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um peinlich aus <strong>de</strong>m Wege gehen. Hier wie dort hat <strong>de</strong>r Publizist manches zu<br />

sagen, was von <strong>de</strong>m auf <strong>de</strong>n Umschlagseite verbreiteten Wohlwollen gar auffällig<br />

absticht.<br />

Advocat. Mir scheint doch die Art <strong>de</strong>s Kampfes sattsam dadurch gekennzeichnet,<br />

daß die Herren von <strong>de</strong>r »Opposition« die Führung übernommen<br />

haben. Man brauchte nur einzelne Namen zu nennen, um klarzumachen, daß<br />

es da Leute gibt, <strong>de</strong>nen es unangenehm ist, dasjenige, was sie früher im Dunkel<br />

ihrer Schreibstube taten, jetzt im hellen Lichte <strong>de</strong>r Öffentlichkeit üben zu<br />

müssen. Die Herren vom Vorstand <strong>de</strong>r Advocatenkammer aber bedienen sich<br />

<strong>de</strong>s Kampfes gegen Klein als eines erwünschten Mittels, die Angriffe <strong>de</strong>r Opposition<br />

von sich abzulenken. Wie viel vorsichtiger sind diese älteren Herren<br />

übrigens! Herr Dr. ZUCKER hat doch ein zu starkes Gefühl von Wür<strong>de</strong>, als daß<br />

er einen Artikel in <strong>de</strong>r 'Neuen Freien Presse' mit seinem Namen gezeichnet<br />

hätte. Und doch mußte die Anonymität in diesem Falle seinen Ausführungen<br />

einen großen Teil <strong>de</strong>s Gewichts rauben, das sie sonst als die Äußerung eines<br />

angesehenen Mannes und tüchtigen Juristen gehabt hätten. Übrigens hat er<br />

sich auch nicht gegen <strong>de</strong>n Sektionschef gewen<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>n die an<strong>de</strong>ren zum Sün<strong>de</strong>nbock<br />

erwählt haben. Warum taten sie das eigentlich? Es gibt doch verantwortliche<br />

Minister. Allerdings wird behauptet, daß die KLAGEN <strong>de</strong>r Advokaten<br />

nie bis zu Herrn Ruber, son<strong>de</strong>rn höchstens bis zu seiner Frau gedrungen sind.<br />

Militärjustiz. Es ist freilich arg, daß ein Redakteur, weil er das reglementwidrige<br />

Marschieren <strong>de</strong>r Truppen auf <strong>de</strong>n Trottoirs von Lemberg geta<strong>de</strong>lt<br />

hatte, seines Offizierscharakters entklei<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n ist. Aber die Sache<br />

regt mich nicht allzusehr auf; <strong>de</strong>r Herr vom 'Dziennik Polski' ist zu weiteren<br />

Waffenübungen nicht mehr verpflichtet. Schließlich han<strong>de</strong>lt es sich also nur<br />

um das schöne Epitheton »Oberleutnant i. R.« auf seinen Visitkarten. Da muß<br />

er sich jetzt eben frische machen lassen. Und übrigens: wenn Infanteristen<br />

auf <strong>de</strong>n Lemberger Trottoirs marschieren, so gehen wenigstens auch einmal<br />

anständige Menschen dort. Das soll nämlich seit <strong>de</strong>r Teilung Polens nicht allzu<br />

oft mehr vorgekommen sein; <strong>de</strong>r Frem<strong>de</strong>nbesuch in Lemberg läßt, wie ich<br />

höre, viel zu wünschen übrig.<br />

Hörerin <strong>de</strong>r Philosophie. Ihre Klagen über die MENSA ACADEMICA haben<br />

mich zum Teile höchlich verwun<strong>de</strong>rt. Es hieß ja, man wer<strong>de</strong> <strong>de</strong>n aka<strong>de</strong>mischen<br />

Bürgerinnen einen eigenen Tisch reservieren, und dort müßte doch etwas<br />

mehr Reinlichkeit herrschen, als sonst im Lokal zu fin<strong>de</strong>n ist. Vorausgesetzt<br />

natürlich, daß die Mädchen selbst ihren Tisch ein wenig reinigen, wenn<br />

das Bedienungspersonal solches beim Gästewechsel zu tun für unnötig erachtet.<br />

O<strong>de</strong>r gibt es gar keinen reservierten Tisch? Die Beschwer<strong>de</strong>n über das Essen<br />

sind lei<strong>de</strong>r nicht neu. Die Härte und Geschmacklosigkeit <strong>de</strong>s Rindfleisches<br />

ließe vermuten, daß die Leitung <strong>de</strong>r mensa aca<strong>de</strong>mica die Besucher <strong>de</strong>m<br />

Fleischgenusse abwendig machen und etwa zum Pythagoräerglauben bekehren<br />

wolle, wenn nicht das häufige Erscheinen von Bohnen und Erbsenpüree<br />

auf <strong>de</strong>r Speisekarte <strong>de</strong>m wi<strong>de</strong>rspräche. Über die Misere <strong>de</strong>r verrosteten und<br />

verbogenen Gabelzinken, die zum Aufspießen <strong>de</strong>s Fleisches nicht taugen, haben<br />

Sie sich ja recht findig mit <strong>de</strong>r Hutna<strong>de</strong>l hinweggeholfen. Ihre min<strong>de</strong>r<br />

glücklichen männlichen Kollegen wissen in solchem Falle nicht, was sie tun<br />

sollen; nur Mediziner haben mir versichert, daß sie manchmal das Sezierbesteck<br />

zu Hilfe nehmen. Übrigens gibt es noch i<strong>de</strong>ale Gemüter, die in <strong>de</strong>n Degen<br />

und Emblemen an <strong>de</strong>r Wand für die ungenügen<strong>de</strong> Qualität und <strong>de</strong>n teuren<br />

Preis <strong>de</strong>s Essens Ersatz fin<strong>de</strong>n. Wer auf Degen beim Essen keinen Wert<br />

legt, wird allerdings Ihrer Behauptung, daß je<strong>de</strong> Auskocherei billigere und<br />

bessere Speisen biete, nicht wi<strong>de</strong>rsprechen können. Aber sehen Sie, die ärms-<br />

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