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Aus Brünns Vergangenheit

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<strong>Aus</strong> Bruenns <strong>Vergangenheit</strong><br />

Hier wollen wir in loser Aufeinanderfolge die Geschichte unserer Stadt<br />

aufschreiben. Sie soll der Welt zeigen, daß wir durch die zähe und unermüdliche<br />

Arbeit unserer Vorfahren bis in die fernste Zeit ein Recht auf diese Stadt haben,<br />

das wir auch durch die <strong>Aus</strong>treibung aus unserer Heimat nicht aufgeben wollen.<br />

Ueber das erste Kapitel „In ferner Vorzeit" führt die Folge über die Premysliden,<br />

Deutsches Stadtrecht, die Luxemburger, Hussitenkriege, Altbrünn, Neustift,<br />

Grillowitz, Dornich und Dörnrössel mit einem Abriß über die Vororte (Mödritz,<br />

Schöllschitz usw.) zur neueren Geschichte <strong>Brünns</strong>.<br />

I. In ferner Vorzeit<br />

Uraltes Kulturland, dessen <strong>Vergangenheit</strong> viele Jahrtausende zurückreicht, ist<br />

der Boden, auf dem Brünn, Mährens Landeshauptstadt, steht. Wenn die<br />

Gelehrten mit der Annahme Recht haben, daß einzelne Funde bis in die<br />

Tertiärzeit zurückführen, dann fand man hier die ältesten Spuren des<br />

Menschengeschlechtes. Roh zugehauene Steinkeile, sogenannte Faustkeile,<br />

waren die ersten, ganz primitiven Werkzeuge, als solche nur dem geübten Auge<br />

des Forschers erkennbar.. Die Erzeuger dieser Keile dürften vielleicht nicht allzu<br />

viel Menschliches an sich gehabt haben. In der Nähe von Lösch wurden derlei<br />

Funde gemacht. Diese Menschen wurden von einer höher entwickelten Rasse<br />

abgelöst, die bereits bedeutend bessere Werkzeuge und Waffen zu verfertigen<br />

verstand. Noch immer aber benützte man den Stein als Rohmaterial und kannte<br />

noch keine Metalle. Die Wissenschaft bezeichnet diese Menschen als „Brünn-<br />

Rasse". Sie sind gemeinsam mit anderen die entfernteren Ahnen der<br />

Menschengruppe, welcher die Indogermanen entstammen mögen, aus denen<br />

die Germanen als unsere unmittelbaren Vorfahren hervorgingen. Ungemein<br />

zahlreich sind die auf dem Boden der Stadt und ihrer Umgebung gemachten<br />

Funde. Im Landesmuseum und in den reichen Sammlungen der Deutschen<br />

Technischen Hochschule konnte man sie bewundern. Auf diesem Gebiete hatte<br />

sich seinerzeit der als Forscher berühmte Brünner Hochschulprofessor<br />

Alexander Makowsky die größten Verdienste erworben. Immer feiner und<br />

besser wurden die Steinwerkzeuge, unter denen besonders die schönen Formen<br />

der stahlglatt polierten Steinhämmer mit ihren scharfen Schneiden<br />

Aufmerksamkeit erregen. Die Menschen lernen nun auch die Töpferei kennen<br />

und entwickeln dabei reiche Formen mit hübschen Verzierungen, sie züchten<br />

Haustiere, beginnen mit dem Ackerbau, verstehen das Spinnen, Weben und<br />

Nähen und bauen schon Häuser. Um 2000 vor Christi Geburt hatten sich diese<br />

Menschen zu einem Volke von bedeutender Kulturhöhe entwickelt. Die<br />

Erfindung der Bronze brachte neuen Aufschwung. Nicht nur neue und bessere<br />

Werkzeuge, Geräte und Waffen wurden erzeugt, sondern auch schon<br />

Schmuckgegenstände wie z. B. Fibeln, Armringe, Broschen usw., deren Formen<br />

und Verzierungen schon von großem Kunstsinn zeugen. So geben die<br />

zahlreichen Funde auf Brünner Boden ein gutes, ziemlich zusammenhängendes<br />

Bild über die Entwicklung der Menschheit und zeugen von der<br />

vieltausendjährigen Kultur, die sich hier in frühester Zeit entwickelt hatte.<br />

Als die Menschen bereits das Eisen kannten, wohnten Kelten in<br />

Mähren, ein indogermanischer Volksstamm. Der verdienstvolle<br />

Geschichtsforscher Bretholz weist nach, daß sie auf dem Boden <strong>Brünns</strong> schon<br />

eine Ansiedlung besaßen und leitet sogar den Namen der Stadt von dem<br />

keltischen Wort „brin" = Hügel ab.<br />

Die ersten Bewohner von geschichtlicher Bedeutung waren die Quaden, ein<br />

germanischer, den in Böhmen seßhaften Markomannen verwandter<br />

Volksstamm. Der römische Schriftsteller Tacitus, der uns in seiner berühmten


„Germania" die erste genaue Kunde über unsere germanischen Vorfahren gibt,<br />

weiß viel Rühmenswertes von ihnen zu sagen und nennt ihr Land die<br />

„Vormauer Germaniens". Wann sie ins Land kamen, steht nicht genau fest, aber<br />

um Christi Geburt waren sie schon da und blieben durch 500 Jahre die einzigen<br />

Bewohner. Die Quaden waren ein kulturell hochentwickeltes Volk, das schon<br />

feste Plätze und manchen über die Grenzen des Landes hinaus bekannten Ort<br />

besaß. Der beste Geograph des Altertums Ptolomäus, der im 2. Jahrhundert<br />

nach Christus zu Alexandria in Ägypten gewirkt, hatte und zugleich ein<br />

ausgezeichneter Astronom und Mathematiker war, nennt uns mehrere solche<br />

Orte. Einer derselben war Eburodunum. Er lag an derselben Stelle, wo heute<br />

Brünn liegt. Der bekannte Altertumsforscher und beste Kenner der<br />

germanischen <strong>Vergangenheit</strong> Mährens Heinrich Kirchmayer zeigt in seinem<br />

ausgezeichneten Werke „Der altdeutsche Volksstamm der Quaden" in ausführlicher<br />

Weise, wie aus dieser germanischen Siedlung im Laufe der<br />

Zeit die Stadt Brünn hervorging und aus dem altgermanischen Wort<br />

Eburodunum der Name Brünn entstand. Eburodunum ist ein<br />

zusammengesetztes Wort, dessen erster Teil „Ebur" soviel wie „Eber“ bedeutet,<br />

während der Stamm des zweiten Teiles „dun" sich heute noch in der<br />

Bezeichnung „Düne" erhalten hat und dem gegenwärtigen <strong>Aus</strong>druck „Hügel"<br />

oder „Berg" gleichkommt. Somit hieße Eburodunum soviel wie Ebersberg, ein<br />

ziemlich häufiger Name. Er stimmt auch mit der Örtlichkeit recht gut überein:<br />

Brünn liegt ja auf hügeligem Gelände am Fuße des Spielberges und Eber, die<br />

beliebten Jagdtiere der Germanen gab es damals wohl genug in den sumpfigen<br />

Wäldern der unmittelbarsten Umgebung. Der Name Spielberg ist neueren<br />

Datums, aber auch da wissen wir, daß auf diesem Berge schon zur Zeit der<br />

Quaden eine Gauburg stand.<br />

Wir wollen dabei eines nicht vergessen: Die germanische Siedlung im<br />

Schutze des befestigten Berges lag leicht erreichbar von der bedeutendsten<br />

Römerstadt an der mittleren Donau, Vindobona, dem späteren Wien, wo sogar<br />

der römische Kaiser Marcus Aurelius zeitweise Aufenthalt genommen hatte und<br />

180 n. Chr. gestorben war. Es haben sich da verschiedene kulturelle<br />

Beziehungen ergeben und die unternehmenden römischen Kaufleute habenmancherlei<br />

Waren bis an den Fuß des Spielberges gebracht, wo dann wohl ein<br />

reger Marktverkehr entstand. Diese Beziehungen der beiden Orte zu einander<br />

haben sich seit jenen fernen Tagen durch die Jahrhunderte bis in die neueste<br />

Zeit erhalten. Noch eines zweiten interessanten Umstandes sei Erwähnung<br />

getan. Von allen handwerklichen Betätigungen stand die Schmiedekunst damals<br />

in höchstem Ansehen. Wie die Entdeckung der Schmelzanlagen auf den Höhen<br />

bei Ruditz und die prächtigen Funde in der Stierfelshöhle bei Kiritein beweisen,<br />

war schon damals die Brünner Gegend ein Zentrum der Eisenverarbeitung, die<br />

also hier bis in eine ferne Vorzeit reicht. Zwischen den Quaden und Römern gab<br />

es aber auch oft Krieg. Manche Kämpfe haben sich wohl auch auf Brünner Boden<br />

abgespielt Von dem befestigten Römerlager bei Muschau aus mag manches<br />

kriegerische Unternehmen bis an den Fuß des Spielberges geführt haben und<br />

einst wäre es dem Kaiser Marcus Aurelius beinahe so ergangen wie Varus im<br />

Teutoburger Walde. Ringsum eingeschlossen und in verzweifelter Lage wurde<br />

das Römerheer nach einer frommen Legende nur durch Gebet und Tapferkeit<br />

einer christlichen Legion gerettet, die dafür den Ehrennamen „legio fulminatrix",<br />

d. h. Blitzlegion, erhielt.<br />

Ein halbes. Jahrtausend waren die Quaden im Besitze des Landes, bis auch sie<br />

von den Wogen der Völkerwanderung ergriffen wurden und der größte Teil in die<br />

Alpenländer zog. Trotzdem blieben noch viele im Lande zurück, den Grundstock<br />

einer neuen deutschen Bevölkerung bildend. In das menschenarm gewordene<br />

Land wanderten die unter drückendster Herrschaft der Awaren stehenden


Slawen ein. Damit legte sich aber auch ein gewisses Dunkel über die Geschichte<br />

des Landes.<br />

Die Verbindung mit den nach Bayern und in die Alpenländer <strong>Aus</strong>gewanderten<br />

scheint aber aufrecht geblieben zu sein, denn von dort aus setzte die<br />

Christianisierung des Landes ein. Frühzeitig mag von römischer Seite her,<br />

vielleicht über Vindobona, und von den befreundeten Goten, die als erste<br />

Germanen Christen wurden, Kunde von der neuen Heilslehre schon zu den<br />

Quaden gekommen sein; die ersten christlichen Glaubensboten aber die nach<br />

Mähren gelangten, waren deutsche Priester aus Regensburg, Passau und<br />

Salzburg. Das ist urkundlich bezeugt und insbesonders von dem deutschen<br />

Bischof Reginhard heißt es: „... er taufte alle Mährer." Es mag erklärlich<br />

erscheinen, daß es die deutschen Priester jener Bischofssitze nach dem Lande<br />

zog, um dort das Evangelium zu verkünden, woher einst ihre Vorväter<br />

gekommen waren. So gelangten sie auch wohl nach Brünn und wir<br />

dürfen mit Recht annehmen, daß sie hier auch die erste Kirche gegründet haben<br />

und zwar an der Stelle, wo heute auf dem Petersberge der Dom steht.<br />

Kirchmayer begründet dies in seinem bereits genannten Werke eingehend und<br />

bemerkt, daß schon die Namensgebung der Kirche, die. den heiligen Aposteln<br />

Petrus und Paulus geweiht ist, auf ihren Ursprung hinweist.<br />

Damit läßt es sich aber auch erklären, daß die deutschen Glaubensboten hier<br />

noch immer Stammesgenossen vorfanden und so sind die Deutschen <strong>Brünns</strong><br />

keine erst etwa im Mittelalter eingewanderten „Kolonisten", sondern ihr<br />

Stammbaum reicht in seinem Kern weit zurück bis in die Zeit, als Quaden und<br />

Markomannen die Sudetenländer 500 Jahre hindurch bewohnten, ehe die<br />

Slawen auftauchten. Wenn wir daher verschiedenen Forschern glauben wollen,<br />

daß Brünn schon 884 n. Chr. eine frühmittelalterliche Stadt gewesen sei, so war<br />

es eine deutsche Stadt, aus uralter deutscher Wurzel entsprossen.<br />

II. Die mittelalterliche Stadt<br />

Sobald sich das Dunkel, welches sich seit der Einwanderung der Slawen zur<br />

Awarenzeit über das Land gelegt hatte, zu lichten beginnt und echte<br />

geschichtliche Quellen wieder reichlicher zu fließen beginnen, tritt uns auch<br />

Brünn als kerndeutsches mittelalterliches Gemeinwesen entgegen.<br />

Aul dem Spielberge stand schon im 10. Jahrhundert ein festes Schloß, unter<br />

dessen Schutz und Schirm sich am Fuße des Hügels aus dem germanischen<br />

Eburodunum ein ansehnliches Gemeinwesen entwickelt hatte. Im 11. und 12.<br />

Jahrhundert zerfiel Mähren in mehrere Teilfürstentümer, Brünn war damals der<br />

Haupt- und Residenzort eines solchen Teilfürstentums. Urkundlich nachgewiesen<br />

ist aus dieser Zeit folgende geschichtliche Tatsache:<br />

Der Przemyslidenfürst Konrad erhielt das Fürstentum Brünn hauptsächlich<br />

deshalb zugewiesen, weil er der deutschen Sprache besonders gut mächtig war.<br />

Das allein ist schon ein Beweis, daß Brünn damals eine deutsche Stadt mit<br />

deutscher Umgebung war. Außerdem war Konrads Gemahlin eine Deutsche,<br />

Hilburg mit Namen.<br />

Unter den Przemyslidischen Teilfürsten des 11. und 12. Jahrhunderts gab es sehr<br />

viel Zank und Streit, was zu vielen Unruhen und Kriegen führte, unter denen das<br />

ganze Land und natürlich auch das Brünner Gebiet oft und schwer litten. So<br />

wurde z. B. der vorhin erwähnte Brünner Fürst Konrad von dem Böhmenherzog<br />

Wratislaw in Brünn belagert. Die deutsche Gemahlin Konrads, Frau Hilburg, war<br />

es, die damals durch ihre Klugheit einen dauernden Frieden zwischen den beiden<br />

Przemyslidenfürsten vermittelte. An diese erste Belagerung, die Brünn erfolgreich<br />

überstanden hatte, knüpft sich die Zderadsage, nach welcher Zderad, ein<br />

Günstling des Böhmenherzogs, von einem anderen Unterführer Wratislaws an<br />

der Zwitta — in der Gegend der heutigen Kröna — während der Belagerung


<strong>Brünns</strong> ermordet worden sein soll. Diese Mordtat wird mit der sogenannten<br />

„Zderadsäule", die am Ende der Kröna gegen die Zwitta zu auf der rechten Seite<br />

in einem Vorgarten steht, irrtümlich in Verbindung gebracht. Nach der Sage soll<br />

diese Säule ein Denkmal für den ermordeten Zderad vorstellen. Das ist<br />

geschichtlich unrichtig, denn schon der gotische Stil der Säule sagt uns, daß sie<br />

aus einer jüngeren Zeit stammt. In Wirklichkeit ist sie eine sogenannte<br />

Stapelsäule, die den auf der Straße mit ihren Wagen und Waren dahinziehenden<br />

Kaufleuten anzeigte, daß sie in der Stadt ihre Waren zum Verkaufe auszulegen<br />

verpflichtet sind. Jedenfalls ist aber diese Säule ein Beweis dafür, daß Brünn<br />

schon im Mittelalter ein bedeutender Stapelplatz und wichtiger Handelsort war.<br />

Das wichtigste Ereignis in der mittelalterlichen Geschichte <strong>Brünns</strong> war die<br />

Verleihung des Stadtrechtes im 13. Jahrhundert. Es handelte sich um ein<br />

ausgesprochen deutsches Recht. Die Urkunde ist wohl in lateinischer Sprache<br />

abgefaßt, jedoch die Brünner ließen sie sofort nach der Verleihung in die<br />

deutsche Sprache übersetzen und sorgten dafür, daß diese deutsche<br />

Übersetzung ebenso viel Rechtskraft besaß wie die lateinische Urschrift. Es sollte<br />

eben jeder Bürger die Möglichkeit besitzen, sich selbst von den der Bürgerschaft<br />

erteilten Rechten und von den ihr auferlegten Pflichten durch Einblick in diese<br />

Urkunde genaue Kenntnis zu verschaffen. Daß sie nur ins Deutsche übersetzt<br />

wurde, ist abermals ein Beweis dafür, daß das Deutsche die alleinige Verkehrsund<br />

Umgangssprache in Brünn war. Es gibt aus jener Zeit vor 700 Jahren kaum<br />

ein zweites Beispiel dafür, daß eine Stadt eine königliche Urkunde ins Deutsche<br />

übertragen ließ, um ihr erst dadurch erhöhte Bedeutung zu geben. Brünn war<br />

damals bereits ein so fester Ort, daß sich die Mongolen, die im Jahre 1241 in<br />

Mähren einbrachen, an die Stadt und ihre Umgebung nicht heranwagten.<br />

Das 14. Jahrhundert ist in Böhmen und Mähren vielfach durch die Regierung<br />

Karls IV., des deutschen Kaisers und Gründers der ersten deutschen Universität<br />

in Prag, bestimmt. Karl IV. war vor seiner Wahl zum Deutschen Kaiser und vor<br />

der Besteigung des böhmischen Thrones Markgraf von Mähren und residierte als<br />

solcher in Brünn, wo er zu mehreren angesehenen deutschen Bürgerfamilien in<br />

enge freundschaftliche Beziehungen trat. Er fand in diesen Kreisen auch<br />

tatkräftiges Entgegenkommen, wenn er finanzielle Schwierigkeiten zu<br />

überwinden hatte. Als er endgültig seine Residenz in Prag aufschlug, erhielt sein<br />

Bruder Johann Heinrich die Markgrafschaft Mähren. Er nahm ebenfalls zu Brünn<br />

seinen Wohnsitz. Markgraf Johann Heinrich fühlte sich ganz als deutscher Fürst,<br />

der seiner Haupt- und Residenzstadt Brünn immer wieder sein Wohlwollen<br />

bewies und die Entwicklung von Handel und Gewerbe gern förderte. Nach ihm<br />

herrschten auf dem Spielberge seine Söhne Prokop und Jodok. Ersterer starb<br />

unter sehr rätselhaften Umständen — man sprach von Gift. Jodok wurde am 1.<br />

Oktober 1410 zum Deutschen Kaiser gewählt, starb aber schon am 18. Januar<br />

1411. So hatte — wenn auch nur kurze Zeit — sogar ein deutscher Kaiser zu<br />

Brünn und auf dem Spielberge seinen Wohnsitz. An Jodok erinnerte die<br />

Jodokstraße und eine Statue am Eingangstor zur ehemaligen Statthalterei (dem<br />

Gebäude der Landesregierung) neben der Kirche zu St. Thomas auf dem<br />

Lažanskyplatze.<br />

Brünn hatte sich nicht nur zu einer wehrhaften festen Stadt entwickelt, die allen<br />

kommenden Stürmen erfolgreich zu widerstehen imstande war, sondern es hatte<br />

auch in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht einen mächtigen Aufschwung<br />

genommen. Handel und Gewerbe blühten, das Bürgertum erfreute sich eines<br />

bedeutenden Wohlstandes, manch ansehnliches Bürgerhaus entstand und gab<br />

gemeinsam mit den vielen kirchlichen Bauten noch nach Jahrhunderten Zeugnis<br />

davon, was deutscher Fleiß, deutsche Tatkraft und frommer Sinn unserer<br />

Vorfahren im mittelalterlichen Brünn zu schaffen imstande gewesen waren


III. Vor den Toren der Stadt.<br />

Bevor wir in der Geschichte der eigentlichen mauerumgürteten Stadt fortfahren, wollen<br />

wir einen <strong>Aus</strong>flug vor die Tore <strong>Brünns</strong> in die Vorstädte und Vororte unternehmen.<br />

Während sich die Stadt in den nun kommenden Zeiten mancher Feinde tapfer erwehrte,<br />

erlebten die Vorstädte und Vororte gar oft bitterböse Zeiten und mehr als einmal gingen<br />

sie in Flammen auf. Ihre Bewohner aber fanden Schutz hinter den festen Mauern.<br />

Wie die Stadt selbst rein deutsch war, so waren auch die vielen Ried-, Flur- und<br />

Ackernamen vor den Toren deutsch und behielten besonders südlich <strong>Brünns</strong> ihre alten<br />

Bezeichnungen bis in die jüngste Zeit.<br />

Am Südfuße des Spielberges liegt Altbrünn, ebenso alt wie die Stadt selbst — ja die<br />

Altbrünner behaupten, ihre Siedlung sei sogar noch älter. Jedenfalls entstand Altbrünn<br />

als eigener Ort und blieb ein solcher bis in die neuere Zeit. Altbrünn hatte sein eigenes<br />

Rathaus und sein eigenes Wappen mit Ziehbrunnen, Rose und Traube im Felde. Wohl<br />

gab es auch in Altbrünn seit jeher tüchtige und fleißige Handwerker, aber ursprünglich<br />

betrieben seine Bewohner doch meist Landwirtschaft. So deutete der Ziehbrunnen auf<br />

die bis heute südlich von Brünn betriebene Gemüsegärtnerei. Und welch prächtiges<br />

Gemüse wurde da gebaut! Es war eine Freude, über den Krautmarkt zu gehen, wenn auf<br />

den Verkaufsständen die blendend weißen Rosen des Karfiols leuchteten, die sauber<br />

geputzten Krauthäuptl, die Kohlrabi, die Gurken, Salat, Spinat und andere Erzeugnisse<br />

der fleißigen Gemüsegärtner sich zu Bergen türmten und im Herbst alle Arten herrlichsten<br />

Obstes feilgeboten wurden ... Die Rose im Altbrünner Wappen erinnerte an die<br />

Blumenzucht, in der die Bewohner der südlichen Vorstädte ebenfalls seit altersher<br />

Meister waren. Die Traube aber wies auf den einstigen uralten Weinbau hin. Dieser ist in<br />

der Umgebung <strong>Brünns</strong> schon im 12. Jahrhundert urkundlich nachgewiesen. Noch um<br />

1900 wurde er teilweise betrieben. Sogar auf dem Südhange des Spielberges wuchsen<br />

einst Reben. Die meisten Gärtner Altbrünns, aber auch die der anderen kerndeutschen<br />

Vorstädte Dornich, Dornrössel, Neustift, Grillowitz und Wienergasse hatten auf dem<br />

Roten oder auf dem Gelben Berge ihre Weingärten und auch in der Ebene gedieh früher<br />

ein guter Heckenwein. Wenn dann im Herbste die Weinlese kam, da wurde bald danach<br />

ausgesteckt, d. h. zur Bodenluke der ebenerdigen ländlichen Gärtnerhäuser wurde eine<br />

Stange mit einem aus Weinlaub geflochtenen Kranze hinausgesteckt zum Zeichen, daß<br />

in diesem Hause nach uraltem Rechte ein Heuriger ausgeschenkt wird. Das war wirklich<br />

noch die gute alte Zeit, da die Menschen bei einem guten Tropfen fröhlich waren, ohne<br />

irgendwie auszuarten.<br />

Altbrünn weist manches geschichtlich interessante Gebäude auf. Im 14. Jahrhundert<br />

wurde die schöne gotische, in Kreuzesform erbaute Augustinerkirche und das<br />

dazugehörige Kloster gegründet. Ursprünglich ein von einer Königin errichtetes<br />

Frauenkloster, wurde es bei der Aufhebung vieler Klöster durch Kaiser Josef II. in ein<br />

Männerkloster, Augustinerstift umgewandelt. Die Erinnerung an die königliche Stiftung<br />

lebte im Volke noch fort in der Bezeichnung Königskloster, obwohl es eigentlich<br />

Königinkloster heißen mußte. <strong>Aus</strong> dem Augustinerstift ging der berühmte Forscher und<br />

Begründer der Vererbungslehre Gregor Mendel hervor. Nach ihm wurde später der Platz<br />

vor dem Kloster benannt und ihm daselbst ein Denkmal errichtet. Noch besteht das<br />

Gärtchen, in dem Mendel an verschiedenen Pflanzen seine berühmten<br />

Kreuzungsversuche unternahm, und noch kann man das Bienenhaus sehen, das<br />

ähnlichen Versuchen diente; auch die bescheidne Wohn- und Studierstube wird gezeigt,<br />

wo er seine für die Wissenschaft und für die Landwirtschaft so hochbedeutsamen<br />

Ergebnisse seiner Forschungen niederschrieb. In dem für die Besucher dieser Stätte<br />

aufgelegten Buche haben unter anderen über hundert japanische Besucher ihre Namen<br />

eingetragen.<br />

In Altbrünn steht auch das älteste Wirtshaus <strong>Brünns</strong>, der Gasthof „Zum blauen Löwen".<br />

Es wird schon in dem aus dem 13. Jahrhundert stammenden Stadtrecht <strong>Brünns</strong> erwähnt.<br />

In den 700 Jahren seines Bestandes hat es manchen berühmten und seltenen Gast<br />

gesehen, auch manche fürstliche Persönlichkeiten, wie zum Beispiel die Kaiserin Maria<br />

Theresia und Kaiser Josef II. Viele andere einst bedeutende Gebäude stehen heute nicht


mehr, so zum Beispiel die einstige mittelalterliche Johanniterkommende (ein Hospital),<br />

etwa an dem unteren Ende der Bäckergasse und der uralte Ypsilantihof an der Einmündung<br />

der Grillowitz- in die Bürgergasse. Einst führte auch ein Mühlgraben durch<br />

Altbrünn, an dem schon im Mittelalter eine Mühle stand. Im 15. Jahrhundert wurde über<br />

die Schwarza eine feste Steinbrücke erbaut, die „Lange Brücke" genannt. Sie verband<br />

Altbrünn mit der Vorstadt Wienergasse und wurde erst in jüngster Zeit durch eine<br />

moderne Brückenkonstruktion ersetzt. Auf der alten Brücke standen einst schöne<br />

Heiligenstatuen, die aber nachher vor der in neuerer Zeit erbauten Kirche der Barmherzigen<br />

Brüder in der Wienergasse Aufstellung fanden. In der Steingasse steht das<br />

ebenfalls bereits in der Neuzeit errichtete Kloster und Frauenspital der<br />

Elisabethinerinnen. Von Altbrünn aus führt über die Wienergasse ein uralter Verkehrsweg<br />

nach dem Süden, einst auch Kaiserstraße genannt, der schon im frühen Mittelalter die<br />

Verbindung mit Niederösterreich und hauptsächlich mit Wien herstellte. Mit der Stadt<br />

selbst aber war Altbrünn durch die Bäckergasse verbunden, die zum Altbrünner Tor<br />

führte, durch das man in die Altbrünner Gasse gelangte. Mitten in der Bäckergasse, etwa<br />

in der Gegend der Stiege zur heutigen Schulgasse herunter, stand die Heiligen-Geist-<br />

Kirche auf einem Bergvorsprung, der damals Lochenberg hieß.<br />

An Altbrünn v grenzten die Vorstädte Grillowitz und Neustift, an diese Dornich und<br />

Dornrössel. Sie bestanden schon im 13. Jahrhundert und immer war dort die<br />

Gemüsegärtnerei zu Hause. Neustift und Grillowitz gehörten zur Herrschaft Posoritz.<br />

Diese beiden Vorstädte waren eigene Gemeinden, die von ihrer Herrschaft mancherlei<br />

Freiheiten und Rechte erhalten hatten, bis sie 1850 mit der inneren alten Stadt zu einem<br />

Gemeinwesen vereinigt wurden. Noch steht in der Grillowitz das Hirschenstadl, einst ein<br />

kleines Jagdsehlößchen, an das sich die Sage vom Ritter Schembera knüpft. Dieser hatte<br />

das Minoritenkloster auf hinterlistige Weise um eine reiche Erbschaft geprellt. Zur Strafe<br />

dafür reitet er um die mitternächtliche Stunde vom Hirschenstadl auf weißem Rosse an<br />

der Minoritenkirche vorbei hinaus gegen Obrzan, wo Roß und Reiter in einem tiefen<br />

Höllenschlunde verschwinden. Dornich und Dornrössel verdanken ihren Ursprung<br />

deutschen Mönchen. Diese hatten in der Gegend des heutigen Kurnrowitz das Land urbar<br />

gemacht. In der Nähe der aus der Przemyslidenzeit stammenden Pfarrkirche stand<br />

damals ein Kloster, von dem aus die beiden Vororte — nach dem Wald und Gestrüpp<br />

gerodet waren — angelegt wurden.<br />

Noch zwei andere Vorstädte verdanken ebenfalls ihre Entstehung der Kulturarbeit<br />

deutscher Mönche: die Zeile und der Radlas. Sie wurden schon im 13. Jahrhundert von<br />

dem einstigen Prämonstatenserkloster in Obrowitz angelegt. Dieses Kloster wurde von<br />

dem edlen Herrn Leo von Klobuk gestiftet und reichlich mit Gütern ausgestattet. Bei<br />

seiner Weihe im Jahre 1211 war die hl. Elisabeth von Thüringen anwesend. Sie war eine<br />

Tochter des Königs Andreas II. von Ungarn und seiner deutschen Gemahlin Gertrude. Als<br />

sie 1211 von Ungarn über Brünn an den Hof des Landgrafen Hermann auf die Wartburg<br />

zog, kam sie gerade zur Weihe des Obrowitzer Klosters zurecht. Zeile und Radlas waren<br />

deutsche Siedlungen; denn die Prämonstratensermönche warendeutsche Ordensbrüder,<br />

die die von ihnen gegründeten Orte mit deutschen Menschen besiedelten. Eine<br />

ebenfalls ursprünglich rein deutsche Siedlung war die Vorstadt Schutta, die heutige<br />

Kröna, wo schon im Mittelalter ein Hospital stand.<br />

Die deutschen Vororte <strong>Brünns</strong> — weiter von der Stadt entfernte, in fruchtbarer Ebene<br />

gelegene selbständige ländliche Gemeinden — können sich ebenfalls eines hohen Alters<br />

rühmen. Sie liegen südlich der Stadt, die sauberen deutschen Dörfer: Kumrowitz,<br />

Obergerspitz, Untergerspitz, Priesenitz, Nennowitz, das einst dem damals von deutschen<br />

Mönchen bewohnten Kloster Selehrad gehörte, Schöllschitz, Morbes und Mödritz, wo im<br />

13. Jahrhundert eine Burg der Olmützer Bischöfe stand. Manches Zeugnis spricht von<br />

dem hohen Alter dieser Siedlungen, so z. B. die Königsmühle zwischen Kumrowitz und<br />

Nennowitz. Sie reicht in ihrer Entstehung bis ins 13. Jahrhundert, und ihr Name erinnert<br />

heute noch daran, daß sie ein Königsgut der Przemysliden war.<br />

Deutsche Menschen hatten das Land urbar gemacht, fruchtbare Felder angelegt und<br />

einen Kranz blühender deutscher Dörfer erbaut. Sie hatten den Hussitensturm und die<br />

schwere Schwedenzeit überstanden, und in manch anderen schlimmen Lagen den Mut


nicht verloren. So waren sie, Jahrhunderte hindurch deutsch geblieben, in guten wie in<br />

bösen Tagen stets in Treue verbunden mit den Bewohnern der Stadt; denn hier war<br />

schon damals der spätere Mahnruf Hans Kudlichs bereits zur lebenswahren Wirklichkeit<br />

geworden: Stadt und Land — Hand in Hand!<br />

IV. Im Hussitensturm.<br />

Mährens Landeshauptstadt trat als ein blühendes, reiches Gemeinwesen in das 15.<br />

Jahrhundert ein. Es verdankt seinen Aufschwung der klugen und umsichtigen Regierung<br />

Karls IV. und der vorzüglichen Landesverwaltung seines Bruders Johann Heinrich, der<br />

als Markgraf von Mähren auf dem Spielberge residiert hatte. Die Stadt sah manche<br />

glänzende Fürstenversammlung und war mehr als einmal Schauplatz wichtiger<br />

hochpolitischer Entscheidungen, so z. B. 1364, als im Brünner Erbverbrüderungsvertrag<br />

zwischen -Luxemburg und Habsburg beschlossen wurde, daß beim <strong>Aus</strong>sterben des einen<br />

Hauses das andere dessen ganzen Länderbesitz erben sollte. Die rasche Entartung der<br />

Luxemburger und die tollen Wirren der Hussitenzeit machten die Habsburger zu den<br />

Erben des luxemburgischen Hauses, wobei nicht übersehen werden darf, daß der<br />

Erbvertrag von Brunn wohl am meisten dazu beigetragen hatte, den Thronhader und<br />

den Dynastienwechsel allmählich zu beseitigen und dadurch die Geschichte des Heiligen<br />

Römischen Reiches Deutscher Nation bis zu seinem Ende grundlegend zu bestimmen.<br />

Auf einen geradezu unerhörten Aufstieg der Länder Böhmen und Mähren begann<br />

unter dem Sohne und Nachfolger Karls IV. eine Zeit des tiefsten Verfalls; denn König<br />

Wenzel war die traurigste Erscheinung des Hauses Luxemburg und seine Regierung das<br />

unseligste Kapitel der deutschen und auch der böhmisch-mährischen Geschichte. Unter<br />

ihm begannen die hussitischen Wirren, die in Prag damit ihren Anfang nahmen, daß der<br />

mit allen Mitteln einer gewissenlosen Demagogie aufgeputschte Pöbel .gewaltsam in das<br />

Prager Rathaus eindrang und die dort anwesenden deutschen Bürgermeister und Räte<br />

aus dem Fenster in die Picken der auf der Straße, tobenden Menge stürzte. Das war der<br />

Beginn der ebenso grausamen wie für das Land verderblichen Hussitenkriege, die sich<br />

aus Böhmen bald auch nach Mähren hinüberzogen, und so kam es, daß im Jahre 1428<br />

auch Brunn von den Hussiten belagert wurde. Brunn hatte aber schon zu Beginn der<br />

Unruhen mit den anderen deutschen Städten Mährens wie Iglau, Znaim, Olmütz und<br />

Wischau gegen die drohende Hussitengefahr ein Schutz- und Trutzbündnis geschlossen,<br />

das sich nun glänzend bewähren sollte.<br />

Die Gefahr war groß, denn vor den Mauern lag ein überlegenes Hussitenheer unter<br />

der Leitung kriegserprobter und sieggewohnter Führer, wie Weleks und Prokops des<br />

Kleinen, und in der Stadt selbst hatte schnöder Verrat sein Haupt erhoben. Wohl war die<br />

»Stadt noch deutsch, aber unter einer kleinen heimlich hussitischen Minderheit hatten<br />

sich Verräter gefunden, die mit den Belagerern in Verbindung standen und den Feinden<br />

heimlich in der Nacht ein Tor öffnen wollten. Der schurkische Anschlag wurde aber<br />

entdeckt und die Verräter kamen ins Gefängnis. Die Feinde hatten aber keine Ahnung,<br />

daß der tückische Plan bereits entdeckt worden war. Als sie sich nun nachts in aller<br />

Stille dem Fröhlicher Tor näherten, da öffnete sich dieses wohl — aber nicht um die<br />

Hussiten hereinzulassen, sondern aus dem Tore stürmten die hinter ihm schon<br />

bereitgestandenen Verteidiger heraus, fielen über die überraschten Hussiten her und<br />

bereiteten ihnen eine schwere Niederlage. Indessen war der Bischof des verbündeten<br />

Olmütz, Johann der Eiserne, an der Spitze eines tapferen Heeres herangekommen und<br />

griff die bei Schlapanitz lagernden Hussiten an. Gleichzeitig machten die Brünner Bürger<br />

einen <strong>Aus</strong>fall, und kamen die Feinde, von zwei Seiten angegriffen, in eine so bedrängte<br />

Lage, daß sie abzogen und die Belagerung aufgaben. Brünn hatte die größte Gefahr, die<br />

ihm in seiner vielhundertjährigen Geschichte gedroht hatte, siegreich überstanden.<br />

Vergeblich hatten die Hussiten die deutschen Städte Mährens zu erobern versucht.<br />

Umso grausamer tobte sich ihre Wut gegen die wehrlose deutsche Bevölkerung auf dem<br />

flachen Lande aus. Ungezählte deutsche Dörfer gingen in Flammen auf, ihre Einwohner<br />

wurden erschlagen oder verschleppt. Tausende wurden von Haus und Hof aus den


Dörfern verjagt, und an ihrer Stelle setzten sich die Hussiten fest. Dadurch wurde die<br />

weitere Umgebung <strong>Brünns</strong> tschechisch, der deutsche Zuzug geschwächt, während die<br />

tschechische Einwanderung nach Brünn, vom tschechischen Adel unterstützt, begann.<br />

Welchen Umfang die Zerstörungen und die Verluste der Deutschen damals erreichten,<br />

kann man aus der Tatsache ermessen, daß die deutschen Gebiete von Brünn und<br />

Olmütz vorher einst zusammenhingen und von den zwischen den beiden Städten<br />

liegenden 60 deutschen Ortschaften nur die allen Brünnern wohlbekannte und gern<br />

besuchte Wischauer Sprachinsel übrigblieb mit den Orten Gundrum, Swonowitz,<br />

Rosternitz, Lissowitz, Kutscherau, Hobitschau und Tereschau. Dennoch blieb Brünn eine<br />

deutsche Stadt, die auch später den hussitischen Böhmenkönig Georg von Podebrad<br />

ablehnte und dafür von ihm 1467 belagert wurde, ohne daß es ihm gelang, den<br />

aufrechten Sinn der Brünner Bürger zu beugen.<br />

In jene Zeit fiel auch der Besuch <strong>Brünns</strong> durch einen der berühmtesten Kanzelredner<br />

des Jahrhunderts: Johann von Capistran. Er wurde 1451 als päpstlicher Legat nach<br />

Deutschland, Böhmen und Mähren geschickt und predigte auch in Brünn. Noch heute<br />

sieht man an der Außenseite des Domes die Kanzel, von der aus er zu den Tausenden<br />

sprach, die sich zu seinen Predigten einfanden. An der Südseite des Franzensberges<br />

hinter den letzten Häusern der Rohrergasse steht noch heute ein Turm der damaligen<br />

Stadtmauer, den Capistran bewohnt hatte. Rund 11.000 Hussiten soll er bekehrt haben.<br />

Er war nicht nur ein Prediger von europäischem Ruf, sondern auch ein tapferer Mann,<br />

der 1456 vor Belgrad mit dem Kreuz in der Hand die schon wankenden Krieger von<br />

neuem gegen die Türken führte und so wesentlich zum Siege beitrug. Er wurde 1694<br />

selig-, 1724 von Papst Benedikt XIII. heiliggesprochen.<br />

Die Hussitennot und die ständigen Wirren unter Georg von Podebrad hatten dem<br />

einstigen Wohlstand der Stadt mancherlei Abbruch getan. Teuerung machte das Leben<br />

schwierig. Das Handwerk litt Mangel an Arbeit und der Kaufmann scheute den<br />

Handelsverkehr wegen der Unsicherheit der Straßen. Es fehlte an Zahlungskräftigen, für<br />

die Handel und Handwerk die Hände hätten rühren können. Die Brünner Bürger aber<br />

verloren selbst in dieser Zeit des sittlichen, geistigen und wirtschaftlichen Niederganges<br />

nicht den Mut und es ist ein Zeichen ihres tapferen aber auch frommen Sinnes, daß<br />

gerade im 15. Jahrhundert aller Not zum Trotz der Dom umgebaut wurde und seine<br />

heutige Grundform erhielt. Auf dem Felsen des Petersberges über dem Franzensberge<br />

thronend, ist er ein Wahrzeichen unserer Heimatstadt, aber auch ein Symbol der<br />

Hoffnung und einer besseren Zukunft für uns. (BHB 1949)<br />

V. Neuer Aufstieg<br />

Furchtbare Wunden hatten die Hussitenkriege dem Lande Mähren geschlagen. Nur ganz<br />

allmählich und unter Aufbietung aller Kräfte konnten die schlimmen Folgen der<br />

jahrzehntelangen blutigen Wirren überwunden werden. Das Land beruhigte und erholte<br />

sich wieder und die Bürger Brüünns schritten unverzagten Mutes daran, die ihrem<br />

Gemeinwesen, dem Handwerke und Handel zugefügten Schäden zu beseitigen. Ihr<br />

eiserner Fleiß, ihre <strong>Aus</strong>dauer, ihre Tüchtigkeit und Unternehmungslust bewältigten alle<br />

Schwierigkeiten, die sich immer wieder dem Wiederaufbau entgegenstellten. Wie das<br />

wirtschaftliche Leben sich abermals erneuerte, so nahm auch das kulturelle Leben einen<br />

besonders erfreulichen Aufschwung. Hiezu mag auch das Aufblühen der Künste<br />

und Wissenschaften in Deutschland seinen Teil beigetragen haben; denn Brünn war nicht<br />

nur der Hauptort Mährens, sondern noch immer eine kerndeutsche Stadt und die durch<br />

die Kriege abgerissenen Beziehungen zum Reiche wurden wieder aufgenommen. Es war<br />

die Zeit, da auch in Deutschland sich neues Leben regte, da dort die großen<br />

humanistischen Gelehrten wirkten, die berühmten Astronomen das Sonnensystem<br />

entdeckten, Bildhauer und Baumeister unsterbliche Werke schufen und Künstler wie<br />

Dürer und Holbein lebten, deren Schöpfungen die Welt heute noch bewundert. Das alles<br />

blieb nicht ohne Einfluß auf das Leben in unserer Heimatstadt.<br />

Der neue Aufstieg äußerte sich in den Bauten, die damals in Brünn aufgeführt wurden<br />

und heute noch Zeugnis geben, wie unsere Vorfahren nicht nur alle Schwierigkeiten zu


meistern verstanden, sondern ihrem Gemeinwesen neuen Glanz und neues Ansehen<br />

gaben. Schon im Jahre 1502 begann Meister Pilgram, der auch am Wiener Stefansdom<br />

mitgearbeitet hatte, den Bau der Jakobskirche in ihrer heutigen Gestalt als dreischiffige<br />

gotische Säulen- und Hallenkirche mit dem eigenartigen kühn zum Himmel ragenden<br />

schmalen und 93 Meter hohen Turm. Er gehört zu den ältesten Wahrzeichen: der Stadt,<br />

das man immer wieder von Weitem schon erblickt, von welcher Seite auch man sich<br />

Brünn nähern mag. Dieser Bau, der ausschließlich mit dem Gelde deutscher Bürger<br />

begonnen und durchgeführt wurde, beweist, welchen Wohlstand das Brünner Bürgertum<br />

zu Beginn des 16. Jahrhunderts bereits wieder erreicht hatte. Gleichzeitig wurde aber<br />

auch auf dem Petersberge gebaut. Die beiden Unternehmungen rivalisierten miteinander<br />

und überdies stand die kerndeutsche Sankt Jakobskirche dem mehr slawisch gerwordenen<br />

Gotteshause auf dem Petersberge in einem gewissen Gegensatze. Wieder<br />

hatte einmal der Bau der Jakobskirche jenen von Sankt Peter weit überholt, da setzte ein<br />

übermütiger Steinmetz an der dem Dome zugekehrten Seite des Turmes eine recht<br />

merkwürdige" Figur: das „unartige Männchen von Sankt Jakob", diese in Stein gehauene<br />

Aufforderung des' Götz von Ber-lichingen, eine Gestalt, die den nackten Hinterteil gegen<br />

den Petersberg zu reckt, volkstümlich geworden unter dem Namen der „Bub von Sankt<br />

Jakob". <strong>Aus</strong> dem 16. Jahrhundert stammt auch die Minoritenkirche mit der eigenartigen<br />

Lorettokapelle. Sehenswürdig sind die Deckengemälde und die zur Weihnachtszeit<br />

aufgestellte große Krippe. Neben den kirchlichen Bauten entstand 1511 das Rathaus mit<br />

seinem wunderbaren Portal und dem charakteristischen Turm. Es gibt auch dieses<br />

Gebäude Zeugnis davon, daß das Brünner Bürgertum, die schweren Zeiten überwunden<br />

hatte und nun wieder über genügend Mittel zum Neubau eines Rathauses verfügte.<br />

Allerlei Sagen umwehen den ehrwürdigen Bau. Da hängt in einem Torbogen der Brünner<br />

„Lindwurm", den ein tapferer Ritter in der Umgebung <strong>Brünns</strong> erlegt haben. soll und von<br />

dem manch Märlein erzählt wird. In Wirklichkeit ist dieser „Drache" ein Nilkrokodil, von<br />

dem sich nicht mehr feststellen läßt, wann und wie es nach Brünn kam. In demselben<br />

Torbogen hängt das hölzerne Rad, das einst ein Wagnermeister in ' Eisgrub an einem<br />

Tage aus dem Holze einer frischgefällten Birke verfertigt hatte und es vor sich herrollend<br />

am gleichen Tage noch vor Schluß der Stadttore aufs Brünner Rathaus brachte. <strong>Aus</strong> der<br />

Rückwand des Rathauses in der Schwertgasse blickt ein Kopf mit schmerzverzogenem<br />

Antlitz. Die Sage meldet, daß dort ein Ratsherr, der sich an den Gemeindegeldern<br />

vergriffen hatte, lebendig eingemauert worden sei. Nicht nur bedeutende öffentliche<br />

Bauten wurden aufgeführt, auch stattliche Bürgerhäuser entstanden in jener Zeit. Noch<br />

heute steht da und dort eines dieser Patrizierhäuser, in deren Torbogen die Jahreszahl<br />

der Erbauung eingemeißelt wurde, und auch der Adel errichtete prächtige Bauten —<br />

nicht immer zur Freude der Stadt, da in der Begleitung der Adeligen allerhand<br />

unerwünschtes Volk in die Stadt Einlaß fand.<br />

Im Jahre 1517 schlug Luther in Wittenberg seine '95 Thesen an. Die neue Lehre gewann<br />

auch in Böhmen und Mähren zahlreiche Anhänger. In Brünn fand sie ebenfalls Eingang;<br />

die Zahl ihrer Anhänger war bedeutend und die Kirche von Sankt Jakob sogar ein<br />

protestantisches Gotteshaus geworden, in dem protestantische Geistliche predigten. Die<br />

Brünner zeigten sich in Glaubenssachen duldsamer als viele andere Städte. Es kam hier<br />

nicht zu so schweren Konflikten, wie man sie anderwärts erlebte. Waren auch die<br />

österreichischen Erblande katholisch geblieben, so ging es doch nicht ohne Zugeständnisse<br />

an die Protestanten ab. Unter Kaiser Ferdinand I. (1558—1564) herrschte in<br />

Österreich Mäßigung. Es kamen auch protestantische Schulmeister nach Brünn.<br />

Maximilian II. (1564—1576)) gestattete in seinen Erblanden den „Herrn und Rittern freie<br />

Religionsübung; die Protestanten machten auch in Brünn Fortschritte. Rudolf II. (1576—<br />

1612) begann die Zugeständnisse seines Vaters aufzuheben und 1578 wurde überall die<br />

Zugehörigkeit zum katholischen Glaubensbekenntnis befohlen. In - demselben Jahre<br />

gründeten in Brünn die Jesuiten das Gymnasium, das im Jahre 1945 auf eine<br />

<strong>Vergangenheit</strong> von 367 Jahren zurücksah. Dieser Orden — 1540 vom Papste Paul III.<br />

bestätigt — hatte sich die Gegenreformation zum Ziele gesetzt, das er mit viel Glück und<br />

Geschick auch in Brünn verfolgte. Wie dem auch immer sei, für das geistige, bzw. kul-


turelle Leben der Stadt war die Gründung des Gymnasiums von besonderer Bedeutung.<br />

Die Studenten jener Zeit gaben freilich manchem ehrsamen Bürger Ursache zum Kopf<br />

schütteln; denn die Jesuitenschule war gewissermaßen Konkurrentin der älteren<br />

Dominikanerschule geworden und zwischen den Schülern der Jesuiten und der<br />

Dominikaner kam es mehrmals zu Zusammenstößen. So berichtet uns die Chronik von<br />

blutigen Studentenkeilereien in der Fröhlichergasse und ein andermal vor den Toren der<br />

Stadt. Jedenfalls blieben die Jesuitenschüler nicht unerfahren in der Führung der Waffen,<br />

was später einmal für Brünn noch besondere Bedeutung haben sollte.<br />

Brünn war auch im 16. Jahrhunderte eine kerndeutsche Stadt. Umso befremdlicher muß<br />

es erscheinen, daß der Landeshauptmann Carl von Zierotin sich weigerte, deutsche<br />

Eingaben, bzw. deutsche Schriftstücke des Rates der Stadt in Empfang zu nehmen und<br />

von ihm ihre <strong>Aus</strong>fertigung in tschechischer Sprache verlangte — ein Ansinnen, das keine<br />

gesetzliche Grundlage besaß und daher auch zurückgewiesen wurde. Diese Haltung<br />

Zierotins hat aber ihre tiefere Bedeutung. Zierotin galt als Beschützer der Protestanten,<br />

aber er und der übrige tschechische Adel suchte die Reformationsbewegung zur Wiederbelebung<br />

des Hussitentums und zu politischen Zwecken zu mißbrauchen. Von Seite<br />

des tschechischen Adels wurde versucht, den nationalen Streit zu entfachen und Unruhe<br />

in die Stadt zu tragen — ein Beginnen, das allerdings an dem gesunden Sinn der<br />

Einwohner scheiterte.<br />

Noch eines kriegerischen Ereignisses jener Zeit sei Erwähnung getan. Im Jahre 1529<br />

stand der Sultan des Osmanischen Reiches Soliman mit der damals unerhörten<br />

Heeresmacht von 250.000 Mann vor Wien. Vom 26. September bis zum 14. Oktober<br />

währte die Belagerung. Brünn hatte umfassende Vorbereitungen getroffen, um jeder<br />

Gefahr begegnen zu können; denn bis tief nach Südmähren hinein brannten und<br />

plünderten türkische Streif scharen, von denen einige in eine bedenkliche Nähe der<br />

Stadt gelangt waren. Mehr als einmal sah man in jenen Tagen am Horizonte den Himmel<br />

rot gefärbt, aber des Sultans Macht brach an den Mauern Wiens und als die Kunde davon<br />

in Brünn eintraf, da strömten auch hier wie in der Reichshauptstadt die Menschen in<br />

die Kirchen zum feierlichen Dankgottesdienste.<br />

VI. Kriegsnot und Bürgertreue<br />

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts herrschte auf dem Hradschin in Prag ein Fürst von<br />

eigenartigem Charakter: Rudolf II. (1576—1613). Zu Beginn seiner Regierung hob er<br />

die Zugeständnisse seines Vaters Maximilian II. an. die Protestanten auf und in den<br />

habsburgischen Erblanden wurde 1578 allenthalben das katholische Glaubensbekenntnis<br />

befohlen. Bald jedoch schien die Politik mit ihren vielerlei Ränken ihn so angewidert zu<br />

haben, daß er ihr geradezu den Rücken kehrte. Selbst mit bedeutenden<br />

wissenschaftlichen Kenntnissen ausgestattet, widmete er sich neben der Pflege der<br />

Kunst besonders der Astronomie und Alchemie, statt sich um die Regierung zu<br />

kümmern. Das gab Anlaß zu einem schweren Bruderzwist im Hause Habsburg. Rudolf<br />

II. mußte 1608 die Regierung in Österreich und Ungarn seinem Bruder Mathias<br />

übergeben, der den Protestanten in Österreich und Ungarn ziemlich bedeutende<br />

Zugeständnisse gemacht hatte. Im Jahre 1609 erließ auch Rudolf II. ein<br />

Religionsgesetz, das weitgehendste Glaubensgesetz jener Zeit, den Majestätsbrief, der<br />

den Protestanten fast volle Religionsfreiheit gab, der aber auch der indirekte Anlaß zum<br />

30jährigen Krieg wurde. Schon 1611 mußte Rudolf II. auch die böhmische Krone an<br />

Mathias abtreten und starb 1612. In Böhmen hatte indessen die Reformation weite<br />

Verbreitung gefunden. Als wegen <strong>Aus</strong>legung des Majestätsbriefes Meinungsverschiedenheiten<br />

entstanden, benützten die tschechischen Feudalherren diese<br />

Gelegenheit zu einem Aufstande, der mit dem Prager Fenstersturze am 23. Mai 1618<br />

seinen Anfang nahm, aber auch den Beginn des 30 jährigen Krieges bedeutete. Im<br />

Grunde genommen handelte, es sich um eine tschechische Adelsrebellion, die mit der<br />

Religion nicht viel zu tun hatte, wohl aber sich gegen das Deutschtum kehrte; denn der<br />

nach dem Prager Fenstersturze zusammengetretene Landtag beschloß als erstes Gesetz


unter anderem, daß vor dem Gerichte von nun an nur die tschechische Sprache gelten<br />

dürfe, daß sie die alleinige Unterrichtssprache auch für die deutschen Kinder zu sein<br />

habe und daß nur in dieser Sprache gepredigt werden dürfe. Geistliche, die sich der<br />

deutschen Sprache bedienten, sollten entfernt werden und deutsche Kinder, die des<br />

Tschechischen nicht genügend mächtig würden, sollten vom „Erbrecht an die liegenden<br />

Güter ihrer Eltern ausgeschlossen sein. Der mit dem Prager Fenstersturze begonnene<br />

„Böhmische Krieg" endete nach einer einstündigen Schlacht am Weißen Berge am 8.<br />

November 1620 mit der Niederlage der Aufständischen. Es folgten nun strenge Urteile<br />

gegen die Teilnehmer an dem Aufstande und die Hinrichtung von 22 Anführern.<br />

Diese Vorgänge in Böhmen wirkten sich natürlich auch in Mähren aus. Doch nahm das<br />

Land eine mehr zuwartende Haltung ein. Daher blieb auch die Hauptstadt von solchen<br />

Wirren, wie sie sich in Prag abgespielt hatten, verschont. Brünn vermied es, mit den<br />

Prager Adelsrebellen gemeinsame Sache zu machen und hatte als deutsches<br />

Gemeinwesen auch alle Ursache dazu. Der Bürgerschaft konnte unmöglich eine<br />

Bewegung erfreulich erscheinen, die uralte deutsche Rechte mit Füßen trat. Am<br />

allerwenigsten aber konnten hoch- und landesverräterische Pläne irgendwelche<br />

Sympathie erringen. Es war nämlich bald durchgesickert, daß Friedrich von der Pfalz,<br />

der kurzfristige König von Böhmen, die Türken ins Reich rufen wollte und an Bethlen<br />

Gabor die Aufforderung geschickt hatte, er solle „Österreich, Steiermark, Kärnten<br />

verheeren und Mähren zerstören..." Als dieser nun bis nach Preßburg heranmarschiert<br />

war, sah sich Brünn zum erstenmal bedenklich bedroht. Man wußte von der Belagerung<br />

Wiens her, wessen sich das Land von dieser Seite zu versehen hatte, dachte daher in<br />

erster Linie an die Abwehr dieser Gefahr und traf auch alle möglichen Maßnahmen<br />

hiezu. Die Brünner Bürgerschaft hatte die politischen Hintergründe der von Prag<br />

ausgegangenen Bewegung erkannt und stand in den nun folgenden schweren Zeiten<br />

treu zu Kaiser und Reich.<br />

Wohl hatte Brünn im 30jährigen Kriege das Schicksal unzähliger deutscher Städte<br />

nicht zu erleiden, aber es mußte stets auf der Hut sein und der endlose Krieg<br />

beeinträchtigte auch hier schwer das wirtschaftliche Leben, zumal die damals<br />

eingeschlagene kaiserliche Finanzwirtschaft allerhand Bedrängnisse verursachte. Im<br />

Jahre 1623 war Bethlen Gabor wieder in Mähren eingedrungen und Brünn sah sich<br />

abermals gezwungen Verteidigungsmaßnahmen zu treffen; auch 1626 bedrohte Gabor<br />

abermals das Land. Dazu kamen 1626 und 1627 auch noch Bauernunruhen. Wenn auch<br />

Brünn von direkten kriegerischen Nöten bis gegen das Ende des Krieges verschont blieb,<br />

dem wirtschaftlichen <strong>Aus</strong>wirkungen konnte es doch nicht ganz entgehen. Immerhin<br />

durften die Brünner Bürger ihrem Handwerk nachgehen und ein einträgliches, vor allem<br />

gesichertes Leben führen. Das änderte sich, als 1641 Leonhard Torstenson, einer der<br />

größten Feldherren aus der Schule Gustav Adolfs, an die Spitze des schwedischen<br />

Heeres trat; denn er gedachte durch einen Gewaltstoß nach Wien dem Kriege ein Ende<br />

zu bereiten. Im folgenden Jahre freilich schien es, als ob der Friede nicht mehr weit sei.<br />

In der Stadt traf die Nachricht ein, der Kaiser habe als Ort der Friedensverhandlungen<br />

mit Frankreich und Schweden die Städte Münster und Osnabrück bestimmt und einen<br />

nahen Zeitpunkt für den Beginn der Verhandlungen festgesetzt. Die Freude war groß,<br />

aber von kurzer Dauer, denn 1642 fiel Torstenson in Mähren ein und die Stadt machte<br />

sich auf einen Angriff gefaßt. Er sah sich aber gezwungen sein Heer nach Sachsen zu<br />

führen, wo er am 2. November bei Breitenfeld siegte. Vom kaiserlichen Heer war kaum<br />

ein Drittel übrig geblieben. Der Weg nach Wien stand offen und rührte über Brünn.<br />

Tatsächlich fiel Torstenson 1643 wieder in Mähren ein und stand bald vor der<br />

Hauptstadt. Seine Truppen verwüsteten Vororte und Vorstädte, deren Bewohner hinter<br />

die Mauern <strong>Brünns</strong> flüchteten. Durch diesen plötzlichen und unerwarteten Vorstoß war<br />

die Stadt auf das höchste gefährdet. Die damals ungenügenden Verteidigungsmaßnahmen<br />

ließen über den <strong>Aus</strong>gang einer Belagerung wenig Zweifel übrig.<br />

Noch einmal aber wurde die Stadt durch der Eintritt eines besonderen Ereignisses<br />

gerettet. Torstenson mußte sich gegen Dänemark wenden, das sich mit dem Kaiser<br />

gegen Schweden verbündet hatte. Daher kehrte er Brünn den Rücken. Obwohl durch


Gicht beinahe gelähmt und in einer Sänfte getragen, eilte er mit unheimlicher Schnelle<br />

nach Norden, schlug die Dänen und zwang sie zum Frieden.<br />

In Brünn hatte man sich indessen von dem nicht geringen Schrecken erholt, man ging<br />

rasch an den Wiederaufbau der vor den Mauern der Stadt zerstörten Anwesen und in<br />

kurzer Zeit waren die Spuren des schwedischen Überfalles verschwunden. Es kam<br />

allerdings manche Kunde nach Brünn, die die Bürger bedenklich stimmte und<br />

veranlaßte, nicht nur die Verteidigungswerke in Stand zu halten, sondern auch sich<br />

selbst im Gebrauche der Waffen zu üben. So traf 1644 die Nachricht ein, Georg Rakoczy,<br />

der Nachfolger Bethlen Gabors, habe im Einverständnisse mit seinem Oberherren, dem<br />

türkischen Sultan, die Magyaren gegen den Kaiser zu den Waffen gerufen. Man mußte<br />

sich zwar wieder auf einen Einbruch feindlicher Scharen in Mähren gefaßt machen, aber<br />

Brünn selbst, die feste Stadt, konnte einem solchen Gegner wohl widerstehen und ließ<br />

sich nicht allzu sehr beunruhigen, zumal sie ihn von früheren Jahren her kannte. Anders<br />

freilich wurde die Lage, als Torstenson abermals in Böhmen einrückte, im März 1645 die<br />

kaiserliche Armee bei Jankau schlug und nun gegen Brünn marschierte.<br />

Der schwedische Feldmarschall meinte jetzt, den Weg nach Wien offen zu haben. Daß<br />

Brünn auf diesem Wege lag, schien ihm nicht viel auszumachen. Indessen war die Kunde<br />

vom Anmarsch der Schweden eingetroffen. Die Lage war ernst. Die Niederlage des<br />

kaiserlichen Heeres, das fast gänzlich aktionsunfähig geworden war, ließ bei einer<br />

längeren Belagerung der Stadt Hilfe oder Entsatz nicht in <strong>Aus</strong>sicht stehen. Außer den<br />

waffenfähigen Männern der Einwohnerschaft gab es in Brünn nur eine geringe<br />

militärische Besatzung und auch die sonstigen militärischen Hilfsmittel waren nicht allzu<br />

groß. Dennoch waren die Brünner zum äußersten Widerstand entschlossen.. Die Stadt<br />

hatte nämlich einen Kommandanten bekommen, der nicht nur als tüchtiger Kriegsmann<br />

bekannt war, sondern dessen umsichtige Vorkehrungen für die Verteidigung den<br />

Einwohnern Vertrauen und Zuversicht einflößten. Es war dies Radwit de Souches, der<br />

übrigens evangelischen Glaubens war. Zunächst wurden die Stadtmauern an<br />

verschiedenen Stellen verbessert, sogar mancherlei neue Verteidigungsanlagen und<br />

Vorwerke errichtet und andere Verstärkungen durchgeführt. Ebenso wurden auch die<br />

Festungswerke auf dem Spielberge verstärkt. Ein besonderes Augenmerk widmete de<br />

Souches auf eine gesicherte Verbindung des Spielberges mit der Stadt. Zu diesem<br />

Zwecke ließ er einen gedeckten Weg von der Stadt zum Spielberg errichten, der sich<br />

während der Belagerung ausgezeichnet bewährte. Zu diesen Befestigungsarbeiten<br />

wurden Tag und Nacht alle Männer der Stadt herangezogen: Studenten werkten neben<br />

den Handwerksgesellen, Meister neben ihren Lehrlingen, alles legte Hand an. In<br />

umsichtiger Weise wurden auch mancherlei andere Vorsichtsmaßregeln ergriffen um<br />

gegen alle Zufälle geschützt zu sein. Vor allem traf man Schutzmaßnahmen gegen<br />

Feuersgefahr. Leicht entzündliche Holz- oder Strohdächer wurden abgetragen, die<br />

Dachböden mußten „entrümpelt", von allem Brennbaren befreit und mit einer starken<br />

Sandschicht bedeckt werden. Auf den Dachräumen, aber auch in allen Stockwerken<br />

wurden Wasserbottiche aufgestellt. Die Frauen hatten dafür zu sorgen, daß sie stets<br />

gefüllt blieben. Sie stellten auch die Brandwachen, während die Männer auf den Mauern<br />

standen. Unsere Brünner Frauen und Mädchen jener Zeit waren ein recht tapferes und<br />

unternehmungslustiges Geschlecht. Als während der Belagerung in der Stadt das<br />

Gemüse rar wurde, da erspähten sie bald eine schwache Stelle der schwedischen<br />

Einschließung und benützten die günstige Gelegenheit, um gegen die Neustift und<br />

Grillowitz zu auch einen „<strong>Aus</strong>fall" zu machen und unter dem Schutze der Waffen aus den<br />

dortigen Gärten bzw. von den Feldern frisches Gemüse in die Stadt zu holen. Mehr als<br />

einmal eilten Frauen und Mädchen auch hinter den ausfallenden Verteidigern der Stadt<br />

vor die Mauern, um Kraut, Kohl und mancherlei anderes „Grünzeug" zu holen. Radwit<br />

de Souches stellte Später den wackeren Brünnerinnen, die sich auch der Pflege der<br />

Verwundeten und Kranken mit viel Geschick gewidmet hatten, manch ehrendes Zeugnis<br />

aus, zumal durch ihre Geistesgegenwart und Wachsamkeit manches Brandunglück<br />

verhindert worden war. Der Kommandant hatte auch dafür gesorgt, daß es den<br />

Verteidigern, nicht an Munition mangelte und hatte Vorsorge getroffen, daß alles nötige


Material zur Pulverbereitung beschafft wurde. Schließlich war die Versorgung mit<br />

Lebensmitteln ebenfalls nicht außer acht gelassen worden, so daß die Brünner während<br />

einer mehr als dreimonatigen Belagerung niemals allzu empfindlichen Mangel litten und<br />

auch für einen guten Trunk nach des Tages Mühe und Kampf war stets gesorgt.<br />

In den ersten Tagen des Mai 1645 nahten die Schweden. Da und dort im flachen<br />

Lande stiegen Brandwolken auf und nachts leuchteten Feuer brennender Anwesen aus<br />

der Umgebung der Stadt zu den Männern auf den Wällen herüber. Bald hausten die<br />

Schweden wild in den Vorstädten, die arg zerstört wurden. Torstenson forderte die<br />

Übergabe der Stadt und drohte Brünn, falls es sich nicht ergäbe, zu einem Schutthaufen<br />

zu machen und die Einwohner ohne Unterschied über die Klinge springen zu lassen. Mit<br />

kurzen stolzen Worten wies Radwit de Souches das Ansinnen der Schweden ab.<br />

Torstenson meinte, er werde das „Rattennest", wie er Brünn nannte, und die „Kalte<br />

Kuchel", wie er den Spielberg bezeichnete, in wenigen Tagen eingenommen haben. Er<br />

sollte sich bitter täuschen; denn schon nach den ersten Angriffen auf die Mauern mußte<br />

er einsehen, daß Brünn nicht so leicht zu erobern sei und der schwedische Marschall war<br />

gezwungen, sich zu einer regelrechten langwierigen Belagerung einzurichten. Auf den<br />

Mauern der Stadt standen tapfere todesmutige Männer, die jeden Sturm der Feinde<br />

blutig zurückwiesen. Studenten und Bürger, Meister und Gesellen, ja selbst Lehrjungen<br />

wetteiferten miteinander an Mut und Tapferkeit. Torstenson ließ die Stadt heftig<br />

beschießen, aber auch das konnte die Verteidiger nicht erschüttern. Steinkugeln, die in<br />

den Mauern des Spielberges, in den Resten der Stadtbefestigung hinter der<br />

Handelsschule in der Elisabethstraße steckten und früher auch in den Mauern mancher<br />

alter Häuser zu sehen waren, erinnern an jene schweren Tage, da der Schwede<br />

Hunderte von Kugeln, darunter auch viele Brandgeschosse, in die Stadt geschickt hatte.<br />

Die Belagerung zog sich von Woche zu Woche dahin, sehr zum Verdrusse Torstensons.<br />

Die Lage der Schweden war nämlich trotz ihrer ungeheuren Übermacht und ihrer<br />

Überlegenheit, an Geschützen und sonstigem Kriegsmaterial gar nicht so sicher; denn in<br />

der Nähe <strong>Brünns</strong> standen mehrere feste Burgen, von denen aus der Feind in recht<br />

unangenehmer Weise beunruhigt wurde und dabei oft empfindliche Verluste erlitt.<br />

Namentlich von Pernstein und von Eichhorn aus wurde den Schweden mehr als einmal<br />

übel mitgespielt und manche ihrer Abteilungen, die auf dem Lande requirieren und<br />

plündern wollten, kamen schlimm zugerichtet oder gar nicht mehr zurück.<br />

Die Stimmung im schwedischen Belagerungs-Heere des Generals Torstenson war<br />

durchaus nicht rosig; denn mehr als einmal wurden die Stellungen der Schweden von<br />

außen her durch kühne Reiterabteilungen durchbrochen, die Munition und anderes<br />

Kriegsmaterial in die Stadt brachten, um an anderer Stelle die Stadt zu verlassen, die<br />

Stellungen der Schweden zu überrennen und in den Wäldern nördlich der Stadt zu<br />

verschwinden. Torstenson wurde dadurch gezwungen, die Stadt im weitesten Umkreis<br />

einzuschließen und so seine Truppen weit auseinander zu ziehen. Dennoch gelang es<br />

ihm nicht immer, solche Unternehmungen zu verhindern. Wohl erhielt Torstenson durch<br />

die Scharen Rakoczys, der erneut in Mähren eingebrochen war, Verstärkung, aber auch<br />

das Erscheinen dieser halbwilden Hilfsvölker führte den schwedischen Feldherrn zu<br />

keinem Erfolge.<br />

Von Tag zu Tag gerieten die Schweden in eine stets schlimmer werdende Lage. Sie<br />

hatten nicht nur Verluste an Verwundeten und Toten, sondern auch Krankheiten<br />

verminderten den Stand ihrer Truppen, deren Verpflegung immer schwieriger wurde, da<br />

das Land ringsum durch Plünderungen zu ausgesogen war, um das Belagerungsheer<br />

ernähren zu können. Man darf nicht vergessen, daß gegen Ende des Krieges der Troß<br />

der Armeen so angewachsen war, daß auf 1000 Kämpfer 2000—3000, ja manchmal<br />

sogar 4000 Troßleute kamen.<br />

Inzwischen hatte aber auch Rakoczy auf Geheiß des Sultans mit dem Kaiser Frieden<br />

geschlossen und seine Truppen erhielten den Befehl, in die Heimat zurückzukehren.<br />

Dazu kam noch der Umstand, daß sich Torstensons gesundheitlicher Zustand während<br />

der Belagerung immer mehr verschlechterte. Freilich, auch in Brünn machte sich allerlei


empfindlicher Mangel bemerkbar. Mancher wackere Streiter war für seine Heimatstadt<br />

gefallen und die Zahl der Verwundeten war ebenfalls nicht gering. Die Verpflegung<br />

begann schon einige Sorgen zu bereiten und auch, die Munition wurde knapper.<br />

Mancher mutige Bote hatte die Stadt verlassen und war trotz der engen feindlichen Einschließung<br />

über die schwedische Stellung hinausgelangt und bis nach Wien gekommen,<br />

um Nachricht von der Lage der Stadt zu bringen. Trotzdem aber wankte die Bereitschaft<br />

der Brünner, ihre Stadt zuhalten, nicht einen Augenblick.<br />

Da beschloß der schwedische Feldherr am 15. August des Jahres 1645, am Tage Maria<br />

Himmelfahrt, noch einmal alle Mittel und alle vorhandenen Kräfte zu einem letzten<br />

gewaltigen Sturm auf Brünn einzusetzen. Der ob seiner Mißerfolge vor Brünn und ob<br />

seiner Gicht wütende General tobte und fluchte voll ohnmächtigen Zornes gegen die<br />

Stadt. Um 12 Uhr mittags müsse sie genommen sein, verlangte er von seinen Offizieren,<br />

sonst ziehe er noch heute ab und alle träfe die Schande. Er schwur gotteslästerlich, er<br />

wolle nicht Mann noch Greis, nicht Weib noch Kind schonen und nicht einen Stein auf<br />

dem anderen stehen lassen und versprach den Soldaten, sie könnten in der eroberten<br />

Stadt plündern nach Herzenslust. Schon im frühen Morgengrauen des 15. August<br />

begannen die schwedischen Kanonen zu donnern. Unzählige Geschosse flogen gegen die<br />

Stadt, Brandkugeln schlugen ein, schon stiegen in der Stadt da und dort Flammen auf<br />

und am Ende der Breiten Gasse (später Jesuitengasse) klaffte eine weite Bresche in der<br />

Stadtmauer. Allein Frauen und halbwüchsige Jungen, Kinder noch, löschten die Brände,<br />

andere von ihnen füllten Säcke mit Schutt und Sand und Steinen und schleppten sie zu<br />

der Bresche, diese zu füllen. Auf den Trümmern der Mauern aber standen die wackeren<br />

Brünner Studenten, stand ihr Fähnrich Muschka mit der blauen Studentenfahne, die das<br />

Bild der Himmelskönigin schmückte in der Linken, den Degen in der Rechten und mitten<br />

in der todesmutigen Schar stand auch der Rektor und Jesuitenpater Sredonius mit hoch<br />

erhobenem Kreuze. Hier setzte der Hauptsturm der Feinde ein, aber immer wieder<br />

trieben die tapferen Verteidiger die stürmende Übermacht zurück. Stundenlang währte<br />

der Kampf. Gar mancher Student sank tot oder verwundet zu Boden, das Häuflein<br />

lichtete sich bedenklich und das lange Ringen ermüdete die treue Schar. Radwit de<br />

Souches, der überall dort erschien, wo der Kampf am stärksten tobte, erkannte die<br />

Gefahr, die an dieser Stelle der Stadt drohte. Rasch raffte er an einem anderen Orte so<br />

viel Bürger zusammen, als er nur konnte, und eilte den hartbedrängten Studenten zu<br />

Hilfe. Noch einmal brachen die Schweden zum Sturme vor — da, mitten im erbittertstem<br />

Kampfe begannen die Glocken zu läuten. War es Mittag? Die Schweden horchten auf und<br />

wichen zurück. Vergebens suchten ihre Offiziere, sie mit blanker Klinge gegen die<br />

Mauern zu treiben. Die Soldaten folgten ihnen nicht mehr Der Feind flutete in sein Lager<br />

zurück, entmutigt und murrend ob der schweren Verluste und wegen der vielen<br />

Entbehrungen und Mühsale einer nutzlosen Belagerung.<br />

Der letzte Sturm der Schweden war abgeschlagen. Niedergedrückt von den<br />

Mißerfolgen einer mehr als dreimonatlichen Belagerung und erschöpft von schwerer<br />

Krankheit, saß Torstenson in seinem Zelte. Er wußte, der Widerstand! <strong>Brünns</strong> hatte dem<br />

Kaiser Zeit gegeben, von neuem ein Heer in Stand zu setzen, das den Belagerern<br />

bedrohlich werden mußte. Verdrossen und mutlos umstanden ihn seine Offiziere. Sein<br />

Kriegsruhm war vor den Mauern <strong>Brünns</strong> zu Ende. Mürrisch gab er den Befehl zum<br />

Abmarsch. Kurze Zeit darauf legte er das Kommando über die Armee nieder.<br />

Und so sahen am nächsten Morgen die Brünner das schwedische Heer abziehen.<br />

Freude erfüllte die Stadt und ihre Bewohner eilten frohen und frommen Sinnes in die<br />

Kirchen, um Gott dem Herrn und der heiligen Jungfrau aus tiefstem Herzen für Sieg und<br />

Rettung zu danken.<br />

Eine fromme Legende erzählt, daß die Glocken der Brünner Kirchen statt um 12 Uhr<br />

schon um 11 Uhr von selbst hätten zu läuten begonnen und daß über der Stadt die<br />

Himmelskönigin erschienen sei, ihren Mantel wie zum Schutz über Brünn ausbreitend.<br />

Wie dem auch immer sei: In schwerer K r i e g s n o t hatte sich die B ü r g e r t r e u e<br />

unserer ebenso tapferen wie frommen Vorfahren glänzend bewährt. (BHB 1949/1950)

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