DIE GRÜNEN DAS BUCH
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VORWORT<br />
Karlsruhe, ein Sonntag im Januar 1980. 1004 Delegierte<br />
haben sich in der überfüllten Stadthalle<br />
versammelt, um eine Partei zu gründen, von der<br />
niemand weiß, wo sie einmal enden wird – an<br />
der Macht oder im Orkus. Und obwohl sich verschiedene<br />
Gruppierungen schon vorab auf das<br />
Heftigste bekämpfen – »zwei turbulente, streckenweise<br />
chaotische Tage lang«, wie ZEIT-Autor<br />
Horst Bieber schreibt –, obwohl es bei Reden oft<br />
Pfiffe und Beifall gleichzeitig gibt, scheint an diesem<br />
Sonntag um 17.25 Uhr dann doch der entscheidende<br />
Satz an der Saalwand auf: Hurra, die<br />
Grünen sind da!<br />
Mehr als 30 Jahre später, wieder ein Sonntag,<br />
Stuttgart im März 2011. Zum ersten Mal überrunden<br />
die Grünen bei Landtagswahlen die einst so<br />
übermächtige SPD. Der Spitzenkandidat Winfried<br />
Kretschmann kann erster grüner Ministerpräsident<br />
werden, und ZEIT-Chefredakteur Giovanni<br />
di Lorenzo analysiert in einem Leitartikel, dass<br />
sich mit der Wahl in Baden-Württemberg »die<br />
dritte deutsche Volkspartei« etabliert habe.<br />
Die Geschichte zwischen diesen beiden Sonntagen<br />
erzählt dieses Buch.<br />
Die Grünen sind von Anfang an mehr als nur<br />
eine Partei. Sie gelten den einen als Störenfriede<br />
und den anderen als Idol, sie setzen politische<br />
Trends und verursachen politisches Chaos, vor<br />
allem aber halten sie den Deutschen immer wieder<br />
den Spiegel vor. Die Grünen sind keine Ein-<br />
Generationen-Partei geblieben, auch wenn es<br />
ihren Konkurrenten oft ein Rätsel ist, wie sie es<br />
schaffen, 17-Jährige genauso für sich einzunehmen<br />
wie 70-Jährige. Und bis heute ringen sie mit<br />
sich, ob sie allein eine linke oder doch auch eine<br />
konservative Partei sind, und manchmal vielleicht<br />
sogar beides auf einmal.<br />
Autoren von ZEIT und ZEITmagazin haben<br />
den Weg der Grünen von Anfang an begleitet,<br />
ihre Erfolge, ihre Niederlagen, ihre Hybris und<br />
ihre Selbstzweifel. Getrieben von ihren Träumen,<br />
rangen die Grünen stets mit einer Wirklichkeit,<br />
die sich ihnen widersetzte – aber immer mal wieder<br />
wurde aus ihren Träumen Wirklichkeit.<br />
Dass die Grünen lebendig geblieben sind bis<br />
zum heutigen Tag, hat vor allem eine Ursache:<br />
Ihre Widersprüche sind auch die Widersprüche<br />
dieses Landes gewesen.<br />
Die Grünen pflegen bis heute einen Basis-Kult<br />
und haben dabei von ihren Stars wie Joschka<br />
Fischer nie lassen können. Sie waren Instinkt-<br />
Pazifisten und haben doch Deutschland auf dem<br />
Balkan in den ersten Kriegseinsatz seit 1945 geführt.<br />
Sie sind gestartet als Alternative und sind