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Exkursion am Samstag, dem 15. Oktober 2005, nach Ohlsdorf und ...

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auftauchende Klage Bruscons: “Mitten in der Komödie/ versagte das Gehör/ aber kein<br />

Stückabbruch! Selbst in vollkommener Taubheit/ könnte ich meine Komödie / zuende<br />

spielen.“ Im Textbuch mitlesend bemerkte ich, dass Peter kaum Wesentliches<br />

unterschlug, was aber das faszinierte bis begeisterte Publikum ohnehin nicht mitbek<strong>am</strong>.<br />

Gerne hätte ich noch den typischen Bernhard- <strong>und</strong> Theatermacher- Satz gehört:<br />

“Sie gehen nicht bis zum Äußersten.“ wie auch den Satz: „Wenn wir das Wort Meer<br />

aussprechen, müssen wir doch wissen, was das Meer ist / Das ist eine Selbstverständlichkeit<br />

/ oder das Wort Rattengift / was immer das ist / eine Selbstverständlichkeit, nicht was<br />

die Frauen betrifft.“<br />

Peter bot den Text nicht nur sprecherisch großartig, sondern war auch in seinem Gehen,<br />

in seiner Mimik <strong>und</strong> Gestik, auch wenn dies nicht einstudiert war, eindrucksvoll. Man sah<br />

<strong>und</strong> hörte, dass sich da einer voll mit <strong>dem</strong> Theatermacher identifizierte <strong>und</strong> in existentieller<br />

Betroffenheit eine Lebensbilanz <strong>und</strong> Liebeserklärung ablieferte. Peter war das,<br />

was er immer sein wollte <strong>und</strong> was er liebte, <strong>und</strong> was er zukünftig noch perfekter sein will:<br />

„Der Theatermacher“.<br />

Herrlich k<strong>am</strong>en all die schönen die Stellen: “Allein das Wort Odense / hat sie achttausendmal<br />

zu sprechen gehabt / bis ich es habe akzeptieren können / Odense / Es ist<br />

doch ganz einfach / ganz leise Odense zu sagen / Meine Frau brauchte Jahre / Um es<br />

akzeptabel zu sprechen/… „Wo wir hinkommen Missgunst / niederträchtige Gesinnung /<br />

Fremdenfeindlichkeit / Kunsthass / Nirgendwo sonst begegnen sie der Kunst / mit einer<br />

solchen Stupidität / Kunst Kunst Kunst / hier wissen sie ja gar nicht / was das ist“<br />

Starker Beifall, als Peter ins Publikum hineingeht <strong>und</strong> die Worte spricht:<br />

„Wirt in Utzbach / wenn das nicht eine Verrücktheit ist / eine totale Verrücktheit/( ruft in<br />

den Saal hinein) / Die totalste Verrücktheit aller Zeiten „.<br />

Da war sie also wieder gewesen, die Faszination durch die Magie des Theaters. Zum<br />

ersten in der Magie des ewig schönen Bernhard-Textes <strong>und</strong> zum zweiten im Spiel des<br />

heutigen Theatermachers. Da war alles drin: die Faszination durch das von Worten<br />

getragene Spiel, die Erhabenheit wie die Lächerlichkeit <strong>und</strong> Groteskheit des Schauspielers<br />

<strong>und</strong> Stückverfassers Bruscon- Paleczek wie auch das Pathos <strong>und</strong> die Begrenztheiten<br />

der Atzbach- Banalität. Kurz: Das Tragikomische überdeutlich <strong>und</strong> rührend auch<br />

im Spiel des Dilettanten <strong>und</strong> Amateurs. Das Spiel- Utzbach im realen <strong>Oktober</strong>- Atzbach<br />

<strong>2005</strong> von uns <strong>und</strong> Peter Paleczek, der in seiner Anlage <strong>und</strong> seinem Existenzverlauf<br />

geborene „Theatermacher“, für den auch gilt, was Brsucon über sich selbst sagt:<br />

„Ein gewisses Talent für das Theater / schon als Kind / geborener Theatermensch wissen<br />

Sie / Theatermacher / Fallensteller schon sehr früh“- der tatsächlich <strong>und</strong> endlich, spät,<br />

aber nicht zu spät auf der Fliesenboden- Bühne des Gasthofes Kiener zu Atzbach vor drei<br />

Dutzend Leuten agierende <strong>und</strong> funktionierende Theatermacher aus der Grabengasse <strong>und</strong><br />

jetzt Unteröd !<br />

Ungläubig fragen mich die Leute: „Was, das soll sein erster Auftritt als Schauspieler <strong>und</strong><br />

in dieser Rolle gewesen sein? Der war ja großartig. Der muss doch schon oft auf der<br />

Bühne gestanden haben.“ Auch ich war begeistert <strong>und</strong> stolz auf meinen Theaterk<strong>am</strong>eraden<br />

Peter, stolz, ihn für diesen Auftritt gewonnen zu haben <strong>und</strong> rief mehrfach<br />

„Bravo Peter!“ Er wird gemerkt haben, dass dies die Parallele zu meinen „Bravo Gerd!“-<br />

Rufen d<strong>am</strong>als bei RitterDeneVoss im Burgtheater war. Frau Jäger- Waldau zeigte mir<br />

dann mit ihrem ganzen Stolz auf diese Bekanntschaft noch ein Foto, das sie <strong>am</strong> Arm von<br />

Gerd Voss darstellte, <strong>und</strong> richtete mir einen schönen Gruß von Gerd aus. Vielleicht<br />

können wir Gerd Voss einmal <strong>nach</strong> Passau bringen. Peter war unübersehbar glücklich <strong>und</strong><br />

voller Freude, dass ihm sein Auftritt so toll gelungen war <strong>und</strong> so viel Beifall gef<strong>und</strong>en<br />

hatte. Endlich war er gelöst. Endlich war sein Traum in Erfüllung gegangen. Er hatte

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