Aus Brünns Vergangenheit
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„Germania" die erste genaue Kunde über unsere germanischen Vorfahren gibt,<br />
weiß viel Rühmenswertes von ihnen zu sagen und nennt ihr Land die<br />
„Vormauer Germaniens". Wann sie ins Land kamen, steht nicht genau fest, aber<br />
um Christi Geburt waren sie schon da und blieben durch 500 Jahre die einzigen<br />
Bewohner. Die Quaden waren ein kulturell hochentwickeltes Volk, das schon<br />
feste Plätze und manchen über die Grenzen des Landes hinaus bekannten Ort<br />
besaß. Der beste Geograph des Altertums Ptolomäus, der im 2. Jahrhundert<br />
nach Christus zu Alexandria in Ägypten gewirkt, hatte und zugleich ein<br />
ausgezeichneter Astronom und Mathematiker war, nennt uns mehrere solche<br />
Orte. Einer derselben war Eburodunum. Er lag an derselben Stelle, wo heute<br />
Brünn liegt. Der bekannte Altertumsforscher und beste Kenner der<br />
germanischen <strong>Vergangenheit</strong> Mährens Heinrich Kirchmayer zeigt in seinem<br />
ausgezeichneten Werke „Der altdeutsche Volksstamm der Quaden" in ausführlicher<br />
Weise, wie aus dieser germanischen Siedlung im Laufe der<br />
Zeit die Stadt Brünn hervorging und aus dem altgermanischen Wort<br />
Eburodunum der Name Brünn entstand. Eburodunum ist ein<br />
zusammengesetztes Wort, dessen erster Teil „Ebur" soviel wie „Eber“ bedeutet,<br />
während der Stamm des zweiten Teiles „dun" sich heute noch in der<br />
Bezeichnung „Düne" erhalten hat und dem gegenwärtigen <strong>Aus</strong>druck „Hügel"<br />
oder „Berg" gleichkommt. Somit hieße Eburodunum soviel wie Ebersberg, ein<br />
ziemlich häufiger Name. Er stimmt auch mit der Örtlichkeit recht gut überein:<br />
Brünn liegt ja auf hügeligem Gelände am Fuße des Spielberges und Eber, die<br />
beliebten Jagdtiere der Germanen gab es damals wohl genug in den sumpfigen<br />
Wäldern der unmittelbarsten Umgebung. Der Name Spielberg ist neueren<br />
Datums, aber auch da wissen wir, daß auf diesem Berge schon zur Zeit der<br />
Quaden eine Gauburg stand.<br />
Wir wollen dabei eines nicht vergessen: Die germanische Siedlung im<br />
Schutze des befestigten Berges lag leicht erreichbar von der bedeutendsten<br />
Römerstadt an der mittleren Donau, Vindobona, dem späteren Wien, wo sogar<br />
der römische Kaiser Marcus Aurelius zeitweise Aufenthalt genommen hatte und<br />
180 n. Chr. gestorben war. Es haben sich da verschiedene kulturelle<br />
Beziehungen ergeben und die unternehmenden römischen Kaufleute habenmancherlei<br />
Waren bis an den Fuß des Spielberges gebracht, wo dann wohl ein<br />
reger Marktverkehr entstand. Diese Beziehungen der beiden Orte zu einander<br />
haben sich seit jenen fernen Tagen durch die Jahrhunderte bis in die neueste<br />
Zeit erhalten. Noch eines zweiten interessanten Umstandes sei Erwähnung<br />
getan. Von allen handwerklichen Betätigungen stand die Schmiedekunst damals<br />
in höchstem Ansehen. Wie die Entdeckung der Schmelzanlagen auf den Höhen<br />
bei Ruditz und die prächtigen Funde in der Stierfelshöhle bei Kiritein beweisen,<br />
war schon damals die Brünner Gegend ein Zentrum der Eisenverarbeitung, die<br />
also hier bis in eine ferne Vorzeit reicht. Zwischen den Quaden und Römern gab<br />
es aber auch oft Krieg. Manche Kämpfe haben sich wohl auch auf Brünner Boden<br />
abgespielt Von dem befestigten Römerlager bei Muschau aus mag manches<br />
kriegerische Unternehmen bis an den Fuß des Spielberges geführt haben und<br />
einst wäre es dem Kaiser Marcus Aurelius beinahe so ergangen wie Varus im<br />
Teutoburger Walde. Ringsum eingeschlossen und in verzweifelter Lage wurde<br />
das Römerheer nach einer frommen Legende nur durch Gebet und Tapferkeit<br />
einer christlichen Legion gerettet, die dafür den Ehrennamen „legio fulminatrix",<br />
d. h. Blitzlegion, erhielt.<br />
Ein halbes. Jahrtausend waren die Quaden im Besitze des Landes, bis auch sie<br />
von den Wogen der Völkerwanderung ergriffen wurden und der größte Teil in die<br />
Alpenländer zog. Trotzdem blieben noch viele im Lande zurück, den Grundstock<br />
einer neuen deutschen Bevölkerung bildend. In das menschenarm gewordene<br />
Land wanderten die unter drückendster Herrschaft der Awaren stehenden