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Referat von Enrico Morresi, Journalist, Präsident des Stiftungsrates

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3<br />

Missbilligungen und Hinweisen die Vermittelbarkeit seiner Entscheidungen an ein grösseres<br />

Publikum.<br />

Der Schweizer Presserat ist sich bewusst, dass er die <strong>Journalist</strong>innen und <strong>Journalist</strong>en mit<br />

seinen Anliegen im Redaktionsalltag nur punktuell erreichen kann. Er bemüht sich aber<br />

darum, den Kontakt zu den einzelnen Redaktionen schrittweise zu intensivieren, um dem<br />

Presserat so ein Gesicht zu verleihen. Ebenso wie Stephan Russ-Mohl finde ich es in diesem<br />

Zusammenhang wichtig, nicht nur in das Regelwerk, sondern auch in Infrastrukturen zu<br />

investieren. 4 Neben <strong>Journalist</strong>enkodizes und Presseräten braucht es ein ganzes Netz weiterer<br />

Initiativen und Akteure, um die <strong>Journalist</strong>innen und <strong>Journalist</strong>en in den Redaktionen zu<br />

sensibilisieren. Es braucht Ausbildungs- und Weiterbildungsinstitutionen,<br />

<strong>Journalist</strong>enverbände, Watchdogs, Vereine für Qualität im Journalismus, universitäre<br />

Forschung und vor allem auch kritischen Medienjournalismus. Hier sehe ich<br />

Verbesserungspotential. Leider streichen fast alle Publikumsmedien ihre Medienrubriken. 5<br />

Ausgerechnet die wichtigen Massenmedien mit grossen Zuschauer- und Leserzahlen<br />

berichten fast nur noch bei tatsächlichen oder vermeintlichen Skandalen über Medienthemen.<br />

Da sich hier im Publikum viele Vertreter <strong>von</strong> Schweizer Universitäten und<br />

<strong>Journalist</strong>enschulen befinden, stelle ich jedoch die Rolle der Ausbildungsinstitutionen in<br />

diesem Prozess der Bewusstseinsbildung ins Zentrum meiner heutigen Ausführungen.<br />

4<br />

Stephan Russ-Mohl, Der I-Faktor. Qualitätssicherung im amerikanischen Journalismus. Modell für<br />

Europa?, Edition Interform, Zürich, 1994.<br />

5<br />

Das wöchentliche Supplement der “Neuen Zürcher Zeitung” bleibt eine Ausnahme. Von den anderen<br />

Deutschschweizer Tageszeitungen verfügt nur noch das “St. Galler Tagblatt” über eine halbe Seite an<br />

Medienberichterstattung, der “Tages-Anzeiger” verfügt über keine Medienseite mehr und die “Aargauer<br />

Zeitung” scheint sich die Abschaffung der Seite zu überlegen. Bei den Sonntagszeitungen verfügt der Sonntag<br />

über eine Kolumne. Im Falle <strong>von</strong> Wochenzeitschriften verfügt “Die Weltwoche” über eine stark ökonomisch<br />

orientierte Rubrik. Bei den Radios hat Rete Due vom Radio Svizzera di lingua italiana (RSI) nach 16 Jahren die<br />

tägliche Sendung “Mediatica” aus dem Programm gekippt. Der “Corriere del Ticino” veröffentlicht in<br />

unregelmässigen Abständen Berichte <strong>des</strong> European Journalism Observatory der Università della Svizzera<br />

italiana. In der Romandie, nach einem kurzen Versuch <strong>von</strong> “Le Temps”, gibt es in den Printmeiden keine<br />

regelmässigen Medien-Rubriken mehr. “Le Courrier” ist die Tageszeitung, welche noch am häufigsten über<br />

Medien berichtet.

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