21.11.2013 Aufrufe

Artikel als PDF-Datei laden - Sandra Paule PR-Management

Artikel als PDF-Datei laden - Sandra Paule PR-Management

Artikel als PDF-Datei laden - Sandra Paule PR-Management

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Interview<br />

„Ich mag dieses stille<br />

Glück. Da merke ich,<br />

dass ich sehr froh bin<br />

über das, was ich um<br />

mich habe.“<br />

alverde: Nun sind Sie seit acht Jahren mit Harald Krassnitzer<br />

liiert. Was ist Ihr Geheimnis für eine gut funktionierende<br />

Patchwork-Familie?<br />

Ann-Kathrin Kramer: In gewisser Weise ignorieren wir einfach,<br />

dass es Patchwork ist. Denn eine Familie ist eine Familie, ganz gleich<br />

wie sie sich zusammensetzt – früher wie heute: Beispielsweise hatten<br />

auch nach dem zweiten Weltkrieg unendlich viele Kinder ihre Eltern<br />

verloren und Eltern ihre Kinder. Alles wurde querbeet zusammengewürfelt<br />

und großgezogen. Und das war dann die Familie. Keiner hat<br />

von Patchwork gesprochen. Ich finde, Patchwork wird überbewertet.<br />

Man muss nicht immer alles eintüten und benennen, sondern sich einfach<br />

fragen: Funktioniert das, was wir machen? Haben wir uns gerne?<br />

Kann man dies bejahen, ist man eine Familie.<br />

alverde: In welchen Momenten sind Sie glücklich?<br />

Ann-Kathrin Kramer: Ich bin zum Beispiel glücklich, wenn ich in<br />

meinem Garten sitze oder einen Tag frei habe. Dann bringe ich meinen<br />

Sohn in die Schule und weiß, nachher hole ich ihn wieder ab. Ich<br />

mag dieses stille Glück. Da merke ich, dass ich sehr froh bin über das,<br />

was ich um mich habe. Doch am glücklichsten bin ich, wenn ich mein<br />

Kind ansehe und weiß, dass es ihm gut geht und es gesund ist. Das<br />

ist nicht selbstverständlich.<br />

alverde: Sie engagieren sich <strong>als</strong> Hospiz-Botschafterin für die<br />

Bundesstiftung Kinderhospiz. Warum?<br />

Am Filmset lernten sie sich kennen: Ann-Kathrin Kramer und<br />

Harald Krassnitzer. Nun leben sie gemeinsam in der Nähe von<br />

Wuppertal in ländlicher Umgebung.<br />

Ann-Kathrin Kramer: Die Kinderhospize leisten Großes: Sie geben<br />

den kranken Kindern sozusagen den Raum und die Möglichkeit, im<br />

Beisein ihrer Familien ihren Weg zu Ende zu gehen. Dieser Rahmen<br />

wird in einer beeindruckenden Weise geschaffen: Denn in den<br />

Kinderhospizen ist nichts von dieser Schwere spürbar, die man dort <strong>als</strong><br />

Außenstehender vermutet, sondern die Atmosphäre hat in sich etwas<br />

Zuversichtliches – auch wenn das Wort in diesem Zusammenhang komisch<br />

klingt. Die Kinder erfahren auf diesem letzten Weg Liebe,<br />

Zuneigung und Anerkennung.<br />

alverde: Wie finden Sie die richtigen Worte, wenn Sie den<br />

betroffenen Familien begegnen?<br />

Ann-Kathrin Kramer: Anfangs hatte ich großen Respekt, weil ich<br />

wie viele Menschen nicht geübt bin im Umgang mit dieser Situation.<br />

Die meisten wissen nicht, wie sie reagieren sollen und sagen lieber gar<br />

nichts. Genau das ist es auch, was viele Trauernde beklagen: dass niemand<br />

damit umgehen kann. Ich persönlich habe genau das gesagt, was<br />

mir <strong>als</strong> erstes in den Sinn kam. Und wenn ich mir unsicher war, habe<br />

ich einfach dazugesagt: „Das klingt jetzt vielleicht komisch...“ Und jeder<br />

verstand, was ich ausdrücken wollte. Diese Familien haben schon viel<br />

mehr darüber nachgedacht <strong>als</strong> man selbst: Sie nehmen einen an der<br />

Hand und können durch dieses Gebiet führen, auf dem man sich nicht<br />

auskennt. Man muss einfach nur den Anfang wagen und dabei in Kauf<br />

nehmen, eventuell etwas f<strong>als</strong>ch zu machen.<br />

alverde: Was schenken Ihnen diese Begegnungen?<br />

Ann-Kathrin Kramer: Vielleicht klingt das merkwürdig, aber für<br />

mich sind diese Begegnungen mit Hoffnung verbunden: Auf der einen<br />

Seite sehe ich das schreckliche Sterben von viel zu jungen Menschen,<br />

auf der anderen Seite nehme ich wahr, wie sie in den Kinderhospizen<br />

aufgehoben sind, wie versucht wird, sie dort zu begleiten und ihnen zu<br />

helfen. Das gibt mir viel Hoffnung. ■<br />

8 alverde August 2008

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!