Artikel als PDF-Datei laden - Sandra Paule PR-Management
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Interview<br />
„Ich mag dieses stille<br />
Glück. Da merke ich,<br />
dass ich sehr froh bin<br />
über das, was ich um<br />
mich habe.“<br />
alverde: Nun sind Sie seit acht Jahren mit Harald Krassnitzer<br />
liiert. Was ist Ihr Geheimnis für eine gut funktionierende<br />
Patchwork-Familie?<br />
Ann-Kathrin Kramer: In gewisser Weise ignorieren wir einfach,<br />
dass es Patchwork ist. Denn eine Familie ist eine Familie, ganz gleich<br />
wie sie sich zusammensetzt – früher wie heute: Beispielsweise hatten<br />
auch nach dem zweiten Weltkrieg unendlich viele Kinder ihre Eltern<br />
verloren und Eltern ihre Kinder. Alles wurde querbeet zusammengewürfelt<br />
und großgezogen. Und das war dann die Familie. Keiner hat<br />
von Patchwork gesprochen. Ich finde, Patchwork wird überbewertet.<br />
Man muss nicht immer alles eintüten und benennen, sondern sich einfach<br />
fragen: Funktioniert das, was wir machen? Haben wir uns gerne?<br />
Kann man dies bejahen, ist man eine Familie.<br />
alverde: In welchen Momenten sind Sie glücklich?<br />
Ann-Kathrin Kramer: Ich bin zum Beispiel glücklich, wenn ich in<br />
meinem Garten sitze oder einen Tag frei habe. Dann bringe ich meinen<br />
Sohn in die Schule und weiß, nachher hole ich ihn wieder ab. Ich<br />
mag dieses stille Glück. Da merke ich, dass ich sehr froh bin über das,<br />
was ich um mich habe. Doch am glücklichsten bin ich, wenn ich mein<br />
Kind ansehe und weiß, dass es ihm gut geht und es gesund ist. Das<br />
ist nicht selbstverständlich.<br />
alverde: Sie engagieren sich <strong>als</strong> Hospiz-Botschafterin für die<br />
Bundesstiftung Kinderhospiz. Warum?<br />
Am Filmset lernten sie sich kennen: Ann-Kathrin Kramer und<br />
Harald Krassnitzer. Nun leben sie gemeinsam in der Nähe von<br />
Wuppertal in ländlicher Umgebung.<br />
Ann-Kathrin Kramer: Die Kinderhospize leisten Großes: Sie geben<br />
den kranken Kindern sozusagen den Raum und die Möglichkeit, im<br />
Beisein ihrer Familien ihren Weg zu Ende zu gehen. Dieser Rahmen<br />
wird in einer beeindruckenden Weise geschaffen: Denn in den<br />
Kinderhospizen ist nichts von dieser Schwere spürbar, die man dort <strong>als</strong><br />
Außenstehender vermutet, sondern die Atmosphäre hat in sich etwas<br />
Zuversichtliches – auch wenn das Wort in diesem Zusammenhang komisch<br />
klingt. Die Kinder erfahren auf diesem letzten Weg Liebe,<br />
Zuneigung und Anerkennung.<br />
alverde: Wie finden Sie die richtigen Worte, wenn Sie den<br />
betroffenen Familien begegnen?<br />
Ann-Kathrin Kramer: Anfangs hatte ich großen Respekt, weil ich<br />
wie viele Menschen nicht geübt bin im Umgang mit dieser Situation.<br />
Die meisten wissen nicht, wie sie reagieren sollen und sagen lieber gar<br />
nichts. Genau das ist es auch, was viele Trauernde beklagen: dass niemand<br />
damit umgehen kann. Ich persönlich habe genau das gesagt, was<br />
mir <strong>als</strong> erstes in den Sinn kam. Und wenn ich mir unsicher war, habe<br />
ich einfach dazugesagt: „Das klingt jetzt vielleicht komisch...“ Und jeder<br />
verstand, was ich ausdrücken wollte. Diese Familien haben schon viel<br />
mehr darüber nachgedacht <strong>als</strong> man selbst: Sie nehmen einen an der<br />
Hand und können durch dieses Gebiet führen, auf dem man sich nicht<br />
auskennt. Man muss einfach nur den Anfang wagen und dabei in Kauf<br />
nehmen, eventuell etwas f<strong>als</strong>ch zu machen.<br />
alverde: Was schenken Ihnen diese Begegnungen?<br />
Ann-Kathrin Kramer: Vielleicht klingt das merkwürdig, aber für<br />
mich sind diese Begegnungen mit Hoffnung verbunden: Auf der einen<br />
Seite sehe ich das schreckliche Sterben von viel zu jungen Menschen,<br />
auf der anderen Seite nehme ich wahr, wie sie in den Kinderhospizen<br />
aufgehoben sind, wie versucht wird, sie dort zu begleiten und ihnen zu<br />
helfen. Das gibt mir viel Hoffnung. ■<br />
8 alverde August 2008