Der Krautmarkt zu Brünn - Vermächtnis des deutschen Brünn
Der Krautmarkt zu Brünn - Vermächtnis des deutschen Brünn
Der Krautmarkt zu Brünn - Vermächtnis des deutschen Brünn
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Vor der Taverne standen lange Jahre die Fleischbänke, dort gab es immer großes<br />
Gedränge und dort herrschte nicht immer der feinste Ton. Am oberen Teil <strong>des</strong> Platzes<br />
wurde von den Eisenhändlern allerhand Eisenwaren feilgeboten. Auch als Heumarkt<br />
diente der „obere Platz" lange Jahre. Im Mittelalter gab es sonst Wochenmärkte. Am<br />
Mittwoch wurde ein allgemeiner Markt abgehalten. Am Freitag wurde Brot und Samstag<br />
Fleisch verkauft. Außer den reichen Tuchscherern und den großen Geschäften der<br />
Patrizier gab es überwiegend Kramläden der Kleinkrämer. In dem Teil <strong>des</strong> <strong>Krautmarkt</strong>es<br />
von der Ferdinandsgasse bis <strong>zu</strong>r „Sporergasse", der nachmaligen Rathausgasse, standen<br />
diese Kleinkramläden in dichter Reihe nebeneinander. Sie unterschieden sich von den<br />
heutigen Geschäften dadurch, daß der Händler die Ware wohl in seiner Behausung<br />
untergebracht hatte, der Verkauf der Ware jedoch vor dem Ladenfenster auf der Gasse<br />
abgewickelt wurde, so daß der Käufer das Haus überhaupt nicht betreten mußte. Das<br />
Ladenfenster hatte <strong>zu</strong> diesem Zweck ein breit ausladen<strong>des</strong> Fensterbrett auf dem die<br />
Waren ausgelegt waren und darüber ein Vordach als Regenschutz. Schon <strong>zu</strong> Beginn <strong>des</strong><br />
15. Jahrhunderts hören wir von der Abhaltung von Jahrmärkten, die sich die ganze Zeit<br />
über bis <strong>zu</strong>r Jahrhundertwende hielten. Freilich mit wechselndem Erfolg, der von der<br />
jeweiligen Wirtschaftslage abhing. Unterbrochen wurden sie nur dann, wenn Pestseuchen<br />
die Stadt bedrohten.<br />
Bei einem solchen Jahrmarkt wurden die Stadttore geöffnet und es kam viel frem<strong>des</strong><br />
Volk und fahrende Kaufleute von weit her in die Stadt. Für gewöhnlich gab es einen<br />
Frühjahrsmarkt vom 1. Fastensonntag, einen Herbstmarkt <strong>zu</strong> St. Kunigund, der den St.<br />
Aegidimarkt ablöste. Später dann kam der Dreifaltigkeitsmarkt und um 1574 ein 8-<br />
tägiger Wintermarkt, der sogenannte „Luciamarkt", der am 13. Dezember abgehalten<br />
wurde, hin<strong>zu</strong>. Im 19. Jahrhundert wurde der Beginn der Märkte am Morgen mit<br />
Trompetenblasen vom nahen Rathausturm angekündigt. Es war ein buntes, malerisches<br />
Bild — ein solcher Jahrmarkt. Die einzelnen Geschäftszweige hatten ihre Standplätze gemeinsam<br />
<strong>zu</strong>gewiesen, so daß die Schnittwarenhändler, die Kaufleute mit Galanteriewaren,<br />
die Gewürzekrämer und die Händler mit Gemischtwaren, jede Gruppe für<br />
sich gesondert, ihre Waren feilboten. Die fortschreitende Technisierung, die neuen<br />
Eisenbahnverbindungen machten die Abhaltung der Jahrmärkte unrentabel. Damit wurde<br />
der alte Platz vorwiegend Obst- und Gemüsemarkt so wie wir ihn aus unsern<br />
Kindertagen kennen.<br />
Verständlich ist es, daß auf diesem Marktplatz seit eh und je, Wirtshäuser und<br />
Kaffeeschenken gute Geschäfte machten, wir daher schon in den frühesten Zeiten auf<br />
dem „Oberring" eine ganze Menge vorfinden. Das bekannteste und eines der ältesten<br />
Wirtshäuser war der <strong>Krautmarkt</strong>keller, wo mancher Humpen schäumenden Gerstensaftes<br />
hinter die Binde gegossen wurde. Lange Zeit stand auch das Cafe Jäger am <strong>Krautmarkt</strong><br />
<strong>Krautmarkt</strong> mit Parnass, Narrenkotter,<br />
Pranger, Brunnenhaus ■ 1768