Aus Brünns Vergangenheit
Aus Brünns Vergangenheit
Aus Brünns Vergangenheit
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
mehr, so zum Beispiel die einstige mittelalterliche Johanniterkommende (ein Hospital),<br />
etwa an dem unteren Ende der Bäckergasse und der uralte Ypsilantihof an der Einmündung<br />
der Grillowitz- in die Bürgergasse. Einst führte auch ein Mühlgraben durch<br />
Altbrünn, an dem schon im Mittelalter eine Mühle stand. Im 15. Jahrhundert wurde über<br />
die Schwarza eine feste Steinbrücke erbaut, die „Lange Brücke" genannt. Sie verband<br />
Altbrünn mit der Vorstadt Wienergasse und wurde erst in jüngster Zeit durch eine<br />
moderne Brückenkonstruktion ersetzt. Auf der alten Brücke standen einst schöne<br />
Heiligenstatuen, die aber nachher vor der in neuerer Zeit erbauten Kirche der Barmherzigen<br />
Brüder in der Wienergasse Aufstellung fanden. In der Steingasse steht das<br />
ebenfalls bereits in der Neuzeit errichtete Kloster und Frauenspital der<br />
Elisabethinerinnen. Von Altbrünn aus führt über die Wienergasse ein uralter Verkehrsweg<br />
nach dem Süden, einst auch Kaiserstraße genannt, der schon im frühen Mittelalter die<br />
Verbindung mit Niederösterreich und hauptsächlich mit Wien herstellte. Mit der Stadt<br />
selbst aber war Altbrünn durch die Bäckergasse verbunden, die zum Altbrünner Tor<br />
führte, durch das man in die Altbrünner Gasse gelangte. Mitten in der Bäckergasse, etwa<br />
in der Gegend der Stiege zur heutigen Schulgasse herunter, stand die Heiligen-Geist-<br />
Kirche auf einem Bergvorsprung, der damals Lochenberg hieß.<br />
An Altbrünn v grenzten die Vorstädte Grillowitz und Neustift, an diese Dornich und<br />
Dornrössel. Sie bestanden schon im 13. Jahrhundert und immer war dort die<br />
Gemüsegärtnerei zu Hause. Neustift und Grillowitz gehörten zur Herrschaft Posoritz.<br />
Diese beiden Vorstädte waren eigene Gemeinden, die von ihrer Herrschaft mancherlei<br />
Freiheiten und Rechte erhalten hatten, bis sie 1850 mit der inneren alten Stadt zu einem<br />
Gemeinwesen vereinigt wurden. Noch steht in der Grillowitz das Hirschenstadl, einst ein<br />
kleines Jagdsehlößchen, an das sich die Sage vom Ritter Schembera knüpft. Dieser hatte<br />
das Minoritenkloster auf hinterlistige Weise um eine reiche Erbschaft geprellt. Zur Strafe<br />
dafür reitet er um die mitternächtliche Stunde vom Hirschenstadl auf weißem Rosse an<br />
der Minoritenkirche vorbei hinaus gegen Obrzan, wo Roß und Reiter in einem tiefen<br />
Höllenschlunde verschwinden. Dornich und Dornrössel verdanken ihren Ursprung<br />
deutschen Mönchen. Diese hatten in der Gegend des heutigen Kurnrowitz das Land urbar<br />
gemacht. In der Nähe der aus der Przemyslidenzeit stammenden Pfarrkirche stand<br />
damals ein Kloster, von dem aus die beiden Vororte — nach dem Wald und Gestrüpp<br />
gerodet waren — angelegt wurden.<br />
Noch zwei andere Vorstädte verdanken ebenfalls ihre Entstehung der Kulturarbeit<br />
deutscher Mönche: die Zeile und der Radlas. Sie wurden schon im 13. Jahrhundert von<br />
dem einstigen Prämonstatenserkloster in Obrowitz angelegt. Dieses Kloster wurde von<br />
dem edlen Herrn Leo von Klobuk gestiftet und reichlich mit Gütern ausgestattet. Bei<br />
seiner Weihe im Jahre 1211 war die hl. Elisabeth von Thüringen anwesend. Sie war eine<br />
Tochter des Königs Andreas II. von Ungarn und seiner deutschen Gemahlin Gertrude. Als<br />
sie 1211 von Ungarn über Brünn an den Hof des Landgrafen Hermann auf die Wartburg<br />
zog, kam sie gerade zur Weihe des Obrowitzer Klosters zurecht. Zeile und Radlas waren<br />
deutsche Siedlungen; denn die Prämonstratensermönche warendeutsche Ordensbrüder,<br />
die die von ihnen gegründeten Orte mit deutschen Menschen besiedelten. Eine<br />
ebenfalls ursprünglich rein deutsche Siedlung war die Vorstadt Schutta, die heutige<br />
Kröna, wo schon im Mittelalter ein Hospital stand.<br />
Die deutschen Vororte <strong>Brünns</strong> — weiter von der Stadt entfernte, in fruchtbarer Ebene<br />
gelegene selbständige ländliche Gemeinden — können sich ebenfalls eines hohen Alters<br />
rühmen. Sie liegen südlich der Stadt, die sauberen deutschen Dörfer: Kumrowitz,<br />
Obergerspitz, Untergerspitz, Priesenitz, Nennowitz, das einst dem damals von deutschen<br />
Mönchen bewohnten Kloster Selehrad gehörte, Schöllschitz, Morbes und Mödritz, wo im<br />
13. Jahrhundert eine Burg der Olmützer Bischöfe stand. Manches Zeugnis spricht von<br />
dem hohen Alter dieser Siedlungen, so z. B. die Königsmühle zwischen Kumrowitz und<br />
Nennowitz. Sie reicht in ihrer Entstehung bis ins 13. Jahrhundert, und ihr Name erinnert<br />
heute noch daran, daß sie ein Königsgut der Przemysliden war.<br />
Deutsche Menschen hatten das Land urbar gemacht, fruchtbare Felder angelegt und<br />
einen Kranz blühender deutscher Dörfer erbaut. Sie hatten den Hussitensturm und die<br />
schwere Schwedenzeit überstanden, und in manch anderen schlimmen Lagen den Mut