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Hausarbeit Unternehmenskommunikation

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UNTERNEHMENS!<br />

KOMMUNIKATION IN JAPAN<br />

Eine Untersuchung anhand des Ansatzes<br />

zum Integrierten<br />

Kommunikationsmanagement<br />

von Dr. Markus Will<br />

Björn!Ole Kamm © 2004<br />

www.b!ok.de


INHALTSVERZEICHNIS<br />

1 EINFÜHRUNG....................................................................................3<br />

2 DER WILL-ANSATZ.......................................................................... 5<br />

2.1 Grundlagen..................................................................................... 5<br />

2.2 Integriertes Kommunikationsmanagement...............................7<br />

2.3 Umsetzung und Organisationsmodell....................................... 9<br />

3 JAPANISCHE UNTERNEHMEN........................................................... 12<br />

3.1 Geschichte japanischer Wirtschaft (1868-1945)......................12<br />

3.2 Die kigy! keiretsu......................................................................... 14<br />

3.3 Organisation, Entscheidungen und Ziele.................................. 15<br />

4 JAPANISCHES KOMMUNIKATIONSMANAGEMENT............................18<br />

4.1 Das Unternehmen braucht ein Gesicht......................................18<br />

4.2 Organisation.................................................................................. 19<br />

5 SCHLUSSFOLGERUNGEN................................................................... 22<br />

6 LITERATURVERZEICHNIS....................................................................... 23<br />

7 ANHANG................................................................................................... 24<br />

ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />

Abbildung 1: St. Galler Management-Konzept ...................................... 6<br />

Abbildung 2: Unternehmensführung und ÖA nach Hahn ..................... 6<br />

Abbildung 3: Modell für das Kommunikationsmanagement ................ 9<br />

Abbildung 4: Organisation der <strong>Unternehmenskommunikation</strong> ........... 10


1 EINFÜHRUNG<br />

Nihon beziehungsweise Japan ist ein Land, dem im so genannten Westen seit Anfang<br />

des vergangenen Jahrhunderts ein Image des Exotischen und Unerklärbarem nachhängt. Es<br />

scheint unmöglich hinter die Fassade der ewig lächelnden Japaner zu blicken. Doch spätestens<br />

seitdem Japan in den 1970er Jahren zu einer der führenden Wirtschaftsmächte heranwuchs,<br />

sah man sich gezwungen hinter das Lächeln zu blicken, um unter anderem<br />

Wirtschaftsbeziehungen aufzubauen. Die Japan Inc. schien unaufhaltsam und so pries man<br />

die japanische Managementkultur als das Non-Plus-Ultra an 1 . Auch der unermüdliche Arbeitseifer<br />

der japanischen Angestellten – mit ihrer dem Beamtentum gleichkommenden Anstellung<br />

auf Lebenszeit – sorgte für Bewunderung. Dann endete dieses japanische<br />

Wirtschaftswunder. Heute wird Japan eher bemitleidet und sein Corporate Management kritisiert<br />

2 . Es hat den Anschein, dass die dortige Managementkultur aber fremd und unverständlich<br />

bleibt.<br />

Nun steckt Japan in einer tiefen Rezession und auch seine Manager und Angestellten<br />

müssen Kündigungen fürchten. Im Westen sind Unternehmen dazu verpflichtet, triftige<br />

Gründe für Massenentlassungen zu liefern, um ihr Unternehmensimage zu wahren und so<br />

keine Verluste zu erleiden. Dies ist Teil ihrer <strong>Unternehmenskommunikation</strong> nach innen –<br />

mit den verbleibenden Mitarbeitern – und nach außen – mit der Öffentlichkeit der Kunden<br />

und der zukünftigen Angestellten. Da ergibt sich die Frage nach der japanischen Variante<br />

von Public Relations und <strong>Unternehmenskommunikation</strong>. Gibt es in Japan eine vergleichbare<br />

Form der <strong>Unternehmenskommunikation</strong> – die natürlich nicht nur den Aspekt der Krisenbewältigung<br />

umfasst? Wie ist diese <strong>Unternehmenskommunikation</strong> japanischer Unternehmen<br />

strukturiert und organisiert? Das sind die beiden Kernfragen, die den Grundstein für das<br />

Erkenntnisinteresse der folgenden Ausführungen legten.<br />

Um jedoch die japanische <strong>Unternehmenskommunikation</strong> darstellen zu können,<br />

benötigt man ein Referenzmodell. Dieses sollte gängige westliche Vorstellungen und Theorien<br />

der Kommunikation von Unternehmen umfassen, damit diese mit dem japanischen Gegenpart<br />

in Bezug gesetzt werden können. Auch wenn er in manchen Bereichen ein nicht<br />

vorhandenes Ideal beschreibt, so soll der Ansatz des Integrierten Kommunikationsmanagements<br />

von Dr. Markus Will diese Aufgabe erfüllen. Der Ansatz umfasst sowohl organisatorische<br />

Aspekte wie auch vorhandene Prozesse und trägt durch die Theorie der Integration<br />

1<br />

Jackson/Tomioka (2004): S. 2<br />

2<br />

ebd.: S. 3<br />

3


aktuellen Überlegungen zur <strong>Unternehmenskommunikation</strong> Rechnung. So gibt es nicht nur<br />

von Will einen Ansatz, der sich mit integrierter <strong>Unternehmenskommunikation</strong> befasst , sondern<br />

auch beispielsweise von Karin Kirchner und Anders Gronstedt.<br />

Wichtig im Zuge der folgenden Darstellungen ist auch, sich von Mythen wie der<br />

„Ameise“ japanischer Angestellter und dem allgemeinen Bild des japanischen Andersseins<br />

und der Einzigartigkeit zu trennen. Keith Jackson und Tomioka, die das Thema des japanischen<br />

Managements ausführlich behandelt haben, weisen darauf hin, dass es gerade diese<br />

„innere Wand“ ist, die die Kommunikation mit und über Japaner erschwert 3 . Japan mag kulturelle<br />

Unterschiede zum Westen aufweisen, die sich auch auf die Unternehmens-, Management-<br />

und Kommunikationskulturen auswirken. Doch diese – wie beispielsweise die<br />

Tendenz eher zu Langzeitgeschäftsbeziehungen denn zu schnellen „deals“ – sind erklär- und<br />

nachvollziehbar.<br />

Um die obigen Ausführungen auf den Punkt zu bringen, soll in dieser Arbeit untersucht<br />

werden, inwiefern der Will-Ansatz auf die japanische <strong>Unternehmenskommunikation</strong><br />

zutrifft. Dazu wird zu Beginn in Kapitel 2 der Ansatz selbst behandelt und im Zuge dessen<br />

Begriffe definiert. Das dritte Kapitel widmet sich der Darstellung der Jahre 1868 bis 1945,<br />

die für die japanische Wirtschaftsentwicklung entscheidend waren, und geht auch auf die<br />

generelle Organisation japanischer Unternehmen ein. Diese Ausführungen sind wichtig als<br />

Grundstein für Kapitel 4. Hier wird schließlich die japanische <strong>Unternehmenskommunikation</strong><br />

selbst beschrieben. Darauf folgen zusammenfassende Schlussfolgerungen. Im Anhang<br />

befindet sich die Umfrage, die der Autor zum Zwecke aktueller Daten durchführte.<br />

Anmerkung des Autors: Innerhalb dieser Arbeit wird die Lateinumschrift<br />

des Hepburn-Systems verwendet, um Städtenamen, Eigennamen und japanische<br />

Ausdrücke darzustellen. So heißt es z.B. T!ky! und Ky!to anstatt Tokio<br />

und Kioto. Der Strich über einem Vokal bedeutet, dass dieser lang ist.<br />

3<br />

Jackson/Tomioka (2004): S. 48<br />

4


2 DER WILL-ANSATZDr. Markus Will, der sowohl bei der Bank Merrill<br />

Lynch als auch bei „Deutsche Morgan Grenfell“ in der Führung der <strong>Unternehmenskommunikation</strong><br />

tätig war und heute Mitarbeiter des Instituts für Medien- und Kommunikationsmanagement<br />

der Universität St. Gallen (mcm-Institute) ist, veröffentlichte im Jahre 2000 seinen<br />

Ansatz des Integrierten Kommunikationsmanagements. Dieser Ansatz beruhte unter anderem<br />

auf einer Studie über Kommunikationsmanagement bei führenden europäischen Unternehmen,<br />

die er gemeinsam mit Thomas Schmidt und Malte Probst 1999 durchführte.<br />

Im Folgenden werden zuerst die grundlegenden Begriffe und Definitionen des Ansatzes<br />

erläutert, um dann auf den Ansatz an sich und das mit ihm einhergehende Organisationsmodell<br />

eingehen zu können.<br />

2.1 Grundlagen<br />

Bevor auf die Kernbegriffe Wills Ansatzes – <strong>Unternehmenskommunikation</strong> und<br />

Kommunikationsmanagement – und ihre Unterscheidung eingegangen werden kann, sollten<br />

vorerst die Definitionen von Management sowie Kommunikation dahingehend erläutert<br />

werden, wie sie Will versteht.<br />

Management versteht Will als „…die zielgerichtete Gestaltung, Entwicklung und<br />

Lenkung von Systemen“ 4 . Zum Management in einem Unternehmen gehören bisher folgende<br />

klassische Bereiche: Personal, Finanzen und Führung/Kontrolle. Des Öfteren genießt auch das<br />

Marketing eine Managementfunktion.<br />

Will beruft sich auf das St. Galler Managementkonzept, dass die drei Managementebenen<br />

(normative, strategische und operative Ebene) durch die Struktur, die Aktivitäten und das<br />

Verhalten des Unternehmens integriert, um zu verdeutlichen, was er unter Integriertem Management<br />

versteht 5 . Er bezeichnet dieses Konzept zwar als umfassend, es fehle aber noch die<br />

Ergebnis- und Finanzplanung, die sich auf das gesamte Unternehmen beziehen. Dies sei im<br />

Giessener Planungs- und Kontrollsystem (PuK) gewährleistet. Hahn, von dem dieses Modell<br />

stammt, hebt hier ebenso wie Will immer wieder die Kommunikationsprozesse, die für das<br />

Gelingen der Operation nötig sind, hervor. Die Führung benötigt für Informationsgewinn,<br />

-verarbeitung und -abgabe die Öffentlichkeitsarbeit, so Will nach Hahn 6 . Daher ist diese auch<br />

in das Planungssystem integriert.<br />

4<br />

Will (2000): S. 20; nach Bleicher (1999), S. 45 ff<br />

5<br />

ebd.: S. 9 ff; siehe Abbildung 1 auf der folgenden Seite<br />

6<br />

ebd.: S. 14; siehe Abbildung 2 auf der folgenden Seite<br />

5


Abbildung 1: St. Galler Management-Konzept<br />

Unter Kommunikation<br />

möchte Will<br />

„ … d i e Ü b e r-<br />

mittlung von Information<br />

und Bedeutungsinhalten<br />

zum Zweck der<br />

Steuerung von<br />

Meinungen, Einstellungen,<br />

Erwartungen<br />

und Verhalt<br />

e n s w e i s e n<br />

bestimmter Adressaten<br />

gemäß spezifischer<br />

Zielsetzungen“ verstanden wissen 7 .<br />

Anhand dieser Definitionen wird bereits deutlich, warum Will Kommunikationsmanagement<br />

von <strong>Unternehmenskommunikation</strong> trennt. Erstgenanntes ist konzeptionelle Arbeit<br />

und somit normative und strategische Führungstätigkeit. <strong>Unternehmenskommunikation</strong> andererseits<br />

bezeichnet, so Will, den operativen, konzeptgeleiteten Vollzug 8 . Leider hielt Will<br />

Abbildung 2: Unternehmensführung und Öffentlichkeitsarbeit nach Hahn<br />

1<br />

Will (2000): S. 21; nach Bruhn (1997), S. 1<br />

2<br />

ebd.: S. 21<br />

6


diese Unterscheidung in seiner Arbeit nicht bis zum Ende durch, was aber hier dennoch versucht<br />

werden soll.<br />

Kommunikationsmanagement hat nach Will die folgenden vier Kernelemente: Kultur<br />

(Corporate Image, Corporate Identity), Werte (der Marke), Ressourcen (Human- und Finanzkapital),<br />

sowie Wissen (das mit den Bezugsgruppen ausgetauscht wird) 9 . Dabei wird mit so<br />

genannten Haushalten (Aktionäre, Kunden, Mitarbeiter) und mit dem Politischen Sektor (für<br />

gesetzliche Rahmen) kommuniziert 10 . Die operative Führungsunterstützungsaufgabe der <strong>Unternehmenskommunikation</strong><br />

umfasst Beziehungskommunikation (Public-/Media-, Investorund<br />

Government-Relations), Employee Communications sowie Corporate Advertising, Sponsoring<br />

und Design 11 . Ziel beider ist die Unternehmensmarke, der Prozess dahin wird als Unternehmensmarketing<br />

bezeichnet 12 .<br />

Als weiteres Modell verweist Will auch auf den Community-Ansatz 13 . Er geht bei seinen<br />

Überlegungen von so genannten Communities aus. Das Unternehmen bildet mit seinen<br />

Aktionären, Mitarbeitern und Kunden eine Community of Objectives. Da diese Agenten auch<br />

Teil anderer Communities sind, ist das Unternehmen ein Community-Web of Objectives.<br />

Zusätzlich hat das Unternehmen auch Communities of Interest (Analysten, Journalisten und<br />

Lobbyisten), die sich aber auch wiederum für andere Unternehmen interessieren. Daher hat<br />

das Unternehmen Community-Webs of Interest. Mit diesem Ansatz zollt er dem Trend<br />

Rechnung, dass die Bezugsgruppen des Kommunikationsmanagements heutzutage weder statisch<br />

sind noch regional gebunden.<br />

Will geht in seinen Ausführungen noch auf einige weitere Kommunikationsmodelle, wie<br />

zum Beispiel den Uses-&-Gratifications-Ansatz, den Gatekeeper-Ansatz, somit auch das<br />

Agenda-Setting, Nachrichtenwerte und das Medienreferenzmodell, ein. Zum einen aus<br />

Platzgründen und zum anderen, weil diese nicht unbedingt notwendig für das Verständnis des<br />

eigentlichen Ansatzes sind, werden diese Modelle aus den Erläuterungen ausgelassen.<br />

2.2 Integriertes Kommunikationsmanagement<br />

Der Kernpunkt von Wills Ansatz ist, dass Kommunikationsmanagement und somit<br />

auch <strong>Unternehmenskommunikation</strong> nicht partikuläre Aufgaben einzelner, unabhängiger Abteilungen<br />

sind. Wegen ihrer wachsenden Bedeutung und der zunehmenden Komplexität des<br />

Kommunikationsmarktes, ist eine unverwechselbare Unternehmensmarke (Corporate<br />

Brand) immer wichtiger. Dies bedarf aber Planung im Einklang mit der Strategie des gesam-<br />

9<br />

Will (2000): S. 23 f<br />

10<br />

ebd.: S. 26 f<br />

11<br />

ebd.: S. 29<br />

12<br />

ebd.: S. 30<br />

13<br />

ebd.: S. 45 ff<br />

7


ten Unternehmens sowie eines widerspruchsfreien Auftritts. Die Marketingabteilung darf<br />

nicht Botschaften versenden, die dem Image, das die PR-Abteilung aufzubauen sucht, entgegenlaufen<br />

14 .<br />

Daher muss nach Will Kommunikationsmanagement eine eigenständige und für das<br />

Unternehmen ganzheitliche Managementfunktion sein 15 . Alle Kommunikationsbeziehungen<br />

müssen einheitlich und zielgerichtet entwickelt, gestaltet und gelenkt werden. Das beziehungsweise<br />

die Produkte dürfen dabei nicht unabhängig vom Unternehmen selbst betrachtet<br />

werden. Die Unternehmensmarke habe sogar Vorrang gegenüber der Produktmarke. Die Unternehmensdarstellung<br />

darf extern nicht von der internen abweichen.<br />

Um dies zu gewährleisten, müssen alle Bereiche/Instrumente der <strong>Unternehmenskommunikation</strong><br />

(wie oben beschrieben) durch das Kommunikationsmanagement zusammengeführt<br />

und gelenkt werden. Dazu bedarf es einer zentralen Koordinationsstelle, die<br />

einem Chief Communications Officer (CCO) untersteht. Dieser wiederum berichtet direkt<br />

an den Chief Executive Officer (CEO).<br />

Die Hauptverantwortung für alle Kommunikationsprozesse liegt letzten Endes beim<br />

Vorstandsvorsitzenden (= CEO). Dieser legt auch die Schnittstellen zwischen Unternehmen<br />

und Produkt fest. Es benötigt aber dennoch fähiger Kommunikationsmanager, um über den<br />

konkreten Einsatz von Marketing oder Kommunikation zu entscheiden.<br />

Will führt folgende Faktoren und Trends an, um zu verdeutlichen, warum eine ganzheitliche<br />

Kommunikation und ein einheitliches Image für ein Unternehmen auf den Arbeits-,<br />

Kapital- und Gütermärkten von Bedeutung sind 16 . Die Aufmerksamkeit auf den Medienund<br />

Kommunikationsmärkten ist ein heiß umkämpftes Gut, dank eines immer weiter<br />

zunehmenden Informationsüberflusses. Hierbei nennt Will auch die „…Atomisierung der<br />

Anbieter“ 17 , soll heißen, die Masse an Fachpublikationen und auch -sendung hat drastisch<br />

zugenommen. Dies führt auch zu einer Fragmentierung, da es nun verschiedene Partikular-<br />

Kommunikationsmärkte und „Interessen Communities“ gibt. Die zunehmende Technologisierung<br />

stellt weitere Ansprüche an die Unternehmen. Ein Internet-Auftritt ist unverzichtbar<br />

geworden. Die Globalisierung führt zu globaleren Inhalten, denn die Unternehmen müssen<br />

nun weltweit um zukünftige Mitarbeiter und Kunden streiten. Des Weiteren müssen sich die<br />

Unternehmen auch verstärkt vor ihren Investoren verantworten. Durch den Umstand, dass<br />

neue Produkte immer schneller auf den Markt kommen, aber die Qualität der Erzeugnisse<br />

14<br />

Will (2000): S. 1 ff<br />

15<br />

ebd.: S. 82<br />

16<br />

Will (1999): S. 7 ff (eigene Zählung, da Seitenzahlen nicht angegeben; Unterpunkte 2.1 bis 2.4)<br />

17<br />

ebd.: S. 7<br />

8


verschiedener Firmen ähnlich ist, benötigt ein Unternehmen eine Marke, um sich zu differenzieren.<br />

2.3 Umsetzung und Organisationsmodell<br />

Bevor nun auf die Organisation des Kommunikationsmanagement in einem Unternehmen<br />

eingegangen wird, soll noch einmal kurz auf die Umsetzung des Ansatzes eingegangen<br />

werden. Dies geschieht anhand eines Kommunikationsmodells Wills 18 .<br />

Wie am Schaubild (Abbildung 3) zu erkennen, ist der Prozess des Unternehmensmarketings<br />

in sechs Phasen eingeteilt. In der ersten Phase ist es die Aufgabe des Kommunikationsmanagements<br />

bei der Generierung der Unternehmensstrategie, Informationen aus dem<br />

Kommunikationsprozess (Phase 3-5) zu liefern. Diese hat sie aus Zielgruppenbefragungen,<br />

Media Monitoring, Analysten-Kommentare, oder dem Feedback von persönlichen<br />

Gesprächen gewonnen. Dies muss natürlich mit weiteren Frühwarn- und Kontrollsystemen<br />

vernetzt werden. In Phase 2 wird die Unternehmensstrategie in eine entsprechende Kommunikationsstrategie<br />

überführt. Die Aussagen und der Einsatz der verschiedenen Bereiche<br />

müssen auf einander abgestimmt werden, da Informationen über ein Unternehmen nie nur aus<br />

einem Instrument bezogen werden. Die so genannten Zwischenzielgruppen beziehungsweise<br />

Multiplikatoren nehmen dann in der dritten Phase die Informationen hauptsächlich aus ihrem<br />

Bereich auf. Die Mitarbeiter sind besonders wichtig, da ihnen die Strategie von Innen bekannt<br />

ist. Es sind nun auch erste Kontrollen – in Form von Mitarbeiterbefragungen und Gesprächen<br />

Abbildung 3: Modell für das Kommunikationsmanagement 19<br />

18<br />

Will (2000): S. 79 ff<br />

19<br />

ebd.: S. 79<br />

9


– sowie Anpassungen der Strategie möglich. In der vierten Phase werden die Informationen<br />

nun hauptsächlich durch die Mitarbeiter (an Wettbewerber und Kunden) und die Journalisten<br />

(an alle) verbreitet. Zweite Kontrollen sind möglich, beispielsweise durch Inhaltsanalysen von<br />

Pressemitteilungen. Auch eine erneute Untersuchung bei den Mitarbeitern ist ratsam, da deren<br />

Informationen nun durch die Aussagen der Journalisten verändert sind. Die Ergebnisse sind<br />

sehr wichtig für die Planung. In Phase 5 trifft die (unausweichlich durch die Multiplikatoren<br />

veränderte) Kommunikationsstrategie auf die Zielgruppen, die sich wiederum überlappen und<br />

austauschen können. Hier sind auch weitere Kontrollen möglich (alle Arten von Befragung,<br />

Analyse von Werbeaussagen, Chat Monitoring). Die Unternehmensmarke wird in Phase 6 etabliert<br />

und kann durch Inhaltsanalyse (gegenwärtiges Bild), Aktionärs- und Mitarbeiterstruktur<br />

(vergangenes Bild) und Markterwartung (zukünftiges Bild) hinterfragt werden.<br />

Innerhalb des Unternehmens gestaltet sich die Gesamtorganisation nun so, dass die <strong>Unternehmenskommunikation</strong><br />

wie Personal-, Finanz- und Führungsmanagement als Kommunikationsmanagement<br />

allein dem CEO und nicht partikulärer Interessen verpflichtet sein<br />

muss 20 . Sie muss dabei in alle Bereiche einbezogen sein. Wobei hier die Zentrale allgemeine<br />

Vorgaben gibt, die je nach Bezugsgruppe mehr oder minder von den untergeordneten Bereichen<br />

verändert werden. Diese Veränderung spielt insbesondere bei Internationalen Bereichen<br />

eine Rolle. In diesem Zusammenhang verweist Will auch auf den Gegensatz von locally adjusted<br />

message and design und der truely global brand 21 .<br />

Die Gesamtkoordination des Kommunikationsbereich (Abbildung 4) selbst sollte der<br />

Public-/Media-Relations zukommen 22 , da sie die größte Zwischenzielgruppe (Journalisten)<br />

betreut, es hier am meisten Interdependenzen gibt (Verflechtungen wirken sich immer auf<br />

Pressearbeit aus), sie über die meisten Frühwarnsysteme (Monitoring, Befragung, Inhaltsana-<br />

Abbildung 4: Organisation der <strong>Unternehmenskommunikation</strong><br />

20<br />

Will (2000): S. 82 ff<br />

21<br />

ebd.: S. 84<br />

22<br />

ebd.: S. 86<br />

10


lysen, Kundenzufriedenheit etc.) verfügt und ihre Zwischenzielgruppe direkt zum Corporate<br />

Image beiträgt.<br />

Hierbei haben wir eine Leitungsebene, die die vier Abteilungen, eine Koordinationsstelle<br />

und die Gesamtleitung umfasst. Presse- und Kompetenzen in der Öffentlichkeitsarbeit<br />

stellt Will für diesen Bereich als enorm wichtig hervor. Bei allen Schnittstellen muss eine Abstimmung<br />

mit dem angrenzenden Bereich erfolgen. Die Berichtslinie und somit die<br />

Verantwortung bleibt bei der Leitung der <strong>Unternehmenskommunikation</strong>.<br />

Der Koordinationsstab soll allen Abteilungen zur Unterstützung (bei Geschäftsberichten,<br />

Reden, Strategiediskussionen, Budget) dienen. Er zeichnet auch für die Koordination mit Regionen<br />

und Tochtergesellschaften verantwortlich. Die Lösung, die Online-Kommunikation als<br />

eigenständigen Bereich neben Marktkommunikation, Beziehungsmanagement und Interne<br />

Kommunikation zu betrachten, sollte nur temporär sein – bis sie in die anderen Bereiche eingegliedert<br />

ist.<br />

Will führt auch an, dass bei all diesen Ämtern je nach Größe des Unternehmens auch<br />

Personalunion möglich sei 23 .<br />

23<br />

Will (2000): S. 88<br />

11


3 JAPANISCHE UNTERNEHMENIm folgenden Kapitel soll auf gewisse<br />

Eigenheiten des japanischen Marktes im Allgemeinen und japanischer Unternehmen<br />

im Speziellen eingegangen werden. Es gab im Vergleich zum so genannten Westen große<br />

Unterschiede in der Wirtschaftsentwicklung Japans, so dass die dortigen Strukturen von den<br />

bekannten, nordatlantischen unweigerlich abweichen. Dies hatte sicherlich auch Einfluss<br />

auf die japanische <strong>Unternehmenskommunikation</strong>, die in Kapitel 4 behandelt wird.<br />

Zuerst werden kurz die geschichtlichen Vorgänge beschrieben, durch die sich Japan<br />

Ende des 19. Jahrhunderts von einem mittelalterlichen Feudalstaat zu einer nationalistischen<br />

Wirtschafts- und Kriegsmacht wandelte. Danach werden die für Japan typischen Konglomerate<br />

dargestellt, um zum Schluss auf die Organisation, die Entscheidungsprozesse und die<br />

Zielsetzungen japanischer (Groß-) Unternehmen einzugehen.<br />

3.1 Geschichte japanischer Wirtschaft<br />

Die Entwicklung der japanischen Wirtschaft ist eng verbunden mit den Entwicklungen<br />

im politischen und kulturellen Bereich. So hatte es weitreichende Auswirkungen, als der<br />

US-amerikanische Admiral Mathew Perry 1853 mit seinen Schwarzen Schiffen die japanische<br />

Küste erreichte und ein Jahr später die Öffnung der Häfen erwirken konnte. Damit endete<br />

die mehr als 200 Jahre andauernde Isolation Japans 24 .<br />

Die politischen Folgen waren mannigfaltig: es wurde deutlich, dass das Tokugawabakufu<br />

(Sh!gunat, Militärregierung) nicht dazu in der Lage war, gegen die Ausländer<br />

vorzugehen. Es kam zum Bürgerkrieg zwischen den Anhängern des bakufu und den Lehnsherren,<br />

die dem Tenn! (dem japanischen Kaiser) wieder die Geschicke des Landes in die<br />

Hände legen wollten. Seit über 700 Jahren waren es nämlich die Sh!gune, die tatsächlich<br />

Japan regierten. Der Tenn! war nur Symbolfigur und machtlos.<br />

Der amtierende Sh!gun sah sich 1867 gezwungen, abzudanken, so dass am 3. Januar<br />

1868 die Regierungsgewalt wieder auf den Tenn! überging 25 . Der junge Kaiser Meiji 26 versucht<br />

nun sein Land durch Reformen und konsequente Öffnung zum Weltstandard aufschließen<br />

zu lassen. Diese Prozesse sind unter der Bezeichnung meiji-ishin, Meiji-<br />

Restauration, bekannt. In nur fünf Jahrzehnten sollte Japan die technologische und<br />

wirtschaftliche Entwicklung der „Westmächte“ eingeholt haben.<br />

24<br />

Hall (1968): S. 229<br />

25<br />

ebd.: S. 358<br />

26<br />

Alle Tenn! geben ihrer Amtszeit eine Art Devise. Diese Bezeichnung wird nach dem Tod für die Ära des Kaisers<br />

verwendet. Meiji bedeutet „Licht und Ordnung schaffen“ (eigene Übersetzung).<br />

12


Während die Daimy! (Lehnsherren) ihre Lehen an den Kaiser zurückgaben und aus<br />

den Provinzen Präfekturen wurden, wurden auch die Gilden aufgelöst 27 . Kaiser Meiji<br />

knüpfte an alte Traditionen an, als er höchste Beamte seiner Regierung auf eine zweijährige<br />

„Bildungsreise“ in den Westen entsandte. Diese Delegation bereiste die USA, Europa und<br />

Russland, um Vorbilder für ein neues Staatssystem zu finden und den Kapitalismus zu erlernen.<br />

Gleichzeitig wurden ausländische Experten ins Land geholt. Einer der Gründe für diese<br />

Zielstrebigkeit war, dass man nicht wie so viele andere asiatische Staaten als Kolonie enden<br />

wollte. Nach Rückkehr der Delegation wurde entschieden, sich an Deutschland beziehungsweise<br />

Preußen auszurichten. Die 1889 verkündete Meiji-Verfassung hatte daher auch<br />

die preußische Verfassung zur Grundlage 28 .<br />

Es folgte ein enormes Reformprogramm, dass stark auf die Entwicklung eines Kapitalismus<br />

abzielte. Da es der Regierung jedoch an Geldern mangelte, war sie gezwungen, sich<br />

an die Familien Mitsui und K!noike zu wenden, um Unterstützung zu erhalten 29 . Diese beiden<br />

Handelsfamilien konnten so viele der Entscheidungen der Regierung beeinflussen.<br />

Nach Einrichtung der Staatsbank 1872 und des Innenministeriums 1873 schritt die Industrialisierung<br />

rasch voran. Jedoch wurde hauptsächlich die Produktion militärischer Güter –<br />

Schiffe, Waffen etc. – vorangetrieben; nichtmilitärische Produkte folgten erst 1880 30 .<br />

Die japanische Regierung strebte danach, das Land weltweit zur namba wan (number<br />

one) zu machen und arbeitete dabei eng mit der Wirtschaft zusammen. Diese administrative<br />

Lenkung und informelle Einflussnahme zieht sich durch die gesamte Wirtschaftsentwicklung<br />

bis heute hindurch. Sie beruht auf dem Dreieck von Politikern, Beamtenelite und<br />

Wirtschaftsführern. Diese Gruppen (die oft die gleichen Universitäten besucht haben) entscheiden<br />

oft gemeinsam durch persönliche Beziehungen über Entwicklungen 31 . Wichtig hierbei<br />

ist auch das ts"sh!sangy!sh! (Ministry of International Trade and Industry; MITI),<br />

das Unternehmen Empfehlungen gibt und durch Boykott-Maßnahmen des betreffenden Unternehmens<br />

diese auch durchsetzen kann. Dahingehend interessant zu erwähnen ist, dass<br />

viele der japanischen Firmen einst vom Staat gegründet und dann in private Hände verkauft<br />

wurden.<br />

Ein Kernelement der japanischen Wirtschaft waren bis zum Zweiten Weltkrieg/Großen<br />

Pazifischen Krieg die zaibatsu. Es heißt, Japaner neigen zur Cliquenbildung 32 und fühlten<br />

sich nur in der Gruppe stark. Die zaibatsu (Industriellenclique) sind ein Beispiel dafür 33 .<br />

27<br />

Inoue (1995): S. 326<br />

28<br />

ebd.: S. 328<br />

29<br />

ebd.: S. 322<br />

30<br />

ebd.: S. 348<br />

31<br />

Schneidewind (1998): S. 15; Reszat (1998): S. 281<br />

32<br />

Schneidewind (1991): S. 74<br />

13


Ihre Ursprünge liegen in den großen Handelsfamilien wie Mitsui, die selbst wiederum aus<br />

der Meiji-Ära oder der Tokugawa-Zeit (ab 1600) stammten und von charismatischen Samurai<br />

(Kriegeradel) gegründet worden waren. Diese Finanzkonglomerate (mit Holding-<br />

Charakter) besaßen eine eigene Bank und betrieben über ein großes Handelshaus stark<br />

Außenhandel. Damit trieben sie das Wachstum und die Industrialisierung während der<br />

Meiji-Ära voran. Auch bei ihnen waren enge Verbindungen zu Führern in Politik und Verwaltung<br />

nachzuweisen. 1945 jedoch wurden sie von den amerikanischen Besatzern aufgelöst.<br />

Ihre Nachfolger waren die kigy! keiretsu.<br />

3.2 Die kigy! keiretsu (Unternehmensgruppen)<br />

Die kigy! keiretsu sind im Grunde die gleichen Gruppen wie die zaibatsu vor dem<br />

Zweiten Weltkrieg – MITI hatte sie heimlich bei der Neuformierung unterstützt 34 . Sie<br />

prägen auch heute noch Industrie und Wirtschaft in Japan. Zu den großen keiretsu zählen<br />

Mitsubishi, Sumitomo, Fuji, Daiichi-Kangy! und Sanwa.<br />

Wie ihre Vorgänger gruppieren sich die einzelnen Mitglieder um eine Stammbank herum.<br />

Kennzeichnend für die keiretsu sind ebenfalls starke Stellungen im Außenhandel und<br />

in den so genannten Hauptindustrien Metall, Chemie, Elektro und Elektronik. Sie sind geprägt<br />

von Innovationsstreben und somit auch meist Spitzenreiter in neuen Technologien.<br />

Die einzelnen Mitglieder haben im Großen und Ganzen operative Unabhabhängigkeit gegenüber<br />

dem Stammhaus 35 .<br />

Die keiretsu sind in Industrieverbänden organisiert, wobei sich Mitgliedschaften überlappen<br />

können. Manche Gruppen gehören sogar allen Verbänden an. Über diese Verbände<br />

üben die keiretsu ihren Einfluss auf Politik und Verwaltung aus 36 .<br />

Was kürzlich immer wieder in die Schussbahn der Kritik gerät 37 , sind die Finanzierung<br />

und der Aktienhandel der keiretsu. Hierbei handelt es sich nämlich um „interlocking<br />

shares“, das heißt, dass die Aktien der einzelnen Mitglieder der Gruppe zum Großteil in der<br />

Gruppe, sprich bei anderen Mitgliedern, verbleiben 38 . Aktionäre von außerhalb der Gruppe<br />

gibt es kaum und sie üben auch nur wenig Einfluss auf Entscheidungen aus. Dies verschafft<br />

den Unternehmen alle Freiheit, die sie zum Entwickeln ihrer Strategien für nötig erachten.<br />

Jedoch trotz des von Schneidewind bezeichneten Innovationsstrebens 39 , das japanischen<br />

33<br />

Schneidewind (1991): S. 177<br />

34<br />

ebd.: S. 178<br />

35<br />

ebd.: 179<br />

36<br />

ebd.: S. 23 ff<br />

37<br />

Sherman/Babcock (1997): S. 270 f<br />

38<br />

Reszat (1998): S. 279<br />

39<br />

Schneidewind (1991): S. 153<br />

14


Unternehmen eigen sei, blockiere die alte keiretsu-Mentalität Erneuerungen innerhalb der<br />

Unternehmung, so Jackson und Tomioka (S. 207).<br />

Im alltäglichen Konkurrenzkampf – und so will es Dieter Schneidewind verstanden<br />

wissen: als Kampf – gönnen sich die keiretsu nichts. Zum Wettbewerb gehört auch, ganz<br />

nach militärischer Tradition, den Feind zu kennen. Das benchmarking, das japanische Unternehmen<br />

betreiben grenze aber fast schon an Industriespionage und ist nicht immer von<br />

Vorteil (J+T, S. 73). Bei gemeinsamen Problemen jedoch, kooperieren die keiretsu miteinander<br />

– zum Wohle der Gesellschaft ganz Japans.<br />

3.2 Organisation, Entscheidungen und Ziele<br />

Die Organisation des Managements japanischer Unternehmen weicht von nordatlantischen<br />

Strukturen ab 40 . So gibt es beispielsweise weder einen Aufsichtsrat noch einen Vorstandssprecher.<br />

Statt des Aufsichtsrates gibt es einen oder mehrere kansayaku (Buchprüfer),<br />

die bei den Sitzungen des Vorstands anwesend sein müssen. Der Vorstand setzt sich aus denen<br />

zusammen, die daihy!ken haben, und denen, die es nicht besitzen. Daihy!ken bedeutet<br />

Vertretungsrecht nach außen – also das, was eigentlich einen Vorstand ausmacht. Zu dieser<br />

Gruppe gehören der shach! (der Vorstandsvorsitzender), der auch zugleich gich! (Versammlungsvorsitzender<br />

der Vorstandssitzung) ist, seine Stellvertreter, die fuku-shach!, und<br />

einige der Direktoren (senmu torishimariyaku). In seltenen Fällen besitzt der kaich!<br />

(Chairman of the Company) ebenfalls dieses Recht; er ist dann als daihyou torishimariyaku<br />

kaich! mächtiger als der shach!. Sie alle nehmen eher repräsentative Aufgaben wahr, als<br />

dass sie wirhlich einen Bereich übernähmen, und besitzen in der Regel einen großen Teil an<br />

Aktien der Unternehmung. Gerade wegen ihrer Vertretungspflichten wird von ihnen Bescheidenheit<br />

erwartet. Fähigkeiten in der Kalligraphie und das Fahren mit der U-Bahn zum<br />

Arbeitsplatz gehören ebenso dazu, wie Gehälter verschlingende Geschenke oder Essenseinladungen<br />

an Kunden 41 .<br />

Unter den Direktoren sitzen die Geschäftsführer (j!mu), die im Geschäftsführungsausschus<br />

(j!mukai) alle operativen Entscheidungen treffen. Ihnen berichten die buch!, die<br />

Hauptabteilungsleiter. Das mittlere Management setzt sich des Weiteren aus deren Stellvertretern,<br />

den kach! (Abteilungsleitern) und den kakarich! (Gruppenleitern) zusammen. Vom<br />

Letztgenannten bis hin zum shach! ist ein stufenweiser Übergang festzustellen, so Dieter<br />

Schneidewind 42 .<br />

40<br />

Schneidewind (1991): S. 70 ff<br />

41<br />

Schneidewind (1998): S. 250 f<br />

42<br />

Schneidewind (1991): S. 71 f<br />

15


Rund 30% der Belegschaft des Unternehmens besteht aus Festangestellten, den shain<br />

oder sarariman (von engl. salaryman). Diese Gruppe setzt sich fast ausschließlich aus Männern<br />

zusammen und genießt einige Privilegien. Zu ungefähr gleichen Teilen besteht der Rest<br />

aus Zeitarbeitern (koin) und weiblichen Angestellten (sog. OL, Office Ladies). Die shain<br />

genossen bis vor wenigen Jahren noch alle Vorzüge der „three ‚sacred treausures’“<br />

[Auszeichnungen wie im Original] 43 , also der firmeninternen Wohlfahrt (der Staat hielt sich<br />

in Fragen der Sozialpolitik hier bisher mehr als zurück), des Senioritätsprinzips bei den<br />

Löhnen und die Garantie auf lebenslange Anstellung. Sie sind auch die einzigen, die (firmenintern)<br />

gewerkschaftlich organisiert sind 44 . Nachdem die bubble economy der 1980er im<br />

letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts wie eben eine Seifenblase zerplatzte,<br />

kämpft Japan bis heute mit einer andauernden Rezession. Die Gruppen der Zeitarbeiter und<br />

der Frauen im Beruf nehmen mehr und mehr zu, während die Zahl der Festangestellten<br />

sinkt. Letztgenannte sind auch nicht mehr gefeit vor Entlassungen, da das Problem nicht<br />

mehr dadurch kompensiert werden kann, dass man überschüssiges Zeitpersonal nicht weiterbeschäftigt.<br />

Eine Folge davon ist die zunehmende Zahl an Suiziden gekündigter sarariman<br />

und Manager sowie eine Häufung an psychischen Erkrankungen bei den Noch-<br />

Angestellten – aus Furcht vor Entlassungen 45 .<br />

Entscheidungen, die das ganze Unternehmen betreffen, werden – wenn man Dieter<br />

Schneidewind Glauben schenken darf – nicht allein vom Vorstand gefällt 46 . Es gibt ein System,<br />

das ringi seido, bei dem zuerst eine Art Thesenpapier durch alle Abteilungen geht. So<br />

können auch diejenigen, die die Entscheidungen später ausführen müssen, ihre Gedanken<br />

kundtun. Über diesen „Kettenbrief“ gelangen dann die Meinungen aller in die Vorstandssitzung.<br />

Dies birgt den Vorteil, dass auch diejenigen an der Entscheidung beteiligt sind, die<br />

sie dann auch später ausführen müssen. Dies gehört zur „Tradition“ des nemawashi 47 . So<br />

wird der größte Nutzen aus dem Humankapital des Unternehmens gezogen; „it is also a<br />

mechanism of sharing ownership – and thereby trust – in change or new ideas“ 48 . Natürlich<br />

gesteht Schneidwind auch ein 49 , dass hierbei immer Möglichkeit zur Manipulation gegeben<br />

ist. Auch Jackson und Tomioka weisen darauf hin, dass es dies nicht als demokratische Ent-<br />

43<br />

Jackson/Tomioka (2004): S. 122; vergleiche mit den Drei Heiligen Schätzen/Insignien des Tenn! (Spiegel,<br />

Schwert und Krummjuwelen).<br />

44<br />

Schneidewind (1991): S. 22 f<br />

45<br />

Yoshimasa (2002): S. 15 f<br />

46<br />

Schneidewind (1991): S. 54 ff<br />

47<br />

Wörtliche Bedeutung: die Wurzeln einer Pflanze vor dem Umtopfen vorbereiten. Jackson/Tomioka (2004): S.<br />

153<br />

48<br />

Jackson/Tomioka (2004): S. 153<br />

49<br />

Schneidewind (1991): S. 57<br />

16


scheidungsfindung bezeichnet werden kann, da sich nur wenige Untergebene ihren Vorgesetzten<br />

widersetzen würden 50 .<br />

Alle Entscheidungen werden immer zum Wohle des ganzen Unternehmens – und auch<br />

zum Wohle ganz Japans – getroffen. Prestigekriege zwischen einzelnen Abteilungen soll es,<br />

nach Dieter Schneidewinds Ausführungen zu urteilen, nicht geben 51 . Da Aktionäre von<br />

außerhalb der Unternehmung beziehungsweise des keiretsu kaum Einfluss auf diese Entscheidungen<br />

haben, spielt schneller monetärer Gewinn weniger eine Rolle. Nachhaltigkeit<br />

und ein langes positives Bestehen des Unternehmens sind von weitaus größerer Bedeutung.<br />

Dem liegt auch die Philosophie des kaizen zu Grunde. Auf der Suche nach Perfektion sollen<br />

keine großen Sprünge gemacht werden (vergleiche Innovation), sondern nach und nach Bestehendes<br />

verbessertes werden 52 .<br />

50<br />

Jackson/Tomioka (2004): S. 153<br />

51<br />

Schneidewind (1991): S. 57<br />

52<br />

Jackson/Tomioka (2004): S. 130<br />

17


4 JAPANISCHES KOMMUNIKATIONSMANAGEMENTNachdem<br />

im vorangegangenen Abschnitt auf die generelle Organisation und die Entscheidungsfindung<br />

eingegangen wurde, soll nun das Kommunikationsmanagement in japanischen Unternehmen<br />

erläutert werden. Zuerst werden die japanischen Eigenheiten in diesem Bereich<br />

dargestellt, um anschließend die Organisation zu beschreiben.<br />

4.1 Das Unternehmen braucht ein Gesicht<br />

Dass Asiaten und im Speziellen den Japanern die Wahrung ihres Gesichts wichtig ist,<br />

genießt weite Bekanntheit. Gleiches gilt für japanische Unternehmen. Aber was kann man<br />

unter diesem Ausdruck „Gesicht“ verstehen? Jackson und Tomioka verweisen auf Hofstede,<br />

wenn sie seine Definition für Gesicht zitieren: „…‚a quality attributed to someone who<br />

meets the essential requirements related to his or her social position’“ 53 . Das Gesicht wird<br />

gewahrt, indem man sich an die Regeln seiner reference group hält 54 . Das Gesicht ist dabei<br />

nicht als aufgesetzte Fassade der undurchschaubaren Japaner zu verstehen, sondern als ein<br />

Gefühl 55 . Im Bezug auf Unternehmen, kann man Gesicht mit dem im nordatlantischen Begriff<br />

des Unternehmensimages vergleichen.<br />

Will führte in einem seiner Beispiele zu seinem Ansatz aus 56 , dass es in Europa eine<br />

Reihe von Produkten gibt (in diesem Falle Automobile), deren Namen man nicht ohne<br />

weiteres mit einem Unternehmen verbindet. Dies ist in Japan, so Dieter Schneidewind,<br />

praktisch undenkbar 57 . Marken und Unternehmensimage sind in Japan ungeheuer wichtig,<br />

damit sich ein Produkt verkauft.<br />

Daher ist eine ganzheitliche Konzeption von Unternehmens- und Produktwerbung<br />

nötig. Sollte ein Produkt ein Flop sein, so schlägt das automatisch negativ auf das Unternehmen<br />

selbst zurück. Daher gehören nicht zuletzt Rücknahme und Service zum Unternehmensangebot<br />

dazu und tragen ihren Teil bei, damit das Unternehmen sein Gesicht wahren<br />

und verbessern kann. Alles geschieht zum Wohle des Kunden und somit zum Wohle des<br />

Corporate Image 58 .<br />

Getragen wird das Gesicht nicht nur von Werbung, PR und dem Internetauftritt, sondern<br />

ebenfalls im großen Maße von den Vorstandsmitgliedern, denen daihy!ken eigen ist 59 .<br />

Nicht nur sollten sie wie oben erwähnt bescheiden leben, sondern auch typisch japanisch.<br />

53<br />

Jackson/Tomioka (2004): S. 36<br />

54<br />

ebd.: S. 38<br />

55<br />

ebd.: S. 45; so kommt das Gefühl des Gesichtsverlusts beispielsweise einer andauernden Gefühl von Peinlichkeit<br />

gleich.<br />

56<br />

Will (2000): S. 3<br />

57<br />

Schneidewind (1998): S. 66<br />

58<br />

ebd.: S. 51<br />

59<br />

ebd.: S. 250<br />

18


Wenn der shach! zur Pressenkonferenz zu sich nach Hause (das nicht luxuriöser ist als das<br />

seiner Mitarbeiter) einlädt, dann tut er dies im tatami-shitsu 60 , gekleidet in einen schlichten<br />

kimono. Zur Freude der Fotographen gibt er auch ein bisschen seiner Kalligraphiekünste<br />

zum Besten.<br />

Dieses Thema des Traditionellen, des Ur-Japanischen zieht sich auch wie ein roter<br />

Faden durch Werbung und PR 61 . Sie sind immer an eine japanische Öffentlichkeit gerichtet.<br />

Dies stellt aber kein Hindernis dahingehend dar, Innovationen oder neue Technologien<br />

darzustellen und anzupreisen. Wie in der Meiji-Restauration deutlich wurde, vermögen es<br />

die Japaner trotz der Integration von Modernem und Fremdem ihre kulturelle Identität zu<br />

bewahren. Dazu gehört aber auch keine vergleichende Werbung zu betreiben – obwohl es<br />

gesetzlich erlaubt ist – damit die Wettbewerber wiederum nicht ihr Gesicht verlieren 62 .<br />

4.2 Organisation<br />

Da es an Texten über japanisches Kommunikationsmanagement mangelt, müssen mit<br />

Hilfe der allgemeinen Aussagen über japanisches Management Rückschlüsse für diesen<br />

Bereich gezogen werden. Dem Autor erschien dies nicht als ausreichend, weshalb er zwölf<br />

japanische (Groß-) Unternehmen anschrieb mit der Bitte, ihm Fragen bezüglich ihrer <strong>Unternehmenskommunikation</strong><br />

zu beantworten. Nur das Dienstleistungsunternehmen Dents" Inc.<br />

war auch bereit, den Fragenkatalog zu beantworten. Der Fragebogen befindet sich im Anhang<br />

am Ende dieser Arbeit.<br />

Im Folgenden wird erst versucht, ein allgemeines Bild zu zeichnen, um dann kurz die<br />

Firma Dents" als Fallbeispiel anzuführen.<br />

Da es nach Dieter Schneidewinds Aussagen 63 zur Folge eher selten senmu torishimariyaku<br />

(~ Direktoren) oder ähnliche Posten im gehobenen Management gibt, die direkt einen<br />

Bereich der Unternehmung betreuen, kann man daraus schließen, dass dies auch auf den<br />

Bereich der Kommunikation zutrifft. Da der shach! (Vorstandvorsitzende) die höchsten Repräsentanzpflichten-<br />

und rechte genießt, ist hingegen anzunehmen, dass er auch das letzte<br />

Sagen in der Kommunikationsstrategie besitzt.<br />

Zum Prozess des Unternehmensmarketings, wie ihn Will beschreibt, lässt sich leider<br />

kaum etwas sagen. Wie bereits im vorangegangen Abschnitt dargestellt, ist aber von einer<br />

ganzheitlichen Kommunikationsstrategie auszugehen. Des Weiteren ist anzunehmen, dass in<br />

der japanischen <strong>Unternehmenskommunikation</strong> selbst dem Mitarbeiter eine zentrale Rolle<br />

60<br />

Tatami sind Reisstrohmatten, der traditionelle Bodenbelag. Ein tatami-shitsu ist ein Zimmer, das mit diesen Matten<br />

ausgelegt ist und weitere traditionelle Gegenstände beherbergt.<br />

61<br />

Schneidewind (1991): S. 114<br />

62<br />

Jackson/Tomioka (2004): S. 76<br />

63<br />

Schneidewind (1991): S. 71<br />

19


zukommt. Schneidewind verweist auf die zentrale Stellung des Kunden in der Unternehmensstrategie<br />

und möchte daher die Public Relations eher als Personal Relations verstanden<br />

wissen 64 . Für diese persönlichen Beziehungen, die möglichst von langfristiger Natur sind,<br />

benötigt es die Mitarbeiter. Auch Ausstellungen und Spenden gehören zum PR-Programm.<br />

Im Bereich der Struktur und Organisation der einzelnen Abteilungen mangelt es ähnlich<br />

an Informationen. Wegen der ganzheitlichen Strategie ist damit zu rechnen, dass die<br />

horizontale Kommunikation zur Abstimmung als wichtig erachtet wird. Folgt man Dieter<br />

Schneidewinds Aussage, dass sich Unternehmen bei Veranstaltungen eher auf professionelle<br />

Agenturen verlassen 65 und diese wohl auch das Redenschreiben übernehmen, so kann man<br />

jedoch auch annehmen, dass ein Unternehmen keine eigenen PR- und Werbeabteilungen<br />

besitzt. Schneidewind schreibt dahingehend auch, dass möglichst alle Nicht-Kernfunktionen<br />

aus dem Unternehmen ausgegliedert werden. Dies „eröffnet ein weites Feld für Agenturen<br />

aller Art…“ 66 .<br />

Um ein wenig mehr Licht ins Dunkel zu bringen, soll die <strong>Unternehmenskommunikation</strong><br />

einer dieser PR-Unternehmen, Dents", als Beispiel dienen. Dents" war 1995 die größte<br />

Werbe- und PR-Agentur der Welt und kümmert sich um ein Drittel aller japanischen Aufträge<br />

67 .<br />

Für die eigene <strong>Unternehmenskommunikation</strong> beschäftigt Dents" ca. 60 Personen,<br />

womit die Firma weit über dem Durchschnitt von 38 Personen liegt, den Will bei europäischen<br />

Unternehmen 1999 feststellte 68 . Entgegen der oben dargestellten Annahme gibt<br />

es bei Dents" einen mit dem Kommunikationsmanagement betrauten Managerposten. Die<br />

letzte Entscheidungsgewalt bleibt aber auch hier beim shach!. Unternehmens- und Produktwerbung<br />

werden ganzheitlich behandelt.<br />

Das Unternehmen identifiziert die folgenden Instrumente/Bereiche der <strong>Unternehmenskommunikation</strong>:<br />

Public Relations, Investor Relations, Employee Communications, Corporate<br />

Advertising, Corporate Sponsoring und Corporate Design. Es fehlen die Government<br />

Relations und damit auch die Lobbyisten als wichtige Bezugsgruppe 69 . Analysten und Journalisten<br />

werden ebenso wie Mitarbeiter als wichtig eingestuft. Keine der aufgeführten Abteilungen<br />

steht über den anderen und sie folgen alle einer gemeinsamen Strategie. Des<br />

64<br />

Schneidewind (1998): S. 243<br />

65<br />

ebd.: S. 251<br />

66<br />

ebd.: S. 252<br />

67<br />

ebd.: S. 252<br />

68<br />

Will (1999): S. 21; eigene Zählung, Unterpunkt 3.3.4.1<br />

69<br />

Warum Dents! keine Regierungsbeziehungen hat, bleibt unklar.<br />

20


Weiteren halten die einzelnen Abteilungen auch Rücksprache mit den angrenzenden Bereichen.<br />

Die Mitarbeiter der Unternehmung werden über die Corporate Strategy aufgeklärt und<br />

mit ihnen wird auch über Krisen – wie die andauernde Rezession – kommuniziert.<br />

Da Dents" selbst in dem Bereich der PR tätig ist, dürfte das Unternehmen kein gutes<br />

allgemeines Beispiel abgeben, weshalb hier auf Verallgemeinerungen verzichtet wird. Es ist<br />

in diesem Zusammenhang auch erneut auf die von Schneidewind angeführte Ausgliederung<br />

hinzuweisen. Sollten Unternehmen selbst keine PR- und Werbeabteilungen unterhalten, ist<br />

eine Verallgemeinerung müßig.<br />

21


5 SCHLUSSFOLGERUNGEN<br />

Es zeigt sich, dass <strong>Unternehmenskommunikation</strong> und insbesondere das Bemühen um<br />

eine Unternehmensmarke in Japan als mindestens ebenso wichtig erachtet wird wie im Westen.<br />

Wenn nicht sogar noch mehr. Im Folgenden sollen die vorangegangenen Ausführungen<br />

noch einmal dahingehend zusammengefasst werden, inwiefern die japanische <strong>Unternehmenskommunikation</strong><br />

den Ansprüchen Wills Ansatzes genügt.<br />

Wills Forderung danach, dass der Vorstandvorsitzende die letzte Instanz auch beim<br />

Kommunikationsmanagement darstellt, dürfte in Japan mehr als gegeben sein. Darauf verweist<br />

nicht nur das Fallbeispiel Dents", sondern noch mehr die enorme Repräsentationfunktion<br />

des shach!. Ob es einen Managerposten für <strong>Unternehmenskommunikation</strong> – sprich einen<br />

CCO - gibt, ließ sich hingegen nicht eindeutig feststellen. Auch wenn das Fallbeispiel<br />

hier einen solchen Posten aufweist, spricht dies doch gegen die allgemeine Managementkultur<br />

Japans, wie oben ausgeführt.<br />

Kaisha no kao – das Gesicht eines Unternehmens – ist ein wichtiges Gut. Daher entspricht<br />

die japanische <strong>Unternehmenskommunikation</strong> Wills Anspruch der Ganzheitlichkeit.<br />

Produktnamen stehen immer mit dem Namen der Firma in Verbindung, daher müssen Produkt-<br />

und Unternehmensmarketing zusammenlaufen. Es entspricht auch Wills Ansatz, dass<br />

hierbei die Unternehmensmarke über der Produktmarke steht.<br />

Im Bezug auf Wills Organisationsmodell war die Untersuchung leider weniger fruchtbar.<br />

Nimmt man an, dass es verschiedene Kommunikationsabteilungen gibt, so kann man<br />

auch davon ausgehen, dass die Vernetzung untereinander und mit den übergeordneten<br />

Bereichen ebenso vorhanden ist wie eine gemeinsame Strategie. Sind diese Kompetenzen<br />

jedoch ausgelagert und liegen bei Agenturen, trifft Wills Modell hier nicht zu. Nach Schneidewinds<br />

Ausführungen, sind die japanischen Agenturen aber sehr eng mit ihren Auftraggebern<br />

verbunden, womit die Vernetzung gewährleistet sein dürfte. Keine Agentur würde Entscheidungen<br />

ohne Rücksprache treffen. Des Weiteren übernähmen diese auch die Marktforschung<br />

und andere Kontrollen 70 , die nach Will für die Generierung der Corporate Strategy<br />

so wichtig sind.<br />

Es bleibt also abschließend festzuhalten, dass die japanische <strong>Unternehmenskommunikation</strong><br />

Wills Ansatz im Hinblick auf die Kernelemente Ganzheitlichkeit und Integration ins<br />

Management gerecht wird. Die Frage nach den von ihm identifizierten Instrumenten/<br />

Bereichen und ihrer Organisation konnte jedoch nur vage beantwortet werden.<br />

70<br />

Schneidewind (1998): S. 252 ff<br />

22


6 LITERATURVERZEICHNIS<br />

Hall, John W. (1968): Fischer Weltgeschichte: Das japanische Kaiserreich. Frankfurt/<br />

M.: Fischer.<br />

Jackson, Keith und Tomioka, Miyuki (2004): The Changing Face of Japanese Management.<br />

London, Routledge.<br />

Inoue, Kiyoshi (1995): Geschichte Japans. Frankfurt/M.; New York: Campus Verlag.<br />

Katayama, Osamu (2002): Company Strategies: Winning Ways. In: Look Japan.<br />

T!ky!, Vol. 48, Nr. 555. Juni 2002, S. 24-26.<br />

Reszat, Beate (1998): Industrie- und Wirtschaftsstruktur: Charakteristika und Problemfelder.<br />

In: Pohl, Manfred und Hans Jürgen Mayer (Hrsg.): Länderbericht Japan.<br />

Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung, S. 278-285.<br />

Schneidewind, Dieter (1991): Das japanische Unternehmen: Uchi no Kaisha. Berlin<br />

u.a.: Springer.<br />

Schneidewind, Dieter (1998): Markt und Marketing in Japan: Shin Hatsubai. München:<br />

Beck.<br />

Sherman, Howard D.; Babcock, Bruce Andrew (1997): Redressing Structural Imbalances<br />

in Japanese Corporate Governance. In: Donald H. Chew (Hrsg.): Studies in<br />

International Corporate Finance and Governance Systems. A Comparison of the<br />

U.S., Japan & Europe. Oxford et al: Oxford University Press, S. 267-278.<br />

Will, Markus, Schmidt, Thomas; Probst, Malte (1999): Kommunikation oder Marketing.<br />

Die Gretchenfrage für das moderne Kommunikationsmanagement? Studie bei<br />

führenden europäischen Unternehmen im Auftrag der GK Unternehmens- und Personalberatung<br />

GmbH. St. Gallen: Mcm Institut.<br />

Will, Markus (2000a): Kommunikationsmanagement und <strong>Unternehmenskommunikation</strong><br />

in Theorie und Praxis. Strategische Konzepte und operative Anleitungen. Teil<br />

A Skript Version 1.0. St. Gallen: Mcm Institut.<br />

Will, Markus (2000b): Why Communications Management? In: The International<br />

Journal on Media Management, Vol. 2 No. 1. St. Gallen: Mcm Institut.<br />

Yoshimasa, Irie (2002): The Strange Death of an „Elite“ Salaryman. In: Japan Close-<br />

Up. Singapore, Vol. 7, Nr. 4. Mai 2002. Ausgabe 76, S. 14-18.<br />

Nachschlagewerke:<br />

o.V. !"# (j!h! – chishiki)) imidas2003. T!ky!: Shueisha, 2003.<br />

o.V. Japan – An Illustrated Encyclopedia. T!ky!: Kodansha, 1993.<br />

Internetbezüge:<br />

o . V. D e n t s u O n l i n e . L e t z t e r Z u g r i f f : 0 1 . 0 4 . 2 0 0 4 U R L :<br />

http://www.dentsu.co.jp/idx-swf.html<br />

o.V. Japansuche >> Der Suchkatalog für Japanthemen. Letzter Zugriff: 26.03.2004<br />

URL: http://www.japansuche.de/<br />

24


7 ANHANG<br />

Der Fragebogen im japanischen Original, inklusive Anschreiben:<br />

<br />

_________________<br />

$%&'()*+,-.&/0(<br />

123456789:;?:@ABCCDEF$GHI$J#KLMNO(PQRSTURVWXYZ[\]<br />

^[N_`abc$dFG[&ef(g3+,4hiP]^jkTlm#ln_`abc$dFGo<br />

p3gqr&s3g/t+,4uTvGc$woxygP]^jkTz{T_`abc$dFG|&<br />

}~pt\,4<br />

ÄTÅÇ\]^jkÉlo1ÑTvGc$w&Öt(Ü3Ná3+,4uTvGc$w6àâTä3<br />

ãå\çég12èêPëí\,4ìîTëïoñóò/ôt\(ÜöP\õôòyÜqr&úlo<br />

Ööùg3Üûõ+,4Dqr6ü†\,òPQRS°\,M<br />

¢£\,òP§•+\oÖtßé(g12®©o/3O()*+,4´©¨TÆØN±o<br />

¥(+,4<br />

vGc$w<br />

jk_`abc$dFGTµ<br />

"&3ªó\TjkºDmnæøºMTuN\,4¿éêP¡$v$%#¬#lƒ<br />

4D«°\»9;…9;B :@»9CCÀ


1. Gibt es einen Managerposten, der mit der Betreuung der <strong>Unternehmenskommunikation</strong><br />

betraut ist? (Ja/Nein)<br />

2. Hat der Vorstandsvorsitzende die letzte Entscheidungsgewalt in diesem Bereich? (Ja/Nein)<br />

3. Ist die Produktwerbung auf die Unternehmenswerbung abgestimmt? (Ja/Nein)<br />

4. Welche der folgenden Kommunikationsbereiche identifizieren Sie in Ihrem Unternehmen?<br />

(Mehrfachnennungen möglich)<br />

– Public Relations<br />

– Investor Relations<br />

– Government Relations<br />

– Employee Communications<br />

– Corporate Advertising<br />

– Corporate Sponsoring<br />

– Corporate Design<br />

5. Steht eine Kommunikationsabteilung über den anderen? (Ja/Nein)<br />

6. Folgen alle Abteilungen einer gemeinsamen Strategie oder arbeiten sie getrennt voneinander?<br />

(Ja/Nein)<br />

7. Halten die Kommunikationsabteilungen mit ihren angrenzenden Bereichen Rücksprache<br />

(z.B. Werbung mit dem Marketing)? (Ja/Nein)<br />

8. Welche der folgenden Personenkreise stufen Sie als wichtig für das Corporate Image ein?<br />

(Mehrfachnennungen möglich)<br />

– Analysten<br />

– Journalisten<br />

– Lobbyisten<br />

– Mitarbeiter<br />

9. Werden Mitarbeiter über die Corporate Strategy aufgeklärt? (Ja/Nein)<br />

10. Wie viele Personen sind in Ihrem Unternehmen in der <strong>Unternehmenskommunikation</strong><br />

beschäftigt?<br />

11. Werden die Mitarbeiter über die Folgen der anhaltenden Rezession auf das Unternehmen<br />

informiert? (Ja/Nein)<br />

Antworten der Firma Dents" Inc. (Fragennummer, Antwort):<br />

1. Ja. 7. Ja.<br />

2. Ja. 8. Alle außer Lobbyisten.<br />

3. Ja. 9. Ja.<br />

4. Alle außer Government Relations. 10. Ca. 60 Personen.<br />

5. Nein. 11. Ja.<br />

6. Ja.<br />

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