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Philosophische Gedanken für den Alltag - Internetloge.de

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internetloge.<strong>de</strong><br />

vergrößere, daß ich raffe, wegnehme, raube und daß ich nur <strong><strong>de</strong>n</strong> einen Wertmesser an alles<br />

lege: <strong><strong>de</strong>n</strong> meines eigenen Lustgefühls. Es ist <strong>de</strong>r Golem <strong>de</strong>s vereinsamten Ich, das keine Tore<br />

in das Bewußtsein <strong>de</strong>r Schöpfung hat, <strong>de</strong>r durch die Welt rast und die Menschen zu<br />

Untermenschen macht, <strong>de</strong>r sie gegeneinan<strong>de</strong>r aufhetzt, <strong>de</strong>r nicht eher aufhört, zu schreien und<br />

zu toben, bis <strong>de</strong>r ihm hin<strong>de</strong>rliche Nebenmensch, das große Verbrechen im Auge je<strong><strong>de</strong>n</strong><br />

Egoismus', daß er nämlich auch lebt, mit <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> gebüßt hat. „Ich bin Ich" sagt die Ratio<br />

und „Du darfst sein, solange Du mir nicht hin<strong>de</strong>rlich bist". Aber „Du bist Ich" sagt das Gefühl<br />

von <strong>de</strong>r heiligen Lebensgemeinschaft, sagt jene Liebe, die alle Stifter wirklicher Religionen<br />

gepredigt haben.<br />

Ohne das Gefühl <strong>de</strong>r Lebensgemeinschaft, ohne die Achtung vor <strong>de</strong>r Heiligkeit <strong>de</strong>s Lebens<br />

aller Kreatur, kann es Religion gar nicht geben. Wer mor<strong>de</strong>t und Tiere quält, wer keine<br />

Achtung vor <strong>de</strong>m Leben und <strong><strong>de</strong>n</strong> Lebensnotwendigkeiten <strong>de</strong>r Nebenmenschen hat, wer nur<br />

sein eigenes Ich kennt, <strong>de</strong>r hebt vergeblich seine Augen zu Gott, <strong>de</strong>r bittet vergeblich, <strong>de</strong>r lebt<br />

vergeblich. Im Buche <strong>de</strong>s Lebens bleibt mit ehernen Lettern geschrieben, was er am Leben<br />

gesündigt hat. Aus diesen <strong>Gedanken</strong>gängen ist <strong>de</strong>r Schritt in das Soziale <strong>de</strong>s <strong>Alltag</strong>s schnell<br />

und mit Klarheit getan.<br />

Schön wäre es, wenn die Menschen schon alle so weit seelisch fortgeschritten wären, daß man<br />

ohne Staatsgewalt und ohne Gesetze leben könnte. Dieser Zustand aber, <strong>de</strong>r wahrscheinlich<br />

nie erreicht wer<strong><strong>de</strong>n</strong> wird, ist je<strong><strong>de</strong>n</strong>falls heute noch nicht im entferntesten gegeben. Und es ist<br />

Irrsinn, einfach zu sagen: <strong>de</strong>r Mensch ist gut und auf dieser Behauptung dann soziale und<br />

politische Gebäu<strong>de</strong> aufzurichten, die in praxi sofort zusammenbrechen müssen. Der Mensch<br />

ist noch so wenig gut, daß Menschengemeinschaften gar nicht daseinsfähig sind, wenn sie<br />

sich nicht gegen <strong><strong>de</strong>n</strong> in allen möglichen Formen „schlechten Menschen" schützen.<br />

Wir sehen, daß Menschengemeinschaften, Stämme, Völker darin übereinkommen, daß sie<br />

rechtliche Normen aufstellen, nach <strong><strong>de</strong>n</strong>en die Mitglie<strong>de</strong>r ihrer Gemeinschaft sich zu richten<br />

haben. Je<strong>de</strong>s bürgerliche Gesetz schränkt <strong><strong>de</strong>n</strong> absoluten Egoismus <strong>de</strong>s Menschen ein, und<br />

zwar so weit, daß dieser Egoismus <strong>für</strong> das Ge<strong>de</strong>ihen <strong>de</strong>r Gemeinschaft noch gera<strong>de</strong> erträglich<br />

ist. Je<strong>de</strong>s Gesetzbuch schützt das Recht <strong>de</strong>s Menschen auf sein Leben, auf seinen Besitz und<br />

auch auf seine Ehre. Verfehlungen gegen die Gesetze wer<strong><strong>de</strong>n</strong> entwe<strong>de</strong>r zu rechtlosen und<br />

damit wirkungslosen Handlungen gewan<strong>de</strong>lt, o<strong>de</strong>r sie wer<strong><strong>de</strong>n</strong> mit Strafe belegt. Das Recht<br />

fin<strong>de</strong>t aber nur Beachtung, wenn jemand da ist, <strong>de</strong>r nötigenfalls die Beachtung <strong>de</strong>s Rechtes<br />

erzwingt. Daraus schon ergibt sich die Notwendigkeit <strong>de</strong>r Gemeinschaftsautorität, also hier<br />

<strong>de</strong>r Staatsautorität. In <strong>de</strong>m Augenblick, wo rechtliche Vereinbarung und Kodifizierungen<br />

nieman<strong><strong>de</strong>n</strong> haben, <strong>de</strong>r ihre Durchführung nötigenfalls erzwingen kann, sind und bleiben sie,<br />

beim augenblicklichen Kulturzustand <strong>de</strong>r Menschheit, wirkungslos. Wir haben noch einen<br />

weiten Weg vor uns, bis das „Du bist Ich" eine selbstverständliche Überzeugung aller<br />

Einzelmenschen und aller menschlichen Gemeinschaften gewor<strong><strong>de</strong>n</strong> ist.<br />

* * *<br />

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