. Der<br />
weiche Bug steht für schnelles<br />
Ansprechen <strong>und</strong> Splitterabgabe.<br />
Das durch eine Pressrille mit<br />
Außen- <strong>und</strong> Innenmantel fixierter harte<br />
Heckteil sorgt für sicheren Ausschuss. Der<br />
Scharfrand dient als Mantel-Sollbruchstelle<br />
<strong>und</strong> Schnitthaar-Lieferant. Preis: 74 €/20<br />
Stück<br />
Schießstand<br />
Präzision: . . . .<br />
Bester Streukreis = 27 mm (5 Schuss/100 m,<br />
Mauser M 03 Trail)<br />
Außenballistik: . . .<br />
Die Messergebnisse (LL 60 cm) hinken etwas<br />
hinter den Herstellerdaten her. 4 % v 0 -<br />
Verlust <strong>und</strong> eine um 9 % reduzierte E 0 mahnen<br />
zur Vorsicht im Umgang mit den Packungsdaten.<br />
Vom „Leichtgewicht“ im Testsegment<br />
hätten wir etwas mehr Rasanz erwartet<br />
(GEE 152 m). Kurze Läufe<br />
quittiert <strong>das</strong> DK mit minimalen<br />
Leistungseinbußen.<br />
Zielballistik/Telefonbuch-Beschuss: . .<br />
Hier war Finderwille angesagt. Verstreut<br />
<strong>und</strong> mit unterschiedlicher Eindringtiefe<br />
waren die Geschosspartikel im Papierstapel<br />
verteilt. Zusätzlich zur vorderen Geschosshälfte<br />
zerlegte sich in aller Regel auch<br />
<strong>das</strong> Heckteil. Dabei trennte sich der Außenmantel<br />
vom Kern. Beachtliche 44 cm legte<br />
der Heckkern mit etwas Seitenabweichung<br />
in dem nassen Papier zurück. Bei 27 cm Eindringtiefe<br />
betrug der Durchmesser der<br />
Splitterwolke 12 cm.<br />
Fertigungsqualität: . . . .<br />
Geringe v 2 -Schwankungen bei den beiden<br />
gemessenen Losen<br />
Praxis<br />
Strecke: 17 Rehe, 12 Sauen <strong>und</strong> ein Schmaltier<br />
Rehwild: . .<br />
Rehe bannte die schnell ansprechende Patrone<br />
fast immer auf den Platz. Bei geringer<br />
Hämatomneigung variierten die Ausschussgrößen:<br />
akzeptable 3 bis 8 cm bei Rippendurchschüssen,<br />
verkaufsschädliche 10 bis<br />
15 cm bei Knochentreffern.<br />
Hochwild: . . .<br />
Exzellente Stoppwirkung. Kontamination<br />
durch Splitter, auch abseits des Schusskanals<br />
(<strong>Wild</strong>bretverwertung beeinträchtigt).<br />
Ausschuss/Pirschzeichen: . .<br />
In 5 von 38 Fällen blieben die Geschosse im<br />
<strong>Wild</strong>körper stecken. Bei schwachem Schalenwild<br />
lieferte <strong>das</strong> DK gute Pirschzeichen<br />
<strong>und</strong> Rotfährten, bei stärkeren Stücken ließ<br />
die Schweisskontrolle zu wünschen übrig.<br />
Preis/Leistung: . .<br />
Fazit: Ausgezeichnete Stoppwirkung gehört<br />
zu den markanten Eigenschaften der RWS<br />
DK in der 9,3. Bis auf mittlere Entfernung<br />
lässt sich die Patrone universell auf Schalenwild<br />
einsetzen. Bei schwachen Stücken <strong>und</strong><br />
schlechten Schüssen muss man Abstriche<br />
in der <strong>Wild</strong>verwertung in Kauf nehmen.<br />
Ergebnis/Summe: 22 Punkte (von 32 erreichbaren)<br />
Nur zwei Millimeter schlechter als die von<br />
EVO <strong>und</strong> TOG: der beste Streukreis der<br />
DK-Laborierung<br />
WILD UND HUND 15/2009 51