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Aus Brünns Vergangenheit

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III. Vor den Toren der Stadt.<br />

Bevor wir in der Geschichte der eigentlichen mauerumgürteten Stadt fortfahren, wollen<br />

wir einen <strong>Aus</strong>flug vor die Tore <strong>Brünns</strong> in die Vorstädte und Vororte unternehmen.<br />

Während sich die Stadt in den nun kommenden Zeiten mancher Feinde tapfer erwehrte,<br />

erlebten die Vorstädte und Vororte gar oft bitterböse Zeiten und mehr als einmal gingen<br />

sie in Flammen auf. Ihre Bewohner aber fanden Schutz hinter den festen Mauern.<br />

Wie die Stadt selbst rein deutsch war, so waren auch die vielen Ried-, Flur- und<br />

Ackernamen vor den Toren deutsch und behielten besonders südlich <strong>Brünns</strong> ihre alten<br />

Bezeichnungen bis in die jüngste Zeit.<br />

Am Südfuße des Spielberges liegt Altbrünn, ebenso alt wie die Stadt selbst — ja die<br />

Altbrünner behaupten, ihre Siedlung sei sogar noch älter. Jedenfalls entstand Altbrünn<br />

als eigener Ort und blieb ein solcher bis in die neuere Zeit. Altbrünn hatte sein eigenes<br />

Rathaus und sein eigenes Wappen mit Ziehbrunnen, Rose und Traube im Felde. Wohl<br />

gab es auch in Altbrünn seit jeher tüchtige und fleißige Handwerker, aber ursprünglich<br />

betrieben seine Bewohner doch meist Landwirtschaft. So deutete der Ziehbrunnen auf<br />

die bis heute südlich von Brünn betriebene Gemüsegärtnerei. Und welch prächtiges<br />

Gemüse wurde da gebaut! Es war eine Freude, über den Krautmarkt zu gehen, wenn auf<br />

den Verkaufsständen die blendend weißen Rosen des Karfiols leuchteten, die sauber<br />

geputzten Krauthäuptl, die Kohlrabi, die Gurken, Salat, Spinat und andere Erzeugnisse<br />

der fleißigen Gemüsegärtner sich zu Bergen türmten und im Herbst alle Arten herrlichsten<br />

Obstes feilgeboten wurden ... Die Rose im Altbrünner Wappen erinnerte an die<br />

Blumenzucht, in der die Bewohner der südlichen Vorstädte ebenfalls seit altersher<br />

Meister waren. Die Traube aber wies auf den einstigen uralten Weinbau hin. Dieser ist in<br />

der Umgebung <strong>Brünns</strong> schon im 12. Jahrhundert urkundlich nachgewiesen. Noch um<br />

1900 wurde er teilweise betrieben. Sogar auf dem Südhange des Spielberges wuchsen<br />

einst Reben. Die meisten Gärtner Altbrünns, aber auch die der anderen kerndeutschen<br />

Vorstädte Dornich, Dornrössel, Neustift, Grillowitz und Wienergasse hatten auf dem<br />

Roten oder auf dem Gelben Berge ihre Weingärten und auch in der Ebene gedieh früher<br />

ein guter Heckenwein. Wenn dann im Herbste die Weinlese kam, da wurde bald danach<br />

ausgesteckt, d. h. zur Bodenluke der ebenerdigen ländlichen Gärtnerhäuser wurde eine<br />

Stange mit einem aus Weinlaub geflochtenen Kranze hinausgesteckt zum Zeichen, daß<br />

in diesem Hause nach uraltem Rechte ein Heuriger ausgeschenkt wird. Das war wirklich<br />

noch die gute alte Zeit, da die Menschen bei einem guten Tropfen fröhlich waren, ohne<br />

irgendwie auszuarten.<br />

Altbrünn weist manches geschichtlich interessante Gebäude auf. Im 14. Jahrhundert<br />

wurde die schöne gotische, in Kreuzesform erbaute Augustinerkirche und das<br />

dazugehörige Kloster gegründet. Ursprünglich ein von einer Königin errichtetes<br />

Frauenkloster, wurde es bei der Aufhebung vieler Klöster durch Kaiser Josef II. in ein<br />

Männerkloster, Augustinerstift umgewandelt. Die Erinnerung an die königliche Stiftung<br />

lebte im Volke noch fort in der Bezeichnung Königskloster, obwohl es eigentlich<br />

Königinkloster heißen mußte. <strong>Aus</strong> dem Augustinerstift ging der berühmte Forscher und<br />

Begründer der Vererbungslehre Gregor Mendel hervor. Nach ihm wurde später der Platz<br />

vor dem Kloster benannt und ihm daselbst ein Denkmal errichtet. Noch besteht das<br />

Gärtchen, in dem Mendel an verschiedenen Pflanzen seine berühmten<br />

Kreuzungsversuche unternahm, und noch kann man das Bienenhaus sehen, das<br />

ähnlichen Versuchen diente; auch die bescheidne Wohn- und Studierstube wird gezeigt,<br />

wo er seine für die Wissenschaft und für die Landwirtschaft so hochbedeutsamen<br />

Ergebnisse seiner Forschungen niederschrieb. In dem für die Besucher dieser Stätte<br />

aufgelegten Buche haben unter anderen über hundert japanische Besucher ihre Namen<br />

eingetragen.<br />

In Altbrünn steht auch das älteste Wirtshaus <strong>Brünns</strong>, der Gasthof „Zum blauen Löwen".<br />

Es wird schon in dem aus dem 13. Jahrhundert stammenden Stadtrecht <strong>Brünns</strong> erwähnt.<br />

In den 700 Jahren seines Bestandes hat es manchen berühmten und seltenen Gast<br />

gesehen, auch manche fürstliche Persönlichkeiten, wie zum Beispiel die Kaiserin Maria<br />

Theresia und Kaiser Josef II. Viele andere einst bedeutende Gebäude stehen heute nicht

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