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Aufgabe „Offenes Pflaster“

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<strong>Aufgabe</strong> <strong>„Offenes</strong> <strong>Pflaster“</strong><br />

Bei einer wasserdurchlässigen Befestigung einer Garageneinfahrt mit Rasengittersteinen<br />

können die Niederschläge wieder im Erdreich versickern und in die Grundwasserströme<br />

gelangen. Dadurch bleibt der Wasserkreislauf erhalten und die Niederschlagswasser<br />

werden nicht direkt über den Kanal in die Flüsse abgeleitet.<br />

Das linke Bild zeigt einen solchen<br />

Rasengitterstein. Er besteht aus<br />

wasserdurchlässigen Öffnungen<br />

und wasserundurchlässigen<br />

Betonteilen. Der 40 x 60 x 10 cm<br />

große Rasengitterstein besteht aus<br />

6 gleichartigen offenen<br />

Pflastersteinen. Das rechte Bild<br />

zeigt Form und Maße eines dieser<br />

offenen Pflastersteine.<br />

a) Herrn Meiers Garageneinfahrt ist 8 m lang und 6 m breit. Wie viele solche<br />

Rasengittersteine werden benötigt?<br />

b) Wie viel Prozent der gesamten Garageneinfahrt bestehen dann aus den<br />

wasserdurchlässigen Öffnungen?<br />

c) Herr Meier entdeckt auf einer Palette<br />

im Hof eines Baumarktes einen Stapel<br />

mit Rasengittersteinen (s. Bild). Wie<br />

viele Rasengittersteine befinden sich<br />

auf der Palette, wenn sie lückenlos<br />

aneinandergereiht auf der Palette<br />

aufgestapelt sind? Erläutere, wie du<br />

deren Anzahl bestimmst.<br />

d) Kann man mit einem LKW mit 7,5 Tonnen Ladegewicht alle benötigten Rasengittersteine<br />

in einer Fahrt anliefern? (Dichte von Beton: 2,3 g/cm3).<br />

Lege dar, wie du zu deiner Lösung gekommen bist.


Teilaufgabe a) gehört zur Leitidee Messen. Zu ihrer Lösung müssen zuerst der<br />

<strong>Aufgabe</strong>ntext sinnentnehmend gelesen und relevante von irrelevanten Informationen<br />

unterschieden werden (dies ist ein wesentlicher Teil der Kompetenz Kommunizieren). Die<br />

Übersetzung der Realsituation in die Mathematik (ein Teil der Kompetenz Modellieren)<br />

ist durch die Zeichnung eines Pflastersteins teilweise geleistet, es fehlt aber noch eine<br />

geometrische Repräsentation der Garageneinfahrt. Mit Hilfe einer solchen Repräsentation<br />

(Kompetenz Darstellungen verwenden) muss dann der - sehr einfache - Lösungsplan<br />

zurechtgelegt werden (Beziehung zwischen Garageneinfahrt und Rasengittersteinen<br />

herstellen - dies gehört zur Kompetenz Probleme lösen). Dann wird gerechnet (Kompetenz<br />

symbolisch/technisch/formalesArbeiten, hier ebenfalls sehr einfach), und das Ergebnis<br />

(200) wird dann in die Realsituation zurückübersetzt (erneut Kompetenz Modellieren).<br />

Wegen der Lese-Anforderungen wird diese Teilaufgabe in Anforderungsbereich II<br />

eingeordnet.<br />

Teilaufgabe b) gehört in erster Linie zur Leitidee Messen, wobei durch die<br />

Verhältnisbildung auch die Leitidee Zahl involviert ist. Es müssen zwei Flächeninhalte<br />

berechnet und zueinander in Beziehung gesetzt werden. Involviert sind wieder<br />

Kommunizieren, Modellieren, Probleme lösen, Darstellungen verwenden und<br />

symbolisch/technisch/formales Arbeiten. Die Lese-Anforderungen und die Mehrschrittigkeit<br />

verweisen auf Anforderungsbereich II.<br />

Teilaufgabe c) eröffnet einen neuen Problemkontext. Da es um eine Anzahlbestimmung<br />

geht, gehört die <strong>Aufgabe</strong> zur Leitidee Zahl. Anhand des Fotos (Darstellungen verwenden)<br />

ist eine einfache Zählstrategie zu entwerfen (Probleme lösen) und zu erläutern<br />

(Kommunizieren). Die nötige Übersetzung Realsituation H Mathematik (Modellieren) ist<br />

hier trivial. Diese Teilaufgabe kann man noch bei Anforderungsbereich 1 verorten.<br />

Teilaufgabe d) gehört zur Leitidee Messen und ist etwas komplexer. Es muss aus den<br />

verstreut gegebenen Informationen das Gewicht aller benötigten Rasengittersteine<br />

berechnet und das Ergebnis mit dem Ladegewicht des LKWs verglichen werden. Die<br />

benötigten Kompetenzen sind Kommunizieren (Text lesen und Antwort darlegen),<br />

Modellieren (Übersetzen der Situation in Rechnungen und Interpretieren des Ergebnisses<br />

in der Realität), Probleme lösen (einen passenden Lösungsgang zurechtlegen) und<br />

symbolisch/technisch/formales Arbeiten (diverse Rechnungen ausführen). Ob die<br />

geforderte rechnerische Begründung bereits eine nennenswerte Ausprägung der<br />

Kompetenz Argumentieren ist, ist eher zu verneinen. Wegen ihrer Mehrschrittigkeit lässt<br />

sich diese <strong>Aufgabe</strong> in Anforderungsbereich II einordnen.<br />

Insgesamt ist die <strong>Aufgabe</strong> keineswegs ungewöhnlich, dennoch hebt sie sich durch ihre<br />

breiteren Kompetenzanforderungen von den üblichen <strong>Aufgabe</strong>n ab. Hier ist eine<br />

wichtige Erläuterung angebracht, die für alle Kapitel dieses Buches gilt. Wenn wir über<br />

„in die <strong>Aufgabe</strong> involvierte Kompetenzen" oder „für die <strong>Aufgabe</strong> erforderliche<br />

Kompetenzen" reden, so liegt eine kognitive<br />

Analyse der <strong>Aufgabe</strong> auf theoretischer Ebene zu Grunde. Am Beispiel von<br />

Teilaufgabe a): Wer die <strong>Aufgabe</strong> auf welchen Wegen auch immer löst, muss<br />

den Text verstehen, einen Lösungsweg zurechtlegen, mit Darstellungen<br />

umgehen, dir Situation mathematisieren, muss rechnen und das Ergebnis<br />

interpretieren. Wie im Detail gerechnet wird, welche Darstellungen im<br />

Einzelnen verwendet werden, wie der Bezug zwischen Form und Größe der<br />

Garageneinfahrt sowie Form und Größe der Rasengittersteine mental<br />

hergestellt wird, all das ist Sache des einzelnen <strong>Aufgabe</strong>nbearbeiters.


Ähnliches gilt für die Einordnung in die drei Anforderungsbereiche, auch sie<br />

geschieht auf theoretischer Ebene. Insofern kann die <strong>Aufgabe</strong> a priori in das<br />

dreidimensionale Kompetenzmodell eingeordnet werden. Natürlich ist es<br />

dann hochinteressant zu sehen, wie Individuen die <strong>Aufgabe</strong> lösen, welche<br />

unterschiedlichen Vorgehensweisen erkennbar sind. Hier drei<br />

Schülerlösungen zu Teilaufgabe a):<br />

Schüler 1 macht sich eine genaue Vorstellung von der Garageneinfahrt und erkennt, wie viele<br />

Steine jeweils nebeneinander passen, nämlich 10 bzw. 20. Dies führt folgerichtig zum Ergebnis<br />

10 • 20 = 200.<br />

Schüler 2 betrachtet nur die Flächeninhalte, nicht die Flächen selber. Er kommt so auch zum<br />

richtigen Ergebnis 200, hat dabei aber nicht mitbedacht, ob man womöglich Steine zerteilen<br />

müsste.<br />

Schüler 3 berechnet ebenfalls nur die Flächeninhalte, nimmt jedoch für die Rasengittersteine<br />

offenbar eine andere Form an. Die verwendete Formel und die Division durch 6 deuten<br />

darauf hin, welche Form das war: Er betrachtet nur ein einzelnes Achteck. Das Ergebnis<br />

ist naturgemäß falsch, vorsichtiger: Die Zahl 360 beantwortet eine andere, hier nicht gestellte<br />

(da nicht sinnvolle) Frage (Welche kann das sein?).<br />

(Quelle: Praxisbuch Bildungsstandards Mathematik: konkret (Broschiert) von Werner Blum, Christina<br />

Drüke-Noe, Ralph Hartung, Olaf Köller)

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