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Aus Brünns Vergangenheit

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Dörfern verjagt, und an ihrer Stelle setzten sich die Hussiten fest. Dadurch wurde die<br />

weitere Umgebung <strong>Brünns</strong> tschechisch, der deutsche Zuzug geschwächt, während die<br />

tschechische Einwanderung nach Brünn, vom tschechischen Adel unterstützt, begann.<br />

Welchen Umfang die Zerstörungen und die Verluste der Deutschen damals erreichten,<br />

kann man aus der Tatsache ermessen, daß die deutschen Gebiete von Brünn und<br />

Olmütz vorher einst zusammenhingen und von den zwischen den beiden Städten<br />

liegenden 60 deutschen Ortschaften nur die allen Brünnern wohlbekannte und gern<br />

besuchte Wischauer Sprachinsel übrigblieb mit den Orten Gundrum, Swonowitz,<br />

Rosternitz, Lissowitz, Kutscherau, Hobitschau und Tereschau. Dennoch blieb Brünn eine<br />

deutsche Stadt, die auch später den hussitischen Böhmenkönig Georg von Podebrad<br />

ablehnte und dafür von ihm 1467 belagert wurde, ohne daß es ihm gelang, den<br />

aufrechten Sinn der Brünner Bürger zu beugen.<br />

In jene Zeit fiel auch der Besuch <strong>Brünns</strong> durch einen der berühmtesten Kanzelredner<br />

des Jahrhunderts: Johann von Capistran. Er wurde 1451 als päpstlicher Legat nach<br />

Deutschland, Böhmen und Mähren geschickt und predigte auch in Brünn. Noch heute<br />

sieht man an der Außenseite des Domes die Kanzel, von der aus er zu den Tausenden<br />

sprach, die sich zu seinen Predigten einfanden. An der Südseite des Franzensberges<br />

hinter den letzten Häusern der Rohrergasse steht noch heute ein Turm der damaligen<br />

Stadtmauer, den Capistran bewohnt hatte. Rund 11.000 Hussiten soll er bekehrt haben.<br />

Er war nicht nur ein Prediger von europäischem Ruf, sondern auch ein tapferer Mann,<br />

der 1456 vor Belgrad mit dem Kreuz in der Hand die schon wankenden Krieger von<br />

neuem gegen die Türken führte und so wesentlich zum Siege beitrug. Er wurde 1694<br />

selig-, 1724 von Papst Benedikt XIII. heiliggesprochen.<br />

Die Hussitennot und die ständigen Wirren unter Georg von Podebrad hatten dem<br />

einstigen Wohlstand der Stadt mancherlei Abbruch getan. Teuerung machte das Leben<br />

schwierig. Das Handwerk litt Mangel an Arbeit und der Kaufmann scheute den<br />

Handelsverkehr wegen der Unsicherheit der Straßen. Es fehlte an Zahlungskräftigen, für<br />

die Handel und Handwerk die Hände hätten rühren können. Die Brünner Bürger aber<br />

verloren selbst in dieser Zeit des sittlichen, geistigen und wirtschaftlichen Niederganges<br />

nicht den Mut und es ist ein Zeichen ihres tapferen aber auch frommen Sinnes, daß<br />

gerade im 15. Jahrhundert aller Not zum Trotz der Dom umgebaut wurde und seine<br />

heutige Grundform erhielt. Auf dem Felsen des Petersberges über dem Franzensberge<br />

thronend, ist er ein Wahrzeichen unserer Heimatstadt, aber auch ein Symbol der<br />

Hoffnung und einer besseren Zukunft für uns. (BHB 1949)<br />

V. Neuer Aufstieg<br />

Furchtbare Wunden hatten die Hussitenkriege dem Lande Mähren geschlagen. Nur ganz<br />

allmählich und unter Aufbietung aller Kräfte konnten die schlimmen Folgen der<br />

jahrzehntelangen blutigen Wirren überwunden werden. Das Land beruhigte und erholte<br />

sich wieder und die Bürger Brüünns schritten unverzagten Mutes daran, die ihrem<br />

Gemeinwesen, dem Handwerke und Handel zugefügten Schäden zu beseitigen. Ihr<br />

eiserner Fleiß, ihre <strong>Aus</strong>dauer, ihre Tüchtigkeit und Unternehmungslust bewältigten alle<br />

Schwierigkeiten, die sich immer wieder dem Wiederaufbau entgegenstellten. Wie das<br />

wirtschaftliche Leben sich abermals erneuerte, so nahm auch das kulturelle Leben einen<br />

besonders erfreulichen Aufschwung. Hiezu mag auch das Aufblühen der Künste<br />

und Wissenschaften in Deutschland seinen Teil beigetragen haben; denn Brünn war nicht<br />

nur der Hauptort Mährens, sondern noch immer eine kerndeutsche Stadt und die durch<br />

die Kriege abgerissenen Beziehungen zum Reiche wurden wieder aufgenommen. Es war<br />

die Zeit, da auch in Deutschland sich neues Leben regte, da dort die großen<br />

humanistischen Gelehrten wirkten, die berühmten Astronomen das Sonnensystem<br />

entdeckten, Bildhauer und Baumeister unsterbliche Werke schufen und Künstler wie<br />

Dürer und Holbein lebten, deren Schöpfungen die Welt heute noch bewundert. Das alles<br />

blieb nicht ohne Einfluß auf das Leben in unserer Heimatstadt.<br />

Der neue Aufstieg äußerte sich in den Bauten, die damals in Brünn aufgeführt wurden<br />

und heute noch Zeugnis geben, wie unsere Vorfahren nicht nur alle Schwierigkeiten zu

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