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Interkulturelle Systemische Therapie und Beratung

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Aus der Praxis 325<br />

Die Entwicklung in anderen Ländern hat<br />

gezeigt, dass interkulturelle Qualität in<br />

der psychosozialen Versorgung im Wesentlichen<br />

ein strukturelles <strong>und</strong> damit<br />

nur bedingt ein fachliches Problem ist.<br />

Veränderungen werden daher neben der<br />

Qualifizierung Einzelner in erster Linie<br />

über die Gestaltung günstiger Rahmenbedingungen<br />

zu erreichen sein. Einen Prozess,<br />

wie er schlagwortartig mit „Öffnung<br />

der Dienste“ beschrieben wird, gilt es<br />

dazu schrittweise zu initiieren (Hegemann<br />

2008).<br />

Fazit<br />

Kultursensible systemische <strong>Therapie</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Beratung</strong> ist für uns in erster Linie eine<br />

Haltung. Diese drückt sich aus in<br />

" der Beachtung kultureller Unterschiedlichkeiten<br />

" einer fragenden engagierten Neutralität<br />

<strong>und</strong> Neugier, die es ermöglicht,<br />

Menschen mit unterschiedlichem kulturellen<br />

Hintergr<strong>und</strong> respektvoll <strong>und</strong><br />

wertschätzend zu begegnen<br />

" anregenden, neugierigen Fragen, die<br />

Veränderungen ermöglichen <strong>und</strong> die<br />

Entwicklung neuer Narrative anstoßen.<br />

Mit einer therapeutischen Begleitung aus<br />

einer solchen Haltung heraus werden<br />

Klienten mit Migrationserfahrung ermutigt,<br />

ihre Kulturkompetenz, ihre Ressourcen<br />

<strong>und</strong> ihre Resilienz für die gemeinsame<br />

Er-Findung einer zukunftsweisenden, lebendigen,<br />

dynamischen Lebenserzählung<br />

<strong>und</strong> Familiengeschichte besser zu nutzen.<br />

Eine solche Haltung eröffnet Therapeuten<br />

die Möglichkeit, in der interkulturellen<br />

therapeutischen Begegnung eigene Kulturkompetenzen<br />

zu erweitern <strong>und</strong> neue<br />

interessante Aspekte der globalisierten<br />

Welt kennenzulernen <strong>und</strong> so ihr eigenes<br />

Leben zu bereichern.<br />

Cornelia Oestereich<br />

Dr. med., Psychiaterin, Psychotherapeutin,<br />

Familientherapeutin.<br />

Ärztliche Direktorin<br />

einer psychiatrischen<br />

Klinik mit Fachabteilungen<br />

für Allgemeinpsychiatrie<br />

<strong>und</strong> Psychotherapie,<br />

Suchterkrankungen,<br />

Gerontopsychiatrie sowie<br />

Kinder- <strong>und</strong> Jugendlichenpsychiatrie <strong>und</strong> -psychotherapie.<br />

Lehrtherapeutin (SG) <strong>und</strong> Lehrende<br />

Supervisorin (SG) am NIS – Niedersächsisches<br />

Institut für <strong>Systemische</strong> <strong>Therapie</strong> <strong>und</strong> <strong>Beratung</strong><br />

Hannover e. V.; Vorsitzende der <strong>Systemische</strong>n<br />

Gesellschaft (SG) Deutscher Verband für<br />

<strong>Systemische</strong> Forschung, <strong>Therapie</strong>, Supervision<br />

<strong>und</strong> <strong>Beratung</strong> e. V.<br />

Thomas Hegemann<br />

Dr. med., Facharzt für Psychiatrie,<br />

Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie<br />

<strong>und</strong> Psychotherapeutische<br />

Medizin,<br />

Vorstand des Bayerischen<br />

Zentrums für Transkulturelle<br />

Medizin in München,<br />

Trainer der ISTOB-<br />

Management-Akademie.<br />

Arbeitsschwerpunkte: Organisations- <strong>und</strong> Personalentwicklung<br />

für öffentliche Dienstleister,<br />

Führungs- <strong>und</strong> Managementberatung, interkulturelle<br />

Kompetenz <strong>und</strong> Kommunikation.<br />

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Heruntergeladen von: Thieme Verlagsgruppe. Urheberrechtlich geschützt.<br />

PID 4/2010 · 11. Jahrgang · DOI http://dx.doi.org/10.1055/s-0030-1265906 Migration

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