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Schwere Straßenmine Von Holger Krebs Besuchern des Kabinetts ...

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<strong>Schwere</strong> <strong>Straßenmine</strong><br />

<strong>Von</strong> <strong>Holger</strong> <strong>Krebs</strong><br />

<strong>Besuchern</strong> <strong>des</strong> <strong>Kabinetts</strong> (Übersetzung für West-Kameraden: Mustersammlung) im der<br />

Munitionszerlegeanlage ZEITHAIN fällt regelmäßig schon beim betreten ein nicht alltägliches<br />

Kampfmittel auf. Der danach entstehende Dialog verläuft fast immer so, oder so ähnlich:<br />

Besucher: Was ist das denn da?<br />

Fachmann: Das ist eine schwere <strong>Straßenmine</strong>.<br />

Besucher: Hmm, sieht aus wie ein Marinekampfmittel …<br />

Das Objekt befindet sich schon seit weit mehr als einem Jahrzehnt in der Obhut <strong>des</strong> KMBD<br />

Sachsen. Glücklicherweise verfügt man hier auch über Aufzeichnungen <strong>des</strong> damaligen<br />

„Munitions-Begungsbetriebes der Deutschen Volkspolizei Dresden“ mit Original-Schwarz-<br />

Weiß-Fotos. Der Untersuchungsbericht enthält detaillierte Angaben über<br />

- Aufbau der schweren <strong>Straßenmine</strong><br />

- Funktion <strong>des</strong> Zündgerätes<br />

- Entschärfungsanweisung<br />

Aufbau und Funktion soll hier weitgehend im Original und ggf. mit Erläuterungen (kursiv<br />

gedruckt) versehen wiedergegeben werden. Auf die Entschärfungsanweisungen wird nicht<br />

eingegangen; sie dienen heute lediglich als Empfehlungen, die im Bedarfsfall abgerufen<br />

werden können.


Bericht über Untersuchungen am Zündgerät der schweren <strong>Straßenmine</strong><br />

Aufbau der <strong>Straßenmine</strong><br />

Die Mine besteht aus einer Holzkiste folgender Abmessung:<br />

- Länge 70 cm<br />

- Breite 55 cm<br />

- Höhe 50 cm.<br />

Die Kiste enthält eine Sprengladung von 200 kg Pikrinsäure mit Aluminiumgrieß gemischt.<br />

Der an der Vorderseite sichtbare Deckel <strong>des</strong> Zünderkessels hat einen Durchmesser von 46<br />

cm und besteht, wie der gesamte Kessel, aus Aluminium.<br />

Durch 12 Stück Muttern wird er am Kessel festgehalten.<br />

Am Doppelrand (oben) ist eine Nummer eingeschlagen, an der Vorderseite ist eine<br />

Bezeichnung Z K II und eine Nummer mit schwarzer Farbe aufschabloniert.


Arbeitsweise der <strong>Straßenmine</strong> (Arbeitsweise <strong>des</strong> Zündgerätes)<br />

Das Zündgerät der schweren <strong>Straßenmine</strong> ist ein mehrfunktioneller Zeitzünder, der beim<br />

Auftreten von Erschütterungen den Ablauf <strong>des</strong> Laufwerkes für die Zeit der Erschütterung<br />

sperrt. Zu diesem Zweck ist das Zündgerät federnd in einem Leichtmetallgehäuse<br />

aufgehängt. Um ein einwandfreies Arbeiten <strong>des</strong> Erschütterungsgebers zu ermöglichen, ist<br />

das Zündgerät kardanisch aufgehängt, so dass es sich von selbst stets genau senkrecht<br />

einstellt. Die Justage der richtigen Lage erfolgt durch ein verstellbares Trimmgewicht. Des<br />

weiteren ist die Mine mit einer Ausbausperre (Deckelkontakt zündet 2 bis 3 Stück<br />

Pionierwürfel) und einer Transportsperre (Metallkugel schließt beim Kippen um ca.15° den<br />

Stromkreis <strong>des</strong> Ausbausperrenzünders) versehen. Die Mine muss stets in genau gleicher<br />

Lage eingebaut sein und darf vor der Entschärfung nicht bewegt werden.<br />

Das Auslösen der Mine, nach dem Einbau in die Straße in 0,5 bis 2 m Tiefe, erfolgt mit Hilfe<br />

der 3 an den Straßenrand geführten Drähte (siehe Schaltbild). Hierzu wird an die Drähte A<br />

und B eine Stromquelle angelegt, worauf<br />

1. der Kugelfreigabedraht<br />

2. der Batterieanschlussdraht<br />

3. der Laufwerksfreigabedraht<br />

durchbrennen, worauf das Laufwerk mit tickenden Geräusch anläuft und die Arretierung der<br />

eingebauten großen Dämpfungsklappe für den Goldkontakt K1 aufgehoben wird. Nun erfolgt<br />

während einer Zeit von ca. 3-8 Min. eine langsame Annäherung <strong>des</strong> Kontaktes K1 an die<br />

Gegenelektrode.<br />

Kommen in dieser Zeit Erschütterungen, so schickt der Erschütterungsgeber kurze Impulse<br />

durch das Dynamometer-Relais und die Magnetspulen K2 schließt, wodurch der<br />

Elektromagnet M1 das Laufwerk sperrt und die Magnetspulen die Dämpfungsklappe mit dem<br />

Kontakt K1 zurückdrücken, so das ein Auslösen der Mine beim Auftreten von<br />

Erschütterungen (Panzer) nicht erfolgen kann. Nach Aufhören der Stromimpulse läuft das<br />

Laufwerk weiter. Schließt der Kontakt K1, dann erfolgt das durchbrennen <strong>des</strong><br />

Rücklaufdrahtes, worauf nach etwa 5 Sek. K4 schließt und ein Strom durch die<br />

Magnetspulen und das Dynamometer-Relais fließt, so dass K3 schließt. Hierdurch wird<br />

Spannung an den Schaltuhrmagneten gelegt, der die Schaltuhr anlaufen lässt.<br />

Die Schaltuhr schließt nach 3 bis 20 Sek. K5, wodurch der Hauptladungszünder gezündet<br />

wird, der über eine Zwischenladung die Hauptladung zündet.<br />

Bei der Handhabung der herausgeführten Drähte ist zu beachten, dass bei evtl.<br />

durchgebrannten oder durchgerostetem Batterieanschluss-Brenndraht die Ausbausperrenladung<br />

gezündet wird, wenn die Drähte A und C zusammenkommen.<br />

Ende <strong>des</strong> Zitas.<br />

Zusammenfassend kann, ohne auf die Funktionsabläufe einzugehen gesagt werden, dass es<br />

sich bei der „<strong>Schwere</strong> <strong>Straßenmine</strong>“ hinsichtlich der Ladungsmenge und <strong>des</strong> Zündgerätes<br />

um ein (für den Landeinsatz) außergewöhnliches Kampfmittel handelt.<br />

<strong>Von</strong> der Mine ist im Kabinett lediglich noch das Zündgerät vorhanden, bei dem es sich um<br />

einen Zeitzünder mit Ausbausperre (Deckelkontakt) und Verlagerungssperre (Metallkugel)<br />

handelt.<br />

Aufbau und Verarbeitung <strong>des</strong> Zündgerätes lassen eine maritime Herkunft vermuten.<br />

Vergleiche zu der BM 1000 „Monika“ drängen sich geradezu auf.<br />

Nachfragen bei unseren Kameraden von der Küste blieben bislang unbeantwortet oder<br />

ergaben keinen Aufschluss – aber es wird weiter an einer Aufklärung gearbeitet …

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