Familienstiftung Rudolf G. <strong>Bindschedler</strong> Inhaltsverzeichnis 1 <strong>Taufen</strong>, <strong>Hochzeiten</strong> <strong>und</strong> <strong>Begräbnisse</strong>........................................................................................................ 3 1.1 Namengebung 16. bis 21. Jahrh<strong>und</strong>ert ............................................................................................. 3 1.2 Geburt <strong>und</strong> Taufe .............................................................................................................................. 7 1.3 Hochzeit ............................................................................................................................................ 8 1.4 Tod <strong>und</strong> Begräbnis ............................................................................................................................ 9 HMB <strong>Bindschedler</strong> Familiengeschichte Verfasst durch: Martin <strong>Bindschedler</strong>, Zürich Seite 2 von 10
Familienstiftung Rudolf G. <strong>Bindschedler</strong> 1 <strong>Taufen</strong>, <strong>Hochzeiten</strong> <strong>und</strong> <strong>Begräbnisse</strong> Viel zu wenig wissen wir über unsere Vorfahren, deren Leben, Freuden <strong>und</strong> Nöte. Gerade die unzähligen «kleinen» Leute, Menschen, Familien, die nicht ins Rampenlicht der Geschichte hinausgetreten sind, sind schwierig fassbar. Oft wissen wir nur gerade, wann sie geboren <strong>und</strong> getauft wurden, wann sie geheiratet haben oder gestorben sind <strong>und</strong> wann sie begraben wurden. Wie im übrigen Leben waren <strong>Taufen</strong>, Heiraten <strong>und</strong> Beerdigungen von Kontrollen nicht ausgenommen <strong>und</strong> durch Sittenmandate der Obrigkeit stark reglementiert. Die Bräuche haben sich im Laufe der Jahrh<strong>und</strong>erte verändert. In der Folge sollen diese kurz für die Region Zürich <strong>und</strong> Umgebung zusammengefasst <strong>und</strong> erklärt werden. 1.1 Namengebung 16. bis 21. Jahrh<strong>und</strong>ert Die hohe Kindersterblichkeit <strong>und</strong> die Unwägbarkeiten des Lebens liessen die Eltern bei der Namenwahl auf bewährte Namen zurückgreifen, denn nach altem Volksglauben übertrugen sich die guten Eigenschaften von Götti <strong>und</strong> Gotte auf die Täuflinge. Nach der Reformation, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts, hat sich dieser Brauch so stark eingebürgert, dass es in gewisse Gemeinden keine Ausnahme gab. Auch wäre es für den Paten oder die Patin höchst unhöflich gewesen, wenn das Kind einen anderen Namen getragen hätte. 1 Dies galt zum Teil offenbar bis ins 19. Jahrh<strong>und</strong>ert hinein. 2 So ist es auch nicht weiter verw<strong>und</strong>erlich, dass es in grösseren Familien häufig zwei bis drei Kinder gab, die denselben Namen trugen. Übernamen, die zu deren Unterscheidung dienten, wie Kleinhans, Kleinanna, Junghans etc., blieben auch im Erwachsenenalter erhalten. 3 Seit dem 16. Jahrh<strong>und</strong>ert konnte vor jeden Männernamen auch «Hans» <strong>und</strong> seit dem 17. Jahrh<strong>und</strong>ert «Anna» bei den Mädchennamen gesetzt werden. Diese Zusätze erweiterten das Spektrum der Namen erheblich, 4 wenn es an vielen Orten auch zu einer blossen Formalität wurde <strong>und</strong> der Pfarrer fast immer Hs. beziehungsweise Hans oder A. beziehungsweise Anna als Namenzusatz im Taufbuch eintrug. Im Weinland war es Sitte, dass ab Mitte des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts bis Ende des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts die Kinder oft den Vornamen des Vaters oder Grossvaters erhielten. So wurden die ersten Kinder auf den Namen der Grosseltern <strong>und</strong> die jüngeren auf den Namen der Eltern oder Paten getauft. Dies hing mit der alten Vorstellung zusammen, dass die Enkel mit den Grosseltern in besonderer Weise verb<strong>und</strong>en seien. Es bildeten sich so Familienstammnamen heraus, die über Generationen hinweg erhalten geblieben sind. So war es nicht weiter erstaunlich, dass manchmal der Vater als auch der Pate denselben Vornamen trug. In anderen Kantonsgebieten wurden die Namen für die Kinder bis ins 19. Jahrh<strong>und</strong>ert hinein nach Möglichkeit gemieden. 5 Erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts kam man von der Sitte ab, die Kinder nach den Paten zu nennen <strong>und</strong> auch in unteren Schichten wurde es selbstverständlich, die Erstgeborenen nach den Eltern zu nennen. An der Wende des 19./20. Jahrh<strong>und</strong>erts wurde es sogar als Mangel an Religiosität angesehen, wenn die Erstgeborenen einen anderen Vornamen erhielten. Im Laufe des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts schliesslich wurden immer seltener die Erstgeborenen nach dem Vater genannt, manchmal noch als zweiter Vorname vorkommend. Doch meist erhielt auch der älteste Sohn einen ganz anderen Namen. 6 Aus heutiger Sicht schwierig verständlich ist auch die Tatsache oder Sitte, dass Kinder oft den Namen verstorbener Geschwister erhielten. Dies hängt wohl mit der Überzeugung zusammen, dass die Mutter Erde die Verstorbenen in Neugeborenen wieder zurückgebe. An anderen Orten mied man diese ganz bewusst, weil man fürchtete, das Neugeborene müsse dann auch im Kindesalter sterben. 7 Die Namen selbst veränderten sich zwischen Reformation <strong>und</strong> der Helvetik nur wenig <strong>und</strong> spiegelten oft mit einiger Verspätung zeitgeschichtliche Ereignisse wieder. Allzu ausgefallene, fremd klingende oder schwierig auszusprechende Namen hielten sich nicht <strong>und</strong> verschwanden wieder (zum Beispiel Emerentiana, Bantasilea etc.). 8 Neue Namen (zum Beispiel Adrian (Hadrian), Beat <strong>und</strong> andere) kamen in der Regel aus 1 Welti Erika: Taufbräuche im Kanton Zürich. Gotthelf-Verlag, Zürich 1967. S.100 2 Welti Erika: Taufbräuche im Kanton Zürich. Gotthelf-Verlag, Zürich 1967. S.102 3 Welti Erika: Taufbräuche im Kanton Zürich. Gotthelf-Verlag, Zürich 1967. S.101 4 Welti Erika: Taufbräuche im Kanton Zürich. Gotthelf-Verlag, Zürich 1967. S.101 5 Welti Erika: Taufbräuche im Kanton Zürich. Gotthelf-Verlag, Zürich 1967. S.102-103 6 Welti Erika: Taufbräuche im Kanton Zürich. Gotthelf-Verlag, Zürich 1967. S.103-104 7 Welti Erika: Taufbräuche im Kanton Zürich. Gotthelf-Verlag, Zürich 1967. S.103 8 Welti Erika: Taufbräuche im Kanton Zürich. Gotthelf-Verlag, Zürich 1967. S.104-105 HMB <strong>Bindschedler</strong> Familiengeschichte Verfasst durch: Martin <strong>Bindschedler</strong>, Zürich Seite 3 von 10